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Projekt Null: Mit null Religion zum Weltfrieden - von Religionsethik zu säkularer autonomer Ethik
Projekt Null: Mit null Religion zum Weltfrieden - von Religionsethik zu säkularer autonomer Ethik
Projekt Null: Mit null Religion zum Weltfrieden - von Religionsethik zu säkularer autonomer Ethik
eBook353 Seiten4 Stunden

Projekt Null: Mit null Religion zum Weltfrieden - von Religionsethik zu säkularer autonomer Ethik

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Über dieses E-Book

Führt die Suche nach einer globalen Ethik zum Ziel Weltfrieden? In einer Bestandsaufnahme aktueller Gesellschaft, ihrer jeweiligen religiösen Ethikkonzepte und Weltbilder wird das allen Religionen und ihren Heiligen Schriften innewohnende Gewaltpotential offengelegt. Am Beispiel christischer Religionen, besonders des Katholizismus, treten die inhärenten Friedenshemmnisse deistischer Ethik deutlich hervor. Suche nach Alternativen führt konsequent zu einem System globaler säkularer, auf Weltfrieden gerichteten ethischen Gesamtkonzeption. Frieden ist möglich! - Teja Bernardy, Jahrgang 1945, widmet sich nach einem erfüllten Berufsleben seit 2008 ausschließlich dem Schreiben. Einen Schwerpunkt seiner publizistischen Tätigkeit bilden gesellschaftliche Um- und Zustände der Gegenwart in der Gewißheit, diese in einer demokratisch verfaßten Gesellschaft abbilden zu dürfen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum28. Sept. 2016
ISBN9783960087526
Projekt Null: Mit null Religion zum Weltfrieden - von Religionsethik zu säkularer autonomer Ethik

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    Buchvorschau

    Projekt Null - Teja Bernardy

    Teja Bernardy

    PROJEKT NULL

    Mit null Religion zum Weltfrieden

    Von Religionsethik

    zu säkularer

    autonomer Ethik

    Engelsdorfer Verlag

    Leipzig

    2016

    Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

    detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

    Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor

    Titelfoto: Friedenstaube © artfocus

    Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

    www.engelsdorfer-verlag.de

    INHALT

    Cover

    Titel

    Impressum

    Vorwarnung

    Ex und hopp

    Herr von Paradies mit Gattin

    GOTT ist die Krise

    Zwei auf einem Pferd bei einer Keilerei

    Theo-log(e), lügt, gelogen

    Wahrscheinlich gar nicht wahrscheinlich

    Mit tödlicher Sicherheit

    Flüssiger als flüssig

    Der Geist, der stets das Gute will und doch nur Böses schafft

    Willensakt Glaube

    So leget nun ab alle Bosheit und Heuchelei

    Träum den unmöglichen Traum

    Und mit solchen Dingen verbringen wir unser Leben. Und droben auf Wolken sitzen die Unsterblichen und lachen über uns.

    (William Shakespeare)

    VORWARNUNG

    Theologie, ernsthaft betrieben, kann durchaus ernsthafte Wissenschaft sein, wahre und wahrhaftige Aussagen zu den unterschiedlichsten Religionen treffen. Religionen, wahrhaft am Menschen orientiert, sind eine zu ernsthafte Sache, als daß sie ausgerechnet ausschließlich bekennenden, praktizierenden Theologen vorbehalten bleiben dürften. Glaube, aufrichtig praktiziert, verdient, Theologen, Historiker und Wissenschaftler berichten ernsthaft, wahrhaft und aufrichtig die Ergebnisse ihrer Forschung, machen ihre Erkenntnisse seriös und ohne religiöse Nebenabsichten publik. Erst aber wenn Theologen den ihr Wissensgebiet betreffenden wissenschaftlichen Erkenntnissen die notwendigen Konsequenzen folgen lassen, gewinnen die jeweiligen Religionen echte Glaubwürdigkeit.

    Statt dessen ist zu beobachten, daß und wie einzelne Glaubensbekenntnisse im Verrat an und in ihrem Auftrag unter Verleugnung historischer Faktizität und wissenschaftlicher Erkenntnisse unter Umgehung von Logik und kritischer Vernunft ihre institutionale Glaubenssachwaltung rechtfertigen, ihre Anhänger in Zweifel stürzen, dem Zweifel überlassen, mit Anspruch auf Glaubensgehorsam zum generellen Störfaktor des Friedens innerhalb der Weltgemeinschaft avancieren, sofern sie es durch ihr Glaubensinstitut selbst nicht schon immer waren.

