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Panitzsch: Zum 750. Jahrestag der Ersterwähnung
Panitzsch: Zum 750. Jahrestag der Ersterwähnung
Panitzsch: Zum 750. Jahrestag der Ersterwähnung
eBook617 Seiten5 Stunden

Panitzsch: Zum 750. Jahrestag der Ersterwähnung

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Über dieses E-Book

Das 750-jährige Jubiläum der urkundlichen Ersterwähnung von Panitzsch ist Anlass, mit dem nun vorliegenden Buch Geschichte und Gegenwart zu beleuchten. So konnte Kirchenhistoriker Dr. Jens Bulisch als fachkundiger Mitherausgeber für dieses Werk gewonnen werden. Mit zahlreichen Beiträgen von namhaften Wissenschaftlern wie Markus Cottin, Birgit Horn-Kolditz und Dr. Gerald Kolditz, sowie den Mitstreitern Eberhard Fischer, Gerd Graupner, Gerhard Otto, Henning Schmidt, federführend durch Pfarrer Reinhard Freier und durch die Hilfe vieler ungenannter »Zuarbeiter«, ist ein umfangreiches Buch mit zahlreichen farbigen Abbildungen entstanden, das die Zeiten überdauern und stets an die Menschen und die Geschichte des sächsischen Ortes Panitzsch erinnern soll.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum3. Aug. 2017
ISBN9783961451647
Panitzsch: Zum 750. Jahrestag der Ersterwähnung

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    Buchvorschau

    Panitzsch - Jens Bulisch

    Panitzsch

    Zum 750. Jahrestag

    der Ersterwähnung

    Herausgegeben von

    Jens Bulisch und Reinhard Freier

    2017

    Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

    Copyright (2017) Engelsdorfer Verlag Leipzig

    Alle Rechte bei den Autorinnen und Autoren

    Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

    www.engelsdorfer-verlag.de

    GRUßWORT VON LANDESBISCHOF CARSTEN RENTZING

    Herr, du bist unsere Zuflucht für und für.

    Ehe denn die Berge wurden und die Erde

    und die Welt geschaffen wurden,

    bist du Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.

    Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag,

    der gestern vergangen ist und wie eine Nachtwache.

    Ps 90, 1.2.4

    Wir feiern in diesem Jahr 2017 in Deutschland die fünfhundertjährige Wiederkehr des Thesenanschlags Martin Luthers am 31. Oktober 1517. In Panitzsch und in Borsdorf wird des 750-jährigen Jubiläums der schriftlichen Ersterwähnung beider Orte gedacht.

    Das sind Anlässe, sich zu erinnern, innezuhalten und auch gemeinsam zu feiern. Aber die Anfänge der Reformation wie auch die der Besiedlung von Panitzsch gehen weiter zurück als die Zahlen beider Jubiläen aussagen.

    Bereits im 11. Jahrhundert begann die Besiedlung dieses Gebietes im Zuge der Befestigung der Mark Meißen. Gleichzeitig mit der Ansiedlung von Bewohnern entstand eine christliche Missionsstation an einem geschichtsträchtigen Ort auf dem heutigen Kirchberg. Doch schon vor der christlichen Besiedlung gab es seit dem 6./7. Jahrhundert nachweislich germanische und danach slawische Heiligtümer. So wie die Bevölkerung von Panitzsch wuchs, ersetzte man die erste christliche Missionsstation durch hölzerne Nachfolgebauten bis schließlich eine erste Kirche mit einem Turm aus Feldsteinen erbaut wurde, wie sie in ihrer heutigen äußeren Gestalt wie ein Leuchtturm weithin sichtbar ist, in den man einkehren, sich besinnen und orientieren kann.

    In Zeit und Raum und in die Gesetzmäßigkeiten der Schöpfung der Welt und des Kosmos ist der Mensch seit seiner Erschaffung als vergängliches Wesen, als winziges Teilchen wie ein Staubkorn eingebunden. Ja selbst die Erde ist im gesamten Kosmos nur stecknadelkopfklein und doch wohnen auf ihr sieben Milliarden Menschen. Auch wenn unsere Erkenntnis bis in die Anfänge der Menschwerdung reicht, so ist uns doch bewusst, dass ein Menschenleben von siebzig bis achtzig Jahren bei Gott und seiner Ewigkeit nur wie ein Hauch ist. Und doch weiß sich der Mensch von Gott geliebt, gehalten und getragen. Er ist der Grund und die Voraussetzung, die Mitte und der Sinn, das Ziel und die Zuflucht des Menschen, wie es auch der Beter des 90. Psalms zum Ausdruck bringt.

    Bei allem Wandel und Wechsel und bei aller Schnelllebigkeit der Zeit und bei allem Vergehen menschlichen Lebens wünsche ich den Bewohnern von Panitzsch wie allen Menschen unserer sächsischen Landeskirche und im ganzen Land die Erfahrung der Gegenwart und Nähe Gottes und die Erfahrung seiner Gnade und die Beständigkeit dessen, der da war, der da ist und der da kommt.

    Dr. Carsten Rentzing

    Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens

    GRUßWORT VON BÜRGERMEISTER LUDWIG MARTIN

    Ich bin gebeten worden, ein Grußwort zur vorliegenden Festschrift 750 Jahre Panitzsch zu schreiben. Nach Durchsicht der Beiträge kann ich jeden Leser zum Erwerb dieses Buches gratulieren. In kurzweiliger, interessanter und teilweise humorvoller Art werden von den verschiedenen Autoren Ereignisse aus der ferneren und neueren Vergangenheit beschrieben. Über die urkundliche Ersterwähnung bis zu Begebenheiten unserer Tage findet man lesenswerte Artikel.

