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Ehe alles zu spät ist: Kirchliche Verzagtheit und christliche Sprengkraft
Ehe alles zu spät ist: Kirchliche Verzagtheit und christliche Sprengkraft
Ehe alles zu spät ist: Kirchliche Verzagtheit und christliche Sprengkraft
eBook167 Seiten2 Stunden

Ehe alles zu spät ist: Kirchliche Verzagtheit und christliche Sprengkraft

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Über dieses E-Book

Ein Politiker von echtem Schrot und Korn, in einer Situation, in der die einen resignieren oder kuschen, andere "Marsch zurück" blasen und wieder andere dem Christentum überhaupt nichts mehr zutrauen. Dabei ist unsere Gesellschaf heute mehr denn je auf Werte des Christentums angewiesen. E. Teufel sagt, wo es brennt - und wie der Brand zu löschen wäre, damit es kein Flächenbrand wird - ehe es ganz zu spät ist: Kritisch und klug, selbstbewusst und engagiert: ein Buch, das hilft, klar zu sehen.
SpracheDeutsch
HerausgeberVerlag Herder
Erscheinungsdatum27. Nov. 2014
ISBN9783451804519
Ehe alles zu spät ist: Kirchliche Verzagtheit und christliche Sprengkraft

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    Buchvorschau

    Ehe alles zu spät ist - Erwin Teufel

    Erwin Teufel

    Ehe alles zu spät ist

    Kirchliche Verzagtheit und

    christliche Sprengkraft

    Impressum

    Titel der Originalausgabe: Ehe alles zu spät ist

    Kirchliche Verzagtheit und christliche Sprengkraft

    © Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2013

    © Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2014

    Alle Rechte vorbehalten

    www.herder.de

    E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

    ISBN (E-Book): 978-3-451-80451-9

    ISBN (Buch): 978-3-451-30907-6

    Inhalt

    Vorwort

    I. Nur das vorgelebte Beispiel überzeugt – Über Dienen und Führen

    II. Sich nicht verlieren im Filigranen – Zentral ist die Gottesfrage

    III. Eine dramatische Entwicklung – Wenn die Kirche aus der Zeit fällt

    IV. „Wir haben genügend Priester. Nur, wir weihen sie nicht" – Viri probati

    V. Kirche für Menschen, nicht für Männer – Zum Diakonat für Frauen

    VI. Das Zweite Vatikanum, ein unerledigtes Konzil

    VII. Die Würzburger Synode – Nach 40 Jahren keinen Schritt weiter

    VIII. Subsidiarität – Der Lösungsansatz für fast alle Probleme

    1. Umstellen von unten nach oben: Subsidiarität in der Kirche

    2. Keine geschlossene Gesellschaft: Volk Gottes in der Gemeinde

    3. Mehr Kompetenzen und mehr Mut: Der Bischof

    4. Hier liegen die Hauptprobleme: Der Papst und die Kurie

    5. Die offengebliebene Frage: Beteiligung der Bischöfe an der Leitungsgewalt des Papstes

    6. Kollegialität neu lernen: Bischofssynode

    7. Reformbedürftigkeit des Gesandtschaftswesens: Die Nuntiaturen

    8. Die Vatikanbank: Hier ist Entweltlichung angesagt

    IX. „Humanae vitae" – Über Verantwortung und Freiheit

    X. Von so genannten Laien, Hirten und Herden

    XI. Anregen und orientieren – Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)

    XII. „Vertrauen verloren, alles verloren" – Missbrauch von Kindern und Jugendlichen

    XIII. Einheit ist möglich – Ökumenisch denken und handeln

    XIV. Sie nutzen nicht, sie schaden – Lehrverfahren durch die Kongregation für die Glaubenslehre

    XV. Nicht nur Recht und Gesetz – Unauflöslichkeit der Ehe und wiederverheiratete Geschiedene

