Seelenhunde: Geschichten und Gedanken über die Liebe zu unseren Hunden
Von Severine Martens
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Über dieses E-Book
Severine Martens
Severine Martens wurde 1960 in Wilhelmshaven geboren. Die gelernte Sozialarbeiterin ist vor über 35 Jahren durch Zufall auf den Hund gekommen. Sie bezeichnet sich selber gerne als Hundlerin und aktive Tierfreundin, die sich ein Leben ohne ihre vierbeinigen Lebensgefährten nicht vorstellen kann. Sogar die kleinsten Gassigänge bezeichnet sie als Abenteuerreisen durch die Schnupperwelt der Hunde, auf denen man mit offenen Augen und Ohren jede Menge tolle Sachen erleben und später aufschreiben kann.
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Buchvorschau
Seelenhunde - Severine Martens
Ich habe Deine Flügel gespürt,
gerade eben und es war nur ein kurzer Moment. Wie ein kleiner Windzug, fast wie ein Hauch und ich habe Deinen Geruch gerochen. Es kam von hinter mir und als ich mich umdrehte, warst Du nicht mehr da!
Ich konnte Dich nicht sehen, aber ich konnte Dich spüren bevor ich versuchte, Dich zu sehen. Ich habe die Augen geschlossen, mich wieder umgedreht und an vorgestern gedacht. Da warst Du doch noch da, Dein Geruch umwirbelte mich wieder und Deine Flügel schwangen sich mit einem großen Schwung über meinen Kopf. Diese Gewissheit, einfach nur ein Gefühl und ganz selbstverständlich - fast wie früher, als Du noch jeden Tag hier warst. Einfach nur da!
Eben mal nach dem Rechten gucken und sehen, ob das Frauchen alleine klar kommt. Eben nur mal gucken und dann wieder weg! Ich weiß meine Liebe, Du hast viel zu tun und viele neue Aufgaben. Sage den anderen, dass es uns gut geht! Luna kann jetzt schwimmen und der Milow hört auf seinen Namen. Das sind tolle Sachen, wollte ich Dir nur kurz noch sagen.
Fliege mein Engel und kümmere Dich um die anderen, die vielen neuen und die Unzähligen mit dem viel zu kurzen Leben auf Erden. Ihr habt da oben immer viel zu tun! Die vielen armen Seelen aus dem Meer der Tränen, im dem man nicht gut schwimmen kann. Die große Wiese, die Leichtigkeit, das Licht und der Regenbogen. Es ist wunderbar, diese Gewissheit zu haben und ich danke Dir für Deinen Besuch.
Es ist schön, dass es Dich gibt, denn ich habe Deine Flügel gespürt und Deinen Geruch gerochen!
(Für Tiffany und all die anderen … unvergessen!)
Inhalt
Ich habe Deine Flügel gespürt
Noch ein Buch?
I. Besinnliches:
Seelenhunde
Wer den Himmel berührt
Mistköter
Das Leben ist mupflich
Wenn es mit schlecht geht
Dem Himmel so nah
Das Haus am See
Luna und der rote Ball
Ich warte auf Dich
Das Herz in der Hand
Deine wunderbaren Augen
II. Heiteres:
Das artgerechte Frauchen
Superpodilitohundikategorisch
Der Mensch
Nicht mein Tag, ich geh' ins Bett
In der Stadt
Ich bin hier bloß der Mensch
Luna und der Wald
Augenschnuddel und Schlafgeruch
Pogo im Kompost
Der Engel
Zwei Hunde
Köta, Thöle und die Misthunde
Luna und der Wackelzahn
III. Nachdenkliches:
Mensch, Du Hundemensch
So!
Luna und die Angst
Milow, das Feld und der Wind
Kscht, Boing, ClickKlack und Quietsch
Kloppekumpels
Knautschi, Schnaufi & die Knutschkugeln
Das Einzige was zählt
Im Wald und gut zu Vögeln
Jeder für sich und Gott gegen alle
IV. Kritisches:
Der gerettete Hund
Die gewaltlose Gewalt
Der kynologische Hund
V. Vergangenes:
Anaconda
Ich spreche von Leika
Ratatöskr, das Einhörnchen
Am Teich
Deine Spuren im Sand
VI. Sprechende Hunde:
Talking Dogs
Talking Dogs on Tour
Good Dog, happy Man
VII. Lunas Weihnachtsgeschichten:
Luna und der Weihnachtsmann
Der verschenkte Hund
Wunschzettel eines Hundes
VIII. Let's speak Podengo:
Milow und der Müll
Milow und die neue Welt
Milow und die Straße
Milow und sein neues Zuhause
IX. Laras Geschichten:
Whisky und Wodka
Lieschen Müller und die Rübe
Die Schildkröte Theobald
Die Ratte
Das Herz blutet und die Seele brennt
Noch ein Buch?
Seit fast vier Jahren betreiben wir nun unser kleines Blog 'Die Fabelschmiede' und wir haben dort mehr als dreihundert Hundegeschichten und andere Texte veröffentlicht. Nun erscheint unser sechstes Buch mit dem wunderbaren Titel 'Seelenhunde'.