    Berühmt berüchtigtes Beispiel für die soeben getroffene Feststellung ist das Christentum, speziell der mit aggressivem Alleinvertretungsanspruch agierende Katholizismus römischer Prägung. Angetreten als Religion der Armut und Bescheidenheit, der Güte, der Gnade, der Feindesliebe, des Friedens, durchzieht das katholische Rom seit 2000 Jahren die Blutspur weltlicher Macht und krimineller Machenschaften. Offenbar gehört zur Festigung und Stärkung einer zentralen römischen Kurie unabdingbar Irreführung hin zum katholischen Christentum. Eine der paulinischen Errungenschaften.

    Im nachfolgenden Text wird der Frage nachzugehen sein, ob Irrtume, Fehler, Lügen des Christenglaubens heilbar sind, ob Verzicht auf dieselben über die von Christenheit für sich reklamierten Evangelien hinaus gangbarer Weg hin zur behaupteten originären jesuanischen Botschaft, hin zum Frieden sein kann, vorausgesetzt, eine solche persönliche Botschaft ist über bloße Annahme hinaus verifizierbar.

    Wie aber mag und kann ein Chronist, hervorgegangen aus einem im Exorzismus des Taufrituals unfreiwillig empfangenen, übergestülpten katholischen Christentum, letzterem nach Erstkommunion und Firmung dennoch recht zeitig entschlüpft, entkommen und doch eingefangen, eingebettet – embedded! – in den schrillen Kanon westlicher, angeblich auf einen im Off agierenden vorgeblichen Gott gründenden Werte, wie kann ein solcher Chronist innerhalb der Vielheit der Bekenntnisse einer Weltbevölkerung von mehr als sieben Milliarden Menschen zu einer objektiven Synopsis religionsfreier, von Religion befreiter Ethik gelangen, ohne an diese Aufgabe mit seinen vorgefaßten Meinungen heranzugehen, welche seinem Wesen und den Bezirken seiner persönlichen Erfahrungen entspringen? Wird darin nicht Scheitern zum Programm, provoziert Scheiterhaufen? Ist nicht das ausgerechnet der Weg, welcher als erste Wegmarken notwendig diejenigen Postulate gesetzt bekommt, welche glaubensnotwendig sind? Was Theologen recht ist, geziemt sich nicht für einen, wie sie es nennen, Laien! Andererseits ist der Laie frei, befreit von den durch Theologen zu Gunsten eines/ihres Glaubens gesetzten Beschränkungen, frei von in Gehorsamspflicht abgesoffenem Gebrauch der Vernunft, frei von allen religionslastigen Einschränkungen kritischer Rationalität.

    In den Kulturkreis des Christentums und an solches gebundene westliche Werte hineingestellt, darin vom ersten Atemzug eingebunden sein, mit ihm aufwachsen, ihm verbunden sein – müssen? –, prägt das Wesen Mensch und dessen entscheidenden Denkmuster, verwebt Phrasierung aus Kategorien der überkommenen Religion in tagesaktuelles Formulieren, ist nur schwerlich von eigenen Glaubenserfahrungen zu trennen. Noch die gewissenhaftesten Theologen finden sich nur zu oft in der Falle wieder, das eine oder andere Zitat der beigezogenen sogenannten Heiligen Schriften und Wortquellen als unecht zu verwerfen, nur um es anschließend um so inniger in ihrer Argumentation als zutreffend oder gar geoffenbartes Gotteswort zu verwerten, in Glaubensgrundsatz, in Dogma zu überführen. Auch der nachstehend niederzulegende Text wird sich solchen Mechanismen und Gewohnheitsautomatismen nicht immer völlig entziehen können, nicht mehr an Klugheit „subjektiver Objektivität" aufzubieten haben, als ein gewisser Voltaire vor 250 Jahren.

