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St. Pöltner Straßennamen erzählen: Aktualisierte und erweiterte Neuauflage
St. Pöltner Straßennamen erzählen: Aktualisierte und erweiterte Neuauflage
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eBook645 Seiten7 Stunden

St. Pöltner Straßennamen erzählen: Aktualisierte und erweiterte Neuauflage

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Über dieses E-Book

Ortsnamen sind Fixpunkte der Orientierung in unserer Welt: Oft Jahrhunderte, manchmal Jahrtausende alt, bestimmen sie Regionen und Landschaften in unverwechselbarer Weise. Etwas weniger in die Vergangenheit zurückreichend, doch nicht minder charakteristisch ist die Tradition von Straßennamen: Teils auf Orts- und Flurnamen zurückgehend, teils auf historische Ereignisse und Persönlichkeiten verweisend, legen sie Zeugnis ab von politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen. So sind Straßennamen ein bis heute zu wenig beachteter, höchst subtiler Spiegel einer Stadt und ihrer Entwicklung. Die Benennung von Straßen nach wichtigen Gestalten der Stadt- und Landesgeschichte ist ein Zeichen des Respekts und der Würdigung herausragender Persönlichkeiten.
Auch die niederösterreichische Landeshauptstadt St. Pölten hat diesbezüglich so einiges zu bieten. Manfred Wieninger - nicht nur Sohn, sondern auch großer Kenner und Liebhaber der Stadt - hat sich auf eine Reise durch ihre Straßen begeben und Wissenswertes aus Vergangenheit und Gegenwart zu den Straßennamen zusammengetragen. Das Ergebnis ist eine vielfältige Sammlung historischer Fakten und interessanter Details, die Einblicke in eine ebenso facettenreiche Stadt geben.
SpracheDeutsch
HerausgeberStudienVerlag
Erscheinungsdatum30. Nov. 2017
ISBN9783706558914
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    Buchvorschau

    St. Pöltner Straßennamen erzählen - Manfred Wieninger

    Literatur

    A

    Achleitnerstraße

    Hart, 1977

    Nach dem niederösterreichischen Pädagogen Karl Achleitner.

    Der 1899 in Erlauf geborene Sohn eines Werkmeisters absolvierte unterbrochen durch seine Einberufung 1917 das Landeslehrerseminar in St. Pölten und legte 1920 die Lehrbefähigungsprüfung für Volksschulen ab. 1924 erwarb er auch die Lehrberechtigung für Bürgerschulen. Ab 1919 unterrichtete der Anhänger der Glöckelschen Schulreform an der Volksschule Wieselburg, ab 1925 an der Knabenbürgerschule in St. Pölten. Nach sechs Jahren erneutem Kriegsdienst von 1939 bis 1945 kehrte er in seinen Beruf zurück und avancierte 1954 zum Bezirksschulinspektor für die Bezirke St. Pölten-Stadt und Lilienfeld. In seiner bis 1964 währenden Amtszeit baute er vor allem die Elternvereine neu auf. 1956 wurde er mit dem Titel Regierungsrat ausgezeichnet. Der Träger des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich sowie des Ehrenringes der Stadt St. Pölten ist 1976 in St. Pölten verstorben.

    Ackergasse

    Oberwagram, 1927

    Die Gasse führte zum Zeitpunkt der Benennung zu Äckern.

    Adalbert-Jungwirth-Gasse

    Oberwagram, 1964

    Nach dem niederösterreichischen Lokalhistoriker, Schriftsteller und Pädagogen Adalbert Jungwirth.

    Der 1886 im böhmischen Kalist Geborene wuchs seit seinem vierten Lebensjahr in St. Pölten auf und absolvierte das hiesige Gymnasium. Ab 1909 gab er die kurzlebige Zeitschrift „Beiträge zur lokalen Kunstpflege St. Pöltens heraus und veröffentlichte auch lokalhistorische Studien. So zum Beispiel über die „Beziehungen Schuberts zu St. Pölten (1912) und „Beiträge zur Geschichte von Pottenbrunn" (ebenfalls 1912). Nach dem Wehrdienst im Ersten Weltkrieg ging sein Wunsch, in St. Pölten eine Stelle als Mittelschullehrer zu erhalten, nicht in Erfüllung. Stattdessen wirkte er 15 Jahre lang an der Bundeserziehungsanstalt in Wiener Neustadt und trat in dieser Zeit auch als Lyriker hervor. Erst ab dem Schuljahr 1946/47 unterrichte er an der St. Pöltner Lehrerbildungsanstalt Deutsch und Latein. 1947 erlag Professor Jungwirth einem Herzleiden.

    Adolf-Sedlaczek-Gasse

    St. Pölten, 1969. Von 1948 bis 1969 Propst Führer-Straße. Von 1946 bis 1948 Hans Brunner-Straße. Davor Führerstraße (nicht nach Hitler, sondern nach dem Propst Johann Michael Führer)

    Nach dem St. Pöltner Politiker Adolf Sedlaczek.

    Sedlaczek wurde 1877 in Groß Ullersdorf/Velké Losiny in Böhmen geboren. Der gelernte Schlosser heuerte bei der Bahn an, wurde dort vor allem als Elektriker eingesetzt und brachte es bis zum Adjunkt der Bundesbahn in St. Pölten. Als SDAP-Abgeordneter gehörte er von 1921 bis 1932 dem niederösterreichischen Landtag an. Im Zuge der Bürgerkriegsereignisse im Februar 1934 wurde der Sozialdemokrat verhaftet. Nach dem Weltkrieg gelang ihm noch eine späte Karriere: Von 26. Mai 1945 bis 1955 gehörte er dem St. Pöltner Gemeindeparlament als Stadtrat an und war zeitweilig SPÖ-Fraktionsvorsitzender. 1964 ist er in St. Pölten gestorben.

    Adolf-Tobner-Gasse

    Oberwagram, 1964

    Nach dem niederösterreichischen Pädagogen Adolf Tobner (1865 bis 1927).

    Der geborene Budweiser absolvierte die dortige Lehrerbildungsanstalt und kam nach Lehrerstellen in Gutwasser, Budweis, Türnitz, St. Veit und Fahrafeld 1897 nach St. Pölten, wo er an der Knaben-Bürgerschule bis zu seinem Tod unterrichtete. Neben seiner Lehrtätigkeit studierte er Geologie. Über die geologischen Verhältnisse St. Pöltens und der Umgebung publizierte er in Zeitschriften und in der „St. Pöltner Zeitung". Tobner repräsentiert damit den Typus des heimatforschenden Pädagogen, den es heute so nicht mehr gibt. Vier Jahre vor seinem Tod wurde sein Wirken mit dem Titel Bürgerschuldirektor gewürdigt.

    Aichelburggasse

    St. Pölten, 1964

    Nach dem St. Pöltner Politiker Eugen Freiherr von Aichelburg.

    Aichelburg wurde 1852 wahrscheinlich in Wien geboren und studierte Jus an der dortigen Universität. 1881 kam er als Notar-Substitut seines Schwiegervaters nach St. Pölten. 1885 wurde er hier Notar. 1894 wählte man ihn in die St. Pöltner Gemeindevertretung, wobei er keiner der damals in St. Pölten dominierenden politischen Richtungen, also weder den Liberal-Deutschnationalen noch den Christlich-Sozialen angehörte. Als er am 24. Februar 1898 offenbar als Kompromisskandidat zum Bürgermeister gewählt wurde, kündigte er vorsorglich seinen Rücktritt für den Fall an, dass die „unwürdige" Finanzkontrolle der Stadt St. Pölten durch den Landesausschuss nicht aufgehoben werden sollte. Als ein entsprechendes Ansuchen der Gemeinde um Aufhebung der Kuratel abgelehnt wurde, trat er am 7. April 1898 als Bürgermeister zurück, verblieb aber in der Gemeindevertretung. 1908 wurde er zum Vizebürgermeister gewählt. Nach dem Tod von Bürgermeister Eybner leitete er noch einmal für ganz kurze Zeit die Stadtgemeinde. Der Ehrenbürger der Stadt St. Pölten starb 1917.

