An der Hand des Herrn: Beten mit Edith Stein
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Über dieses E-Book
Edith Stein legte einen langen Weg der Such nach der Wahrheit zurück. Ein als "Beziehung zu Gott" verstandenes und gelebtes Beten prägte ihren Lebensstil - wie er einem wahren Nachfolger Christi eigen ist.
Neben einer Einführung in Edith Steins Art und Weise zu Beten, enthält das Buch viele Originalgebete der Heiligen.
Francisco Javier Sancho Fermín OCD
FRANCISCO JAVIER SANCHO FERMÍN ist Karmelit und Doktor der Theologie. Sein Interesse für Edith Stein geht auf seine Studienzeit zurück. Zur Zeit leitet er die "Universidad der la Mística" in Avila (www.mistica.es).
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Buchvorschau
An der Hand des Herrn - Francisco Javier Sancho Fermín OCD
An der Hand des Herrn
Titelseite
Vorwort
Erster Teil: „Die Suche nach der Wahrheit war mein einziges Gebet"
1. Gebet und Tradition (Judentum)
2. Gebet einer Atheistin
3. Gebet als Weg der Freundschaft
4. Gebet und Innerlichkeit
5. Gebet: Liturgie und Eucharistie
6. Gebet bei Schicksalsschlägen
7. Gebet – Gemeinschaft (das Leben für alle geben)
Zweiter Teil: Das Gebet leben
1. Was ist das Gebet und worin liegt seine Bedeutung
2. Jesus – Vorbild für jedes Gebet
3. Die zentrale Stellung des Gebetes im Alltag
4. Orte und Zeiten für das Gebet
5. Formen des Gebetes
6. Eucharistie: das Gebet schlechthin
7. Gebet: das Leben der Heiligen Dreifaltigkeit
8. Ziel des Gebetes: die Vereinigung mit Gott
9. Das Gebet als Suche
10. Gebet und Erringung der Freiheit
Dritter Teil: Das Leben in Gebet wandeln
1. Christus gleichgestaltet werden
2. Das Gebot der Liebe
3. An der Hand des Herrn leben
4. Vertrauen in Gott und Gotteskindschaft
5. Das Geheimnis des Kreuzes
6. Träger des göttlichen Lebens
Vierter Teil: Beten mit Gebeten von Edith Stein
1. Gebete an Gott-Vater
2. Gebete an Jesus
3. Gebete zum Heiligen Geist
4. Gebete an Maria
5. Gebete an den heiligen Josef
6. Gebete zu verschiedenen Anlässen
Bibliografie
Edith Stein im Verlag Christliche Innerlichkeit
Impressum
„Das Gebet ist die höchste Leistung,
deren der Menschengeist fähig ist."
Vorwort
Ich habe noch niemanden so beten gesehen wie Edith. Dieser Satz wäre nicht so erstaunlich, wäre er nicht angeblich zuerst von Auguste Stein gesagt worden, Edith Steins Mutter, einer Frau, die von ihrem jüdischen Glauben überzeugt war. Obwohl sie die Konversion ihrer Tochter zum Katholizismus nicht verstand und diese sie schmerzte, blieb sie bei ihrer Feststellung, ihre jüngste Tochter, die „den Glauben ihrer Väter" verraten hatte, habe dennoch ihren Glauben authentisch und tief gelebt. Auch nach ihrem Eintritt in die katholische Kirche begleitete Edith Stein ihre Mutter zum Gebet in die Synagoge und betete mit allen gemeinsam.
Sich ins Gebet Edith Steins zu vertiefen, um von ihr den Weg der „Freundschaft mit Jesus" zu erlernen, setzt (auch wenn es eine Annäherung im Schnellverfahren ist) voraus, sich näher mit ihrem Lebenslauf zu befassen. Wer etwas vom Werdegang dieser Heiligen und Mit-Patronin Europas kennt, weiß, dass ihr Suchen von ihrer tiefen Sehnsucht nach der Wahrheit bestimmt war.
Deshalb sind Ediths Auffassung vom Gebet und ihre Art, es zu leben, so wie wir es in ihrem Leben vorfinden, zutiefst am Evangelium und an Christus orientiert. Sie bezieht sich darin ständig auf die Person Christi, auf seine Art und Weise zu beten sowie auf die Hinweise, die Jesus selbst uns für den Weg des Gebetes hinterlassen hat. Leben und Erfahrung sind zwei Bezeichnungen für das Gebet Edith Steins.
Wie ihre Lehrerin, die hl. Teresa von Avila, betrachtet auch Edith Stein das Gebet als eine Art zu sein und zu leben, als höchste Leistung, deren der Menschengeist fähig ist. Vom Gebet bei Edith zu sprechen bedeutet deshalb nicht einfach, von einer Gebetsübung zu reden, sondern von einem menschlichen Dasein, das vom Prinzip eines im Leben des Menschen nahen und gegenwärtigen Gottes geformt ist. Ihr eigenes Leben ist eine Bestätigung dessen, was Teresa von Avila ihren Nonnen vermitteln wollte: „Vor unerleuchteter Frömmigkeit bewahre uns Gott."
