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Die Einhornchroniken 4 - Die Erfüllung der Prophezeiung
Die Einhornchroniken 4 - Die Erfüllung der Prophezeiung
Die Einhornchroniken 4 - Die Erfüllung der Prophezeiung
eBook265 Seiten3 Stunden

Die Einhornchroniken 4 - Die Erfüllung der Prophezeiung

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Über dieses E-Book

Während die Jäger unter dem Kommando der grausamen Beloved das fabelhafte Land Kirin unsicher machen, suchen Cara und ihre Freunde verzweifelt nach einem Ausweg – wie können sie die Ausrottung der Einhörner und die Zerstörung ihrer geliebten Heimat verhindern?

Und selbst wenn es ihnen mit vereinten Kräften gelingen sollte – solange der im Sterben liegende Weltenbaum nicht geheilt werden kann, sind Kirin und all seine Bewohner dem Untergang geweiht! Die ganze Hoffnung ruht nun auf dem Schöpfer Kirins selbst. Ein erbitterter Kampf ums Überleben beginnt ...

"Die Erfüllung der Prophezeiung" ist der vierte Band der Einhornchroniken.

Die Fantasy-Reihe von Bruce Coville entführt Leserinnen ab 10 Jahren in eine märchenhafte Welt voller Magie und zauberhafter Fabelwesen.
SpracheDeutsch
HerausgeberLoewe Verlag
Erscheinungsdatum12. Dez. 2016
ISBN9783732007752
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    Buchvorschau

    Die Einhornchroniken 4 - Die Erfüllung der Prophezeiung - Bruce Coville

    Titelseite

    Für Adam und Charlotte

    karte

    Tag vier des Einmarschs

    Die Veränderung kommt, ob wir es wünschen oder nicht. Sie zu bekämpfen wäre, wie den Sonnenaufgang zu bekämpfen. Besser, man sagt: »Ah, willkommen, alter Freund. Da bist du ja wieder.«

    Edgecomb, der Verschrobene

    Zweiter Hüter der Chroniken von Kirin

    Siebte Schriftrolle

    Der Dumbeltum

    Cara und der Skijum liefen durch den frühen Morgennebel des Waldes, der Caras Hufe silberfarben umhüllte. So langsam gewöhnte sie sich an ihren neuen Körper. Ihre neue Stärke und schärferen Sinne – besonders ihre Sehkraft – machten das Reisen bei Nacht sehr viel einfacher. Doch die nächtliche Wanderung, zu der sie aufgebrochen waren, nachdem ein zweites Erdbeben sie aus dem Schlaf gerissen hatte, hatte nicht sehr lang gedauert. Schon bald war der Morgen angebrochen.

    Nass und schmutzig, wie beide nach der unfreiwilligen Dusche am Wasserfall gewesen waren, war die erste Stunde ihrer Reise ziemlich unangenehm verlaufen. Aber dann waren sie an einen Bach gekommen und hatten sich erst einmal gewaschen.

    Kurz bevor das erste Licht des Tages am Himmel zu sehen war, hüpfte der Skijum davon, um sich sein Frühstück zu suchen. Cara beschloss, es ihm gleichzutun – allerdings ohne zu hüpfen –, und erkannte bestürzt, dass sie keine Ahnung hatte, was Einhörner alles aßen.

    Hätte ich doch besser aufgepasst, was Lightfoot und die anderen gegessen haben, dachte sie und spuckte einige besonders widerliche Blätter aus. Nach mehreren unglücklichen Experimenten fand sie endlich ein paar Wurzeln, die recht gut schmeckten. Sie knabberte an ihnen und hoffte, davon nicht krank zu werden. Gerade fragte sich Cara, ob zu dieser Jahreszeit wohl noch einige der leckeren Sonnenbeeren wuchsen, als sie plötzlich ein leises Stöhnen hörte.

