Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

USA-Nordosten - Reiseführer von Iwanowski: Individualreiseführer mit vielen Karten und Karten-Download
USA-Nordosten - Reiseführer von Iwanowski: Individualreiseführer mit vielen Karten und Karten-Download
USA-Nordosten - Reiseführer von Iwanowski: Individualreiseführer mit vielen Karten und Karten-Download
eBook1.409 Seiten11 Stunden

USA-Nordosten - Reiseführer von Iwanowski: Individualreiseführer mit vielen Karten und Karten-Download

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Auf einer Reise durch die Neuengland-Staaten erwarten den Besucher lebendige Geschichte und gleichermaßen eindrucksvolle Landschafts- und Naturerlebnisse. Die Farbenpracht des Indian Summer ist ebenso überwältigend wie die gewaltige Wasserkraft der Niagarafälle. Die große Auswahl an Aktivitäten reicht von Bootsausflügen zur Walbeobachtung oder zum Hummerfang über Wildwasserfahrten und Bergbesteigungen bis hin zu Wandern und Radfahren. In den Metropolen Boston, Philadelphia, New York und Washington D.C. erwartet den Reisenden die gesamte Bandbreite an aktuellen Kulturangeboten, hippen Restaurants und spannenden Sportveranstaltungen. Im Kontrast dazu versetzen romantische Ortschaften mit weiß getünchten Dorfkirchen den Besucher zurück in die Zeit der ersten Siedler aus Europa.
Die erfahrenen USA-Autoren geben viele Tipps für Individualreisende und heben kenntnisreich den ganz eigenen Charakter der einzelnen Staaten hervor. Ihre ein- bis fünfwöchigen Routenvorschläge sind variierbar und ideal für Mietwagen- und Wohnmobilfahrer.
Mit den Bundesstaaten Maine, New Hampshire, Vermont, Rhode Island, Connecticut und Massachusetts sowie den Metropolen New York, Washington D.C., Baltimore, Philadelphia und Toronto in Kanada
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum27. Feb. 2020
ISBN9783864574122
USA-Nordosten - Reiseführer von Iwanowski: Individualreiseführer mit vielen Karten und Karten-Download

Mehr von Margit Brinke lesen

Ähnliche Autoren

Ähnlich wie USA-Nordosten - Reiseführer von Iwanowski

Ähnliche E-Books

Reisen – Vereinigte Staaten für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für USA-Nordosten - Reiseführer von Iwanowski

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    USA-Nordosten - Reiseführer von Iwanowski - Margit Brinke

    Historischer Überblick

    Während im Westen der USA die Landschaft das prägende Element ist, sind es im Nordosten Geschichte und Kultur. Hier spielten sich die französischen Kolonisierungsversuche sowie die englische Inbesitznahme ab. Hier keimte die Idee von der modernen Demokratie auf, wurde die Unabhängigkeit erkämpft, in einem blutigen Bruderkampf die Sklaverei abgeschafft und die staatliche Einheit gesichert. Wenn Europäer die amerikanische Geschichte als vergleichsweise kurz bezeichnen, begehen sie denselben Fehler wie die ersten Kolonisten, die die Geschichte der Indianer ignorierten. So gesehen ist nämlich auch Nordamerika ein „alter Kontinent".

    An vielen historisch besonders wichtigen Orten – Boston, Plymouth, Concord, Salem, New Bedford, Newport, Mystic, Philadelphia oder Washington – erlebt der Besucher die Vergangenheit „live", in interaktiven Besucherzentren und Museen, durch historisch gekleidete Guides, authentische Nachbauten, Vorführungen und Original-Relikte, durch Reenactments oder Freiluftmuseen.

    Lesetipps

    Fesselnd und informativ sind die Bücher von Charles C. Mann. In Amerika vor Kolumbus kommt er anhand neuer Forschungsergebnisse zu dem Schluss, dass die indianischen Kulturen um 1492 oft weiterentwickelt waren als jene der Europäer. Indianische Völker bewohnten einige der größten und reichsten Städte der Welt und waren nicht allein von der Jagd abhängig, sondern betrieben auch Landwirtschaft. In Kolumbus’ Erbe geht es um das Auftauchen der Europäer in Amerika im Jahre 1492 und die damit einsetzende Globalisierung. Der Austausch von Menschen und Pflanzen, Tieren und Krankheiten, Waren und Rohstoffen schuf eine neue Welt, die die Grundlage unserer heutigen bildet.

    Charles C. Mann, Amerika vor Kolumbus. Die Geschichte eines unentdeckten Kontinents (Rowohlt Verlag, 2016).

    ders., Kolumbus’ Erbe. Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (Rowohlt Verlag, 2013).

    Indianer – die ersten Amerikaner

    Ein genaues Datum, wann und wie Indianer den nordamerikanischen Subkontinent erstmals betreten haben, gibt es nicht. Jüngste archäologische Funde sowie Radiokarbon- und DNA-Untersuchungen haben ergeben, dass Einwanderer nicht nur eine während der Eiszeiten bestehende Landbrücke zwischen Asien und Alaska nutzten, sondern auch entlang der Westküste, vielleicht sogar über den Atlantik, mit Booten zuwanderten. Derzeit lassen sich die ältesten menschlichen Spuren in Nordamerika verlässlich auf ein Alter von rund 15.500 Jahre datieren; in Südamerika soll es sogar noch ältere Hinterlassenschaften geben.

    Kolumbus, so lernte man in der Schule, habe 1492 Amerika „entdeckt, dabei landete er auf seiner Suche nach einem Seeweg nach Indien „nur in der Karibik. Er war es, der die Ureinwohner fälschlicherweise „Indianer nannte, da er annahm, in Indien zu sein. Die ersten Europäer, die ab dem 16. Jh. Nordamerika erkundeten – zunächst spanische Abenteurer, dann britische Religionsflüchtlinge und Neusiedler aus ganz Europa – trafen jedoch nicht nur auf „Wilde, sondern fanden auch die Reste indianischer Hochkulturen vor.

    Es hatte lange gedauert, bis die umherziehenden Gruppen von Ureinwohnern sesshaft geworden waren; im Osten soll dies um etwa 1000 v. Chr. geschehen sein. Es bildete sich eine differenzierte Gesellschaft von Ackerbauern, Jägern und Sammlern heraus – Woodland tradition genannt –, deren Siedlungsgebiet zwischen Atlantik, Mississippi und den Großen Seen lag. Um 900 n. Chr. entstand in den Tälern des Mississippi und Ohio River eine indianische Hochkultur, die Mississippian tradition.

    Es waren Ackerbauern, für die Mais, Kürbis, Bohnen, Süßkartoffeln und Tabak die wichtigsten Kulturpflanzen waren. Die Gesellschaft war hierarchisch gegliedert und lebte in großen Siedlungen, die von Holzpalisaden umschlossen waren und charakteristische mounds im Zentrum aufwiesen. Auf diesen pyramidalen, künstlichen Erdaufschüttungen befanden sich die kultischen und weltlichen Machtzentren: Tempel, Fürstensitze und Versammlungsplätze. Das Ende dieser Kultur fiel mit der Ankunft der ersten Europäer zusammen, sodass Mitte des 16. Jh. viele der Siedlungen verlassen waren. Kriege und vor allem die von den Spaniern eingeschleppten Krankheiten und Seuchen kosteten die Indianer zu Millionen das Leben.

    Es folgte die Zeit der historischen Indianerstämme – Irokesen, Mohawk, Shawnee, Cherokee und Creek, um nur die größten Gruppen zu nennen. So unterschiedlich wie diese Völker waren, so verschieden verhielten sie sich auch gegenüber den Neuankömmlingen aus Europa – die einen hilfsbereit und gastfreundlich, die anderen abweisend und feindlich. Am Ende war das Ergebnis jedoch dasselbe: Dezimiert durch eingeschleppte Krankheiten, vertrieben, verfolgt und getötet, überlebten nur wenige Indianerstämme in abgelegenen Regionen.

    Museale Darstellung des Trail of Tears

    Unrühmlicher Höhepunkt war 1830 der Indian Removal Act unter Präsident Andrew Jackson. Das Gesetz zwang fast 60.000 Indianer zur Umsiedelung in das Indianer-Territorium westlich des Mississippi (heute Oklahoma). Dieser Trail of Tears kostete zahllose Mitglieder der „Fünf Zivilisierten Stämme" – Creek, Cherokee, Chickawa, Choctaw und Seminolen – das Leben. Letztere wehrten sich als einzige vehement in drei Kriegen, und bis heute verweisen Gruppen dieses Stammes mit Stolz darauf, niemals besiegt worden zu sein. Sie leben immer noch auf ihrem Heimatland in den Sümpfen Floridas.

    info

    Zur Terminologie des Wortes „Indianer"

    Beim Wort „Indianer/Indians" denken die meisten sofort an federgeschmückte Reiter. Doch derart auffällig kleideten sich lediglich die Mitglieder eines bestimmten Kulturkreises, nämlich der Prärie-Indianer, zu denen die berühmten Sioux und Comanchen gehören. Tatsächlich weisen die meisten indianischen Völker – allein in den USA gibt es über 560 – kaum Gemeinsamkeiten auf, was auch ihre zahlreichen Namen belegen.

    Als „politisch korrekt" wird die Bezeichnung „Native Americans" bzw. „Native People empfunden – im Deutschen unzureichend mit „Ureinwohner übersetzt. Allerdings ist diese Bezeichnung seitens der so Bezeichneten wenig beliebt. Die meisten Indianer, ob Apache, Navajo, Nez Percé, Hopi oder Ute, ziehen den Begriff „American Indian" oder „Indian als Bezeichnung vor, sofern sie die genaue Stammeszugehörigkeit nicht kennen. Von „Indianer zu sprechen, ist also durchaus in Ordnung – besser jedoch verwendet man den Namen des jeweiligen Volkes.

    „Entdeckung" und Kolonisierung Nordamerikas

    Fast 500 Jahre vor Kolumbus waren bereits die seetüchtigen Wikinger im Nordosten des amerikanischen Kontinents unterwegs gewesen. Leif Eriksson (ca. 975 bis ca. 1020) soll um das Jahr 1000 mit seinen Männern von Grönland bis zum Mündungsbereich des St.-Lorenz-Stroms und hinunter bis zur Küste des heutigen Bundesstaates Massachusetts gesegelt sein. Die Wikinger sprachen von „Vinland", in Anlehnung an die angeblich gefundenen wild wachsenden Weinreben. Im übertragenen Sinne dürfte damit jedoch eher ganz allgemein die Fruchtbarkeit der besuchten Landstriche gemeint gewesen sein. Zwar unternahmen die Wikinger noch weitere Fahrten nach Nordamerika – in Neufundland entstand sogar eine Siedlung –, doch nachdem sie ihre grönländischen Besitzungen aufgegeben hatten, ging das Wissen um ihre Entdeckungsfahrten verloren.