Warum das?
Ja nun klar: Wir versammeln unter diesem Titel, der seit eh und je für die Geschichten der Fabelschmiede steht, unsere sechzig schönsten und beliebtesten Texte in einer Art Fan-Ausgabe. Geschichten zum Nachdenken, Mitfühlen und zum Schmunzeln. Geschichten, die mitten ins Herz gehen – und manchmal auch ins Hirn. Unsere besten Geschichten nur für Euch.
Deshalb das!
Wir wünschen Euch viel Freude und gute Inspirationen beim Lesen.
I. Besinnliches
Über die Liebe zu unseren Hunden,
über das gemeinsame Leben an Ihrer Seite
und darüber wie sie unser Leben verändern,
für immer!
Seelenhunde
Sie wohnen unter Deiner Haut, mitten in Dir drin und einen Zentimeter links vom Herzen. Es ist die Stelle, an der die Seele ihrem Mittelpunkt hat und wo alle unsere Tränen und Lachfalten ihr Zuhause haben. Sie sind immer bei Dir, begleiten Dich durch Euer gemeinsames Leben und bleiben auch da, wenn sie schon lange gegangen sind. Sie fangen Dich auf, wenn Du fällst, und sie stützen Dich, wenn Du keine Kraft hast. Da, wo sie sind, ist der Ort, an dem Du Zuhause bist.
Seelenhunde sind der Anker, an dem Dein Leben hängt. Euch verbindet ein unsichtbares Band wie aus Gummi und je weiter Ihr auseinander seid, desto mehr zieht es Euch zurück.
Eure bittersten Tränen verschwinden, wenn sie sich auf Eurem Schoß zu einem einen Kringel zusammenrollen. Ihre großen Erlebnisse und kleinen Erfolge lassen Euch jedes Mal lachen und die gemeinsame Freude lässt Euch alle Sorgen vergessen. Wenn andere Dinge Stress und Anspannung in Euer Leben gebracht haben, sind sie da und zeigen Euch den Weg nach Hause. Sie sind immer da, wenn Du sie brauchst, und gemeinsame Spaziergänge sind wie eine frische Brise in der Seele, die Euch alles Vorausgegangene vergessen lassen.
Seelenhunde reparieren Deine Seele und auch Dein Herz, jeden Tag mehrmals und immer wieder. Sie machen es einfach so und ohne jede Mühe.
Sie sind immer da, wenn Du sie brauchst, und sie sind immer dort, wo Du bist. Manchmal sind sie der Grund, warum Du überhaupt noch aus dem Bett aufstehst und oft sind sie der letzte Anlass, doch noch einmal das Haus zu verlassen und vor die Tür zu gehen. Wie viele Leben sie wohl schon auf diese Art und Weise gerettet haben? Sie halten Dich auf Trab und in Bewegung – und sie bringen immer wieder neue Dinge in Dein Leben. Sie sind Deine Tankstelle und die Salbe auf den Narben des Lebens.
Seelenhunde sind ein untrennbarer Teil von Dir und kein Skalpell der Welt kann diese Verbindung trennen.
Sie sind die Pfadfinder, wenn Ihr Euch verlaufen habt, und sie sind die Lotsen, wenn Ihr nicht mehr weiter wisst. Sie nehmen Euch jeden Tag mit in ihre Welt. Sie holen Euch ab und sie bringen Euch jedes Mal heile und unversehrt zurück. Manche sagen, sie könnten zaubern und Wünsche erfüllen, die Worte nicht aussprechen können. Andere wissen, dass sie Eure Sehnsüchte und Träume erkennen, bevor ihr es selber könnt.
Seelenhunde sind die Liebe und die Wärme in Eurem Herzen. Sie sind die letzte Zuverlässigkeit in der Welt, wenn alles andere euch verlassen hat.
Sie lieben Euch ohne Ansehen Eurer Person. Ohne Blick auf Eure Herkunft, Euer Aussehen oder Eure Kontoauszüge. Ihnen ist es egal, ob Ihr in einer kleinen Villa mit großem Garten oder in einem Hochhaus im achten Stock wohnt. Ihr braucht einfach nur da zu sein und nichts weiter zu machen, als ihre Liebe in Eure Herzen zu lassen. Sie öffnen die Tür zur Seele und Eure einzige Aufgabe ist es, Ihnen dort einen warmen Platz einzurichten – für Immer!
Seelenhunde sind der Grund, warum Du bist. Und sie sind der Grund, warum Du jeden Tag erneut die Kraft hast, einen Tag mehr zu leben!
Wer den Himmel berührt
Mein kleines Mädchen, die ein Hund ist und keine sieben Kilo wiegt, hat eine riesengroße Seele. Die reicht von hier bis zum Mond und noch ein ganzes Stückchen weiter. Bis zu der Stelle, wo man über den Regenbogen gucken und eine große bunte Wiese sehen kann! Dort oben ist sie dem Himmel so nahe, dass sie ihn berühren und mit ihrer Pfote ein klitzekleines Loch reintuppsen kann. Sie kann mit Allen reden und spielen, die schon lange vor dieser Zeit hier unter waren - und mit denen, die da oben immer noch sind! Es sind die schönsten Momente meines Lebens, wenn sie mir davon erzählt. Nur Hunde können so etwas, glaube ich. Die Seele eines Menschen ist dazu einfach nicht groß genug!
