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Deine Augen in unseren Augen: Die Mystik der Leute von der Straße. Ein Lesebuch
Deine Augen in unseren Augen: Die Mystik der Leute von der Straße. Ein Lesebuch
Deine Augen in unseren Augen: Die Mystik der Leute von der Straße. Ein Lesebuch
eBook266 Seiten3 Stunden

Deine Augen in unseren Augen: Die Mystik der Leute von der Straße. Ein Lesebuch

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Über dieses E-Book

Zukunftsweisende Texte der "Mystikerin der Straße", die meisten erstmals in deutscher Sprache.
Eine "Auslese" aus einer Hinterlassenschaft, die zeigt, wie faszinierend es ist, gerade heute als Christ, als Christin zu leben, in einer Welt, die ständig im Fluss ist, mitzugehen auf Jesu Spuren, in einer Innerlichkeit, die trägt und drängt, Mensch unter Menschen zu sein:
Madeleine Delbrêl (1904-1964) ist aktueller denn je.
Zusammengestellt und übersetzt von Annette Schleinzer.
Mit einer ausführlichen biografischen Einleitung.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum17. Mai 2016
ISBN9783879964260
Deine Augen in unseren Augen: Die Mystik der Leute von der Straße. Ein Lesebuch

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    Buchvorschau

    Deine Augen in unseren Augen - Madeleine Delbrêl

    MADELEINE DELBRÊL

    DEINE AUGEN IN UNSEREN AUGEN

    Madeleine Delbrêl

    Deine Augen

    in unseren

    Augen

    Die Mystik der Leute von der Straße

    Ein Lesebuch

    Hg. von Annette Schleinzer

    VERLAG NEUE STADT

    MÜNCHEN · ZÜRICH · WIEN

    Wir danken der Association des Amis de Madeleine Delbrêl und dem Verlag Nouvelle Cité, Bruyères-le-Châtel/Frankreich, in dem das Gesamtwerk Madeleine Delbrêls erscheint, für die Unterstützung und die freundliche Genehmigung der Übersetzung und Publikation der Texte aus den Œuvres complètes.

    2014, 1. Auflage

    © Alle Rechte für die deutsche Ausgabe bei Verlag Neue Stadt GmbH, München

    Umschlaggestaltung und Satz: Neue-Stadt-Grafik

    Fotos: Archiv Madeleine Delbrêl

    eISBN 978-3-87996-426-0

    ISBN 978-3-7346-1026-4

    www.neuestadt.com

    INHALT

    Vorwort

    Biografische Einführung

    VOM DUNKEL ZUM LICHT: GOTTSUCHE UND GOTTESERFAHRUNG

    Gott ist tot – es lebe der Tod

    Du lebtest – und ich wusste es nicht

    Die Kunst ist eine Weise der Liebe: Briefe aus der Jugendzeit

    DIE MYSTIK DER LEUTE VON DER STRASSE

    Leute des gewöhnlichen Lebens: Alltagsspiritualität und Gebet

    Leute des gewöhnlichen Lebens

    Den ganzen Weg entlang die Gebärden Christi wiederholen

    Das Evangelium ist das Buch unseres Lebens

    Lernen wir, dass es nur eine Liebe gibt

    Das Gebet der „Leute von der Straße"

    Der Ball des Gehorsams

    Armut zu leben ist eine echte kirchliche Aufgabe

    Ehelosigkeit ist nicht nur ein Verzicht

    Demut hat keine Ehre zu verteidigen

    Eine wahre Goldgrube der Liebe: Leben in Gemeinschaft

    Liebe ist der Daseinsgrund unserer Gemeinschaft

    Wir sind ein lebender Widerspruch

    ALS KIRCHE UNTER DEN MENSCHEN

    Wie könnten wir schlafen? Im Dienst an den Armen

    Ein Schrei steigt auf aus der Welt

    Vigil am Vorabend der Schlacht

    Wer schweigt, bezieht Stellung

    Weil deine Augen in den unsren erwachen: Missionarisch Kirche sein

    Alles schweigt auf der ganzen Linie von Gott

    Gott mitten in der Welt aussäen

    Liturgie der Außenseiter

    Der Atheismus – ein guter Boden für unsere eigene Bekehrung

    „Die bitteren Früchte meiner Romreise": Das Verbot der Arbeiterpriester

    Tendenz zum Bündnis – Tendenz zum Heil

    Die Mission muss Kirche sein

    Die Kirche – das Geheimnis der Liebe Jesu Christi für uns

    Ich kann weder „sie noch „ich sagen, sondern nur „wir"

    Eine lebendige Einheit: Erfahrungen mit der Ökumene

    Ein Weg zwischen zwei Abgründen

    Du hast viel gelitten! Wie du gelitten hast!

