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Spione sterben einsam: BsB_Thriller_Geheimdienst
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eBook272 Seiten3 Stunden

Spione sterben einsam: BsB_Thriller_Geheimdienst

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Über dieses E-Book

Wenn sich die Geschichte, die hier erzählt wird, auch nicht wirklich zugetragen hat, so könnte sie sich doch überall und immer wieder im Schatten der Geheimdienste abgespielt haben.
Vor der Verlegung des NATO-Hauptquartiers von Paris nach Brüssel wird das Vereinigte Oberkommando von einem spektakulären Spionagefall erschüttert. Nach der mühevollen Aufdeckung wird der Fall hinter den verschlossenen Türen der Militärgerichte verhandelt. Er endet mit der Verurteilung des Hauptschuldigen.
In dieser Schattenwelt zwischen Ost und West, Vermutung und Gewissheit spielt der Roman. Er schildert das Schicksal zweier Schwestern, die in die Mühlen der Geheimdienste geraten. Während der einen der Versuch, ihre Mutter durch den Eisernen Vorhang zu schleusen, zum Verhängnis wird, wird die andere durch die Affäre mit einem Mann in eine Falle getrieben, aus der kein Entrinnen möglich scheint.
Die Ereignisse jagen ihre Opfer zwischen Brüssel, Ostberlin und Moskau immer tiefer in die Verstrickung.
Nicht bloße Abenteuerlust spielt die Hauptrolle, vielmehr schildert der Autor die Zwangslage in die Enge getriebener Menschen. Dabei vollziehen sich deren Schicksale nicht im feudalen Milieu der High Society sondern in der uns vertrauten Welt.
SpracheDeutsch
HerausgeberBest Select Book
Erscheinungsdatum15. Mai 2015
ISBN9783864661167
Spione sterben einsam: BsB_Thriller_Geheimdienst

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    Buchvorschau

    Spione sterben einsam - Peter de Witt

    sein.

    Der Roman

    Wenn sich die Geschichte, die hier erzählt wird, auch nicht wirklich zugetragen hat, so könnte sie sich doch überall und immer wieder im Schatten der Geheimdienste abgespielt haben.

    Vor der Verlegung des NATO-Hauptquartiers von Paris nach Brüssel wird das Vereinigte Oberkommando von einem spektakulären Spionagefall erschüttert. Nach der mühevollen Aufdeckung wird der Fall hinter den verschlossenen Türen der Militärgerichte verhandelt. Er endet mit der Verurteilung des Hauptschuldigen.

    In dieser Schattenwelt zwischen Ost und West, Vermutung und Gewissheit spielt der Roman. Er schildert das Schicksal zweier Schwestern, die in die Mühlen der Geheimdienste geraten. Während der einen der Versuch, ihre Mutter durch den Eisernen Vorhang zu schleusen, zum Verhängnis wird, wird die andere durch die Affäre mit einem Mann in eine Falle getrieben, aus der kein Entrinnen möglich scheint.

    Die Ereignisse jagen ihre Opfer zwischen Brüssel, Ostberlin und Moskau immer tiefer in die Verstrickung.

    Nicht bloße Abenteuerlust spielt die Hauptrolle, vielmehr schildert der Autor die Zwangslage in die Enge getriebener Menschen. Dabei vollziehen sich deren Schicksale nicht im feudalen Milieu der High Society sondern in der uns vertrauten Welt.

    Der Autor

    Hinter dem Pseudonym Peter de Witt verbirgt sich der Verfasser erfolgreicher historischer Romane. Das Material zu diesem Roman hat er aus einer Reihe tatsächlicher Spionagefälle geschöpft und Milieu und Schauplätze eingehend recherchiert.

    Etwaige Ähnlichkeiten mit wirklichen Lebensläufen und Personen sind nur zufällig.

