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Das Tigerkaninchen: Glück trotz Krankheit und Katastophen
Das Tigerkaninchen: Glück trotz Krankheit und Katastophen
Das Tigerkaninchen: Glück trotz Krankheit und Katastophen
eBook194 Seiten2 Stunden

Das Tigerkaninchen: Glück trotz Krankheit und Katastophen

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Über dieses E-Book

Das Tigerkaninchen handelt von einer starken Frau, die sich lange Zeit als schwach empfand. Eine Polioerkrankung im Babyalter, ein gewaltvolles Elternhaus, jahrelange Hänseleien trieben sie nacheinander in zwei Suizidversuche. Nach zwei enttäuschenden Kurzehen begann sie durch die Frauenbewegung und der Begegnung mit einem erleuchteten Meister ein vollkommen neues Leben. Schmerzvolle sowie katastrophale Ereignisse brachten sie oft an die Grenzen ihrer Kraft, doch ging sie stets gestärkt daraus hervor. Sie entwickelte einen unbändigen Lebenswillen und entdeckte Kräfte an sich, die sie nie für möglich gehalten hätte.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum11. Jan. 2021
ISBN9783752638455
Das Tigerkaninchen: Glück trotz Krankheit und Katastophen
Autor

Sita Saphira

Sita Saphira war die mittlere von 2 weiteren Schwestern. Die Eltern waren stark kriegstraumatisiert, oft überfordert und gewalttätig. Besonders die Mutter war zu keinerlei liebevollen Gefühlen fähig. Der Vater war jähzornig, ständig verbal aggressiv und schlug nicht nur die eigenen Kinder, diese aber sehr häufig und oftmals aus nichtigem Anlass. Diese Atmosphäre lag auch in ruhigen Zeiten wie ein Damoklesschwert über der Familie. Harmonie herrschte stets vor dem Fernseher und in der Natur. Die Familie machte so oft es ging Ausflüge in die näherer und ferner Wälder und ans Meer bis in den Norden Dänemarks. Allein bei den Großeltern fühlte Sita sich sicher, angenommen und geliebt. Sie lernte einen Kaufmännischen Beruf, wechselste jedoch häufig die Branche und machte sich später mit einer Wellnesspraxis selbständig. Zwei Kurzehen waren enttäuschend. Aus der zweiten ging eine Tochter hervor. Das Leben von Sita war ein ständiges Auf und Ab der Lebensumstände, der finanziellen Situation und verletzter Gefühle. Trotz all der Höhen und Tiefen erhob sie sich aus jeder Niederlage wie der Phönix aus der Asche, hat gelernt sich abzugrenzen und zu verzeihen. Um diesen häufig schweren Weg zu bewältigen halfen ihr vor allem ihre spirituell Ausrichtung und die Begegnung mit einem indischen Meister sowie vieler anderer spiritueller Lehrer. Obwohl inzwischen unheilbar krank und im Rollstuhl lebt Sita heute ein glücklicheres Leben als jemals zuvor, mit ihren Katzen und wirklich guten Freunden, ihren Herzmenschen.

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    Buchvorschau

    Das Tigerkaninchen - Sita Saphira

    Mal.

    Kapitel 1

    Mein ganzes Leben bestand aus vielen chaotischen, sich immer wiederholenden Aufs und Abs von extrem leidvollen und extrem schönen Erfahrungen.

    In den ersten Fünfundzwanzig Jahren überwiegen die Erfahrungen von körperlicher und psychischer Gewalt. Meine Eltern waren schwer gestört und psychisch belastet. Probleme jedweder Art wurden immer durch lautes Geschrei sowie psychischer Verletzungen zum Ausdruck gebracht. Danach herrschte ohnmächtiges Schweigen. Zu einer befriedigenden Lösung kam es so gut wie nie. Das führte dazu, das die belasteten Schwingungen immer im Raum standen und wie ein Damoklesschwert über allem schwebte, bereit jederzeit herunter zu sausen. Meine gesamte Kindheit und Jugendzeit hindurch.