    Aicherstraße

    Spratzern, 2015

    Nach dem St. Pöltner Maler und Graphiker Walter Aicher. Der 1929 geborene Autodidakt war ab 1970 Direktor der Harlander Coats GmbH, einer traditionsreichen Baumwollspinnerei und Zwirnerei, in Harland. 1987 wurde das Unternehmen geschlossen. Danach begann sich Aicher intensiv mit bildender Kunst zu beschäftigen. Ab 1989 stellte er eigene Werke aus. Als zunehmend erfolgreicher Landschafts- und Städtemaler brachte es auf insgesamt 35 Einzelausstellungen in ganz Österreich. Walter Aicher ist tragischerweise bei der verheerenden Gasexplosion am 3. Juni 2010 in der St. Pöltner Munggenaststraße ums Leben gekommen.

    Aitzetmüllergasse

    Spratzern, 1994

    Nach dem niederösterreichischen Arbeiterkämmerer und Funktionär Alois Aitzetmüller.

    Geboren 1901 in Steinbach am Ziehberg im oberösterreichischen Almtal als uneheliches Kind einer Bauernmagd konnte der Bildungshunger des jungen Aitzetmüller durch die ländliche Volksschule nur sehr mangelhaft befriedigt werden und sein Wunsch, Lehrer zu werden, blieb unerfüllbar. So brachte er sich von 1913 bis 1917 als Hilfsarbeiter in einer Sichelschmiede in Scharnstein durch, wo er auch mit den Ideen der Sozialdemokratie bekannt wurde und in die Metallarbeitergewerkschaft eintrat. Nach längerer Arbeitslosigkeit und Jobs im Kohlebergwerk Köflach sowie im Warmwalzwerk Böhler bei Waidhofen an der Ybbs finden wir ihn in den Zwanziger Jahren als arbeitslosen Siedler in der Wagramer Schnofl-Siedlung. 1927 erlangte er eine Anstellung bei der Arbeiterkammer für Wien und Niederösterreich. 1934 war er wieder arbeitslos, 1935 wurde er verhaftet. 1948 trat er wieder in die Arbeiterkammer ein und avancierte 1954 zum Leiter von deren St. Pöltner Bezirksstelle. 1959 wurde er zum AK-Sekretär befördert und war als Inspektor mehrerer Amtsstellen der Kammer eingesetzt. Als Bildungsfunktionär der SPÖ St. Pölten hielt er zahlreiche Vorträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, publizierte gelegentlich regionalgeschichtliche Aufsätze und trat auch als Lyriker hervor. 1979 wurde er mit dem Ehrenzeichen der Stadt St. Pölten geehrt. Er starb 1993 in Hamburg, wohin er noch mit 90 Jahren aus familiären Gründen übersiedelt war.

    AK-Platz

    St. Pölten, 2015

    Nach der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Niederösterreich (AKNÖ), deren neuen Zentrale am AK-Platz 1 im Jahr 2017 offiziell eröffnet worden ist.

    Die AKNÖ übersiedelte 2016 von Wien nach St. Pölten.

    Albert-Schweitzer-Gasse

    Oberwagram, 1975

    Nach dem deutschen Arzt, Theologen, Musiker und Philosophen Albert Schweitzer.

    Der 1875 im elsässischen Kayersberg geborene Pfarrerssohn besuchte die Realschule in Münster sowie das Gymnasium in Mülhausen und maturierte 1898. Nach einem Jahr beim Straßburger Infanterieregiment 143 studierte er Philosophie und Theologie, aber auch Orgel an der Universität Straßburg und promovierte 1899 zum Doktor der Philosophie und 1900 zum Doktor der Theologie. Danach begann für ihn eine seiner Herkunft und Ausbildung gemäße Laufbahn als Vikar in Straßburg, Lehrer an der dortigen Theologischen Fakultät der Universität Straßburg, Direktor des Seminars St. Thomas ebenfalls in Straßburg und Autor des Buches „J.S. Bach, le musicien-poète. Doch im Jahr 1905 stieß er sein bisheriges Leben vollkommen um und nahm mit dem Ziel, Arzt in Afrika zu werden, sein drittes Studium, das der Medizin, auf. 1913 promovierte er mit der Dissertation „Die psychiatrische Beurteilung Jesu und fuhr anschließend mit seiner Frau in das westafrikanische Lambarene im heutigen Staat Gabun. Dort begannen sie, ein Urwaldspital in der Missionsstation Andende aufzubauen, und verschuldeten sich dabei stark. 1914 wurden sie als deutsche Staatsbürger interniert und 1917 nach Frankreich gebracht. Nach dem Ersten Weltkrieg baute Schweitzer durch Konzerte und Vorträge seine Schulden ab und sammelte neue Mittel für Lambarene, wohin er aber erst 1924 zurückkehren konnte. Bis zu seinem Tod dort im Jahr 1965 mußte er immer wieder für Wochen, Monate und Jahre nach Europa zurückkehren, um Fundraising zu betreiben und mit Konzert- und Vortragsreisen Geld für sein Spital und das ebenfalls von ihm gegründete Lepradorf „Village lumière zu verdienen. 1928 wurde er mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt, 1952 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. In den Fünfziger Jahren sprach er sich entschieden gegen die atomare Bewaffnung aus. Der große Philanthrop, Mitglied der französischen „Académie des Sciences morales et politique, der amerikanischen „Academy of Art and Sciences" und Ehrendoktor der Universität Zürich starb 1965.

    Alexandergasse

    Ganzendorf, 1983

    Nach Papst Alexander III.

    In einer Bulle dieses Papstes wurde zwischen 1161 und 1171 erstmals der Name Ochsenburg erwähnt: „[…] in Stainvelde unam vinam quam Rudolfus de Ossenburch tradidit ecclesie […]" – Die Rede ist von einem Weingarten im Steinfeld, den ein gewisser Rudolf von Ochsenburg der Kirche geschenkt hat. Der Sieneser Rechtsgelehrte Orlando Bandinelli wurde 1150 Kardinal und 1159 als Alexander III. Papst. Er begann den Investiturstreit gegen die staufischen Kaiser, war der große Gegenspieler des Kaisers Friedrich I. Barbarossa, aber auch König Heinrichs II. von England, der den von Alexander unterstützten Erzbischof Thomas Becket ermorden ließ. Alexander hatte nacheinander vier Gegenpäpste zu überstehen, musste vier Jahre ins französische Exil gehen, setzte sich aber schließlich gegen Barbarossa durch. Er unternahm auch die ersten kirchenrechtlichen Schritte gegen sogenannte Ketzer wie die Katharer und die Waldenser. Er starb 1181 in Civita Castellana.

    Alfred-Brehm-Straße

    Unterwagram, 1952

    Nach dem deutschen Zoologen Alfred Brehm.