    Brüssel

    November 1969. 3 Uhr nachmittags. Chefzimmer der »Surété de L‘Etat«. Brüssel war von Nebel eingehüllt. Pitt van Heuvels glaubte in einer grauen Wolke hinzufliegen, als er aus dem Fenster sah. Durch das Glas hindurch roch er die scharfen Abgase, mit denen der Nebel angefüllt war, so intensiv – obwohl das reine Einbildung sein musste -, dass er zu husten begann. Le Directeur, der es liebte, einfach nur »Chef« genannt zu werden, sah von den Reisepapieren auf: »Na, das scheint ja alles in Ordnung zu sein. Sie reisen als Jules Simon, Diplomingenieur, geboren in Mons. Mit den Daten des Monsieur Simon sind Sie vertraut?«

    »Vollkommen, Chef.«

    »Pitt van Heuvels, der Sie früher waren, hat sein Examen als Triebwerk-Ingenieur gemacht. Jules Simon aber ist als Elektroniker ausgewiesen. Spezialität: Computertechnik.«

    »Kein Problem, Chef. Was Radar- und Computertechnik betrifft, bin ich heute besser, als ich jemals im Triebwerkbau war.«

    »Das müssen Sie auch«, sagte Le Directeur, »Russen sind misstrauisch und lassen sich so schnell nicht aufs Kreuz legen.«

    »Ich auch nicht, Chef, aber . . .«

    Le Directeur beugte sich über den Tisch und bot ihm sein Etui an: »Zigarette?«

    »Danke, nein«, sagte Pitt und streckte abwehrend die Hände vor, »Jules Simon war immer Nichtraucher.«

    »Gut!« sagte der Chef, während er sich genussvoll seiner Zigarette widmete. »Ist es Ihnen schwergefallen, damit aufzuhören?«

    »Pitt van Heuvels wäre es schwergefallen«, sagte Pitt, »aber

    Monsieur Simon findet keinen Geschmack am Rauchen. Ich glaube, man muss nur überzeugend seine Identität wechseln, um mit einem Laster aufzuhören oder es anzunehmen.«

    »Richtig! Warum wenden eigentlich die Ärzte diese einfache Methode nicht an, Süchtige zu entwöhnen? Ihr Bart macht Ihnen keine Schwierigkeiten, Monsieur Simon?«

    »Im Anfang, ja. Das Gefummel ums Kinn herum war grässlich. Inzwischen hab’ ich mich an dieses Stück Mannesstolz gewöhnt.«

    »Bei dem schneidenden Wind in Moskau wird es Sie davor bewahren, sich das Gesicht zu erfrieren.«

    Pitt strich mit der Hand über sein volles dunkles Haar: »Der Kopf ist auch gut gepolstert.« Er lachte.

    »Die Perücke wirkt sehr natürlich«, sagte der Chef. »Ich hab’ schon vergessen, wie Sie in natura aussehen. War es nicht braun?«

    »Die spärlichen Reste erinnerten an Kastanienbraun«, bestätigte Pitt. »Ich kenn’ mich selber nicht mehr in meiner neuen Fülle.«

    »Das ist der Zweck der Übung«, sagte Le Directeur, »obwohl ich es nicht erwarte, wäre es doch möglich, dass irgend jemand Sie in London oder New York gesehen hat. Warum tragen Sie die dunkle Brille nicht?«

    »Ich muss mich erst daran gewöhnen«, erklärte Pitt, während er die stark getönten Gläser aus der Brusttasche nahm und auf die Nase schob. »Welchen Sinn soll das Ding im Zimmer haben?«

    »Jules Simon hat als minderjähriger Resistancekämpfer bei einer Minenexplosion zeitweise sein Augenlicht verloren«, sagte Le Directeur, »und hat darum heute noch empfindliche Augen.«

    »Ja, ich erinnere mich«, sagte Pitt, »wir waren damals ziemliche Dilettanten im Umgang mit Sprengstoffen.«