    In ein Dorf gehören immer Kirche und Gasthof, Dorfteich, Schmiede und Schule, aufmüpfige Bürger und Ortsbild prägende Entwicklungen. Natürlich auch die Geschichten, welche in den Familien oder an den Stammtischen erzählt werden, liebevoll aufgeschrieben und amüsant. Davon handeln die Berichte. Auch der Ortsteil Cunnersdorf ist nicht vergessen.

    Die Parthe und Trabrennbahn finden ihre Würdigung. Der geplante Bau der Bundesstrasse B87n hat weit über die Gemeinde hinaus Bürger auf den Plan gerufen, sich gegen die weitere Zerstörung der Parthenaue zu wenden. Mich hat die Lektüre der Beiträge sehr beeindruckt und ich kann nur allen Autoren gratulieren. Wer mehr wissen will, dem sei der entsprechende Artikel, ja das ganze Buch empfohlen.

    Die 750 Jahre der Ersterwähnung von Panitzsch fallen zusammen mit der 750-jährigen Ersterwähnung von Borsdorf. Folgerichtig feiern die Bürger beider Orte dieses Ereignis zeitgleich mit einer Festwoche vom 1. bis 10. September dieses Jahres.

    Mögen diese Tage friedlich, fröhlich und in Eintracht verlaufen.

    Bürgermeister

    VORWORT VON REINHARD FREIER

    Das 750-jährige Jubiläum der urkundlichen Ersterwähnung von Panitzsch ist uns Anlass, Geschichte und Gegenwart des Ortes mit einigen Schlaglichtern zu beleuchten.

    In einer ersten Zusammenkunft Ende August 2015 hatte ich eine Reihe von Autoren zusammengerufen, die ausgehend von der bekannten „Heimatgeschichte" Panitzschs von Heinz Quirin aus dem Jahre 1937 bereit waren, Beiträge für unser Vorhaben zu verfassen. Mit dem Kirchenhistoriker Dr. Jens Bulisch fand ich einen fachkundigen und begeisterten Mitherausgeber für dieses Projekt.

    Geplant war ein Buch im Umfang von ungefähr 240 Seiten, dem der Abdruck der Heimatgeschichte von Quirin vorangestellt werden sollte. Unter Beteiligung von namhaften Wissenschaftlern wie Markus Cottin, Birgit Horn-Kolditz und Dr. Gerald Kolditz sowie der sachkundigen, verdienstvollen Mitautoren Eberhard Fischer, Gerd Graupner, Gerhard Otto, Henning Schmidt und vieler ungenannter „Zuarbeiter", die bis auf den ersteren alle ortsansässig sind, entstand ein Buch von fast vierhundert Seiten.

    Um die Druckkosten und den Preis nicht explodieren zu lassen, haben wir uns schweren Herzens entschlossen, den Nachdruck der Heimatgeschichte von Heinz Quirin doch extra erscheinen zu lassen. Die Genehmigung für den Wiederabdruck hatte ich von der Tochter Annelore Quirin eingeholt, den der Verleger Tino Hemmann vom Engelsdorfer Verlag in der Zwischenzeit bereits besorgt hat. So legen wir jetzt ein Buch zur 750-Jahrfeier von Panitzsch und Borsdorf vor, das zwar viel umfänglicher geworden ist, als zunächst vorgesehen, aber schöner wurde, als wir zu hoffen wagten. Alle Texte sprechen für sich, beginnend mit den sehr bemerkenswerten neuen Erkenntnissen von Markus Cottin über die Panitzscher Ersterwähnung, den aufschlussreichen Aufsätzen von Jens Bulisch und des Ehepaares Birgit Horn-Kolditz und Gerald Kolditz, den interessanten Beiträgen von Eberhard Fischer und Gerhard Otto und nicht zuletzt den Erinnerungen von Gerd Graupner.

    Ihnen allen ist zu danken, aber vor allem Jens Bulisch, der die konzeptionelle und redaktionelle Betreuung des Buches von Anfang an übernahm und mit eigenen Beiträgen bereicherte. Es sei auch den Panitzschern gedankt, die ungenannt ihre Erinnerungen beigesteuert und in dieses Buch haben einfließen lassen. An dieser Stelle gilt auch dem Verleger Tino Hemmann für seine vertrauensvolle und aufopfernde Zusammenarbeit außerordentlicher Dank.

    Gewidmet ist dieses Buch den Bewohnern und all den Menschen, die Panitzsch und seine Kirche auf dem Berge als einen besonderen Ort in der Landschaft entdeckt haben. Wir wünschen, dass mit dem Erwerb und der Lektüre dieses Buches bei vielen Menschen das Interesse und die Lust geweckt werden, selbst auf Entdeckung zu gehen und dadurch die Verbundenheit und Liebe zu Panitzsch als „Perle in der Parthenaue" wachsen und sich vertiefen möge. Das ist uns Herzensanliegen!