    In dieser angespannten Atmosphäre wuchs ich mit zwei Schwestern, einer älteren und einer jüngeren auf. Der Altersunterschied betrug in beide Richtungen in etwa vier Jahre. Dieser recht große Abstand bewirkte, dass wir so gut wie keine gemeinsamen Interessen hatten und eigentlich nebeneinander und nicht miteinander aufwuchsen.

    Im Alter von Achtzehn Monaten bekam ich Meningitis. Wenige Monate später Polio. Meine linke Seite war besonders betroffen. Zu der Zeit hatten meine Eltern noch keine eigene Wohnung. Sie lebten zusammen mit den Großeltern väterlicherseits in einer kleinen zwei Zimmerwohnung nahe beim Hafen. Meine ältere Schwester Birte schlief bei den Eltern im Zimmer. Die Großeltern hatte das andere Zimmer für sich. Aus Platzgründen wurde ich in der Küche untergebracht.

    Unter diesen Umständen ist es nicht schwer vorstellbar, welch angespannte Atmosphäre geherrscht haben muss. Kaum Privatsphäre, totale Enge gepaart mit chronischer Armut. Doch an diese Zeit habe ich keinerlei Erinnerung. Erst als ich schon zweieinhalb Jahre alt war, bekamen meine Eltern eine eigene Wohnung mit zweieinhalb Zimmern. Das halbe Zimmer teilte ich mir mit Birte.

    Als Erstgeborene hatte Birte besondere Privilegien. Bei meiner jüngeren Schwester Verena, dem Nesthäkchen, wiederholte sich dies, wenngleich auf andere Art. Als mittleres Kind fühlte ich mich häufig benachteiligt. So musste ich oft die Kleidung von Birte auftragen. Oben und unten bekamen sie stets neue Kleider. Zu Weihnachten und zum Geburtstag bekam ich so gut wie nie das, was ich mir gewünscht hatte. Nicht selten bekam ich diese Sachen mit zweijähriger Verspätung, wenn es eigentlich seinen Wert für mich längst verloren hatte.

    Meine Eltern waren beide sehr gewalttätig und schlugen uns, wann immer es ihnen beliebte. Einen konkreten Anlass dazu bedurfte dies nicht. Ihre fast ständig präsente schlechte Laune reichte aus, um uns zu verprügeln. Dabei hatte ich immer das Gefühl das meiste abbekommen zu haben. Still und leise litt ich vor mich hin und verkroch mich in meine innere Welt. Widerworte hätten nur noch mehr Schläge bedeutet. So lebte ich in meiner Fantasiewelt, wo ich so sein konnte, wie ich war und wo ich den Spaß haben konnte, der mir in meiner realen Welt versagt blieb. In eine Welt, wo meine kleine Seele nicht leiden musste.

    Die Polioerkrankung hatte zur Folge, dass ich erneut laufen lernen musste und bis zum Alter von Fünf Jahren noch oft in der Karre saß. Ich erinnere mich noch vage daran, dass am Anfang auf dem Fußboden überall Kissen lagen, damit ich mich niederlassen konnte. Je älter ich wurde änderte sich dies in häufige Maßregelungen, ich soll nicht so trampeln. Allerdings war mein linkes Bein kürzer als das rechte. Also ein schwieriges Unterfangen für mich. Fortan hinkte ich in Allem hinterher.

    Von meinem Vater hörte ich oft die Worte: „du bist ein komisches Kind. Wenn er mich geschlagen hat musste ich immer im abgedunkelten Zimmer ins Bett gehen. Mein Vater verlies das Zimmer dann wütend mit den Worten: „Gut Nacht Marie, obwohl ich doch ganz anders hieß. Ich kann mich nicht erinnern das meinen Schwestern jemals dasselbe passiert ist.