    »So eine Brille erschwert heimliche Aufnahmen Ihres Gesichts und gewisse Versuche einer Identifizierung«, sagte Le Directeur. »Was haben Sie noch an Fragen? Irgend etwas bedrückt Sie doch schon die ganze Zeit. Haben Sie Angst, nach Moskau zu gehen?«

    »Das wirklich nicht, Chef. Aber ich frage mich, was Sie veranlasst haben mag, gerade mich nach Moskau zu schicken. Es gibt bessere Leute.«

    »Taktisch können die besseren Leute manchmal die schwächeren sein, Monsieur Simon. Aber wen halten Sie denn für besser?«

    »Hugo Brasseur zum Beispiel.«

    »Er ist zweifellos ein besserer Agent, als Sie es sein können, van Heuvels, Pardon, Simon. Er hat Erfahrung. Er ist kaltblütig. Er war schon dreimal drüben, ohne entdeckt zu werden«, sagte Le Directeur langsam. »Trotzdem hat er einen Fehler: Er ist leidenschaftlicher Antikommunist.«

    »Kann das in Moskau ein Fehler sein?«

    »Ein entscheidender Fehler«, sagte der Chef. »Jeder seiner Berichte wird von ihm unbewusst um eine Kleinigkeit ideologisch verschärft. Sagen wir, um ein bis zwei Prozent. Das ergibt bei zehn Berichten eine Verzerrung von mindestens zehn Prozent in der Auswertung. Und das wiederum bedeutet falsche Reaktionen zur falschen Zeit am falschen Ort.«

    »Ich verstehe«, sagte Pitt, dem die Augen unter den ungewohnten Gläsern zu schmerzen begannen. Aber er zwang sich, es zu ertragen.

    »Und wer ist da noch, den Sie für besser halten?«

    »Charles Kerr, ich fürchte, Sie werden mich immer mit ihm vergleichen.«

    »Kerr ist tot«, sagte der Chef, »Vergleiche sind da sinnlos geworden.«

    »Warum hat er sich eigentlich erschossen?«

    »Ich nehme an, aus Langeweile.«

    »Ist das ein Grund zum Selbstmord?«

    »Eigentlich nur bei Frauen«, sagte der Chef, »aber Kerr hatte immer etwas von einer unbefriedigten Frau. Trotz phantastischer Erfolge war er nie zufrieden mit sich. Fünfmal hat er sich hinter dem Eisernen Vorhang herumgetrieben, manchmal monatelang, und kam immer mit spektakulären Ergebnissen zurück. Unsere russischen Freunde sind heute noch wütend, wenn sie nur seinen Namen hören. Auf dieser Welt gab es praktisch keine Geheimnisse für Charles Kerr. Da hat er sich wohl eines Tages hinter der anderen Grenze umsehen wollen, von der es keine Rückkehr mehr gibt, wie man sagt. Bei ihm halt’ ich es allerdings für möglich, dass er eines Tages von drüben zurückkehrt und uns in seiner lapidaren Art mitteilt: Sterben lohnt sich nicht. Lebt weiter, Leute!«

    »Fabelhaft, ich hab’ ihn leider nie kennengelernt, aber in der Abteilung war er eine Legende und ist es noch. Und mit so etwas soll ich nun konkurrieren?«

    »Die Welt geht weiter«, sagte der Chef, »machen Sie sich keine Gedanken über das Gewesene, van Heuvels. Sie haben eigene Qualitäten: Jugend, Neugier, Objektivität, und – was für mich die Hauptsache ist – Sie haben Beobachtungsgabe und können Personen beschreiben. Und darum allein geht es diesmal. Halten Sie die Augen offen in Moskau.«

