Modellstadtkiller: Rehau: Kommissar Wunderlichs vierter Fall
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Was Kommissar Wunderlich und Bürgermeister Angermann nicht ahnen: Diese Frage ist erst der Auftakt zu einer mörderischen Schnitzeljagd per Handy-App, die ihnen ihr gesamtes Wissen über ihre Heimatstadt abverlangt.
Handelt der Täter aus krankhafter Eifersucht? Auf der Suche nach der Antwort geraten Wunderlich und Angermann plötzlich zweihundert Jahre in die Vergangenheit – und steuern am Ende auf ein flammendes Inferno zu.
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Buchvorschau
Modellstadtkiller - Torsten v. Wurlitz
Torsten von Wurlitz
Modellstadtkiller
Rehau:
Kommissar Wunderlichs vierter Fall
Ein REH-Gionalkrimi aus Hochfranken
Vorwort
Es gehört ja heute zum guten Ton, einen eigenen Regional-krimi zu haben. Jedenfalls, wenn man als Stadt etwas auf sich hält. Meine Heimatstadt Rehau hält etwas auf sich. Und womit? Mit Recht! Hochfranken, das Gebiet im äußersten Nordosten Bayerns, zählt zu den ganz starken Regionen Deutschlands. Nicht nur, weil es durch das Fichtelgebirge und den Frankenwald mit zwei Traumlandschaften aufwarten kann. Sondern auch, weil seine Wirtschaftskraft viel größer ist, als es ein Weltbild von vorgestern gerne behauptet. In diesem Bild ist Bevölkerungsdichte ein Maßstab für Erfolg und Lebensqualität. Ein solcher Zusammenhang ist völlig abstrus und frei erfunden. Wer wie ich viele Jahre beruflich in unserer Landeshauptstadt verbracht hat, wird im Gegenteil eines bestätigen können: Wenn es in Bayern überhaupt eine Krisenregion gibt, so ist es München. Unbezahlbarer Wohnraum, krank machender Dauerstau auf Straßen und Schienen und eine heillos überforderte Verwaltung, die in Bürokratie, riesigen Warteschlangen und Schildbürgerstreichen versinkt. Die Lobbyisten der Großstadt behaupten, nur ungehindertes Wachstum von Ballungsräumen könne eine starke Wirtschaft garantieren. Das jedoch ist eine Lüge. Denn die Wirtschaft soll bekanntlich den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Geld ist zunächst nur bedrucktes Papier und gewinnt Wert erst dadurch, dass man dafür ein Leben bekommt. Folglich ist Wirtschaft nicht dort am stärksten, wo die meisten Menschen auf engstem Raum leben, sondern dort, wo man für sein Geld die meiste Lebensqualität bekommt: in der sogenannten Provinz. In Städten wie meiner Wahlheimat Weilheim – oder eben in Hochfranken.
Zurück also zu meiner liebenswerten kleinen Industriestadt im Grünen. Man mag vielleicht einwenden, dass eine wundervolle Landschaft und eine starke Wirtschaft noch keinen Krimiplot rechtfertigen würden. Nur machen ja nicht bloß diese beiden Rehau so stark, sondern es tun dies auch die herausragenden Besonderheiten der Stadt. Da wäre zunächst die vom Aussterben bedrohte Flussperlmuschel, die nur noch in wenigen Bächen Deutschlands zu finden ist – darunter in Rehau. Dann die Kartoffel, deren feldmäßiger Anbau in Europa im Jahr 1647 in Pilgramsreuth begann – einem Ortsteil von Rehau. Und seit 2011 gibt es die Kommunbräu, eine Pionierin auf dem inzwischen aufstrebenden Feld des Craft Beers, des klein-aber-fein-Brauens also. Sie alle zu porträtieren, einmal nicht als historisches Dokument, sondern verpackt in eine spannende Handlung, und mein Hochfranken mit der breiten Brust darzustellen, die es verdient – dafür ist die Krimireihe um Kommissar Wunderlich entstanden, die bisher in der Trilogie Flussperlmuschel – Kartoffeldenkmal – Blutbräu mündete.
