Die Katze im Sack: Der Weg zu einer gesunden Katze
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Über dieses E-Book
Kaum einer weiß, wie es um die Gesundheit deutscher Katzen bestellt ist. Sie werden in diesem Buch erschreckende Wahrheiten lesen, die die Katzenwelt in einem anderen Licht erscheinen lassen. Aber nicht die Katzen an sich sind an dem Dilemma schuld, sondern der Mensch. Wir müssen erkennen, dass durch Unwissen, Dummheit, Ignoranz oder aus reinem Profitstreben täglich in Deutschland unzählige Katzen ihr Leben lassen. Viele davon wären zu retten gewesen, wenn bereits im Vorfeld einige Dinge beachtet worden wären. Wo kommen süße, kleine Katzenbabys überhaupt her? Wie können Sie im Vorfeld eine gesunde Katze erkennen? Welche Erkrankungen gibt es? Wie sehen diese aus? Wie oft kommen sie vor? Woher holt man sich am besten eine Katze? Was kostet eine Katze? Welche Katzen sind die gesündesten? Bekommt jeder, der eine Katze möchte, auch eine? Was ist überhaupt ein Züchter? Sind Tierheimkatzen tatsächlich kränker als teure Rassekatzen? Ganze Heerscharen an Anwälten und Gutachtern werden mittlerweile mit den Streitigkeiten zwischen Katzenverkäufer und Käufer beschäftigt, und alle leben gut davon. Nur nicht die Katzen. Tauchen Sie ein in die undurchsichtige Welt der Katzenzüchter, der infektiösen Katzenkrankheiten und den täglichen Kampf des Tierarztes gegen Rechtsanwälte und kranke Katzen.
Zum Inhalt:
Das Vorwort des Autors
Die Katze und der Mensch an sich
Die Katzensuche
Das Tierheim
Der Tierschutzverein
Der Bauernhof
Der Züchter
Die Crazy-Ladies
Die gesunde Katze
Die Gefahren für den Menschen
Giardien
Würmer
Chlamydien
Toxoplasmen
Pilz
Tollwut
Die Gefahren für die Katze
Ohrmilben
Katzenschnupfen
Katzenseuche
FeLV
FIV
Coronavirus
FIP
Der Katzenkauf
Die Grundbedingungen
Die unbedenkliche Katze
Der Wert einer Katze
Die Rechtsschutzversicherung
Der Katzenzüchter vor Gericht
Der Katzenhalter vor Gericht
Das richtige Vorgehen
Das Fazit
Die Lustig-Bunte-Katzenwelt
Das Katzen-Forum
Die lustigen Emails
Die Formulare
Der Test
Dr. med. vet. Michael Streicher, Fachtierarzt für Kleintiere, studierte und promovierte in Giessen. Seine Assistenzarztzeit absolvierte er in Kleintierkliniken in Frankfurt, Mönchengladbach und Hannover. Seit 2009 gehört er zu den wenigen Spezialisten in Deutschland, die sich ausschließlich dem Wohle der Katze verschrieben haben. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zum Thema Katzenkrankheiten und Inhaber der Katzen-Praxis bei Frankfurt, wo er mit seinem Team Tiermedizin ausschließlich für die Katze betreibt.
Wie schon in seinem ersten Buch, Die Katze und ihr Doktor, nimmt Dr. Michael Streicher auch diesmal kein Blatt vor den Mund. Die Wahrheit muss auf den Tisch und die Katze aus dem Sack. Viel Spaß beim Lesen, auch wenn es manchmal nicht spaßig ist.