    »Das werd’ ich, Chef«, sagte Pitt, »obwohl – ich hab’ noch ’ne Frage dazu.«

    »Nur ’raus mit allem, was Sie auf dem Herzen haben gegen mich.«

    Pitt lachte: »Nichts gegen Sie, Chef. Ich bin nur etwas erstaunt, dass ich jetzt nicht mehr von C 3, sondern von C1 geführt werden soll. Militärische Abwehr ist für mich ein fremdes Feld, aber in Industriespionage macht mir niemand etwas vor. Außerdem kenn’ ich die Auswerter von C1 nur flüchtig und . . .«

    »Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Sie haben in diesem Fall nur mit mir zu tun. Was Auswertung und Führung betrifft, wird kein Referent zwischen Ihnen und mir eingeschaltet sein. Dazu ist mir der Auftrag zu wichtig.«

    »Danke, Chef, das wollt’ ich nur wissen.« Pitt war zufrieden. Es war von jeher sein Ehrgeiz gewesen, einmal unmittelbar unter dem Chef zu arbeiten. Obwohl in der Abteilung gemunkelt wurde, dass dies in den meisten Fällen den Anfang vom Untergang bedeute.

    »Wir haben lange gezögert, aber die Russen haben uns diese Umstellung aufgezwungen«, sagte Le Directeur, »schon in seinem letzten Bericht hat Charles Kerr auf die veränderten Interessen der Sowjets hingewiesen, und unsere Recherchen haben es inzwischen bestätigt: Man hat in Moskau das Schwergewicht von der militärischen auf die Industriespionage umgelegt. Ein Großteil technischer Offiziere, die früher beim KRU, also in der Feindaufklärung gearbeitet haben, sind jetzt dort im GKNT, das heißt im >Staatskomitee für Wissenschaft und Technik< zusammengezogen. Ihre Aufgabe wird es sein, in diese Dunkelheit etwas Licht zu bringen. Dazu werden Ihre Menschenkenntnis, Ihre Nüchternheit, vor allem auch Ihr Gedächtnis gebraucht. Machen Sie sich niemals Notizen. Prägen Sie sich vor allem Gesichter und, wenn möglich, die Namen Ihrer Gesprächspartner ein.«

    »Ich werde mein Bestes tun, Chef.«

    In diesem Augenblick läutete das Tischtelefon, das zwischen ihnen stand.

    »Ja, ich weiß Bescheid«, sagte Le Directeur in die Muschel, »lassen Sie ihn herauf kommen.« Er legte den Hörer auf. »Ich muss Sie um einen Augenblick Pause bitten, mein Lieber. Monsieur Giovedi kommt zu seinem üblichen Besuch. Sie kennen ihn?«

    »Ist es Oberst Jean Giovedi, Pressechef der NATO?«

    »Genau der, aber er ist nur einer der Stellvertreter des Chefs, obwohl er die gesamte Arbeit seiner Abteilung ehrgeizig an sich reißt.«

    »Ich weiß nur, dass man ihn >Napoleon< nennt«, sagte Pitt. »Ja, das hört er gern. Er ist nicht nur so klein wie Bonaparte, sondern sieht ihm auch ähnlich und behauptet überdies, mit ihm verwandt zu sein. Ein in Algerien geborener Korse.«

    »Also ein Franzose«, sagte Pitt erstaunt. »Wie kommt er da in die NATO? Frankreich ist doch ausgetreten aus dem Militärpakt?«

    »Und darum eben ist Monsieur Giovedi aus Frankreich ausgetreten und Belgier geworden. Er hielt diesen Entschluss seines großen Generals, den er früher verehrte, für verhängnisvoll. Außerdem hat er de Gaulle nie verziehen, Algerien aufgegeben zu haben, wo nicht nur Camus, wie er sagt, sondern auch der Oberst Giovedi geboren wurde.«

    »Das kann ich verstehen, als geborener Algerier hätte auch ich den General verflucht.«

    Der Chef stand auf und öffnete eine Tapetentür hinter seinem Stuhl: »Hier hab’ ich einen hübschen Warteraum für solche Fälle. Sie finden Wein, Whisky, was Sie wollen, und außerdem können Sie ruhig mal durch die Tür mit anhören, was ich so täglich an Beschwerden einstecken muss. Oberst Giovedi hat nur Beschwerden vorzubringen.« Er nickte Pitt zu, der um den Tisch herumkam: »Ich sage Ihnen, mit der NATO hat sich Belgien kein reines Vergnügen eingehandelt. Wir haben die Kröte wohl geschluckt, aber noch lange nicht verdaut.« Und er schloss mit einer Geste lächelnder Verzweiflung die Tür hinter Pitt.