    Um so sorgfältiger wird die redaktionelle Arbeit ausfallen müssen. Aus Gründen besserer Lesbarkeit und zum leichteren Verständnis wird im fortlaufenden Text auf einen wissenschaftlichen Apparat mit Rand- und Fußnoten sowie ergänzendem Zitatenanhang verzichtet, ist es doch nach 2000 Jahren Interpretation am und im Christenglauben inzwischen Sitte bis Unsitte, den Leser mit mindestens rund 100 Standardwerken und 600 bis 800 zu zitierenden Werken zu traktieren, ihm 100 und mehr Seiten Anmerkungen und Hinweise zuzumuten. So wird hier keine wissenschaftlich theologische Abhandlung folgen, sondern gewisse Aspekte des Glaubens und ihres geglaubten Gegenteils werden lediglich ‘populärwissenschaftliche’ Revue passieren. Angesichts der ‘unglaublichen’ Glaubenszumutungen wird hingegen auf eine gewisse Polemik, welche durchaus treffen, keineswegs aber verletzen soll, nicht verzichtet. Überhaupt sollen mit gegenständlicher Schrift keinesfalls die religiösen Gefühle Glaubender verletzt werden, welcher Religion auch immer. Zum Teil trauriger Ernst ungeheuerlicher Glaubenszumutungen mag andererseits entschuldigen, daß ihnen gelegentlich Satire mit gutmütigem Augenzwinkern widerfährt. Auch mit dieser Möglichkeit muß das moderne Christentum von vorneherein und immer rechnen, wie eben die beiden anderen monotheistisch prophetischen Religionen und Religion allgemein auch.

    Solange die Beantwortung der Frage nach Gott Theologen überlassen bleibt, welche Gläubige, womöglich gar Priester sind, wird Gott nie die Wahrheit über sich erfahren.

    EX UND HOPP

    Vorausgesetzt, Gott existiert, wetten, daß Sippenhaft dann seine Erfindung ist? Sie muß es einfach sein! Mit allem Pi Pa Po: internationaler Gebrauchsmusterschutz, Urheberrecht, Patentrecht, Unrecht. Heute, nach in mehrtausendjähriger ungewisser Vergangenheit zurückliegendem Vergehen einer Frau und ihres Lebensgefährten, trifft nach Christenselbstverständnis Jahwes Sippenhaft mehr als sieben Milliarden Menschen. Aus jenen Zeiten, als Schlangen noch sprechen konnten, verkaufen Theologen als Vertreter jener drei israelitischen, monotheistischen, prophetischen Religionsauffassungen der Glaubens- und Restwelt einen angebissenen Apfel als einen aus aller Vergangenheit in alle Zukunft fortwirkenden und für alle jemals noch kommenden Menschengenerationen mit unendlicher Strafe belegten Sündenfall, Vergehen gegen einen gerechten(!) Gott. Und der Ruf der Schlangen ist sowieso für immer im Eimer!

    Halt, Juden und Muslime wissen mehr von Gott, Adonai, Herr Zebaoth, Jahwe, Allah, denkt der Christ. Angeblich trauen sie diesem Gottwesen solche nachtragende Hinterhältigkeit bis in Sippenhaft nicht zu, oder sich den Glauben daran nicht. Warum aber gleich ihren Ahnen alle Menschheit aus dem Paradies vertrieben ist, wie sie sagen, seit mindestens 5777 Jahren bis heute ferngehalten wird, dazu hatten auch Juden und Muslime noch keine Gelegenheit, ihren gerechten, gütigen, gnädigen, allmächtigen, allwissenden, allgegenwärtigen Gott, Adonai, Herr Zebaoth, Jahwe, Allah zu fragen, bleiben so auch seine und ihre Antworten aus. Was Theologen der Christen ihren Gläubigen zumuten, sind nichts als Glaubenszumutungen, welche einem Gott, so er denn sei und dann auch noch gerecht, zu unrecht zugemutet werden. Was bleibt davon dem Menschen? Angst! Ist das christlich?

    Bange machen gilt nicht. Bange machen ist unchristlich! Ist tatsächlich ein Körnchen Wahrheit enthalten in dem Genesis/Schöpfungsgeschichte genannten Bericht der Bibel, ist dieses merkwürdige Wesen Mensch eines, welches vernunftbegabt ist oder sein sollte. „Gottes Ebenbild" und Angst? Vor wem oder was fürchtet sich dann der Allmächtige?

    Na ja, vielleicht wäre Angst vor diesen in God we trust Atom- und Wasserstoffbomben produzierenden, chemische und biologische Waffen züchtenden Gespenstern der Gattung Homo sapiens nicht gänzlich unbegründet, nicht einmal für Gott. Im Zweifelsfalle geht Gottes Schöpfung durch seine Geschöpfe zum Teufel, nur ein anderes seiner Geschöpfe. Das hat er nun davon, von seiner Rachsucht. Nein, nicht der Teufel, Gott natürlich, obwohl er doch für Theologen so unfaßbar übernatürlich, gerecht, gnädig und barmherzig ist, daß sie es natürlich nicht fassen, nicht sagen können. Schweigen über das, was sie nicht sagen können, mögen Theologen natürlich auch nicht. Zumindest bei dem, wovon auch sie nichts verstehen, nichts wissen können, wollen sie mitreden, das letzte Wort haben, es vom Anfang wegnehmen, wo es war.

