Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Die Rose von Ernstthal: Erzählung aus "Aus dunklem Tann", Band 43 der Gesammelten Werke
Die Rose von Ernstthal: Erzählung aus "Aus dunklem Tann", Band 43 der Gesammelten Werke
Die Rose von Ernstthal: Erzählung aus "Aus dunklem Tann", Band 43 der Gesammelten Werke
eBook84 Seiten1 Stunde

Die Rose von Ernstthal: Erzählung aus "Aus dunklem Tann", Band 43 der Gesammelten Werke

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Major von Göbern sucht nach einem desertierten Offizier, der unter falscher Identität der blinden Auguste nachstellt. Als Handwerker verkleidet wohnt der Major bei Auguste und ihrer Mutter. Der Vater ist verschollen. Plötzlich wird Auguste entführt…
"Die Rose von Ernstthal" ist eine Kurzgeschichte. Sie wurde bereits in "Aus dunklem Tann" (Band 43 der Gesammelten Werke) veröffentlicht.
SpracheDeutsch
HerausgeberKarl-May-Verlag
Erscheinungsdatum26. Okt. 2020
ISBN9783780213365
Die Rose von Ernstthal: Erzählung aus "Aus dunklem Tann", Band 43 der Gesammelten Werke
Autor

Karl May

Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May)[1] war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland. (Wikipedia)

Mehr von Karl May lesen

Ähnlich wie Die Rose von Ernstthal

Ähnliche E-Books

Klassiker für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Die Rose von Ernstthal

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Die Rose von Ernstthal - Karl May

    KARL MAY

    DIE ROSE VON ERNSTTHAL

    ERZGEBIRGISCHE

    DORFGESCHICHTE

    Aus

    KARL MAYS

    GESAMMELTE WERKE

    BAND 43

    „AUS DUNKLEM TANN"

    © Karl-May-Verlag

    eISBN 978-3-7802-1336-5

    KARL-MAY-VERLAG

    BAMBERG • RADEBEUL

    Inhalt

    Die Rose von Ernstthal

    Die Rose von Ernstthal

    Zwischen den Ausläufern des sächsischen Erzgebirges, da, wo die Zwickauer und Würschnitzer Kohlenbecken sich bis in die Nähe von Chemnitz ziehen, liegen an deren nördlichem Rand die beiden Schwesterstädte Hohenstein und Ernstthal, die ihres Gewerbefleißes wegen weithin bekannt sind. Besonders ist es Ernstthal, dessen Weberei schon vor langen Zeiten sich eines weit reichenden Rufs erfreute und für seine Waren nicht bloß in Deutschland und den angrenzenden Ländern, sondern auch über die See hinaus ein bedeutendes Absatzgebiet fand.

    Aber der Webstuhl vermag auch der Hand des fleißigsten Arbeiters keine Reichtümer zu bieten, und so schmiegt sich das arme Städtchen klein und bescheiden an die Talsenkung, die das Auge des Wanderers nicht durch landschaftliche Schönheiten zu fesseln vermag und keinen anderen Raum beansprucht als den, der friedliche Tummelplatz eines rührigen und genügsamen Völkchens zu sein.

    Bei diesem angestrengten Ringen mit den nackten Sorgen des Alltagsdaseins mag wohl dessen Nüchternheit mehr hervortreten; doch weht uns nicht, wie man behauptet hat, der Hauch der Poesie nur aus Romanen und solchen Ereignissen entgegen, die sich im Salon oder auf von der Natur bevorzugtem Boden entwickeln, gerade in den Pausen des großen Kampfes, den wir Arbeit nennen, wenn der Mensch sich den Schweiß von der erhitzten Stirne streicht und Hammer und Spaten beiseite legt, lässt sich jener beseligende Odem kühler und würziger empfinden, und der dichtende Gott kehrt ein selbst in die ärmlichste Hütte.

    Mag also der Leser getrost die Gassen Ernstthals betreten, oder an der Hand unserer Erzählung den Fuß nach einer halbverschütteten Höhle oder einem einsamen und schlichten Waldhäuschen lenken; sind auch keine welterschütternden Begebenheiten zu berichten, so wird ihn doch die wohltuende Erfahrung anmuten, dass der Hauch des Himmels die Blütenblätter der Poesie auch in die entlegenen Winkel trägt, wo die gewaltige Flut der Geschichte nur fern vorüberrauscht.

    1

    Es war ein goldener, sonniger Julimorgen. Längst schon hatte die Feuchtigkeit des nächtlichen Taus den Weg zum Äther gefunden; die Wärme des Tages wallte um die braunen Stängel der noch blütelosen Erika, und erquickender Duft flutete durch die Zweige des stillen, geheimnisvollen Waldes.

