Martin Buber – Gott finden, heißt den Weg finden, der ohne Grenze ist: Begegnung mit einem Hüter der Menschlichkeit
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Über dieses E-Book
Martin Buber war nicht nur der Bewahrer der beeindruckenden Weisheit des Chassidismus, sondern einer jener seltenen Menschen, deren umfassende Schau alle spirituellen Traditionen in Ost und West einschloss.
Mit seiner Erkenntnis von der „individuellen“ und der „gemeinschaftlichen Gotteserfahrung“ schlägt er eine völlig neue Grundnote in der Geschichte der Mystik an. Nur in der „Begegnung mit einem Du“ wird ein Gotteserleben möglich, das die Begrenzungen des persönlichen Ichs überschreitet.
Eine bewegende Reise in das „pfadlose Land“ jener unendlichen Heiligkeit des Lebens, die alles verwandelt, was mit IHM in Berührung kommt, um es mit denen teilen zu können, die ebenfalls auf dem WEG sind.
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Rezensionen für Martin Buber – Gott finden, heißt den Weg finden, der ohne Grenze ist
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Buchvorschau
Martin Buber – Gott finden, heißt den Weg finden, der ohne Grenze ist - Johannes Clausner
Einleitung
Als die Fortführung der »Martin Buber Werkausgabe« (MBW) nach der Veröffentlichung von knapp einem Drittel der geplanten Bände an fehlenden finanziellen Mitteln zu scheitern drohte, erklärte die Israelische Akademie der Wissenschaften diese im Jahr 2012 zu einem »in hohem Maße wichtigen Projekt« und förderte von da an ihren Fortgang. Daher gelang es letztlich, die epochale 26-bändige Ausgabe im Jahr 2020 fertigzustellen. So sind die Worte eines der bedeutendsten Menschen des 20. Jahrhunderts nunmehr fast vollständig für die Nachwelt erhalten.
Zu seinen Lebzeiten war Martin Buber eine höchste umstrittene Persönlichkeit. Er ließ sich in kein religiöses oder politisches Schema einordnen, sondern ging unerschrocken und unermüdlich seinen eigenen Weg. In einer sehr persönlichen Einordnung charakterisiert er sich in seiner unnachahmlichen Art folgendermaßen: »Soweit meine Selbsterkenntnis reicht, möchte ich mich einen atypischen Menschen nennen.« (MBW 12, 471) Niemand hätte ihn treffender beschreiben können.
Inzwischen ist mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen, seit Buber diese Erde verlassen hat, und sein Bild bekommt, aus dem Abstand der Zeit heraus betrachtet, immer beeindruckendere Züge. Während viele seiner einst berühmten Zeitgenossen längst vom gnädigen Schatten der Geschichte verhüllt sind, leuchtet sein Werk immer strahlender auf, längst befreit von Zeitgeist und vergänglicher Aktualität.
Einer seiner Herausgeber, der Amerikaner Michael Fishbane, trifft Bubers Intention und die Ursache für seine nachhaltige weltweite Bedeutung außergewöhnlich gut, obwohl er ihm befremdlicherweise einen falsch verstandenen »Romantizismus« unterstellt: »Für Martin Buber sind große Werke wie die Bibel authentische Urkunden der menschlichen und religiösen Wirklichkeit, die ihrer literarischen Abfassung stets vorausgeht. Diese etwas romantische Überzeugung, dass die zentrale Erfahrung, die einem Text zugrunde liegt, in allen seinen späteren Wiedergaben bewahrt bleibt und von einem disziplinierten und aufmerksamen Leser auch in späteren Zeiten durchdrungen werden kann, ist eine Grundvoraussetzung seiner Arbeit.« (MBW 13.1., 35) Fishbane scheint hier Bubers innere Gewissheit etwas anzuzweifeln, denn sein Hinweis auf die Romantik zielt ganz offensichtlich nicht auf eine ganzheitliche Weltsicht, wie sie etwa Novalis, der große Dichter der Romantik, in seinen Werken anzuwenden pflegte. Buber steht aber ganz in dieser Tradition, wenn er davon ausgeht, die »zentrale Erfahrung« eines Textes bleibe über die Zeitalter erhalten.