    Angebissene Äpfel als Zeichen für Produkte der Informationstechnologie sind gerade en vogue. Ein einziger angebissener Apfel auf immer Menschheitsverderber, Informationsträger ewiger Verdammnis? Da ist der Wurm drin, bis ganz oben auf die Tiara! Aus dem Lapsus Adami, dem Fehler Adams, seiner zweiten Frau Eva zu liebe auch in den sauren Apfel gebissen zu haben, machen Christen das, was sogar Juden und Muslimen sauer aufstößt: peccatum originale, die Erbsünde, ewige Verdammnis, die Hölle auf Erden und darüber hinaus. Mein Gott, August, mußte das wirklich sein? War das nötig?

    Allerdings ist der Gedanke einer grundsätzlich gegenüber Gott mit Sünde belasteten Menschheit ursprünglicher Glaubensinhalt israeltisch-jüdischer Religion und des Zoroastrismus. Auch wenn noch nicht entschieden ist, welcher der angebissenen Äpfel der Menschheit letztendlich mehr schadet, Apple ist schließlich Apfel, Adams Apfel hat seit nunmehr zweitausend Jahren wesentlich mehr auf dem Kerbholz, als nur eine virtuelle Sünde für alle aus dem verpfuschten Apfelmahl. Als Zeichen weltlicher Macht krönt die nun Reichsapfel beschimpfte Frucht des Sündenfalls die Tiara, Krone des Papstes, steht für all das sündige Unheil, welches Päpste anzurichten verstehen. Theologen einer sogenannten Christenheit schaffen es dann noch locker, für alle aus libidinöser Zeugung hervorgegangenen Nachfahren Adams und Evas alle von Gott geschaffene Libido samt Sexualität für sein „Seid fruchtbar und mehret euch" als Satanswerk zu verteufeln, zu verleumden, der Erbsünde erst den richtigen Kick zu geben. Nach aller Schöpfung ein verspäteter Senkrechtstarter. Vor allem ein übler Schimpf für den Allmächtigen!

    Nur Lilith, jener Reklamationsfall aus Gottes Kollektion, ist fein raus. Zu der verhängnisvollen Apfelparty hatte die Schlange sie ohne langes Winden erst gar nicht gebeten. Sie wird schon gewußt haben, warum nicht. Adam hatte seine durch Gott rechtskräftig von ihm Geschiedene nicht nur nicht eingeladen, sondern seine Ex noch während der Gewährleistungsfrist vor Ablauf der Garantie an Gott zurückgegeben, da wegen fehlenden Gehorsams nicht zum bestimmungsgemäßen Gebrauch geeignet. Ex und hopp! Und Eva? Warum hätte sie ausgerechnet ihre Rivalin, ihre Vorgängerin einladen sollen? Ein (1) Apfel zu dritt? Und wer macht hinterher den Abwasch? Ziemlich schnippisch und … klug soll sie ja auch gewesen sein, Adams Ex, Fräulein Lilith.

    Frisch geschieden und unter der Prämisse ehelicher Treue für Adam, was für Eva selbstredend gar nicht erst gilt, bleiben für Fräulein Lilith sexuelle Freuden tabu, bleibt sie Fräulein, ist der Überlieferung nach offensichtlich die erste zölibatäre Frau, das erste Menschenwesen überhaupt, welches zur Asexualität mangels Partner und Gelegenheit gelöbnisfrei verurteilt, verdammt wird, einfach nicht mehr erwähnenswert, obwohl sie mit der Schlange kein Wort geredet hat, soweit sich das aus den fehlenden Bild- und Tonaufzeichnungen und zahlreichen sehr ungenügenden, nur äußerst mangelhaft abgeschriebenen schriftlichen Aufzeichnungen rekonstruieren läßt.

