Ein Geschenk für Katie: Eine Weihnachtsgeschichte.
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Über dieses E-Book
Als nach und nach die Krippenfiguren verschwinden, ist Katie in ihrem Element: Sie fängt an dafür zu beten, dass es bis zum Heiligen Abend eine vollständige Krippe gibt. Und dafür, dass sich Miss Donovan verliebt - denn von ihren großen Brüdern weiß sie, dass Verliebtsein glücklich macht. Und ab diesem Moment nehmen die Dinge ihren Lauf ...
Eine zu Herzen gehende Weihnachtserzählung.
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Buchvorschau
Ein Geschenk für Katie - Shelley Shepard Gray
Kapitel 1
Ornament%20Kapitelanfang_817055_Gray_Ein%20Geschenk%20fuer%20Katie.tifEs war nicht einfach, Katie Weaver zu sein. Mit acht Jahren sollte sie zum zweiten Mal Tante werden. Aber sie nahm an, dass das nichts Ungewöhnliches war, wenn ein Mädchen wie sie drei sehr viel ältere, verheiratete Brüder hatte.
Ihre Brüder behandelten sie sehr gut und ihre neuen „Schwestern" waren ebenfalls wunderbar. Auch ihre Mutter fand Katie prima – wenn sie sich nicht gerade darüber beschwerte, dass Katie sie verrückt machte.
Doch im Moment fühlte sich die Achtjährige ziemlich allein. Es schien keinen zu kümmern, dass die Krippe zu verfallen schien – und das genau vor den Augen der Menschen, die in der Kleinstadt Jacob’s Crossing wohnten. Katie starrte auf den Rasen vor der Stadtbibliothek, ihre Augen fixierten den heruntergekommenen Stall, die zerbrochene Holzkrippe und die zehn Plastikfiguren, deren Farbe bereits abzublättern begonnen hatte, bevor ihr ältester Bruder Calvin auf die Welt gekommen war. Sie verschränkte die Arme unter ihrem schwarzen Mantel, den ihre Mutter für sie genäht hatte, und murmelte: „Das geht nicht, das geht überhaupt nicht!"
„Was geht nicht?", fragte Ella Weaver, ihre Lieblingsschwägerin.
Katie zuckte zusammen. Sie hatte gedacht, Ella wäre vor fünf Minuten in der Bibliothek verschwunden.
„Nichts davon geht", wiederholte Katie leise.
Ella neigte ihren Kopf zur Seite, als ob sie die Worte nicht richtig verstanden hätte.
Katie räusperte sich und versuchte ihrer Stimme einen nicht zu klagenden Ton zu geben: „Ich meine, die ganze Krippenszene stimmt nicht. Nichts davon."
Ella beugte sich einfühlsam zu ihr hinunter. „Und was ist falsch an der Krippe, mein Kind?"
„Sie ist völlig runtergekommen und alt. Und die Figuren sind aus Plastik." Sie drehte sich herum und fügte dann hinzu: „Ella, wir brauchen eine echte Krippe."
„Meinst du wirklich, ja?"
„Ja. Mit wirklichen Menschen und echten Tieren. Nicht mit kaputten Plastikfiguren."
Ella neigte ihren Kopf zur Seite und blickte sie einen Moment lang still an.
Katie war sich sicher, dass ihre Schwägerin gleich das Wort altklug in den Mund nehmen würde, ein Wort, das man ziemlich oft zu ihr sagte. Stattdessen nickte Ella mit dem Kopf. „Eine Krippe mit echten Menschen wäre in der Tat etwas sehr Besonderes, sagte sie feierlich. „Aber es wäre ein ziemlicher Aufwand. Ich kenne nicht sehr viele Menschen, die hier stundenlang als Hirten oder Weisen aus dem Morgenland herumstehen würden.
„Auch nicht als Maria und Josef?"
„Nein, auch nicht als Maria und Josef, fürchte ich. Wir hatten bisher einen besonders kalten Dezember. Auch Maria und Josef haben Schutz in einem Stall gesucht, nicht wahr?"
Ellas Gesicht nahm einen milden Ausdruck an und sie legte ihre behandschuhte Hand sanft in Katies Nacken, genau dort, wo ihre weiße Haube und die schwarze Überhaube endeten. „Aber ich verstehe, was du meinst, Liebes. Vielleicht können Loyal oder Graham ihr Werkzeug rausholen und alles etwas aufmöbeln. Die Krippe sieht wirklich aus, als würde sie beim nächsten Windstoß zusammenbrechen."
Wenn ihre Brüder einige Reparaturen vornahmen, würde das definitiv eine Verbesserung sein. Aber das entsprach nicht Katies eigentlichem Vorhaben. „Was meinst du – ob ich Miss Donovan fragen kann, ob nicht echte Menschen den Platz der Plastikfiguren einnehmen können, wenigstens für einen Abend?"
„Nur für einen Abend? Hm. Vielleicht am Heiligabend?"
Katie nickte und war froh, dass Ella ihr so weit zuzustimmen schien. „Ja, das scheint mir die beste Nacht für die Krippenszene zu sein. Ella sah ihre Nichte intensiv an und zuckte dann mit den Schultern. „Weißt du, fragen kostet nichts. Lass uns reingehen und sehen, was Jayne dazu sagt.
