54 x 13: Die Tour de France nach Jean-Bernard Pouy
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Über dieses E-Book
Dabei kommt er ins Grübeln: Und wenn heute mein Tag, meine Etappe wäre?
Als hinter ihm die Jagd eröffnet wird, ist er kein Ausreißer mehr, er ist ein Flüchtiger, der nunmehr spürt, wie eine entschlossene Meute von Verfolgern, eine Art Exekutionstruppe, ihm auf den Leib rückt.
Was mag einem Ausreißer wohl durch den Kopf gehen, der auf seiner Soloflucht unter immer stärkeren Schmerzen leidet?
Genau diese Frage stellt Jean-Bernard Pouy in seinem Thriller: ein Radrennfahrer leidet vier Stunden lang. Vier Stunden aus dem Leben eines Tour-de-France-Neulings. Ein spannender und makabrer Roman noir, der unter die Haut geht - bis zum Zielstrich.
"Tritt in die Pedale Kamerad, bis dir das Lactat in die Oberarme steigt! Die alte Garde ist dir auf den Fersen… Denn nach und nach holt dich die Realität wieder ein: Schmerzen, nicht enden wollendes Pech, kleinkarierte Aktionen, verworrene Geschichten…" (Aus "Das zehnte Wegmüller'sche Gebot")
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Buchvorschau
54 x 13 - Jean-Bernard Pouy
Wegmüller
Prolog
Radfahren ist hart. Ein Radrennen ist überaus hart. Die Tour de France ist verdammt hart. Wer Übertragungen der Tour sieht, bekommt eine genaue Vorstellung davon, was es heißt, in die Pedale zu treten. Manchmal winkelt man schon allein beim Zuschauen die eigenen Beine an, aus Solidarität. Wenn man über Radsport schreibt, wird der eine oder andere Leser sich in einem weich gepolsterten Sessel zurücklehnen: das Buch in der einen Hand und ein Glas Wein in der anderen. Damit nun die Leserin, der Leser ein bisschen mitleidet - ein ganz klein bisschen, darf das Streckenprofil, das der Held abspult, natürlich nicht fehlen. Wenn Sie dieses Buch quer halten, dann bekommen Sie einen gewissen Eindruck davon, was kurze Aufstiege, kleine Anstiege, halsbrecherische Abfahrten oder welliges Terrain sind, zumindest theoretisch. Steigt die Route an, so wird die Zeile im Buch kürzer, bis sie bei einer Steigung um zehn Prozent nur ein Wort umfasst, dann geht der Atem stoßweise, das rasende Herz droht - gleich nach den Waden - zu explodieren und der Sprint wird lanciert.
Wenn es bergab geht, das Blut wieder zurück in die Beine schießt, die Lunge aufs Neue normal atmet, sind die Zeilen des Buches länger, alles wird (fast) wieder normal und liest sich wie ein Roman. Das Buch beschreibt eine Etappe, in deren Verlauf Taktik und Strategie das Geschehen bestimmen, aber immer auch der (Geschwindigkeits)rausch an der Tretkurbel. In die Gedankenwelt des Ausreißers mischen sich Freude, Schmerz, Wille, Wut, Aufopferung, Niedergeschlagenheit, Erinnerungen - ein Wechselbad der Gefühle. Begleitet vom Wind und nicht zuletzt dem Zeitmesser, dessen Sekundenzeiger sich unaufhaltsam weiterdreht, immer weiter.
Im April 2017
Jean-Bernard Pouy
54/1
Bei Kilometer 85 bin ich auf
einer Abfahrt ausgerissen.
Ich nehme Tempo auf.
54/2
Ab jetzt heißt es:
durchhalten, kontrollieren,
rechnen, leisten, was vor
mir niemand vollbracht hat,
alles ist stets einzigartig,
nichts wiederholt sich,
der Radsport schreibt
keine Weltgeschichte,
er hat sich aber etabliert,
es gibt nur Siege
oder Niederlagen,
weiß oder schwarz,
glänzend oder matt,
den Ruhm oder die Scham,
dazwischen liegt nichts.
Die Landstraße ist breit,
weit ausladende Kurven,
leichte Ideallinien,
korrekte Seitenstreifen,
ich streife einen.
54/3
Seit einigen Tagen reiße ich nach dem
Start aus, ich tue nur so als ob. Das
Scheinmanöver dauert nie lange. Taktik.
Das erste Mal hat das Peloton reagiert,
die Etappe endete entsprechend schnell.
Danach, sobald sich die Flagge