Das Geheimnis einer Bruderliebe: Un Amore Italiano Band 5
Von Mara Raabe
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Buchvorschau
Das Geheimnis einer Bruderliebe - Mara Raabe
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Impressum:
Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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© 2019 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR
Mühlstraße 10, 88085 Langenargen
Telefon: 08382/9090344
Alle Rechte vorbehalten.
Erstauflage 2019
Cover erstellt unter Verwendung von Bildern mit AdobeStock-Lizenz: © jackfrog und © simbos
In sich abgeschlossener Liebeskurzroman der neuen Buchreihe „Un Amore Italiano" im Herzsprung-Verlag.
ISBN: 978-3-96074-051-3 - Taschenbuch
ISBN: 978-3-86196-953-2 - E-Book
Reisen Sie mit uns in das Sehnsuchtsland Italien und erleben immer wieder neue „Un Amore Italiano – Geschichten einer Liebe in Italien".
Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM: www.literaturredaktion.de
*
Inhalt
Sonntag
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Samstag
Am Abend
*
Sonntag
An diesem Morgen strahlte die Sonne auf Sylt. „Sollte das nicht ein gutes Omen sein", dachte sich Malte Petersen, als er seinen silbernen Sportflitzer Richtung Tinnum zum Flughafen steuerte. Peer Asmussen saß neben ihm und würde den Wagen zurückfahren. Er war nicht nur sein Manager im Hotel Mariana, er war auch sein Freund aus der Schulzeit. Der inzwischen Zweiunddreißigjährige hatte nach dem Abitur eine Hotelfachschule besucht, eine Manager-Ausbildung abgeschlossen und war danach seine rechte Hand geworden. Auf ihn konnte er sich bedingungslos verlassen.
Als Maltes Eltern das Hotel eröffneten, hieß es noch Haus Mariana, was so viel bedeutete wie Haus Meeresperle. Es war ein einstöckiges Gebäude im Stil eines Friesenhauses mit Sprossenfenstern, der typischen geschwungenen zweiflügeligen Eingangstür und einem Reetdach. Insgesamt gab es vierzehn Gästezimmer, eine Terrasse mit Tischen und Stühlen und einen kleinen Garten mit drei gemütlichen Strandkörben.
So hatte es ausgesehen, als Malte und sein Bruder Eike es von ihren Eltern übernommen hatten. Mit siebzig hatte der Vater genug davon, sich mit immer neuen Auflagen und meckernden Gästen auseinanderzusetzen. Malte musste lächeln, wenn er daran dachte, wie überrascht seine Eltern waren, mit welcher Geschwindigkeit dann ihre Kinder einen Wandel herbeigeführt hatten.
Während Malte sich von der Insel nicht trennen konnte, zog es Eike in die Wärme. In Viareggio in der Toskana bekam er die Möglichkeit, ein Hotel zu übernehmen und machte es innerhalb von fünf Jahren zu einem beliebten Treffpunkt junger Familien. Auch dieses Hotel trug den Namen Mariana, ganz nach Familientradition.
Malte dagegen ergriff die Chance und kaufte das Nachbargrundstück dazu. So war es ihm möglich, einen modernen Anbau neben dem alten Hotel zu errichten und damit die Bettenkapazität erheblich zu steigern.
„Fahr nicht so schnell, wir brauchen die Touristen." Peer lachte, er war selbst ein rasanter Fahrer. Allerdings nahm er in Westerland das Gas runter. Urlauber waren für ihn eine Spezies, die meinten, mit dem gemieteten Bett auch eine Rundumversorgung für Unterhaltung und Sicherheit gebucht zu haben.
„Okay, okay, du hast wie immer recht, aber es macht einfach Spaß", entgegnete Malte.
„Die Maschine nach Hamburg steht schon da. Peer zeigte auf einen Flieger nahe der Abflughalle. „Weißt du schon, wann du zurückkommst?
Malte zuckte mit den Schultern. „Genau kann ich es dir nicht sagen. Eike hat Probleme, wollte mir am Telefon aber nichts weiter erzählen."
„Beruflich oder privat?"
„Keine Ahnung, aber ich denke, eher privat."
Peer, der gerade aussteigen wollte, zögerte. „Du meinst zwischen ihm und seiner Eva könnte etwas nicht stimmen? Wenn ich ehrlich bin, ich hatte auch das Gefühl, als sie vor ein paar Wochen zu Ostern hier waren, dass eine gewisse Spannung zwischen ihnen herrschte. Eva bemühte sich zwar, fröhlich zu wirken, aber in meinen Augen war es nicht echt. Ich hatte Eike sogar darauf angesprochen, aber er hatte es vehement verneint."
„Ich weiß es tatsächlich nicht. Er hat nur gemeint, er hätte Mist gebaut."
Inzwischen waren sie auf dem Parkplatz vor dem Abfertigungsgebäude angekommen und ausgestiegen. Malte reichte Peer den Autoschlüssel. „Heute haben wir Sonntag, spätestens am Wochenende bin ich wieder hier. Wenn was sein sollte, du weißt, wo du mich erreichst. Im Grunde freue ich mich auf ein paar Tage in der Wärme."
Peer nickte. „Grüß mir Eike, habe ihn schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen." Er grinste.
„Er war zwar erst Ostern da und will zu Pfingsten wiederkommen, aber du hast recht, es kommt mir auch wie eine Ewigkeit vor. Kommt Emma das Wochenende?"
„Ja, am Donnerstag. Du siehst, um mich wird sich gekümmert."
„Ist noch was?" Malte nahm seinen Koffer aus dem Fond und schaute Peer fragend an.