    Panitzsch im Juli 2017

    Reinhard Freier

    Inhaltübersicht

    Cover

    Titel

    Impressum

    Grußwort von Landesbischof Carsten Rentzing

    Grußwort von Bürgermeister Ludwig Martin

    Vorwort von Reinhard Freier

    Der Anlass – 750 Jahre Ersterwähnung von Panitzsch

    Die Urkunde mit der Ersterwähnung Panitzschs vom 14. Februar 1267

    Markus Cottin

    Der Erwerb Panitzschs durch den Merseburger Bischof Friedrich I

    Neue siedlungs- und herrschaftsgeschichtliche Überlegungen zur Urkunde von 1267

    Die Siedlungsentwicklung Panitzschs und der Dörfer im Panitzscher Kirchsprengel

    Predigt am Sonntag Sexagesimae, 19. Februar 2017

    Reinhard Freier

    Ort – Kirche – Landschaft

    Vom Parthendorf zum Ortsteil

    Birgit Horn-Kolditz

    Einleitung

    Urkundliche Ersterwähnung und häufiger Besitzwechsel

    Panitzsch wird Leipziger Ratsdorf

    Einwohnerzahlen und sozialer Status

    Ablösung der Altgemeinde/Übernahme der Verwaltung durch den Gemeinderat (um 1840)

    Die Panitzscher Kommunalgarde 1848

    Panitzsch nach 1900

    Politische Verhältnisse im Gemeinderat während der Weimarer Republik

    Ergebnisse der Gemeindeverordnetenwahlen 1923 bis 1933

    Gleichschaltung der Kommunalverwaltung von 1933 bis 1945

    Kriegsauswirkungen 1939 bis 1945

    Nachkriegszeit und Alltag in der DDR

    Gesellschaftliche Veränderungen nach 1989/1990

    Panitzsch verliert seine kommunale Selbstständigkeit

    Panitzsch – ein besonderer Ort

    Reinhard Freier

    „Bitten das Er noch lange Zeitt ihr Seelsorger sein vnd bleiben möge"

    Jens Bulisch

    Zur Geschichte des Panitzscher Ortsteils Cunnersdorf

    Birgit Horn-Kolditz

    Moränenlandschaft, Biotope und ausgebaute Straßen

    Henning Schmidt

    Straßen

    Eisenbahn

    Luftverkehr

    Die B 87n – eine Region im Widerstand gegen eine geplante Straße

    Die „Bändigung" der Parthe im letzten Drittel des 19. Jahrhd.

    Gerald Kolditz

    Straßennetz, Wassernutzung und Verkehrsverhältnisse in Panitzsch

    Birgit Horn-Kolditz

    Straßennetz

    Die Furt an der alten Parthenbrücke

    Nutzung der Parthe

    Wirtschaftliche Interessen - Industriebahnen in der Parthenaue

    Die Tonbahn zuckelte von Sehlis nach Borsdorf

    Anschluss an das Leipziger Straßenbahnnetz

    Straßenbau im Ort – ein langes Kapitel

    Panitzsch im heutigen Verkehrsraum Leipzig-Halle

    Die Anlegung einer schmalspurigen Dampfstraßenbahn von Leipzig über Mockau durch die Parthenaue nach Borsdorf

    Eberhard Fischer

    Geschäftigkeit – Geselligkeit – Leben

    Vom Bauerndorf zum Gewerbestandort

    Birgit Horn-Kolditz

    Einleitung

    Landwirtschaft als traditioneller Erwerbszweig

    Handwerk und Handel

    Landwirtschaft in der NS-Zeit von 1933 bis 1945

    Sozialistische Landwirtschaft und genossenschaftliche Produktion 1945 bis 1990

    Handel und Gewerbe von 1945 bis 1990

    Veränderungen in der wirtschaftlichen und gewerblichen Struktur des Ortes nach 1990

    Zu einzelnen Firmen und Genossenschaften

    Panitzscher Gaststätten

    Eberhard Fischer

    Der Gasthof „Zur Schmiede"

    Eberhard Fischer

    Der Gasthof „Zum „Hirsch"

    Eberhard Fischer

    Der Gasthof zu Panitzsch

    Eberhard Fischer und Gerhard Otto

    Der Gasthof „Blauer Engel"

    Eberhard Fischer

    Das Cafe „Zur Mühle"

    Eberhard Fischer

    Gaststätte Trabrennbahn

    Eberhard Fischer

    Panitzsch – ein geselliger Ort.

    Birgit Horn-Kolditz

    Einleitung

    Panitzsch – ein Ort mit kultureller Vielfalt und Tradition

    Alte Traditionen in neuer Form

    Panitzsch – ein Ort mit sportlicher Tradition

    Die Leipziger Communalgarde e. V.

    Jugendclub Borsdorf, Außenstelle Panitzsch

    Panitzsch – ein Pferdedorf

    Panitzsch – ein Naturparadies in der Parthenaue

    Werden Sie Mitglied in einem/Ihrem Verein!

    Der Männerchor Panitzsch

    Eberhard Fischer

    Panitzscher Ziegenzüchter und ihre Sensation

    Gerhard Otto

    Die Trabrennbahn

    Eberhard Fischer und Gerhard Otto (1930 – 1989)

    Der Bau der Trabrennbahn

    Die Eröffnung der Trabrennbahn

    Der Trabrennclub Leipzig e. V

    Die Insolvenz der Trabrennbahn

    Sandbahn- und Trabrennen von 1930 bis 1939

    Familie Oertel aus Panitzsch, Züchter, Trainer und Trabrennfahrer

    Die Trabrennbahn während des Zweiten Weltkrieges

    Die Nutzung der Rennbahn von 1945 bis 1950

    Sandbahnrennen zwischen 1950 und 1959

    Die Trabrennbahn zwischen 1965 und 1989

    Die Trabrennbahn nach der Wende 1989

    Die Geschichte der Panitzscher Schule

    Eberhard Fischer

    Die „Alte Schule"

    Die „Neue Schule"

    Die Schule heute

    Die Volksbibliothek in Panitzsch 1885–1920

    Eberhard Fischer

    Ansprache zur Eröffnung des Nikolausmarktes 2016

    Reinhard Freier

    Erinnerungen

    Ein aufmüpfiges Gemeinderatsmitglied

    Eine Episode aus dem „Nachkriegs-Panitzsch"

    Eberhard Fischer

    Wahre Begebenheiten aus der Gemeinde Panitzsch

    Gerd Graupner

    Ein Schutzengel für Kinder (ca. 1946/47)

