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Jagd nach der Drachenblume
Jagd nach der Drachenblume
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eBook277 Seiten3 Stunden

Jagd nach der Drachenblume

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Über dieses E-Book

Durch Zeiten und Dimensionen von uns getrennt liegen die Welten, die aus Träumen geschaffen wurden. Dhasor, der Weltenvater, hat sie aus seinem Willen heraus entstehen lassen und Thuolla, die schreckliche Herrin der Tiefe, gab auch ihren Beitrag dazu. Aus ihnen heraus entstand nicht nur die Adamantenwelt, sondern auch die Götter, die über Chrysalitas herrschen.
Doch die Schar der Götter liegt miteinander im Streit. Ein Teil wohnt auf den lichten Höhen des Kristallberges von Jhardischtan, die anderen hausen in den Tiefen der Einöde aus schwarzen Felsen und Vulkanen, die man den Jhinnischtan nennt.
Machtkämpfe, politische Winkelzüge und Kriege haben dafür gesorgt, dass die Welt der Menschen in drei Reiche aufgeteilt ist, die sich gegenseitig belauern und einen Krieg unvermeidlich erscheinen lassen. Ein Krieg, in dem die Heere der Menschen in ihrem Kampf zu Spielsteinen der Götter werden.
Abseits von der Welt der Menschen beobachten die Legenden-Völker der Elfen, der Zwerge, der Riesen und der Trolle mit Besorgnis das Treiben der Machtwesen vom Kristallberg und der Höhlenwelt unter den Vulkanen. Denn es gibt Legenden und Prophezeiungen, die sich erfüllen, wenn der erste Drachen wieder seinen Schatten über Chrysalitas wirft.
Sina, die man die Katze von Salassar nennt, Ferrol, der Abenteurer und der Magier Churasis, dessen Zaubereien nicht immer die gewünschte Wirkung haben, sind seit unendlichen Zeiten von Cherub der Ananke dazu bestimmt, die Macht der Götter von Chrysalitas zu brechen und die Adamantenwelt vor dem Untergang zu bewahren.
"Drei Schwerter für Salassar" war der ursprüngliche Titel einer beliebten Romanreihe, die mit drei Taschenbüchern fortgesetzt wurde. Aus der Original-Druckausgabe mussten aus rechtlichen Gründen einige Namen und Begriffe geändert werden und auch die Titel wurden neu gestaltet.
Dies ist die ungewöhnliche Mischung aus Fantasy in der Tradition der "Sword and Sorcery" mit einem tief gehenden Hintergrund, gewürzt mit Humor und etwas Satire.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum6. Aug. 2016
ISBN9783960680390
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    Buchvorschau

    Jagd nach der Drachenblume - Rolf Michael

    www.mondschein-corona.de

    Das Lied von Chrysalitas

    Sei mir willkommen, oh Suchender der Weisheit und der Wahrheit. Lagere dich zu meinen Füßen und lausche meinem Gesang und meinem Epos.

    Denn ich, Cronnach, den sie den Sänger nennen, will dir erzählen und berichten von einer Welt, die so weit entfernt von uns ist wie die Sterne des Kosmos und doch zum Greifen nah, wenn du sie in deinen Gedanken träumst.

     Singen will ich und erzählen von der Welt Chrysalitas, die von den Weisen und Wissenden auch die Adamanten-Welt genannt wird. Einem Weltengebilde jenseits all deiner Vorstellungskraft und Fantasie. Sie liegt über dir, unter dir, neben dir und vielleicht liegt diese Welt auch in dir. Tief verschlossen in der geheimsten Kammer deiner Seele, in die du selbst die Götter nicht hineinblicken lässt.

    Alles, was dir deine geheimsten Träume jemals vorgegaukelt haben, in Chrysalitas findest du es. Und in deiner Fantasie ziehst du selbst neben Legionen von eisenklirrenden Kriegern, kraftstrotzenden Barbaren und tollkühnen Amazonen in den Kampf. Oder durchstreifst mit ihnen wilde Länder und prunkvolle Städte, deren Schätze dem gehören, der stark und kühn genug ist, sie sich zu nehmen.