    XVI. Das Leben eines Kindes hat Vorrang – Schutz des ungeborenen Lebens

    XVII. Horizonterweiterung: Eine Kirche für andere sein!

    XVIII. Mauern in den Köpfen einreißen – Im Dialog mit Gott und den Menschen

    XIX. Ausblick: Hoffen gegen alle Hoffnung und Erfahrung

    Literaturhinweise

    Vorwort

    Als meine Frau und ich vor zwei Jahren wieder einmal den Marienwallfahrtsort Lourdes besuchten, haben wir nicht nur an der beeindruckenden Lichterprozession am Abend teilgenommen, mit tausend behinderten Menschen in Rollstühlen. Wir haben auch am nächsten Morgen den deutschen Pilgergottesdienst an der Grotte der Erscheinungen besucht. Nach der Messfeier hat mich der deutsche Pfarrer angesprochen, der die Messe zelebrierte. Er sagte zu mir: „Ich bete jeden Tag für Sie. Als ich mit der Antwort zögerte, weil ich ihn gar nicht kannte, fuhr er fort: „Es ist wirklich wahr. Ich bete täglich für Sie, weil Sie Dinge sagen können, die ich nicht sagen kann.

    Das hat mir Mut gemacht, weiterhin in Vorträgen und Beiträgen offen meine Meinung zur Situation der Katholischen Kirche und zu notwendigen Reformen zu sagen. Ich teile nicht die Einschätzung, die Kirche befinde sich aktuell in einem Verteidigungskampf gegen eine aufgeheizte antikirchliche Öffentlichkeit. Ich habe eher den Eindruck, dass die Brandung sich nicht mehr die Mühe macht, gegen die Dämme anzulaufen. Die Gleichgültigkeit ist das größere Problem.

    Sicher, es gibt eine Kritik an der Kirche von außen, und nicht immer steht dahinter eine wohlmeinende Absicht. Die Haltung der Gleichgültigkeit halte ich aber für dramatischer. Auch viele, die früher ihren Platz in der Kirche gesehen haben, kritisieren nicht einmal mehr, weil sie der Meinung sind: Es ist sowieso alles zu spät. Das glaube ich nicht. Meine Kritik ist nicht die Kritik eines Außenstehenden, welcher der Kirche nicht wohlwollend gegenübersteht. Es geht mir nicht um Abbau, sondern um Aufbau. Jetzt ist die Zeit für Reformen, die den Abbau verhindern und den Aufbau voranbringen – es ist allerdings höchste Zeit! Ich stehe mitten in meiner Kirche und liebe sie. Ich habe mich ein Leben lang und bis zum heutigen Tag in dieser Kirche engagiert. Zuerst in der Katholischen Jugend als Dekanatsjugendführer und in einigen Verbänden. Dann in dem ersten nach dem Konzil gebildeten Pfarrgemeinderat meiner Gemeinde; im ersten nach dem Konzil gebildeten Diözesanrat meiner Diözese Rottenburg-Stuttgart und 25 Jahre als Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

    Gerade deshalb bin ich so betroffen, dass in unserer Kirche überfällige Reformen jahrzehntelang nicht auf den Weg gebracht wurden. Die Themen sind alle von Theologen längst aufgearbeitet und biblisch fundiert. Konkrete Reformen werden von den aktiven Christen ungeduldig erwartet. Nicht irgendwann, sondern jetzt. Aber viele drängende Fragen werden nicht entschieden. Teilweise wird immer noch versucht, eine Diskussion zu unterdrücken. Aber heute gelingt das nicht mehr.

    Die Kirche muss die Zeichen der Zeit erkennen. Bei Matthäus 16,4 heißt es: „Jesus hob an und sprach zu ihnen: ,Wenn es Abend geworden, sagt ihr, schön Wetter gibt’s, denn rot glüht der Himmel. Und frühmorgens: heute gibt’s Sturm, denn düsterrot glüht der Himmel. Das Gesicht des Himmels könnt ihr beurteilen, die Zeichen der Zeit aber kennt ihr nicht‘". Dieser Vorwurf Jesu gilt heute allen Entscheidungsträgern unserer Kirche.