    Der 1829 im thüringischen Renthendorf als Alfred Edmund Brehm geborene Sohn eines unbedeutenden Pastors, aber bedeutenden Ornithologen begann nach einer Maurerlehre 1846 ein Architekturstudium in Dresden. Von 1847 bis 1852 nahm er an einer deutschen Nil-Expedition durch Ägypten, den Sinai, den Sudan und so weiter teil. Ab 1853 oblag er einem Studium der Naturwissenschaften in Jena und promovierte 1855. In diesem Jahr publizierte er seine „Reiseskizzen aus Nordafrika. Seit 1856 war Dr. Brehm freier Schriftsteller in Leipzig und veröffentlichte vor allem in populären Zeitschriften wie der „Gartenlaube. 1861 erschien sein Buch „Das Leben der Vögel. Dargestellt für Haus und Familie. 1862 avancierte er zum ersten Direktor des Zoologischen Gartens in Hamburg. Von 1864 bis 1869 publizierte er sein bald populäres „Illustrirtes Thierleben. Eine allgemeine Kunde des Thierreichs von A. E. Brehm in sechs Bänden. 1869 begründete er das Berliner Aquarium, dem er bis 1873 vorstand. 1876 unternahm er eine Reise nach Westsibirien. Er starb 1884 in seinem Elternhaus in Renthendorf.

    Alfred-Vogel-Gasse

    Pottenbrunn, 1991

    Nach dem St. Pöltner Musiker, Funktionär und Politiker Alfred Vogel.

    Vogel wurde 1926 in Weißenkirchen an der Perschling geboren und lebte seit 1929 in Pottenbrunn. Nach dem Kriegsdienst in der Wehrmacht von 1942 bis Kriegsende trat er 1946 in die ÖBB-Werke Wörth ein. Ein Jahr zuvor hatte er das Vogel-Quartett gegründet, das er bis 1956 leiten und in dem er 41 Jahre als Tenor singen sollte. 1949 gründete er den Chor der ÖBB-Werke Wörth und leitete ihn bis 1956. Danach führte er drei Jahre den Männerchor der ÖBB-Werke Wörth. 1959 übernahm er die Leitung des NÖ-Alpenlandchores der ESKV Werke Wörth, die er bis 1986 innehaben sollte. Mit diesem Chor, den er auch als Tenor-Solist verstärkte, gastierte er im In- und Ausland. Ebenso unermüdlich wie im Chorbereich war der begeisterte Fußballer und Turner auch als Sportfunktionär in Pottenbrunn, wo er ab 1952 dem Gemeinderat angehörte, aber auch in St. Pölten tätig. So war er etwa 1947 Gründungsobmann des Eisenbahnersportvereines Werke Wörth, engagierte sich über viele Jahre für den Ausbau des Pottenbrunner Sportplatzes zu einer ASKÖ-Zentralsportanlage und war auch Konsulent des Österreichischen Institutes für Schul- und Sportstättenbau. Letzten Endes gab es in Pottenbrunn wohl fast keinen Verein, bei dem Alfred Vogel nicht aktiv mitgearbeitet hätte. 1978 ging der Bundesbahn-Oberinspektor, zuletzt in der Wiener Zentralen Personalstelle der ÖBB beschäftigt, krankheitshalber in Pension. 1987 ist er verstorben.

    Alfred-Wolfsberger-Straße

    Pottenbrunn, 1998

    Nach dem St. Pöltner Politiker Alfred Wolfsberger (1936 bis 1997).

    Nach der Absolvierung der St. Pöltner Handelsschule und einigen Jahren bei der Ersten Allgemeinen Unfall- und Schadensversicherungsgesellschaft in St. Pölten und der Spedition Wilhelm Gärtner ebenda war Wolfsberger von 1959 bis 1996 Bediensteter des Magistrates St. Pölten, zuerst im Sozial-, dann im Standesamt, ab 1972 in der Gebäudeverwaltung. 1982 wurde er zum Leiter des städtischen Bauhofes bestellt. Der geborene Pottenbrunner war in seiner Heimatgemeinde so etwas wie ein Ortskaiser im besten Sinne des Wortes. Als Vertreter Pottenbrunns und Leiter der SPÖ-Sektion 22 gehörte er von 1973 bis 1993 dem St. Pöltner Gemeinderat an. Zuvor war er schon von 1970 bis 1972 geschäftsführender Gemeinderat der 1972 nach St. Pölten eingemeindeten Marktgemeinde Pottenbrunn gewesen. Unter seiner Ägide wurden die Hauptschule, der Kindergarten, das neue Feuerwehrhaus mit einem Stützpunkt der Arbeiter-Samariter und die Aufbahrungshalle errichtet. Beim Bau des Pottenbrunner Volksheimes von 1980 bis 1985 packte er selbst mit an und leistete kostenlose Arbeitsstunden zum Beispiel als Dachdecker. 1993 erhielt er das Ehrenzeichen der Landeshauptstadt St. Pölten. Der überzeugte Läufer starb eines jähen und völlig unerwarteten Todes nicht einmal ein Jahr nach seiner Pensionierung.

    Allandstraße

    Pottenbrunn, Zwerndorf, 1977

    Nach den Herren von Alecht, die sich nach ihrem Stammsitz Alland Alechter nannten und im 13. Jahrhundert von den damaligen Landesfürsten, den Babenbergern, mit der Herrschaft Pottenbrunn belehnt wurden.

    Fortan nannten sie sich Pottenbrunner und ließen im 14.Jahrhundert eine Burg an der Stelle des heutigen Schlosses Pottenbrunn erbauen. Der letzte direkte Pottenbrunner in männlicher Erbfolge war zu Beginn des 16. Jahrhunderts Martin von Pottenbrunn. 1505 ging die Herrschaft Pottenbrunn durch Heirat von Sebastian Grabner mit Martins Tochter Apollonia an die Grabner über.

    Almawinkel

    Pottenbrunn, vor 1972

    Nach einer historischen Ortsteilbezeichnung.

    Im amtlichen St. Pöltner Straßenverzeichnis aus dem Jahr 1986 heißt es zur Bedeutung des Namens: „Im Mittelalter teilte man Pottenbrunn in drei Teile, drei Winkel, ein: einer davon wurde als ‚Albmerwinkel‘ bezeichnet, ‚Albern‘ (=Pappeln)".

    Alois-Fink-Gasse

    Mühlgang, 1986

    Nach dem St. Georgener Politiker Alois Fink.

    Fink fungierte von 1870 bis 1879 und von 1882 bis 1885 als Bürgermeister der Gemeinde St. Georgen am Steinfelde. In seiner Amtszeit erhielt der Ort Anschluss an die Leobersdorfer Bahn (1877) und eine Freiwillige Feuerwehr (1884). Im Hauptberuf war er Krämer in St. Georgen, und zwar in der heutigen Kirchengasse 6.

    Alois-Schuster-Gasse

    Stattersdorf, 1993

    Nach dem St. Pöltner Politiker Alois Schuster.

    Der 1878 in St. Pölten Geborene erlernte bei der hiesigen Druckerei Sommer von 1892 bis 1896 den Beruf des Schriftsetzers. Anschließend führte ihn seine Walz unter anderem bis nach Zürich. 1902 trat er in die Dienste der Bezirkskrankenkasse St. Pölten. Ein Jahr später wurde er dort als Beamter definitiv gestellt. Als einer der ersten Vertrauensmänner der St. Pöltner Sozialdemokratie übte er die Funktionen des Bezirksparteisekretärs und eines Gewerkschaftssekretärs aus. 1912 wechselte er beruflich in den Verband der Genossenschaftskrankenkasse in Wien und avancierte 1918 zum Sekretär der Krankenkasse des Gremiums der Wiener Kaufmannschaft. 1928 ging er in dieser Funktion in Pension. Im Ständestaat wurde seine Rente wegen seiner politischen Vergangenheit gekürzt. Der Pionier der St. Pöltner Arbeiterbewegung starb 1938.