    Die Vögel, ermüdet durch den ersten Teil ihres täglichen Konzertprogramms, saßen sinnend unter dem grünen Blätterdach, durch dessen unzählige Öffnungen sich das Licht in zauberischen Tönen brach. Der Bach murmelte sein ewiges, einschläferndes Schlummerlied, und Meister Specht, der Zimmermann, saß ruhig im Astloch und verdaute die Larven, der er sich zum Gabelfrühstück mit listigem Pochen aus den Rindenritzen hervorgelockt hatte. Drüben zwischen den Wurzeln eines Pulverholzstrauches reckten vier junge flaumige Rotkehlchen die gelben Schnäbel in die Höhe und hielten mit der geschäftigen Frau Mama lebhaftes Zwiegespräch über Speise- und Wirtschaftsangelegenheiten; der Papa saß auf dem obersten Zweig und gab sein Vaterglück durch kurze, melodische Weisen kund.

    Zu diesen gefühlvollen ‚Sangesperlen‘ passten nun freilich die zweifelhaften Töne nicht, die diesseits des Baches aus einer Vertiefung hervordrangen, die in der Umgegend von Ernstthal unter dem Namen ‚Eisenhöhle‘ bekannt ist.

    „Ah … ah! Das nenne ich schlafen; es muss schon wieder Nacht sein. Ah … ah! doch nein; dort fällt ja das Tageslicht auf die Moostapeten meiner Behausung; es ist also heller Tag. Aber wie komme ich denn eigentlich in diese gastfreundliche Einsiedelei? Ah … ah! Ach so, jetzt besinne ich mich: großes Gewitter gestern; verirrte mich; lief bei stockfinsterer Nacht und strömendem Regen im Wald umher und fand endlich diesen Winkel, in dem ich mich sofort häuslich niedergelassen und bis jetzt geschlafen habe."

    Er erhob sich von dem harten, steinigen Boden, ergriff das Felleisen, das ihm als Kopfkissen gedient hatte, und trat vor den Eingang der Höhle.

    „Guten Morgen, du lieber, schöner, grüner Wald! Schüttelst zwar dein immer junges, hundertköpfiges Haupt missbilligend über den faulen, schlaftrunkenen Kumpan, der ich heute bin, bietest mir aber Waschgeschirr und Morgentrunk in altgewohnter, fürsorglicher Weise. Hab Dank für diese Aufmerksamkeit, du alter, treuer Freund!"

    Er nahm Handtuch und Seife aus einer Seitentasche des Felleisens und trat an das Wasser, um sich zu waschen. Der Mann war noch jung und trug die Kleidung eines gewöhnlichen Handwerksburschen, die durch den Gewitterregen, die Irrfahrt im Wald und das Nachtlager auf den Steinen bedeutend gelitten hatte. Er schien Eisenarbeiter, vielleicht auch Schlosser oder Schmied zu sein, aber die kleine, feine, weiße Hand, mit der er jetzt das schadhaft gewordene Gewand in Ordnung zu bringen suchte, konnte sich unmöglich viel mit Hammer und Zange beschäftigt haben.

    In seiner Haltung lag etwas soldatisch Strammes, und jede seiner Bewegungen zeigte eine Gewandtheit, die man im Allgemeinen nur bei Leuten findet, die den so genannten besseren Ständen angehören. Der Kopf war nicht eigentlich schön zu nennen, aber die hohe, breite, gedankenreiche Stirn, die von kühn geschwungenen Brauen begrenzten geistvolle Augen von jener Unbestimmtheit der Färbung, die meist auf eine ungewöhnliche geistige Begabung schließen lässt, die fein und leicht gebogene Nase, der etwas spöttische Zug um den schönen und von einem sorgfältig gepflegten Bärtchen beschatteten Mund, die Selbstsicherheit und Schärfe des ganzen Mienenspiels machten den Eindruck, den der Menschenkenner mit dem Wort ‚bedeutend‘ bezeichnet hätte.

    Nach Beendigung seiner Morgenwäsche nahm er das Felleisen auf den Rücken, wies der Mütze ihre kecke Stellung auf dem gegen die damalige Sitte kurz geschnittenen Haar an, warf noch einen letzten befriedigten Blick auf sein Spiegelbild im klaren Bach und wandte sich zum Gehen. „So, das passt ja alles prächtig. Etwas Liederlichkeit gehört mit zum rußigen Handwerk. Die Stiefel sind offenherzig; die Hose hat einen Riss; das Hemd dämmert zwischen Weiß und Schwarz, und der Ellbogen guckt in die Welt. Aber in der Hauptsache bin ich ein ganzer Kerl, und ich habe als halbwüchsiger Junge

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1