    Meine Großmutter väterlicherseits und mein Vater hatten den schönen Namen Rosita für mich ausgesucht. Durch die Bürokratie des Standesamtes wurde er allerdings in Roswitha umgewandelt. Das wäre vielleicht gar nicht weiter schlimm gewesen, hätten meine Eltern nicht einen folgenschweren Fehler gemacht. Immer wenn ich jemandem vorgestellt wurde, geschah dies auf folgende Weise: „das ist Roswitha, doch eigentlich sollte sie Rosita heißen." Solange ich im Elternhaus lebte, wieder holte sich dies mit steter Regelmäßigkeit. Das führte im weiteren Verlauf der Jahre dazu, dass ich das Gefühl hatte, nicht die zu sein, die hätte sein sollen. Nachdem es später auch noch zu folgenschweren Verwechslungen mit der Tochter gleichen Namens unserer Nachbarn kam, und ich für deren Vergehen Prügel bekam, begann ich endgültig meinen Namen zu hassen.

    Ich durfte nicht ICH sein.

    Wenn nicht gerade geschlagen oder gebrüllt wurde herrschte eine Art Pseudofrieden. Trautes Familienleben herrschte stets, wenn der Fernseher lief oder wenn wir Ausflüge machten. In den Filmen der damaligen Zeit gingen alle mit einem Happy End aus. Egal welche Probleme in der Geschichte aufgetreten waren. Noch heute liebe ich es vor der Glotze zu sitzen.

    Manchmal stundenlang. Phasenweise auch mehrere Tage hintereinander. Das gibt mir eine Art Geborgenheit und Schutz.

    Unsere recht zahlreichen Ausflüge in den Wald oder ans Meer hat mir immerhin eine tiefe Verbundenheit mit der Natur beschert, für die ich sehr dankbar bin. Dort bekomme ich Kraft und kann mich regenerieren. Besonders der Wald hat für mich etwas Magisches, Heiliges. Etwas zutiefst Tröstendes. Wogegen mir das Meer ein Gefühl von unendlicher Weite und Freiheit schenkt.

    Das früheste Erlebnis, an das ich mich erinnern kann, verlief folgendermaßen. Ich war Vier Jahre alt. Verena war geboren und lag im Kinderwagen. Mutter, Verena und ich waren auf dem Weg zu Oma. Auf dem Weg traf Mutter eine Frau, die ich nicht kannte und begann ein nicht enden wollendes Gespräch. Währenddessen machte sich meine Blase bemerkbar und ich sagte zu Mutter, dass ich mal muss. Sie nahm mich scheinbar gar nicht wahr und unterhielt sich einfach weiter, während ich zum Zeitvertreib in die Häusereingänge hinein und herauslief. Der Blasendruck wurde stärker. Noch mehrmals versuchte ich meine Mutter darauf aufmerksam zu machen. Ohne Erfolg. Da beschloss ich, um nicht in die Hose zu machen, schon mal vorzugehen und machte mich allein auf den Weg zu Oma.

    Oma fiel aus allen Wolken. Telefon gab es bei uns noch nicht. Dann klingelte es und Oma machte ahnungsvoll eine ernste Kopfbewegung. Ich versteckte mich unterm Bett, was mir natürlich nichts nützte. Mein Vater zerrte mich wütend unterm Bett hervor und begann sofort auf mich einzuprügeln und mich unsinnigerweise aufs Klo zu setzten. Schließlich hatte ich das ja erledigt.

    Dieses Ereignis ließ mich mein Leben lang nie wieder los. Ich fühlte mich völlig zu Unrecht geprügelt. Schließlich hatte ich ja mehrfach auf mein Dilemma hingewiesen. Außerdem hatte ich den Weg zu Oma ganz allein gefunden. Kein „Gott sei Dank, dir ist nichts passiert oder „toll, dass du den Weg ganz allein gefunden hast und auch kein „ich hab‘ mir große Sorgen um dich gemacht." Nur Wut, Gebrüll und Prügel.

    Vor und nach der Einschulung erfuhr ich auch von gleichaltrigen Kindern diverse Demütigungen, die auf meine Krankheit zurückzuführen waren. Noch bis zur ersten Klasse habe ich ein Bein nachgezogen. Während wir einerseits miteinander spielten und Spaß hatten, gab es ja auch Momente, wo wir uns nicht einig waren. Dann hieß es hinter Vorgehaltener Hand immer: „die ist sowieso nicht normal."