Mit dem vorliegenden vierten Fall lernen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, daher einen weiteren starken Teil meiner Heimatstadt kennen, die möglicherweise ja auch die Ihre ist: Rehau ist die erste und einzige Modellstadt Bayerns. Im Jahr 1817 zum dritten Mal abgebrannt, wurde sie binnen sieben Jahren nach einem revolutionären Konzept neu auf- und dabei völlig umgebaut, wobei der wichtigste Teil, die Wiederherstellung der 162 zerstörten Wohngebäude, nur die Hälfte dieses Zeitraums beanspruchte, und dies auch noch trotz zahlreicher Widrigkeiten. Es war eine sensationelle Leistung, und der Erfolg war durchschlagend: Während andere Städte im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts immer wieder ein Raub der Flammen wurden, blieb Rehau von diesem Unglück fortan für immer verschont. Trotzdem ist die Stadt bis heute die einzige, die auf diese Weise am Reißbrett wiedererstand – als Modellstadt eben. Warum das so ist? Das erfahren Sie, wenn Sie gemeinsam mit Hauptkommissar Wunderlich und Bürgermeister Angermann die nächste Verbrechensserie in Rehau aufklären. Aber sputen Sie sich – es ist eine digitale Schnitzeljagd und ein Rennen gegen die Zeit!
Prolog
„Mord, versuchter Mord, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, Gewässerverunreinigung, gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung und schwere Brandstiftung." Kopfschüttelnd zählte Wunderlich noch einmal die Straftatbestände auf, nachdem sie beide der Feuerhölle entkommen waren.
Angermann konnte erst einmal gar nichts erwidern. Zu sehr war er geschwächt von der Gluthitze, sein Gesicht schwarz vom Ruß, seine Kehle so durstig, dass er drei Halbe Spezi auf ex in sich hineinschüttete. Der Bürgermeister der Stadt Rehau atmete schwer. Der Kriminalhauptkommissar starrte ob der Liste, die er soeben heruntergebetet hatte, ungläubig ins Leere. Beide blickten sie dann schweigend und atemlos auf das schwerbewaffnete SEK, das in diesen Minuten nach getaner Arbeit das Gebäude verließ und zusammenpackte.
„Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und Nötigung von Verfassungsorganen", ergänzte Angermann schließlich sarkastisch. „Hättest du ihn jemals all dieser Taten für fähig gehalten? Ausgerechnet ihn? Er hat in nur einer Woche meine halbe Stadt kaputt gemacht. Und das nur wegen dieser uralten Geschichte."
„Sei froh, dass es nicht die ganze Stadt war. Das war immerhin sein Plan."
„Der Arme, bedauerte Sibylle, als die Sanitäter das verkohlte Etwas aus dem Gebäude trugen. „Er hatte sich so darauf gefreut.
Sie bedankten sich noch einmal bei den Beamten unter den Sturmhauben, die einer nach dem anderen aus der rauchenden Ruine des ehemaligen Gasthauses „Wolfschlucht" traten. Nach acht Tagen war die Jagd endlich zu Ende.
Erster Tag.
Ein schöner Tag.
Eigentlich war dieser 1. September 2017 ein schöner Tag für Herbert Karsuntke. Glücklich und zufrieden befand sich der vierzigjährige Fernfahrer aus Leipzig an diesem sonnigen Freitagnachmittag auf seiner letzten Tour der Woche. Er hatte in Schwarzenbach bei Sandler den LKW entladen und war jetzt auf dem Weg zur A93, zurück nach Norden, heim zu Frau und Kindern. Er war lange auf Achse gewesen. Eine ganze freie Woche wartete jetzt auf ihn.
Karsuntke blickte kurz hinab nach links ins Tal voller Wiesen und Felder, auf die Steinleite, die Schwesnitz und die Bahngleise. Schön hier. Er fuhr die Tour ja des Öfteren und hatte sich das immer wieder gedacht. Eines Tages würde er hier seine vorgeschriebene Fahrtpause verbringen und durch dieses wunderbare Tal spazieren.