Die Textauswahl dieses Bandes fühlt sich genau dieser Aussage verpflichtet. Buber wirkt weit über seine Zeit hinaus, weil das von ihm Erfahrene und Erlebte selbst über-zeitlich war. Es war auch nicht mehr jüdisch, christlich oder existenzialistisch, sondern es war im tiefsten Sinne menschlich. So dürfte eine Auswahl seiner Texte, wie sie nachstehend vorgelegt wird, sein Anliegen auch nicht verkürzt darstellen, sondern seiner eigenen Intention zutiefst entsprechen. »Die Wahrheit des Wortes, das wahrhaft gesprochen wird, ist in ihren höchsten Formen, so im Gedicht und ungleich mehr noch so in dem botschaftsartigen Spruch, der aus der Stille über eine zerfallende Menschenwelt niedergeht, unzerlegbare Einheit.« (MBW 12, 33)
Wie dramatisch zutreffender ist Bubers Hinweis über eine »zerfallende Menschenwelt« erst heute. Die Anonymisierung und Digitalisierung führt im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts zu einer Entmenschlichung, die Bubers innerste Intention, die Begegnung von Ich und Du, in ihrem Wesenskern zu zerstören droht.
Buber, so tiefsinnig und intellektuell er gewesen sein mag, blieb in seinem Herzen immer ein frommer Chassid, der in der menschlichen Gemeinschaft in Ehrfurcht und Demut den Lobpreis Gottes leben wollte. In seinen Erinnerungen »Mein Weg zum Chassidismus« schildert er ein lange zurückliegendes persönliches Erlebnis, das ihn vielleicht besser beschreibt als jegliche philosophische Einordnung. »Der Palast des Rebbe in seiner effektvollen Pracht stieß mich ab. Das Bethaus der Chassidim mit seinen verzückten Betern befremdete mich. Aber als ich den Rebbe durch die Reihen der Harrenden schreiten sah, empfand ich »Führer«, und als ich die Chassidim mit der Thora tanzen sah, empfand ich »Gemeinde«. Damals ging mir eine Ahnung davon auf, dass gemeinsame Ehrfurcht und gemeinsame Seelenfreude die Grundlage der echten Menschengemeinschaft sind.« (MBW 17, 44)
Diese Menschlichkeit blieb Buber zeit seines Lebens erhalten. Sie war wohl auch die Grundlage, dass ihm aus aller Welt und aus allen Gesellschaftsschichten eine sich nie erschöpfende Woge der Zuneigung entgegenschlug. Er fand auch, trotz einer schier übermenschlichen Arbeitslast, immer wieder Zeit, mit jungen Menschen zu sprechen und sich ihrer ganz persönlichen Nöte anzunehmen. Bezeichnend dafür ist die Begegnung mit Yael Dayan, der Tochter von Israels berühmtem General Moshe Dayan. Dominique Bourel, der Verfasser einer meisterhaften Biographie über Buber, überliefert diese sie nachhaltig prägende Begegnung, wie sie Yael berichtet: »Er empfing uns Sechzehnjährige wie gleichaltrige Freunde und unterhielt sich ernsthaft mit uns zwei Stunden lang in seinem Arbeitszimmer und im Garten seines Hauses, erklärte, der Weg zum Glauben sei gefühlsmäßig, und die Liebe zum Mitmenschen und die schöpferische Arbeit werde uns auch zum Glauben leiten. Er beantwortete unsere gewiss naiven und kindischen Fragen geduldig und liebevoll, als ob wir die Ersten wären, die je mit solchen Fragen gerungen hätten. In meinem Gedächtnis sind keine genauen Zitate von Bubers Worten haften geblieben, die Begegnung war aber ein ungewöhnliches Erlebnis, etwa wie ein Besuch bei einem Propheten und Lehrmeister, von dem ein allgemeiner Gefühlseindruck zurückbleibt, aber keine Details aus dem Gespräch.«*
Diese mit der jugendlichen Unschuld eines reinen Herzens geschriebenen Worte treffen auf berührende Weise das Leben jenes Mannes, den nicht wenige – bis hin zu seinem äußeren Erscheinungsbild – als einen Verkünder des WORTES empfanden. Manchen schien er tatsächlich wie ein Prophet aus ferner Zeit zu sprechen; aber in Wirklichkeit verdeutlicht jene Charakterisierung nur, dass Buber etwas Zeitloses umgab. Dieses Zeitlose gilt es einzuholen, zu bewahren und weiterzugeben. Es ist jene Botschaft von Buber für kommende Generationen, welche in jedem Einzelnen auf neue, je einmalige Weise dazu beiträgt, das