    Eine Einsamkeit, die keiner anderen gleicht

    Ein normaler Gewaltzustand

    Unsere Zeit als Zeit unseres Glaubens

    Der Atheismus des Schweigens

    Der Glaube ist in der Zeit und für die Zeit

    Fahrradspiritualität

    TESTAMENT

    Ich möchte, dass ihr wahrhaft frei seid

    ANHANG

    Zeittafel

    Literaturverzeichnis

    VORWORT

    Du hast uns heute Nacht in dieses Café ‚Le Clair de Lune‘ geführt. So beginnt eines der schönsten Gedichte Madeleine Delbrêls mit der Überschrift „Liturgie der Außenseiter ¹. In dieser Bar am Stadtrand von Paris berühren sich Himmel und Erde. Und das deshalb, weil es Menschen gibt, die sich gerade an diesem Ort dem Wirken Gottes zur Verfügung stellen. „Weil deine Augen in den unsren erwachen, weil dein Herz sich öffnet in unserm Herzen, ist dieses Café „nun kein profaner Ort mehr. Wir wissen, dass wir durch dich ein Scharnier aus Fleisch geworden sind, ein Scharnier der Gnade, die diesen Fleck Erde dazu bringt, sich mitten in der Nacht, fast wider Willen, dem Vater allen Lebens zuzuwenden.

    Wer ist diese Frau – Madeleine Delbrêl – die so radikal damit Ernst macht, Gott mitten im Alltag zu entdecken, die sich damit auch weigert, zwischen profanem Leben und religiösem Leben zu unterscheiden?

    Poetin – Sozialarbeiterin – Mystikerin: das sind nur drei der zahlreichen Attribute, die Madeleine Delbrêl kennzeichnen, deren Todestag sich im Oktober 2014 zum fünfzigsten Mal jährt. Im deutschen Sprachraum ist sie längst keine Unbekannte mehr. Sie gilt nicht nur als Vorläuferin des Zweiten Vatikanischen Konzils, sondern auch als „Prophetin der Nachkonzilszeit".

    In ihrer Jugend war sie eine überzeugte Atheistin. Doch eine tiefe Lebenskrise und die Begegnung mit jungen Christinnen und Christen leiteten die Wende ein: „Ich habe geglaubt, dass Gott mich gefunden hat, so beschreibt sie das, was sie zeitlebens als Übergang vom Tod zum Leben erfahren hat. Im Evangelium hat sie eine Form dafür gefunden, aus diesem „unerhörten Glück zu leben und es an andere weiterzugeben. Sie war davon überzeugt, dass dies die Aufgabe aller Christen ist: Alle sind in der Welt wie „mit Gott geladen und bilden ein „Scharnier der Gnade. Lange vor dem Konzil war ihr bewusst, dass die europäische Kirche der Zukunft auf diese Weise eine missionarische Kirche werden muss.

    Über dreißig Jahre lang lebte sie mit ein paar Gefährtinnen unter den Menschen des kommunistischen Arbeitermilieus in Ivry, einer Stadt in der Bannmeile von Paris. Dort versuchte sie, „Gott einen Ort zu sichern" – jenseits vorgegebener pastoraler Konzepte und zugleich verankert in der Tradition von Glauben und Kirche. Schon in den Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts wurden all diejenigen auf sie aufmerksam, die nach neuen pastoralen Möglichkeiten in der zunehmend entchristlichten Kirche Frankreichs gesucht haben. Für viele von ihnen wurde sie zur Beraterin.

    Ihre Leidenschaft galt zugleich Jesus Christus und den Menschen, unter denen sie lebte und die Christus nicht (mehr) kannten. Ihnen wollte sie „das Leben allen Lebens bezeugen, von dem sie sich selbst beschenkt wusste. Mission – in diesem Sinne verstanden – war für sie keine „Zutat zum Glauben, sondern die „normale Frucht eines normalen christlichen Lebens".

    In solchen Sätzen leuchtet heute – fünfzig Jahre nach dem Tod Madeleine Delbrêls – eine überraschende Parallele zu Papst Franziskus auf. Es ist geradezu frappierend, wie sehr das Anliegen des Papstes, das er in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium zum Ausdruck bringt, bis in einzelne Formulierungen hinein dem entspricht, was Madeleine Delbrêl gelebt hat. Sie ist ganz buchstäblich an die Ränder, an die Peripherien gegangen und hat ihr Leben mit den Armen geteilt. Beide – Madeleine Delbrêl und Papst Franziskus – sind durch die Intuition ihres Herzens auch „Genies der Begegnung.