    Erstes Gespräch,das Le Directeur mit Oberst a. D. Giovedi führt,den man auch »Napoleon« nennt.

    Der kleine Mann trug sich wahrhaftig wie sein großes Idol: olivenfarbene Haut, das schwarze Haar in die Stirn gekämmt, ein wenig Bauch. L’Empereur in Zivil. Mit kurzen energischen Schritten stapfte er herein und warf die mit Goldfäden durchflochtene Reitgerte, die er ständig zu tragen pflegte, vor sich hin auf den Tisch. »Sie haben von der Katastrophe gehört, mon ami?«

    »Ich höre den ganzen Tag nur von Katastrophen«, sagte Le Directeur, »von welcher sprechen Sie im Augenblick, mon colonel?«

    »Von der einzigen großen, furchtbaren, die uns getroffen hat«, sagte der Oberst etwas pathetisch. »Heute um Mitternacht hat im Atlantik das große Manöver der vereinigten NATO-Flotten begonnen, wie Sie wissen. Deckname: Operation Teamwork. Höchste Geheimhaltungsstufe. Als sich um sechs Uhr morgens der Nebel hob, waren die hundertsechzig Schiffe unserer Verbände von fünfundneunzig russischen Trawlern umgeben, die sämtlich mit Abhör- und Messgeräten vollgestopft sind.«

    »Ausgezeichnete Leistung der russischen Kollegen«, sagte Le Directeur.

    Der Oberst ließ sich erschöpft in einen Lederstuhl fallen und schlug mit der Faust auf den Tisch: »Aber das Unverschämteste hat sich mal wieder Oberst Wolkow geleistet: Um sieben Uhr näherten sich von Island her zwei sowjetische Fernaufklärer vom Typ Badger, dem Flaggschiff des englischen Verbandes. Die erste der beiden Maschinen hatte Oberst Wolkow selber an Bord, der im Geheimcode des Manövers – stellen Sie sich das vor – an Admiral Law einen Funkspruch absetzte, in dem er einen guten Verlauf der Übung wünschte.«

    »Ich weiß, ich hatte den Bericht heute morgen schon mit der Kurierpost auf dem Schreibtisch.«

    »Und was sagen Sie dazu?«

    »Sehr höflich von Oberst Wolkow – dieser Morgengruß an den Admiral. Vielleicht hat Wolkow den Tarnnamen >Teamwork< wörtlich genommen und wollte eben auch  .«

    Oberst Giovedi runzelte die napoleonische Stirn: »Sie scheinen das Ganze recht lustig zu nehmen, mon ami. Ich kann Ihnen aber jetzt schon sagen, dass Ihnen das Lachen vergehen wird, wenn Sie den Brief bekommen, den die Vereinigten Stabschefs in dieser Sache an Ihre Regierung geschrieben haben. In Casteau ist die Hölle los.«

    »Kann ich verstehen«, sagte Le Directeur, »aber auch der zornigste Brief der Stabschefs wird an den Zuständen nicht viel ändern. Die Herren müssen sich mal zu Entscheidungen durchringen.«

    »Im NATO-Vertrag hat sich Belgien verpflichtet, die Sicherheit der Zentrale zu garantieren«, sagte der Oberst feierlich, »aber es gibt immer neue Pannen.«

    »Meine Verantwortung reicht nur bis an die Mauern von Casteau«, sagte Le Directeur entschieden. »Diese Pannen aber geschehen hinter den Mauern. Der oder die Spione sitzen in der Zentrale.«