    Das Buttergeheimnis (ca. Februar 1947)

    Eine unerwünschte Äußerung (März 1953)

    Panitzscher Teamarbeit von Bürgermeister, Gemeindediener und zwei Handwerkern (1962)

    Geladener intimer Ort (1968)

    Die geheimnisumwitterte Geldmaschine des Professors (vor 1972)

    Zigarrenprämie (vor 1979)

    Deutsch Sowjetische Freundschaft, gefördert durch bilaterale Handelsbeziehungen (ca. 1975)

    Ein Wellensittich und zwei Greten (ca. 1984/85)

    Als 16 Männer jährlich noch in den Himmel fuhren (ca. 1982–1989)

    Eine wankelmütige Krippenspielprobe (ca. Dezember 1986)

    Margarete Blank

    Jens Bulisch

    Ein Leben

    Die Entstehung einer geprägten Erinnerungskultur

    Von Frau zu Frau

    Eine verdichtete sozialistische Legende

    Was bleibt?

    Bildnachweis

    DER ANLASS – 750 JAHRE ERSTERWÄHNUNG VON PANITZSCH

    Die Urkunde mit der Ersterwähnung Panitzschs vom 14. Februar 1267

    Beobachtungen zur Diplomatik sowie Siedlungs- und Herrschaftsgeschichte

    Markus Cottin

    Die Urkunde

    Die Urkunde vom 14. Februar 1267 mit der Ersterwähnung Panitzschs¹ verdient über diese lokalgeschichtliche Tatsache hinaus für die Geschichte des weiteren Leipziger Umlandes große Beachtung. Mit der Urkunde wurde nämlich durch den Merseburger Bischof Friedrich I. ein Gütertausch zwischen den Brüdern Hoyer dem Älteren und Hoyer dem Jüngeren, Herren von Friedeburg, beurkundet. Neben Panitzsch wurden zwei Burgen in Schkeuditz sowie die Burg Bornstedt (bei Eisleben) als Tauschobjekte genannt. Die beiden Brüder namens Hoyer tauschten ihren Besitz derart, dass Hoyer der Ältere die beiden Burgen in Schkeuditz bekam, während Hoyer der Jüngere die Burg Bornstedt sowie Panitzsch mit weiterem, nicht näher bezeichnetem Zubehör (cum omnibus attinentiis) erhielt. Zudem wird erwähnt, dass die edle Frau Gertrud, Witwe des Ulrich, Herrn von Friedeburg, sowie die Mutter der Tauschpartner namens Mechthild, einen Anteil der Güter zu ihrer Ausstattung auf Lebenszeit, genannt Leibgedinge (libgedinge), erhalten hatten. Dieser Umstand verdient noch eine weitere Betrachtung.

    Wie üblich deutet sich also auch bei dieser Ersterwähnung an, dass der genannte Ort wesentlich älter war und zudem bereits eine Entwicklung durchlaufen hatte, die ihn im Falle Panitzschs zum Mittelpunkt weiterer umliegender Besitzungen hatte werden lassen.

    Die Urkunde wird heute als Nr. 65 im Domstiftsarchiv Merseburg aufbewahrt. Sie kann sich allerdings ursprünglich nicht hier befunden haben, auch wenn der Merseburger Bischof 1267 den Vorgang des Tausches beurkundete. Vielmehr handelte es sich dabei um die Ausstellung und Beurkundung durch den Merseburger Bischof Friedrich I. in fremder Sache, d. h. er hatte nach dem Wortlaut der Urkunde nichts mit deren Rechtsinhalt zu tun.

    In einer Urkunde vom 14. Februar 1267 wird der Ortsname Panitzsch zum ersten Mal erwähnt. Die Urkunde wird heute im Domstiftsarchiv Merseburg aufbewahrt.

    Demnach müsste die Urkunde zunächst an anderer Stelle verwahrt worden sein, sehr sicher im Besitz der Herren von Friedeburg. Die Nennung der Burgen Schkeuditz und Bornstedt nährt die Vermutung, dass es dort Möglichkeiten zur sicheren Aufbewahrung von Urkunden gab. Dass die Urkunde schließlich in das Archiv des Merseburger Domkapitels gelangte, hängt damit zusammen, dass sowohl Schkeuditz als auch Panitzsch wenig später in den Besitz der Merseburger Kirche gelangten. Der Merseburger Bischof Friedrich I. dürfte daher nicht zufällig zur Beurkundung herangezogen worden sein, war er doch als benachbarter Territorialfürst bereits in die Vorgänge um die Herren von Friedeburg eingebunden. Seine Mitwirkung dürfte bereits auf die spätere Erlangung der Friedeburgschen Besitzungen abgezielt haben.