    In deiner Fantasie reitest du auf einem wild schnaubenden Hengst über ein sich vor dir ausdehnendes gläsernes Meer einer Prärie oder du jagst durch eine graugelbe Steppenlandschaft, die hinter deinem Pferd eine Staubfahne wehen lässt. Oder du fliegst mit einem gewaltigen Drachen über schroffes, wild zackiges Felsengebirge bis hinauf zu den Gipfeln, wo ewiger Schnee liegt.

    An der Seite von kühnen Abenteurern dringst du in die Höhlen des Zwergenreiches ein, staunst über die urwüchsige Kraft der Riesen, gerätst in den Schluchten der Trolle in Todesgefahr und bist Gast am Hofe des mystischen Elfenkönigs.

    Spürst du, wie du bereits in die Wunderwelt von Chrysalitas hinüber und auch in sie hinein gleitest? Vielleicht bist du schon mittendrin in Chrysalitas und weißt nur noch nicht, dass dich das Abenteuer bereits in seinen Bann gezogen hat. Sieh dich doch einmal um. Mit deinen beiden Augen siehst du die Realität. Aber mit deinem dritten Auge erkennst du, was du sehen möchtest.

    Chrysalitas!

    Spürst du den Schauer, der dich überkommt, wenn du diesen Namen liest? Ja, sie sind bereits unsichtbar neben dir, die Gestalten, die dich hinüberziehen wollen. Unsichtbar für deine irdischen Augen stehst du bereits mittendrin im Traumreich deiner und meiner Fantasie.

    Chrysalitas!

    Eine Welt, die es nicht gab, nicht gibt und nicht geben wird. Weil es nichts geben darf, was nicht sein kann. Aber dennoch wurde Chrysalitas erdacht. Und alles, was erdacht wurde, kann auch Realität sein. Und irgendwo in den Tiefen der Universen wird all das, was der Mensch erdenkt und erträumt, zur Wirklichkeit.

    Du willst eine Erklärung, wie das alles zusammenhängt? Es gibt keine Erklärung dafür.

    Es ist alles eine Art von Magie.

    Nicht der Hokuspokus, den Scharlatane, Taschenspieler und geschickten Illusionisten auf den Jahrmärkten zeigen und sich von der unwissenden Masse der Menschen beklatschen lassen. Diese Magie ist wahrhaftige Zauberkunst, die Berge einstürzen, Meere verdampfen und Planeten nach der geheimnisvollen Musik der Sphären tanzen lässt.

    Sei also gewarnt, mein Freund!

    Denn nicht nur gewaltige Herrscher, sondern auch dunkle, unbekannte Mächte regieren die Adamanten-Welt und breiten ihren Zauber über Chrysalitas aus. Magier, die mit einer verächtlichen Handbewegung Gewitter und Erdbeben hervor rufen können, stellen sich dir auf dem Weg entgegen. Und vor allem hüte dich vor dem Zorn der Götter. Denn in dieser Fantasiewelt jenseits von Zeit und Raum sind die Unsterblichen allgegenwärtig. Nicht nur in ihrer Allmacht der göttlichen Erscheinung. Wenn es ihnen beliebt, bewegen sie sich auch in menschlicher Gestalt, um zu segnen oder zu strafen.

    Spürst du, wie du bereits wie von Elfenflügeln getragen über der Adamanten-Welt schwebst? Blicke hinab über die Meere und Kontinente. Sieh die schroff ansteigenden Gebirgsmassive. Blicke über die Wüsten hinweg in das fruchtbare, von Bächen und Flüssen durchzogene Ackerland. Betrachte das Leben in den stillen Dörfern des einfachen Volkes und den mächtigen Staaten, wo die Herrscher gewaltiger Reiche in prunkvollen Palästen residieren und in denen die schwarzen Türme dunkler Zauberer in den Himmel ragen.

