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Feuerzeichen am Biberfluß
Feuerzeichen am Biberfluß
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eBook177 Seiten2 Stunden

Feuerzeichen am Biberfluß

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Über dieses E-Book

Den Brüdern Bernd und Peer stehen viele aufregende Abenteuer bevor, denn sie machen sich auf in die unberührte Wildnis des kanadischen Nordens. Für sie sind die gefährlichen Jagden und die geheimnisvollen Begegnungen mit Waldindianern, beinahe schon etwas Alltägliches, mit dem sie lernen zurecht zu kommen. Doch wirklich gefährlich wird es für sie, als sich die beiden Jungen in den endlosen Weiten des Nordwaldes verlaufen.-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum29. Juli 2019
ISBN9788711968673
Feuerzeichen am Biberfluß

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    Buchvorschau

    Feuerzeichen am Biberfluß - Franz Braumann

    www.egmont.com

    Die Bootsreise nach Norden

    „Und viel Glück auf der Reise!"

    John Mahon, der Chef einer der größten Getreidefar men Saskatchewans, schrie diesen Glückwunsch in das Rattern des anlaufenden Motors. Er blickte dem anrollenden Ford-Combi nach und schwenkte lachend seine Mütze, bis eine Wolke von Straßenstaub das Auto verhüllte.

    „Tapfere Leute, diese Breuers! Die werden auch oben im rauhen Northwood nicht untergehen", brummte er anerkennend. Dann wandte sich John Mahon ab und schritt zu der großen offenen Garage hinüber, vor der ein riesenhafter Mähdrescher zur Reparatur stand.

    Über der endlosen kanadischen Getreideprärie, halbwegs zwischen Winnipeg und Battleford, lag ein milder, milchblauer Herbsttag. Man schrieb bereits den zehnten September, und im äußersten Norden der kanadischen Getreidezone stand der Weizen goldbraun und erntereif, soweit das Auge blicken konnte.

    Bill Breuer, der am Steuer des ratternden Fordwagens saß, sagte schmunzelnd zu seiner Frau: „Eine glückverheißende Ausfahrt ist das, meinst du nicht auch?"

    Sie hatte gerade etwas ganz anderes gedacht. Jetzt nickte sie gefaßt: „Gebe Gott, daß wir alle wohlbehalten aus dem wilden Norden zurückkehren!"

    „Aus dem wilden Norden – wie du das sagst! gab der Fahrer gutgelaunt zurück. „Vierhundert oder fünfhundert Kilometer nordwärts bringen uns noch lange nicht bis zum Eismeer hinauf, Frau!

    Sie zuckte die Achseln: „Aber doch in einen einsamen und unbekannten Urwald mit Wölfen, Elchen, Bären und..."

    „ . . . und wilden Indianern, wolltest du sagen, Bill schüttelte jetzt nachsichtig den Kopf. „Ich habe mich genau informiert – du wirst dort oben den ganzen Winter über keinen einzigen Indianer zu Gesicht bekommen. Die bleiben in ihren Reservationen, wo sie die Regierung durchfuttert. Die Northwood-Gesellschaft hat mir darüber genaue Auskunft gegeben, bevor ich den Vertrag unterschrieb.

    Da mischte sich aus dem Fond des Wagens der zwölfjährige Peer in die Unterhaltung: „Überhaupt besucht uns die Mounted Police jeden Monat einmal, Vater! Aber die Frau ließ sich ihre Zweifel nicht so schnell zerstreuen. „Bis die kommt, können uns längst Indianer überfallen oder ein Grizzlybär gefressen haben.

    „Und doch bist du mitgekommen, Mutter!" rief jetzt Bernd, der ältere Breuersohn, dazwischen. Dabei blitzte ihm die Unternehmungslust aus den Augen.

    „Was hätte ich anderes tun sollen? erwiderte die Frau lächelnd. „Ich kann euch drei doch nicht allein in den Nordwald reisen lassen!

    „Natürlich konntest du das nicht, Barby, nickte Bill Breuer dankbar seiner Frau zu. „Wir wollen bei dem harten Leben in diesem unermeßlichen Land doch vorwärtskommen. Wozu wäre ich sonst einst aus dem alten Europa herübergefahren?

    „Wir wollen vorwärtskommen – vorwärtskommen!" Diese Worte hingen wie eine Peitsche über allen Entschlüssen der Familie Breuer.

