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Märchenzeit: Das Vorlesebuch für kleine und große Leute
Märchenzeit: Das Vorlesebuch für kleine und große Leute
Märchenzeit: Das Vorlesebuch für kleine und große Leute
eBook351 Seiten4 Stunden

Märchenzeit: Das Vorlesebuch für kleine und große Leute

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Über dieses E-Book

Wenn Kinder und Erwachsene gemütlich beieinandersitzen, dann ist MÄRCHEN-Vorlesezeit! Wer lässt sich nicht gern von Feen und Nixen verzaubern, oder hätte gern magische Kräfte wie Rosabella Palmenretter? Auch Prinzen, Prinzessinnen, die Tier- und Pflanzenwelt kommen in dem Buch nicht zu kurz. Die Geschichten von Anna, Emma, und Jakob erfreuen sich bereits bei vielen Kindern großer Beliebtheit. Das letzte Kapitel ist der Weihnachts- und Winterzeit, mit Geschichten für kleine und große Leute, gewidmet. Wenn Geschichten vorgelesen werden, ist es entspannend. Die Phantasie wird angeregt. Wer braucht da schon Bilder im Buch, wenn im Kopf viel schönere entstehen!
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum16. Nov. 2016
ISBN9783743105751
Märchenzeit: Das Vorlesebuch für kleine und große Leute
Autor

Monika Niessen

Die rheinische Autorin brachte zu ihrem 70. Geburtstag ihren ersten Clementine Weidenbrecher Band heraus. Mittlerweile gibt es auch noch Geschichten vom Lieben und Leben und viele Märchen.

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    Buchvorschau

    Märchenzeit - Monika Niessen

    Inhaltsverzeichnis

    Magische Geschichten

    Prinzessinnen, Prinzen und Grafen

    Von Tieren, Bäumen und Pflanzen

    Allerlei Geschichten

    Anna Geschichten

    Geschichten für KITA Kinder

    Emma Geschichten

    Jakob Geschichten

    Advent, Weihnachts- und Schneegeschichten für kleine Leute

    Weihnachtsgeschichten für große Leute

    Magische Geschichten

    Rosabella Palmenretter und der Schiffsjunge

    „Uff", stöhnte Rosabella und ließ sich in einen Sessel fallen. Sie hatte sich mal wieder in ein junges Mädchen verwandelt und das war anstrengend.

    Rosabella war schon gaaanz lange auf der Welt. Manchmal begegnete sie den Menschen als alte Frau und manchmal eben als junges Mädchen. Einmal hatte sie sich in einen Jungen verwandelt, aber das hatte ihr nicht gefallen. Die Jungs, die sie so kennen gelernt hatte, wollten nur raufen, dass gefiel ihr nicht.

    Rosabella hieß in Wirklichkeit gar nicht Palmenretter und auch nicht Rosabella. Sie nannte sich so, seit sie festgestellt hatte, dass sie magische Kräfte besaß.

    Als sie noch ein kleines Mädchen war, da hatte ihre Großmutter ihr von ihrem Großvater erzählt, der einmal einem Sultan in Mysteristan die Palmen rettete. Der Großvater ihrer Großmutter besaß auch magische Kräfte, die er aber erst entdeckte, als er ein Schiffsjunge war. Sein Schiff war in einen schlimmen Sturm geraten, als es gerade auf dem größten Ozean unterwegs war. Der Kapitän und die ganze Mannschaft hatten sich im Bauch des Schiffes verkrochen und warteten auf den Untergang.

    Es war weit und breit kein Land zu sehen und der Sturm drehte das Schiff im Kreis, dann hob er es hoch und ließ es auf eine Welle fallen. Die nächste Welle überspülte es, aber bevor es untergehen konnte, hatte der Sturm es wieder angehoben. Der Großvater von Rosabella dachte, der Sturm müsse das Schiff doch noch eine Weile weitertragen können, dann landeten sie vielleicht in einer Bucht.