    Die geschriebene Geschichte Amerikas beginnt mit Christoph Kolumbus (1451–1506). Der in Genua geborene Seefahrer stand in spanischen Diensten und wollte im Glauben an die Kugelgestalt der Erde den Westweg nach Indien finden. Als er 1492 auf der Bahamas-Insel San Salvador landete, meinte er, Indien erreicht zu haben und nannte die Inselgruppe „Westindische Inseln und ihre Einwohner „Indianer. Insgesamt überquerte Kolumbus zwischen 1492 und 1504 viermal den Atlantik, doch setzte er nie einen Fuß auf den nordamerikanischen Kontinent, sondern nur auf karibische Inseln.

    Der Venezianer Giovanni Caboto (1450–98) war der englischen Krone untergeben und erkundete als John Cabot 1497/98 den Nordosten des amerikanischen Kontinents. Der Florentiner Amerigo Vespucci (1454–1512) vertrat erstmals die Ansicht, dass das von Kolumbus betretene Land nicht Teil Asiens sei. Der deutsche Kartograf Martin Waldseemüller nannte deshalb zu Ehren Vespuccis 1507 den von Kolumbus entdeckten neuen Kontinent nach dessen Vornamen America. 1513 erreichte der spanische Konquistador Vasco Núñez de Balboa (1475–1519) die Landenge von Panama und stellte fest, dass westlich davon ein neues Weltmeer, der Stille Ozean, beginnt – er lieferte somit den Beleg für Vespuccis These. Im gleichen Jahr entdeckte Juan Ponce de Léon (um 1460–1521), einer von Kolumbus’ Mitstreitern, Florida und glaubte, dass es sich um eine Insel handle.

    Der neue Kontinent rückte in die Interessenssphäre der europäischen Mächte. Schnell konnten sich die Spanier alle Gebiete einverleiben, die rund 600 km westlich einer von Pol zu Pol über die Azoren verlaufenden Linie lagen – mit dem Vertrag von Tordesillas von 1494 hatten sie sich mit Portugal, damals die zweite bedeutende Seemacht, auf diese Einteilung geeinigt.

    Der Vertrag war von Papst Alexander VI., selbst Spanier und damals völkerrechtlich bindende Autorität, angeregt worden. Als sich jedoch zu Beginn des 16. Jh. der Reformationsgedanke verbreitete und der Machteinfluss Spaniens nach der Niederlage gegen England (1588) schwand, änderte sich die Ausgangslage und mehrere europäische Nationen rangen um Einfluss auf dem amerikanischen Kontinent.

    Kolonisierung durch die Spanier

    Eroberer nahmen den amerikanischen Kontinent zunächst für Spaniens Krone in Besitz, und Spanien richtete als erste europäische Macht Kolonien ein. Es handelte sich bei den Konquistadoren um Männer aus niedrigem, verarmtem Adelsstand, die versuchten, schnell zu Ruhm und Reichtum zu gelangen. Dabei gingen sie mit den angetroffenen Kulturen wenig zimperlich um: Hernando Cortez (1485–1547) zerstörte das Aztekenreich in Mexiko, Francisco Pizarro (1478–1541) unterwarf das Inkareich in Peru, Vasco Núñez de Balboa (1475–1517) erreichte den Stillen Ozean und erklärte ihn zum spanischen Besitz.

    Francisco Vásquez de Coronado (1510–54) führte Expeditionen auf der Suche nach Gold in den nordamerikanischen Südwesten. Coronados Trupp waren auch die ersten Europäer, die den Grand Canyon sahen. Gold jedoch fanden sie wie auch folgende Expeditionen nicht.

    Bis 1575 gab es in Amerika fast 200 zumeist kleine spanische Siedlungen. Als Arbeitskräfte dienten in erster Linie die einheimischen Indianer. Gleichzeitig mit den Konquistadoren hatten katholische Missionare begonnen, ihre Religion unter den „Wilden" zu verbreiten. Sie errichteten Schulen und förderten handwerkliche Fähigkeiten. Zugleich zerstörten sie aber mit ihren Bekehrungsversuchen, der Ansiedlung indianischer Gruppen um Dörfer oder Missionen und der geforderten Zwangsarbeit die ursprüngliche Kultur der Ureinwohner. Als immer klarer wurde, dass es in Nordamerika jene sagenhaften Gold- und Silberschätze nicht gab, ließ das spanische Interesse ab Mitte des 16. Jh. nach und beschränkte sich nur noch auf wenige Regionen in Florida und im Südwesten.

    Die ersten Siedler kamen aus Spanien

    Die Franzosen kommen und gehen

    In Frankreich hörte man sich die Geschichten von den Schätzen in Mittel- und Südamerika, die in spanische Hände gelangt waren, zunächst mit Interesse, aber ohne ernsthafte Absichten an. Man wandte sich vielmehr dem Nordosten des neuen Kontinents zu: 1524 erreichte der Florentiner Giovanni da Verrazano (1485–1528) unter französischer Flagge die Hudson-River-Mündung. Er segelte die Küste zwischen dem heutigen North Carolina und Maine entlang. Jacques Cartier (1491–1557) war 1534 noch weiter nordöstlich unterwegs und segelte ins Mündungsgebiet des St.-Lorenz-Stroms. Nach diesen ersten Erkundungen fasste Frankreich ganz allmählich auf dem nordamerikanischen Kontinent Fuß.

    Wirtschaftlich waren die Nordostküste sowie das Landesinnere für die Franzosen durchaus interessant: Normannische und bretonische Fischer schätzten die reichen Fischgründe und liefen mit ihren Flotten von kleinen Stützpunkten an der amerikanischen Küste zum Fischfang aus. Pelzhändler drangen über den St.-Lorenz-Strom in das Gebiet der Großen Seen und ins spätere Neuengland vor. Die französische Besiedlung blieb allerdings dünn – zu groß waren die beanspruchten Gebiete. Ein Netz verstreuter Stützpunkte – wie das 1608 von Samuel de Champlain gegründete Québec City – hielt Neu-Frankreich, dessen Zentrum in der heutigen kanadischen Provinz Québec lag, zusammen.

    1673 stießen der Jesuit Jacques Marquette (1637–75) und Louis Joliet (1645–1700) vom Nordosten aus zum Mississippi vor, und 1682 erreichte Robert Cavelier de La Salle (1643–87) dessen Mündung. Sie untermauerten den französischen Anspruch auf die ganze Region zwischen der Mündung in den Golf von Mexiko bis hinauf an die Großen Seen und weiter in den Nordosten bis zur Mündung des St.-Lorenz-Stroms. Das gesamte Flussbecken nannte de La Salle „La Louisiane" und nahm es für König Ludwig XIV. in Besitz. 1718 gründete Jean-Baptiste Le Moyne de Bienville (1680–1767) „La Nouvelle Orléans", das heutige New Orleans.

    Aufgrund der wachsenden europäischen Konflikte war Frankreich nicht in der Lage, langfristig die Gebietsansprüche gegen die sich von der Küste aus langsam ausbreitenden Engländer zu verteidigen. Im Frieden von Utrecht (1713) erhielt England beispielsweise die Gebiete der Hudson Bay, Neuschottland und Neufundland zugesprochen. Nach dem King George’s War (1744–48) sowie dem French and Indian War (1754–63) übernahm England dann auch die kanadischen Gebiete sowie das Territorium östlich des Mississippi. Im Jahr 1803 schließlich verschwand Frankreich ganz von der Bildfläche: Napoleon hatte mit dem Louisiana Purchase die letzten französischen Gebietsansprüche an die USA verkauft.

    Niederländische Interessen

    Das holländische Interesse an der Neuen Welt konzentrierte sich vor allem auf das heutige Gebiet von New York und New Jersey. Im Jahr 1609 versuchte Henry Hudson (um 1565–1611) im Auftrag der niederländischen Ostindien-Kompanie eine Nordwestpassage nach Asien zu finden. Er gelangte dabei in das Mündungsgebiet des nach ihm benannten Flusses, befuhr ihn bis in die Gegend von Albany und beanspruchte das Gewässer und das Tal für seine niederländischen Auftraggeber.

    Nur wenige Jahre später, 1614, erforschten die Holländer die Landschaften um Long Island und hoben hier Nieuw Holland (Neuholland) aus der Taufe. Angeblich kaufte der damalige Direktor der neu gegründeten Westindischen Handelskompanie, Peter Minuit, den Indianern die Insel Manhattan 1626 für einen Gegenwert von 60 Gulden ab. In jedem Fall wurde hier Nieuw Amsterdam als Hauptstadt von Neuholland gegründet. Ab 1647 trieb Petrus Stuyvesant (1612–72), der das Amt des vierten Gouverneurs übernommen hatte, die Stadtentwicklung voran. Bereits 1664 endete jedoch die holländische Kolonialepisode mit der Besetzung der Stadt durch die Engländer.

    Kolonisierung durch die Briten

    Für die systematischste und nachhaltigste Kolonisierung waren die Briten verantwortlich. Von Beginn an wurden die englischen Kolonien als Siedlungen angelegt und nicht – wie bei den Franzosen – als Handelsstützpunkte. Von vornherein zielte die britische Kolonialpolitik auf die Erschließung neuer Siedlungsräume: Auswanderer aus dem überbevölkerten England sowie unliebsame Untertanen sollten hier eine dauerhafte Bleibe finden.

    Handelskompanien und andere private Gesellschaften erhielten deshalb Schutzbriefe der britischen Könige und bauten ganz offiziell „königliche Kolonien" auf. Natürlich steckte seitens der Krone keine reine Menschenliebe dahinter, sondern man versprach sich neue Steuereinnahmen, Absatzmärkte und Rohstofflieferanten. Nach Bezahlung ihrer Überfahrt an die Koloniebetreiber oder dem Erwerb von Anteilen der Gesellschaft wurden die Einwanderer selbstständige Landeigentümer. Da in den Kolonien erstmals auch neue politische und religiöse Grundstrukturen erprobt werden konnten, wurden später die in großer Zahl aus dem englischen Mutterland eingeströmten Einwanderer zum Motor im Kampf gegen die Bevormundung durch das Mutterland und im folgenden Unabhängigkeitskampf.