    Die Urkunde muss sich spätestens im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts in Merseburg befunden haben, denn damals wurde sie in das sogenannte Chartularium magnum (Domstiftsbibliothek Merseburg, Cod. I, 118) eingetragen. Dabei handelte es sich um ein bischöfliches Kopialbuch, das die Abschriften der wichtigsten Urkunden der Merseburger Kirche enthielt.² Angelegt hatte es der oberste Schreiber der bischöflich-merseburgischen Kanzlei, Nikolaus Schlehndorf, der an der päpstlichen Kurie, der damals wohlorganisiertesten Behörde des lateinischen Westens, Erfahrungen gesammelt hatte. Insbesondere im 18. Jahrhundert ist die Urkunde dann in Merseburg noch mehrfach abgeschrieben worden. Ihre erste und bislang einzige wissenschaftliche Edition erfuhr sie im Rahmen des Merseburger Urkundenbuchs durch Paul Fridolin Kehr. Dieser hatte die Merseburger Urkunden bis zum Tode des Merseburger Bischofs Heinrich VI. im Jahre 1357 ediert.³ Dank seiner Untersuchungen im Rahmen der Urkundenedition gibt es sogar Vorstellungen zum Schreiber der Urkunde. Kehr bezeichnete diesen, wie in der Urkundenforschung üblich, als „Notar B. Dem namenlosen Schreiber konnten einige in Handschrift, Diktat und Stil gleiche Urkunden aus der bischöflichmerseburgischen Kanzlei zugewiesen werden.⁴ Diese wurden zwischen 1255 und 1296 ausgefertigt. Der in einigen Urkunden unter Bischof Friedrich I. genannte „magister Martinus notarius könnte jener „Notar B" gewesen sein, der die Ersterwähnungsurkunde geschrieben hat. Dieser hätte somit dem Merseburger Domklerus angehört. Otto Posse, königlich-sächsischer Archivrat und Archivar am Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden, wies dem Schreiber in seinem Werk über die Privaturkunden (dazu zählten auch bischöfliche Urkunden) mehrere Urkunden zu.⁵ Zu diesen zählten auch weitere Stücke, die Rechtsgeschäfte der Herren von Friedeburg betrafen. Hervorzuheben ist die Urkunde vom 29. April 1269, mit der Hoyer der Jüngere von Friedeburg Panitzsch an den Merseburger Bischof Friedrich I. verkaufte.

    Der Erwerb Panitzschs durch den Merseburger Bischof Friedrich I.

    Um im östlichen Leipziger Land einen Stützpunkt zu gewinnen, hatten sich die Merseburger Bischöfe seit der Mitte des 13. Jahrhunderts den Herren von Friedeburg angenähert. Deren Besitzungen sollten bald dem Hochstift zuwachsen.⁶ Die Herren von Friedeburg, ursprünglich um den namengebenden Ort an der Saale, bei Halle, im Mansfelder Land und bei Eilenburg ansässig,⁷ zogen sich aus diesen Besitzungen zurück und fanden im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts in der Oberlausitz ein neues Betätigungsfeld.⁸ Dort zeugt noch heute der Name der Stadt Hoyerswerda von den Friedeburgern als Stadtgründer. Von 1243 bis 1317 verfügten die Herren von Friedeburg über ganz enge Beziehungen zu den Merseburger Bischöfen,⁹ die u. a. auch zur Veräußerung der Schkeuditzer Burgen führte. Dem Merseburger Bischof gelang es vielfach jedoch erst nach zähen Auseinandersetzungen mit den wettinischen Markgrafen von Meißen, die neu erworbenen Besitzrechte zu sichern. Der Erwerb Panitzschs mit weiteren zugehörigen Dörfern bildete einen wichtigen Baustein, um die merseburgischen Ansprüche im Leipziger Land durchzusetzen.

    Erst durch Verträge von 1270 und neuerlich 1271 vertrug sich der Wettiner Dietrich, Markgraf von Landsberg mit Bischof Friedrich I. über Panitzsch und die umliegenden Dörfer,¹⁰ die nunmehr unangefochten Merseburger Besitz sein sollten. 1270 werden die Dörfer mit Zweenfurth, Borsdorf, Althen, Wolfshain (halb), Schönefeld und Volkmarsdorf einzeln aufgeführt. Dabei handelt es sich offenbar um das „weitere Zubehör" der Urkunde von 1267. Ein Teil dieser Dörfer, soweit sie zum Kirchspiel Panitzsch gehörten,¹¹ sollen in die Betrachtung mit einbezogen werden, um ein Bild vom Siedlungsgang in der Landschaft um Panitzsch zu gewinnen.

    Neue siedlungs- und herrschaftsgeschichtliche Überlegungen zur Urkunde von 1267

    Heinz Quirin ist eine ausführliche Ortsgeschichte Panitzschs zu verdanken,¹² ferner hat Max Müller 1937 für den Ostteil der Leipziger Tieflandsbucht eine Siedlungsgeschichte vorgelegt.¹³ Beide sind auf die Bedeutung der Urkunde von 1267, ihre Stellung im Ringen zwischen den Bischöfen von Merseburg und den Wettinern um das Leipziger Land sowie auf Panitzsch eingegangen. Ihre Ansicht, bei Müller nur vorsichtig geäußert, die Herren von Friedeburg hätten rings um Panitzsch durch die Besiedlung ein kleine Gerichts- bzw. Grundherrschaft aufgebaut, soll im Folgenden einer kritischen Prüfung unterzogen werden. Dabei sind archäologische, schriftliche und siedlungskundliche Quellen gleichermaßen zu befragen.