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Buchvorschau
Die Katze im Sack - Michael Streicher
http://www.athene-media.de
Das Vorwort des Autors
Und noch ein Ratgeber: Die Katze im Sack – wie originell. Katzen-Ratgeber gibt es in Hülle und Fülle, mit vielen bunten Bildern und reichhaltigen Anleitungen zur Eigenbehandlung. Die wenigen Katzenmedizin-Ratgeber, die es gibt, beschränken sich auf die wesentlichen Erkrankungen, ohne tatsächlich dem Leser größere Geheimnisse zu verraten. Auch ich werde Ihnen in diesem Buch keine Geheimnisse verraten, aber Fakten, die zwar allgemein bekannt sind, die aber dennoch kaum ein Katzenhalter oder auch Züchter weiß. Damit haben Sie einen enormen Informationsvorsprung, den Sie sich zunutze machen können. Sehen Sie dieses Buch nicht als Fachbuch, auch wenn es tatsächlich eines ist. Es ist bewusst nicht gespickt mit Schautafeln, Schaubildern, Diagrammen und Tabellen. Das Lesen des Buches soll Spaß machen und dennoch informativ sein. Ich führe viele Beispiele aus der Praxis an, damit Sie erkennen, dass die Probleme nicht aus der Luft gegriffen sind. Ein Teil der Arbeit als Katzentierarzt besteht aus Diskussionen mit Menschen, die gar nicht zum Kundenstamm zählen. Egal, ob es ein Züchter ist, der nach Preisrabatten fragt oder uns für einen positiven Virenbefund seiner verkauften und bei uns vorgestellten Welpen verflucht. Oder die Anfrage einer unbekannten Dame, die schon seit Jahren mit ihrer Katze wegen Durchfall zum Tierarzt geht und nun von uns per Email die endgültige Diagnose haben möchte, obwohl wir die Katze noch nie gesehen haben. Der größte Anteil der täglichen Arbeit beschränkt sich jedoch auf die Behandlung und Diagnostik infektiöser Erkrankungen, die aus schlechter Haltung hervorgegangen sind. Nachfolgend ein kleiner Auszug aus der heutigen Nachmittagssprechstunde, aus dem Sie einen guten Überblick über die Tätigkeit eines Katzentierarztes bekommen:
Peterle, 9 Monate: Augenausfluss. Diagnose: Herpesviren- und Chlamydienbefall
Herkunft: Züchter
Susi, 2 Jahre: Durchfall. Diagnose: Coronavirusausscheider
Herkunft: Hobbyzucht
Barbara, 3 Jahre: Chronische Racheninfektion und Schnupfen. Terminvereinbarung für Abstriche aus Nase und Rachen sowie Biopsie
Diagnose: Calicivirusinfektion
Herkunft: Tierheim
2 Katzenwelpen: 2. Impfungen RCP/T
Anton, 6 Monate: Durchfall
Diagnose: Giardienbefall
Herkunft: Tierschutzverein
Pauli, 2 Jahre: dicker Bauch
Diagnose: FIP
Herkunft: Züchter
Felix, 12 Jahre: Zubildung Rücken
Biopsie: Verdacht auf Fibrosarkom
Terminvereinbarung für Operation
Mäxchen, 16 Wochen: Atembeschwerden, zugequollene Augen, Husten, Fieber, Lahmheit
Stationäre Aufnahme für Infusion und Medikamentenverabreichung
Diagnose: Katzenschnupfen
Herkunft: Hobbyzucht
Ronnie, 5 Jahre: seit Aufenthalt in Tierpension gelegentlicher Durchfall
Diagnose: Giardienbefall
Fratz, 15 Monate: Hautveränderungen
Diagnose: Microsporum canis
Herkunft: Züchter
Donald, 4 Monate: Durchfall
Hausbesuch1Diagnose: Coronaviren + Giardien
Herkunft: Tierschutzverein
Hausbesuch2Lisel, 17 Jahre: Einschläferung aufgrund eines Tumors im Mundbereich
Hausbesuch3Bruno, 7 Jahre: Impfung
Hausbesuch4Fauchi, 9 Monate: Kratzt am Auge.
Diagnose: Hornhautulcus,
Herpesvirusbefall
Herkunft: Top-Züchter
Hausbesuch5Pupsi, 16 Wochen: eigentlich Impfung, aber starken Durchfall
Diagnose: Coronavirusbefall
Herkunft: Hobbyzucht
Hausbesuch6Hausbesuch7Felix, 9 Jahre: Einschläferung aufgrund Lungenmetastase nach Nierenkarzinom
Sammy, 5 Jahre: Impfung
So geht es am nächsten Tag munter weiter. Die Missstände, die in diesem Buch angeprangert werden, bescheren den Tierärzten Wohlstand und Reichtum. „Warum regt der sich denn so auf. Der soll doch froh sein, dass die Katzen alle krank sind." So sagte mir mal ein Züchter, als ich ihn auf die katastrophalen Zustände in seiner Zucht aufmerksam machen wollte. In gewisser Weise hat er natürlich recht: Tierärzte leben von kranken Katzen. Um als Tierarzt aber gut leben zu können, genügen uns auch die Erkrankungen, die unausweichlich sind: Diabetes mellitus, Nierenerkrankungen, Schilddrüsenüberfunktionen, Tumore, Zahnerkrankungen und viele mehr. Nicht zu vergessen sind auch die Maßnahmen der Prophylaxe zur Krankheitsvermeidung. Wir Tierärzte werden vermutlich die Katzenwelt nicht verbessern. Es gibt auch andere Missstände in unserem Land, die es mehr wert wären, beseitigt zu werden. Wenn aber jeder für sich, jeder der eine Katze hat, eine Katze möchte, oder Katzen in die Welt setzt, nur ein wenig von dem beherzigt, was hier geschrieben steht, haben wir vielleicht in einigen Jahrzehnten optimale Bedingungen in der Katzenwelt. Primär soll dieses Buch aber Spaß beim Lesen bereiten, Einblicke in die nicht immer heile Welt des Tierarztes ermöglichen und Ihnen bei der unermesslichen Anzahl von Infektionserkrankungen der Katze als Stütze dienen. Letztendlich wird sich zeigen, ob dieses Buch Katzeninteressenten davon abhält, die Katze im Sack zu kaufen. Vielleicht schreckt es aber auch davon ab, die Katze im Sack zu verkaufen.