„Emma war etwas seltsam am Telefon. Peer hatte inzwischen hinter dem Steuer Platz genommen. „Sie sagte, sie hätte eine Überraschung für mich. Wollte aber partout nichts verraten. Da sie aber fröhlich dabei klang, glaube ich nicht, dass es etwas mit ihrem Vater zu tun hat, der mich, wie du weißt, nicht sonderlich mag.
Malte klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Vermutlich sucht er einen Schwiegersohn für seine Tochter und keinen Freund weit weg im Ausland. Wenn ich wieder da bin, müssen wir endlich darüber sprechen."
„Das musst du mir gerade erzählen. Für dich wird es auch langsam Zeit, eine Familie zu gründen. Sorry, fügte Peer schnell hinzu, als er Maltes Abwehrreaktion bemerkte. „Was ist eigentlich so schwer daran, ein fremdes Kind zu akzeptieren, wenn man selbst keins zeugen kann? Die Beziehung zur Frau muss stimmen, das ist wichtig, glaube mir.
„Lass uns ein anderes Mal darüber sprechen, jetzt kümmere dich um das Hotel und um deine Emma." Er umarmte Peer kurz und wollte zur Abfertigung eilen, als Peer ihn nochmals zurückrief.
„Da fällt mir ein, hat Eike noch etwas von der Poolaffäre gesagt? Könnte das der Grund sein für sein Problem?"
Malte zögerte einen Moment. „Stimmt, gut, dass du das erwähnst. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht." Er winkte Peer zu, aber da hörte er auch schon den Motor seines Wagens und musste lächeln bei der Vorstellung, dass sich sein Freund jetzt noch eine kleine Spritzfahrt gönnte – und die sicher nicht im Schneckentempo.
Die Maschine war nicht ausgebucht und so hatte Malte zwei Sitze zur Verfügung. Er mochte es nicht, eingeengt zu sitzen. Mit seinen einen Meter siebenundachtzig war er froh, wenn er seine Beine ausstrecken konnte.
Inzwischen hatte die Maschine abgehoben, flog einen großen Bogen, bis sie in den Wolken Richtung Hamburg verschwand. Malte sah Westerland mit seiner lang gezogenen Promenade immer kleiner werden und schickte einen letzten Gruß nach List mit seinem Hafen. Entspannt lehnte er sich zurück. Der Flug war kurz, nur fünfzig Minuten, und wie es schien, würde es keine Verspätung geben, so konnte er den Anschluss Flug nach Florenz problemlos erreichen.
Er schloss die Augen und grübelte darüber nach, was sein Bruder wohl angestellt haben konnte. Sein Anruf vor drei Tagen hatte derart panikartig geklungen, dass er Eike versprochen hatte, umgehend zu kommen.
Er und sein Bruder waren seit Kindheit eng miteinander verbunden, Eike war jetzt fünfunddreißig Jahre, drei Jahre älter als er. Äußerlich waren sie sich nicht sehr ähnlich. Er war über ein Meter achtzig groß, hatte blonde Haare und breite Schultern, sein Bruder fast zehn Zentimeter kleiner, schlank und brünette Haare.
Auch vom Temperament unterschieden sie sich. Eike war ruhig, handelte besonnen und musste häufig für den Unfug, den Malte anstellte, mit büßen. Ihre ganze Jugend hatten sie auf der Insel verbracht. Das Hotel Haus Mariana stand in Keitum, sie selbst aber wohnten mit ihren Eltern in Westerland in einem kleinen Backsteinhaus mit winzigem Garten, nahe am Bahnhof. So hatten sie es nicht weit zur Grundschule und später zum Gymnasium.
An diese Zeit musste Malte denken, als er in Hamburg zum Anschlussflug nach Florenz eilte. Nach Pisa zu fliegen, wäre von der Entfernung günstiger gewesen, nur gab es da weniger Angebote.
Einerseits freute er sich auf ein paar Sonnentage in der Toskana, andererseits ließ ihn der Gedanken über den Mist, den Eike gebaut hatte, nicht los. Es passte so gar nicht zu ihm. Als ältester Sohn war ihm früh die Rolle des Hotelerben vorgegeben worden. Abitur, Ausbildung zum Hotel- und Touristikmanager, ein paar Jahre Erfahrung sammeln in anderen Häusern und dann waren seine Eltern davon ausgegangen, er würde in den elterlichen Betrieb einsteigen. In dieser Zeit aber hatte er seine spätere Frau kennengelernt – und Eva zeigte absolut kein Interesse, den Rest ihres Lebens auf einer meistens kühlen, windigen Insel zu verbringen. Sie wollte es moderner und vor allem wärmer haben. Malte überlegte, dass sein Bruder ihm eigentlich dankbar sein musste, dass er ihm diese Last abgenommen hatte, und es war ein Segen, dass ihre Eltern ihnen so früh die Möglichkeit gegeben hatten, ihre eigenen Wege zu gehen. Er liebte sein Hotel in Keitum, das um etliches kleiner war, als das seines Bruders, und zusammen mit Peer, seinem besten Freund, führte er es sehr erfolgreich. „Aber, dachte er, „mein Bruder hatte mit der Übernahme des Hotels in Viareggio ebenfalls großes Glück gehabt.
Eva hatte ihn zu jener Zeit noch tatkräftig unterstützt. Inzwischen hatten sie einen kleinen Sohn und sie hatte sich aus der Hotelarbeit weitgehend zurückgezogen. Aber war sie wirklich so zufrieden, wie sie tat? Und wie stand sein Bruder zu der Tatsache, eine Frau zu haben,