Wappen Dessau-Roßlau
Von Andreas Janek
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Andreas Janek
Andreas Janek studierte an der TU Dresden Mediävistik, Politikwissenschaft und Kunstgeschichte.
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Buchvorschau
Wappen Dessau-Roßlau - Andreas Janek
Mit herzlichem Dank an:
Jörg Brückner [Wernigerode, Landesarchiv Sachsen-Anhalt], Stefan Giese-Rehm [Dessau], Udo Glathe [Quedlinburg], Marianne Günther (1935-2019) [Limbach-Oberfrohna], Christel Heppner [Roßlau, Förderverein Schifferstadt Roßlau e.V.], Klemens Maria Koschig [Roßlau], Kathleen Neubert [Stadt Dessau-Roßlau, Stadtarchiv] und Karin Weigt [Stadt Dessau-Roßlau, Museum für Stadtgeschichte].
Andreas Janek studierte an der TU Dresden Mediävistik, Politikwissenschaft und Kunstgeschichte. Derzeit lebt und arbeitet er in Quedlinburg und Dresden. Seine Forschungsgebiete sind das Hoch- und Spätmittelalter - vornehmlich in England, Schottland, Frankreich, Polen und Litauen - sowie Untersuchungen zu politischen Systemen. Die Heraldik und Vexillologie sind für ihn neben dem wissenschaftlichen Interesse auch in gestalterischer und künstlerischer Hinsicht ein praktisches Betätigungsfeld.
Bisherige Publikationen
Aufsätze:
Heiligkeitsvorstellungen im 13. Jahrhundert. Analyse am Beispiel Simon de Montforts, 2004
Quellenlage zum mittelalterlichen Bergbau in Dippoldiswalde (In: Aufbruch unter Tage. Stand und Aufgaben der montanarchäologischen Forschung in Sachsen), 2011
Sachbücher:
Rückblicke Einblicke Ausblicke. 15 Jahre Hatikva (Eine Chronik), 2008
Stadt- und Stiftswappen von Quedlinburg (Heraldik), 2019
Woher kommen die Wappen? (Heraldik), 2019
Belletristik, Stücke, Lyrik, Kinderbücher:
Fünf Gedichte (In: Anhaltiner Achterbahn), 2001
Von Rittern, Stiftsdamen und dem kleinen Quedel (Kinderbuch), 2019
Richard III. (Ein Schauspiel), 2019 (1994)
Seelen aus Glas (Lyrik), 2019
Diskographie (mit der Band tauReif):
Erinnerst du dich (CD), 1999
Zwei Welten (CD), 2001
Bettler und Könige (CD), 2011
Burg Falkenstein von Osten
Als ich mit den Recherchen zu diesem Thema begann, war für mich das Ausmaß und die Fülle an Informationen zu den Kreiswappen in Sachsen-Anhalt keineswegs abzusehen. Deren Anzahl machte es erforderlich, das Buch in nunmehr drei Bänden erscheinen zu lassen. In diesem Auszug zeigt das Inhaltsverzeichnis alle Kapitel des Gesamten Werkes, wobei die Schrift zu dem vorliegenden, ein Kapitel umfassenden Buch schwarz und die aller anderen Kapitel grau ausgeführt ist. Sicherlich wird eine solche Arbeit nie vollständig oder gar abgeschlossen sein. Und ganz gewiß sind mir etliche Hintergründe entgangen oder bislang unbekannt. Zudem ist private Forschungsarbeit ohne den üblichen finanziellen und institutionellen Hintergrund bisweilen mühsam und mit vielen Hürden verbunden, so daß mir einige Quellen schwer oder nicht zugänglich waren. Hinzu kommt, daß in dieser Arbeit dem ausschließlich von Laien durchgeführten Lektorat hoffentlich nicht allzu viele Unkorrektheiten geschuldet sein könnten. Sollten sich also orthographische, grammatikalische oder inhaltliche Fehler und Irrtümer eingeschlichen haben, so bitte ich den geneigten Leser, mir diese mitzuteilen, um sie in den weiteren Auflagen zu korrigieren. Daneben freue ich mich jederzeit über Anregungen und Diskussionen zum Thema oder auch über Anfragen zur Erstellung eigener Wappen. Hierfür bin ich per Mail zu erreichen unter: andreas.janek@hotmail.de
INHALTSVERZEICHNIS
BAND 1
Prolog
Prolog
Das Wappen und seine Bestandteile
Das Wappen und seine Bestandteile
Wappenbilder
Wappenbilder
Die Blasonierung ist das Wappen
Die Blasonierung ist das Wappen
Regeln und Maßregelungen
Regeln und Maßregelungen
Heraldischer Stil und deutscher Adler
Heraldischer Stil und deutscher Adler
Teilgebiete und Wesen der Heraldik
Teilgebiete und Wesen der Heraldik
Aspekte heraldischer Formensprache
Aspekte heraldischer Formensprache
Entwicklung der Kommunalheraldik
Entwicklung der Kommunalheraldik
Woher kommen die Wappen?