    Die ersten Versuche, an der Ostküste sesshaft zu werden, starteten Sir Humphrey Gilbert (um 1537–83) im Jahr 1583 auf Neufundland (Kanada) sowie Sir Walter Raleigh (1554–1618) 1585 auf Roanoke Island an der Küste von North Carolina. Beide mussten jedoch aufgrund der Unwirtlichkeit der Region, wegen Lebensmittelknappheit und Kapitalmangel vorzeitig aufgeben. Die eigentliche Kolonisierung begann erst 1607 mit der Entsendung von Siedlern durch die Virginia-Kompanie. Unter der Führung von John Smith (1580–1631) gründeten sie in diesem Jahr den Ort Jamestown in der Kolonie Virginia.

    1620 folgten die sogenannten Pilgrim Fathers („Pilgerväter") ihrer Idee und gründeten eine Kolonie weiter nördlich, beim heutigen Plymouth in Massachusetts. Noch auf dem Schiff, der berühmten Mayflower, hatten sie den Mayflower-Vertrag geschlossen, der die Gründung eines nach religiösen Vorstellungen geordneten politischen Gemeinwesens mit gewählten Repräsentanten vorsah. 1621 brachten die Pilgerväter mithilfe der einheimischen Indianer die erste Ernte ein und riefen den Thanksgiving Day ins Leben.

    1630 wurde Massachusetts offiziell der Status einer Kolonie verliehen, nachdem auch in Salem und Boston Siedlungen entstanden waren. Bereits 1623 war mit Portsmouth die erste Kolonie im heutigen New Hampshire gegründet worden und in der Folge ging es Schlag auf Schlag: 1629 übergab King Charles I. das ursprünglich von den Spaniern beanspruchte Carolina an Robert Heath und seine Gesellschaft, die Gründung der Kolonie Maryland erfolgte dann durch Katholiken, die 1634 von Cecil Calvert in Baltimore angesiedelt worden waren. Baltimore wurde erster katholischer Bischofssitz auf nordamerikanischem Boden.

    1635 wurde Connecticut gegründet, 1636 Rhode Island als Kolonie ins Leben gerufen, 1664 besetzten die Engländer das holländische New York, New Jersey sowie das ehemals schwedische, dann holländische Delaware. Der Quäker William Penn (1644–1718) gründete 1681 Pennsylvania und rief 1683 Philadelphia als dessen Hauptstadt aus, die „Stadt der brüderlichen Liebe". In den Folgejahren ließen sich viele deutsche religiöse Flüchtlinge, meist Mennoniten, dort nieder. Im Jahr 1732 schließlich gründete James Oglethorpe (1696–1785) mit Georgia die letzte der 13 britischen Kolonien in Nordamerika.

    Lesetipp

    Die Gründung und Einrichtung der Plymouth Colony steht im Mittelpunkt des fesselnden Buches Mayflower von Nathaniel Philbrick. Anhand der neuesten Forschungsergebnisse beleuchtet der Autor die Anfänge der Siedlung, den wachsenden Konflikt mit Neusiedlern sowie die Konkurrenz zu anderen neuen Kolonien. Auch das zu Beginn intensive und freundschaftliche Zusammenleben mit den Indianern und der dann aufflammende Konflikt, der zum „King Philip’s War" führte, werden thematisiert.

    Nathaniel Philbrick, Mayflower. Aufbruch in die Neue Welt (Blessing Verlag, 2006).

    Leben in den Kolonien

    Die Entwicklung der einzelnen Kolonien verlief aufgrund der geografischen und klimatischen Gegebenheiten sehr unterschiedlich. Verbindende Elemente waren die gemeinsame Sprache sowie der kulturhistorische Hintergrund, dennoch war man zunehmend auf Eigenständigkeit bedacht. Florierten in den Neuengland-Staaten im Nordosten Fischfang, Holzverarbeitung (Schiffsbau), Pelzhandel und Bergbau, war Pennsylvania zunächst landwirtschaftlich geprägt und brachte es durch Getreide zu Wohlstand.

    Zeitreise ins 17. Jh. auf der Plimoth Plantation

    In den Neuengland-Staaten blieb die Bevölkerung vorerst ziemlich homogen englischer Abstammung. Es galten puritanische Lebensideale wie Glaube, Fleiß und Sparsamkeit. Man lebte weitgehend autark und versorgte sich selbst mit Lebensmitteln, Kleidung und Möbeln. Boston und New Haven mauserten sich zu Zentren einer Kolonial-Aristokratie; hier wurden mit Harvard und Yale auch die ersten Universitäten gegründet.

    In den zentralen Kolonien Pennsylvania, Delaware, New York und New Jersey war die Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur facettenreicher als in Neuengland: Es gab sowohl kleine Farmen als auch riesige Landgüter (z. B. im Tal des Hudson River); es wurden Ackerbau, Viehzucht und Obstanbau betrieben. In Städten wie New York und Philadelphia blühten dazu Handel und Handwerk.

    In der späteren Kolonialzeit war das kulturelle Leben in den Kolonien bereits rege. Universitäten wie Harvard (1636), Yale (1701) und Princeton (1746) trugen ebenso dazu bei wie sehr gute Privatschulen. 1638 stand in Cambridge (MA) bereits die erste Druckerpresse, und schon vor dem Unabhängigkeitskrieg erschienen allein in Boston fünf Zeitungen. Die erste Leihbibliothek (1731) ist Benjamin Franklin (1706–90) zu verdanken, ebenso die Gründung der Amerikanischen Philosophischen Gesellschaft 1749. Um 1750 herum hatte sich zwischen Boston und Charleston eine Gesellschaft herausgebildet, die mit europäischem Kulturgut gut vertraut war und mit den entsprechenden sozialen Kreisen in England oder Frankreich auf einer Stufe stand.

    Die erste bedeutende Einwanderungswelle in die neuen Kolonien war aus Großbritannien gekommen. Besonders viele Briten verließen den „alten Kontinent", als unter Charles II. 1673 alle nicht der anglikanischen Kirche angehörenden Puritaner und Katholiken vom politischen Leben ausgeschlossen wurden. Ende des 17. Jh. kamen deutsche und irische Einwanderer hinzu, wobei der Grund für die deutsche Auswanderung in erster Linie in der religiösen Verfolgung Andersgläubiger wie Mennoniten oder Herrnhutern lag.

    Als erste deutsche Siedlung gründete 1683 der Jurist Franz Daniel Pastorius (1651–1719) Germantown, heute Stadtteil von Philadelphia. Darüber hinaus ließen sich deutsche Siedler vor allem in der Kolonie New York und im Mohawk-Tal nieder. Die nördlichste deutsche Siedlung im 18. Jh. war Waldoboro in Maine, die südlichste hieß Ebenezer, bei Savannah in Georgia. Im Jahr 1750 lebten etwa 100.000 Deutsche in Amerika, fast 70 % davon in Pennsylvania. Kein Wunder, dass bis heute fast ein Sechstel der Amerikaner auf seine deutschen Wurzeln stolz ist!

    Gründe für die massive Auswanderung aus Irland und Schottland waren sowohl Verfolgung und Enteignung der irischen Katholiken unter Cromwell als auch die herrschenden Hungersnöte in Irland. Zwischen 1600 und 1770 zogen insgesamt mehr als 750.000 Menschen aus Europa nach Nordamerika. Der größte Teil konnte die Überfahrt durch den Verkauf aller Habseligkeiten finanzieren, andere bezahlten mit ihrer Arbeitskraft, die sie der Schifffahrtsgesellschaft oder einem „Arbeitsvermittler" für eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellen mussten. In den Kolonien wurden diese indentured servants wie Sklaven versteigert und verloren für eine bestimmte Zeit ihre persönliche Freiheit. Nach Ablauf ihrer „Dienstzeit" erhielten sie das Bürgerrecht und ein Stück Land.

    Kampf um die Unabhängigkeit

    Von Anfang an war die politisch-soziale Stimmung in den neuen Kolonien durch den demokratischen Gedanken bestimmt, wonach allen Menschen die gleichen Möglichkeiten und Rechte zustehen. Der wirtschaftliche, soziale aber auch kulturelle Aufstieg der Kolonien stärkte das Selbstwertgefühl gegenüber dem britischen Mutterland. Man entfremdete sich zunehmend vom Königreich, das gleichzeitig versuchte, die Kolonien durch verschiedene Maßnahmen und Gesetze strenger an die Kandare zu nehmen.

    So verbot Großbritannien beispielsweise zum Schutz der eigenen Wirtschaft die Einfuhr von Wolle und Stoffen ins Mutterland. Die amerikanische Textilindustrie durfte ihre Waren somit nur innerhalb der Kolonien verkaufen. Auch nach dem Act of Union 1707 behielt der britische Monarch über die von ihm ernannten Gouverneure in den Kolonien die ausführende Gewalt, und jedes dort verabschiedete Gesetz bedurfte weiterhin seiner Zustimmung.

    1750 verbot der Iron Act die Errichtung von Eisenhütten und Betrieben zur Eisenverarbeitung in den Kolonien; sie durften allerdings Roheisen nach England ausführen. Der sogenannte Currency Act (1764) untersagte die Herausgabe eigenen Geldes und der Stamp Act (1765) schrieb vor, dass auf alle Urkunden und Druckerzeugnisse Gebührenmarken geklebt werden mussten. Im selben Jahr schrieb der Quartering Act den Kolonien vor, ein Drittel der Kosten für das britische Militär selbst zu tragen. Als dann noch 1767 bestimmte Waren wie Papier, Glas, Tee und Malerfarben mit Einfuhrzöllen (Townshend Act) belegt wurden, war das Fass kurz vor dem Überlaufen.

    Die Engländer bekamen immer stärkeren Gegenwind zu spüren: Nach der Einführung des Stamp Act wurden öffentlich Stempelmarken verbrannt, sodass die englische Regierung ein Jahr später gezwungen war, das Gesetz aufzuheben. Die Parole der Kolonisten, „no taxation without representation" (keine Besteuerung ohne Mitspracherecht), wurde zum politischen Wahlspruch. Gegen die Besteuerung der im Townshend Act benannten Güter wehrten sich die Bürger aller Kolonien, indem sie sich zum Boykott dieser Waren entschlossen. Bis auf die Besteuerung von Tee musste auch dieses Gesetz 1770 zurückgenommen werden.