    »Da sind Sie sicher?«

    »Ganz sicher, wenn unsere Kompetenzen auf die Zentrale selber ausgedehnt werden könnten . . .«

    »Das ist ganz unmöglich, weil unsere innere Abwehr genau umgekehrt argumentiert«, unterbrach ihn Giovedi. »Die Herren versichern, dass sie sofort Erfolge melden könnten, wenn sie gewisse Spuren unter eigener Verantwortung auch nach außen verfolgen dürften.«

    »Das ist ganz unmöglich«, sagte auch Le Directeur, »Belgien lässt sich auf keinen Fall von Ausländern in seine innere Sicherheit hineinpfuschen.«

    »Sie scheinen von Ihren Kollegen in Casteau keine große Meinung zu haben.«

    »Natürlich nicht«, sagte Le Directeur, »sonst hätten sie den Verräter, der dort in irgendeinem Büro sitzen muss, längst gefasst. Meine Leute sind der Meinung, dass die Abwehrchefs der einzelnen Länder nicht gerade ihre besten Kräfte an die NATO abgeben. Brüssel scheint für manche so eine Art Abschiebebahnhof zu sein.«

    Der Oberst strich sich lächelnd das dunkle Haar noch etwas napoleonischer in die Stirn: »Das Urteil ist hart, aber nicht unbegründet. Immerhin hat der Schock von heute morgen schon einen positiven Effekt gehabt. Ich bin ab sofort unserer inneren Abwehr in beratender Funktion zugeteilt....«

    »Neben Ihren Aufgaben in der Presseabteilung?«

    »Zusätzlich, möcht’ ich. sagen«, verbesserte der Oberst selbstbewusst, »und ich habe in der ersten gemeinsamen Sitzung, die gerade zu Ende gegangen ist, besonderen Wert auf die Zusammenarbeit mit Ihnen, von innen nach außen und umgekehrt, gelegt.«

    »Das wäre ganz in meinem Sinn«, sagte Le Directeur.

    »Wir werden Ihnen Spuren an die Hand geben, die von unserem Haus nach außen führen«, erläuterte der Oberst, »und werden jeden Verdacht weiterverfolgen, den Sie in unsere Büros hineinprojizieren.«

    »D’accord«, sagte Le Directeur bewegt, »das könnte vielleicht das Ende vom Anfang all dieser Pannen sein.«

    »Ich bin sicher«, erklärte Oberst Giovedi, »und lesen Sie den Brief der Stabschefs etwas ruhiger, wenn er auf Ihren Tisch kommt.«

    »Der regt mich überhaupt nicht auf«, sagte Le Directeur, »im Gegenteil, der Brief ist mir willkommen. Nur mit solchen Dokumenten kann ich meine Regierung zwingen, meinen Etat zu erhöhen.«

    »Viel Glück dazu!« Der kleine Oberst grüßte mit seiner Reitgerte und ging mit Siegerschritten aus der Tür.

    »So geht mein Tag hin«, sagte der Chef, als Pitt van Heuvels wieder vor ihm saß, »da haben Sie es einmal gehört. Immer nur Vorwürfe, dass die Abwehr zu schlafen scheint. Aber ich bin daran gewöhnt.«

    »Um so strahlender sind dann die Erfolge.«

    Der Chef winkte ab: »Nicht für mich. Ich bin immer nur für die Misserfolge verantwortlich.« Er schob die schon geprüften Reisepapiere zu Pitt hinüber und schlug die zugehörigen Akten auf. »Als Reisesekretärin haben wir Ihnen Mademoiselle Cremers zugeteilt. Ich hoffe, Sie sind einverstanden.«

    »Mir bleibt nichts anderes übrig«, sagte Pitt lächelnd. »Ich habe Mademoiselle Cremers bisher nur am Telefon gesprochen. Brasseur hat mir von ihrem fließenden Russisch berichtet, und das ist ja wohl ausschlaggebend in diesem Fall.«

    »Hat er sie Ihnen noch nicht vorgestellt?« sagte der Chef erstaunt.

