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Orgelbaukunst: Festschrift für Bernhardt Edskes zum 80. Geburtstag
Orgelbaukunst: Festschrift für Bernhardt Edskes zum 80. Geburtstag
Orgelbaukunst: Festschrift für Bernhardt Edskes zum 80. Geburtstag
eBook234 Seiten2 Stunden

Orgelbaukunst: Festschrift für Bernhardt Edskes zum 80. Geburtstag

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Über dieses E-Book

Der schweizerisch/niederländische Orgelbauer, Organologe und Organist Bernhardt Edskes zählt heute zu den prägenden Persönlichkeiten der europäischen Orgelwelt. In der Fachwelt hat er sich vor allem durch seine konsequente Restaurierungspraxis und Rekonstruktionen von Orgeln aus Renaissance und Barock, aber auch durch wegweisende Neubauten einen Namen gemacht. Den Massstab für seinen kompromisslosen Qualitätsanspruch bildet die lebenslange intensive Auseinandersetzung mit dem Werk Arp Schnitgers (1648-1719) und seiner Schule. Vor diesem Hintergrund wandte er sich früh gegen die Missverständnisse der Orgelbewegung und die Erzeugnisse des «Fabrikorgelbaus». Dabei geht es ihm nicht um eine romantisierende Rückschau als Selbstzweck, sondern um die konkrete Befragung herausragender Zeugnisse der Vergangenheit im Hinblick auf die Schaffung von Neuem. Mit seinem umfangreichen Werk setzt Bernhardt Edskes ein starkes Signal im Hinblick auf eine lebendige Zukunft der europäischen Orgelkultur.

Die vorliegende Festschrift zum 80. Geburtstag von Bernhardt Edskes enthält Beiträge zahlreicher Wegbegleiter zu Leben und Werk, Schilderungen persönlicher Begegnungen sowie bebilderte Porträts seiner wichtigsten Arbeiten. Auf diese Weise entsteht ein facettenreiches Bild des Schaffens und Denkens des Jubilars.
SpracheDeutsch
Herausgeberbuch & netz
Erscheinungsdatum1. Okt. 2020
ISBN9783038053408
Orgelbaukunst: Festschrift für Bernhardt Edskes zum 80. Geburtstag

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    Buchvorschau

    Orgelbaukunst - Sietze de Vries

    Bildnachweis

    Vorwort der Herausgeber

    Bernhardt Edskes zählt ohne Zweifel zu den prägenden Persönlichkeiten des europäischen Orgelbaus der Gegenwart. Die Bedeutung seines Schaffens für die Entwicklung der Orgelkunst in den letzten Jahrzehnten kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Leidenschaft, Wissen, Kreativität, vorbehaltloser Qualitätsanspruch und vor allem eine klare künstlerische Vision bilden die Voraussetzungen für ein Lebenswerk, das heute einzigartig dasteht. Inspiriert von der reichhaltigen Orgellandschaft seiner Heimat erkannte er früh die Notwendigkeit einer Neuorientierung als Reaktion gegen die Missverständnisse der Orgelbewegung und die Resultate des «Fabrikorgelbaus». Dabei geht es ihm nicht um eine romantisierende Rückschau auf frühere Epochen als Selbstzweck, sondern um die konkrete Befragung der besten Zeugnisse der Vergangenheit im Hinblick auf die Schaffung von Neuem.

    Mit seinen zahlreichen Restaurierungen historischer Orgeln und mehr noch mit seinen wegweisenden Neubauten hat er seinen Überzeugungen sichtbaren und vor allem klingenden Ausdruck verliehen. Nichts bringt diese Überzeugungen besser zum Ausdruck als der von Bernhardt Edskes so gern zitierte Satz Gottfried Kellers: „Lasst uns am Alten so es gut ist halten. Doch auf altem Grund Neues schaffen zu jeder Stund".