    Im Unabhängigkeitskrieg hart umkämpft: Old Fort Niagara

    Der Boykott brachte besonders die East India Company in finanzielle Schwierigkeiten, und sie erhielt daraufhin das Alleinrecht, Tee nach Amerika zu exportieren. An der Steuerschraube für Tee wurde weitergedreht – und der Proteststurm blieb nicht aus: Am 16. Dezember 1773 warfen als Indianer verkleidete Kolonisten unter der Führung von Samuel Adams Tee ins Meer. Diesen als Boston Tea Party in die Geschichte der USA eingegangenen Vorfall ließ die britische Regierung nicht auf sich beruhen. Man wollte den Hafen von Boston so lange schließen, bis die vernichtete Menge Tee bezahlt worden war – was jedoch nie geschah.

    Die an Heftigkeit und Gewalt zunehmende Auseinandersetzung mit dem Mutterland schweißte die Kolonien noch stärker zusammen. Sie trafen sich 1774 zum Ersten Kontinentalkongress in Philadelphia und beschlossen, den Handelsverkehr mit dem Mutterland sowie mit den anderen britischen Kolonien abzubrechen; nur Georgia und New York State stimmten diesem Plan zunächst nicht zu. Das britische Parlament wiederum verbot daraufhin vergeblich allen Kolonien, diesen Boykott umzusetzen. In Massachusetts, das wegen der Boston Tea Party besonders in Ungnade gefallen war, wurde daraufhin eine Bürgermiliz aufgestellt: Die Minute Men hatten sich als feurige Patrioten zum sofortigen Einsatz, „innerhalb von Minuten", bereit erklärt.

    Am 19. April 1775 begann der Unabhängigkeitskrieg, als bei Lexington und dem benachbarten Concord (nahe Boston) britisches Militär versuchte, die kolonialen Milizverbände zu entwaffnen. Die britischen Verbände mussten sich zurückziehen und aus dem Streit um mehr Rechte war ein Kampf um die Unabhängigkeit der nordamerikanischen Kolonien geworden.

    Am 10. Mai 1775 fand in Philadelphia der Zweite Kontinentalkongress statt. Der bisher eher lockere Verband der Minute Men wurde zur „Amerikanischen Kontinentalarmee" und George Washington zum Oberbefehlshaber. Die professionell ausgebildeten britischen Truppen waren dem bunt zusammengewürfelten Trupp von Kolonisten eigentlich deutlich überlegen. Dennoch erklärte am 4. Juli 1776 der Kongress in Philadelphia die Unabhängigkeit der Kolonien von Großbritannien. Thomas Jefferson war beim Entwurf der Unabhängigkeitserklärung, die alle 13 Kolonien wenig später unterzeichneten, federführend. Mit diesem Dokument waren das Leben, die Freiheit sowie das persönliche Streben nach Glück als unveräußerliche Menschenrechte fixiert worden – und die Vereinigten Staaten von Amerika geboren.

    Es war durchaus nicht so, dass die Auseinandersetzungen mit den Briten am Tag der Unabhängigkeitserklärung zu Ende gewesen wären. Im Gegenteil: General Washington musste sich zunächst bei Brandywine (südlich Philadelphia) geschlagen geben, die Engländer besetzten New York und Philadelphia und der Kongress floh nach York (PA).

    In Europa verfolgte man die Entwicklungen mit Interesse. 1777 segelte der Marquis de Lafayette mit einer kleinen Freiwilligenschar nach Nordamerika, um Washington zu unterstützen. Außerdem machte sich ein ehemaliger preußischer Offizier namens Friedrich Wilhelm von Steuben daran, aus einem zusammengewürfelten Haufen eine schlagkräftige Armee zu formen. Dank seiner Bemühungen wendete sich das Blatt und die Briten konnten mehrmals geschlagen werden; rund 100.000 England-Getreue flohen nach Kanada.

    Nach der erfolgreichen Schlacht bei Saratoga am 7. Oktober 1777 erkannte Frankreich die Vereinigten Staaten offiziell an und erklärte Großbritannien den Krieg. 1779 folgten Spanien und 1780 die Niederlande dem Beispiel Frankreichs. Am 19. Oktober 1781 schließlich kapitulierten die Briten bei Yorktown (VA). Nun blieb Großbritannien nichts mehr anderes übrig, als im Frieden von Paris (Treaty of Paris) am 3. September 1783 die 13 Kolonien als frei, unabhängig und selbstständig anzuerkennen.

    Gründung und Konsolidierung der USA

    Auf die Unabhängigkeitserklärung und den militärischen Befreiungsschlag folgte die Verabschiedung einer Verfassung am 17. September 1787 durch die Constitutional Convention. Sie ist im Kern bis heute gültig und wurde lediglich nach und nach durch 27 Verfassungsänderungen oder amendments ergänzt. Sie ist damit eine der ältesten immer noch gültigen demokratischen Verfassungen der Welt und beruht auf der strengen Trennung zwischen Exekutive, Legislative und Judikative.

    George Washington, der erste Präsident der USA

    Die Verfassung trat am 4. März 1789 nach der Ratifizierung durch alle 13 ehemaligen Kolonien in Kraft. Auf ihrer Grundlage wurde George Washington (1732–99) einstimmig zum ersten Präsidenten der USA gewählt. 1791 wurden die ersten zehn Ergänzungen zur Verfassung verabschiedet. In dieser Bill of Rights hielt man die grundsätzlichen Menschenrechte wie die Unverletzbarkeit von Eigentum und Person, Presse- und Versammlungsfreiheit sowie die freie Religionsausübung fest.

    1793 wurde George Washington wiedergewählt und als Bundeshauptstadt Washington, D.C. (District of Columbia) bestimmt, das ab 1800 Sitz des Präsidenten und des Kongresses wurde. Zu dieser Zeit lebten rund vier Millionen Menschen in den britischen Kolonien, und es gab nur fünf Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern. Als Washington im Jahr 1797 seine Amtszeit beendete, wies er in seiner Abschiedsrede explizit darauf hin, sich nicht in europäische Angelegenheiten einzumischen …

    Auf John Adams (Amtszeit 1797–1801) folgte Thomas Jefferson (Amtszeit 1801–9) als dritter US-Präsident. In seine Amtszeit fiel 1803 der Erwerb des von Frankreich beanspruchten Territoriums in Nordamerika. Dieser sogenannte Louisiana Purchase umfasste die heutigen Bundesstaaten Arkansas, Nebraska, Missouri, Iowa, South Dakota, den größten Teil Oklahomas und Kansas sowie Teile des heutigen North Dakota, Montana, Wyoming, Colorado, Minnesota sowie Louisiana. Auf einen Schlag hatten die Vereinigten Staaten für den lächerlich geringen Betrag von 15 Mio. Dollar ihr Staatsgebiet verdoppelt.

    Der „War of 1812"

    Kurze Zeit später griffen europäische Konflikte erneut auf den amerikanischen Kontinent über. Da seit dem Unabhängigkeitskrieg Frankreich und die USA Verbündete waren, führte der britisch-französische Krieg um die Vorherrschaft in Europa 1806 zur Kontinentalsperre sowie im folgenden Jahr zur britischen Gegenblockade. Amerikanische Handelsschiffe konnten fortan die wichtigsten europäischen Häfen nicht mehr anlaufen, worunter die Wirtschaft der Neuen Welt in wachsendem Umfang litt. Zudem griffen britische Kriegsschiffe US-Handelsschiffe an und zwangsrekrutierten die Besatzungen für ihre Kriegsschiffe.

    Darstellung des War of 1812 im Webb-Deane-Stevens Museum

    Die Sticheleien zwischen den USA und dem ehemaligen britischen Mutterland führten schließlich zum War of 1812 (1812–1814), zum zweiten Unabhängigkeitskrieg. Die britische Kolonialmacht versuchte die alten Kolonien wieder zu kontrollieren und Unabhängigkeitsbestrebungen in Upper und Lower Canada (heute Québec und Ontario) zu unterbinden. Damit sollte eine Machtausdehnung der USA ins britische Kanada verhindert werden. Es ging bei dem Konflikt auch um den Anspruch auf die sogenannten Old Northwest Territories, wie man die Region um die Großen Seen nannte, um die sich britische Händler und Neusiedler stritten.

    Natürlich wurden die in diesen Gebieten lebenden Ureinwohner nicht gefragt und somit ungewollt in die Auseinandersetzungen einbezogen. Während sich nur einige Völker auf die Seite der USA stellten, versuchte der legendäre Shawnee-Anführer Tecumseh (1768–1813) eine indianische Allianz gegen den Expansionsdruck der USA zusammenzustellen. Diese zerbrach jedoch nach dem Battle of the Thames (1813) in Chatham (Ontario). Damals besiegte die US-Armee unter William Henry Harrison (später der neunte US-Präsident) sowohl die Briten als auch deren indianische Verbündete; auch Tecumseh kam dabei ums Leben.

    Zunächst defensiv vorgehend, begannen die Briten nach Napoleons Niederlage in Europa 1814 die USA an der Ostküste mit Invasionsarmeen anzugreifen. Die zu kleine und schlecht ausgerüstete US-Armee wurde dort schnell in die zurückgedrängt. So konnte sie die Besetzung von Washington, D.C. und die Zerstörung von Kapitol und Weißem Haus im August 1814 – in die Geschichte eingegangen als Burning of Washington – nicht verhindern. Als jedoch die Briten anschließend versuchten, auch noch die nahe, damals dominierende Wirtschaftsmetropole Baltimore zu erobern, wurde ihr Vormarsch gestoppt.

    Während des Battle of Baltimore im September 1814 konnte die US-Armee dank solider Befestigungen um Baltimore und der vorgelagerten Festung Fort McHenry den britischen Ansturm nicht nur bremsen, sondern zurückschlagen. Dabei kam auch der britische Befehlshaber General Robert Ross ums Leben. Während der tagelangen Beschießung des Forts dichtete übrigens Francis Scott Key (1779–1843) jene Verse, die heute die Nationalhymne „The Star-Spangled Banner" bilden. Die riesige Fahne, die einst über dem Fort wehte und das Bombardement fast unbeschadet überstand, wird heute wie eine Reliquie verehrt und in einem eigenen Saal im National Museum of American History an der National Mall in der Hauptstadt aufbewahrt.