Eines Tages.
Er passierte stadteinwärts das Ortsschild von Rehau an der B289 und bog mit seinem Truck an dem Kreisel, der in der Mitte den stolzen Granitstein mit dem Stadtwappen präsentierte, nach rechts auf die Baumann-Allee ein. Die Bundesstraße war hier die innerörtliche Umgehung des Stadtzentrums, die einen hinaus zur Autobahn von Regensburg nach Hof führen würde. Seit der A93-Eröffnung im Jahr 2000 verfügte der Wirtschaftsstandort Hochfranken über ebenso viele Fernstraßen wie München oder Stuttgart, mit dem Unterschied, dass hier oben die Durchschnittsgeschwindigkeit mehr als null km/h betrug. Karsuntke nippte an seiner Dose mit alkoholfreiem Bier und pfiff entspannt „On the road again". Für den Leipziger Trucker war die Route über Rehau der mit Abstand bequemste Weg, um von seinen zahlreichen Touren zu den großen Mittelständlern Nordostbayerns wieder in seine sächsische Heimat zu kommen. Er zog mit seiner Maschine den Berg zum Rehauer Sportzentrum hinauf.
Die Bourgoin-Jallieu-Brücke würde etwa einen Kilometer später kommen. Sie war das Herzstück der Umgehung. Erbaut in den Jahren 1986/87, überspannte sie den malerischen Perlenbachgrund östlich der Stadt. Sie ruhte auf vier Paaren von je zwei mächtigen Betonpfeilern. Das Bauwerk war die seinerzeit lang ersehnte Fortsetzung der im Nichts endenden Berliner Allee gewesen. Es war die wohl bedeutendste örtliche Straßenbaumaßnahme der Achtziger und trug folgerichtig den Namen von Rehaus französischer Partnerstadt. Da stand es nun. Symbolträchtig. Friedlich. Trügerisch.
Kriminalhauptkommissar Wunderlich pfiff ebenfalls, allerdings „Bicycle" von Queen. Es ging aufs Wochenende zu. Nicht dass er ein besonderer Faulenzer-Typ gewesen wäre, der gierig auf einen freien Samstag und Sonntag hinfieberte, um sie mit Nichtstun zu verbringen. Im Gegenteil, sein Hirn war eigentlich nie ausgeschaltet. Wie der weiße Hai wurde es immer nur für kurze Zeit satt und benötigte ständig Futter. Wenn es gerade keinen Mord, Totschlag oder Drogenschmuggel zu bearbeiten gab, dann knobelte der Leiter der Hofer Kripo-Außenstelle in Rehau also ähnlich konzentriert an seinen Ehrenämtern im Sport, seiner häuslichen IT oder seiner nächsten Rennrad-Tour herum. Aber für all das waren die beiden freien Tage natürlich stets besonders gut geeignet. Also fühlte er sich jetzt voller Tatendrang. Er rollte mit seinem Geländerad auf den Radweg am Ende der Berliner Allee, um drüben in der Dienststelle in der Jahnstraße die letzten Unterlagen vorbeizubringen. Die Straße, an der er fuhr, lief hier in einer langen Linkskurve auf den Perlenbachgrund zu, über den die Bourgoin-Jallieu-Brücke führte. Ein LKW mit Leipziger Kennzeichen überholte ihn. Nichts Besonderes.
Karsuntke hatte die Kreuzung an der Bezirksklinik und die Wohnbebauung hinter sich gelassen und seinen LKW auf Tempo 65 beschleunigt, als er Wunderlich passierte und sich auf den letzten zweihundert Metern dem Bauwerk näherte. Er war in vorfreudige Gedanken an die schöne Zeit mit seiner Familie versunken. Vergnügt blickte er in den strahlend blauen Himmel. Ansonsten hätte er es vielleicht rechtzeitig bemerkt. Aber so war es zunächst nur ein dumpfes „Boff", das an sein Ohr drang und dem er weiter keine Bedeutung beimaß.