    Er dachte so fest daran, dass er gar nicht überrascht war, als es plötzlich ruhig draußen wurde. Der Kapitän und alle Seeleute schauten nach draußen und tatsächlich, ihr Schiff stand auf einem schönen weißen Sandstrand! Kein Mensch war weit und breit zu sehen, auch kein Haus. Nicht einmal eine Hütte. Ein Seemann kletterte in den Mastkorb, weil er von dort oben weiter schauen konnte.

    In weiter Ferne sah er eine Staubwolke, die immer näher auf sie zukam. Er sah noch einmal mit dem Fernglas hin und entdeckte, dass da viele Reiter kamen. Jetzt waren sie zwar dem Sturm entkommen, aber was, wenn die Reiter ihnen nicht wohl gesonnen waren? Sie kamen von Indien, wo sie Gewürze geladen hatten, ob die Reiter die gebrauchen könnten und dann friedlich blieben? Leider war es nicht so.

    Es waren tausend Soldaten, die dort angeritten kamen und Gewürze hatten sie selbst.

    Sie nahmen alle Seeleute gefangen und transportierten sie zum Hof des Sultans von Mysteristan. Der Sultan wusste nichts mit ihnen anzufangen, darum ließ er sie erst einmal ins Gefängnis sperren. Der Schiffsjunge, Rosabellas Ur-Ur-Großvater, konnte von seiner Zelle durch ein winziges Fenster zwei wunderschöne Palmen sehen. Er sah die Bäume an und dachte: „Ihr müsstet auch so traurig aussehen, wie ich es bin."

    Es dauerte gar nicht lange und die Palmen sahen ganz alt und vertrocknet aus. Der Sultan war erschrocken, dies waren seine Lieblingspalmen, die hatte er als kleiner Junge selbst gepflanzt. Warum sahen sie ausgerechnet jetzt, wo die Fremden da waren, so vertrocknet aus? Ob es da einen Zusammenhang gab? Der Sultan ließ einen weisen Mann rufen und stellte ihm diese Frage. Der weise Mann sagte, wenn die Fremden die Palmen retten könnten, dann solle der Sultan sie ziehen lassen. Mit diesem Rat war der Sultan einverstanden.

    Er ließ alle Seeleute rufen. Sie mussten sich vor den Palmen versammeln wo ihnen ein Übersetzer sagte, sie wären frei und man wolle ihnen helfen ihr Schiff wieder flott zu bekommen, wenn sie die Palmen des Sultans retten könnten. Die Männer waren ratlos, sie wussten nichts von den magischen Kräften ihres Schiffsjungen, den sie bisher kaum beachtet hatten.

    Dieser trat zu den Palmen, streichelte sie und dachte: „Werdet bitte wieder so wunderschön wie Ihr ward, als ich hier ankam. Ich möchte Euch und uns retten."

    Er ging ein paar Mal um die Bäume, streichelte ihren Stamm und dachte ganz fest daran, wie schön sie ausgesehen hatten. Erst war es Mucksmäuschen still um ihn, aber dann brach ein Jubel aus, dass er erschrak. Der Schiffsjunge schaute hoch und sah, dass die Palmen wieder ihre frischen grünen Zweige in den blauen Himmel reckten. Die Seeleute staunten nicht schlecht über die Fähigkeit ihres Schiffsjungen, sie nannten ihn von da an den „Palmenretter".

    Der Sultan ließ sie reich beschenkt zu ihrem Schiff zurückkehren.

    Das machten sie schnell wieder seetüchtig und fuhren so schnell sie konnten in ihre Heimat zurück.

    Rosabella Palmenretter und der Spiegel

    Die Nachbarn von Rosabella glaubten, dass in ihrem kleinen Haus eine Großmutter mit ihrer Enkelin wohnte.

    In ihrer Dachkammer stand ein großer, fast blinder, Spiegel. Wenn Rosabella sich wieder einmal verwandeln wollte, dann stieg sie die Treppe hoch, stellte sich vor diesen Spiegel und sagte ihm was sie vorhatte. Kaum hatte sie ihre Worte ausgesprochen, zeigte der Spiegel sie entsprechend verkleidet. Rosabella brauchte sich dann nur noch anziehen und fertig war sie.