    Die gleichzeitige Niederlage der Briten im Battle of Plattsburgh, womit die Einnahme New York vereitelt werden konnte, führte schließlich zum Frieden von Gent (Treaty of Ghent) am 24. Dezember 1814 und beendete endgültig die feindschaftlichen Auseinandersetzungen zwischen Großbritannien und den USA. Es dauerte jedoch, bis sich der Friedensschluss auch in Nordamerika herumgesprochen hatte. Deshalb erlitten die Briten Anfang Januar 1815 im Battle of New Orleans noch eine letzte, schmerzliche Niederlage.

    Besiedlung des Westens

    Nach einer militärischen Forschungsexpedition 1804–1806 im Auftrag Präsident Jeffersons, geleitet von den Offizieren Meriwether Lewis und William Clark, nahm die Erschließung und Besiedlung des „Wilden Westens" Fahrt auf. Die frontier, jene Grenze, bis zu der Siedler sesshaft geworden waren, verschob sich weiter westwärts. Der große Zug nach Westen setzte bereits Anfang des 19. Jh. ein: Hohe Geburtenraten in den Staaten an der Ostküste sowie ein nicht abreißender Einwandererstrom aus Europa – 1825 waren über 10.000, 1854 bereits über vier Millionen Menschen zugewandert – förderte die Inbesitznahme der verheißungsvollen Gebiete im mittleren und pazifischen Westen.

    Die Aneignung des Indianerlandes erfolgte dabei in mehreren Stufen: von Forschern und Trappern über Händler bzw. Handelsposten bis hin zu Handwerkern, Kaufleuten und anderen Berufsgruppen, die mit ihrem Pioniergeist das Land urbar machten und neuen Lebensraum schufen. Die Besiedlung des Westens ging zwangsläufig mit Auseinandersetzungen mit den Indianern einher. Zwar hatte Jefferson ursprünglich das Indian Territory – das heute etwa dem Bundesstaat Oklahoma entspricht – als Umsiedelungsgebiet für die Ureinwohner angelegt, dennoch überrollten Glücksritter und Siedler schon bald rücksichtslos den ganzen Westen. Dezimiert durch eingeschleppte Krankheiten und erschöpft vom verzweifelt geleisteten Widerstand, verschlechterten sich die Lebensbedingungen der Indianer zusehends. Die Dezimierung der vormals riesigen Büffelherden – nach neuesten Forschungen im Übrigen mehr durch klimatische Veränderungen und eingeschleppte Krankheiten ausgelöst als durch die Jagdexzesse der Europäer – beraubte die einst stolzen „Herren der Prärie" zudem ihrer Lebensgrundlage. Schlussendlich wurden die meisten der noch verbliebenen Ureinwohner in Reservate umgesiedelt.

    Bald schon machten die neuen Siedlungsräume neue Verkehrsverbindungen nötig. Um mit der „Zivilisation" des Ostens in Verbindung zu bleiben, wurden erste Überlandstraßen gebaut. Die erste derartige Westverbindung war die Cumberland Road, die 1818 Cumberland in Maryland mit Vandalia in Illinois verband. Auch in den Westen gab es bald Trails wie den Oregon oder den California Trail. Der knapp 600 km lange Erie-Kanal (1817–25) schuf erstmals eine Verbindung zwischen Lake Erie und Hudson River also zwischen den Großen Seen und dem Atlantik.

    Um 1850 waren die Gebiete an der Ostküste zudem durch Eisenbahnlinien verbunden. Als am 10. Mai 1869 die erste transkontinentale Eisenbahnverbindung mit dem symbolischen Zusammentreffen der Bautrupps von Union und Central (später Southern) Pacific Railroad bei Promontory, Utah, gefeiert wurde, war der entscheidende Schritt zur Besiedlung des Westens getan.

    Nord-Süd-Konflikt und amerikanischer Bürgerkrieg

    Parallel zur infrastrukturellen Erschließung kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, der sich zunächst auf den Nordosten beschränkte: Der Überseehandel blühte auf, dazu Schiffsbau und Fisch- bzw. Walfang. In den Neuengland-Staaten entwickelte sich eine produktive Textilindustrie, und in Massachusetts gab es bereits 1814 eine Spinnerei und Weberei. Hier erfand 1793 Eli Whitney die Baumwollentkernungsmaschine; sie wurde ab 1800 in Serie hergestellt. Cyrus McCormicks Erntemaschine war ein weiterer wichtiger Impuls für die expandierende Landwirtschaft.

    Gleichzeitig wuchs jedoch die Diskrepanz zwischen dem Nordosten und dem südlichen Landesteil: In den Südstaaten herrschte ein aristokratisch gesonnener Landadel, dem riesige Ländereien gehörten und der auf pompösen Landsitzen residierte. Auf den Großplantagen wurden, basierend auf der billigen Arbeitskraft der Sklaven, Baumwolle, Tabak oder Zuckerrohr angebaut. In den nördlichen Staaten war die Gesellschaftsstruktur hingegen differenzierter: Hier lebten Geschäftsleute, Industrielle, Bankiers, Industriearbeiter sowie Farmer.

    Zum zentralen Streitpunkt zwischen Nord und Süd eskalierte die Sklavenfrage. Die ersten Präsidenten der USA hatten noch gehofft, dass sich das Problem von selbst lösen würde. Washington hatte in seinem Testament die Freilassung seiner Sklaven bestimmt und Jefferson 1808 zumindest den zwischenstaatlichen (wenngleich nicht den heimischen) Sklavenhandel verboten. 1619 erstmals nach Amerika verschifft, lebten zu diesem Zeitpunkt schon über eine Million Sklaven in den USA und stellten ein Viertel der Gesamtbevölkerung. 1818 gab es in den Vereinigten Staaten zehn Bundesstaaten, die Sklavenhaltung erlaubten, und elf „freie" Staaten.

    Die zwiespältige Haltung in der Sklavenfrage wurde deutlich, als 1820 Missouri als neuer Bundesstaat aufgenommen werden sollte. Im Missouri-Kompromiss spielte die zwischen 1763 und 1767 gezogene Mason-Dixon-Linie entlang des 39. Breitengrads eine entscheidende Rolle als Trennlinie zwischen sklavenhaltenden und sklavenfreien US-Staaten. Missouri erhielt die Erlaubnis, Sklaven zu halten, was dort und im benachbarten Kansas, wo man die Sklaverei ablehnte, in den 1860er-Jahren zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führte (Bleeding Kansas).

    Die Underground Railroad entstand als Netzwerk, das v. a. zwischen 1810 und 1850 Tausenden von Sklaven bei der Flucht aus dem Süden nach Norden, z. B. in das sicherere Kanada, unterstützte. In den Jahren 1832/33 waren erste Gruppen von Abolitionisten (Gegner der Sklaverei) entstanden, die 1854 die Republikanische Partei gründeten. Die Abschaffung der Sklaverei wurde zum heißen Eisen und vor allem Staaten mit großen Plantagen (Virginia, Georgia, North und South Carolina, Louisiana) waren um ihren Wohlstand besorgt.

    Als 1860 der Republikaner und Abolitionist Abraham Lincoln zum Präsidenten gewählt wurde, brach der Konflikt zwischen den Süd- und Nordstaaten in aller Schärfe aus. Aus Protest gegen Lincolns Wahl schied South Carolina Ende 1860 aus der Union aus, Anfang 1861 folgten Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana und Texas. Formell wurde die Spaltung am 4. Februar 1861 vollzogen, als sich die Abtrünnigen zu den Konföderierten Staaten von Amerika zusammenschlossen und Jefferson Davis (1808–89) zu ihrem Präsidenten wählten. Die Hauptstadt hieß zunächst Montgomery (Alabama), dann Richmond (Virginia).

    Als die Konföderierten am 12. April 1861 Fort Sumter (Charleston) angriffen und die Unionstruppen von dort vertrieben, war der „Bruderkrieg unabwendbar. Anfangs wurde die Auseinandersetzung noch als „sportlicher Wettstreit betrachtet, doch der zahlen- und materialmäßig überlegene Norden erkannte rasch, wie bravourös sich der bunt zusammengewürfelte Haufen der Confederates wehrte. Ihre Erfolge waren vor allem den genialen Schachzügen von erfahrenen Befehlshabern wie Robert E. Lee (1807–70) oder Thomas „Stonewall" Jackson (1824–63) zu verdanken.

    Der Sezessionskrieg zog sich insgesamt über vier Jahre, bis zum April 1865, hin und stellte auf allen Gebieten der Kriegsführung, von der technischen Ausrüstung bis hin zu den Menschenverlusten, alles bislang Dagewesene in den Schatten. Nach neuesten Forschungen wurde von 40 Soldaten nur einer im Kampf getötet, einer von zehn starb an einer Krankheit und ein Zehntel wurde gefangen genommen, wobei jeder siebte Gefangene die primitiven Haftbedingungen nicht überlebte.

    Beide Seiten waren auf einen derart langen Krieg nicht vorbereitet gewesen, doch letztendlich brachten die 23 unionstreuen Bundesstaaten, zu denen der gesamte Nordosten gehörte, die besseren Voraussetzungen mit; allein zahlenmäßig standen 22 Mio. Menschen im Norden nur 9 Mio. im Süden gegenüber. Zudem war die Rüstungsindustrie schwerpunktmäßig im Norden ansässig, und auch Kapital stand dort reichlicher zur Verfügung als im Süden. Je länger die Auseinandersetzungen dauerten, umso stärker konnten die Unionstruppen ihre Überlegenheit ausspielen, erst recht, als auf Unionsseite ab 1863 General Ulysses S. Grant (1822–85) als Oberbefehlshaber dem Konföderierten-Kommandant Robert E. Lee gegenüberstand.

    Eine Seeblockade sowie das Nichteingreifen der Franzosen und Briten in den Bruderkampf brachten die Wende. Die Einnahme von Vicksburg und die Schlacht bei Gettysburg machten das Jahr 1863 zum Schicksalsjahr. Der berühmt-berüchtigte Marsch von General William T. Sherman (1820–91) von Tennessee durch Georgia an die Küste – der March to the Sea – von November bis Dezember 1864 und die damit verbundene Zerstörung von Atlanta, Nachschubbasis der Konföderierten, brach den letzten Widerstand. Die auseinanderfallende Konföderation und das Heer unter General Lee kapitulierte nach langwierigen Rückzugsgefechten am 9. April 1865 in Appomattox (Virginia), nahe der alten Südstaatenhauptstadt Richmond.