    Fügt ein gewissenhafter Chronist die Mythen des Pentateuch mit den alten Mythen der Hebräer und Mesopotamiens zusammen, beobachtet dabei die Auffassung vom Wort Gottes in der Torah, hat für die Dame Lilith diese mehr oder weniger verordnete Lebensweise allerdings recht wundersame Folgen. Während Adam und Eva wegen ihrer Dummheit sich anziehen und aus dem Paradies ausziehen müssen, widerfährt Fräulein Lilith Verbannung wegen Klugheit und wegen ihres Freiheitsdrangs, erfährt niemand etwas über ihre Bekleidungsgewohnheiten und modischen Einfälle. Auf sehr törichte Weise, durch einen Fluch soll ihr Freiheitsdrang gebändigt werden, wird ihr alle Emanzipation ausgetrieben. Durch den meschuggenen Fluch wird sie gezwungen, immer wieder Kinder zu zeugen. Adam kommt für dieses Geschäft bekanntlich schon vorher und jetzt erst recht nicht in Frage. Männer sind Mangelware, frei nach Gottlob Frege in der Menge Null. Ohne ihm zu nahe treten zu wollen, Jahwe, sofern er Manns genug ist, hat sich also mit dem Fluch wohl selbst reingelegt. Für solche Fälle hält er sich dann ja immer noch den heiligen Geist, behaupten Theologen zumindest am Beispiel Marias. So empfangene Leibesfrucht hat aber offenbar keine besonders hohe Lebenserwartung, aber ein frühzeitiges Verfallsdatum.

    Einerseits kennt also zumindest der heilige Geist ihren Verbannungsort, andererseits muß Lilith die jungfräulich gezeugten ‘geistlichen’ Nachkommen immer wieder töten. Wie das mit dem Verstand des lieben Gottes ist, schlicht Jahwe genannt, weiß natürlich niemand, läßt sich nicht einmal vermuten. Von Vernunft kann da selbstverständlich absolut keine Rede sein. Der Fluch selbst und der daran gebundene Plan samt Ausführung sind zweifelsohne teuflisch, und das ist noch untertrieben. Wer, außer Jahwe, kommt nur auf solche höllischen Ideen? Na ja, wenn schon die Hölle seine Idee ist …

    Jedenfalls haben seither wegen eines einzigen angebissenen Apfels nach Auffassung der Theologen der Christen alle Menschen – außer Fräulein Lilith natürlich! – den ererbten Sündenmakel an der Hinterbacke, und nur Christen mit Biß wissen, wie man den bis dahin mindestens 3777 Jahre alten Fleck wieder los wird, abwäscht. Aber das ist eine ganz andere Geschichte ohne chemische Reinigung, ohne Clementine und Ariel. Irgendwie geht sie mit dem Teufel zu, wissen Theologen der Christen und ihre dafür extra ausgebildeten Exorzisten, in medizinischen und psychologischen Wissenschaften geschult, Theologen mit Biß, quasi auf neuestem Stand der hexenbesenrein Technologie aus dem Kompetenzzentrum Rom, designed by Ratzinger.

    Ob Adam und Eva das Paradies nach dem Sündenfall besenrein verlassen haben, überliefern die alten Berichte nicht. Wäre ja auch noch schöner, angesichts einer biblischen Geschichte, die zu schön ist, um wahr zu sein! Zusammenpassen will davon eigentlich nichts: Wie kleine, altkluge Kita-Besucher mit Knete hantieren, Männchen formen, so bastelt der Allmächtige einen Lehmling, bläst ihm Atem ein, und schon lebt die Figur, bekommt, der Teufel weiß woher, eine gewisse Lilith zur Frau, welche dem Adam genannten Lehmling nicht taugt, weshalb solch Weib postwendend entsorgt wird. Niemand weiß wohin. Und überhaupt: Rest- oder Sondermüll?

    Im Tiefschlaf Marke Holzhammer verliert Adam entgegen anatomischer und physiologischer Grundlast „unblutig" ein Rippenpaar, aus welchem Gott eine andere Figur schnitzt. Ihren anatomischen Eigenschaften nach bloß ein Weib. Auch sie ihm, Gott, durchaus ähnlich, ganz nach seinem Bilde eben, nicht wahr? Wozu der Allmächtige diesen Schöpfungsweg wählt, obwohl ihm doch zumindest für Lilith offensichtlich noch ganz andere Hilfsmittel zur Verfügung stehen, die Frau vom ersten Augenblick an ziemlich komplett ist, sogar Verstand hat, verschweigt ein gewisser Moses, seines Zeichens Prophet, vorgeblich Autor des Pentateuch, der fünf Bücher Mose, in fünf Blechbehältern aufbewahrte, konservierte, gewaltige Schriftrollen, nach jüdischer Sprechweise Torah = Gesetz genannt. In diesem Pentateuch läßt sich noch mehr erfahren von solch unglaublichem Zeug. Und Juden, Christen, Muslime müssen daran glauben, bis hinaus auf Schlachtfelder und Soldatenfriedhöfe mit Ehrensalut.

