Anselm Jopp, Es ist Zeit: Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene jetzt!
Von Anselm Jopp
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Über dieses E-Book
Die seit 1563 herrschende Praxis ist rasch zu überwinden, denn sie gefährdet Glaubwürdigkeit und Christlichkeit der Kirche. Jopp liefert Argumente, die eine Praxisänderung unumgänglich machen.
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Buchvorschau
Anselm Jopp, Es ist Zeit - Anselm Jopp
Über dieses Buch
In der katholischen Kirche tobt eine scharfe Auseinandersetzung um die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion. Ihr Schicksal berührt Christen und Seelsorger, Familienangehörige und Kinder. Der erfahrene Pfarrer Anselm Jopp plädiert dafür, das in diesem Punkt liberale aktuell gültige Kirchenrecht endlich umzusetzen und geschiedene Katholiken, die wieder geheiratet haben, zur Kommunion zuzulassen.
Die seit 1563 herrschende Praxis ist rasch zu überwinden, denn sie gefährdet Glaubwürdigkeit und Christlichkeit der Kirche. Jopp liefert Argumente, die eine Praxisänderung unumgänglich machen.
Über die Autoren
Anselm Jopp wirkte 50 Jahre als Pfarrer in Frickenhausen (Diözese Rottenburg-Stuttgart). Er war 18 Jahre Dekan und bei der Diözesansynode 1985/86 Synodensprecher zum Thema Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene.
Erwin Teufel war von 1991 bis 2005 Ministerpräsident und Vorsitzender der CDU in Baden-Württemberg. Von 2008 bis 2012 war er Mitglied im Deutschen Ethikrat. Bis 2008 gehörte er dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken an
Das ist die Kirche, die keine Angst hat, mit Ausgegrenzten und Sündern zu essen (Vision von Papst Franziskus; Lk 15)
Nehmet und esset ... Trinkt alle (Mt 26, 26.27)
Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brote essen. (1 Kor 11,28)
Geleitwort
Anselm Jopp, den ich seit seiner Primiz vor über fünfzig Jahren kenne, hat mich gebeten, an seinem Buch mitzuwirken. Er hat über seine Kernanliegen, die ich teile, mit mir gesprochen, und wir haben mehrfach miteinander diskutiert. Ich schätze ihn als einen Seelsorger, wie man ihn sich nur wünschen kann: nahe an den Menschen und vertraut mit ihren Sorgen und Nöten. Ein Mann, der zuhören kann und nicht von hehren Grundsätzen, sondern von den alltäglichen Sorgen der Menschen ausgeht. Ein kompetenter Theologe und ein Mensch, der sich im Alltag an Jesus Christus orientiert.
Das Buch ist sein Buch; es ist das Ergebnis seiner Lebenserfahrung als Seelsorger, Synodaler, Priester und Dekan. Ich habe es mit einem Beitrag über »Barmherzigkeit«, ein Kernanliegen von Papst Franziskus, ergänzt und mit einer kurzen Biografie meines Landsmanns Bernhard Häring, zu dem ich einen engen Kontakt hatte.
Prof. e.h. Dr. e.h. Erwin Teufel, Ministerpräsident a. D.
Vorwort
Mit Franziskus begann eine neue Zeit der Kirchengeschichte. Gottes Liebe für jeden Menschen in jeder Situation ist für ihn die zentrale Botschaft des Evangeliums. Das ist eine gewaltige Zusage und zugleich eine Herausforderung an das ganze Gottesvolk.
»Gottes Liebe für jeden Menschen in jeder Situation«! Wie muss das in den Köpfen und Herzen der großen Schar der wiederverheirateten Geschiedenen ankommen! Sie sind von der Kommunion ausgeschlossen. Das entsprechende Gesetz gilt seit 1563. Es soll weiterhin gelten, wie der Präfekt der Glaubenskongregation Ende 2013 und erneut Anfang 2014 bekräftigt hat. Wo bleibt der Aufschrei angesichts dessen? Das Gottesvolk ist entsetzt, aber es scheint abzuwarten.