    Die aussergewöhnlichen Instrumente von Bernhardt Edskes bereichern die Musikwelt und haben bereits Generationen von Interpreten, aber auch Gottesdienst- und Konzertbesucher inspiriert. Als derart Beschenkte freuen wir uns, dass wir dem Jubilar, der am 28. Oktober 2020 seinen achtzigsten Geburtstag feiert, diesen Band als ein kleines Dankeschön überreichen dürfen. Unser Dank gilt vorab allen Autoren und Autorinnen, die mit ihren ganz individuellen Beiträgen zum Gelingen des vorliegenden Werkes beigetragen haben. Nicht zuletzt gebührt unser Dank insbesondere auch Frau Petra Bitterli vom Verlag buch & netz für das grosse Engagement und die ansprechende Gestaltung und den Fotografen Stephan Kölliker und Moritz Leisen für die einfühlsame Visualisierung vieler Instrumente.

    Wir gratulieren Dir, lieber Bernhardt, sehr herzlich zu Deinem runden Geburtstag und wünschen Dir noch viele Jahre im Kreise Deiner Familie, Freunde und Instrumente.

    Zürich/Groningen im September 2020

    Dirk Trüten, Sietze de Vries

    Leben und Werk

    Bauen, was bereits existiert

    Anna Miller

    Während der Arbeiten an der Hauptorgel der Kirche Maria Frieden Dübendorf sprach Bernhardt Edskes im März 2014 mit der Journalistin und Autorin Anna Miller über das Leben, seine Philosophie und das Älterwerden.

    Bernhardt Edskes ist einer der gefragtesten Orgelbauer unserer Zeit. Der gebürtige Holländer versteht sich als Arbeiter der grossen Meister, der die Töne bereits hört, wenn sie noch nicht existieren.

    Ein nasskalter Morgen im März, Bernhardt Edskes sitzt in der Kirche Maria Frieden in Dübendorf bei Zürich und drückt die Taste aus Mammut-Horn bis zum Anschlag durch, die Luft sucht sich ihren Weg durch die Öffnung der Orgelpfeife, ein Ton erklingt. Wie er sich im Kopf von Bernhardt Edskes anfühlen muss, weiss nur er allein.

    Groningen, 1940, Bernhardt Edskes wird in die nördlichste Stadt Hollands hineingeboren, „in das Mekka des Orgelbaus. Die Eltern singen im Bach-Chor, Bernhardt saugt alles in sich auf, was mit Orgelbau zu tun hat, jede freie Minute sitzt er beim Orgelbauer im Ort in der Werkstatt. Mit 12 Jahren spielt Edskes seinen ersten Gottesdienst „auf der besterhaltenen historischen Orgel der Welt in Groningen, mit 15 Jahren wird er Hauptorganist im holländischen Uithuizen. „Das ist wie beim Fussball. Wenn du mit zwölf Jahren nicht schon alles beherrschst, dann beherrschst du es nie. Irgendwie, sagt Edskes, sei ihm das eben in die Wiege gelegt worden, „ich wusste damals schon mehr über Orgeln als ein Experte, alles fügte sich zusammen.

    Bernhardt Edskes in der Kirche Maria Frieden Dübendorf (März 2014)

    Wenn Edskes sich an eine Orgel setzt, die ihre Jahrhunderte bereits überdauert hat, wartet er so lange, „bis dieses Instrument sich selbst restauriert. Er „befragt das Instrument so lange, bis es ihm fast zu Eigen wird. „Das Restaurieren ist das Informativste, nicht der Neubau. Denn dort bereichert man sich an dem, was ein Meister bereits getan hat." Allen voran Edskes grosses Vorbild aus dem 17. Jahrhundert, Arp Schnitger, einer der berühmtesten Orgelbauer und Vollender der norddeutschen Barockorgel.

    1953 kommt die grosse Flut, dutzende Orgeln stehen in Holland unter Wasser, die Schweiz spendet Geld, die Schweizer Orgelfirma Metzler fertigt erste Entwürfe, doch den Holländern gefallen die Entwürfe nicht. Die Denkmalpflege holt Edskes. „Ich war der Brückenbauer zwischen den Kulturen", sagt er. Mit 25 Jahren wird er zum ersten Kreativ-Direktor von Metzler. Mit den Jahrzehnten baut Edskes sich einen Namen auf, internationales Renommee, letzte Woche war er in Tokio, Begutachtung einer renovationsbedürftigen Orgel, über dreissig Orgeln hat er in den letzten 40 Jahren restauriert oder neu gebaut, seine Auftragsbücher sind voll.