Woher kommen die Wappen? Der bislang ungeklärte Ursprung der Heraldik
Landeswappen und Kreiswappen
Landeswappen und Kreiswappen
Das Bundesland Sachsen-Anhalt
Das Bundesland Sachsen-Anhalt
BAND 2
Altmarkkreis Salzwedel
Landkreis Salzwedel
Landkreis Gardelegen
Stadtkreis Salzwedel
Landkreis Helmstedt
Landkreis Kalbe (Milde)
Landkreis Klötze
Altmarkkreis Salzwedel
Landkreis Anhalt-Bitterfeld
Landkreis Coswig (Anhalt)
Landkreis Dessau-Köthen
Stadtkreis Köthen (Anhalt)
Stadtkreis Zerbst (Anhalt)
Landkreis Zerbst
Landkreis Anhalt-Zerbst
Landkreis Delitzsch
Landkreis Bitterfeld
Landkreis Köthen
Landkreis Anhalt-Bitterfeld
Landkreis Börde
Landkreis Neuhaldensleben
Landkreis Haldensleben
Landkreis Wolmirstedt
Landkreis Oschersleben (Bode)
Landkreis Wanzleben
Bördekreis
Ohrekreis
Landkreis Börde
Burgenlandkreis
Stadtkreis Naumburg (Saale)
Stadtkreis Weißenfels
Stadtkreis Zeitz
Landkreis Eckartsberga
Landkreis Kölleda
Landkreis Naumburg
Landkreis Hohenmölsen
Landkreis Nebra
Landkreis Zeitz
Landkreis Weißenfels
Burgenlandkreis
Landkreis Harz
Landkreis Osterwieck
Landkreis Ballenstedt
Landkreis Wernigerode
Landkreis Ilfeld
Landkreis Grafschaft Hohenstein
Landkreis Nordhausen
Stadtkreis Halberstadt
Stadtkreis Quedlinburg
Landkreis Quedlinburg
Landkreis Blankenburg
Landkreis Wolfenbüttel
Landkreis Halberstadt
Landkreis Harz
Landkreis Jerichower Land
Landkreis Jerichow I
Stadtkreis Burg
Landkreis Jerichow II
Landkreis Genthin
Landkreis Burg
Landkreis Loburg
Landkreis Jerichower Land
Landkreis Mansfeld-Südharz
Stadtkreis Lutherstadt Eisleben
Mansfelder Gebirgskreis
Mansfelder Seekreis
Landkreis Eisleben
Landkreis Hettstedt
Landkreis Sangerhausen
Landkreis Mansfelder Land
Landkreis Mansfeld-Südharz
BAND 3
Saalekreis
Landkreis Querfurt
Stadtkreis Merseburg
Landkreis Merseburg
Saalkreis
Landkreis Merseburg-Querfurt
Saalekreis
Salzlandkreis
Stadtkreis Aschersleben
Stadtkreis Bernburg
Landkreis Calbe an der Saale
Landkreis Bernburg
Stadtkreis Schönebeck
Landkreis Schönebeck
Landkreis Staßfurt
Landkreis Aschersleben
Landkreis Aschersleben-Staßfurt
Salzlandkreis
Landkreis Stendal
Landkreis Westhavelland
Stadtkreis Stendal
Landkreis Osterburg
Landkreis Tangerhütte
Landkreis Seehausen
Landkreis Havelberg
Landkreis Stendal
Landkreis Wittenberg
Stadtkreis Wittenberg
Landkreis Schweinitz
Landkreis Herzberg
Landkreis Gräfenhainichen
Landkreis Jessen
Landkreis Torgau
Landkreis Wittenberg
Stadt Dessau-Roßlau
Stadt Dessau
Landkreis Roßlau
Stadt Dessau-Roßlau
Stadt Halle (Saale)
Stadt Halle-Neustadt
Stadt Halle (Saale)
Landeshauptstadt Magdeburg
Landkreis Magdeburg
Stadt Magdeburg
Kleines statistisches Résumé
Kleines statistisches Résumé
Zeitstrahl zur Kreis- und Wappenentwicklung
Zeitstrahl zur Kreis- und Wappenentwicklung
Bibliographie
Bibliographie
Personenverzeichnis
Personenverzeichnis
Ortsregister
Ortsregister
STADT DESSAU-ROSSLAU
Kfz-Kennzeichen: DE (Gesamtkreis), RSL (ehemals Landkreis Roßlau)
Die kreisfreie Stadt Dessau-Roßlau befindet sich im zentralen Osten von Sachsen-Anhalt und grenzt an die Landkreise Anhalt-Bitterfeld und Wittenberg. Sie wurde durch die Zusammenlegung der Städte Dessau und Roßlau gebildet und trägt die Namen beider Städte.