    Sieh hinein in die zerklüfteten Bergmassive, in deren Tiefen das Zwergenvolk kostbare Erze abbaut. Dein geistiger Blick durchdringe die Schatten der Wälder, in denen die Letzten vom Geschlecht der Riesen ihre Heimstatt haben. Erfreue dich an den lichten Auen, in denen die Elfen das Erbe der Altvorderen treulich bewahren. Tauche ein in die felsigen Schluchten, in denen die grässlichen Trolle hausen. Strebe hinauf zu der gewaltigen Höhenburg auf dem Gipfel des höchsten Berges im Norden der Welt, wo an der Grenze zur Eiswüste die Drachen hausen. Und öffne deine Sinne für den geheimnisvollen Wunderwald. Diesen Wald der Mysterien, der alle Kreaturen birgt, die jemals aus dem Geist denkender Wesen entsprangen. Sie wurden erdacht und somit Realität geworden sind. Hier im Wunderwald leben diese Kreaturen, auch wenn sie dem menschlichen Denken längst entschwunden sind.

    Über allem aber schweben die Götter, die stets versuchen, die Geschicke der Welt und der Sterblichen zu beeinflussen. Doch seit undenklichen Zeiten ist die Gemeinschaft aller Götter zerbrochen. Ein Teil von ihnen lebt in Jhardischtan, einer gigantischen Höhlenwelt unter den westlichen Feuerbergen. Die anderen hausen auf den lichten Höhen des Brillantenberges von Jhinnischtan, der überirdischen Kristallwelt im Osten.

    Die alten Mythen wollen wissen, dass die unsterblichen Götter einstmals die Menschen nur schufen, damit sie für die Götter kämpfen und an ihrer Stelle den Streit ausfechten sollen. Einen Kampf und Krieg, zum dem sonst die Götter in all ihrer Majestät selbst antreten müssten. Und deshalb werden die Götter versuchen, auch dich, wenn du dich in Chrysalitas befindest, auf die eine oder die andere Seite zu ziehen. Zum dunklen Jhardischtan hinüber oder zum strahlenden Jhinnischtan. Um dich also vor Schaden zu bewahren, vernimm deshalb, was in Chrysalitas einst war - was heute ist - und was vielleicht einmal sein wird.

    Öffne dein Ohr und deine Sinne und vernimm, wie die Admanten-Welt entstanden ist. Und erfahre, wie sie beherrscht und regiert wird.

    ***

    Irgendwann war der Anfang.

    Aber dieser Anfang ist keine Materie. Es ist ein ewiges Gesetz.

    Stelle dir diesen Anfang wie eine Waage vor. Eine Waage des Ausgleichs, die das Gute vom Bösen, die Ordnung vom Chaos, das Licht von Dunkelheit trennt. Eine Waage, die gleichzeitig dafür sorgt, dass alle Dinge und Ereignisse stets im harmonischen Gleichklang bleiben. Weder hell noch dunkel, weder Gut noch Böse - nichts darf die Übermacht gewinnen. Wobei der Begriff »Übermacht« weniger auf materielle als auf spirituelle Weise angesehen werden muss.

    Entgegengesetzt wie Feuer und Wasser, die sich bekämpfen, wo immer sie aufeinandertreffen, ist das Gute ohne das Böse einfach nicht denkbar.

    Wer kann die Güte eines Gottes begreifen, wenn er nicht die Tücke eines Teufels kennt?

    Ohne die Dämonen der Unterwelt hören die oberen Lichtgötter auf, gut zu sein. Aber wie kann der Teufel ohne die Gerechtigkeit eines Gottes seine eigene Schlechtigkeit erkennen?

    Der Teufel - das ist der Schatten Gottes, der über die Welt fällt.

    Ein großer Schatten. Viel größer als das Teufelsgebilde, von dem er ausgeht. Aber es ist eben nur der Schatten des Teufels, der nur das verzerrt nachäffen kann, was der Schattengeber in seinen Bewegungen vormacht.