Das Gebet, wie beide Frauen es nach dem Beispiel Jesu leben, ist keine bloße Kulthandlung oder ein einfacher Akt der Frömmigkeit: Es ist der Weg der Freundschaft mit Jesus, der Weg des Lebens und Bewusstwerdens unserer Gotteskindschaft. Es ist letzten Endes ein Weg, auf dem man sich in den Sinn des Lebens selbst involviert sieht. Vom Gebet zu sprechen bringt für Teresa von Avila und Edith Stein deshalb auch mit sich, sowohl vom Weg der Entwicklung und Selbsterkenntnis als auch von der unermüdlichen Suche nach der Wahrheit zu reden, offen für das Mysterium Gottes und das des Menschen.
Wenn wir uns dem Jesus des Evangeliums nähern, entdecken wir, dass das, was im jüdisch-religiösen Umfeld neu an Christus war, sich zutiefst in seiner Art widerspiegelt, mit Gott in Beziehung zu treten, den er „Abba" nannte. Seine Weise, vertraut mit dem Vater zu sein, weist letztlich darauf hin, was für ihn authentisches Gebet ist. Um die Dynamik des Gebetes bei Edith Stein zu verstehen, würde es genügen, sich an drei Schlüsselaufforderungen zu erinnern, die Jesus Christus selbst im Evangelium äußert: Es sind die Elemente, welche es am besten definieren: Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist … (Mt 6,6). Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern … So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel … (Mt 7,9). Aber die Stunde kommt und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden (Joh 4,23).
Es besteht kein Zweifel – und dafür könnten noch viele weitere Texte aus dem Evangelium angeführt werden, in denen Jesus selbst betet oder vom Gebet spricht –, dass das Gebet, zu dem Jesus uns einlädt, mehr mit einem inneren Akt persönlicher Beziehung zum Vater zu tun hat als mit irgendeiner anderen speziellen Gebetsform der Volksfrömmigkeit.
In diesem Sinn lädt uns das Gebet Edith Steins dazu ein, zu den wahren Wurzeln des christlichen Gebetes zurückzukehren, das weder Verpflichtung noch Frömmigkeit, weder Kult noch Opfer ist, sondern Beziehung – Liebesbeziehung. Denn der wahre Kult, den wir Gott schulden, besteht in nichts anderem als darin, ihn als Vater anzuerkennen und zu lernen, mit ihm als Kinder in Kontakt zu treten – mit einem Gott, der sich sehnlichst wünscht, Wohnung in uns zu nehmen: Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen (Joh 14,23).
Sieht man das Gebet aus diesem Blickwinkel, ergibt sich daraus der wesentliche Schlüssel zu einem authentischen christlichen Leben – in der Nachfolge Christi. Nur ein authentisches Gebetsleben schafft Raum für die Begegnung, für die Erfüllung des Wortes Gottes, für die wahre Vereinigung des Menschen mit Gott. Deshalb bietet sich uns im Gebet die Möglichkeit, als Menschen zu wachsen, durch Vertiefung der Erkenntnis unserer selbst und von Gott. Es ist der Raum für Begegnung und persönliche Kommunikation; der Ort schlechthin zur Entdeckung eines Gottes, der die Liebe ist und sich stets auf einzigartige und persönliche Weise im tiefsten Inneren jedes menschlichen Wesens zu offenbaren weiß. Es ist der Weg, um den echten Schatz zu entdecken, die verborgene Perle, die Mitte seiner selbst, wo alles seinen wahren Sinn und Wert erhält. Das Zentrum der Vereinigung mit Gott ist der Mittelpunkt, in dem der Mensch seine höchste Freiheit erreicht.
Eine übliche Kritik, die wir praktizierenden Gläubigen einstecken müssen, ist die mangelnde Kongruenz mit dem Leben, dass also trotz unserer vielen Gebetsübungen unser Leben sich nicht zu ändern scheint. Und hier stellt sich die Frage bzw. die Fragen: Was ist der Grund für all das? Kann es sein, dass so viel Gebetsübung nichts nützt? Verrichten wir die Gebete nicht authentisch? Ist es nur eine äußerliche Übung, die aber nicht unser Herz erreicht? Oder ist unsere Art, das Gebet zu leben, nicht richtig? Vielleicht können wir in diesem Buch Antworten auf diese Fragen finden.
Auch wenn der Weg des Gebetes kompliziert und schwierig erscheinen mag, ist er eigentlich ganz einfach, sobald wir verstehen, wie die richtige Art des Betens aussieht. Sich mit der Wahrheit über sich