    Wenn meine Schwestern und ich tatsächlich mal etwas ausgefressen hatten, drohte Mutter immer mit den Worten: „warte bis dein Vater nach Hause kommt. Das hatte immer etwas von doppelter Bestrafung. Mutter verstand sich gut darauf Angst zu schüren. Sie verstand sich auch sehr gut darauf mich zu demütigen. Durch meine Erkrankung setzte sich auch später noch eine verzögerte Entwicklung fort. So auch in der Schule, wo ich oft verträumt aus dem Fenster schaute und nicht aufpasste. Dies wiederum bescherte mir dann Tadel, Lehrerbriefe und weitere Prügel und Demütigungen. Im weiteren Verlauf meiner Kindheit hörte ich oft die Worte: „du taugst zu gar nichts, oder auch „du bist stinkenfaul, du bist sogar zum Stinken zu faul." Ein Selbstwertgefühl konnte ich so gar nicht erst entwickeln.

    In meinem Innersten wusste ich zu dieser Zeit schon, das ich schon einmal woanders gelebt hatte und sehnte mich dahin zurück. Auch stellte ich mir in diesem zarten Alter oft die Frage: Wer bin ich wirklich? Aber niemals habe ich mit jemanden darüber gesprochen, noch hat mir jemand von solchen Dingen erzählt.

    Mutter war extrem Gefühlskalt und zu keiner Zärtlichkeit fähig. Daher habe ich keinerlei Erinnerung jemals von ihr in den Arm genommen worden zu sein. Mein Vater war zwar der, der am lautesten schreien konnte, doch war er im Grunde ein sehr einfühlsamer Mensch. Bei Filmen hat er oft geweint. Ging es allerdings um Straftäter in den Nachrichten, bei denen keiner von uns einen Mucks machen durfte, dann schimpfte er lauthals über das Strafmaß, das er für solche Leute für angemessen hielt. Sexualstraftätern solle man „das ganze Gebimmsel abschneiden."

    Unsere Wohnung war für Fünf Personen eigentlich zu klein. Vor allem unser Kinderzimmer, das gerade mal zehn Quadratmeter umfasste, eignete sich nicht zum Spielen. Es gab dort lediglich einen schmalen Gang von einem halben Meter Breite und etwa eineinhalb Meter Länge. Deshalb hielten wir uns notgedrungen im Wohnzimmer auf. Auf dem schmalen Flur indes kam man sich oft in die Quere. Mein Vater hatte es seltsamerweise oft eilig von einem Raum in den anderen zu gelangen und wehe, eine von uns stand da herum. Dann brüllte er: „KOMM, GEH. Doch meistens sagte er nur: KIEK UT." Die Stimmlage duldete keinen Widerspruch und wir zerstreuten uns hastig in alle Richtungen, wie Ratten auf einem sinkenden Schiff.

    Bei uns wurde noch die plattdeutsche Sprache gepflegt. Nun ja, wenigstens teilweise. So gut, wie jeder eben konnte. Es war mehr ein Mischmasch aus Hoch- und Plattdeutsch. Zum Teil lag das wohl auch am Ohnsorg Theater, das wir gern im Fernsehen zusammen schauten. ‚Schietbüddel‘ zum Beispiel, ein Kosewort für jemanden, den man gernhat, kann man einfach nicht auf Hochdeutsch sagen. Es würde den Sinn völlig verfremden.

    Was nun die Hänseleien der anderen Kinder im Haus betrifft, so erinnere ich mich an ein weiteres Erlebnis, als ich etwa acht Jahre alt war. Weinend kam ich nach Hause gelaufen, weil die anderen Kinder, mal wieder gesagt hatten, ich sei sowieso nicht normal. Das hat mich schon immer sehr verletzt. So auch dieses Mal. Kaltschnäuzig und hartherzig, wie meine Mutter war, sagte sie nur: „hilf dir selbst, dann hilft dir Gott." Ich war total vor den Kopf gestoßen und ab diesem Moment war das ohnehin dünne Band zu meiner Mutter angeknackst.