    Sie blickte sich um, sah aber nichts. Dann wurde ihr bewusst, dass ihre neuen scharfen Sinne sie getäuscht hatten: Das Geräusch kam von weiter weg, als sie gedacht hatte.

    Cara lauschte.

    Jetzt war sie sicher, zu wissen, woher das Geräusch kam, und lief vorsichtig einen Abhang hinunter und auf zwei große Bäume zu. Was sie dort sah, als sie hinter den Bäumen hervortrat, schockierte sie zutiefst.

    Es war der Dumbeltum. Er lag auf dem Boden und hatte sich zwischen den dicken Wurzeln eines Kilpumbaumes zusammengerollt.

    Cara starrte ihn erschrocken an. Er war in einem furchtbaren Zustand! Ihr Freund – denn das war er, egal wie Furcht einflößend er durch seine Größe und Gestalt auch wirken mochte – musste in einen schrecklichen Kampf verwickelt worden sein. Seine Augen waren geschlossen, der Kopf hing schlaff nach hinten und der dichte Pelz war über und über mit Blut besudelt. Zuerst hoffte Cara noch, dass es sich dabei vielleicht um das Blut eines anderen handelte. Doch dann sah sie die Wunden: Der Dumbeltum hatte mehr Verletzungen, als sie auf den ersten Blick zählen konnte.

    Er war ruhig geworden. Und für einen grauenhaften Augenblick fürchtete Cara, dass er tot sei. Doch da bewegte er sich leicht und sie fühlte wieder Hoffnung in sich aufsteigen. Sie trat näher und stolperte dabei wegen der Tränen in ihren Augen, die ihre Sicht trübten.

    Sie wünschte sich, dass der Skijum von seiner Jagd zurückkehren würde, damit sie sich in diesem schrecklichen Moment nicht so alleine fühlte.

    Cara bewegte sich so leise, dass ihr Freund sie erst bemerkte, als sie ihn ansprach: »Dumbeltum, was ist mit dir passiert?«

    Der Dumbeltum zuckte zusammen und öffnete langsam die Augen. »Einhorn«, murmelte er mit seiner tiefen grummeligen Stimme, die Cara so sehr liebte. »Dem Dumbeltum tut es leid, Einhorn.«

    »Dumbeltum«, sagte sie sanft. »Ich bin es, Cara

    Die Augen des Dumbeltum weiteten sich erstaunt. Dann nickte er, zu mehr war er im Moment nicht fähig. Sein Kopf rollte wieder zur Seite und Cara fragte sich, ob er sie auch wirklich verstanden hatte.

    »Was ist mit dir passiert?«, wiederholte sie ihre Frage.

    »Der Dumbeltum hat gegen die Jäger gekämpft«, brummte er langsam. »Der Dumbeltum hat die Jäger zermalmt. Die Jäger haben den Dumbeltum verletzt.«

    »Und was hast du überhaupt auf dem Dunklen Berg zu suchen gehabt?«

    Er stöhnte und murmelte dann: »Nach Cara gesucht.«

    »Ich bin Cara«, wiederholte sie leise.

    Der Dumbeltum nickte. »Ja, das hast du dem Dumbeltum schon gesagt.«

    Erst jetzt fiel Cara etwas ein: Ob auch sie nun die Fähigkeit besaß, zu heilen? War sie Einhorn genug, um das tun zu können? Oder benötigte man dazu ein bestimmtes Training? Sie wusste es nicht, wusste nur, dass sie es versuchen musste.

    Sie hielt inne und erinnerte sich daran, wie solch eine Heilung Lightfoot immer geschwächt hatte. Waren noch Jäger in der Nähe? Wenn ja, dann wäre es sehr gefährlich – vielleicht sogar tödlich –, wenn sie das Bewusstsein verlor. Sie schüttelte den Kopf. Der Dumbeltum hatte ihr mehrfach das Leben gerettet! Wie konnte sie jetzt zögern?