Auch Wunderlich begriff nicht, wie das da vor ihm in diesem Moment geschehen konnte. Geschweige denn, warum. Er erfasste die Situation bloß einfach viel schneller. Sein Glück. Er stieg voll in die Eisen. Auf einem Fahrrad war das auch einfacher als mit einem Zwölftonner. Erst die Hinterradbremse, dann die Vorderradbremse. Ansonsten wäre er bei der Wucht, mit der er auf Tempo null herunterkam, über das Vorderrad krachend in die Landschaft geflogen. So dagegen kam er rechtzeitig zum Stehen. Der dröhnende Supertanker des Truckers nicht.
Erst Sekunden nach dem Knall wurde Karsuntke sich bewusst, dass er mitten in einer Apokalypse gelandet war. Als die Brückenpfeiler vor ihm wie vom Blitz getroffen in sich zusammensackten. Einer nach dem anderen, wie Schornsteine alter Fabriken, die gerade gesprengt wurden. Sprengladungen, das war es tatsächlich auch hier, was diese Brücke soeben krachend zum Einsturz brachte. Ohrenbetäubender Lärm überzog das Tal. Eine Lawine aus Staub regnete auf den Perlenbachgrund nieder, um sich sogleich, aufgepeitscht vom fallenden Beton, wieder hoch in die Lüfte zu erheben und den Himmel über Rehau zu verdunkeln. Es sah aus, als wäre ein Vulkan ausgebrochen. Die Erde erzitterte unter der Last des niedergehenden Betons, so dass man die Erschütterung bis zum Maxplatz spüren konnte und die Menschen verschreckt an eines der kleinen Erdbeben dachten, das in Hochfranken so etwa alle zehn Jahre ja tatsächlich einmal vorkam.
Aber das alles bekam Herbert Karsuntke schon nicht mehr mit. Er hatte zwar, natürlich, versucht, panisch und schlagartig zu bremsen, dass es nur so quietschte und rauchte und sich der Reifengummi meterlang auf den grauen Asphalt rieb. Aber er hatte nicht den Hauch einer Chance gehabt. Mit immer noch fast sechzig Sachen war sein Truck auf das zusammenbrechende Straßenstück gedonnert, das den Zwölftonner erbarmungslos mit in die Tiefe riss wie in einen Höllenschlund.
Dann Stille.
Dann Wunderlich, der sich, fassungslos, aber reaktionsschnell, mitsamt Fahrrad quer auf die Straße stellte, um den nachfolgenden Verkehr zu stoppen. Und zugleich zum Handy griff. Dann Martinshörner, soweit man hören, und Blaulicht, soweit man sehen konnte.
„Anderthalb Jahre wird es dauern." Edmund Angermann flüsterte mehr, als dass er sprach. Der Bürgermeister der Stadt Rehau, an sich die Ruhe selbst, obwohl er im Rathaus regelmäßig ab fünf Uhr früh eine Dreizehn-Stunden-Schicht schob und auch seine Mitarbeiter bisweilen ganz schön antrieb, er stand eine knappe Stunde nach dem Verbrechen mit allen Anzeichen der Erschöpfung wie der Empörung vor der Ruine seiner schönen Brücke.
„Du meinst, anderthalb Jahre, nachdem ihr das komplizierte Ausschreibungsverfahren abgeschlossen habt", korrigierte ihn sein alter Freund Wunderlich. Er sagte es behutsam, mit Blick auf Angermanns Zustand. Der würde in gut sechs Monaten erst seinen 45. Geburtstag begehen, schlank und kerngesund. Aber im Moment war er hinter seiner Brille so aschfahl, dass er dreißig Jahre älter und kurz vor dem Rollator hätte sein können.
„Das kommt noch hinzu, ja, gab der Rathauschef, dem nun nach und nach die Zornesröte ins Gesicht stieg, dem Rehauer Kriminalhauptkommissar Recht, den er schon seit der Sandkastenzeit kannte. „Wer immer das getan hat …
„… bekommt lebenslänglich, keine Sorge, ergänzte Wunderlich und deutete auf seine Kollegen, die sich gerade abmühten, Herbert Karsuntkes Leiche aus dem völlig demolierten Truck im Perlenbachgrund zu bergen. „Ich glaube, hier geht es nicht um eine gesprengte Brücke, sondern um Mord.