    Mit elf fing ich an regelmäßig zu rauchen. Meine Eltern waren beide starke Raucher. Das Wohnzimmer war ständig verqualmt und dann erst die Autofahrten. Da mein Vater sehr zugempfindlich war, durften allenfalls die winzigen Beistellfenster geöffnet werden. Oft aber auch die nicht. Die ganze Fahrt über haben beide vorn geraucht. Ich saß immer hinten in der Mitte, zwischen meinen Schwestern.

    Wenn es in der Schule ums Impfen ging, hatte ich immer besondere Angst. Es gibt drei Arten von Kinderlähmung. Ich hatte nur eine davon. Ich könnte also immer noch die anderen Arten bekommen. Das erzählte mir mein Vater bei jeder bevorstehenden Impfung und schürte damit in mir die Angst, doch noch im Rollstuhl zu landen. Nach anderen Impfungen wurde ich jedes Mal nach Hause geschickt, weil mein Arm dick anschwoll. Im Grunde lebte ich meine gesamte Kindheit von Angst zu Angst.

    Meine Pubertät begann bereits im Alter von Zwölf Jahren. Ich hatte angefangen die ‚Bravo‘ zu lesen, wodurch ich meine Aufklärung in Sachen Sexualität erhielt. Zunehmend begann ich mich sehr dafür zu interessieren. In meinem Körper entwickelten sich Gefühle ganz neuer Art, die sich verwirklichen wollten. Das trieb mich schon sehr früh zu den ersten sexuellen Abenteuern, die allerdings nur von kurzer Dauer waren. Doch der Wunsch danach berührt zu werden war stark.

    In dieser Zeit war mein Großvater väterlicherseits gestorben. In der Schule hatte ich es gerade auf die Realschule geschafft, doch nun ließ mein Lerneifer nach. Das lag gar nicht so sehr daran, dass ich das Interesse an der Schule verloren hätte, sondern daran, dass nun zwischen meinen Eltern ein offener Krieg ausgebrochen war. Birte war mit ihrem Freund und Verlobten Klaas zur Oma gezogen, damit diese eine Rundumbetreuung hatte. Somit war ich nun mit Verena, mit der mich so gar nichts verband, allein im Elternhaus. Wann immer möglich entfloh ich deshalb diesem Ort.

    Mit vierzehn begann ich täglich nach der Schule Zeitungen auszutragen und verdiente mein erstes Geld. Das machte mir Spaß und ich konnte mir Jeans, Platten und Konzertkarten leisten. Verena neidete mir das und bedrängte mich solange, bis ich sie mitnahm. Das bedeutete natürlich, das ich ihr auch etwas von meinen Einnahmen abgeben musste. So hatte ich mir das nicht gedacht. Ich ließ sie vor allem die oberen Stockwerke machen, worüber sie sich dann auch noch beschwerte. Dabei hatte ich die sonst immer selber gemacht. Das eine, was man will, das andere, was man muss. Sie hätte ja nicht mitkommen müssen. Es war schließlich mein Job.

    Verena war schon immer peinlich. Das zeigte sich besonders, wenn Birte ihren Freund mitbrachte die am Anfang mehrfach wechselten. Dann saß die tatsächlich auf deren Schoß. Auch später im Urlaub warf sie sich älteren Männern gern an den Hals. Mich hat das angewidert. So etwas macht man einfach nicht. Was mich gewundert hat war, dass meine Eltern dies wortlos geschehen ließen und keine Anstalten machten, sie davon abzuhalten. Meine beiden Schwestern waren schon immer etwas gleicher als ich. Das hätte ich mal wagen sollen, aber so dreist und aufdringlich war ich nicht. Es erschien mir einfach würdelos.

    Natürlich wurde ich auch durch die Geschehnisse in der Außenwelt beeinflusst. Make love not War, Woodstock und Hair waren Meilensteine dieser Zeit. Ich liebte Rockmusik. Je härte, desto besser. Auch die Texte griffen die Themen der Zeit auf, wie „Child in time" von Deep Purple. Ich war davon ergriffen. Es ging mir

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