    »Hör zu, Dumbeltum. Ich werde versuchen, dich zu heilen.«

    Da riss er plötzlich die Augen auf. »Nein«, knurrte er. »Nein! Tu das nicht!«

    »Aber du bist schwer verletzt!«

    »Cara darf das nicht tun.«

    »Warum? Ich will dir helfen!«

    Zu ihrem Erstaunen rappelte er sich hoch und knurrte: »Rühr den Dumbeltum nicht an!«

    Sie wich zurück, weil sie plötzlich Angst vor ihm bekam, was ein schreckliches Gefühl war.

    Mit einem verzweifelten Aufschrei stolperte der Dumbeltum davon und ließ das Einhornmädchen verwundert und mit gebrochenem Herzen zurück.

    Ein Riss in der Straße

    Ian und sein neuer Gefährte waren ungefähr eine Stunde an der Steinstraße entlanggelaufen, als Ian eine Frage stellte: »Wie lange wird es dauern, bis wir in Delfharken ankommen?«

    »Nicht mehr lang«, erwiderte der Delfer mit seiner schnarrenden Stimme. »Noch bevor die verflixte Sonne der Dunkelheit Platz gemacht hat.«

    Ian verstand erst im nächsten Moment, dass der Delfer die Abenddämmerung meinte. Es bedeutete ganz klar, dass sie innerhalb einer Stunde ihr Ziel erreichen würden. Sie waren viel näher, als Ian gehofft hatte!

    Schweigend liefen sie weiter. Von Zeit zu Zeit blickte Ian zu dem Delfer und versuchte zu verstehen, wie seine Tochter sich mit solch einer grässlichen Kreatur hatte anfreunden können. Schließlich fragte er: »Wie heißt du?«

    »Ich habe keinen Namen.«

    Ian starrte ihn ungläubig an.

    »Das ist die Wahrheit. Der König hat mir zur Bestrafung für meinen Widerstand meinen Namen genommen. Aber ich habe einen Spitznamen! Cara hat ihn mir gegeben. Das war ein großes Geschenk, weil ich nicht wusste, dass es Spitznamen gibt, bis sie es mir erklärt hat.« Er schaute zu Ian auf. »Ist es wahr, dass du sie ›Krümel‹ genannt hast?«

    Ian kicherte, doch dann überwältigte ihn die Trauer, als er daran dachte, wie viele Jahre von Caras Kindheit er verpasst hatte. »Das stimmt«, gab er mit einem Kloß im Hals zu.

    »Das ist ein interessanter Spitzname. Ich dachte zuerst, dass sie mich vielleicht Krümel nennen würde. Aber sie beschloss, mir den Namen Rocky zu geben. Ich mag diesen Spitznamen. Er macht mich stolz.« Er machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Wie soll ich dich nennen?«

    »Ian.«

    »Also gut … Ian.«

    Sie liefen in überraschend angenehmer, kameradschaftlicher Stille weiter. Der Delfer hielt trotz seiner kurzen Beine ohne Probleme mit Ian Schritt. Als sie an einem großen Felsen vorbeikamen, sagte Rocky: »Das ist eine Markierung. Jetzt ist es nicht mehr weit.«

    Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, als ein Beben – das bisher stärkste – den Felsen erzittern ließ. Mit einem scheußlichen knirschenden Geräusch zerriss der Stein und ein Spalt öffnete sich, der über die ganze Breite der Steinstraße verlief.

    »Rocky, pass auf!«, rief Ian. Er konnte gerade noch über das Loch springen, aber für den Delfer kam seine Warnung zu spät. Rocky stolperte hinein.

    Ian ließ sich auf seinen Bauch fallen und spähte in die Felsspalte. Der Riss ging unheimlich tief. Und was noch schlimmer war: Er konnte seinen Delfergefährten nirgendwo entdecken.