Je näher der Termin der Bischofssynode 2015 rückt, desto deutlicher treten auch überholte und untaugliche Lösungsvorschläge hervor. Desto härter stoßen gegensätzliche Positionen aufeinander. Diese Situation muss entschärft werden. Dazu ist jetzt gründliche Vorarbeit zu leisten.
In der Seelsorge sind mir Schicksale von wiederverheirateten Geschiedenen begegnet, denen in ihrer ersten Ehe starkes Unrecht geschehen war und die nun darunter litten, dass sie bei der Teilnahme an der Eucharistiefeier vom Empfang der Heiligen Kommunion ausgeschlossen waren.
Diese hartherzige Situation hat mich nicht mehr losgelassen. Bei der Diözesansynode Rottenburg-Stuttgart engagierte ich mich intensiv auf diesem Gebiet. Ich erfuhr, dass eine breite Mehrheit der Synodalen im Auftrag ihrer Gemeinden sich nicht mehr mit der Situation abfinden wollte. Der Wunsch nach einer Veränderung in der Synodenversammlung war groß. Aber es erging der Rottenburger Synode wie Jahre zuvor der Würzburger Deutschland-Synode.
Mit Papst Franziskus kam dann die Hoffnung auf, dass dieser schmerzliche Ausschluss nun endlich ein Ende finden könnte. Wie Sie aus dem Geleitwort ersehen, gehört zu den Menschen, die einen Aufbruch erhoffen, auch Erwin Teufel, der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Anlässlich der Wahl von Papst Franziskus erschien sein viel beachtetes Buch »Ehe alles zu spät ist«. So kam es zur Zusammenarbeit mit ihm. Währenddessen wurde sein Freund Pater Bernhard Häring immer mehr zu einer Leitgestalt. So kommt es auch, dass uns im Schlussteil des vorliegenden Buches dieser große Konzilstheologe vor Augen gestellt wird.
Im vorliegenden Buch gehe ich vor allem den Aussagen nach, die pro Ausschluss von der Kommunion gemacht werden. Glücklicherweise tauchen jedoch immer neue Gründe auf, die für den Kommunionsempfang sprechen. Darunter Gründe, die zuvor einfach geheim gehalten wurden oder nicht beachtet werden durften. Das Volk Gottes ist wach geworden.
Anselm Jopp, Juli 2015
Einleitung: Wie Christus handeln
»Die Ehe ist ein weltlich Ding!« (Martin Luther)
Dieses viel zitierte Wort wird oft missverstanden. Es sagt die Grundwahrheit aus, dass die Ehe zur »Welt«, zur Schöpfung gehört. Gott hat sie der Schöpfung, »aller Welt« als Geschenk und Auftrag gegeben. Also allen Menschen, allen Völkern, allen Religionen. Christus hat in seinen wenigen Äußerungen zu Ehefragen diese eine Wahrheit entschieden vertreten und gegen Missbrauch verteidigt. Diese Sicht vertreten die Kirchen, vertreten in unserer katholischen Kirche alle Theologen. Eine Tatsache ist es jedoch auch, dass trotz aller Bemühungen Ehen scheitern. Was dann?
