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Ein X für ein U: Die Autor*in als Leser*in
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eBook28 Seiten33 Minuten

Ein X für ein U: Die Autor*in als Leser*in

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Über dieses E-Book

Die Schriftstellerin und Lyrikerin Ulrike Draesner macht aus ihren Reflexionen über die "Autorin als Leserin" ein freundlich ironisches Spiel mit der Theorie zur Wirkung von literarischer Fiktion. Sie zeigt in wunderbarer Weise, wie Texte immer wieder und immer wieder neu entstehen: beim Schreiben, beim Lesen, beim Reflektieren und schließlich auch beim Wiedergeben.
SpracheDeutsch
HerausgeberKursbuch
Erscheinungsdatum2. Sept. 2018
ISBN9783961960637
Ein X für ein U: Die Autor*in als Leser*in

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    Buchvorschau

    Ein X für ein U - Ulrike Draesner

    Impressum

    Ulrike Draesner

    Ein X für ein U

    Die Autor*in als Leser*in

    1. Buchstaben schreiben

    Das lateinische U wird als V geschrieben. Verlängert man das V links und rechts nach unten, wird es zum X. Das X steht für den Zahlenwert Zehn, das V für die Fünf. Wer jemandem ein X für ein U vormacht, verkauft ihm eine Zehn für die Hälfte. Er gibt mehr, als dasteht; verdoppelt, was das Gegenüber besitzt. Er ist ein Zauberer, ein Wunder, ein Vermehrer dessen, was wirklich ist. So lautet meine Lieblingsdefinition für Autor*innen. Man kann mich ab heute Ulrike X. Draesner nennen. So kommt man mit mir ins Gespräch.

    Halt! Das stimmt nicht. Ich mache dir ein X für ein U vor. Ich nehme dir die Hälfte dessen weg, was vorliegt. Ich nehme dir eine Hälfte weg, die du sehen könntest. Lenke dich mit der oberen Hälfte ab, schau, da ist doch nichts darunter, und schmuggele den Rest davon. Das ist meine zweite Lieblingsdefinition von Autorschaft.

    Und mitunter mein Eindruck von Lesern. Gelesen wird nur das U. Die obere Hälfte. Dabei habe ich ein X geliefert. Ich selbst lese ein X-X-X-X in meinem Text. An dieser Stelle gibt es exakt zwei Möglichkeiten. Ich schreibe keinen Satz mehr. Ende Autorschaft.

    Oder ich entdecke die Schönheiten der Differenz. In diesem Fall könnte ich auch sagen: des Mogelns. Ich verkaufe euch, liebe Leser, ein U. Wie ein Sessel geformt, eine Schaukel, meinetwegen ein U-Boot. Setzt euch hinein, lasst euch einlullen. Tatsächlich ist, was ihr bekommt, ein X.

    Sprich: Es ist mehr, als ihr seht, ahnt, wollt. Ich mogele euch etwas dazu. Dieses »Etwas« nenne ich Literatur, einen

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