    »Rocky!«, rief er. »Rocky, bist du okay?«

    Nach einigen Augenblicken nervenzerreißenden Schweigens antwortete eine zittrige Stimme: »Ich bin hier. Ich hab mich verletzt, aber ich glaube nicht, dass etwas gebrochen ist.«

    »Kannst du hochklettern?«

    »Ich glaube nicht. Die Wände sind glatt und abschüssig. Ich sitze auf einem Vorsprung und habe Angst, wieder abzurutschen. Und … Ian, ich kann keinen Boden sehen!«

    Ian verdrehte die Augen, doch dann überlegte er. »Hast du noch dein Seil?«

    »Ja! Ja, das habe ich!«

    »Kannst du es zu mir heraufwerfen?«

    »Aber ich sehe dich nicht! Ich weiß nicht, wie weit du weg bist!«

    »Versuch es einfach!«

    »Also gut. Warte!«

    Kurz darauf hörte Ian den Delfer schreien: »Hier kommt das Seil!«

    Ian starrte in die Spalte und machte sich bereit, das Seil aufzufangen. Aber es war nichts zu sehen.

    Kurz darauf hörte er, wie der Delfer fluchte.

    »Versuch es noch mal!«

    Leider hatte Rocky beim zweiten Mal genauso wenig Erfolg. Er versuchte es wieder und wieder und wieder. Nach einiger Zeit, in der ihm schien, als seien Stunden vergangen, rief er Ian zu: »Mein Arm wird müde.«

    »Du wirst noch viel müder werden, wenn wir dich nicht da rausbekommen«, antwortete Ian. »Probier es weiter!«

    Der Delfer fuhr mit seinen Bemühungen fort. Einige Male konnte Ian ein Stück des Seiles sehen. Mehr als einmal konnte er es schon beinahe fassen – es war ganz nah, aber eben nicht nah genug.

    »Ich hatte es fast! Wirf es noch einmal!«

    Mit einem verzweifelten Aufschrei schwang Rocky das Seil erneut nach oben. Ian lehnte sich gefährlich weit über den Abgrund und fing es endlich auf. »Hab es!«, rief er und begann sofort, daran zu ziehen.

    »Stopp!«, rief Rocky. »Nicht ziehen! Lass mich hochklettern.«

    Ian begab sich in eine stabilere Position. Zum Glück war der Delfer nicht allzu schwer. Ian wickelte sich das Seil zweimal um den Unterarm und rief: »Ich bin bereit!« Dann starrte er in die Spalte und wartete.

    Der Delfer war schon beinahe oben, als Ian hinter sich auf einmal ein Geräusch hörte. Er blickte über die Schulter, konnte aber nichts erkennen.

    »Schneller!«, zischte er zu Rocky hinunter. »Irgendetwas kommt auf uns zu und es hört sich nicht gut an.«

    »Ich mach, so schnell ich kann!«, keuchte Rocky.

    Ian blickte sich ein weiteres Mal um und um ein Haar blieb ihm das Herz stehen. Eine Horde Delfer stürzte auf ihn zu.

    »Rocky!«, rief er. »Rocky, Delfer! Eine ganze Meute!«

    »Wenn sie mich erwischen, bin ich tot!«, brüllte der Delfer.

    Jetzt konnte Ian schon die Augen seines Gefährten sehen. Noch einmal warf er einen Blick über die Schulter. Die Delfer waren schneller, als er erwartet hätte, und waren bereits ganz nah. Ihren Schreien nach zu urteilen waren sie nicht gerade in Plauderstimmung.

    Ian war sich relativ sicher, dass sie sie gefangen nehmen würden. Und dann wäre es Rocky nicht mehr möglich, den Delfer zu suchen, der möglicherweise wusste, wie man Kirin retten konnte.

    Ian musste jetzt schnell eine Entscheidung fällen.

    »Schaffst du es von dort, wo du bist, alleine und ohne Seil herauszukommen?«, rief er hinab.