Die Bischofssynode 2014 kam zu der Mehrheitsmeinung, dass man dem Problem mit Ehenichtigkeitsverfahren – diese immer kürzer, schneller und billiger – beikommen solle. Über diese nahezu ausschließlich angebotene Lösung sind die meisten Menschen, mit denen ich darüber gesprochen habe, schockiert – und ich mit ihnen. Das sind Lösungen, die lange Jahre praktiziert wurden und heute vom Volk abgelehnt werden: »Meine Ehe war doch nicht nichtig, meine Ehe ist gescheitert!«
Zu dieser unbefriedigenden Lösung gibt es jedoch auch Alternativen, die im vorliegenden Buch dargestellt werden. Die Bibel erzählt eine ganze Reihe von Geschichten, die, von kundigen und aufmerksamen Theologen in einer tiefgehenden Weise gedeutet, uns neue Wege der Begegnung Jesu mit den Betroffenen erkennen lassen, sodass wir selber wie er handeln können. Nehmen Sie sich Zeit für solche in diesem Buch dargestellten Beispiele, wie es Jesus tat. Beispiele, in denen Christus anders gehandelt hat, als man es normalerweise tat. Wie Jesus Entschiedenheit und Barmherzigkeit in seiner Person verbindet, ist eine starke Lösung.
Den Exegeten und Grüblern danke ich herzlich. Sie weisen den Weg, wie wir jetzt eine generelle Lösung mit anderen als mit rechtlichen Mitteln finden und gehen können. Der Glaube nimmt die Angst, Jesus zeigt den Weg, die Kirche ist wieder »Kirche für alle«.
Entwicklungen unter Papst Franziskus
Umfragen
Die Kirche besteht doch vor allem aus dem großen Gottesvolk mit seinem Spürsinn und nicht nur aus den wenigen Verantwortlichen für die »Lehre der Kirche«! Was also denkt das Kirchenvolk?
Im Oktober 2014 gab es erstmals in der Kirchengeschichte eine weltweite Umfrage vom Sekretariat für die Bischofssynode zur »Pastoralen Herausforderung der Familie«. Die Zusammenfassung der vielfachen Antworten legte das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz am 3. Februar 2014 vor.¹
Art und Inhalt der Antworten sind ein starkes, überzeugendes Beispiel für die Kirchenwende 2013 unter Papst Franziskus. Das sind keine »höfischen« Antworten, sondern Antworten »auf Augenhöhe«. Sie sprechen eine normale Sprache, die anrührt und von jedem gelesen und bedacht werden kann. Da wird deutlich, dass die Ortskirchen (landläufig die Bistümer) keine Untere Behörde für obrigkeitliche Anweisungen und unsere Bischöfe keine Angestellten der römischen Kurie sind, sondern Bischöfe mit dem »Bischof von Rom« als ihrem Bruder und Leiter. Wir alle sind das ganze Volk Gottes als mündige Laien, Bischöfe und Papst.
Hier einige Auszüge aus der Umfrage:
Frage: Die wiederverheirateten Geschiedenen. Ihre Realität?
Antwort: Etwa jede dritte Ehe wird geschieden. In etwa der Hälfte aller Scheidungsfälle sind gemeinsame minderjährige Kinder betroffen. Es gibt viele pastorale Angebote der Begleitung.
Wie erleben diese Getauften ihre irreguläre Situation?
Sie erleben sie nicht als eine irreguläre. Die Bezeichnungen regulär und irregulär werden deutlich abgelehnt, weil sie als ausgrenzend und diskriminierend empfunden werden, gerade den Familien gegenüber, die sowieso schon mit erschwerten Lebensbedingungen konfrontiert sind. Diese bewerten die eingegangene Trennung und den Aufbau einer neuen Beziehung als moralisch gerechtfertigt und erachten manchmal hingegen das Verbleiben in einer unzumutbaren Beziehung als Schuld.
Scheidung und Wiederheirat leiten oft einen Prozess der Distanzierung von der Kirche ein. Mit einer Institution, die sie als ablehnend erfahren, möchten viele nichts mehr zu tun haben.
Kommunionempfang?
Auch Katholiken, die in einer intakten Ehe leben, können die Lehre der Kirche über den Ausschluss von der Kommunion nicht verstehen. Sie fordern eine Pastoral des Respekts vor der Gewissensentscheidung des Einzelnen. Sie weisen darauf hin, dass für gewöhnlich auch in der neuen Beziehung christliche Werte wie Liebe, Treue, Verantwortung füreinander und für