Katie ergriff Ellas Hand und zusammen betraten sie die Bibliothek. Ein Glücksgefühl durchströmte das Mädchen. Vor über einem Jahr hatte ihre Schwägerin eine Stelle in der Bücherei angenommen. Heute war sie die Kinderbibliothekarin. Katie hatte aus diesem Grund am Sommerleseprogramm teilgenommen und besuchte die Bücherei sehr häufig. Sie und Ella hatten sich außerdem mit der Bibliotheksleiterin, Miss Donovan, angefreundet.
Die warme Luft in der Bücherei, die ihnen beim Eintreten entgegenschlug, wirkte bei den Eisestemperaturen draußen wie ein sanftes Liebkosen auf ihren Wangen. Ella streckte ihre Arme aus und knöpfte den obersten Knopf ihres Wintermantels auf. Mit offenem Mantel sah Ellas Bauch noch größer aus als sonst. „Hier drin fühlt es sich gleich besser an, Katie", murmelte sie still, während sie an mehreren Aufsehern vorbei – es waren sowohl Amische als auch Englische¹ – in Richtung Ausleihtheke gingen.
In neun von zehn Fällen war Miss Donovan hier anzutreffen, aber jetzt war der Stuhl, auf dem sie gewöhnlich saß, leer.
Katie sah sich um. „Wo kann sie nur sein, Ella?"
„Keine Ahnung, lass uns etwas warten … ah, da ist sie ja."
Katie folgte Ellas Blick und setzte ein strahlendes Lächeln auf. Miss Donovan stand inmitten der Sachbuchabteilung. Sie hatte ihre Lesebrille auf und war in ein Buch vertieft. Sie zuckte zusammen, als Katie ihren Namen rief.
„Hi, Katie! Ich wusste nicht, dass ihr beide heute vorbeikommt."
„Katie braucht noch ein Buch, sagte Ella mit einem Lachen. „Außerdem sagte der Arzt, dass mir ein wenig frische Luft guttäte.
„Ella bekommt ein Boppli²", erklärte Katie. Vielleicht etwas zu laut.
Ellas Wangen wurden so rot wie die Preiselbeeren in den Marmeladengläsern ihrer Mutter. „Psst, Katie."
„Upps. Miss Donovan, ich und Ella wollen Sie etwas fragen."
Miss Donovan legte ihr Buch und ihre Lesebrille auf einem der Metallregale ab und hob eine ihrer Augenbrauen an: „Was denn?"
„Wegen der hässlichen Krippe draußen. Ich meine, wir brauchen echte Menschen statt Plastikfiguren."
Die Bibliothekarin sah etwas betroffen aus. „Nun …"
Ella räusperte sich und griff nach Katies Hand.
„Katie wollte Sie nicht kritisieren …"
Im Bewusstsein, was dieser feste Händedruck bedeutete, schüttelte Katie ihren Kopf: „Nein, Miss Donovan."
„Katie sagte mir draußen, wie wundervoll eine echte Krippe für einen Abend aussehen würde."
„Ja, wenigstens an Heiligabend", bekräftigte Katie.
Die hübschen Augen der Bibliothekarin wurden sanft. Sie hielt inne, blickte auf den Deckel des Buches, das sie gerade abgelegt hatte, und schüttelte dann ihren Kopf. „Tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung, wie das hinzukriegen wäre. Noch dazu an diesem Weihnachten. Wir können es für nächstes Weihnachten im Hinterkopf behalten."
Katie konnte es nicht ertragen, dass ihre Idee so leicht abgetan wurde. „Aber Miss Donovan, es wäre gar nicht so schwer. Ich könnte die ganzen Leute dafür zusammensuchen."
„Das ist alles schön und gut, aber sie würden alle eine Verkleidung brauchen", entgegnete die Frau.
„Ich wette, Ella und meine anderen Schwägerinnen könnten da aushelfen, oder Ella?", sagte Katie mit bittendem Blick zu ihrer Lieblingsschwägerin.
„Ich glaube schon", sagte Ella mit einem Augenzwinkern.
Miss Donovan lächelte, schüttelte aber nach einem Moment ihren Kopf. „Wie ich schon sagte, vielleicht nächstes Jahr. Ich fürchte, dass ich nicht in der Lage bin, in dieser Adventszeit auch nur eine Sache mehr in Angriff zu nehmen."
„Aber …"
Ella drückte erneut Katies Schulter. Es war sicher schwer für Katie einzusehen, dass sie mit dem Quengeln aufhören musste. „Katie, wir haben es versucht, sagte sie mit Nachdruck. „Jetzt lass Miss Donovan in Ruhe, okay?
Katie widersprach nicht mehr. Sie wusste selbst, wann es Zeit war aufzuhören. Doch trotzdem ließ sie ihren Kopf hängen, als sie das Bibliotheksgebäude verließen.
Als sie nach draußen in den beißenden Wind stolperten, wartete Katies Bruder Loyal schon auf sie. Er stieg aus dem Buggy und half Ella und Katie einzusteigen. Dann straffte er die Zügel und das Pferd Rex begann loszutraben.
Ella saß direkt neben Loyal, und Katie bemerkte, dass sie sich eng an ihn schmiegte, als ob sie an seiner Seite festgewachsen war. Nach einigen Minuten erkundigte sich Loyal nach ihrem Besuch in der Bibliothek.
Katie konnte nicht an sich halten und erzählte aufgeregt von ihrem Gespräch mit Miss