    Den Kairos, die erfüllte Zeit, den richtigen Zeitpunkt gilt es zu erkennen. Wenn er versäumt wird, dümpeln die Dinge dahin. Jede Zeit ist Entscheidungszeit. Der Neutestamentler Joachim Gnilka sagt, inspiriert aus dem Verständnis der Bibel: „Die Verkennung der entscheidungsvollen Zeitpunkte hat wiederholt das Verhältnis des Volkes zu seinem Gott belastet. Es gilt zu jeder Zeit den Kairos zu erkennen."

    Das gilt auch und besonders für unsere Kirche. Auch unsere Kirche braucht deshalb Öffentlichkeit. Von unten bis oben, von der Basis in den Gemeinden bis zu den verschiedenen Ebenen der Leitungsämter gilt: Wir brauchen Transparenz für kirchliche Entscheidungsprozesse. Wir brauchen Meinungsfreiheit. Sie ist ein Menschenrecht. Wir brauchen auch die aktive Beteiligung des ganzen Gottesvolkes, das die Kirche bildet. So hat es auch das Zweite Vatikanische Konzil definiert. Und zur Beteiligung gehört, dass man aufeinander hört, sich über Erfahrungen austauscht und auch kritisches Engagement zulässt.

    Verzagtheit und Sprengkraft, das beschreibt ein starkes Gegensatzpaar. Verzagtheit und mangelnden Mut sehe ich nicht nur bei Bischöfen gegenüber der römischen Kurie oder in einer zu stark ausgeprägten Autoritätshaltung mancher Gläubiger. Verzagtheit wird zur wirklichen Gefahr, wenn man der eigenen Botschaft zu wenig zutraut, wenn man sie zuallererst und vor allem defensiv absichern möchte, statt ihrer verändernden und lebensgestaltenden Kraft zu vertrauen.

    Ich sage also ein offenes Wort zu den ungelösten Fragen. Ich nenne die Dinge beim Namen. Aber ich möchte niemanden persönlich verletzen.

    Große Erwartungen richten sich jetzt auf unseren neuen Papst Franziskus. Es ist erfreulich, dass ein Papst aus Lateinamerika gewählt wurde und dass er vorrangig die Armen sieht und selbst einen bescheidenen Lebensstil vorlebt. Wir sollten von Papst Franziskus nicht zuviel auf einmal verlangen, aber wir dürfen ihm auch nicht zu wenig zutrauen.

    Wir brauchen als Papst einen neuen Johannes XXIII. Damit will ich keinen der Päpste nach ihm abwerten, sondern ich möchte zum Ausdruck bringen, was die jetzige Situation der Kirche erfordert. Jetzt ist nicht die Zeit für Kleinmut und Angst. Jetzt ist die Zeit, auf die befreiende Kraft, die Sprengkraft der christlichen Botschaft zu vertrauen. Noch ist Zeit zum Handeln – ehe alles zu spät ist.

    I. Nur das vorgelebte Beispiel überzeugt – Über Dienen und Führen

    Von dem Gründer der Christlichen Arbeiterjugend und späteren belgischen Kardinal Joseph Cardijn habe ich den Satz: „Sehen – urteilen – handeln". Ich habe mich bei der Erkennung, Analyse und Lösung von Problemen ein Leben lang an diesen Dreischritt gehalten.

    Sehen: Zuerst ist das Betrachten der Wirklichkeit verlangt: so, wie sie ist, auch wenn ich sie verbessern und verändern möchte. Wirklichkeitsnähe und Realitätssinn gehören zusammen. Das heißt: genau hinsehen und nicht wegschauen oder übersehen, oder durch die Brille eigener Voreingenommenheit sehen.

    Dann urteilen: also den eigenen Verstand einsetzen, Vernunft walten lassen, Fachleute hören, Betroffene einbeziehen, die eigene Lebenserfahrung nutzen, gesundem Menschenverstand vertrauen und dann sich ein eigenes Urteil bilden.