    »Ja, ich denke schon.«

    »Dann schnapp dir einen Steinvorsprung und halte dich daran fest! Warte, bis die Horde vorbeigezogen ist. Dann klettere hoch und bring deine Mission zu Ende!«

    Ian ließ das Seil los und drehte sich um, um den Delfern entgegenzutreten.

    Immer noch gejagt

    Cara stand reglos da und ging in Gedanken wieder und wieder den Moment durch, als der Dumbeltum vor ihr geflohen war.

    Warum wollte er sich nicht heilen lassen?

    Sie war so aufgewühlt, dass sie nicht einschätzen konnte, wie lange sie schon so dastand und ihm nachblickte, obwohl er schon lange verschwunden war. Erst der Skijum riss sie aus ihrer Starre.

    »Leckerschmecker!«, quietschte der Skijum glücklich und sprang von einem Ast auf Caras weiße Schulter. »Gute Käfer! Guter Skijum!«

    Auch wenn sie froh über seine Rückkehr war, klang ihre Stimme nicht sehr freudig. »Hallo, Skijum.«

    »Einhornmädchen traurig?«, fragte er und klang sofort ebenso traurig wie sie. Wie schnell er immer ihre Stimmung auffing!

    »Ja, ich bin traurig.«

    »Warum?«

    »Der Dumbeltum war hier. Er war verletzt und ich wollte ihn heilen, aber er hat abgelehnt und ist davongelaufen. Warum hat er das getan, Skijum? Warum hat er sich nicht helfen lassen?«

    »Dumbeltum verrückt!«, antwortete der Skijum und zog an ihrer Mähne. »Dumbeltum schon immer verrückt.«

    »Danke, das erklärt natürlich alles.«

    »Skijum guter Erklärer«, erwiderte er zufrieden.

    Sie blieben noch eine Weile unter dem Baum und Cara teilte dem Skijum mit, dass sie sich ausruhen musste. Auch wenn sie tatsächlich müde war, hoffte sie insgeheim, der Dumbeltum würde zurückkehren. Schließlich verabschiedete sie sich widerwillig von dieser Hoffnung und sie setzten ihre Reise fort.

    Sie waren noch nicht weit gekommen, als Cara anhielt. Sie spürte, dass die Einhörner, auf die sie zuhielt, ihre Richtung änderten. Sie waren nun ostwärts unterwegs.

    Cara war verunsichert. Bedeutete das, dass ihre Großmutter die Einhörner aus Autumngrove wegführte? Warum? War irgendein Unglück passiert? Flohen sie vor den Jägern?

    Was auch geschehen sein mochte, Cara musste so schnell wie möglich zu ihnen. Ihr Platz war bei den Einhörnern. Also schlug auch sie die neue Richtung ein und trabte los.

    Es war bereits Mittag, als Cara Männerstimmen hörte. Sie blieb stocksteif stehen und hoffte inständig, dass sie keine Aufmerksamkeit erregt hatte.

    »Warum ist dieses Mädchen eigentlich so ungemein wichtig?«, fragte gerade einer der Jäger. Seine Stimme klang erschreckend nah.

    »Beloved hat es uns nicht gesagt«, erwiderte ein anderer. »Wenn man bedenkt, dass dieses Kind einfach so vom Erdboden verschwunden ist, dann muss sie irgendwelche magischen Fähigkeiten besitzen. Wo kann sie nur hin sein?«

    »Ich weiß jedenfalls, wo ich gerne hin würde«, mischte sich eine dritte Stimme ein. »Ich bin nicht hergekommen, um nach Ians Balg zu suchen. Ich bin hergekommen, um Einhörner zu töten!«

    »Wir jagen, was Beloved uns aufträgt!«, schnappte der erste.