    Das heißt, wenn sie sich in ein junges Mädchen oder eine junge Frau verwandeln wollte, dann war das schon anstrengender. Sie hatte nicht immer genügend modische Kleidung und Zubehör da, das musste sie dann erst besorgen.

    Aber Rosabella verstand es auch sich unsichtbar zu machen. Wenn sie des Nachts einmal nicht schlafen konnte, dann zog sie Stiefel und einen alten Kapuzenmantel an und schon war sie nicht mehr zu sehen. Sie lief dann zum Rhein hinunter, setzte sich dort auf eine Bank und hörte den Nixen zu. Wenn sie unsichtbar war, dann hörte und sah sie Vieles, dass Menschen nie zu sehen bekamen. In einer schönen, warmen Sommernacht saß sie wieder einmal am Rhein, in der Nähe des Rondellchens, als sie die Nixen flüstern hörte. Im Rondellchen saß ein junges Paar, das dort die schöne, warme Sommernacht genoss. Von den Brückentürmen näherte sich ein Mann, von dem die Nixen flüsterten, der führe nichts Gutes im Schilde, der habe dort schon mal Paare überfallen und ausgeraubt. Rosabella dachte sich: „Wenn ich die Nixen höre, dann können die mich vielleicht auch hören, gemeinsam werden wir mit dem Räuber schon fertig werden." Nun war der Räuber aber schon sehr nahe und Rosabella wusste nicht, ob der ihre Stimme nicht auch hören konnte, da wollte sie doch lieber gleich handeln. Er legte sein Rad leise unterhalb des Rondellchens ab und wollte geduckt hochschleichen, da zog Rosabella ihm die Füße weg und er lag auf der Nase. Das junge Paar hatte noch nichts bemerkt.

    Der Räuber wartete einen Moment ab, ob die Beiden auch oben blieben, dann wollte er hoch. In diesem Augenblick schubste Rosabella sein Fahrrad in den Rhein. Die jungen Leute schreckten hoch und liefen weg. Der Räuber sprang seinem Rad hinter her. Nun erfassten ihn die Nixen und tauchten ihn ein paar Mal unter Wasser, dann ließen sie ihn laufen. Sein Fahrrad war verschwunden. „Na, mal sehen ob er jetzt genug hat, oder ob er in der nächsten Nacht wieder hier ist. Das werde ich mir ansehen", dachte Rosabella. Tatsächlich war der Räuber in der nächsten Nacht wieder am Rhein. Er hatte kein Rad mehr, darum schlich er an den Häusern entlang, um zu sehen, ob es dort nicht eins zu stehlen gab. Rosabella lief ihm hinterher. In einer Gasse zog er eine Mülltonne zu einer Mauer und wollte dort drauf steigen um dann über die Mauer zu klettern. Schnell zog Rosabella mit einem Ruck die Mülltonne unter ihm weg, da fiel diese mit Gepolter um und der Räuber lag unter ihr. Das Tor in der Mauer öffnete sich und heraus stürmen zwei Männer mit Besen bewaffnet und droschen auf den Räuber ein, bis die Besen kaputt waren. Rosabella stand starr vor Schreck!

    Einer der Männer rief: „Endlich haben wir Dich! Das wird Dir eine Lehre sein, Du stiehlst hier nichts mehr!"

    Der Räuber humpelte davon und wurde nicht mehr gesehen. Aber da war Rosabella bereits zurück in ihrem Haus und machte es sich mit einer Tasse Kaffee auf der Bank beim Rosenstock gemütlich.

    Rosabella Palmenretter und ihr Haus

    Seit unendlich vielen Jahren lebten die Palmenretters in der kleinen Stadt am Rhein. Da wohnten sie immer mittendrin.