    Letztere Quellen, also die Dorf- und Flurformen der Orte aber auch die Kirchenorganisation¹⁴ erlauben Aussagen über die Zeit vor der Ersterwähnung Panitzsch von 1267. Als stabilste Strukturen des Mittelalters haben sich die Kirchensprengel erwiesen, deren Veränderung sich zudem aufgrund der besseren Überlieferungslage kirchlicher Archive gut nachweisen lässt. Die Panitzscher Kirche bildete bis 1529 die Pfarrkirche für die Filialkirchen in Althen, Sommerfeld und Zweenfurth. In letztere Kirche war zudem Borsdorf, das nicht über eine eigene Kirche verfügte, eingepfarrt. Die meisten dieser Orte werden erstmals im Zusammenhang mit den Friedeburgschen Besitzveränderungen in den 1260er bzw. 1270er Jahren genannt. Als Pfarrkirche stellte die Panitzscher Kirche zweifelsohne die älteste Kirche dieses Sprengels dar. Zudem müssen die eingepfarrten Dörfer in einer herrschaftlichen Beziehung zu Panitzsch gestanden haben, sonst wären sie nicht in die dortige Kirche gepfarrt worden. Vom hohen Alter der Panitzscher Kirche zeugen archäologische Funde.¹⁵ So lässt sich nachweisen, dass es vor dem Bau einer steinernen Kirche zwei aufeinanderfolgende Holzkirchen an dieser Stelle gab. Offenbar stammt der Steinbau aus der Mitte des 12. Jahrhunderts spätestens jedoch aus der Zeit um 1220. Aus diesem Jahr stammt die Ersterwähnung Sommerfelds¹⁶ – sie ist die früheste im gesamten Panitzscher Kirchspiel. Markgraf Dietrich von Meißen übereignete in jenem Jahr Sommerfeld an das eben gegründete Heilig Kreuz-Kloster in Meißen. Dabei können zwei für den Siedlungsgang bemerkenswerte Tatsachen beobachtet werden. Zum einen hatte der Markgraf die Sommerfelder Güter von Heinrich Vogt von Schkeuditz gekauft. Zum anderen ist mit den in der Urkunde genannten 32 Hufen, der Gesamtumfang Sommerfelds wohl annähernd umrissen.¹⁷ Gemäß der mittelalterlichen Dorf- und Flurverfassung bildete der Besitz einer an eine Hofstelle gebundenen Hufe die Grundlage für die Teilhabe des Hofstellenbesitzer am Gemeinderecht. Eine Hufe war zudem eine wirtschaftliche Einheit, die die Möglichkeit bot, eine Familie (im weiteren Sinne mit Gesinde und Auszüglern) zu ernähren. Da es im 16. Jahrhundert in Sommerfeld nur noch 26 Höfe gab, muss es bis dahin einen Rückgang gegeben haben.¹⁸ Siedlungsgenetisch stellt Sommerfeld ein Straßenangerdorf dar.

    Der Sommerfelder „Bauernastronom" Christoph Arnold zeichnete im Jahre 1690 einen Plan Sommerfelds mit den zugehörigen Gebäuden und Grundstücken.

    Diese weisen einen ellipsenförmigen Grundriss auf, wobei sich in der Mitte der Anger mit Kirche sowie weiteren öffentlichen Gebäuden befindet und ringsherum in zwei gegenüberliegenden Reihen die Gehöfte liegen. Für Sommerfeld hat sich aus dem Jahre 1690 einer der frühesten Dorfgrundrisse erhalten, der dies beeindruckend veranschaulicht. Die frühe Erwähnung Sommerfelds mit 32 Hufen ist insofern bemerkenswert, als mit Baalsdorf (1213: 20 Hufen, 3 Hofstellen) und Probstheida (1213: 30 Hufen) zwei weitere Straßenangerdörfer im Leipziger Osten bereits früh als voll ausgebildet erwähnt werden.¹⁹ Sie dürften also um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert entstanden sein und den Landesausbau im östlichen Leipziger Land belegen. Die Nennung von Gehöften oder Hufen in dieser frühen Zeit muss nicht bedeuten, dass die Hofstellen bereits vollständig besetzt waren, wohl aber vorgeplant und der Dorfraum gegen die Flur abgegrenzt. Die jüngsten archäologischen Untersuchungen Dirk Scheidemantels zum Straßendorf Breunsdorf, ebenfalls eine Dorfform der Ostsiedlung, haben nach der Lesart des Archäologen Felix Biermann diese Beobachtung hervorgebracht.²⁰

    Das Beispiel Sommerfeld führt somit die Planmäßigkeit der Anlage neuer Siedlungen vor Augen, die sich auch im Falle des Straßenangerdorfs (mit Filialkirche) Althen bestätigt, das gleichermaßen zur Pfarrei Panitzsch gehörte.²¹

    Die Erwähnung eines edelfreien Herren von Schkeuditz als Besitzer schlägt die Brücke zur Panitzscher Urkunde von 1267 und erlaubt völlig neue Rückschlüsse zur Besiedlung des östlichen Leipziger Landes. Die Herren von Schkeuditz waren nämlich mit den Herren von Friedeburg verwandt, ja letztere traten sogar deren Erbe an.²² Sommerfeld ist insofern ein Glücksfall, als der Ort zu einem Zeitpunkt genannt wird, da er sich noch in der Hand der Schkeuditzer befand. Die Zugehörigkeit zum Kirchspiel Panitzsch gestattet es, unter Hinzuziehung weiterer Quellen Parallelentwicklungen auch für die übrigen Orte anzunehmen. Die in der Urkunde von 1267 genannte Gertrud, der ein Teil von Panitzsch zum Leibgedinge gegeben worden war, bildet die Brücke zwischen den Herren von Schkeuditz und von Friedeburg. Die Gemahlin Ulrichs von Friedeburg war eine geborene Frau von Schkeuditz. 1262, nunmehr schon als Witwe, übereignete sie der Marienkapelle im Leipziger Hof ihres verstorbenen Gatten 60 Mark Silbers.²³ Der Hof wird 1285 als einstiger Besitz der Herren von Schkeuditz genannt,²⁴ gehörte demnach der Familie, die das Amt des Leipziger Stadtvogts inne hatte. Eine nicht sicher zu datierende Urkunde belegt, dass die Witwe über Besitz in Abtnaundorf (12 Hufen) verfügte, den sie dem Merseburger Benediktiner-Kloster St. Peter übereignete.²⁵ Erneut lässt sich damit ein Ort im Osten des Leipziger Landes erkennen, der zum Besitz der Herren von Friedeburg und damit zuvor wohl der Herren von Schkeuditz zählte. Abtnaundorf ergänzt die Reihe der Orte, die 1270 im Zusammenhang mit Panitzsch genannt werden: Althen, Wolfshain, Schönefeld und Volkmarsdorf.²⁶ Als Naundorf, also „neues Dorf" kennzeichnet es siedlungsgeschichtlich eine Randlage in der Nähe älterer, wohl slawischer Dörfer. Tatsächlich zwängt sich die Abtnaundorfer Flur zwischen die von Schönefeld und Cleuden.