    »Also ich kann nicht versprechen, dass wir die Kleine noch finden werden«, antwortete die dritte Stimme ziemlich überzeugt. »Diese Blutpäckchen, die uns zu ihr führen sollten, waren ja am Anfang ziemlich nützlich, aber ich glaube, diese blöden Dinger sind inzwischen kaputt.«

    Cara dankte Elihu im Stillen dafür, dass er sie verwandelt hatte, während die Jäger lautlos an ihr vorbeizogen. Diese Behutsamkeit machte Cara Angst, denn sie konnte die Jäger selbst mit ihren scharfen Einhornohren kaum hören.

    Schlimmer jedoch fand sie das Gespräch, das bestätigte, dass die Jäger tatsächlich nach ihr suchten. Elihu hatte recht gehabt: Als Einhorn war sie vor ihnen sicherer. Cara fragte sich, wo er wohl gerade steckte. Hatten ihn die Jäger gefangen genommen? Oder sogar getötet?

    Sie fröstelte bei dem Gedanken und machte sich wieder auf den Weg den Berghang hinunter.

    Cara wusste nicht, wie viele Meilen sie schon zurückgelegt hatte, als ihr ein scharfer Schmerz in die Brust fuhr: Ein weiteres Einhorn war getötet worden. Mit Tränen in den Augen ging sie weiter.

    Der Skijum, der auf ihrem Rücken ritt, streichelte ihr den Nacken, als ob er wieder einmal ihr Leid spüren könnte.

    Die Delferhorde

    Ians Gedanken rasten, während er beobachtete, wie die Delferhorde näher kam. Sein erster Impuls war zu fliehen, aber trotz ihrer kurzen Beine war er sich nicht sicher, ob er den kleinen Wesen entkommen konnte. Außerdem würden sie über kurz oder lang auf Martha und die anderen stoßen, wenn sie ihren Weg auf der Steinstraße fortsetzten. Und er musste sie von Rocky ablenken, der noch immer in der Spalte festsaß.

    Also beschloss Ian, den Delfern entgegenzulaufen. Sein ursprünglicher Plan war es gewesen, nach Delfharken zu gehen und mit dem König zu sprechen. Aber vielleicht konnte er ja stattdessen auch hier etwas erreichen.

    Der Trupp kam einige Fuß vor ihm zum Stehen. Sie standen so eng beieinander, dass es durch ihre haarlosen Häupter so aussah, als ob die Straße mit Kopfsteinen gepflastert wäre. Die abscheulichen Gesichter derer, die ihm am nächsten standen, ließen Ian beinahe an seiner Entscheidung zweifeln. Aber nun war es zu spät, um seine Meinung noch zu ändern.

    Nach einigem Gemurmel traten fünf von ihnen vor. Beinahe sofort erkannte Ian in dem größten Delfer in der Mitte der Gruppe den König. Er ergriff die Initiative, hob die Hand zum Gruß und sagte auf Delferisch: »Ich grüße Euch, geehrter Gnurflax. Es ist schön, Euch wiederzusehen.«

    Der König runzelte die Stirn, dann schrie er: »Du! Was machst du hier, Hunter?«

    »Ich wollte nach Delfharken zurück, so wie ich es nach meinem ersten Besuch versprochen hatte.«

    Der König schaute ihn noch finsterer an. »Dieses Versprechen hätte schon viel früher eingelöst werden sollen!«

    »Ich wäre früher gekommen, aber einer eurer Delfer hat mich in die falsche Richtung geschickt, als ich nach dem Mädchen und dem Amulett gesucht habe. Dieser Irrweg hat mich sehr viel Zeit gekostet.«

    »Dieser namenlose Skwarmint, der das getan hat, wurde bereits dafür bestraft!«, schrie Gnurflax und sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. Doch dann holte er tief Luft und nickte. Er starrte Ian prüfend an und fragte: »Hast du das Amulett dabei?«

    Ian hob die Hände. »Die Verzögerung hatte ihren Preis. Ich habe die Fährte verloren.«

    Ian merkte augenblicklich, dass das die falsche Antwort gewesen war, und ihm wurde flau im Magen, als der König kreischte: »Dann

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