    Was der Gott mit seiner Kraft tut, das ahmt sein Schatten, der Teufel, nach. Doch ohne den Gott, der den Schatten wirft, gibt es den Teufel nicht.

    Doch, was ist »Gut«? Und was ist »Böse«?

    Was sind »Götter«? Und was sind »Dämonen«?

    Nicht einmal die Weisen dieser und anderer Welten wissen diese Fragen zu beantworten. Nur jenes Überwesen am Anfang von Zeit und Raum, gewaltiger und mächtiger als die Götter dieser und anderer Welten weiß es. Nur diese eine Kraft, die war - die ist - und die einst immer noch sein wird, nur diese Kraft vermag das Geheimnis zu lösen.

    Denn dieses Überwesen, das hoch über allen Göttern waltet, wurde einst von der Urkraft aller Dinge der Schaffung und Zerstörung als Wächter eingesetzt, als sich eben diese Urkraft nach der Schöpfung gelangweilt von ihr abwandte und sie dieses Universum und die Welt den Kreaturen zum Spiel überließ, die sie einst mit Leben erfüllt in die Welt hinein gesetzt hatte.

    Im Flüsterton reden die Eingeweihten vom Cherub der Waage des Ananke, ohne den eigentlichen, tiefen Sinn dieser Worte jemals zu begreifen. In der Sprache, die deine Zunge zu formen versteht, würde man dieses Geistwesen vom Anbeginn aller Zeiten als Wächter der Waage bezeichnen.

    Zwar ist der Cherub der Waage des Ananke weder der Anfang noch das Ende alle Dinge, aber er ist doch weit erhabener als alles, was der Sinn des denkenden Menschen jemals als den einen Gott, der erschafft, erhält und zerstört jemals erahnen konnte.

    Der Cherub ist von dieser göttlichen Macht aus dem Ur-Grund aller Dinge eingesetzt, die das Universum durch einen einzigen Hauch seines Willens erschuf. Und im Auftrag jener Macht muss der Cherub auf der Waage stets den Ausgleich herbeiführen, wenn sich eine der Schalen zu neigen beginnt. Und eine Schale der Waage neigt sich dann, wenn entweder das Gute oder das Böse die Oberhand zu gewinnen droht.

    Weder darf das Chaos die Ordnung zerstören, noch soll das Gute jemals das Böse restlos vernichten. Was ist die Hitze, wenn die Kälte unbekannt ist? Wer wollte das Gute begreifen, würde ihm nicht das Böse offenbar? Wer wollte dem Teufel die Schlechtigkeit lehren, wenn nicht das göttliche Gesetz die Grenzen zwischen Licht und Dunkelheit aufzeigt?

    Doch kann auch das Gute nicht entstehen ohne die Existenz des Bösen.

    Hier wie dort hat der Cherub die Waage des Schicksals stets im rechten Lot zu halten. Völker und Reiche bilden die Substanz, die gewogen wird. Genauso wie die Götter, die einst erschaffen wurden und entstanden sind, um Chrysalitas nach ihrem Willen zu regieren.

    Für jede Waage gibt es Gewichte verschiedener Größe, um die Balance auszupendeln. Dies können Helden wie Zauberer sein, die auf der einen wie der anderen Seite der Waage den Ausgleich herbeiführen müssen. Und dies zu begreifen, ist es notwendig, sich kurz mit den Grundlagen der Magie der Adamanten-Welt zu beschäftigen.

    Wie überall im Universum gibt es auch in der Adamanten-Welt die beschwörende Magie in ihrer weißen, ihrer grauen und ihrer schwarzen Form. Beschwörungen sind jedoch meist in ihren Auswirkungen unkontrollierbar. Nur wenige innerlich Starke oder besonders Begnadete sind in der Lage, die Magie in ausgereifter Form zu nutzen. Denn alles bei der beschwörenden Magie beruht auf dem Zwang, sich Geister, Engel und Dämonen untertan zu machen.