    Alois-Sindl-Straße

    Unterwagram, 1996

    Nach dem niederösterreichischen NS-Opfer Alois Sindl.

    Sindl wurde 1901 in Böheimkirchen geboren, erlernte den Beruf eines Drehers, den er bei der Voith, bei der Niederösterreichischen Landeswasserbau-Fachabteilung und bei der Bundesbahn ausübte und lebte bis zu seiner Verhaftung mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn in der Josefstraße 60 in St. Pölten. Er war seit 1919 Sozialdemokrat. Am 24. August 1939, also wenige Tage vor Hitlers Überfall auf Polen, sagte er im Bahnhofsrestaurant in Böheimkirchen: „Die Deutschen werden nicht auf einen Gegner stoßen, der ohne Waffen wartet. Auch der Pole ist gerüstet, er hat nicht nur Holzprügel, sondern auch Waffen. Schließlich wandte er sich an drei einberufene Wehrmachtsreservisten mit den Worten: „Geht’s, macht’s Euch nicht lächerlich, schmeisst die Prügel weg, es kommt ja sowieso der Kommunismus. Dafür wurde er von der Gestapo verhaftet und nach qualvollen Verhören vom Oberlandesgericht Wien am 4. April 1940 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat" zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 29. August 1942 haben ihn die braunen Henker gemeinsam mit 745 kranken Mithäftlingen unter dem Vorwand der Fleckfieberbekämpfung in Auschwitz in die Gaskammer getrieben und dort ermordet.

    Alte Hofmühlgasse

    Pottenbrunn, 1974.

    Davor Fabriksgasse

    Nach der ehemaligen Alten Hofmühle, dem Haus Nr.10 in dieser Gasse.

    Die vermutlich älteste Pottenbrunner Mühle wurde schon im 14. Jahrhundert genannt und bis 1874 als Mühlenbetrieb geführt. Danach wurde darin eine Borten- und Spitzenfabrik eingerichtet, die bis 1905 Bestand hatte. Nach einem weiteren radikalen Umbau produzierte dort eine Kakao-, später eine Bandfabrik. Im Ersten Weltkrieg diente das Gebäude als Kaserne. Zumindestens bis in die späten Sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde das Anwesen weiterhin für industrielle und gewerbliche Zwecke genützt.

    Alte Landstraße

    Stattersdorf, vor 1939

    Nach der ehemaligen Funktion.

    Ein Name vom Typus „Alte Landstraße" kann in der Regel bei der Deutung einfach beim Wort genommen werden. Es handelt sich also um die alte Straßenverbindung von Stattersdorf nach Ober-Wagram, was man auch an der leicht kurvigen Linienführung des Straßenstücks erkennen kann. Die neue Landstraße, also die heutige Stattersdorfer Hauptstraße nach Ober-Wagram ist dagegen eine beinahe schnurgerade Direttissima.

    Alte Reichsstraße

    St. Pölten, 1969.

    Davor Linzer Straße

    Nach einem Teil der ehemaligen Reichs- beziehungsweise Kaiserstraße von Wien nach Linz.

    Durch den Bau der Stockinger Brücke und die neue Trasse durch das südliche Ende des Kaiserwaldes wurde dieses kurze Teilstück in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts als Ausfallstraße mit überregionaler Bedeutung obsolet.

    Alter Schulweg

    Stattersdorf, vor 1939

    Nach der „Alten Schul", die 1872 eröffnet und wegen Überfüllung 1890 durch ein neues, heute noch diesem Zweck dienendes Volksschulgebäude in der Stattersdorfer Hauptstraße 109 ersetzt wurde.

    Altgasse

    Harland, 1955

    Nach dem österreichischen Maler Rudolf von Alt (1812 bis 1905).

    Der in Wien geborene Sohn eines Malers studierte an der dortigen Akademie und unternahm ab 1830 zahlreiche Reisen durch die Monarchie und Nachbarstaaten wie Italien, die Schweiz und Bayern. Er spezialisierte sich auf topographisch überaus genaue Landschaftsaquarelle und Stadtansichten vor allem von Wien, sogenannte Veduten. In seinen späteren Schaffensjahren näherte er sich dem Impressionismus an. 1897 avancierte er zum Ehrenpräsidenten der Wiener Secession.

    Altmanngasse

    Ober- und Unterwagram, 1974.

    Von 1927 bis 1974 Traisengasse

    Nach dem Passauer Bischof Altmann (um 1015 bis 1091). In einer mit 9. September 1083 datierten Urkunde dieses Bischofs für Stift Göttweig wird der Ort Wagram zum erstenmal genannt, und zwar in der Form villa wagrain. Der Passauer Oberhirte und spätere Heilige unterstützte als einer von ganz wenigen deutschen Bischöfen im Investiturstreit zwischen Papst Gregor VII. und dem römischdeutschen Kaiser Heinrich IV. die päpstliche Partei und musste deshalb 1078 aus Passau fliehen. Er ließ sich in dem von ihm gestifteten Kloster Göttweig nieder und starb schließlich in Zeiselmauer, ohne je wieder zu seinem Bischofssitz zurückkehren zu können.

    Altomontegasse

    St. Pölten, 1957

    Nach dem Barockmaler Bartholomeo Altomonte.

    Der 1702 in Warschau geborene Altomonte studierte von 1717 bis 1723 in Italien und lebte danach als in Österreich überaus gefragter Kirchen- und Freskenmaler vorwiegend in Linz. In St. Pölten schuf er ein Kuppelfresko für die Kirche der Englischen Fräulein IBMV. 1770 avancierte er zum Mitglied der Wiener Akademie der bildenden Künste. Er starb 1783 im oberösterreichischen Stift St. Florian.

    Alumnatsgasse

    St. Pölten, nach 1790 und vor 1900

    Nach dem St. Pöltner Alumnat.

    Der erste St. Pöltner Bischof, Heinrich Johann von Kerens, verwendete 1790 das sieben Jahre zuvor aufgehobene Franziskanerkloster in der Wiener Straße, um hier ein bischöfliches Alumnat einzurichten und ließ zu diesem Zweck das 1647 nach dem Stadtbrand von 1621 neu errichtete Kloster umgestalten. Wie Karl Gutkas berichtet, wurde die Einrichtung „aus dem Wiener Generalseminar und aus dem aufgehobenen passauischen Alumnat zu Heiligenkreuz-Guttenbrunn (bei Herzogenburg) zur Verfügung gestellt. Seit 1971 trägt das Priesterseminar zwischen Wiener Straße, Lederergasse, Alumnatsgasse und Fuhrmannsgasse den offiziellen Titel „Philosophisch-Theologische Hochschule der Diözese St. Pölten.

    Am Bischofsteich

    St. Pölten, 1922. Von 1909 bis 1922 Kaiser Franz Josef-Platz. Davor Teichgasse

    Nach dem Bischofsteich.

    Hier befand sich einst der Bischofsteich, nach der Österreichischen Kunsttopographie-St. Pölten „der letzte wasserführende Teil des ehemaligen Stadtgrabens, der zur Gewinnung des pröpstlichen (später bischöflichen) Speiseeises und später als Eislaufplatz diente". 1908 beziehungsweise 1965 wurde daraus eine Grünanlage mit einem Zierteich.