DESSAU, Stadtkreis (1933 bis 2007): Die Stadt Dessau war mit der Gründung des
Herzogtums Anhalt am 30. August 1863 Hauptstadt dieses neuen Herzogtums, aber auch Kreisstadt des ehemaligen Kreises Dessau geworden. Am 1. Januar 1932 schloß man diesen mit dem ehemaligen Kreis Köthen zum Kreis Dessau-Köthen mit dem Kreissitz Dessau zusammen. Am 15. April 1933 wurde Dessau als kreisfreie Stadt aus dem Kreis Dessau-Köthen ausgegliedert, war aber noch bis zum 1. Mai 1933 dessen Kreissitz.
Seine erste urkundliche Erwähnung fand Dessau unter dem Namen Dissowe
im Jahre 1213. Ob der Name eine Herleitung vom slawischen tis (Eibenbaum) ist oder aus dem Germanischen kommt und soviel wie rauschende Aue
bedeutet, ist bislang nicht geklärt.
Das Stadtwappen von Dessau ist seit 1540 in Benutzung und wurde seitdem oftmals mit wechselnden Beizeichen belegt, meist in Form eines Herzschildes. Im Wesentlichen blieb es jedoch bis 2007 unverändert. Seine Grundlage bildet das Stammwappen der anhaltischen Askanier, der ehemaligen Landesherren, deren Herrschaft erst mit dem Ende des Herzogtums Anhalt am 12. November 1918 endete.
Dieses Stammwappen der Askanier (Abb. 650) besteht faktisch aus zwei Wappen, die in einem gespaltenen Schild miteinander vereint sind. Es gehört im deutschsprachigen Raum zu den frühen, durch eine Schildteilung entstandenen Wappen und blieb zumindest in der Anordnung der beiden Wappenbilder vom frühen 13. Jahrhundert an unverändert. Bei den beiden gezeigten Wappenbildern handelt es sich rechts um den Märkischen Adler (Abb. 2113),¹ der durch sein Hervorbrechen am Spalt nur noch als halber Adler vorhanden ist und somit zu einem neuen Wappenbild wurde, sowie um das später durch einen Rautenkranz ergänzte Wappen der Grafen von Ballenstedt (Abb. 1320).² Das Ballenstedter Wappenbild selbst war bis ins 19. Jahrhundert nicht auf die neunfache Teilung festgelegt und erscheint auch in der Kombination mit dem Märkischen Adler und dem Rautenkranz in unterschiedlicher Streifung oder mit unterschiedlicher Balkenanzahl. Gerade in der Frühzeit der Heraldik sind Mehrfachteilungen oder mehrere Balken beziehungsweise Mehrfachspaltungen oder mehrere Pfähle, bei denen die Anzahl über zwei oder drei lag, unabhängig von ihrer Menge in der Regel nicht als unterschiedliche Wappenbilder gedeutet und als mehrfach geteilt blasoniert worden. Es wurde damals auch kein Unterschied zwischen Teilungen und Balken gemacht; was heute in der traditionellen französischen und englischen Heraldik noch immer der Fall ist. Hier werden alle gestreiften Schilde als geteilt blasoniert, jeweils mit der entsprechenden Anzahl an Schnitten.³ Somit wurde in der frühen Heraldik eine neunfache Teilung durchaus mit drei Balken als identisch empfunden. So variieren auch die Teilungen im Stammwappen der sächsischen und der anhaltischen Askanier bis zu ihrer verbindlichen Festlegung auf neun im Laufe des 19. Jahrhunderts und haben nur gemein, daß es sich jeweils um Mehrfachteilungen handelt.
Abb. 2353: Der Stadtkreis
Dessau-Roßlau (Rot) innerhalb von
Sachsen-Anhalt (Schwarz) sowie
die Gebiete von in diesem Kapitel
behandelten Kreisen außerhalb des
derzeitigen Kreisgebietes in
Sachsen-Anhalt (Orange).
Abb. 2354: Zeichnung des
sehr wahrscheinlich Herzog
Bernhard III. von Sachsen
zuzuordnenden Wappens
auf einer Abbildung auf
dem auf um 1247 datierten
Quedlinburger Wappenkästchen.
Abb. 2355: Fürst Heinrich I.
von Anhalt im Turnier.
Zeichnung nach einer
Miniatur im um 1300/1320
angefertigten Codex
Manesse (Heidelberg,
Universitätsbibliothek).