    Über all das hinaus, was Madeleine Delbrêl an Gedichten, Gebeten und anderen Texten verfasst hat, ist es sicher auch dies, was bei vielen Menschen ihrer Umgebung einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Ob das nun ein emeritierter Universitätsprofessor war, ein geistig behinderter Nachbar, entwurzelte Jugendliche oder die zahlreichen Priester und Ordensleute, mit denen Madeleine Delbrêl im Kontakt war: dem Charme ihrer Persönlichkeit konnte sich kaum jemand entziehen. Mit ihrem südfranzösischen Temperament hat sie Grenzen überwunden und in alle Richtungen Brücken gebaut. „Sie trug gerne bunte Kleider, liebte die Musik und die Dichtung und traf einen Freund lieber in einem Café oder in einer Kneipe im Quartier Latin als im Sprechzimmer eines Klosters", so beschreibt sie eine polnische Freundin.

    Als ich vor über dreißig Jahren – auf Anregung von Karl Kardinal Lehmann – begonnen habe, mich mit dieser prophetischen Gestalt zu beschäftigen, hatte ich das Glück, dass die meisten Zeitzeugen und -zeuginnen noch lebten. Mit großem Vertrauen wurde mir von den Gefährtinnen Madeleine Delbrêls der Zugang zu den damals noch zahlreichen unveröffentlichten Schriften ermöglicht, und in unzähligen Gesprächen ist mir das Lebenszeugnis von Madeleine Delbrêl nahegebracht worden.

    Seit vielen Jahren werde ich nun zu Veranstaltungen über diese „Mystikerin der Straße eingeladen. Immer wieder werde ich dabei auch nach ihren Originaltexten gefragt. Schon seit den Sechzigerjahren haben die Gefährtinnen Madeleine Delbrêls begonnen, ihre Texte herauszugeben, und vieles davon liegt auch längst in deutscher Übersetzung vor. In verschiedenen Ländern werden inzwischen auch immer neue Diplomarbeiten und Dissertationen über sie verfasst. Ich selbst habe vor einigen Jahren unter dem Titel „Gott einen Ort sichern eine kleine Textsammlung herausgegeben, in der ich die verschiedenen Facetten der Spiritualität und des Lebenszeugnisses von Madeleine Delbrêl aufleuchten lassen wollte.²

    Inzwischen sind in Frankreich – auch im Zusammenhang mit einem Seligsprechungsprozess – bereits elf Bände einer Gesamtausgabe der Werke Madeleine Delbrêls erschienen, ein zwölfter Band ist in Vorbereitung. Sie enthalten zahlreiche Texte, die bis dahin sowohl in Frankreich als auch vor allem im deutschsprachigen Raum noch nicht veröffentlicht worden waren.

    Anlässlich des 50. Todestags von Madeleine Delbrêl am 13. Oktober 2014 bot es sich an, deutschen Leserinnen und Lesern eine Sammlung dieser Texte zugänglich zu machen.

    Ich habe deshalb aus den bisher erschienenen Bänden der Gesamtausgabe eine Auswahl getroffen und diese Texte aus dem Französischen übersetzt. Zugleich habe ich mich dafür entschieden, bewährte „Klassiker" mit in diese Sammlung aufzunehmen und sie – sofern sie schon in deutscher Übersetzung vorlagen – noch einmal neu zu übersetzen oder zumindest sprachlich zu überarbeiten.

    Danken möchte ich der Association des Amis de Madeleine Delbrêl und dem Editionskomitee der Gesamtwerke – vor allem Suzanne Perrin, Anne-Marie Viry-Lavaux und Cécile Moncontié – für so manche Hilfe bei der Erstellung dieser neuen Textsammlung. Mein herzlicher Dank gilt auch Herrn Stefan Liesenfeld vom Verlag Neue Stadt für seine stets ermutigende und inspirierende Begleitung.

    Möge diese Anthologie zur (erneuten und vertieften) Begegnung mit einer Frau beitragen, die zu Recht als eine der größten geistlichen Gestalten unserer Zeit gilt.

