80/15 - 80 Jahre, 15 Jakobswege: Als Fahrrad- und Wanderpilger auf den Jakobswegen der Iberischen Halbinsel Beschreibung der Jakobswege 11 bis 15
Von Bernd Steffen
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Über dieses E-Book
Bernd Steffen
Bernd Steffen wurde am 18. Juli 1939, 6 Wochen vor Kriegsbeginn, in Berlin geboren. 3 Tage vor der Kapitulation wurde die Familie zum 3. Mal ausgebombt und stand danach vor dem absoluten Nichts. Ab 1945 besuchte er als Grundschüler mehrere Grundschulen in Berlin-Kreuzberg. Das Abitur legte er an der Robert-Koch-Schule im selben Bezirk ab. Das Studium der Elektrotechnik an der Technischen Universität in Berlin schloss er 1965 als Diplom-Ingenieur ab. Danach trat er bei der AEG eine Stelle als Projektierungsingenieur in der Anlagentechnik an. 32 Jahre übte er diese Tätigkeit aus, wurde zum Oberingenieur ernannt und ging 1999 mit 60 Jahren in den Vorruhestand. Kurz nach dem Abschluss des Studiums heiratete er seine heutige Frau Irene. 2 Jahre später wurde ihr einziger Sohn geboren. Sie bauten ein Haus in Berlin und verkauften es nach der Pensionierung. Danach zogen sie nach Spanien, bauten erst ein Ferienhaus auf Mallorca, dann an der Costa Blanca. Nach dem Verkauf lebten sie noch einige Zeit auf Mallorca. Sie sind heute als geborene Berliner nach Potsdam gezogen.
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Buchvorschau
80/15 - 80 Jahre, 15 Jakobswege - Bernd Steffen
Auch für Radfahrer gilt nicht immer:
Der Weg ist das Ziel;
vielmehr gilt auf dem Jakobsweg:
Dein Weg hat ein Ziel und Du wirst erwartet.
Dieser Spruch gilt umso mehr für Wanderpilger.
Dank
Für meine liebe Frau Irene
und unseren Enkel Paul
Inhalt
Vorwort
Pilgern auf dem Jakobsweg
Pilgern
Der Apostel Jakobus der Ältere, spanisch Santiago
Die Reliquien
Credencial und Compostela
Die Jakobswege
Motivation und Anlass
Vorbereitung
Ausrüstung
Ausrüstungsliste Fahrradpilger
Ausrüstungsliste Wanderpilger
Meine 15 Jakobswege
0. Meine 15 Jakobswege
1. bis 10. Die ersten 10 Jakobswege in den Jahren von 2008 bis 2014 habe ich in meinem ersten Buch
75/10
Mit 75 Jahren am Ziel des 10. Jakobsweges
ausführlich dargestellt und werde dies hier nicht wiederholen.
11. Jakobsweg 10. bis 27. Juni 2015:
Camino Francés erweitert ab Barcelona
Barcelona – Logroño – Santiago de Compostela
12. Jakobsweg 18. bis 25. Juni 2016:
Caminho Português Porto –
Santiago de Compostela und von Trier nach Aachen
5. bis 13. September 2016
13. Jakobsweg 17. Juni bis 12. Juli 2017
Camino Francés:
Bilbao – Logroño – Santiago de Compostela
14. Jakobsweg 18. bis 25. Juni 2018
Camino Francés:
Sarria – Santiago de Compostela
15. Jakobsweg 8. bis 23. Juni 2019
Camino Francés:
Astorga – Santiago de Compostela
Nachwort
Vorwort
Ich habe dieses kleine Buch mit viel Freude verfasst, weil es mir den Anlass bot, mich der vielen schönen und wertvollen Erlebnisse und Erfahrungen auf den Jakobswegen zu erinnern und diese in die Gegenwart zurückzuholen.
Im Oktober 2007 verwüstete ein Tsunami unser Ferienhaus an der Costa Blanca und vernichtete unseren gesamten Hausstand. Als ich daraufhin im September 2008 meinen ersten Jakobsweg mit dem Fahrrad bestritt, ahnte ich noch nicht, dass sich dies zum Anfang eines unendlich langen Pilgerweges entwickeln würde. Mein operiertes rechtes Knie verhinderte das Wandern, so dass ich mich als Fahrradpilger (Cicloperegrino) auf den Pilgerweg begeben musste.