    Ambrosigasse

    Wörth, 1975.

    Davor Fleminggasse

    Nach dem österreichischen Bildhauer Gustinus Ambrosi.

    Der 1893 in Eisenstadt geborene Sohn eines k. k. Hauptmannes, der 1894 nach St. Pölten, 1899 nach Prag versetzt wurde, erkrankte als Siebenjähriger an einer Gehirnhautentzündung und war für den Rest seines Lebens taub. Nach vier Jahren in der Taubstummenanstalt in Prag erlernte er bei einem Stukkateurunternehmen in Prag und bei einer Dekorationsbildhauerfirma in Graz, wohin die Familie 1908 übersiedelt war, unter anderem das Steinmetz- und Goldschmiedehandwerk. Bereits mit seinem bildhauerischen Erstlingswerk „Der Mann mit dem gebrochenen Genick", einer naturalistischen Darstellung eines zu Tode gestürzten Dachdeckergesellen, erregte er in der Steiermark Aufmerksamkeit. Nach dem Tod des Vaters übersiedelte Ambrosi mit seiner Mutter 1912 nach Wien, wo er an der Akademie der Bildenden Künste studierte und früh Anerkennung fand. 1913 verlieh Kaiser Franz Joseph I. dem Zwanzigjährigen ein Staatsatelier auf Lebenszeit. In der Zwischenkriegszeit schuf er Büsten von Dollfuss, aber auch von Mussolini. Zu Beginn der NS-Zeit wurde er zwar einmal von der Wiener Gestapo verhört, war danach aber ein Protegé von Albert Speer, der ihm immer wieder Aufträge zukommen ließ, so zum Beispiel diverse Brunnenfiguren für den Garten der Reichskanzlei in Berlin. Auch Hitler schätzte Ambrosi und ließ für ihn sogar ein eigenes Ateliergebäude am Linzer Pöstlingberg planen, das allerdings bedingt durch den Kriegsverlauf nie gebaut worden ist. Insgesamt dürfte Ambrosi rund 2.300 bildhauerische Werke, darunter circa 680 Porträts, geschaffen haben. Daneben ist er auch als Lyriker hervorgetreten. Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes hatte der Wendehals keine Probleme, sich mit den neuen, demokratischen Machthabern zu arrangieren. 1951 fasste der Ministerrat sogar den Beschluss, in Wien ein Museum für ihn zu errichten. Der Bildhauer blieb Zeit seines Schaffens klassischen Prinzipien im Stil einer monumental-pathetischen Rodin-Nachfolge verhaftet und verweigerte sich der Moderne. 1975 wählte er in seinem Haus in Stallhofen in der Weststeiermark den Freitod. Drei Jahre danach wurde das Gustinus-Ambrosi-Museum als Dependance der Österreichischen Galerie im Wiener Augarten eröffnet.

    Am Bürgersteig

    Pottenbrunn, vor 1972

    Das amtliche St. Pöltner Straßenverzeichnis aus dem Jahr 1986 erläutert diesen Namen ebenso lapidar wie kryptisch: „ortsübliche Benennung".

    Am Grillenberg

    Pottenbrunn, vor 1972

    Nach dem Großen Grillenberg (oder auch „Großen Grielenberg") südlich der Pottenbrunner Bahnhofssiedlung, auf den der Verkehrsweg zuführt, ohne ihn zu erreichen.

    Am Johannisgraben

    Stattersdorf, 1991

    Nach einem ehemaligen Abflussgraben beziehungsweise Nebengerinne des nahen, parallel laufenden Mühlbaches in der Stattersdorfer Au, an dem bis circa 1920/1930 eine Statue des Heiligen Johannes Nepomuk, des typischen Brückenheiligen, am sogenannten „Johannesbrückl" aufgestellt war.

    Diese Heiligenfigur ist heute an der Mühlbachbrücke im Lilienhof zu finden. Der um 1350 in Pomuk bei Pilsen geborene Johannes Nepomuk (ne Pomuk =aus Pomuk) studierte Theologie in Prag und Padua und avancierte zum Generalvikar der Erzdiözese Prag. Als solcher geriet er in (kirchen-)politische Auseinandersetzungen zwischen König Wenzel IV. und dem Prager Erzbischof Johann von Jenzenstein und wurde 1393 von den Mannen des Monarchen inhaftiert, grausam gefoltert und schließlich in der Moldau ertränkt. 1729 wurde er heiliggesprochen. Er gilt als Schutzpatron Böhmens und der Schiffer, Flößer und Brücken, aber auch der Beichtväter.

    Am Kremser Berg

    Ragelsdorf, 2004

    Nach einer usuellen, topographisch-onomastischen Bezeichnung beziehungsweise auch nach der neuen Siedlung „Gartenstadt am Kremserberg", zu der die Straße führt.

    „Die östlichsten Berge des Mostviertels sind zweifellos seine niedrigsten. Der Kollerberg, der Praterberg, der Kremser Berg – allesamt am Ufer des einstigen urzeitlichen Traisenflusses am heutigen Westrand von St. Pölten gelegen. Als Berge gehen sie natürlich nur in der St. Pöltner Umgangssprache durch, als mikrotoponymische Bezeichnungen der Einheimischen, Flurnamen. Denn die Geländestufe des Praterberges, ein Teil des westlichen Wagrams der eiszeitlichen Traisen, die Kilometer breiter war als der heutige Fluss, ist vielleicht 20 Meter hoch beziehungsweise niedrig. Der Kollerberg ist ein bisserl höher. Der Kremser Berg schließlich ist mit seinen gefühlten 50 Metern unser Mount Everest, kann man in Manfred Wieningers „Mein Mostviertel oder St. Pölten von unten nachlesen.

    Am Reiterhof

    Hart, 1998

    Nach der Reitanlage „Am Buderhof" in Hart.

    Am Sand

    Pottenbrunn, vor 1972

    Nach einem Flurnamen.

    Am Schloßberg

    Ochsenburg, vor 1972

    Nach dem Hügel, auf dem Schloss Ochsenburg steht.

    Amtsstraße

    Pottenbrunn, vor 1972

    Nach dem 1924 nach Plänen von Robert Wohlmeyer errichteten Gemeindehaus der ehemals selbständigen Marktgemeinde Pottenbrunn in der Amtsstraße 9.

    An der Au

    Pottenbrunn, vor 1972

    Nach der Traisenau östlich des Flusses, in welche die Gasse auch heute noch führt.

    An der Dürnau

    Ochsenburg, 1974. Davor Traisenstraße

    Nach einem Flurnamen, der auch heute noch relativ leicht erklärbar ist: nämlich aus „dürre Au".

    An der Westbahn

    Ratzersdorf, Unterwagram, 2002

    Nach der Westbahn, entlang welcher der Verkehrsweg verläuft.

    1856 begannen die Bauarbeiten für die Kaiserin-Elisabeth-Westbahn von Wien nach Salzburg. Zwei Jahre später war der Streckenteil von Wien bis Linz fertig.

    Andreas-Gruber-Straße

    St. Pölten, 1933. Von 1912 bis 1933 Hasnerstraße

    Nach dem St. Pöltner Bildhauer Andreas Gruber.