    Edskes arbeitet bewusst mit den ältesten Materialien, Schafsleder, Mammuthorn, Zinn, Blei, „nicht, weil wir nostalgisch sind, sondern aus der tiefen Überzeugung heraus, dass das besser ist. Jeder Zeit gehören ihre Materialien, und das Beste für eine Orgel sei nunmal das, was damals zur Verfügung stand. „Wer seine Vergangenheit nicht kennt, kann seine Zukunft nicht gestalten, sagt Edskes, er hat viele Sätze von brillanten Köpfen in sich aufgesogen, nicht, um damit zu kokettieren, sondern, um seine eigenen Wahrheiten darin zu spiegeln. Jeden Tag las sein Vater am Mittagstisch aus der Bibel vor, danach musste jedes Kind in die Runde hinein etwas erzählen, das es am Tag davor noch nicht gewusst hatte. „Das hat mich gelehrt, dass Zuhören weiser macht als Reden."

    Das Geheimnis der Edskes-Qualität liege darin, dass es keine Vorprogrammierung gebe. „Vom ersten bis zum letzten Ton wird alles hier in diesem Raum gefertigt. Damit das Instrument ausgerichtet ist auf den Ort, an dem es schliesslich klingen wird. Dabei sehe und höre er das Instrument schon, bevor es gebaut wird. „Ich gebe etwas in einen Holzkörper hinein, das ich schon in mir trage.

    Zwölf Monate arbeitet er mit seinem Team bereits an der neuen Orgel für Dübendorf, 37 Register umfasst sie, über eine Million Franken ist das neue Musikinstrument wert. Die Firma Edskes gibt eine Garantie von zehn Jahren auf jede neue Orgel, einen Zehntel der geschätzten Mindestlebensdauer. „Über hundert Jahre soll diese Orgel leben, sagt er dann, „mindestens. Die Orgel, die bisher in Dübendorf stand, hat es nur wenig mehr als 40 Jahre ausgehalten, die meisten Teile waren industriell gefertigt.

    Am Ende sei die Zeit der beste Richter. „Die Zeit alleine entscheidet darüber, was die Jahre überdauert. Natürlich, am Ende gebe er die Klänge, die er in seinem Kopf hat, in das Instrument hinein. Aber er könne auch nur das schaffen, was bereits existiere. „Von diesem romantischen Denken, dass da ein Künstler ist, der etwas Grandioses schafft, halte ich nichts. Das ist reine Selbstüberschätzung. Alles, was wir hier bearbeiten, war schon vor uns da. Wir setzen es höchstens neu zusammen.

    In zwei Jahren wird Edskes seine Firma übergeben, seine Nachfolge hat er bereits geregelt, ein junger Mann aus seinem achtköpfigen Team übernimmt das Geschäft in Wohlen im Kanton Aargau. Ab und zu sitzt Bernhardt Edskes im Rotary-Club im Kanton Aargau am Stammtisch und hört den Männern zu, wie sie über ihre Pensionierung reden und darüber, dass sie sich dann endlich ihren Hobbies widmen können. Und sagt dann, er widme sich schon ein ganzes Leben lang seinem Hobby. „In der Kunst existiert so etwas wie Pensionierung nicht. Erst im Alter hat ein Mensch doch seine ganze Reife. Er wäre verrückt, gerade dann aufzuhören."

    Bernhardt Edskes:

    Orgelbauer – Organologe – Visionär

    Dirk Trüten

    Bernhardt Edskes zählt ohne Zweifel zu den prägenden Persönlichkeiten des europäischen Orgelbaus der Gegenwart. Die Bedeutung seines Schaffens für die Entwicklung der Orgelkunst in den letzten Jahrzehnten kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Mit einer in dieser Form selten anzutreffenden Kombination von Leidenschaft, Wissen, kritischem Urteil, kunsthandwerklichem Qualitätsanspruch sowie einer klaren künstlerischen Vision hat er ein Lebenswerk geschaffen, das vorliegend nicht annähernd gewürdigt werden kann. Von seiner Liebe zur Orgel sprechen vorab seine klingenden Werke, von denen in diesem Beitrag hauptsächlich die Rede sein soll.[1]