    Schließlich handeln! Viele hören nach dem zweiten Schritt auf und finden nicht die Kraft zum Handeln. Entscheidungsschwäche ist ein Merkmal unserer Zeit. Viele in der Kirche handeln nicht, weil sie sich durch die Tradition an frühere Entscheidungen gebunden fühlen, obwohl diese in einer ganz anderen Zeit unter ganz anderen Umständen getroffen wurden. Viele haben Angst vor falschen Schritten. Viele halten Gehorsam für eine größere Tugend als die Nutzung des eigenen Verstandes. Viele sehen nur die Risiken einer Entscheidung, nicht aber, dass Liegenlassen und Ausweichen vor notwendigen Entscheidungen auch eine Entscheidung ist. Eine falsche und folgenreiche Entscheidung. Viele reden vom Heiligen Geist, haben aber kein Vertrauen in seine Kraft und seinen Beistand.

    Wenn ich über Führung spreche, dann spreche ich natürlich auch aus meiner Erfahrung als Politiker in demokratischen Gremien, auf verschiedenen Ebenen, in ganz unterschiedlichen Gruppen, von der Jugendarbeit bis zum Gemeinderat, bei der Führung der Landtagsfraktion, aber auch in der Regierungsverantwortung. Schon in jungen Jahren bin ich in Führungsverantwortung gestanden, als Bürgermeister, Abgeordneter und Staatssekretär. Später als Fraktionsvorsitzender und Ministerpräsident.

    Die Kirche ist keine Demokratie im klassischen Sinne des Staatsrechts. Aber auch die Kirche hat es mit Menschen zu tun, die auf ihre Menschenwürde und Menschenrechte Wert legen, mit Menschen, die sich einbringen wollen und Verantwortung übernehmen möchten, mit Menschen, die in ihrem Beruf und in ihrem Leben keine „Laien sind, sondern eine beachtliche Kompetenz und Lebenserfahrung haben. Die Kirche sollte anerkennen, dass ihre Glieder nicht mehr „lammfromm sind, wie frühere Generationen, sondern ein demokratisches Ethos haben und Offenheit und Beteiligung erwarten.

    Die Menschenrechte sind nicht auf den Staat begrenzt, sondern Maßstab für die ganze Gesellschaft, in der wir leben und zu der auch die Kirche gehört. Zu den großen Errungenschaften des Rechtstaats gehören die natürlichen Menschenrechte, mit lebendiger Beteiligung und Öffentlichkeit, mit Teilung und Kontrolle der Macht. Rechtstaatliche Prinzipien in Personal- und Sachentscheidungen können und müssen von der Kirche im Umgang mit ihren Mitgliedern und Mitarbeitern übernommen werden.

    Bestimmte Grundsätze und Spielregeln gelten überall, wo Menschen miteinander leben. Früher haben die Menschen sich leichter eingeordnet. Heute wollen sie überzeugt und beteiligt sein. Sie wollen „mitgenommen" werden, in der Kirche wie in der demokratischen Gesellschaft. Auch in der Kirche muss anerkannt werden, dass da Menschen sind, die alle auf ihrem Gebiet Wissen, Erfahrung und Kompetenz haben und also etwas zum Gelingen des Ganzen beitragen können. Meine Erfahrung ist, dass sich daraus eine Bereicherung, ja geradezu eine Multiplikation von Möglichkeiten ergibt, wenn ich diese Erfahrungen nachfrage und Menschen dazu verlocke, sie einzubringen.

    Über einer dänischen Rathaustür habe ich einmal gelesen: „Zwei wissen mehr als einer und zehn wissen mehr als zwei."

    Führung auch in der Kirche heißt, dass derjenige, der nach dem Recht das alleinige Sagen hat, einsieht, dass zwei Leute einen anderen Horizont und eine andere Schwerpunktsetzung haben als er allein, und erst recht zehn: dass Entscheidungen also auch im Blick

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