    Wiederaufbau nach dem Bürgerkrieg

    Die Einheit der Nation war wiederhergestellt und die Sklaverei nominell abgeschafft. Im Jahr 1863 hatte Abraham Lincoln in der Emancipation Proclamation alle 3 Mio. Sklaven in den Südstaaten für frei erklärt. Dennoch waren beide Fraktionen nach Kriegsende nicht automatisch versöhnt. Abgesehen von den hohen Verlusten an Menschenleben auf beiden Seiten war das Land in eine Finanz- und Wirtschaftskrise gestürzt, die nationale Verschuldung enorm gestiegen und die Phase des Wiederaufbaus, der Reconstruction, wie die Jahre von 1865 bis 1877 genannt werden, gestaltete sich höchst schwierig.

    Zudem wurde am 14. April 1865 Präsident Lincoln, der stets auf Ausgleich bedacht war, von einem fanatischen Südstaatler in Washington, D.C. erschossen. Auf den als Lincolns Vize ins höchste Amt nachgerückten Demokraten Andrew Johnson (Amtszeit 1865–69) folgte eine Periode radikaler Republikaner, die vor allem die Interessen der Großunternehmer und des Kapitals vertraten. Die politische Szene in den Südstaaten änderte sich schlagartig – man fiel in die frühe Kolonialzeit zurück. Carpetbaggers, Geschäftemacher aus dem Norden, scalawags, mit ihnen kooperierende Südstaatler, freie Schwarze, die weder des Schreibens noch des Lesens mächtig waren, aber in politische Ämter drängten, und das Nordstaatenmilitär beherrschten das Land – häufig mit dubiosen Mitteln. Folgen waren eine Verarmung des Landvolkes und eine starke Opposition in der alten Oberschicht. Der Ku-Klux-Klan, ein Geheimbund, entstand, verübte Terroranschläge und versetzte die afroamerikanische Bevölkerung in Angst und Schrecken.

    In Reenactments flammt der Bürgerkrieg heutzutage wieder auf

    Eine politische Wende – die Demokratische Partei gewann wieder an Boden – und das Ende der Besatzung ermöglichten 1877 die Rückkehr der Südstaaten in die Union. Sofort begannen die konservativen Kräfte, die alten Plantagenfamilien, die Macht wieder an sich zu reißen, unterstützt von einer neuen Schicht von Händlern und Kaufleuten. Vor allem die Großgrundbesitzer hatten jedoch enorm gelitten und es kam teils zwangsläufig zur Aufspaltung in Mittel- und Kleinbetriebe. Vor dem Bürgerkrieg hatte die durchschnittliche Betriebsgröße noch über 1.000 Morgen betragen, um 1875 waren es nur noch 153. Auch die ärmeren Weißen und befreiten Sklaven konnten nun, zumindest theoretisch, Land erwerben, zumeist bewirtschafteten sie das Land jedoch nur als rechtlose Pachtbauern (sharecroppers). Es ging ihnen häufig nicht viel besser als den Sklaven zuvor – sie erhielten keinen Lohn, stattdessen Unterkunft und Werkzeug sowie einen Anteil an der Ernte.

    Es dauerte, doch die Landwirtschaft erholte sich wieder und zur Baumwolle kam die Textilindustrie; zudem wurde der Tabakanbau intensiviert. Allmählich entwickelte sich auch im Süden, einhergehend mit verbesserten Bildungschancen, eine breitere Mittelklasse. Ein allmählicher Anschluss an die Nordstaaten zeichnete sich ab, doch letztlich verstanden es die Konservativen, die kürzlich aufgehobenen Rassenschranken wieder aufzurichten – unter dem Motto „separate but equal" („getrennt, aber gleich") und unter Anwendung der – nach einer rassistischen Klischeefigur benannten – Jim-Crow-Gesetze.

    Die USA werden Weltmacht

    Die weitere Entwicklung der USA wurde nach Beendigung des Bürgerkrieges durch die zunehmende Erschließung des Westens geprägt. Der wirtschaftliche Aufschwung – die Epoche des Gilded Age – nahm in der zweiten Hälfte des 19. Jh. ungeahnte Formen an. Verkehrserschließung, die Entdeckung von Rohstoffvorkommen, eine durch Einwanderung erhöhte Zahl an Arbeitskräften, ein großer Binnenmarkt und staatliche Schutzzölle ließen den freien Wettbewerb explodieren.

    Viele Erfindungen sorgten für zusätzliche Dynamik: der Telegraf von Samuel F. B. Morse (1837), das Telefon (Alexander Graham Bell, 1876), die Schreibmaschine (Christopher L. Sholes für Remington, 1873) und die wegweisenden Erfindungen von Thomas A. Edison. John B. Dunlop erfand 1888 den pneumatischen Reifen, und Henry Ford stellte 1892 das erste Auto vor.

    Die wirtschaftliche Dominanz ließ die USA auch auf internationaler Bühne aktiver werden. Bislang war die Monroe-Doktrin für die amerikanische Außenpolitik maßgebend gewesen, jene Rede, in der Präsident James Monroe 1823 festgelegt hatte, dass sich die USA nicht in europäische Belange einmischen und dass europäische Interessen nicht auf amerikanischem Boden ausgetragen werden dürften. Diese Politik des Isolationismus lockerte sich zunehmend, speziell im Zuge einiger Zwischenfälle: 1895 war es in Kuba zu einem Aufstand gegen die spanische Kolonialmacht gekommen. Die US-Wirtschaft sah ihre Investitionen hier gefährdet. Als das US-Schiff „Maine" 1898 im Hafen von Havanna aus ungeklärter Ursache sank, erklärten die USA Spanien den Krieg. Im Frieden von Paris (10. Dezember 1898) verzichtete Spanien daraufhin auf Kuba, Puerto Rico und Guam. 1898 annektierten die USA dann Hawaii, Puerto Rico und Guam, die Philippinen wurden als pazifischer Stützpunkt angegliedert.

    Zudem verstanden sich die USA vermehrt als internationale Polizeimacht. So musste 1902 Kuba den USA Hoheitsrechte einräumen, und als 1903 Panama gegründet wurde, behielten sich die USA Schutzrechte vor, um den Bau des Panama-Kanals abzusichern. 1904 deklarierte Präsident Theodore Roosevelt (1858–1919) das Recht der USA, sich auch in die inneren Angelegenheiten lateinamerikanischer Staaten einzumischen, um Interventionen europäischer Mächte zu verhindern. Auf dieser Grundlage besetzten die USA 1916 bis 1924 die Dominikanische Republik, intervenierten 1914 bis 1917 in Mexiko, 1921 in Guatemala, in Honduras 1911, 1913 und 1924/25, in Nicaragua 1912 bis 1925 sowie 1926 bis 1936 und mischten sich auch im Pazifik und in Asien als Ordnungsmacht ein.

    Lesetipp

    Ein grandioses und allein von den Ausmaßen her – 40×30x6 cm, 5 kg – gigantisches Buch des Taschen-Verlages dokumentiert mit Fotos aus der Zeit um 1900 das damalige Leben in Nordamerika und bietet eine ungewöhnliche Bestandsaufnahme der Neuen Welt:

    Marc Walter/Sabine Arque, An American Odyssey. Photos from the Detroit Photographic Company 1888–1924 (Taschen, 2014).

    Die USA im 20. Jahrhundert

    Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914, „The Great War" genannt, blieben die Vereinigten Staaten zunächst neutral, doch im Folgejahr bahnte sich ein Stimmungswandel an: Das mit Kriegsmaterial beladene britische Passagierschiff Lusitania und die Arabic wurden durch deutsche U-Boote versenkt, wobei auch amerikanische Staatsbürger den Tod fanden. Als Woodrow Wilson 1916 als Präsident wiedergewählt wurde, versuchte er zunächst erfolglos zwischen den kriegsführenden Parteien zu vermitteln. Die USA rüsteten daraufhin auf, griffen aber zunächst nicht ein. Erst als 1917 Deutschland den uneingeschränkten U-Boot-Krieg erklärte und deutsche Kriegsabsichten gegen die USA bekannt wurden, kam es zur Wende. Am 6. April 1917 erklärte Amerika dem Deutschen Reich den Krieg.

    Bis zum Kriegsende verfolgte Präsident Wilson seine Maxime des „Friedens ohne Sieg". In einem 14-Punkte-Programm entwarf Wilson 1918 eine Vision vom Weltfrieden, von einer freiheitlich-demokratisch orientierten Weltordnung und befürwortete die Gründung eines Völkerbundes. Seine Thesen beinhalteten u. a. das Selbstbestimmungsrecht aller Völker, die Räumung und Rückgabe aller besetzten Gebiete, Abrüstung, Freiheit auf allen Weltmeeren und Abbau von Handelsbeschränkungen sowie Vertragsabschlüsse zwischen den einzelnen Nationen, um sich gegenseitig politische Unabhängigkeit sowie Staatsgebiete zu garantieren. Seine Ideen wurden erst 1945 mit der Gründung der UN umgesetzt.

    Nach dem Ersten Weltkrieg war die Stellung der USA als führende Industriemacht unangefochten. Die folgenden „Goldenen Zwanziger" – The Fabulous (Golden) Twenties – initiierten einen neuerlichen Wirtschaftsaufschwung. Am 24. Oktober 1929 brach dann das Kartenhaus zusammen: Als „Schwarzer Freitag" ging der Absturz der Aktien an der New Yorker Börse in die Geschichte ein. Eine bisher nicht dagewesene Depression erschütterte die USA und in der Folge auch die anderen führenden Wirtschaftsmächte.

    Präsident Herbert Hoover (im Amt 1929–33) versuchte mit allen ihm zur Verfügung stehenden staatlichen Mitteln, die Rezession einzudämmen. Großbauten wie der Hoover-Damm in Colorado wurden in Angriff genommen, den Unternehmen staatliche Kredite gewährt und die Zölle erhöht – doch die positiven Auswirkungen blieben überschaubar. Erst mit der Präsidentschaft des Demokraten Franklin Delano Roosevelt (1933–45) und seinem New Deal wendete sich das Blatt. Zum ersten Mal in der US-Geschichte griff damit der Staat lenkend in die Wirtschaft ein, kontrollierte große finanzielle Transaktionen, garantierte Bankeinlagen und förderte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wie das Großprojekt Tennessee Valley Authority (TVA) – den Bau von Staudämmen, Wasserkraftwerken und damit Industrieansiedlungen im bis dahin als Notstandsgebiet geltenden Tennessee-Tal.