Abb. 2356: Variante des Wappens
der Fürsten von Anhalt mit
rotem halbem Adler und
neunfacher Teilung von
Gold und Schwarz.
Abb. 2357: Zeichnung des
Wappens des Fürsten von Anhalt
nach einer Illustration im
Heidelberger Sachsenspiegel
(Heidelb., Universitätsbibliothek).
Abb. 2358: Zeichnung des
Wappens des Herzogs von Sachsen
in der um 1340 angefertigten
Züricher Wappenrolle (Zürich,
Schweizerisches Landesmuseum).
Abb. 2359: Zeichnung des
Wappens des Fürsten von
Anhalt im 1369/1396
angefertigten Wapenboek
Gelre (Brüssel, Bibliotèque
royale de Belgique).
Abb. 2360: Zeichnung des
Wappens des Herzogs von Sachsen
innerhalb der Sieben Fahnlehen im
Heidelberger Sachsenspiegel,
um 1330 (Heidelberg,
Universitätsbibliothek).
Abb. 2361: Das Stammwappen
der Fürsten von Anhalt
in der Variante wie in
Abb. 2356 mit einem
schräglinken geraden
Rautenkranz.
Während man im Siegel von Fürst Heinrich I. aus dem Jahre 1215 (Abb. 2363) wie auf dem Brakteaten von Albrecht I. den Bären (Abb. 1326) bereits eine deutlich hohe Anzahl von Teilungen beziehungsweise Balken erkennen kann,⁴ zeigt die Züricher Wappenrolle von 1340 (Abb. 2358) für den Herzog von Sachsen lediglich einen fünfmal von Schwarz und Gold geteilten Schild.⁵ Die Farbfolge Schwarz-Gold war damals bei Mehrfachteilungen keine andere als Gold-Schwarz, und beide werden ebenfalls erst in der neueren Heraldik genau definiert und als unterschiedliche Wappenbilder gewertet.
Aus dem Wappen der Grafen von Ballenstedt, dem eigentlichen Stammwappen der Askanier, sind die Stammwappen von Anhalt und von Sachsen in modifizierter Form abgeleitet worden. Die bislang früheste bekannte und zudem farbige Wappendarstellung eines Wappens des damaligen Herzogs von Sachsen in Form eines gespaltenen Schildes mit Adler und Balkenwappen, befindet sich auf dem am ehesten um 1247 angefertigten⁶ Quedlinburger Wappenkästchen (Abb. 2354). Dieses zeigt hier im gespaltenen Schild rechts in Silber einen am Spalt hervorbrechenden roten Adler und links ein siebzehnmal von Gold und Schwarz geteiltes Feld. Zu dieser Zeit waren gespaltene Schilde mit zwei Wappenbildern noch vergleichsweise selten und am ehesten in England anzutreffen. So wie das Wappen von dem Welfischen Kaiser Otto IV. ganz offensichtlich unter dem Einfluß seiner englischen Verwandtschaft wie auch unter dem der englischen Wappen und damaligen Wapppraxis steht,⁷ könnte das Wappen von Bernhard III. wiederum durch das Wappen von Kaiser Otto IV. inspiriert worden sein, welches man ebenfalls auf dem Quedlinburger Wappenkästchen findet (Abb. 249). Herzog Bernhard III. von Sachsen war zwar bei der Wahl Philipps I. von Schwaben im Jahre 1198 dessen Parteigänger gegen Otto IV. gewesen, wechselte jedoch nach der Ermordung Philipps von Schwaben im Jahre 1208 von den Staufern auf die Seite von Otto IV. und gehörte fortan wohl auch zu dessen engerem Kreis an Vertrauten.⁸ Somit könnte das auf dem Wappenkästchen von Quedlinburg gezeigte Wappen - egal, wann genau dieses angefertigt worden ist - das Wappen der Fürsten von Anhalt in der Form zeigen, wie sie es seit 1208 oder etwas später benutzt haben. Die Tinkturen des Wappens sind seit der Abbildung auf dem Quedlinburger Wappenkästchen unverändert und waren es wahrscheinlich auch schon vor 1247.
Für Herzog Bernhard III., den Stammvater der sächsischen und der anhaltischen Linie der Askanier, ist zwar wie für seinen Vater Albrecht I. den Bären nur das Ballenstedter Balkenwappen⁹ auf Siegeln belegt, doch findet man in einem seiner Reitersiegel, welches 1195 verwendet wurde (Abb. 2362), einen außergewöhnlichen möglichen Hinweis auf das Wappen der Fürsten von Anhalt. Auf diesem nicht vollständig erhaltenen Siegel ist der Wappenschild des Reiters gespalten und zeigt auf der linken Hälfte einen mehrfach