    Ganz nebenbei hat dieser Moses mit der Genesis seinen Jahwe nicht ganz ernst genommen, ihm und der von IHM installierten Mutter Natur gewaltig ins Handwerk gepfuscht, wird doch nicht der Mann durch die Frau geboren, sondern die Frau wird aus dem Manne geschaffen. Mit dem Griffel des Moses verliert die Schöpfungsordnung jeden positiven Wert. Wer weiß schon, wie sehr Moses sich abgestrampelt für den Genesis genannten ersten Teil seines Pentateuch, die Schriftrolle dann auf Blechdose gezogen hat? Das alte Spiel vom Igel und Hasen: Pandora war schon da, hat die erste Büchse für sich reklamiert, mit dem Dosenöffner alle Laster, Untugenden, Arbeit, Krankheit, Tod aus der Enge des Blechbehältnisses befreit, auch noch den schäbigen Rest, die Hoffnung genüßlich herausgekratzt, weshalb sich der Hyperboreer Nietzsche prompt über den Betrug, über die Verlängerung der Qual lauthals beschwert. Bei wem bloß? Bei Moses, Gott, Pandora?

    Für die restlichen vier Bücher des Pentateuch besteht jedenfalls, soweit solch Zeug bekannt ist, allerhand, nur keine Zeuge, Hoffnung sowieso nicht. Eingebunden in den Tanach, die hebräische Bibel der Israeliten, hoffnungslos heillose Verwirrung, Vermengung, Verschwägerung ägyptischer, fernöstlicher, arabischer, persischer, griechisch-römischer Mythologien und Philosophien, hinein- und zusammengerührt in völkische Geschichte und Sippschaftsgeschichten eines nomadisierenden, kriegerischen Arabervolkes im nahtlosen Übergang vom Menschenopfer zum Tieropfer, zum Rauchopfer, vom Polytheismus zum Monotheismus, für heillosen, hoffnungslosen Auserwähltheitsanspruch, bleibt Polygamie durchaus gängiges Programm. Zwei Mal Dauerkonserve mit längst überschrittenem Verfalldatum. Blechernes Geschepper der fünf Büchsen aber begleitet seither die Welt, ist nicht zu überhören, hält sie in Atem, nimmt ihn ihr. Zuvor aber waren Adam und Eva wegen eines Apfels aus dem Paradies vertrieben worden. Einfach nur so: ex und hopp. Ein weites Feld für Vertriebenenverbände, für Vertriebenenfunktionäre wie Erika Steinbach, 1943 in Rumia in Polen ans Licht gekommen, und Bernd Posselt, geboren 1956 in Pforzheim in der Bundesrepublik Deutschland. Noch in 5777 Jahren, gerechnet ab 8. Mai 1945, werden sie über ihre Vertreibung jammern, die für sie persönlich gar nicht stattgefunden hat. Das ist es, was Adam und Eva versäumt haben: aus ihrer Vertreibung Kapital zu schlagen, einen Beruf zu machen: Die ersten Berufsvertriebenen der Geschichte.

    ... unschuldig ist nur Gott

    (Jakob Wassermann: „Caspar Hauser oder die Trägheit der Herzen")

    HERR VON PARADIES MIT GATTIN

    Vegane Ernährung, glaubt man Gott beziehungsweise seinen Theologen und ihren historischen Berichterstattern, ist seit Menschengedenken eine wenig bekömmliche Ernährungsweise, ging doch schon die erste überhaupt dokumentierte Mahlzeit, veganes Picknick im FKK-Garten Eden, nach nur einem ersten Bissen trotz ausschließlich Rohkost gründlich in die Hose, obwohl die noch gar nicht erfunden war. Nein, nein, Montezumas Rache blieb aus. Auch wird glaubhaft versichert, es habe nicht am Reifegrad der Baumfrucht gelegen, sondern mehr an demjenigen der Konsumenten. Unzweifelhaft war jedenfalls Rache auch mit dabei, wurde doch der Schlüssel zum Paradies wieder einkassiert, endgültig. So gründlich wurde der Schrebergarten Gottes abgesperrt, zugenagelt, verbarrikadiert, der Schlüssel weggeworfen, daß seither nicht einmal Zaungäste einen Blick hinein tun konnten. Schotten dicht bis zum Jüngsten Gericht!