    Präsident Franklin D. Roosevelt

    Auch nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Polen im September 1939 erklärten die USA zunächst ihre Neutralität. Erst als Dänemark und Norwegen von den Deutschen besetzt, Belgien, die Niederlande und Frankreich angegriffen wurden und es zum Dreimächtepakt (Deutschland–Italien–Japan) kam, sahen sich die Vereinigten Staaten gezwungen einzugreifen. Die Wende nahm Anfang 1941 mit Roosevelts Neujahrsansprache Gestalt an, in der er die „Vier Freiheiten" hervorhob: Freiheit der Rede und Meinungsäußerung, Freiheit in der Religionsausübung, Freiheit von Not und Freiheit von Furcht.

    Am 7. Dezember 1941 kam es zum verheerenden japanischen Überraschungsangriff auf den US-Navy-Stützpunkt in Pearl Harbor auf Hawaii. Einen Tag später erklärten die USA den Japanern den Krieg, am 11. Dezember folgte die Kriegserklärung Deutschlands und Italiens an die USA. Am 6. Juni 1944 gelang den Alliierten die Landung in der Normandie. Über 2,8 Mio. Soldaten und alles erdenkliche Kriegsgerät wurden eingesetzt. Das Jahr 1945 wurde kriegsentscheidend: Auf der Konferenz von Jalta stimmten sich Roosevelt, Churchill und Stalin ab, Anfang März überschritten US-Truppen bei Remagen den Rhein, am 25. April begegneten sich erstmals amerikanische und sowjetische Truppen an der Elbe.

    Schließlich kapitulierte das Deutsche Reich am 7. Mai 1945 bedingungslos. Zwischenzeitlich gingen die Kämpfe auf dem japanischen Kriegsschauplatz weiter, und um den Widerstand der Japaner endgültig zu brechen, entschlossen sich die USA zum Abwurf von Atombomben: Am 6. August 1945 wurde Hiroshima vernichtet (etwa 220.000 Tote) und am 9. August 1945 zerstörte eine zweite Atombombe Nagasaki (etwa 215.000 Tote). Noch am selben Tag kapitulierten die Japaner.

    In den beiden letzten Kriegsjahren war den Amerikanern bewusst geworden, dass in Europa nicht nur verschiedene Nationalitäten, sondern vor allem auch unterschiedliche Gesellschaftssysteme aufeinandertrafen: Kapitalismus und Kommunismus. Harry S. Truman war der erste Präsident, der diesen Gegensatz Ost-West thematisierte und der „Freien Welt den „Weltkommunismus gegenüberstellte. In der Truman-Doktrin sagte er 1947 allen bedrohten freien Völkern die Hilfe der Vereinigten Staaten zu. Es kam zum Kalten Krieg, der in begrenzten Konfrontationsräumen durchaus „heiß" wurde (z. B. in Korea und Vietnam); infolgedessen stürzten sich beide Machtblöcke in eine Phase der Hochrüstung.

    Die USA bedienten sich neuer Mittel, um ihre Einflussnahme zu sichern. In diesen Zusammenhang fällt die Gründung der NATO (North Atlantic Treaty Organization) im Jahr 1949, mit der sich die USA zum ersten Mal in ihrer Geschichte militärisch mit anderen Staaten zusammenschlossen. Ebenso versuchte man mit dem Marshall-Plan (1948–1951), benannt nach dem amerikanischen Außenminister George Marshall, Sympathien zu gewinnen. Er sah massive wirtschaftliche Hilfen für die westeuropäischen Staaten vor. Bis 1951 vergaben die USA im Rahmen dieses Projektes $ 13 Milliarden. Als wohl wichtigste außenpolitische Nachkriegsentwicklung hatte die USA ihre isolationistische Position zugunsten einer Bündnispolitik aufgegeben.

    Unerwartet zog für kurze Zeit die UdSSR technologisch an den USA vorbei: 1957 umkreiste der russische Sputnik I als erster künstlicher Satellit die Erde. 1958 zogen die USA mit dem Explorer I nach. Am 12. April 1961 schickte die Sowjetunion mit Juri Gagarin den ersten Menschen ins All, am 5. Mai folgte der Amerikaner Alan B. Shepard. 1969 hatten die USA allerdings mit der ersten Astronauten-Landung auf dem Mond wieder die Nase vorn.

    Eine wichtige, wenn auch kurze Ära begann 1961 mit der Wahl John F. Kennedys (1917–63), des wohl charismatischsten US-Präsidenten der Nachkriegszeit. Mit seinem New Frontier-Programm wollte er globale Konflikte entschärfen, entwarf eine Vision von Gerechtigkeit und besseren Lebensbedingungen für alle Amerikaner. Kennedy hatte nicht nur eine Überwindung der sozialen Gegensätze im eigenen Land im Auge, sondern plante auch, armen Entwicklungsländern in Asien, Mittelamerika und Afrika zu helfen. 1962 gelang es ihm, die Kubakrise zu entschärfen und einen drohenden neuen Weltkrieg zu verhindern. Am 22. November 1963 wurde Kennedy in Dallas ermordet.

    Der Vietnamkrieg (1955–75) wurde von den Amerikanern in erster Linie als Auseinandersetzung der konkurrierenden Systeme – Kapitalismus und Kommunismus – betrachtet. Trotz größtmöglichen Einsatzes konnte der Krieg von den USA nicht gewonnen werden. 1968 wurden die Luftangriffe eingestellt und 1973 nach zähem Ringen in Paris zwischen den USA, Nordvietnam und der Provisorischen Revolutionsregierung der Waffenstillstand vereinbart. Die Verluste betrugen auf amerikanischer Seite rund 58.000 Tote und mehr als 300.000 Verwundete. Der Vietnamkrieg hatte die USA in ihrem Inneren erschüttert und moralische Zweifel an der Rechtmäßigkeit von Kriegen aufgeworfen. Demonstrationen, nicht nur seitens der Studenten und Intellektuellen, übten Druck auf die Regierung aus. Schließlich revidierte der Kongress die Sondermachtbefugnisse des Präsidenten: im War Powers Act (1973) wurde festgelegt, dass ein Präsident ohne Zustimmung des Kongresses US-Truppen nur maximal 60 Tage lang einsetzen darf. Im gleichen Jahr wurde die allgemeine Wehrpflicht abgeschafft.

    In den 1960ern und zu Beginn der 1970er-Jahre erschütterten zahlreiche Rassenunruhen die Vereinigten Staaten. Ein Höhepunkt war im August 1963 der von Martin Luther King Jr. (1929–68) angeführte Protestmarsch nach Washington; zwei Jahre später zogen Protestierende von Selma nach Montgomery. Im gleichen Jahr kamen bei Rassenunruhen in Los Angeles 35 Menschen ums Leben, und im Sommer 1967 eskalierten die Auseinandersetzungen in Newark (New Jersey) und Detroit (Michigan) derart, dass sogar Bundestruppen eingesetzt werden mussten – 66 Tote waren zu beklagen. Die Unruhen griffen um sich und forderten mehr und mehr Opfer. Eines der prominentesten war King selbst, der am 4. April 1968 in Memphis von einem Rassisten erschossen wurde.

    Die Watergate-Affäre, bei der am 17. Juni 1972 enge Mitarbeiter Präsident Richard Nixons und seines Wahlkomitees in das Wahlkampfhauptquartier der Demokraten einbrachen, erschütterte die Nation aufs Neue. Zwar beteuerte Nixon seine Unschuld und sein Unwissen über den Einbruch, doch wurde er durch die Beteiligten schwer belastet. Er kam durch freiwilligen Rücktritt einem Amtsenthebungsverfahren (impeachment) zuvor.

    Durch die weitgehende Entschärfung des West-Ost-Konfliktes und die demokratischen Entwicklungen in Osteuropa begann die US-Außenpolitik nach neuen Formen zu suchen. Ein Schritt war der Erste Golfkrieg 1991. Nach dem Einmarsch des irakischen Diktators Saddam Husseins in Kuwait drängten die von den USA angeführten Truppen im Namen der UN den Despoten wieder zurück. Der schnell gewonnene Krieg sorgte für Erleichterung und Stärkung des angeschlagenen Selbstbewusstseins.

    Das 21. Jahrhundert

    Während der Amtszeit des 42. Präsidenten Bill Clinton (1993–2001) stabilisierte sich die wirtschaftliche Lage und das Land erlebte sogar, angeführt von der boomenden New Economy, eine neue wirtschaftliche Blüte; die Staatsverschuldung sank. In der Wirtschaftspolitik wurde weiterhin ein Kurs der Liberalisierung verfolgt und dieser resultierte in der Unterzeichnung des Welthandelsabkommens (GATT) sowie der Schaffung der Freihandelszone FTAA innerhalb aller Staaten Nordamerikas.

    Die Angriffe islamistischer Fundamentalisten am 11. September 2001 auf New York und Washington – 9/11 – haben dann die USA im Mark getroffen. US-Präsident George W. Bush (Amtszeit 2001–9) reagierte nach einer Phase der Trauer mit der Ausrufung des „Kriegs gegen den Terrorismus" und begann im Oktober 2001 mit dem Vorstoß gegen das fundamentalistische Taliban-Regime in Afghanistan. Als Bush mit Diktator Saddam Hussein und dem Irak 2003 ein neues Ziel ins Auge fasste, geriet die einst so fest zusammenstehende westliche Allianz ins Wanken. Dass die Bush-Regierung über das Ziel hinausschoss und uramerikanische, demokratische Bürgerrechte in Gefahr gerieten, brachte mehr und mehr Amerikaner in Rage.