    Röderhof, am 22. Juli 2014,

    Fest der heiligen Maria von Magdala

    Annette Schleinzer

    BIOGRAFISCHE EINFÜHRUNG

    Madeleine Delbrêl wurde am 24. Oktober 1904 in der kleinen südfranzösischen Stadt Mussidan/Dordogne geboren, als einziges Kind ihrer Eltern Lucile und Jules Delbrêl. Ihre Mutter und Großmutter waren praktizierende Katholikinnen, sodass das Kind getauft wurde, Katechismusunterricht bekam und schließlich auch zur Erstkommunion ging. Der Vater hingegen war ein Freidenker, der Kirche und Glauben eher skeptisch gegenüber stand. Die Lebensumstände hatten ihn dazu gezwungen, Eisenbahnbeamter zu werden, obwohl er lieber Journalist geworden wäre. Dieser auferlegte Verzicht hinterließ in ihm eine Unerfülltheit, die er nie verwand. Seine Karriere brachte einen häufigen Wohnungswechsel mit sich: fünf Mal allein in Madeleines ersten neun Lebensjahren! Sie wuchs deshalb, wie sie selbst sagte, „außerhalb jeglicher Schuldisziplin" ³ auf.

    1916 zog die Familie Delbrêl nach Paris, wo Madeleine den atheistisch oder agnostisch gesinnten Freunden ihres Vaters begegnete und von ihnen darin bestärkt wurde, dem Intellekt „den ersten Platz in der Stufenleiter meiner Werte"⁴ einzuräumen.

    Dazu kam die Erfahrung des Ersten Weltkriegs, der sie nach dem Sinn des Lebens und vor allem des Leidens fragen ließ. Das Fundament des Glaubens, das einige Priester wohl auf überzeugende Weise in ihr gelegt hatten, wurde dadurch immer mehr erschüttert und erwies sich als nicht mehr tragfähig: „Mit fünfzehn war ich strikt atheistisch und fand die Welt täglich absurder."

    Früh war sowohl ihre intellektuelle als auch ihre künstlerische Begabung aufgefallen; bereits mit sechzehn Jahren belegte sie Kurse in Philosophie und Geschichte an der Pariser Sorbonne, nahm Zeichenunterricht und schrieb Gedichte, für die sie in den Zwanzigerjahren einen bedeutenden französischen Literaturpreis erhielt. Doch auf ihre leidenschaftliche Frage nach dem Sinn des Lebens fand sie letztlich keine Antwort. „Gott ist tot – es lebe der Tod" – zu dieser existenzialistisch-nihilistischen Erkenntnis kam die Siebzehnjährige.

    Menschliche Begegnungen leiteten dann eine Wende ein. Im Haus eines der Freunde ihres Vaters lernte sie Jean Maydieu, einen überzeugten jungen Christen, kennen. Er wäre gerne schon in jungen Jahren in einen Orden eingetreten, doch auf Wunsch seines Vaters studierte er Ingenieurwissenschaften. Madeleine Delbrêl und er fühlten sich zutiefst voneinander angezogen. Was bei ihr weder die Kunst noch die Philosophie vermocht hatten, das vermochte nun die Liebe: eine Bresche in das Bollwerk ihres Nihilismus zu schlagen.

    Zu ihrem neunzehnten Geburtstag richteten ihre Eltern ein großes Fest aus, an dem man von der offiziellen Verlobung zwischen ihr und Jean Maydieu sprach. Doch kurze Zeit später brach er die Verbindung mit ihr ab, um seiner ursprünglichen Berufung zu folgen und ins Noviziat der Dominikaner von Amiens einzutreten. Als Ordensmann wurde er später eine der zentralen Gestalten für die Erneuerung des französischen Katholizismus – und sein Weg ist dem Weg Madeleine Delbrêls bis in Details hinein sehr ähnlich geworden.

    Der Schmerz über diese abrupte und für sie kaum nachvollziehbare Trennung löste bei ihr einen intensiven Prozess der Suche aus, an dessen Ende das stand, was sie als „eine überwältigende Bekehrung"⁶ bezeichnete: die Begegnung mit dem lebendigen Gott, die Erfahrung einer Liebe, die nicht mehr zur Wahl stand.

    Zunächst dachte Madeleine Delbrêl wohl daran, in den Karmel einzutreten. Die großen Heiligen der karmelitanischen Tradition – Teresa von Avila, Johannes vom Kreuz, Therese von Lisieux – faszinierten sie und bestätigten ihre Sehnsucht nach dem „einen Notwendigen".

    Sie verzichtete jedoch zunächst auf einen Klostereintritt, weil ihre Eltern in einer belastenden Situation waren: Der Vater war früh erblindet und forderte die volle Aufmerksamkeit seiner Angehörigen ein. Unter der Begleitung von Abbé Lorenzo

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