    Der um 1720 in Augsburg geborene Sohn eines Braumeisters kam vermutlich 1752 nach St. Pölten und erwarb hier ein Haus am heutigen Rathausplatz, wo er auch das Schankgewerbe ausübte. 1767 wurde er vom Rat der Stadt St. Pölten mit der Errichtung der Dreifaltigkeitssäule am Rathausplatz beauftragt, die vermutlich auf einen Entwurf von Matthias Munggenast zurückgeht. Die feierliche Grundsteinlegung für die mit einem Brunnen verbundene Säule erfolgte am 27. Oktober 1768, obwohl bereits „anno 1753 und 1754 der grundt zue Sauln ausgraben und das Erdreich gleich gemauert worden ist, wie es in den Baurechnungen im St. Pöltner Stadtarchiv heißt, und schon seit 1759 der Lilienfelder Marmor für die Brunnenanlage im Hof des Rathauses lagerte. Nach der Präsentation eines Modells 1774 konnte der Künstler sein Werk – laut der Österreichischen Kunsttopographie-St. Pölten die „späteste Barocksäule Niederösterreichs – erst 1782 vollenden. Daneben schuf er in St. Pölten vermutlich noch Skulpturen an der Schaufassade des Instituts der Englischen Fräulein sowie Plastiken für die Altäre der Franziskanerkirche. Vornehmlich für kirchliche Auftraggeber war Gruber auch in Karlstetten, Kilb und Strengberg als Bildhauer tätig. 1783 ist er in St. Pölten verstorben.

    Andreas-Hofer-Straße

    St. Pölten, vor 1893

    Nach dem Tiroler Politiker, Gastwirt und Händler Andreas Hofer.

    Im Zuge der Napoleonischen Kriege musste Österreich 1805 Tirol an Bayern abtreten. Die neuen Landesherren machten sich bei der bäuerlichen Bevölkerung durch Steuererhöhungen, die forcierte Trennung von Kirche und Staat sowie rigide Säkularisierungsmaßnahmen wie zum Beispiel die Aufhebung von Klöstern, die Abschaffung bäuerlicher Festtage und das Verbot von Prozessionen und Mitternachtsmetten nach Kräften unbeliebt. Im Jahr 1809 brachte die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht das Fass zum Überlaufen. Unter der Führung des Wirtes, Vieh- und Weinhändlers Andreas Hofer vom Sandhof im Passeiertal und ermuntert von der Wiener Regierung standen bald circa 20.000 Bauern unter Waffen. Am 12. April schlugen Hofers Schützen die bayerische Garnison von Innsbruck, am 14. April französische Truppen auf den Wiltener Feldern. Ein österreichisches Heer traf spät, aber doch in Innsbruck ein, wurde aber im Mai 1809 vor Wörgl von bayerischen, sächsischen und französischen Einheiten aufgerieben. Innsbruck wurde von Marschall Lefebvre eingenommen. In drei Bergisel-Schlachten schlug Hofers Landsturm die Besatzer. Danach regierte der Sandwirt im Namen des österreichischen Kaisers das Land Tirol. Bei der vierten Bergisel-Schlacht am 11. November 1809 wurden seine Schützen allerdings durch den Einsatz von Artillerie geschlagen. Hofer floh in die Berge. Auf der Pfandleralm im Passeiertal wurde er schließlich gefangen genommen und am 20. Februar 1810 auf Befehl Napoleons in Mantua erschossen.

    Angergasse

    Viehofen, 1927.

    Davor Feldgasse

    Das amtliche St. Pöltner Straßennamenlexikon aus dem Jahr 1986 erklärt diesen Namen mit „Anger: ursprünglich Gemeindeweideplatz".

    Anton-Benya-Straße

    Spratzern, 2002

    Nach dem österreichischen Politiker Anton Benya.

    Der 1912 in Wien Geborene absolvierte von 1927 bis 1930 eine Lehre als Elektromechaniker und engagierte sich gewerkschaftlich. Ende 1933 war er bereits Betriebsrat bei der Wiener Firma Ing. Ludwig Neumann. Nach dem Bürgerkrieg 1934 war der Sozialdemokrat für die illegalen Freien Gewerkschaften aktiv und wurde vom Ständestaat dafür zweimal inhaftiert. 1948 startete er seine Karriere als Organisationssekretär beim Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB). 1956 avancierte er zum stellvertretenden ÖGB-Generalsekretär und kam in den Nationalrat. 1959 wurde er stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Metall- und Bergarbeiter, 1962 übernahm er deren Vorsitz. 1963 avancierte er zum Präsidenten des ÖGB. 1971 wurde er zum Nationalratspräsidenten gewählt. In seiner 24 Jahre währenden Ära als oberster Gewerkschafter verfügte Benya besonders in den Jahren der Kanzlerschaft Bruno Kreiskys über großen Einfluss auf beinahe alle Politikfelder. Er führte gemeinsam mit seinem Widerpart, dem Wirtschaftbund-Präsidenten Sallinger, das spezifisch österreichische System der Sozialpartnerschaft, das sozialstaatliche Stabilität und Berechenbarkeit garantierte, zur Perfektion und war über lange Zeit hinweg eine Art Nebenkanzler. In den letzten Jahren seiner Amtszeit wurden aber auch die Grenzen des sozialpartnerschaftlichen Systems sichtbar. 1986 trat er als Nationalratspräsident, 1987 als ÖGB-Präsident zurück, blieb aber noch einige Jahre Rapid-Präsident. Der Träger der Großen Viktor-Adler-Plakette, des Großen Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich, des Großen Goldenen Ehrenzeichens mit dem Stern für Verdienste um das Land Wien, des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland, Ehrenbürger von Wien, Ehrensenator der Wirtschaftsuniversität Wien und Ehrenpräsident der Rapid Wien starb 2001 in seiner Geburtsstadt.

    Anton-Bruckner-Straße

    Viehofen, 1997

    Nach dem österreichischen Komponisten Anton Bruckner.

    Der 1824 im oberösterreichischen Ansfelden geborene Lehrersohn wurde 1834 Sängerknabe im Stift St. Florian. In den Jahre 1840 bis 1841 absolvierte er eine Ausbildung zum Lehrer und unterrichtete danach in Windhaag, Kronsdorf und St. Florian. Ab 1850 wirkte er als Stiftsorganist in St. Florian, ab 1856 als Domorganist in Linz. 1868 avancierte er zum Hoforganisten und unterrichtete am Wiener Konservatorium. Ab 1875 lehrte er als Lektor Musiktheorie an der Universität Wien. Als Komponist schuf er neun Symphonien, ein Streichquartett und vier Messen, die zum größten Teil ebenfalls symphonischen Charakter haben. Der Ehrendoktor der Universität Wien und Ehrenbürger von Linz starb 1896 in Wien.

    Anton-Enzfellner-Gasse

    Mühlgang, 1986

    Nach dem St. Georgener Politiker Anton Enzfellner.

    Enzfellner war ab 1947 provisorischer Gemeinderat der bis 1972 selbständigen Gemeinde St. Georgen am Steinfelde. Von 1950 bis 1960 fungierte er als Vizebürgermeister. Danach war er bis 1971 geschäftsführender Gemeinderat und wurde mit dem Ehrenring der Gemeinde St. Georgen ausgezeichnet. Der Kommunalpolitiker verstarb 1986.

    Anton-Hanak-Straße

    St. Georgen, 1977. Davor Berggasse

    Nach dem österreichischen Bildhauer Anton Hanak.