    Der kleinste Fehler in einer Beschwörung bedeutet jedoch, dass ein unirdisches Wesen, das gerufen wurde und zu einer Handlung gezwungen werden soll, Macht über den Beschwörer erhält.

    Soll der beschworene Engel oder Dämon zu einer Handlung gezwungen werden, die nicht seinem Naturell entspricht, dann wehe dem Magier, der bei der Beschwörung einen Fehler gemacht hat, indem er vielleicht ein Wort verkehrt betont oder nicht das richtige Räucherwerk gemischt hat. Dreimal wehe ihm, wenn der Dämon durch eine solche Nachlässigkeit diesen Magier in seine Gewalt bekommt.

    Keinem der armen Narren, die nach einer solchen missglückten Beschwörung noch in lebendigen Körpern als geistlose, lallende Idioten dahin vegetieren, sieht man an, dass sie einstmals gewaltige Zauberer war, die sich anmaßten, Engel oder Dämonen unter ihren Willen zu zwingen. Und weil diese Art von Magie unkontrollierbar ist, eignen sich Zauberer, deren Magie ausschließlich auf Beschwörungen von Geisterwesen beruht, nur sehr schwer als Gewichtssteine für die Waage des Schicksals.

    Aber es gibt in Chrysalitas eine andere Art von Magie. Sie ist berechenbar und wird daher hauptsächlich durchgeführt. Auch diese Magie ist nicht ohne Gefahr für das Leben und den Geisteszustand des Kühnen, der sich ihrer bedient. Aber im Gegensatz zu einem Beschwörer von Engeln und Dämonen, der einem Bändiger wilder Raubtiere gleicht, die ihn bei der geringsten Schwäche anfallen und zerreißen, erinnert die andere Magie an die Beherrschung einer Maschine, deren Wirkungsweise und Reaktion man voraussehen kann.

    Hast du jemals von den Sternstein-Juwelen singen gehört? Jenen geheimnisvollen, transparenten Steinen aus reinem Adamant in verschiedenen Farben, die vom Aussehen her an eine kristalline Mischung aus Quarz und Glas erinnert. Meist sind die Sternsteine auch als Kristalle geschliffen. Doch ihre Wirkung haben sie auch in ihrer ursprünglichen Form als Rohsteine, die von einer schützenden Felssubstanz umgeben sind.

    In diesem Urzustand können die Sternsteine von jedem Wesen benutzt werden. Egal ob Mensch oder Zwerg, ob Riese oder Troll, dessen Geist und Wille stark genug ist, sie zu beherrschen. Einen zum Kristall geschliffenen Stein jedoch beherrscht ausschließlich ein Magier, der das Wissen, die Kraft und die Kühnheit hat, den Kristall aus seinem Schutz aus Stein heraus zu lösen, ihn zu unterwerfen und so in die Form eines Kristalles zu zwingen.

    Khoralia-Kristalle nennt man diese ungefähr faustgroßen Steine nach Khoraliander, dem legendären Meister der Meister. Khoraliander war es, der es vor undenklichen Zeiten als erstes sterbliches Wesen wagte, es den Göttern gleich zu tun und sich einen der Sternsteine durch die Befreiung aus dem felsigen Urgestein und Feinschliff zum brillanten Untertan zu machen.

    Legenden wollen wissen, dass die Sternsteine entstanden, als der unbekannte Gott, der alles geschaffen hat, vor der Schöpfung des Universums ein Gebilde von der Größe eines Planeten aus dem wirbelnden Chaos griff. In diesem Gebilde verspürte der Gott die Urkräfte jeglicher Magie und Zauberkunst.

    Allein für die Schöpfung einer besonderen Welt war dieses Gebilde aus Felsen und Adamant ungeeignet, denn seine wahre Kraft wohnte ganz in seinem Inneren. Also begann der geheimnisvolle Schöpfergott ohne Namen, diese Kraft aus dem weltengroßen Gebilde heraus zu schlagen. Heraus zu meißeln, wie ein Bildhauer eine Statue formt, die bereits im Marmorblock lebt und von ihm von der schützenden Hülle aus Stein befreit wird.

