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Die Wahrheit über Niedersachsen
Die Wahrheit über Niedersachsen
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eBook182 Seiten1 Stunde

Die Wahrheit über Niedersachsen

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Über dieses E-Book

In diesem Buch erfahren Sie, warum es Niedersachsen eigentlich gar nicht gibt beziehungsweise warum man vor einigen Jahrzehnten auf die Idee kam, Ostfriesland, Oldenburg, Schaumburg-Lippe, Hannover und Braunschweig in einem Bundesland zusammenzufassen – und was das Ganze mit der Schlacht im Teutoburger Wald und einem Massenmord in Verden zu tun hat. Axel Klingenberg besucht in Varel die kleinste Kneipe der Welt, singt das Matjeslied in Sande, erklimmt den Baumwipfelpfad in Bad Harzburg, verirrt sich in der Lüneburger Heide, begibt sich auf ein Himmelfahrtskommando in Nordenham, nimmt an einem konspirativen Treffen zwischen Fans von Hannover 96 und Eintracht Braunschweig teil und erkundet schließlich die blutigen Spuren Fritz Haarmanns. Am Ende wagt er sogar einen riskanten Selbstversuch und testet die niedersächsische Küche.

"Das Wappen Niedersachsens zeigt bekanntlich das Sachsenross, das einst auch die Hoheitszeichen der Länder Braunschweig und Hannover zierte. Heutzutage findet man Pferde aber hauptsächlich auf Turnieren und – in Wurstform – auf Weihnachtsmärkten. Im Norden hat Niedersachsen schöne Strände und Inseln, im Süden viele, nicht allzu hohe Berge. Und dazwischen haufenweise Städte, in denen zahllose Menschen leben, die glücklicherweise keine gebürtigen Niedersachsen sind. Ferner verfügt dieses Bundesland über jede Menge Landschaft, in die man Atommüll verklappen kann. Das wird dann der Bevölkerung als Infrastrukturverbesserungsmaßnahme angedreht. Kein schöner Land in dieser Zeit!"
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Okt. 2016
ISBN9783945715482
Die Wahrheit über Niedersachsen

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    Buchvorschau

    Die Wahrheit über Niedersachsen - Axel Klingenberg

    Inhaltsverzeichnis

    Die Wahrheit über Niedersachsen

    Vorwort

    Ruhmlose Vergangenheit – ruchlose Morde

    Einwanderungsland Niedersachsen

    Welfennest Niedersachsen

    Ackerzucht & Viehbau

    Feste feste feiern

    Fressen und Saufen in Niedersachsen

    An der Nordseeküste

    Himmelfahrtskommando in Nordenham

    Im Oldenburger Land

    Frühsommer in Sande

    Drei gegen Drei

    Ostfriesland

    Der Ostfriesenwitz im Wandel der Zeiten

    Ostfriesische Inseln

    Papenburg

    Der Kolleriker

    Die 10 kultigsten Kneipen Niedersachsens

    Osnabrück

    Hameln

    Schaumburg

    Bad Nenndorf

    Loccum

    Hannover

    Hildesheim

    Göttingen

    Das ist ja wohl der Wipfel!