    Vor mehr als zwanzig Jahren war der junge Breuer aus Europa gekommen, als es schien, daß er dort drüben für eine neue Existenz nicht mehr Fuß fassen konnte. Der immer noch faszinierende Klang des Wortes ,Neue Welt‘ hatte auch ihn verlockt, sich in dem ungeheuer großen und leeren Land Kanada ein neues Leben aufzubauen.

    Doch die Zukunft, der der junge Mann entgegenträumte, ließ sich in den ersten Jahren hart genug an. Ja, wäre er Mechaniker oder Monteur gewesen, dann hätte man sich um ihn gerissen! Aber er hatte in seiner nun endgültig verlorenen Heimat als Bauer gearbeitet – und ,Farmen‘ galt in dem neuen Land, in das er gekommen war, eigentlich nur als Saisonarbeit.

    Bill Breuer, wie sich der junge Wilhelm nun nannte, hatte sich vertraglich zur Farmarbeit in den kanadischen Mittelwesten verpflichtet. Gute Entlohnung und Unterkunft während der Erntemonate waren ihm zugesichert worden. Dieser Vertrag wurde auch eingehalten, doch die Wirklichkeit war anders als seine Vorstellungen von ihr. Die Unterkunft für den Sommer bestand aus einer Wellblechhütte, in der es unter Tags glühend heiß wurde und in den Nächten stark abkühlte. In der baumlosen Getreideprärie galt ja jedes Holzbrett als eine Kostbarkeit. Ebenso zählte die gute Entlohnung nur für die eigentlichen Erntemonate vom Juni bis zum September. Für die übrigen Monate gäbe es reichlich Gelegenheitsarbeit, hatte es geheißen.

    Was war Bill Breuer vom Herbst bis zum Frühjahr nicht alles gewesen, nur um sich über Wasser zu halten!

    Cowboy und Stallbursche war ihm noch der vertrauteste der neuen Berufe. Aber dann wechselte er hinüber zum Mechanikergehilfen und wurde Mitfahrer auf einem schweren Fünfzehntonner mit Anhänger. Und zuletzt landete er in der kleinen Stadt New Leeds als Krippenbauer und Sonntagssänger. Im Juni aber zog er wieder hinaus auf die Großfarmen und in die Getreidefabriken von Manitoba.

    Die große Wende zum Besseren trat erst ein, als er sich weiter nach Westen in den Staat Saskatchewan wagte. Der Getreidefarmer John Mahon suchte einen Vorwerker seiner Betriebe fürs ganze Jahr. Endlich konnte Bill Breuer seine Braut Barby heiraten. Zwei Söhne kamen und wuchsen nun in einem festen Heim auf. Bill hatte endlich ein gewisses Ziel erreicht.

    Während er jetzt diese Erinnerungen an sich vorbeiziehen ließ, blickte er auf der endlosen Straße nach Norden. Sie war nur eine private Farmstraße und trug nicht einmal eine Asphaltdecke. Unübersehbare ab geerntete Getreidefelder glitten zu beiden Seiten zurück. Da und dort am Horizont tauchte noch wie eine Urweltspinne ein arbeitender Mähdrescher auf; die hohen Fangbalken griffen gleichmäßig wie Riesenarme in den schütter stehenden reifen Weizen.

    Bill erinnerte sich weiter: Nun war der vierzehnte Erntesommer vorüber. Wie. weit hatte er es in diesen Jahren gebracht? Er wohnte heute in einem geräumigen Holzhaus, das John Mahon gehörte. Er besaß einen schon wieder alten Ford, mit dem er samstags die Jungen von der Schule in New Leeds heimbrachte. Jedes Jahr konnte er in Urlaub fahren – nach Osten an die großen Seen und auch einmal hinunter in die Staaten — und für die alten Tage durfte er auf eine bescheidene Versicherungsrente hoffen. Wenn er nicht noch einmal etwas Besonderes anpackte, blieb es so, bis er alt und gebrechlich wurde.

    Im letzten Sommer hatte Bill Breuer die Anzeige einer Holzfirma aus dem Norden des Staates Saskatchewan gelesen, die für die Wintermonate Holzfäller suchte. Als besonderer Anreiz war hinzugefugt: „Motorsäge, Treibstoff und Werkzeuge werden kostenlos gestellt. Außerdem erhält der Bewerber eine erprobte Anleitung zum Bau eines warmen Blockhauses für den Winter."

    Sollte er noch einmal Holzfäller werden?