    Hanak wurde 1875 in Brünn als Kind kleiner Leute geboren und 1889 zu einem Wiener Holzschnitzer in die Lehre gegeben. Nach einigen Wanderjahren studierte er an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Edmund von Hellmer. Er wurde von Josef Hoffmann entdeckt, war ein Freund Gustav Klimts und Mitglied der Wiener Secession und der Wiener Werkstätte. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen die Büste von Viktor Adler am Republikdenkmal neben dem Parlament und die Skulptur „Der brennende Mensch" aus dem Jahr 1922. Er war auch als Porträtist erfolgreich und arbeitete als Bildhauer bei mehreren Bauprojekten Hoffmanns mit. In St. Pölten schuf er Puttenfiguren für das 1914 errichtete Haus Herrenplatz 4. 1932 wurde er selbst Professor an der Wiener Akademie, wo Fritz Wotruba sein wichtigster Schüler war. 1934 starb Hanak in Wien.

    Anton-Kleiß-Gasse

    Ratzersdorf, 1986

    Nach dem St. Pöltner Politiker Anton Kleiß (1905 bis 1986).

    Als Sohn eines Landwirtes und Bürgermeisters aus Judenau war Kleiß nach dem Besuch einer landwirtschaftlichen Fachschule und einer Handelsschule Buchhalter des Lagerhauses Absdorf. 1927 wurde er Angestellter der Lagerhausgenossenschaft St. Pölten, die er vor dem Zusammenbruch rettete. 1940 zum Oberverwalter ernannt blieb er in dieser Genossenschaft für Jahrzehnte beruflich engagiert. 1948 wurde er für die ÖVP in den St. Pöltner Gemeinderat berufen, dem er fast ein Vierteljahrhundert angehören sollte und worin er vor allem als Interessenvertreter der bäuerlichen Bevölkerung im Stadtgebiet wirkte. 1950 avancierte er zum Stadtrat und zählte als Bauernbündler zur politischen Führungsspitze der St. Pöltner ÖVP. 1974 wurde er mit dem Ehrenring der Stadt St. Pölten ausgezeichnet.

    Anton-Maurer-Gasse

    Völtendorf, 1964

    Nach dem Spratzerner Politiker Anton Maurer.

    Maurer fungierte von 1850 bis 1863 als erster Bürgermeister der Gemeinde Spratzern.

    Anton-Scheiblin-Gasse

    Spratzern, 1969

    Nach dem österreichischen Politiker und Pädagogen Anton Scheiblin.

    Der 1894 in St. Pölten geborene Scheiblin maturierte 1913 an der Lehrerbildungsanstalt seiner Geburtsstadt, war danach Substitut und Lehrer an verschiedenen Volks- und Hauptschulen des St. Pöltner Landbezirkes und Begründer der pädagogischen Zeitschrift „Die Arbeitsgemeinschaft". Nach 1945 fungierte er als Lehrerbildner an der Bundeslehrerbildungsanstalt Wien III und wurde 1955 zum Oberstudienrat ernannt. Von 1957 bis 1959 gehörte er dem Nationalrat an. 1962 gründete er das Bezirksmuseum Wien-Penzing und war auch Schriftleiter der Penzinger Museumsblätter. Scheiblin starb 1967 in Wien.

    Anton-Schwalb-Gasse

    Spratzern, 1969

    Nach dem St. Pöltner Musikpädagogen und Komponisten Anton Schwalb.

    Der 1876 im mährischen Briesen geborene Schwalb unterrichtete von 1898 bis 1936, dann wieder 1939/40 sowie von 1945 bis 1949 Musik an der St. Pöltner Lehrerbildungsanstalt. Von 1922 bis 1923 war er musikalischer Leiter des Musikvereines St. Pölten, 1924 wurde er zum Ehrenmitglied des Vereines ernannt. Regierungsrat Professor Schwalb starb 1954 in St. Pölten.

    Anton-Streyczek-Gasse

    Spratzern, 1998

    Nach dem St. Pöltner NS-Opfer Anton Streyczek.

    Der 1899 in St. Georgen am Steinfelde Geborene stammte aus einfachsten Verhältnissen. Als er elf Jahre alt war, wurden seine Mutter und drei Schwestern nach Böhmen abgeschoben, woher die Familie ursprünglich stammte. Anton und sein Bruder Ferdinand versteckten sich bei einem St. Georgener Nachbarn und wurden schließlich von diesem dauerhaft aufgenommen. Auch der Vater konnte sich in der Ortschaft halten, dürfte sich aber gebrochen durch die Abschiebung des Großteils seiner Familie nicht sonderlich um seine beiden Söhne gekümmert haben. Der junge Anton Streyczek ging offenbar auf die Walz, genoss also eine der damaligen Zeit entsprechende Facharbeiterausbildung. Trotzdem ergatterte er Zeit seines Lebens fast ausschließlich Hilfsarbeiterjobs zum Beispiel in den Schottergruben am Teufelhof. Ende Juli 1939 ließ er sich als Zeuge Jehovas gemeinsam mit seiner Frau Agnes taufen und verweigerte Anfang September 1939 aus religiösen Gründen den Militärdienst in der Deutschen Wehrmacht. Am 17. September 1939 wurde er von der Gestapo verhaftet, nach Berlin überstellt und dort im Alt-Moabiter Gefängnis inhaftiert. Am 15. November 1939 wurde er vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt. Am 20. Dezember dieses Jahres enthauptete man ihn in Berlin-Plötzensee. Seine Frau wurde als Zeugin Jehovas Mitte 1940 von der Gestapo verhaftet und ohne Gerichtsverfahren ins KZ Ravensbrück verschleppt.

    Anzengruberstraße

    Unterwagram, 1934

    Nach dem österreichischen Schriftsteller und Schauspieler Ludwig Anzengruber.

    Der 1839 in Wien geborene Sohn eines subalternen Beamten musste die Realschule aus finanziellen Gründen abbrechen und wurde in eine Buchhändlerlehre gesteckt. Ab 1860 war er Schauspieler bei einer wandernden Theatertruppe. 1869 wurde er Kanzleipraktikant in der Wiener Polizeidirektion. 1870 erlebte er mit seinem überaus erfolgreichen Volksstück „Der Pfarrer von Kirchfeld am Theater an der Wien seinen Durchbruch als Dramatiker. Mit weiteren sozialkritisch-realistischen Stücken wie „Der Meineidbauer (1871), „Der G’wissenswurm (1874), aber auch vielgelesenen Romanen wie „Der Sternsteinhof (1885) prolongierte er seinen Erfolg. Der Anti-Rosegger starb 1889 in Wien.

    Aquilin-Hacker-Straße

    Spratzern, 1934.

    Von 1927 bis 1934 Bebelstraße

    Nach dem niederösterreichischen Kleriker und Gelehrten Aquilin Joseph Hacker.

    Der 1701 Geborene gehörte dem alten Adelsgeschlecht der Hacker von Hardt an, die sich nach ihrem Stammsitz, dem Harthof, nannten, dessen Reste heute noch in der St. Pöltner Katastralgemeinde Hart vorhanden sind. Sein Vater Ferdinand Christoph Hacker hielt 1683 die Burg Rabenstein gegen eine türkische Übermacht. Aquilin Joseph Hacker schlug die geistliche Laufbahn ein und wurde Augustiner-Chorherr im St. Pöltner Stift dieses Ordens. Daneben fungierte er auch als Pfarrer von Ober-Grafendorf, wo er das Pfarrarchiv ordnete und systematisierte. Dass er aber in einem Straßennamen verewigt wurde, liegt vor allem daran, dass Hacker rund 20 gelehrte Abhandlungen, vor allem lokalhistorischer und geographischer Art verfasste, darunter eine Biographie seines Propstes Johann Michael Führer. Bis heute als historisches Quellenwerk bedeutsam ist sein Bericht über den 1741 erfolgten Einfall der Bayern und Franzosen in den niederösterreichischen Zentralraum im Zuge des bayrischen Erbfolgekrieges. Unter der rund einen Monat dauernden Einquartierung von Truppen Karl Albrechts von Bayern hatten St. Pölten und sein Umland schwer zu leiden. Hacker starb 1764.