    Weil sie sich aber seit dem Großvater der Großmutter von Rosabella, durch ihre magischen Kräfte verwandeln konnten, hätten die Menschen gar nicht sagen können, wer Rosabella in Wirklichkeit ist. Sie verwendete ihre Zauberkräfte nicht um Menschen zu schaden. Nur manchmal, wenn ihre Nachbarin wieder einmal den ganzen Tag zeterte, dann ließ sie ihre Stimme heiser werden, bis sie sich beruhigt hatte. Aber das war auch zum Besten der Nachbarin, so beruhigte sie sich schneller.

    Auf der anderen Seite ihres Hauses hatte Rosabella Nachbarn, die sich einen kleinen Hund zu gelegt hatten und ihn den ganzen Tag allein ließen. Der kleine Hund jaulte herzzerreißend, vor lauter Angst. Schnell verwandelte sich Rosabella in die Nachbarin und öffnete die Tür, der kleine Hund überschlug sich fast vor Freude, als er sie sah. Dann machten die Beiden einen langen Spaziergang, von dem der Hund so müde wurde, dass er in seinem Körbchen einschlief. Rosabella konnte gerade noch verschwinden, als die Nachbarin von der Arbeit nach Hause kam.

    Hinter Rosabellas kleinem Haus war ein noch kleinerer Hof. In diesem Hof hatten nur eine Bank und ein großer Rosenstock Platz. Dieser Rosenstock war schon sehr alt. Er blühte in jedem Jahr wunderschön mit vielen rosa Blüten. Nach ihm benannte sie sich. Rosabella bedeutet: Rosa und schön.

    Das kleine Haus hatte unten einen kleinen Flur, eine große Küche und ein kleines Schlafzimmer mit einem Bad. In dem kleinen Flur führte eine schöne, alte Holztreppe nach oben. Dort unter dem Dach gab es eine Abstellkammer in der Rosabella alles aufhob, was ihr wichtig war. Es gab dort alte Bücher und Kleidung, aber auch einen alten Koffer und einen fast blinden Spiegel. Ein weiterer Raum war Rosabellas Gästezimmer mit einem kleinen Bad. Sie lud gern Gäste zu sich ein. Es hatte sich bei jungen Leuten in aller Welt herumgesprochen, dass sie gern Menschen für einige Nächte bei sich wohnen ließ, wenn diese ihr von ihren Reisen erzählten. So hatte Rosabella schon sehr viele Geschichten gehört und auch viel mit den jungen Leuten erlebt.

    Eine junge Frau besuchte sie und bat um ein Quartier für eine Nacht. Sie fragte, ob sie rauchen dürfe, was Rosabella verneinte. Ihr kleines altes Haus war innen ganz aus Holz, da würde es schnell brennen, erklärte sie der jungen Frau. Diese versprach nicht zu rauchen und begab sich nach oben. Rosabella lag kaum in ihrem Bett, als der Rauchmelder im Gästezimmer los lärmte. Schnell verwandelte sie sich in eine junge Frau und stürmte mit einem Schaumlöscher die Treppe hoch. Sie sprühte und sprühte, die junge Frau war nun wie gefesselt. Rosabella achtete darauf, dass sie noch genügend Luft bekam, dann sagte sie ihr „Gute Nacht" und ging zu Bett.

    Am anderen Morgen war der Schaum nicht mehr zu sehen. Die junge Frau hatte sich klammheimlich davongeschlichen. Es hatten sich ihr alle Türen von selbst geöffnet. Rosabella sagte: „Häuschen, das hast Du gut gemacht."