    Bill war in seiner Jugend zwischen riesigen Wäldern aufgewachsen. Bäume umsägen, sie von den Ästen befreien, ihre Stämme entrinden und aufstapeln – das alles war ihm zur Genüge bekannt.

    In jener Stunde hatte Bill mit einer sonderbaren Erregung beschlossen, für den kommenden Winter vom Farmarbeiter zum Holzfäller im Nordwald umzusatteln. Man mußte diesen Job einmal versuchen, dann würde man nach einem halben Jahr weitersehen.

    Als die Firma Wilkinson aus Pikford antwortete, hatte sich die ganze Familie um den Brief versammelt. Die Jungen jubelten und bauten bereits verlockende Zukunftspläne auf.

    „Holzfäller im Nordwald, das muß herrlich werden, Vater! Wir haben bald ein festes Blockhaus und ..."

    „ ... und keine Schule, ihr Rangen!" hatte die Mutter, von Anfang an wenig erfreut, eingeworfen. Daheim war Frau Breuer so tüchtig, wie es in einem Farmbetrieb nicht anders sein konnte. Sie war dem Mann überallhin zu folgen bereit. Aber wenn sie diesen neuen Plan näher überdachte, meldeten sich doch schwere Bedenken an.

    Bill Breuer hatte sich eine große Landkarte beschafft. Auch er blickte lange nachdenklich auf das unendliche Wald- und Seenplateau, das sich nördlich des Saskatchewan River bis über den Churchill River ausdehnte. Dort oben, irgendwo 400 Kilometer nördlich von der letzten Bahnstation Prince Albert, mußten die schlanken Edelkiefern stehen, die er in diesem Winter allein fällen wollte. Mindestens 1000 Kubikmeter waren zu schlagen! Dafür sollte ihm dann ein hoher Dollarsatz pro Kubikmeter bezahlt werden.

    Verdammt fern vom Süden Kanadas lag diese Landschaft. Er wußte nur allgemeine Angaben: Der Nordwald war wasserreich, sumpfig, aber auch stellenweise felsig. Die durchschnittliche Wintertemperatur lag wesentlich tiefer als in den südlichen Getreideebenen. Aber man saß ja in einem dichten, fest gebauten Blockhaus und hatte unbegrenzten Holzvorrat zum Heizen.

    Wenn er aber ins Detail ging, dann wußte er so gut wie nichts über die Lebensbedingungen im winterlichen Northwood.

    Doch die Dollars lockten. Mindestens tausend, vielleicht auch zweitausend Dollar für einen Winter im Norden, damit müßte sich später gut wirtschaften lassen! So hatte Bill Breuer schließlich an die Firma Wil kinson in Pikford eine Zusage geschickt. Und heute befand sich die Familie auf der Reise in den Nordwald ...

    Peer fragte jetzt in die Gedanken des Vaters hinein: „Werden wir heute nacht im Zelt schlafen?"

    Der Fahrer wandte schmunzelnd den Kopf zurück. „Natürlich müßt ihr Jungen es aufstellen, schon um zu beweisen, daß ihr für den wilden Norden taugt."

    ,... den wilden Norden‘ hatte der Vater gesagt! Bernd erschauerte bei solchen Worten jedesmal ein wenig. Wenn er die Getreideprärie, durch die sie jetzt fuhren, betrachtete, so konnte er es noch gar nicht fassen, daß über der waagrechten Himmelslinie im Norden bald Bäume auftauchen sollten, Wälder, grenzenlose Urwälder ohne Straßen, ohne Menschen – außer vielleicht einem Trupp wandernder Indianer, die ein neues Jagdgebiet aufsuchten.

    Im Nordwald mußte das Leben überraschender, spannender, großartiger sein. Während der Schulwochen in New Leeds hatte er zuweilen Heimweh nach Vater und Mutter, nach dem Farmhaus gehabt. Aber dort oben würde es ihn nicht befallen, da er die Eltern ja bei sich hatte. –

    Das Weizenland dehnte sich endlos Stunde um Stunde. Selten tauchte in stundenweiten Abständen ein Farmgehöft auf, ein Landhaus mit hohen, protzigen Garagen davor, umgeben von Wellblechbauten und Stacheldrahtzäunen für die wenigen Stück Milchvieh, die die Farmbewohner ernähren mußten.

    Nach hundert Kilometern Fahrt stellte Bill Breuer fest, daß hier oben die Weizenernte erst anfing. Die Reifezeit gegenüber dem Süden lag mindestens um eine Woche zurück. Nach der Karte mußte die nördlichste Grenze des Weizenanbaus bald erreicht sein.