    Zur Bedeutung der Herren von Schkeuditz und deren Verbindung zum nahen Leipzig muss ein Blick auf deren Entwicklung im 12. und 13. Jahrhundert geworfen werden. Seit 1118 sind die Herren von Schkeuditz in Urkunden bezeugt. Dabei traten vor allem in der Umgebung der Erzbischöfe von Mainz sowie der Halberstädter Bischöfe auf, ehe mit Otto von Schkeuditz ein Vertreter der Familie (wenig erfolgreich) Bischof von Halberstadt wurde. Vor 1123 hatte die Familie in Heusdorf (bei Apolda) ein Hauskloster gegründet, dessen Vogtei (weltliche Aufsicht) sie übernahm.²⁷ Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts finden sich die Herren von Schkeuditz im Umfeld der Naumburger Bischöfe sowie der wettinischen Markgrafen von Meißen aber auch der römisch-deutschen Könige. Sie bezeugten bedeutende Rechtsakte mit, wie die Weihe der Zwickauer Marienkirche 1118, 1143 die Bestätigung der Klostergründung in Chemnitz durch König Konrad III. sowie die Gründung des Klosters Zelle 1173 durch König Friedrich I.²⁸ Hervorzuheben ist die Nennung Gottschalks von Schkeuditz im Leipziger Stadtbrief von 1156/70 als Vogt der Stadt.²⁹ Der Vertreter der Familie von Schkeuditz war als markgräflicher Vogt mit einem wichtigen Amt betraut. Der ungewöhnliche Rufname Gottschalk findet seine Parallele in Zweinaundorf, wo das Oberdorf 1335 als „Gotschalges Nuendorf" erscheint.³⁰ Harald Schieckel nahm an, dass der Leipziger Stadtvogt Gottschalk von Schkeuditz der Ortsgründer war.³¹ Neuerlich würde man damit im östlichen Leipziger Land Besitz der Familie von Schkeuditz antreffen. Das edelfreie Geschlecht lässt sich vor seinem Aussterben nach 1224 also in enger Bindung an die Wettiner sowie die römisch-deutschen Könige feststellen.

    Susanne Baudisch hat sich für Nordwestsachsen intensiv mit dem lokalen Adel und dessen Siedlungsbemühungen auseinandergesetzt.³² Dabei konnte sie feststellen, dass es im 12. Jahrhundert zunächst edelfreie Geschlechter waren, die in kleinem Maßstab die Besiedlung vorantrieben. Häufig ließ sich dabei ein Klientelverhältnis zu den Markgrafen von Meißen, den Magdeburger Erzbischöfen oder den Bischöfen von Merseburg oder Naumburg erkennen. Dabei stellte Susanne Baudisch fest, dass die Parthenaue bis um 1200 ohne Nennung kleiner Herrschaftsträger blieb – was auch mit den dort vorherrschenden Straßenangerdörfern ohne Herrensitz zu tun hat.³³

    Nach dem bisher Festgestellten, darf angenommen werden, dass die Herren von Schkeuditz diese Lücke ausfüllten, ohne freilich durch die entsprechenden Herkunftsnamen Spuren in der Überlieferung zu hinterlassen. Dass die Familie über Erfahrungen beim Landesausbau verfügte, belegt eine Urkunde des Halberstädter Bischofs Otto von Schkeuditz, der 1123 über den Rodezehnten der slawischen und deutschen Bevölkerung in Unterwiederstedt (bei Hettstedt) verfügt hatte.³⁴ Zu überprüfen ist noch, ob die im 13. Jahrhundert zur Burg Schkeuditz zählenden Dörfer wenigstens zum Teil auf Siedlungsbemühungen der Herren von Schkeuditz zurückgingen³⁵ und welche Verbindung zu den gleichfalls als Siedlungsinitiatoren auftretenden Herren von Wahren bestand.

    Für das Engagement der Herren von Schkeuditz östlich von Leipzig seien die Argumente nochmals zusammengefasst: der Besitz Sommerfelds durch einen Herren von Schkeuditz vor 1220, die Verschwägerung mit den Herren von Friedeburg und der damit verbundene Besitzübergang an diese, der für den Stammsitz Schkeuditz sicher gleichermaßen gilt wie für die Dörfer im Osten von Leipzig, deren Umfang sich weitgehend mit dem Kirchspiel Panitzsch deckt, schließlich die Stiftungen Gertruds von Schkeuditz (Marienkapelle auf dem ehemaligen Hof der Herren von Schkeuditz in Leipzig, Abtnaundorf) und der Ortsname Gottschalksnaundorf (Zweinaundorf-Oberdorf).