    Ein paar Tage vergingen, da erhielt Rosabella einen Anruf von einem jungen Mann, der ihre Adresse und Telefonnummer von einem anderen jungen Mann erhalten hatte, der schon öfter bei Rosabella übernachtete und ihr von sämtlichen Reisen regelmäßig Karten schrieb. Jetzt hatte sie schon länger keine mehr erhalten, darum freute sie sich zu hören, dass es ihm gut ginge und er schon lange nicht mehr verreist war. Die Stimme des jungen Mannes am Telefon gefiel ihr nicht, aber sie beschloss ihn trotzdem zu beherbergen. Eine Stunde hatte sie ja noch Zeit, da konnte sie sich überlegen, was zu tun war. Sie betrat das Gästezimmer, streichelte über das Bett, dann über die Tür und schließlich über ihre schöne alte Holztreppe. In der Küche richtete sie alles so her, dass es zwar sauber, aber ärmlich aussah. Dann betrat sie den kleinen Hof, streichelte über die Bank und redete mit ihrem Rosenstock. Es klingelte, da stand ein schöner junger Mann vor der Tür. Rosabella erkannte ihn gleich an der Stimme. Sie führte ihn zunächst in ihre Küche und bot ihm ein Glas Wasser an. Der junge Mann schaute sich sehr genau um. Rosabella präsentierte sich ihm als altes Mütterchen, das kaum noch die Füße anheben konnte. Da es schon spät war und der junge Mann vorgab müde zu sein, führte Rosabella ihn zur Treppe und sagte: „Hier müssen Sie hochgehen, es ist alles für Sie oben gerichtet. Mir ist es zu mühselig die Treppe noch einmal hoch zu steigen. Sie werden auch ohne mich alles finden was sie benötigen."Der junge Mann dankte höflich und stieg die Treppe hoch.

    Rosabella ging zu Bett. Es dauerte nicht lange, da hörte sie das Bett oben entsetzlich quietschen und die Tür scharren. Bis Rosabella im Flur war, gab es ein Getöse und der junge Mann lag vor ihren Füßen. Er war die Treppe hinuntergefallen. „Ich wollte kein Licht machen und habe mich in der Tür geirrt, so entschuldigte er sich. „Dann wollen wir hoffen, dass Sie sich nicht noch einmal in der Tür irren, das könnte noch schlimmer ausgehen, sagte Rosabella mit drohendem Ton. Als der junge Mann wieder oben war, begab sie sich wieder zu Bett.

    Rosabella schlief sehr schnell ein und hatte eine ruhige Nacht. Am anderen Morgen betrat sie ihren Hof um ihren Rosenstock zu gießen. Was musste sie da sehen!? Der junge Mann lag in den Rosen und konnte sich nicht befreien. Die Rose hielt ihn fest und hatte ihn überall zerkratzt. Er sah aus, als wären einige Katzen über ihn hergefallen. Weil er nicht noch einmal die Treppe runterfallen wollte, war er aus dem Fenster geklettert. Das Häuschen war nicht sehr hoch und unter dem Fenster war die Hoftür, die zur Küche führte. Der junge Mann sprang und landete in der Rose, eigentlich war es ein Rosenstock, aber mittlerweile war sie zur Hecke geworden, aus der er nicht herauskam. Den größten Teil der Nacht hatte er so verbracht. Erst als Rosabella herantrat, gab die Rose ihn frei. Die Sache war dem jungen Mann nicht geheuer, er rannte so schnell er konnte die Treppe hoch, packte seine Sachen und verschwand. Rosabella erhielt ein paar Tage später eine Karte des jungen Mannes, der schon oft bei ihr gewohnt hatte, er schrieb ihr, seine letzte Karte sei ihm gestohlen worden, bevor er sie einwerfen konnte. Der Kartendieb war jener junge Mann, der einige Tage zuvor in ihrer Rosenhecke übernachtet hatte.

    So ein Gauner, aber es war besser er wohnte bei ihr, als bei anderen Menschen, die sich nicht so gut zu wehren verstanden.

    Rosabella war wieder einmal sehr stolz auf ihr kleines Haus und versprach ihm: „Menschen deren Stimme mir missfällt müssen nächstens draußen bleiben".

    Rosabella Palmenretter verreist

    An einem nasskalten Tag sehnte Rosabella sich nach Sonne. Sie schaute aus dem Fenster, sah den Nieselregen, der die Blätter ihrer kleinen Rosenhecke im Hof glänzen ließ und beschloss zu verreisen.