Die ersten zehn Jakobswege habe ich in meinem Buch
75/10 Mit 75 Jahren am Ziel des 10. Jakobsweges
beschrieben. Auch die beiden folgenden Caminos pilgerte ich als Cicloperegrino. Anfang 2015 verabredete ich mit Reinhard, mit dem ich den ersten Jakobsweg gepilgert war, einen gemeinsamen Pilgerweg, meinen 13. Reinhard wollte seinen Freund Helmut, einen ausgesprochenen Wanderburschen, mitnehmen. Die letzte Etappe wanderte ich von A Rúa nach Santiago de Compostela. Da das Knie die Belastung aushielt, pilgerte ich die Jakobswege 14 und 15 als Wanderpilger.
Dieses Buch soll das Interesse des Lesers an den Themen Pilgern und Bewegung wecken und eine Einstellung zum Pilgern unter den unterschiedlichen Sichtweisen des Fahrradpilgers und des Wanderpilgers vermitteln. Es soll kein herkömmlicher Reiseführer sein mit genauen Anweisungen über den Verlauf der Routen auf den Jakobswegen und mit Hinweisen zu entsprechenden Übernachtungsmöglichkeiten. Auch wird es keine Beschreibungen der so überreich vorhandenen Bau- und Kulturdenkmäler längs der Jakobswege geben. Über all das gibt es bereits eine umfangreiche Literatur und ich beschränke mich auf die Wiedergabe meiner Fotos. Es soll vielmehr den Entschluss derjenigen fördern, die sich dieser Thematik bereits zugewandt haben, aber aus diversen Gründen noch nicht zum Start bereit sind. Praktische Hinweise für Planung, Ausrüstung und Durchführung einer Pilgerreise auf einem der Jakobswege sollen diesen Suchenden helfen. Mit der Schilderung meiner Radfahrkarriere möchte ich überdies dazu beitragen, Interessierte zum Radfahren zu ermuntern. Ich habe mit 69 Jahren meine erste Radtour auf einem Jakobsweg bestritten; es ist also nie zu spät!
Kriterien zur Auswahl des Fahrrades sowie meine Erfahrungen als Radfahrer unter den Autofahrern Spaniens und Portugals, die die gleiche Piste benutzen, habe ich im ersten Buch beschrieben.
Die Katholische Pilgerseelsorge veranstaltet in den Sommermonaten jeweils nach der Pilgermesse ein Pilgertreffen, auf dem die Pilger von ihren Erlebnissen und Motivationen erzählen und miteinander ins Gespräch kommen. Ich habe sehr gern an diesen Treffen teilgenommen, sie sind allerdings eingestellt worden.
Ich habe im Zeitraum zwischen 2008 und 2019 dreizehn Jakobswege auf der Iberischen Halbinsel als Fahrradpilger und zwei als Wanderpilger absolviert. Dies sind nicht fünfzehn völlig unterschiedliche Jakobswege, einige Wiederholungen von Streckenabschnitten, besonders in der Nähe von Santiago de Compostela, sind dabei. Ich habe mich nicht immer an die vorgegebene Route eines Jakobsweges gehalten, sondern bin nach eigenem Interesse des Öfteren davon abgewichen. Z. B. fuhr ich beim Camino del Norte den Umweg über A Coruña oder nahm beim Camino de Levante für die Besichtigung Madrids einige Kilometer Umweg in Kauf. Besonders an Barcelona kommt man als an Kunst und Kultur interessierter Vielreisender nicht vorbei. Die Basilika Sagrada Familia gehört zu den absoluten Höhepunkten sakraler Architektur.
Wenn man sich die Etappen so einteilt, dass man am frühen Nachmittag am Etappenziel eintrifft, hat man genügend Zeit, um die Bau- und Kulturdenkmäler, die jeden der Jakobswege säumen, zu besichtigen. Ich lege gern nach drei oder vier Etappen einen Ruhetag ein, der allerdings meist ein Ausflugs- und Besichtigungstag wird.
Pilgern auf dem Jakobsweg
Die Kapitel zu Pilgern auf dem Jakobsweg habe ich in meinem ersten Buch zu diesem Thema
75/10 Mit 75 Jahren am Ziel des 10. Jakobsweges
ausführlich beschrieben. Hier möchte ich nur die wichtigsten Schlagworte wiederholen, die zum Verständnis des Buches notwendig sind.
Pilgern
Ich bin gut durch mein Leben gekommen mit vielen Höhepunkten und einigen Niederlagen, ohne mich um das Thema Pilgern zu kümmern. Eine persönliche Katastrophe und das Buch von Hape Kerkeling Ich bin dann mal weg haben mich für diese Thematik motiviert. In einem Zeitungsinterview fand die Reporterin für ihren Artikel den Titel: Der Jakobsweg macht süchtig. Dies beschreibt den Zustand, den das Pilgern in mir wachrief, recht treffend. Das Pilgern auf den Jakobswegen ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens geworden.