    Daneben versteht er es, in Interviews, Vorträgen oder als Leiter von Exkursionen seine Vorstellungen sowohl dem Fachpublikum als auch interessierten Laien anschaulich zu vermitteln. Als Mitglied zahlreicher Fachgremien hat er sich immer für die Belange der Orgelwelt stark gemacht, sei es als Präsident des schweizerischen Organisten-Verbands, als Mitglied im internationalen Arbeitskreis für Orgelbaufragen und in der Arbeitsgemeinschaft schweizerischer Orgeldenkmalpflege sowie als Beirat der renommierten Arp Schnitger-Gesellschaft. Wertvoll sind auch sein Einsatz für die Ausbildung hochqualifizierter Organisten und Organistinnen als Dozent für Orgelbau an der Schola Cantorum Basiliensis und seine wissenschaftlichen Schriften zu organologischen Themen.[2]

    Bernhardt Edskes ist nicht nur Orgelbauer, sondern auch ein exzellenter Organist, was er im Rahmen zahlreicher Orgelpräsentationen, Konzerte, Rundfunk- und CD-Aufnahmen in ganz Europa unter Beweis gestellt hat. Dennoch steht für ihn, der während Jahrzehnten als Hauptorganist der Kirche St. Josef im zürcherischen Dietikon amtierte, die primäre Bedeutung der Orgel als liturgisches Instrument ausser Frage.

    All dies kann im Rahmen dieses kurzen Beitrags nicht vertieft werden, wie auch nicht seine Tätigkeit als Cem­balo­bauer, seine Leidenschaften für die bildende Kunst oder die Kunst der Zeitmessung. Stattdessen soll im Folgenden ein kurzer Überblick über sein Werk und seine Philosophie als Orgelbauer gegeben werden. Dabei erhebt diese Darstellung selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, war Bernhardt Edskes doch bislang an über 400 Orgelprojekten in verschiedenen Funktionen beteiligt. Mögen noch viele weitere hinzukommen!

    Grundlegung

    Als Bernhardt Edskes am 28. Oktober 1940 als jüngster von vier Söhnen des Juristen Albert Hendrik Edskes und seiner Frau Gritje zur Welt kam, schienen die Zukunftsaussichten düster, denn wie die übrigen Niederlande auch, war seine Heimatstadt Groningen von deutschen Truppen besetzt. Gewalt, Tod und Verfolgung prägten die Jahre bis zur Befreiung. Mehrfach erhoben sich in der Bevölkerung Aufstände gegen die Besatzer. Akut gefährdet war auch das einzigartige Orgelerbe der Stadt. Beim Einmarsch kanadischer Truppen entbrannten im April 1945 heftige Kämpfe, die zur weitgehenden Zerstörung der Bebauung am Grossen Markt führten. Wie durch ein Wunder erlitt die in unmittelbarer Nähe gelegene Martinikirche nur leichte Schäden. Die für die Brüder Edskes später so bedeutsame Orgel blieb zum Glück unversehrt, da die von deutschen Soldaten bereits vorbereitete Sprengung des Turms gerade noch verhindert werden konnte.

    Dieser zunächst widrigen Umstände zum Trotz spielte Musik in der Familie Edskes stets eine grosse Rolle. Beide Elternteile sangen im Groninger Bach-Chor und gaben Ihre Begeisterung für die Kirchenmusik an die nächste Generation weiter. Wie seine Brüder erhielt Bernhardt von der ersten Klasse an Klavier- und Orgelunterricht. Mindestens ebenso wichtig war das Singen im Groninger Knabenchor, der damals von Evert Westra geleitet wurde. Dieser amtierte von 1949 bis 1992 als Kantor der Nieuwe Kerk und wurde 1963 für seine Verdienste um die protestantische Kirchenmusik mit dem Kulturpreis der Provinz Groningen ausgezeichnet.

    Früh von der Kunst des Orgelspiels und des Orgelbaus fasziniert, gehört die einzigartige Orgellandschaft der Stadt und Provinz Groningen zu den prägenden Umständen seiner Kindheit und

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