Bevor Sie die Katze aus dem Sack lassen, gibt es viel zu lesen.
Die Katze und der Mensch an sich
Die Katze zählt zu den wenigen Haustieren, wenn nicht sogar zu dem einzigen Haustier überhaupt, an welches keine Ansprüche gestellt werden. Manche Katzenhalter sind bereits froh, wenn die eigene Katze nicht kratzt, beißt oder zumindest regelmäßig die Katzentoilette benutzt. Dass man alle drei Jahre neue Tapeten braucht, und auch das Sofa bereits nach einigen Wochen Federn lässt, ist zu verzeihen. Was würde man mit seinem Hund machen, der plötzlich während des Streichelns zubeißt und seine Krallen an der eigenen Hand schärft? Oder der von seinem Spaziergang ein Kaninchen mitbringt, das in Todesangst und stark blutend durch die Wohnung gejagt wird? Warum darf das die Katze? Oder besser gefragt: Warum lässt sich die Katze das nicht verbieten? Oder noch besser gefragt: Warum lassen wir uns das gefallen? Wenn der Nachbar nicht rechtzeitig seinen Schnee vom Gehweg fegt, wird er beschimpft und verklagt. Wenn der millionenschwere Fußballstürmer über Wochen nicht das Tor trifft, erhält er Drohungen, dass er um Leib und Leben fürchten muss. Wehe, ein Kind schreit im Restaurant. Direkt fühlen sich viele berufen, ihre eigenen Erziehungsmethoden zum Besten zu geben. Wenn aber die Katze auf den Teppich kotzt, und das macht sie gerne und fast nie auf die Fliesen, dann nehmen wir das stillschweigend hin. Ein Hund dagegen, den man während des Brechvorganges erkennt, wird am Nackenfell vom teuren Flokati gezerrt. Versuchen Sie das mal mit Ihrer Katze. Eine Katze, die Sie von einer für Sie ungünstigen Brechstelle verscheuchen möchten, wird sich eine noch viel ungünstigere aussuchen. Ein Beispiel: Sie sehen, nein, Sie hören, wie Ihre Katze den Brechvorgang einleitet. Das ist nicht zu überhören. Warum die Katze sich nicht einfach still und leise in einen Raum verdrückt, um sich dort ihres Mageninhaltes zu entledigen, hat sie noch keinem verraten. Sie hören also, wie Ihre Katze zum Brechen ansetzt. Sie rennen auf direktestem Wege zu ihr, schubsen sie noch im Würgevorgang vom Sofa, woraufhin sie sich mit einem Satz – das Würgen wurde kurz unterbrochen – auf den Schreibtisch mit den Unterlagen für die Einkommensteuererklärung rettet. Ihr Steuersachbearbeiter im Finanzamt wird sich zwar über die verschmierten Einträge in den Formularen wundern, aber dass der Fleck direkt über der Unterschrift von Gallensäuren herrührt, und die Kruste an den Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit eingetrockneter Thunfisch ist, kann er nicht ahnen. Vielleicht riechen. Also, Schwamm drüber, es ist ja eine Katze. Das Zusammenleben zwischen Mensch und Katze ist also etwas ganz Besonderes.
Sie laden Freunde ein. Sie haben sich große Mühe mit der Tischdekoration gemacht und etwas Außergewöhnliches gekocht. Kaum haben Sie das Essen serviert, verziehen die Eingeladenen das Gesicht und rühren keinen Bissen mehr an. Warum muss die Katze aber auch ihren mit Kot verschmierten hintern direkt über die Tischdecke ziehen?