    Die abgeschlagenen Splitter der Planetensubstanz, in dem die Kraft der Magie konzentriert war, flogen überall in dem noch nicht entstandenen Universum herum und verbanden sich mit ihm, als das Universum Realität wurde. Überall im Kosmos schwirren größere und kleinere Teile dieses einstigen Planeten herum. Die Weisen raunen, dass die größeren Stücke durch das Universum gleiten und einen Schweif aus Sternenfeuer nach sich ziehen. Doch nicht in allen Welten, auf denen diese Stücke mit dem Sternenfeuer niedergehen, erkennt man ihre Kräfte und weiß sie zu nutzen.

    Einstmals war das Wissen um die Kraft der Steine nur den Göttern bekannt, die es eifersüchtig hüteten. In jenen Tagen vermochten nur die Götter zu zaubern, während die sterblichen Wesen auf allen Welten sich die Erleichterungen ihres täglichen Lebens mit ihren Geisteskräften selbst erfinden mussten. Genau so, wie es auf den meisten Welten im Universum bis auf den heutigen Tag ist. Man versteht die Kräfte der Magie dort nicht zu nutzen oder lehnt sie direkt ab, weil sich die Zauberkunst zwar in seltsamen Formeln, nicht aber in Berechnungen fassen lässt.

    Bei den Menschen von Chrysalitas gibt es die Legende, wie einst das Geheimnis der Sternsteine bekannt wurde. In grauer Vorzeit mischte sich einmal ein Gott unter die Sterblichen, um in menschlicher Gestalt ein junges Mädchen zu verführen. Um diesem Mädchen zu imponieren, damit es sich ihm willig hingab, zauberte der Gott mithilfe seines Sternsteins alles, was sie begehrte. Das Mädchen aber gab dem Gott nicht nur ihre Liebe, sondern auch viel Wein zu trinken. Als er dann vom Wein und von der Liebe völlig trunken war, fragte ihn das kluge Mädchen nach den Geheimnissen seiner Zauberei. Seiner selbst nicht mächtig und benebelt vom reichhaltigen Trunk gab der Gott bereitwillig Auskunft. Und so kam das Geheimnis der Sternsteine an die Sterblichen von Chrysalitas.

    Es dauerte jedoch Myriaden von Generationen bis zur heutigen Erkenntnis, dass die Machtgrade der Steine und damit die Kräfte, die in ihnen wohnen, nach den Farben der Kristalle verschieden sind. Denn das Planetengebilde, dessen Herz der Schöpfergott herausschlug, um damit das Universum zu gestalten, war vergleichbar mit einer Zwiebel aus mehreren ineinandergefügten Schalen. Und je näher die Schale einst dem Zentrum saß, umso größer ist die Zauberkraft des Kristalls.

    Einen Stein aus der äußeren Ummantelung vermag auch ein sonst der Zauberei unkundiger Mensch zu beherrschen, wenn sein Geist besonders willensstark ist. Für den zweiten Grad wird jedoch bereits das Wissen einen Karcisten benötigt, also des Gehilfen eines Zauberers. Und so geht es fort. Ein Adept schafft es vielleicht noch, einen Sternstein vierten Grades zu beherrschen. Das Höchste, was ein normaler Zaubermeister erreichen kann, ist die Nutzung eines Sternsteines des sechsten Grades.

    Bestimmte Priester und Eremiten, die ihr Leben den Göttern geweiht haben, sollen angeblich auch zu Khoralia-Kristallen geformte Sternsteine siebten Grades nutzen können. Man rechnet die Zahl der Grade bis zu zehn. Aber Kristalle dieser Stärke vermögen nur die Götter selbst zu regieren.