    Schnell stieg sie die Treppe zu ihrer Dachkammer empor, öffnete den alten Koffer, der dort in einer Ecke stand und entnahm ihm ein Album mit Postkarten aus aller Welt. Diese Karten hatten ihr junge Leute geschickt, die sie immer wieder mal in ihrem kleinen Haus beherbergte. Sie schlug das Album auf und ihr Blick fiel auf eine Ansicht eines prächtigen Palastes der sich in einem See spiegelte. Da wollte sie hin!

    Sie trat vor ihren Spiegel und sagte: „Ich möchte nach Indien reisen und diesen schönen Palast sehen." Prompt zeigte der Spiegel sie in einem schönen Sari, der Kleidung indischer Frauen. Rosabella hatte sehr viel Mühe beim Anlegen des Saris, aber schließlich hatte sie es geschafft und stand neben einer Palme im Innenhof des Palastes. Eine Frau, die ebenfalls einen Sari und sehr viel Schmuck trug, nahm sie bei der Hand und führte sie durch den Palast. Er war so prächtig anzusehen mit dem vielen Gold und den Edelsteinen, die die Wände und Sitzgruppen zierten, dass sie ganz erschöpft war, als sie endlich in ihrem Gästezimmer ankam. Dort wartete bereits ein Bad auf sie, das nach Blüten duftete. Nach dem Baden wurde sie von der Frau in einen frischen Sari gekleidet und in einen Speisesaal geleitet. Es roch nach Speisen und Gewürzen, wie Rosabella sie bisher noch nicht kannte. Sie probierte von allen Speisen nur ein klein wenig und war bald so satt, dass sie es genoss, von der Frau zu einem Boot begleitet zu werden. Es dämmerte bereits, als Rosabella das Boot bestieg. Der Mond stand als großer Ball am Himmel und rings um den See leuchteten Fackeln. War das eine schöne Bootsfahrt in dieser warmen Sommernacht!

    Am nächsten Tag musste Rosabella einen Elefanten besteigen. Das war gar nicht so einfach, der Elefant legte sich zwar hin, aber trotzdem benötigte sie eine Leiter. Auf dem Elefanten saß sie in einem weichen Sessel mit einem Baldachin darüber. Dann ging es los in den indischen Wald, der dort Dschungel heißt. In ihrem weichen Sessel schaukelte Rosabella sanft hin her, das machte sie ein wenig schläfrig. Mitten im Dschungel war ein kleiner Teich, dort machten sie halt. Der Elefant tauchte den Rüssel ins Wasser und trank. Gegenüber tauchte ein riesiger Tiger auf. Der Elefant prustete und trompetete sehr laut, da erschrak der Tiger und verschwand so schnell wie er gekommen war. Einige Hirsche, die in ihrer Nähe tranken, erschraken zwar auch, aber sie hatten keine Angst vor dem Elefanten, der ja ihren schlimmsten Feind mit seinem Lärm vertrieben hatte. Auch dieser Tag war schnell vorbei. Rosabella bedauerte, dass sie ihrem Spiegel nicht gesagt hatte, sie wolle auch die Sprache der Menschen verstehen, so blieb es immer bei Gesten und Zeichensprache. Aber auch so hatte sie viel erlebt und manches Neue gesehen. Am Abend dieses Tages zogen dicke dunkle Wolken auf. Rosabella verstand, dass nun die Regenzeit über das Land zog. „Regen hatte ich zu Hause auch, da möchte ich doch lieber wieder zurück in mein gemütliches Häuschen, dachte sie. Ein paar Minuten später saß sie wieder in ihrer Dachkammer. Schnell legte sie den Sari ab und schlüpfte in ein warmes, langes Wollkleid. Dann lief sie die Treppe hinab und schaute im Hof nach Ihren Rosen. Eine schöne Herbstsonne schien in ihren Hof und ihre Rosenhecke drehte ihre Blüten zu ihr hin, als wollte sie sagen: „Schau mal wie schön es hier ist.

    „Ach, sagte Rosabella zu ihrer Rose: „Es war sehr interessant in Indien, aber am Schönsten ist es doch zu Hause.