„Ja, natürlich, pflichtete Angermann beschämt bei. Sofort meldete sich bei ihm sein schlechtes Gewissen, dass er zuerst „an unsere schöne Stadt Rehau
gedacht hatte, wie er sie bei jeder seiner Reden zu bezeichnen pflegte. Angermann war sozusagen Rehau-Fetischist, was ihn mit dem drei Jahre älteren Wunderlich einte. Zeitgenossen, die mit den beiden nicht auf einer Wellenlänge lagen, nahmen bisweilen den Begriff von Genie und Wahnsinn in den Mund. Aber deswegen war der Bürgermeister trotzdem ein aufrichtiger Mensch.
Der Kommissar ließ den Rathauschef eine Weile mit seinen Gedanken alleine und wanderte mit offenen Augen und gezückter Handykamera zwischen dem toten Karsuntke und dessen total zerstörtem Führerhaus hin und her. Er versuchte, den Anblick des von mehreren tausend Kilo Autoschrott zerquetschten Körpers nicht zu nahe an sich heranzulassen. Inzwischen war auch Stadtbaumeister Maximilian Kreis eingetroffen, in Sakko, Fliege und getönter Brille wie immer. Aber das seriöse Auftreten des altgedienten und mit allen rechtlichen und technischen Wassern gewaschenen Bauamtsleiters konnte heute den Schock nicht übertünchen, der ihm ins Gesicht geschrieben stand. Kreis’ neuer Assistent Fabian Mitternacht hechelte auch gerade heran, ein junger, schmächtiger Mann, der mit seinem kleinen, runden Nickelbrillengestell eigentlich das Idealbild des entrückten Beamten hätte abgeben können, der aber stattdessen stets freundlich und aufgeweckt daherkam. Er besah sich den Schaden und konnte sich des Mitleids mit seinem Chef nicht erwehren.
„Warum bringt jemand einen Trucker aus Leipzig ausgerechnet hier in Rehau um?, wandte sich Wunderlich an Markus Egerländer mit Blick auf den Personalausweis, den dieser bei der Untersuchung des Tatortes gefunden hatte. „Und das mit einem derartigen Aufwand?
„Iech vermuud’ amol, antwortete der Chef der Spurensicherung, „des dudd mid derer Fraa do zenn do hamm.
Egerländer, für den es mit seinem leichten Bierbauch-Ansatz niemals zum SEK gereicht hätte, wurde oft wegen seines zeitweise kaum verständlichen Erlanger Mittelfränkisch gefrotzelt. Also bemühte er sich ebenso redlich wie spaßeshalber, den davon doch recht verschiedenen, wesentlich tieferen Dialekt von Rehau in Oberfranken nachzumachen. Er und Wunderlich standen unten am Perlenbach und blickten gemeinsam auf ein Foto, das aus der Brieftasche des Toten stammte. Darauf: eine höllisch attraktive Brünette Anfang dreißig. Darunter: ein Gekritzel, das nichts Gutes verhieß: „So nicht!" Ja, es würde wohl etwas mit dieser Frau da zu tun haben.
Währenddessen hatte sich Angermann oben an der Brücke umgesehen und kam nun zu den beiden zurück.
„Selbst den Granitstein hat er uns kaputt gemacht, grummelte er. „Da steht nur noch ‚ourgoin-JallieuBrücke‘. Ohne ‚B‘. Den können wir also auch noch neu machen lassen. Der Künstler lebt glaube ich gar nicht mehr.
„Das ist alles äußerst …", hob Wunderlich an, als er vom Klingeln seines Handys unterbrochen wurde. Peter Dittrich war dran, Polizeiobermeister in der Rehauer Wache und Wunderlichs rechte Hand in allen Fragen der Drecksarbeit.
„Peter, was gibt’s?"
„Du