    Ein gewisser Hieronymus Bosch hat sich zwar nicht mehr direkt an den Garten Eden erinnert, dennoch irgendwie einen Blick durchs Schlüsselloch erwischt und mit flottem Pinselstrich festgehalten, wie es jenseits des Zaunes zugeht, während der Rest der Menschheit jenseits von Eden weilt. Sieht alles eher nach einer schlecht organisierten FKK-Anlage aus. Klar doch, immer eitel Sonnenschein und keinerlei Schatten. Keine Sonnenschirme, keine mit Handtüchern extra reservierte Liegen, nicht einmal sanitäre Einrichtungen, kein Komfort, keine Unkleidekabinen, auch nicht wenigstens eins (1) von diesen transportablen Toilettenhäuschen, wie heute in jedem noch so schäbigen Flüchtlingscamp. Hygiene wird jenseits in Eden offenbar sehr klein geschrieben. Der Eisverkäufer war noch nicht da oder ist schon wieder weg. Trotz oder wegen Sonnenscheins fällt das Barbecue aus. Soweit das Auge reicht, ist nichts von all dem Zivilisationsgedöns zu sehen. Dafür den Namen Paradies? Was haben Namen mit übler Nachrede zu tun?

    Apropos Namen: Die aus dem Garten Eden Vertriebenen, das Paar Adam und Eva braucht nach der mißglückten Dinnereinladung selbstverständlich jetzt eine ladungsfähige Anschrift wegen Umzug in die beste aller Welten, zumindest also einen Familiennamen, sonst geht da, wo jetzt endlich die Post abgeht, die Post womöglich als unzustellbar zurück. Und bis die neuen Klamotten fertig sind, auf die Schneider ist heutzutage auch kein Verlaß mehr, behilft man sich mit Feigenblättern. Ja, aber der Familienname? Na ist doch simpel, einfach nur nach Herkunft, wenn sie doch schon von dort kommen, vom Paradies. Bißchen was hermachen soll er ja schon, der Name. Was sollen sonst die Nachbarn denken? Macht man aus Vom ein Von. Wirkt wirklich edler auf dem Klingelbord, auch auf den Visitenkarten und künftigen Dinnereinladungen: Herr Adam von Paradies mit Gattin Eva geben sich die Ehre … Na, ist das nichts? Und gelogen ist es auch nicht.

    Ach, damals hatten Adam und Eva vom Paradies gar keine Nachbarn? Türglocken waren unüblich? Schneider gab es auch nicht? Dinnereinladungen waren nicht en vogue? Papier war noch gar nicht erfunden? Nicht einmal Stempeldruck gab’s? Nur Händedruck! Post gab es nicht, kein bißchen gelbe Bundespost? Ämter waren unbekannt? – Absolut nicht zu glauben! – Anschriften waren unüblich, weil überflüssig? Sie ist aber doch voller Wunder, die Bibel, Tanach, Torah, der Pentateuch. Und Wunder helfen aus Beweisnot. Nur weil von den hier aufgezählten Wundern Moses (noch) nichts gewußt hat, läßt sich so etwas doch nicht einfach bestreiten. Bestimmt gab es damals schon Mobiltelefone. Jedenfalls hat man bei den archäologischen Ausgrabungen keinen Kupferdraht gefunden. Also müssen Herr und Frau von Paradies sich per Handy verabredet haben.

    Ja, ist ja gut, der vorletzte Absatz ist absoluter Nonsens. Der danach auch. Läßt sich leicht zugeben. Wer würde aber freiwillig zugeben, was da im Pentateuch verzapft ist, sei nicht nur auch nicht besseres Zeug, sondern noch größerer Mumpitz? All die Ungereimtheiten und Widersprüche werden doch als wahr, als Gottes Wort verkauft. Die Bibel ist das meist gedruckte, meist gekaufte Buch der Welt. DER Bestseller! Gelesen wird natürlich ganz was anderes. Theologen der judaistisch monotheistischen Religionen bemühen sich seit 5777 Jahren, das Zeug aus dem Pentateuch als dernier cri, als letzten Schrei zu verkaufen, als wahr, als glaubhaft, als göttliche Wahrheit, von der Laien sowieso nichts verstehen. Der obige unsinnige Absatz mit seinen nur 147 Wörtern und ein paar Satzzeichen in einer 12 Punkte Schrift ist doch im Vergleich zu den 905 doppelspaltigen Seiten in 8 Punke Schrift vom Ersten Buch Moses bis zum letzten Punkt von Maleachi 2.3.24 nur Fliegendreck. Dazu noch das sogenannte Neue Testament! Wenn mit 147 Wörtern schon so viel Unsinn erzählt werden kann, wieviel mehr Unsinn läßt sich dann auf 1194 doppelspaltigen Seiten in 8 Punkte Schrift der Bibel unterbringen? Damit das nicht auffällt, sind Theologen unabdingbar! Ändert es etwas daran, daß sich im Grunde niemand auf die biblischen Ungereimtheiten einen Reim machen kann, nicht einmal Gott?!