    Doch flüstern sich die Wissenden zu, dass es noch die Steine der Hochgrade geben soll. Kristalle, die man bis in den zwölften Grad rechnet. Doch tragen die »Steine der Hochgrade« Kräfte in sich, die selbst von den Göttern nicht beherrscht werden können.

    Also höre, was die Lieder von den Göttern der Adamanten-Welt singen ...

    ***

    Einst, am Anbeginn aller Zeiten oder am Ende einer Zeit, die jenseits unserer Vorstellungskraft liegt, entstand der Kosmos mit einer Unzahl von Universen, für die der denkende Sinn des Menschen keine Zahl kennt.

    Der Mensch benennt den Urgeist, der all dieses erdacht und geschaffen hat, nicht nur den einen, sondern einfach d e n Gott.

    Ein Gott, der keinen Namen hat und zu dem niemand betet, weil er über jedes Gebet erhaben ist. Dieser Gott e r d a c h t e und s c h u f alles - und überließ seine Schöpfung dann gelangweilt sich selbst.

    Warum also soll man diesen Gott anrufen und preisen, wo er dessen nicht Bedarf? Warum ihm opfern, wo er keine Opfer benötigt? Und warum soll man Bitten zu diesem Gott senden, wenn er sich um das, was er einmal geschaffen hat, nicht mehr kümmert, weil er auch Wesen erschuf, die nun mit seiner Schöpfung spielen? Diese Wesen, das sind die, welche sich Götter nennen. Und die doch vor der Allgewalt des Gottes ein Nichts sind.

    Es lohnt sich nicht, dem Schöpfer aller Dinge und Spender allen Lebens Tempel zu errichten oder Opfer darzubringen, weil er weder auf Gebete noch Opfer reagiert. Also klammern sich die Lebewesen von Chrysalitas an jene Götterwesen. Denn bei diesen Göttern ist Hilfe, wenn man sich ihnen in frommer Verehrung naht und die notwendigen Opfergaben nicht fehlen.

    Wer oder was aber ist dieser Urgeist, dessen Name die Sprache der Menschen in die kleine Silbe Gott zwängt?

    Niemand weiß es zu sagen. Nicht die Weisesten der Weisen oder die Hochpriester der Pantheen von Jhardischtan und Jhinnischtan. Und auch die Götter der Tempel und Altäre, die man die älteren Götter nennt und die schon vor der Zeit als Teile der Schöpfung entstanden sind. Sie wurden erdacht und geschaffen, um die Schöpfung des Urgottes in ihrem Sinne fortzuführen. Und auch jene neuen Licht- und Schattenwesen wissen es nicht, die heute von den Menschen als Götter angebetet werden und von kristallenen Höhen herab oder aus dunklen Klüften herauf Chrysalitas beherrschen.

    Nach den Vorstellungen der Weisen und Philosophen ist der Urgeist, der G o t t, aus den zwei Komponenten entstanden, die in Wahrheit das ausmachen, was die Urkraft aller Schöpfung und Zerstörung ist.

    Der Gott, das ist die Natur und die Notwendigkeit.

    Stets baut die Natur Materie und neues Leben auf. Selbst im gestaltlosen Nichts oder wo kein Leben möglich ist. Die Notwendigkeit aber lässt dieses Leben vergehen, damit der Kosmos nicht zu eng wird für alle Welten und eine Welt Raum und Nahrung genug bietet für alle Bewohner.

    Ist die Natur das Gute, weil sie Leben schafft? Oder ist die Notwendigkeit das Böse, weil es das von der Natur geschaffene Leben dahin rafft?

    Die Philosophen vom Siebenten Grade der Einweihung lehren, dass die Natur der einzige, wahre Gott ist, der lebt und alles geschaffen hat. Doch die Notwendigkeit, so lehren sie auch, regiert die Götter. Es ist eine Notwendigkeit, das alles stirbt, um Platz für neues Leben zu schaffen, das die Natur stets aufs Neue hervor bringt.

    So teilt sich also dieser eine Gott in sich z w e i Gottheiten. Beide müssten sich krass

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