Allgemein sagt man:
Manche pilgern einmal und dann nie wieder.
Andere pilgern einmal und dann immer wieder.
Die Bezeichnung Pilger geht auf das lateinische Wort peregrinus zurück und bedeutet eigentlich Fremdling. Der Pilger begibt sich aus religiösen Gründen in die Fremde und macht eine Wallfahrt zu einem heiligen Ort als Pilgerziel. Ursprünglich war die Motivation des Pilgers rein religiöser Art: die Erfüllung eines Gelübdes, die Hoffnung auf einen Sündenerlass, der Wunsch nach Heilung von einer Krankheit oder auch der Ausdruck eines Dankes. In der Anfangszeit bildete das Pilgern nicht selten auch den Teil einer auferlegten Buße oder gar Bestrafung. Die katholische Kirche verbreitet die Botschaft vom versöhnenden Christus, der den Pilger durch die Fürsprache des Heiligen - hier Santiago - am Wallfahrtsziel von Sünden befreit.
Der Protestantismus lehnte das Pilgern, vor allem in Verbindung mit Aberglauben und Ablasshandel, lange grundsätzlich ab. Auch Martin Luther wandte sich gegen das Pilgern: Wer viel pilgert, wird selten heilig. Inzwischen wandelt sich die Einstellung innerhalb der evangelischen Kirche zum Pilgern allmählich und der Pilgergedanke gewinnt an Anhängern.
Alle großen Religionen haben ihre Pilgerziele, sie treffen damit offensichtlich ein Grundbedürfnis der Menschen.
Für die Pilger, die den Jakobsweg pilgern, ist der Weg vor allem durch die architektonischen Zeugnisse des christlichen Glaubens markiert: Kathedralen, Kirchen, Kapellen, Klöster, Steinkreuze, Pilgerherbergen, Pilgerhospitäler, aber auch Brücken, die für die Pilger gebaut wurden, wie die Puente la Reina. Viele Herrscher des Mittelalters sahen es als eine gottgefällige Tat an, den Jakobsweg durch ein Gebäude zu bereichern und errichteten sich damit so ganz nebenbei ein persönliches Denkmal.
Dieses Buch wendet sich sowohl an Fahrradpilger, als auch an Wanderpilger. Jeder sollte sich aber die Frage nach der Art seines Pilgerns selbst stellen. Das Wanderpilgern ist sicher die ursprünglichste und natürlich die älteste Art des Pilgerns. Es ermöglicht nachhaltige und bereichernde Begegnungen mit anderen Pilgern. Man lebt intensiv in der Natur und gewinnt auf diese Weise täglich tiefgehende Eindrücke. Auch die Radfahrer haben dieses elementare Naturerlebnis, erleben aber durch die höhere Geschwindigkeit eine größere Vielfalt. Bei ihnen liegt der Schwerpunkt weniger auf dem Dialog mit Mitpilgern als vielmehr auf Selbstbeschäftigung und Selbsterfahrung. Ich selbst verbinde gern beides: Ich bin tagsüber am liebsten allein auf der Piste, freue mich aber über jedes Gespräch. Die Übernachtung im Hotel ist sicher nicht förderlich für die Begegnung mit anderen Pilgern, bringt auf der anderen Seite eben andere Vorteile.
Jeder angehende Pilger muss folgende Grundsätze betrachten:
Wieviel Zeit steht mir zur Verfügung
Wie gesund und fit bin ich
Pilgern als Wanderpilger oder Fahrradpilger
Wie übernachten: Pilgerherberge, Hotel/Hostal, Zelt
Immer wieder wurde mir die Frage gestellt: „Wie katholisch bist du auf deinen Pilgerfahrten geworden?" Dafür fällt mir nur die allgemein bekannte Antwort ein: „Ich habe auf meinem Weg 5 % meiner Zeit in Kathedralen, Kirchen und Klöstern zugebracht. Genau diese 5 % bin ich katholisch geworden."
Das tägliche Fahrradfahren oder Wandern und die permanente Bewegung können etwas Grundsätzliches bewerkstelligen: War man vor dem Pilgern nikotinsüchtig, alkoholsüchtig, fettsüchtig, so wird man durch diese neue Lebensweise bewegungssüchtig. Eine solche Belastung in etwas fortgeschrittenem Alter auf sich nehmen zu können, wirft immer wieder die Frage nach dem Huhn und dem Ei auf:
Kann man so viel Radfahren/Wandern, weil man so gesund ist? Oder:
Ist man so gesund, weil man so