    O ja, was die Menschen wollen, glauben sie zu gerne! Aber Gott? Und wollen die Menschen wirklich so intensive Märchenstunden, verpackt als Religion, Glaube, Konfession? Hätten die Erzähler nicht ein bißchen näher an der Wahrheit bleiben können, bleiben müssen? Bildliche Sprache hin, Metaphern her, eine verständlichere Sprache, ein logischeres Erzählkonzept, eine saubere Trennung zwischen Glaube und Politik, zwischen Religion und Staat, zwischen Geschichte und Geschichten, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, welche natürlich auch schon längst wieder Geschichte ist, hätten der Bibel nicht geschadet. Heldensagen und Familiengeschichten einfach durcheinanderrühren und dann gut verquirlt an zwölf genealogische Stammbäume anketten, ist keine wirklich freie Erzählweise. Orientalische Fabulierkunst gibt ihren Senf dazu, gibt dem ganzen den Rest, bildet für Theologen aller Konfessionen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Nur die Wahrheit erfährt der geneigte Leser nicht. Von den Theologen sowieso nicht. Also einerseits ist’s nicht das Wahre, nicht das Gelbe vom Ei, hartgekocht auch nicht vom Osterei, das Wort Gottes. Läßt sich nicht andererseits doch etwas Wahres aus alledem erfahren?

    Vermutlich weiß die Welt wesentlich mehr über das Liebesleben der Ameise und deren Begattungsakt im Freien, als über dasjenige von Herrn und Frau von Paradies. Hinsichtlich eines irgendwie notwendigen und unumgänglichen Inzestes zwischen der Stammutter Eva und ihren mit Adam gezeugten, nicht immer braven Nachwuchs bleiben auch nur Vermutungen und ein ungutes Gefühl. Wo kämen wir auch sonst hin? Vor allem, wo kämen wir sonst her? Ganz zu schweigen davon, wie Adam sich dabei gefühlt haben mag. Besonders herzlich waren die Familienbande derer von Paradies wohl auch nicht, endete gar Bruderliebe mit dem ersten Brudermord. Allerdings war es bis zu den Gesetzen des Moses und „Du sollst nicht töten" noch eine Weile hin. Unwissenheit schützt freilich vor Strafe nicht, erfuhr Kain in der besten aller Welten. So war es ja schon seinen Eltern in paradiesischen Zeiten ergangen. Freilich wußten sie, Äpfel stehlen ist verboten. Woher aber hätten sie wissen sollen, daß der Hausmeister so maßlos überreagiert? Den hatten sie bis dahin doch nur als huldvoll, gütig, gnädig gekannt. Nicht gerade der sprichwörtliche Übermensch eines Nietzsche. Mehr eine Art Übervater, Großvater. Gott Jahwe eben und in Wahrheit ein eifernder Choleriker. Soviel Aufhebens um einen einzigen Apfel? Geht’s noch? Als käme Jahwe mit einem Apfel weniger nicht über den Winter.

    Um den einen Apfel geht’s doch gar nicht. Es geht ums Prinzip! Und das geht so: Das Eigentum an einer Sache steht dem Eigentümer zu. Also geht die Sache niemand anderen etwas an. Setzt sich nun ein anderer in den Besitz dessen, was ihn nichts angeht und Eigentum eines anderen ist, verstößt er damit gegen die dem Eigentum eigene Gesetzmäßigkeit, andererseits gegen die Verhaltensrichtlinien, den anderen nicht in seinem Besitz zu stören. Nimmt jemand einem Eigentümer dessen Eigentum weg, hat der Nehmende zunächst einmal den Gewinn davon, auch wenn er die Verhaltensrichtlinien und Gesetzmäßigkeiten kennt. Dem Eigentümer entsteht hingegen Schaden. Für beides muß gezahlt werden. Geld war aber noch gar nicht erfunden. Doch soweit sind wir noch nicht, kommt doch hier erst einmal Familie von Paradies ins Spiel, bis dahin noch ohne Von.

    Jener Eigentümer des Garten Eden hat ihnen sein Eigentum mit allem drin, drum und dran kostenlos übertragen, bis auf den einen Apfelbaum. Damit werden Adam und Eva Eigentümer des Schrebergartens, … bis auf den einen (1) Apfelbaum. Dessen Eigentümer hatte sie zudem ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, Baum und Früchte bleiben ausschließlich sein, sind tabu. An nichts fehlt es dem jungen Paar, Adam und Eva, sieht man einmal von Einsicht und der notwendigen Bekleidung ab, die in einem FKK-Gelände so

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