    Arbeitergasse

    Oberwagram, 1929

    Im Gemeinderatsprotokoll vom 2. Juli 1929 ist leider mit keinem Wort vermerkt, was der Name bedeuten soll. Ob damit die Arbeiterschaft allgemein geehrt werden sollte oder die in der Straße damals wohnenden Arbeiter bleibt dahingestellt.

    Arnoldgasse

    Spratzern, 1983

    Nach dem früheren Spratzerner Einwohner Arnoldus de Spraeczern.

    Im Amtsblatt der Stadt St. Pölten, Nummer 12 aus dem Jahr 1983, ist über die Bedeutung dieses Gassennamens zu lesen: „nach Arnold von Spratzern, dessen Nennung in einer Urkunde des Bischofs Theobald von Passau die erste urkundliche Quelle für die Bezeichnung Spratzern ist. Alois Eder schreibt im Spratzerner Heimatbuch aus dem Jahr 2002: „Die früheste [urkundliche Erwähnung Spratzerns] vom 24. Jänner 1188 betrifft eine Entscheidung des Bischofes Diepold von Passau über einen Zwist wegen der beiden Höfe Teufenbach und Winkel zwischen der Propstei St. Pölten und den Erben des bischöflichen Ministerialen Meginhard Chraier und führt in der Zeugenliste an: „Huius rei testes sunt… Roudolfus de Walde, Walther de Tannenberg, Walther de Gozenstorf, Hermannus de Stouderstorf, Arnoldus de Spraeczern et frater eius Gotfridus, […]. Demnach müsste es eigentlich auch eine Gottfriedgasse in Spratzern geben, da die beiden Brüder Arnold und Gottfried von Spratzern die ersten namentlich bekannten Bewohner dieses Ortes sind.

    Arthur-Schnitzler-Straße

    Spratzern, 1969

    Nach dem österreichischen Schriftsteller Arthur Schnitzler. Der 1862 in Wien geborene Arztsohn maturierte am Akademischen Gymnasium in seiner Geburtsstadt und studierte ab 1879 Medizin an der Universität Wien. 1882/1883 leistete er Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger am Wiener Garnisonsspital Nr.1. Nach der Promotion im Jahr 1885 war er Assistenz- und später Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Ab 1887 wirkte er auch als Redakteur der „Internationalen Klinischen Rundschau. Ab 1888 arbeitete er an der Wiener Allgemeinen Poliklinik. Von 1893 an betrieb er nur mehr eine Privatpraxis. Als Dramatiker debütierte er in diesem Jahr mit dem Lustspiel „Das Abenteuer seines Lebens, das im Theater in der Josefstadt uraufgeführt wurde. Als Erzähler war er bereits ab 1886 mit einer Reihe von Veröffentlichungen hervorgetreten. Den Durchbruch als Theaterautor schaffte er 1895 mit „Liebelei. Mit weiteren Dramen wie etwa „Der grüne Kakadu (1899), „Der Schleier der Beatrice (1900), „Der einsame Weg (1904), „Anatol (1910), „Das weite Land (1911) oder „Professor Bernhardi (1912) avancierte er bald zu einem der führenden und meistgespielten Theaterautoren seiner Zeit. Auch als Erzähler war er sehr produktiv. Davon zeugen unteren anderem der Roman „Der Weg ins Freie (1908) und viele Erzählungen wie etwa „Um eine Stunde (1899), „Der blinde Geronimo und sein Bruder (1900) oder „Der tote Gabriel (1907). Mit der im Jahr 1900 veröffentlichten Erzählung „Leutnant Gustl führte er lange vor Joyce die Technik des inneren Monologes in die Literatur ein. Schnitzler war aber auch heftigen, zum Teil antisemitischen Angriffen ausgesetzt, und das nicht nur in Wien, wo er lebte. Zum Beispiel, weil seine fiktionale Figur „Leutnant Gustl so gar kein blindwütig-schneidiger Offizier war und an einem fragwürdigen, veralteten Ehrenkodex zugrundezugehen drohte. Jedenfalls Grund genug für die damalige Obrigkeit, Schnitzler seinen Offiziersrang abzuerkennen. Seinen später berühmten „Reigen konnte Schnitzler im Jahr 1900 nur als „unverkäufliches Manuskript in kleiner Auflage drucken, aber nicht aufführen lassen. 1914 war er einer der wenigen prominenten Österreicher, die sich von der kollektiven Kriegshysterie nicht anstecken ließen. 1921 brach ein heftiger Kulturkampf um die Uraufführung und weitere Aufführungen des „Reigen aus. Schnitzler selbst untersagte schließlich weitere Aufführungen, wahrscheinlich um sich in fortgeschrittenem Alter weitere Zores zu ersparen. 1923 avancierte er zum ersten Präsidenten des österreichischen PEN-Clubs. Mit der berühmten Erzählung „Fräulein Else" (1924) erreichte seine Kunst einen letzten Höhepunkt. Arthur Schnitzler starb 1931 in Wien.

    Artmanngasse

    Ratzersdorf, 2003

    Nach dem österreichischen Schriftsteller H. C. Artmann. Der 1921 als Hans Carl Artmann in Wien-Breitensee geborene Sohn eines Schusters besuchte Volks- und Hauptschule in seiner Geburtstadt und war danach drei Jahre lang Büropraktikant. Eine daran anschließende Schuhmacherlehre konnte er nicht abschließen, weil er 1940 zur Wehrmacht eingezogen wurde. An der Ostfront wurde er mehrmals verwundet und desertierte 1942. Dafür landete er in einem Strafbataillon. Bei Rückzugsgefechten im Elsass desertierte er 1944 ein zweites Mal und überlebte bis Kriegsende als U-Boot in Wien. Ab 1947 veröffentlichte er seine ersten literarischen Texte. Er war ein charismatischer Vortragender und ein ideenreicher Lyriker. Seine erzählerische Prosa wirkt dagegen stellenweise etwas zu geblümt. Ab 1952 begann er sich mit den jüngeren Dichterkollegen Konrad Bayer, Gerhard Rühm, Friedrich Achleitner und Oswald Wiener zu umgeben und inszenierte sich selbst als deren literarischer Übervater – die legendäre „Wiener Gruppe war geboren. Mit dem Gedichtband „med ana schwoazzn dintn. gedichta r aus bradnsee landete er 1958 einen überraschenden Publikumserfolg. Populär wurde er also als Wiener Mundartdichter, nicht als Dadaist oder als Surrealist, was ihm wohl wesentlich lieber gewesen wäre. Erst als er berühmt war, verzieh ihm die Öffentlichkeit auch seine übrigen Spleens. Er publizierte viel, übersetzte auch einiges. Angeblich beherrschte er 26 Sprachen, aber derlei Behauptungen waren wohl auch Teil seiner lebenslangen Selbstinszenierungen als Großmeister des poetischen Aktes und der modernen österreichischen Literatur. Er lebte einige Jahre in Schweden und in Berlin, seit 1972 in Salzburg. Er war Gründungsmitglied und Präsident der Grazer Autorenversammlung und erhielt so viele Literaturpreise, Auszeichnungen und Ehrungen, wie wohl noch kein österreichischer Autor vor ihm. 1995

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