Sie stellen Ihrer Katze das Futter hin. Will sie nicht. Aber das hat sie doch jetzt die letzten Jahre so gerne gegessen. Kaufen Sie halt ein anderes. Nicht das billigste Futter, schon etwas Höherpreisiges. Will sie nicht. Ist sie etwa krank? Sie spielt, sie schnurrt, sie faucht, sie kratzt, der Toilettengang ist auch in Ordnung … Das nächste Futter. Vielleicht mag sie lieber Trockenfutter? Fehlanzeige. Das gibt es doch gar nicht. Irgendwann stehen dann siebzehn geöffnete Dosen vor Ihrer Katze. Und was macht sie? Geht an die giftige Orchidee im Wohnzimmer, kaut das Blatt ab, übergibt sich auf die Fernsehzeitung und verlangt das von ihr seit Jahren geliebte Katzenfutter. Und Sie sind froh und freuen sich.
Ich erinnere mich an eine Katze, die mit der besorgten Katzenhalterin in die Sprechstunde kam, weil die Katze schon seit Tagen keine Nahrung mehr anrührte. Nichts! Kein Essen, kein Trinken. Aber es ging ihr gut. Die Untersuchung ergab keine von der Norm abweichenden Befunde, sodass wir abwarten wollten. Nach drei Tagen saß die Katze wieder auf dem Behandlungstisch. Immer noch nichts. Weder das seit Jahren favorisierte Nassfutter, noch die trockene Variante, kein Hühnchen, Hühnerleber oder Tartar. Seltsamerweise zeigte die Waage eine Gewichtszunahme von 250 Gramm. In drei Tagen! Es ging ihr weiterhin blendend. Wo kamen nun die 250 Gramm her? Katzen können viele verrückte Dinge anstellen, aber aus Luft und Liebe Kalorien zu produzieren, das gelingt auch ihnen nicht. Wassereinlagerungen aufgrund eines Herzproblems? Eine Schilddrüsenunterfunktion? Ein schnell wachsender Tumor? Letztendlich war es der neue Nachbar im Nebenhaus, der dieser ausgehungert erscheinenden, umherstreunenden, heimatlosen, untergewichtigen, ungeliebten und von aller Welt benachteiligten Katze täglich das Beste vom Besten auf seiner Terrasse servierte. Hätte er sie auch noch ins Haus gelassen, sie wäre dort komplett eingezogen. So sind Katzen.
Auch wenn Katzen kaum unseren Schutz bedürfen, so versuchen wir doch alles, um ihnen das Leben leichter und schöner zu machen. Sei es die Dose mit wenigen Gramm Futter darin und der Petersilie obenauf, oder der extragroße Kratzbaum mit der besonders flauschigen Wohlfühlhöhle. Oft werden wir aber von der Katze enttäuscht. Während das mit Grünzeug dekorierte Premiumfutter missachtet wird, zerkaut die Katze den seit Generationen gehegten und gepflegten Bonsaibaum und legt sich anschließend in den Korb mit der Schmutzwäsche. Es ist zum Verzweifeln. Katzenhalter müssen eine ganz besondere Eigenschaft aufweisen, die sie von anderen Tierfreunden deutlich unterscheidet: Toleranz und Selbstironie. Wer nicht über sich selbst lachen kann, wenn seine Katze ihm nachts den kotverschmierten Hintern ins Gesicht drückt, oder er früh morgens barfuß auf die Leber einer in der Nacht auf dem Teppich verblichenen Maus tritt, wird nicht lange Freude an seiner Katze haben. Bei einem Hund würden wir das nicht durchgehen lassen.
Das Verhältnis zwischen Mensch und Katze ist also ein Besonderes. Menschen, die noch keinen Kontakt zu Katzen hatten, können darüber nur verwundert mit dem Kopf schütteln.
Auch die Dekorationsfreude vieler Katzenhalter kennt in den eigenen vier Wänden keine Grenzen. Vom Wasserverdunster an der Heizung in Katzenform, über Katzenkopf-Salzstreuer, Fußmatte und Klopapierhalter mit Pfotenmuster, hin zu Kissen, Lampenschirmen und Tapeten mit Katzenmotiven. Ein echter Katzenfan lebt in einer Katzenwelt.
Umso erschreckender ist es, wie wenig Zeit man sich bei der Katzenauswahl