    Harz

    Die fünf kultigsten Ausflugsziele

    Braunschweig

    Wolfenbüttel

    Königslutter

    Helmstedt

    Peine

    Ilsede

    Salzgitter

    Wolfsburg

    Triangel

    Vom Heidewind verweht

    In die Falle gelockt

    Am Rockaway Beach

    Auf der Lüneburger Heide

    Lüneburg

    Celle

    Pfingsten in der Südheide

    Wendland

    Niedersachsen Babylon

    Niedersachsens Schriftsteller

    Sportland Niedersachsen

    Das Jahr des Niedersachsen

    Literaturverzeichnis

    Fußnoten

    Axel Klingenberg

    Die Wahrheit über Niedersachsen

    von Axel Klingenberg

    Umschlaggestaltung: Karsten Weyershausen

    Lektorat: Manja Oelze

    1. Auflage 2016, identisch mit der Printausgabe

    (c) Verlag Andreas Reiffer 

    ISBN 978-3-945715-48-2 

    Verlag Andreas Reiffer, Hauptstr. 16 b, D-38527 Meine

    www.verlag-reiffer.de

    www.facebook.com/verlagreiffer

    Für Sigrid und Heinrich Klingenberg

    Mein Dank gilt Frank Bröker, Manja Oelze und Andreas Reiffer 

    Vorwort

    »Wir sind die Niedersachsen / trinkfest und schiefgewachsen / polizeilich bekannt«. So oder ähnlich lauten die ersten Zeilen des Niedersachsenliedes. Und damit ist schon einiges über den durchschnittlichen Bewohner dieses Bundeslandes gesagt. Wissenswert ist vielleicht auch, dass das Wappen Niedersachsens bekanntlich das Sachsenross zeigt, das einst die Wappen des Kurfürstentums, des Königreichs und der Provinz Hannover sowie des Herzogtums und des Freistaats Braunschweig zierte. Heutzutage findet man Pferde hierzulande hauptsächlich auf Turnieren und – in Wurstform – auf Weihnachtsmärkten.

    Wie ich diese profunden Kenntnisse erworben habe? Nun, ich habe für meine Recherche weder Kosten noch Mühen gescheut. Ich bin sogar in der niedersächsischen Kleinstadt Uelzen geboren worden und in der Lüneburger Heide aufgewachsen, habe in Wolfsburg gearbeitet und in Braunschweig studiert. Ja, ich kann sogar sagen, dass ich immer noch hier lebe und das Land kaum verlassen habe, sieht man mal von vergleichsweise kurzen Urlaubsfahrten in das europäische Ausland (Kroatien, Holland, Schleswig-Holstein) ab.

    Auch in Niedersachsen selbst reise ich viel herum, weshalb ich behaupten kann, die höchsten Berge des Landes bestiegen (Wurmberg), die flachsten Meere durchwandert (das Wattenmeer) und die schönsten Städte erkundet (Salzgitter) zu haben. Ich durchquerte das Land auf die verschiedensten Weisen: mit dem Boot, dem Fahrrad, dem Bus, der Straßenbahn, dem Zug und dem Auto. Letzteres hat dazu geführt, dass ich viele Stunden meines Lebens im Stau verbrachte, zumeist auf der A7 und der A2. Dank verwegener Umleitungen habe ich dadurch aber auch die entlegensten Winkel Niedersachsens kennengelernt. Es war herrlich! Manchmal zumindest.

    Nun möchte ich auch Sie teilhaben lassen an meinem Wissen über das Land zwischen Elbe und Ems, zwischen Nordsee und Harz. Seien Sie mutig, folgen Sie mir!

    Ruhmlose Vergangenheit – ruchlose Morde

    Das ist der Teutoburger Wald,

    Den Tacitus beschrieben,

    Das ist der klassische Morast,

    Wo Varus stecken geblieben.

    Hier schlug ihn der Cheruskerfürst,

    Der Hermann, der edle Recke;

    Die deutsche Nationalität,

    Die siegte in diesem Drecke.¹

    Heinrich Heine

    Als in Ägypten die Pyramiden gebaut wurden, entstanden auch in Niedersachsen gewaltige Grabmale. (Foto: Allie_Caulfield)

    Wie im Vorwort erwähnt, gibt es Niedersachsen gar nicht beziehungsweise nur in der Vorstellung. Na ja, zumindest sind die Niedersachsen ein zusammengewürfelter Haufen, der sich im Wesentlichen aus zwei Bevölkerungsgruppen zusammensetzt. Aus den Sachsen (das sagt ja schon der Name) und den Friesen – zwei germanische Volksstämme, die schon in der Antike all die nationalen Tugenden zeigten, mit denen sich auch alle anderen Germanen bei ihren Nachbarn so beliebt gemacht hatten: Streitsucht, Spielsucht, Trunksucht und Faulheit. Oder wie es in der Germania des römischen Völkerkundlers Tacitus heißt: »Die tapfersten und mutigsten unter ihnen tun gar nichts, die Sorge für Haus und Feld ist den Weibern, Greisen und den Schwächsten der Hausgenossen überlassen. Sie selbst sind untätig.«² Doch halt, man darf die Germanen nicht unterschätzen: Denn »wenn der Staat, in dem sie geboren sind, in langem Frieden erstarrt, ziehen manche der adeligen Jünglinge aus eigenem Antrieb zu den Stämmen, welche gerade irgend einen Krieg führen.« Denn »was man mit Blut erreichen kann«, braucht man sich nicht »mit Schweiß zu erarbeiten«.³

