Diagnose Borderline: Diagnostik und therapeutische Praxis
Von Udo Rauchfleisch
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Über dieses E-Book
Udo Rauchfleisch
Prof. emer. Dr. rer. nat. Udo Rauchfleisch, Diplom-Psychologe, Fachpsychologe (FSP/SVKP), Psychoanalytiker (DPG, DGPT), lehrte Klinische Psychologie an der Universität Basel und ist als Psychotherapeut in privater Praxis tätig.
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Buchvorschau
Diagnose Borderline - Udo Rauchfleisch
(2017a)
Erste Vorlesung: Deskriptive Diagnostik
In diesem Teil der Diagnostik werde ich mich mit den Phänomenen beschäftigen, die uns bei einem ersten Zusammentreffen mit Menschen, die unter einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden, auffallen. Ein charakteristisches Zeichen ist es, dass wir uns in einer solchen Sitzung zumeist verwirrt fühlen. Die PatientInnen konfrontieren uns im Allgemeinen mit einer Fülle unterschiedlicher Symptome, die letztlich zu keiner der bekannten Neurosenstrukturen passen.
Die Angst
Prominent ist das Phänomen der Angst, die bei Borderline-PatientInnen jedoch keine Signalangst i. S. Freuds¹³ ist, sondern die Qualität einer oft diffusen, schon durch geringfügige Irritationen auslösbaren Vernichtungsangst hat.
Vielfältige »neurotische« Zeichen
Neben der Angst zeigen sich vielfältige Symptome, die wir auch bei neurotischen Störungen kennen. Sie sind bei Borderline-PatientInnen charakteristischerweise aber sehr stark ausgeprägt und haben Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Die Vielfalt und das Schillernde dieses Erscheinungsbildes löst bei uns oft das Gefühl großer Irritation aus. Meinen wir etwa an einer Stelle des Gesprächs, wir hätten es mit einer schweren phobischen Störung zu tun, so kann sich dieser Eindruck schon kurze Zeit später total verändern und wir vermuten, es liege eine depressive Neurose vor. Dann tauchen plötzlich auch Zwangssymptome, multiple Konversionssymptome, dissoziative Phänomene sowie Hinweise auf hypochondrische und paranoide Züge auf – und lassen uns in ziemlicher Verwirrung zurück.
Beziehungsstörungen
Auch im Beziehungsbereich präsentieren uns Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung vielfältige Störungen.
Wenn sie uns von anderen Menschen berichten, so ist bezeichnend für sie, dass die Schilderungen dieser Personen häufig blass und wenig aussagekräftig 3. Vorlesung, Ausführungen zu den narzisstischen Störungsanteilen).
Die Beziehungen von Menschen mit einer Borderline-Störung erweisen sich häufig als brüchig und instabil (im Sinne der Psychoanalyse verfügen sie über keine stabilen Objektbeziehungen) und zeichnen sich durch z. T. schwerwiegende Bindungsstörungen aus¹⁴
Außerdem sind die Beziehungen dieser Menschen überladen mit unrealistischen Erwartungen an die Bezugspersonen, so dass die Enttäuschungen von vorneherein einprogrammiert sind. Dabei kann es zu schnellen Wechseln zwischen Idealisierungen und Entwertungen kommen. Diese Beziehungsdynamik erleben wir nicht nur im privaten und beruflichen Umfeld von Borderline-PatientInnen, sondern auch in ihrem Umgang mit uns Professionellen.
Probleme haben Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung auch in ihrer Fähigkeit der Nähe-Distanz-Regulierung2. Vorlesung). Einer als »Freund« erlebten Person gegenüber zeigen sie eine mitunter extreme Kritiklosigkeit und suchen Beziehungen von geradezu symbiotischer Qualität zu ihnen. Menschen, die sie der Kategorie der »Feinde« zuordnen, sind für sie hingegen abgrundtief schlecht und werden zum Ziel massiver Aggression. Auch diese im sozialen Leben der Menschen mit einer Borderline-Störung sich zeigende Dynamik erleben wir in der Therapie und Begleitung solcher PatientInnen.
In Bezug auf die sexuellen Beziehungen 2. Vorlesung, entwicklungspsychologische Aspekte).
Häufige Symptome bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen
• Angst von der Qualität einer Vernichtungsangst,
• vielfältige »neurotische« Zeichen: Depression, Zwangs- und Konversionssymptome, dissoziative Phänomene, hypochondrische und paranoide Züge,
• Beziehungsstörungen: instabile Objektbeziehungen, Bindungsstörungen, Beziehungen überladen mit unrealistischen Erwartungen, Idealisierung und Entwertung der Bezugspersonen, Probleme in der Nähe-Distanz-Regulierung.
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung und die übrigen Persönlichkeitsstörungen
Immer wieder taucht in Diskussionen die Frage auf, in welchem Verhältnis die Borderline-Persönlichkeitsstörung zu den anderen Persönlichkeitsstörungen, die in der ICD und im DSM genannt werden, steht. Hier ist zu berücksichtigen, worauf ich im Vorwort hingewiesen habe: die ICD und das DSM verwenden zwar zum Teil die gleiche Terminologie wie die psychoanalytischen Theorien. Den Diagnosesystemen liegen jedoch statische Persönlichkeitskonzepte zugrunde, die für jede Störung charakteristische Symptome nennen. Die dynamische Komponente wird aber bewusst nicht berücksichtigt.
Unter einem psychoanalytischen Aspekt könnte man sagen, die Borderline-Persönlichkeitsstörung stelle das Zentrum der Persönlichkeitsstörungen dar und die anderen in der ICD und im DSM genannten Persönlichkeitsstörungen seien letztlich verschiedene Spielarten der Borderline-Persönlichkeit. Eine solche Ausweitung der Diagnose »Borderline« mag auf der einen Seite fragwürdig erscheinen, weil dabei die Gefahr bestehen könnte, das Spezifische der verschiedenen Persönlichkeitsstörungen aus den Augen zu verlieren. Auf der anderen Seite erscheint es mir aber unter psychoanalytischem Aspekt, insbesondere im Rahmen der strukturellen Diagnostik 2. Vorlesung, ich- und überich-strukturelle Aspekte) durchaus gerechtfertigt, die Borderline-Störung als das Zentrum der Persönlichkeitsstörungen und die anderen Persönlichkeitsstörungen als Spielarten dieser zentralen Störung zu betrachten. Ich werde dies wird bei der Diskussion der strukturellen Diagnostik noch genauer ausführen.
Diesen Überlegungen entspricht ein von Clarkin et al.¹⁵ für die verschiedenen Persönlichkeitsstörungen aufgestellte Schema. Die Autoren unterscheiden in ihrer Darstellung der Beziehungen