    »Das soll anschließend an unser Gespräch in seinem Büro geschehen oder auch erst auf dem Flughafen.«

    »Sie werden angenehm überrascht sein! Mademoiselle Cremers ist eine äußerst attraktive Erscheinung. Halten Sie Ihr Herz fest.«

    »Danke für die Warnung, Chef«, sagte Pitt mit ernstem Gesicht, »aber ich weiß selber, dass es für Agenten lebensgefährlich sein kann, sich . . .«

    »Vergessen Sie alles, was Sie in dieser Beziehung gelernt haben. Sie gehen nicht als Agent, sondern als Vertreter der Lord Ltd., Spezialfirma für Elektronik- und Computer-Ausrüstungen, nach Moskau«, sagte der Chef und fügte lächelnd hinzu: »Und Handelsvertreter pflegen mit ihren Sekretärinnen zu schlafen.«

    »Danke für den Tipp.«

    »Wäre schlimm, wenn sie den nötig hätten«, sagte der Chef, während er in den Akten blätterte. »Sie wissen über Gisela Cremers Bescheid?«

    Pitt nickte: »Ich habe ihre Personalpapiere durchgelesen. Sie ist sechsundzwanzig Jahre alt, vor fünf Jahren aus der DDR in den Westen geflohen. Drüben hat sie in einer deutsch-russischen Dienststelle gearbeitet. . .«

    »Ja, in Rostock, in einem Seehandelskontor, wo sie viel gelernt hat, das für uns heute wichtig ist.«

    »Sie ist dann nach Paris gegangen«, fuhr van Heuvels fort, »wo sie eine Zeitlang als Mannequin beschäftigt gewesen sein soll.«

    »Sie hat es versucht, aber es ist nicht viel daraus geworden«, sagte Le Directeur, »jedenfalls war sie froh, als Charles Kerr sie zu ihren eigentlichen Qualitäten zurückführte.«

    »Ah, das wusste ich nicht«, sagte van Heuvels, »muss ja wirklich ein Teufelskerl gewesen sein, dass er auch noch die Mädchen für die Firma engagierte.«

    »Kerr konnte alles. Frauen flogen auf ihn, und zudem brauchten wir in dieser Zeit, als wir die Lord Ltd. übernahmen, russisch sprechende Sekretärinnen.«

    »Weiß denn Mademoiselle Cremers, dass wir Lord Ltd. übernommen haben? Ich denke, das ist das größte Geheimnis aller Zeiten!«

    »Sie hat keine Ahnung«, sagte der Chef, »sie hält sich für die Hauptkorrespondentin einer Firma, die technische Artikel an den Osten verkauft. Nicht einmal der alte Mister Redstone, Gründer und Präsident der Gesellschaft, weiß das geringste davon, dass sein Personalchef in der Zentrale, seine Geschäftsführer in Paris, London, Stockholm und Helsinki von uns gestellt werden. Er begnügt sich mit Golf spielen.«

    »Dann bin ich beruhigt, ich dachte schon, ich hätte Mademoiselle Cremers gegenüber am Telefon einen Fehler gemacht.«

    »Sie sollten sich daran gewöhnen, sie nur noch Mademoiselle de With zu nennen. Ihr Pass lautet auf den Namen Giselle de With, geboren in Brüssel Chefkorrespondentin der Lord Ltd.«,

    »Das klingt glaubhaft«, sagte van Heuvels, »sie soll das Brüsseler Französisch so gut sprechen, als wäre sie hier geboren.«

    »Wir können Ihnen jedenfalls keine Bessere mitgeben auf die Reise«, sagte der Chef, »ich habe Mademoiselle de With durch Brasseur noch einmal

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