    Kein Wunder also, dass die Germanen auf ihre überlegene Kultur so stolz waren, dass sie dem römischen Imperialismus mutig entgegentraten. Sie verzichteten daher für weite Teile ihres Landes auf Straßen- und Städtebau, lehnten Aquädukte und das Alphabet sowie den meisten anderen neumodischen Kram entschieden ab und beharrten darauf, ein kümmerliches Dasein am Rande der zivilisierten Welt zu fristen. Allerdings sperrten sie sich nicht völlig dem Neuen, sondern adaptierten die Dinge, die sich mit ihrer eigenen Kultur verbinden ließen. Zum Beispiel die Kriegskunst und ... Was anderes fällt mir jetzt gerade nicht ein.

    An der Kampfwut der Friesen sind die Römer allerdings tatsächlich nicht ganz unschuldig, versuchten sie doch aus diesen so viel herauszupressen, wie es nur ging. Und sogar ein bisschen mehr. Behauptet zumindest in einem Anflug von Selbstkritik der römische Gewährsmann Tacitus: »Im selben Jahr brachen die Friesen, ein Volk jenseits des Rheins, den Frieden, mehr infolge unserer Habsucht als aus Trotz gegen unsere Herrschaft. Drusus hatte ihnen in Rücksicht auf ihre dürftigen Verhältnisse einen mäßigen Tribut auferlegt: Sie sollten für Heerzwecke Rinderhäute liefern. Die Bedingung, die auch andere Völker nur schwer hätten erfüllen können, war um so drückender für die Friesen; denn wenn auch ihre Wälder reich an mächtigen Ungetümen sind, sind ihre zahmen Rinder jedoch klein. So lieferten die Friesen am Anfang ihre Rinder; dann mussten sie auch ihre Frauen und Kinder oder beides an Tribut leisten. (…) Die römischen Soldaten, die zur Erhebung des Tributes nach Friesland kamen, wurden daher von den Friesen angegriffen und ans Kreuz geschlagen.« Und zwar in der Nähe eines heiligen Hains, der der germanischen Kriegsgöttin Bahuhenna geweiht war. 900 Legionäre wurden in einen Hinterhalt gelockt und getötet, 400 weitere nahmen sich selbst das Leben, nachdem ihnen bewusst wurde, dass es keinen Pfifferling mehr wert war. Nochmal Tacitus: »Seither hat der Name der Friesen bei den Germanen einen hellen Klang.« Juchei!

    Das war allerdings nur der Vorgeschmack auf eine weit größere römische Niederlage: die Schlacht am Teutoburger Wald, in der die germanischen Verbände von dem cheruskischen Fürstensohn Hermann (wenn er denn so hieß – in die deutschen Sagen hat er als Siegfried Einzug gehalten) befehligt wurden. Unter dem Namen Arminius hatte er sich vor Ort, als Anführer germanischer Hilfstruppen, mit dem römischen Militärwesen bekannt gemacht. Nachdem er sich genügend Know-how angeeignet hatte, gründete er sein eigenes Unternehmen und stellte eine Armee aus ungewaschenen und langhaarigen Chaoten zusammen. Diese vereinigte germanische Streitmacht besiegte im Jahr 9 n. Chr. den römischen Feldherren Varus und die von ihm befehligten Legionen. Allerdings fand diese gar nicht am oben namensgebenden Orte statt, sondern im Raum Bramsche-Kalkriese, in der Nähe des heutigen Osnabrücks. Aber das konnten die Germanen ja nicht wissen – sie hatten ja keine Landkarten. Wie auch, ohne Alphabet (siehe oben)? Hätten sie doch wenigstens römische Kartografen ins Land gelassen!