    Rosabella Palmenretter und Florentine

    Rosabella öffnete ihren Briefkasten und entnahm ihm einen Brief. Sie öffnete ihn und schaute sich einige Fotos an, die diesem Brief beigefügt waren. Die Absenderin des Briefes wohnte vor ein paar Jahren für mehrere Wochen bei ihr. Es war eine nette junge Frau. Als sie wieder abreiste, empfand Rosabella ihr Haus zum ersten Mal als zu still. Nun freute sie sich zu lesen, dass es der jungen Frau gut ging und sie eine nette Freundin hatte, die auf den Fotos zu sehen war. In dem Brief bat die Schreiberin Rosabella, Florentine, so hieß die Freundin, für einige Zeit zu beherbergen. Das wollte Rosabella gern. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und beantwortete den Brief.

    Eine Woche später, an einem nasskalten Tag, klingelte es an ihrer Tür. Sie öffnete und sah Florentine. In diesem Augenblick brach die Sonne durch die Wolken und tauchte Florentine in goldenes Licht. Sie begrüßte Rosabella mit einer so angenehmen Stimme, dass es Rosabella vorkam, als sei es viel wärmer. Ihr Häuschen, von dem sie vorher dachte, es müsse einmal neu gestrichen werden, erstrahlte. Bei jedem Schritt, den Florentine im Häuschen tat, glänzte es mehr. Rosabella war wie verzaubert, dass hatte sie ja noch nie erlebt! Es gab viele junge Leute, die sie im Laufe der Zeit beherbergt hatte und die meisten waren nett, aber eine Person wie Florentine war noch nicht dabei. Sie zeigte ihr auch ihren kleinen Hof mit dem Rosenstock. Selbst der stand plötzlich in voller Blüte, obwohl es für ihn noch viel zu früh im Jahr war. Florentine war begeistert von Rosabellas Häuschen und dem Rosenstock. Sie streichelte ganz sanft über die Blätter und schnupperte an den Blüten. „Liebevoll", mit diesem Wort war Florentine am besten zu beschreiben. Aber was führte dieses besondere Menschenkind zu Rosabella?

    Florentine war als Waisenkind bei einem Onkel aufgewachsen, der sie unbedingt vor ihrer Volljährigkeit in zwei Monaten mit einem Mann verheiraten wollte, den Florentine nicht einmal kannte. Er wäre sehr reich, da habe Florentine für ihr Leben ausgesorgt, so sagte der Onkel und er meinte es gut mit ihr. „Gut meinen ist nicht immer gut", sagte Rosabella, als Florentine ihr davon erzählte. Ihre Freundin Lisa, die Briefschreiberin, hatte die Idee, dass Florentine sich bis zu ihrer Volljährigkeit bei Rosabella verstecken könnte. Der Onkel mache sich doch bestimmt Sorgen, meinte Rosabella.

    Florentine wollte ihm keine Sorgen bereiten, darum hatte sie ihm einen Brief hinterlassen, in dem sie schrieb, warum sie verreist war, aber nicht wohin. Ihr Mobiltelefon ließ sie zu Hause, damit er sie nicht finden sollte. „Du kannst gern bei mir wohnen", sagte Rosabella.

    Zur Schule ging Florentine nicht mehr, sie nahm ihr Abschlusszeugnis aus dem Koffer und zeigte es Rosabella. Einen Beruf hatte sie noch nicht erlernt. Es zeigte sich aber, dass sie sehr gut kochen, backen und malen konnte. An einem Tag saß sie am Fenster und malte den Hof mit dem Rosenstock. Als sie das fertige Bild Rosabella schenkte, da wusste diese, welchen Beruf Florentine ergreifen sollte.

    Rosabella kannte einen alten Meister, der auch Schüler aufnahm. Sie stellte Florentine dem Meister Ocker, so hieß der Maler, vor. Als er Florentines Rosenbild sah, überlegte er nicht lange, gab Florentine die Hand und sagte: „Willkommen, neue Schülerin".

    Florentine

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