    Zwischen den Weizenfarmen tauchten allmählich weite, bis an den fernen Horizont laufende Weideflächen auf. Die ursprüngliche baumlose Prärie zeigte sich wieder in ihrer unveränderten Gestalt.

    Endlich mündete die staubige Farmstraße in die nördliche ,Highway‘ ein, eine breite Betonstraße, die wie ein über den Horizont hinablaufendes graues Band die Prärie gegen Nordwesten hin teilte. Sie führte viele tausend Kilometer weit bis nach dem fernen Alaska und überwand dabei Gebirge und Sümpfe, Urwälder und Tundren.

    Die Reisenden mußten sich nun in einen unaufhörlich dahinrollenden Verkehr einordnen. Schwere Laster, Zehn- und Fünfzehntonner, überholten ihren alten, zittrigen Ford; mächtige Luxuslimousinen, wahre Straßenkreuzer, glitten ihnen chromblitzend entgegen. Mitten in diesem donnernden Gedröhn fühlten sich die Breuers wieder ganz unbedeutend und unbeachtet. Unsicher und fast hilflos fuhr Bill in die Herbstdämmerung hinein. Keiner der vier wagte es auszusprechen, was doch jedem auf der Zunge lag: Kehren wir lieber wieder um!

    Als Bill endlich nicht weit abseits eine Gruppe von Bäumen entdeckte, schwenkte er kurzerhand von der Highway ab. Er faßte sich jetzt wieder. „Wie gefällt euch unser erster Campingplatz? Einen schöneren könnten wir kaum finden!" rief er zu seinen Söhnen zurück. Im Grunde aber wollte er sich von der Bedrük kung befreien, die auf der Highway allmählich in ihm aufgestiegen war.

    Die Jungen sprangen jubelnd aus dem Wagen, als der Ford unter den Bäumen anhielt. Wo Wald wuchs, da fand man wohl auch Wasser. Fürs Äußerste aber hatten sich die Nordlandfahrer bereits auf der Farm mit einem Kanister Kochwasser versorgt.

    Bernd und Peer Hefen unter den silbergrauen Stämmen der Douglastannen über den trockenen, knisternden Waldboden hin. Sie fanden eine sanfte Mulde, und darin dunkelte ihnen ein Quell mit fast schwarz abfließendem Wasser entgegen.

    Im übrigen hatten sich die Breuers für das Zelten gut vorbereitet. Die Jungen hatten oft genug Camping geübt. Im Handumdrehen war das Familienzelt neben dem Ford aufgestellt. Bernd stach mit einem griffesten Spaten auch eine Feuerstelle aus. Peer trug indessen abgefallenes Dürrholz für das Lagerfeuer zusammen.

    Mutter Breuer überwand ihre eher noch zunehmende Ablehnung des verrückten Nordwald-Planes. Sie holte Proviant aus dem Wagen und rührte eine dicke Erbsensuppe an. Dazu gab es Ei und Milch aus der Dose.

    Bill Breuer aber blieb noch im Wagen sitzen, hatte das Licht angeschaltet und verglich den Kilometerzähler mit der Karte. „Bisher hat alles geklappt, Barby! rief er froh hinaus. „Wenn es keine Panne gibt, sitzen wir morgen abend bei Wilkinson in Pikford!

    Bald standen die Sterne flimmernd am kanadischen Himmel. Unter den Douglastannen zog ein kühlerer Wind hindurch, und die Nacht breitete sich unendlich friedvoll über die Nordlandfahrer. Auf der Highway dröhnten noch immer die mächtigen Überland-Laster. Das ferne Wummern begleitete die Ruhenden in Schlaf und Traum. Aus dem warmen erdbraunen Zelt flogen ihre Wünsche und Träume schon weit nach Norden – nach Norden...

    Am nächsten Morgen hustete der brave Ford eine Weile, bevor sich der Motor wieder in einem gleichmäßigen Dröhnen zurechtfand. Die frühe Luft war sehr kühl. Die vier Treeker wärmten sich dankbar an einem heißen Morgentee.

    „Willst du nicht auch gleich das Mittagessen kochen, Barb? fragte der Mann. „Wer weiß, ob wir wieder einen so günstigen Lagerplatz finden.

    So ließ Bill noch einmal den Motor einschlafen, und die Frau

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