    Arminius’ größte Leistung bestand also darin, die Römer aus großen Teilen Germaniens fernzuhalten. Die Urbarmachung dieses »wüsten Land mit rauem Himmel, abschreckend für den Anbau und den Anblick« (Tacitus) wurde damit nachhaltig und für Jahrhunderte verhindert. Wer jemals an einem Volksfest in einem 1.000 Seelen-Dorf in der norddeutschen Tiefebene teilgenommen hat, weiß, was es bedeutet, dass Fortschritt und Vernunft hier niemals Fuß gefasst haben. Geschah ihm also ganz Recht, dem Hermann, dass er nach einigen Jahren von missliebigen Verwandten ermordet wurde, die endlich mit den Römern geregelte diplomatische Beziehungen unterhalten wollten. Doch es war schon zu spät. Die Römer hatten die Lust daran verloren, sich ständig in Germanien verprügeln zu lassen (das konnten sie auch in diesem kleinen gallischen Dorf in Aremorica) und bauten eine Mauer⁴ – Limes genannt – zwischen dem Römischen Reich und Germanien, um sich die Hooligans aus dem Norden vom Halse zu halten.

    Erst dem Franken Karl Martell gelang es 734, den westlichen Teil Frieslands zu erobern, wobei der letzte friesische Gesamtherzog Poppo ums Leben kam. Damit war der Traum von einem unabhängigen Großfriesland eigentlich ausgeträumt, zudem Karl der Große 785 auch den Rest Frieslands einnahm (von Nordfriesland mal abgesehen) und dem Fränkischen Reich einverleibte.

    Da das Konzept von Nächsten- oder gar Feindesliebe den Germanen naturgemäß eher widerstrebt, brauchte auch das Christentum etwas länger, bis es hier Fuß fassen konnte. Zudem man zur Begrüßung traditionell den Missionaren einen Kriegshammer auf den Kopf schlug. Zerbrach der Schädel, war dies der Beweis für die Unterlegenheit des christlichen Gottes. Und überhaupt: Warum hatten die Christen nur einen Gott? Wer so wenig Verwandte hat (und damit Verbündete) muss hier gar keinen Lauten machen, sondern kann gleich wieder abzischen. Besonders diplomatisch gingen die Mönche – allen voran der Engländer Bonifatius – allerdings nicht vor. Insbesondere das Fällen von heiligen Bäumen⁵ machte sie anfangs schwer unbeliebt.

    Bonifatius verdiente sich bei den Friesen allerdings dadurch besonderen Respekt, dass er sich klaglos von ihnen erschlagen ließ. Er hatte nämlich den kühnen Plan gefasst, nach seinem Märtyrertod heiliggesprochen zu werden, um als Patron seine Klöster und Bistümer besser schützen zu können. Und das gelang sogar! Noch heute sind große Teile Deutschlands christlich (bis auf die östlichen Grenzgebiete). Wenige hundert Jahre später erkannte man seine Leistungen auch in der Katholischen Kirche an, in dem sie ihn zum Apostel der Deutschen erhob. So gesehen ist die größte theologische Leistung der Friesen der Mord an einen Priester! Das nenne ich mal einen dialektischen Prozess.

    Leider wurde Bonifatius jedoch 754 nicht auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsens erschlagen, sondern am Fluss Boorne bei Dokkum, das in der niederländischen Provinz Friesland liegt. Was wieder einmal zeigt, dass die perfiden Holländer vor nichts zurückschrecken und den Deutschen noch nicht einmal ihren Nationalheiligen gönnen. Sollen sie sich doch ihre eigenen Märtyrer schaffen!

    Wenn auch Friesland mehr oder weniger christianisiert wurde, so blieb doch ein Großteil des heutigen Sachsens noch lange Zeit strikt heidnisch. Wahrscheinlich wollte man nicht auf die in breiten Volkskreisen beliebten Menschenopfer verzichten.

    Kein Wunder also, dass zweihundert Jahre später der weise fränkische

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