    Wahlkampfplakat für Barack Obama

    Zu Beginn des 21. Jh. steckte auch die amerikanische Gesellschaft in einer Krise. Börsencrash und Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und wachsende Armut machten dem im November 2008 gewählten und 2012 im Amt bestätigten ersten afro-amerikanischen Präsidenten, dem Demokraten Barack Obama, die Arbeit nicht leicht. Seine Verdienste liegen vor allem in der Einführung einer Pflicht-Krankenversicherung mit dem Affordable Care Act – auch Obamacare genannt –, doch auch in Sachen Umweltschutz und Klimawandel legte Obama neue Pläne vor. 2017 folgte ihm überraschend der Unternehmer und Entertainer Donald Trump als 45. Präsident, dessen spaltend-populistische Politik vor allem von Isolationismus und Protektionismus geprägt ist.

    Inzwischen hat sich die Wirtschaft wieder erholt und die USA gehören abermals zu den führenden Erdöl- und Erdgasproduzenten. Allerdings sind Umweltprobleme und Klimaveränderungen, die Verarmung vieler Bevölkerungsschichten, Grenzsicherung und Einwanderungspolitik, Krankenversicherung und Sozialfürsorge sowie der wachsende Kontrast zwischen Stadt und Land zu Herausforderungen geworden, die verstärkter Zuwendung bedürfen.

    info

    Die politischen Staatsorgane und ihre Aufgaben

    Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika wurde 1787 vom Verfassungskonvent in Philadelphia verabschiedet und zwei Jahre später für rechtsgültig erklärt. Mit der Einführung der Gewaltenteilung in Exekutive, Legislative und Jurisdiktion, d. h. der Trennung von ausführender, gesetzgebender und rechtsprechender Macht, war die amerikanische Verfassung Wegbereiter der modernen Demokratie. Darüber hinaus führte sie die Trennung von Kirche und Staat und das Prinzip der Volkssouveränität ein, das durch die demokratischen Grundrechte (Bill of Rights) gewährleistet ist. Die Frage, ob der Staat zentralistisch oder föderalistisch organisiert werden solle, führte schließlich zu einer Kompromisslösung, einer Gewaltenteilung zwischen Zentralregierung und den Bundesstaaten.

    Der Präsident – Exekutive

    Der Präsident wird für vier Jahre über Wahlmänner (electors) und nicht direkt vom Volk gewählt. Eine Wiederwahl ist nur einmal möglich, und bei seinem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Amt, etwa durch Tod oder Rücktritt, übernimmt der Vizepräsident automatisch das Amt. Der US-Präsident ist gleichzeitig Staatsoberhaupt und Regierungschef. Bei der Zusammensetzung seiner Administration kann der Präsident auch auf qualifizierte Personen anderer Parteien oder Parteilose zurückgreifen. Zudem ist er Oberbefehlshaber des Militärs, allerdings ist eine eventuelle Kriegserklärung Sache des Kongresses.

    Der Kongress – Legislative

    Der Kongress setzt sich aus Senat (Senate) und Repräsentantenhaus (House of Representatives) zusammen. Unabhängig von seiner Größe entsendet jeder Bundesstaat für jeweils sechs Jahre zwei Senatoren in den Senat, insgesamt sind es also 100. Alle zwei Jahre wird jeweils ein Drittel der Senatoren direkt vom Volk neu gewählt. Der Senat hat insbesondere in außenpolitischen Fragen eine starke Stellung. Der US-Präsident benötigt eine Zweidrittelmehrheit im Senat um internationale Verträge abschließen zu können und auch die Benennung hoher Beamter sowie Richter bedarf der Senatszustimmung.

    Im Repräsentantenhaus sind die Bundesstaaten proportional zu ihrer Bevölkerungsgröße vertreten. Die Zahl von 435 Abgeordneten ist durch ein Gesetz von 1911 festgelegt, die Verteilung auf die Staaten wurde jedoch nach dem Zensus 2010 angepasst. Gewählt werden die Abgeordneten jeweils für zwei Jahre. Das Repräsentantenhaus hält aufgrund seiner Stimmenmehrheit insbesondere bei Budget-Verhandlungen eine Schlüsselstellung inne.

    Wahlen für den Kongress finden stets am ersten Dienstag im November eines Jahres mit gerader Zahl statt.

    Das Gerichtswesen – Judikative

    Dem unabhängigen Gerichtswesen steht der Oberste Gerichtshof (Supreme Court) vor. Er kann im Bedarfsfall die Verfassungsmäßigkeit aller politischen Entscheidungen überprüfen und ist damit die Kontrollinstanz gegenüber Präsident und Kongress. Der Präsident benennt die Richter des Obersten Gerichtshofes in Beratung und mit Zustimmung des Senats.

    Geografischer Überblick

    Im Zentrum dieses Reiseführers steht der Nordosten der USA, also das Kerngebiet mit den Gründerstaaten Connecticut, Delaware, Maryland, Massachusetts, New Hampshire, New Jersey, New York, Pennsylvania, Rhode Island und Vermont, sowie Maine als nordöstlichstem Bundesstaat, dazu die Hauptstadt Washington, D.C. Die beiden geografischen Hauptcharakteristika dieser Region sind die Atlantikküste mit ihren Felsküsten und Sandstränden, tiefen Fjorden und kleinen Buchten, vorgelagerten schmalen Inselketten und Marschlandschaften sowie die Gebirgsketten der Appalachen mit ihren Hügellandschaften, aber auch mit schneebedeckten Bergen und dichtbewaldeten, wasserreichen Tälern.

    Die Atlantische Küstenebene

    Die Atlantic Coastal Plains – die Küstenebene zwischen Atlantik und Appalachen – reichen von Cape Cod im Nordosten der USA bis Florida. Sie sind nur selten mehr als 100 m hoch. Das Lowland, wie die Küstenregion auch genannt wird, ist ein vielgestaltiges Areal: So ist die Küstenebene im Nordosten, besonders in den Neuengland-Staaten, nur sehr schmal, stellenweise reichen die Gebirgsausläufer direkt ans Meer heran.

    Portland Head Light, der älteste Leuchtturm Maines

    Nach Süden hin wird die Ebene breiter und ist gekennzeichnet durch Sandstrände, ausgedehnte Marschlandschaften und Sumpfregionen. Gegliedert wird sie durch einige große Flusstäler, wie die des Connecticut, des Hudson, des Delaware, des Susquehanna, des Potomac, des Roanoke oder des Savannah River. Manchmal bilden die Flüsse gewaltige Mündungsbuchten, die ganze Landstriche prägen, beispielsweise die Delaware Bay oder die Chesapeake Bay.

    Ein charakteristisches Element der Ostküste sind die der Küste vorgelagerten Nehrungen, die häufig unterbrochen sind und dann Inselcharakter haben. Diese sogenannten barrier islands, zumeist entstanden durch das Anheben des Meeresspiegels am Ende der letzten Eiszeit vor einigen 10.000 Jahren, erstrecken sich von Connecticut und Long Island (New York) im Norden bis nach Florida im Süden.

    Die Appalachen

    Landeinwärts, etwa parallel zur Atlantikküste, ziehen sich die Appalachen als einer der längsten Gebirgszüge der Welt über rund 2.400 km von Nordosten nach Südwesten, von der kanadischen Provinz New Brunswick über die Neuengland-Staaten, New York, Pennsylvania, Virginia, North Carolina, Tennessee und Georgia bis nach Alabama. Vom Charakter her sind die Appalachen ein Mittelgebirge, dessen höchste Gipfel kaum 2.000 m erreichen und das eher an den Schwarzwald erinnert als beispielsweise an die Bergwelt der Rocky Mountains.

    Die Appalachen sind ein altes Faltengebirge, das durch Gesteinsbewegungen und Erosion stark zerteilt und eingeebnet wurde. Im Norden gliedern sie sich in die Berkshires (Massachusetts), die Green Mountains (Vermont) und die White Mountains (New Hampshire, Maine). Der 1.917 m hohe Mount Washington in New Hampshire und der Mount Katahdin (1.606 m) in Maine sind die größten Erhebungen im Nordosten, der 2.037 m hohe Mount Mitchell in North Carolina der höchste Berg der gesamten Bergkette. Im Norden (Maine) reichen die Appalachen direkt an die Küstenlinie heran und bilden eine wild zerklüftete Landschaft mit Buchten, Riffen und Kliffs sowie vorgelagerten Inseln. Je weiter man nach Süden kommt, umso weiter entfernen sich die Berge vom Meer.

    Kein Fluss quert die Mittelgebirgskette der Appalachen – einer der Gründe, warum in der frühen Kolonialzeit die Berge als unüberwindbar galten. Mehrere wasserreiche Flüsse entspringen in den Appalachen, um sich dann entweder in den Atlantik (Hudson, Susquehanna oder Connecticut River) oder in den Golf von Mexiko (Ohio oder Tennessee River) zu ergießen.

    Nationalparks

    Im Nordosten der USA gibt es zwar nur einen klassischen Nationalpark: den im äußersten Nordosten in Maine gelegenen Acadia National Park. Dafür existieren mehrere historische Schutzgebiete, die dem National Park Service (NPS) angeschlossen sind. Seitdem 1872 mit dem Yellowstone National Park zum ersten Mal auf der Welt ein großes Areal unter Naturschutz und staatliche Aufsicht gestellt wurde, hat sich bis heute die Zahl der Nationalparks in den USA auf 62, die Zahl der vom NPS betreuten Orte und Gebiete auf insgesamt 419 vergrößert. Derzeit sind etwa 35 % der Landfläche als öffentliches Land ausgewiesen, im Westen der USA sind es sogar fast zwei Drittel der Landfläche. Davon unterstehen aber nur rund 340.000 km² dem NPS.

    info

    Der National Park Service (NPS)

    Außer 62 National Parks (NP) unterstehen dem NPS weitere Schutzgebiete:

    •National Monuments (NM): kleinere Gebiete mit bedeutenden geologischen, landschaftlichen, historischen, ökologischen oder kulturellen Erscheinungsformen;

    •National Memorials (NM): kulturell interessante Punkte wie Friedhöfe, Kriegsdenkmäler und Präsidentenmonumente (v. a. in Washington, D.C.);

    •National Preserves (NP): abgegrenzte Gebiete zum Schutz eines Naturdenkmals;

    •National Lakeshores & Seashores (NL/NS): naturgeschützte Seeufer oder Meeresküsten;

    •National Historic Sites (NHS) und National Historical Parks (NHP): Stätten von historischer Bedeutung;

    •National (Scenic) Rivers (NSR): naturgeschützte Landstriche an Flüssen;

    •National Recreation Areas (NRA): landschaftlich bedeutsame Erholungs-

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1