    Dass die Herren von Schkeuditz im Osten Leipzigs oder im Umfeld ihres Stammsitzes im Auftrag oder in Anlehnung an die Merseburger Bischöfe gesiedelt hätten, ist nicht anzunehmen, da sie sich kaum in deren Urkunden nachweisen lassen.³⁶ Die ältere Forschungsmeinung, es handele sich bei den Panitzscher Besitzungen um eine Siedlungskomplex der Herren von Friedeburg in Anlehnung an die Merseburger Bischöfe ist zurückzuweisen, da sich die Familie erst seit der Mitte des 13. Jahrhunderts in der Umgebung der Merseburger Bischöfe nachweisen lässt – zu einer Zeit, da das östliche Leipziger Land bereits besiedelt war.³⁷

    Vielmehr ist zu fragen, in welche Interessenssphäre die Herren von Schkeuditz eingebunden waren, die ihr Auftreten im östlichen Leipziger Land zusätzlich abstützen. Die Herren von Schkeuditz bezeugten zumeist Urkunden der wettinischen Markgrafen von Meißen und dürften zu deren engsten Vertrauten gehört haben. Es ist insbesondere auf den Leipziger Stadtbrief (1156/70) zu verweisen, in dem Gottschalk von Schkeuditz erstmals als Stadtvogt erscheint. Diesem folgte 1191 und 1195 Heinrich von Schkeuditz, der 1224 letztmals genannt wird. ³⁸ Sein Titel „advocatus" kann nur auf das Leipziger Vogtamt bezogen werden, das offenbar in der Familie von Schkeuditz vererbt wurde. Die Übertragung des Vogtamtes durch die wettinischen Leipziger Stadtherren an die Herren von Schkeuditz zeugt von einer besonderen Vertrauensstellung, war doch die Stadt im ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jahrhundert heftig umstritten. Dabei ist nicht nur an die Merseburger Bischöfe zu denken, sondern auch an die Magdeburger Erzbischöfe, die das benachbarte Taucha in jener Zeit intensiv förderten³⁹ und weiter östlich, ausgehend von den Kirchengründungen in Machern und Brandis, mit Hilfe der Herren von Brandis und unterstützt durch die Merseburger Bischöfe, Siedlungsbemühungen unternahmen.⁴⁰ In Dewitz lässt sich 1212 einmalig ein Ministeriale nachweisen, der nach Susanne Baudisch das Gegengewicht zu den magdeburgischen Besitzungen um Taucha bildete.⁴¹ Zwischen den genannten Orten erstreckt sich der Siedlungskomplex von Panitzsch. Folgt man weiterhin der Annahme, dass dieser durch die Herren von Schkeuditz aufgesiedelt wurde, erhält dies eine logische Stütze durch deren Rolle als wettinische Gefolgsleute, die so ein Gegengewicht zum magdeburgischen Taucha bildeten. Dieses befand sich seit 1004 mit dem umliegenden Burgbezirk (Burgward) im Besitz des Erzstifts Magdeburg.⁴² Zu vermuten ist, dass der große Sprengel der Taucher Moritzkirche mit dem Filial Portitz sowie Cradefeld, Dewitz, Sehlis, Merkwitz, Graßdorf, Plaußig, Seegeritz und Plösitz den Umfang des Burgwards Taucha umreißt.⁴³ Ob Panitzsch ursprünglich ebenfalls zum Sprengel oder Burgward gehörte, muss dahingestellt bleiben.⁴⁴

    Eine später erkennbare Bindung Panitzschs sowie der südlich liegenden Dörfer Althen und Sommerfeld stellt die Pflicht zur Unterhaltung des Steinwegs in Taucha dar.⁴⁵ Angesichts des unterschiedlichen Alters der Dörfer wird man daraus jedoch kaum auf die Zugehörigkeit zum Burgward Taucha schließen können. Vielmehr stellte dies eine wirtschaftliche Beziehung dar, konnten doch so die Bauern der betreffenden Dörfer ihre Produkte geleitsfrei auf den städtischen Markt bringen. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhundert förderte der Magdeburger Erzbischof Wichmann, parallel zur Stadterhebung Leipzigs, sein Städtchen Taucha.⁴⁶ 1174 werden indirekt Tauchaer Kaufleute erwähnt,⁴⁷ der Bau einer Stadtmauer erfolgte 1220. Die wettinischen Markgrafen von Meißen erwehrten sich in dieser Zeit den Ansprüchen verschiedener Landesherren an Elster, Pleiße und Mulde durch die Ansetzung eigener Getreuer edelfreier und ministerialischer Geschlechter. Südlich von Taucha dürften die Herren von Schkeuditz, wie bereits ausgeführt wurde, diese Rolle übernommen haben. Es bleibt einem genaueren Blick auf den Gang der Besiedlung in Panitzsch und Umgebung vorbehalten, festzustellen, wie diese Siedlungsbemühungen zeitlich gelagert waren.

    Die Siedlungsentwicklung Panitzschs und der Dörfer im Panitzscher Kirchsprengel

    Heinz Quirin hat zur Siedlungsgenese Panitzschs grundsätzliche Überlegungen angestellt, die nun wieder aufgegriffen werden können. Seine Vermutung, dass die abseits vom Ort stehende Panitzscher Kirche eher als die Siedlung entstand, ist zu überprüfen. Allerdings darf die Lage der Kirche⁴⁸ nicht überbewertet werden – auch die Kirchen Thekla (Cleuden) und Engelsdorf sind abseits vom Ort errichtet worden, um einen erhöhten Punkt ausnutzen zu können.

    Gewichtig sind Quirins Äußerungen zur Panitzscher Dorf- und Flurform, die eine gestufte Entwicklung erkennen lassen. Im Osten des Dorfes sowie im regellosen Teil zwischen den beiden Häuserzeilen vermutet Quirin einen slawischen Weiler.⁴⁹ Die ethnische Zuweisung von Siedlungen wird heute sehr kritisch gesehen. Vielmehr verdeutlichen die Schriftquellen und archäologische Funde ein friedliches Nebeneinander von slawischen und deutschen Siedlern, ja zumeist gemeinsame Siedlungsvorgänge. Allein die Übernahme eines slawischen Ortsnamens, wie im Falle Panitzschs, belegt, dass sich die Kulturen gegenseitig

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