Ihre Augen leuchten, wenn sie spricht. Auf eine ganz besondere Art, die nur ich sehen und verstehen kann. Genau so machen es alle Hunde, wenn man ihnen zuhört und ihnen nah genug ist - nur dann kann man es sehen und spüren. Man braucht einfach nur da zu sein und darf den richtigen Moment nicht verpassen. Manchmal passiert es draußen beim Spaziergang und manchmal mitten in der Nacht, wenn wir eigentlich schlafen sollten. Sie schauen Dich mit ihren großen Augen an, fangen Dich ein und nehmen Dich mit in ihre Welt. Sie bringen Dich an einen Platz, an dem Du noch nie warst und wo Du alleine niemals hingehen könntest. Sie machend es mit einem Augenblick und nur Hunde können so etwas, glaube ich. Sie lassen unsere Seele fliegen und geben ihr zwei kleine Flügel!
Wer den Himmel berühren kann braucht ein großes Herz. Als Standbein sozusagen, damit man nicht umfällt, und als Wohnung, damit die Seele auch mal schlafen kann. Das Herz eines Hundes ist eine große Wohnung, damit auch Du da drinnen wohnen kannst. Dein Hund gibt Dir ein Gefühl von Größe und Leichtigkeit, das Du alleine gar nicht haben kannst. Er zeigt Dir Dinge, die Du ohne ihn gar nicht sehen kannst. Sie sind immer noch an Deiner Seite, wenn alle anderen schon längst gegangen sind. Sie helfen Dir, das Leben leicht zu machen, und sie sorgen dafür, das Du niemals alleine bist. Nur Hunde können so etwas, glaube ich. Sie machen unsere Seele größer und schenken uns ihr großes Herz, damit wir mit ihnen gemeinsam fliegen können.
Wer fliegen kann ist klar im Vorteil und wer über den Regenbogen gucken kann, fliegt weiter als ein Horizont weit sein kann, und kann Dinge sehen, von denen wir Menschen noch nicht einmal träumen. Noch nicht einmal, wenn wir schlafen! Wie klein werden Deine Sorgen, wenn Dein Hund Dich braucht, und wie tief kannst Du schlafen, wenn Dein Hund Dich wärmt. Diese ständige Gewissheit von Vertrauen, Liebe und Zuneigung mit der sie Dich umgeben. Diese unbedingte Bedingungslosigkeit mit der sie Dir ihr ganzes Leben schenken. Sie öffnen Dein Herz und geben Dir jeden Tag erneut die Kraft für einen neuen Morgen. Menschen können das nicht. Nur Hunde können so etwas, glaube ich. Sie wärmen Deine Seele wenn Du frierst, und sie geben Dir ein Zuhause, wenn Du alleine bist.
Wer mit den Engeln fliegt, den Himmel berührt und über den Regenbogen gucken kann, der weiß, dass es auch am letzten Tag noch einen Morgen geben wird.
Hunde wissen das!
Mistköter
Mein Name ist Milow und ich werde meistens Milow H. Lunke genannt. Ich bin eine Mischung aus portugiesischem Podengo und Mistköter, weil ich ein Podengo aus Portugal bin und gerne Mist mache. Wenn mein Frauchen Mistköter sagt, dann bin ich der beste Mistköter der Welt, und das finde ich toll! Mein Frauchen, die ich meistens einfach nur ‚Die‘ nenne, ist nicht besonders schlau und sie ist kein Hund. Aber sie gibt sich immer große Mühe und das ist in meinen Augen eine ganze Menge wert.
Ich hatte bisher kein so tolles Leben, jedenfalls wird das von vielen immer wieder behauptet. Ich sehe das etwas anders! Na klar ist es doof, auf der Straße zu leben und nie zu wissen, wann und wo es das nächste Mal was zu essen gibt. Das versteht die wohl auch - jedenfalls tut die immer so und schreibt ja auch andauernd drüber. Das gute an meinem alten Leben war, dass ich hingehen konnte, wohin ich wollte. Und wenn ich da wieder weg wollte, dann bin ich da eben wieder weg. Und wenn mir was zu blöd oder zu gefährlich wurde, dann bin ich eben abgehauen. Hat auch immer geklappt - bis auf das eine Mal, da haben sie mich geschnappt, und deshalb bin ich ja jetzt auch hier.
Ich krieg jetzt jeden Abend was zu essen und ich kann mir das inzwischen sogar merken und freue mich jedes mal drauf. Jeden Abend nach der Flitzewiese rückt die meine Schüssel raus und ich finde das richtig toll. Aber erstens könnte da nun wirklich etwas mehr drin sein und zweitens könnte die das Essen auch gleichmäßiger über den Tag verteilen. Am besten wäre es, wenn ich mir das selber einteilen könnte - aber die will ja alles selber bestimmen und einem noch viel mehr vorschreiben. Ich habe mich sogar ein wenig dran gewöhnt, dass ich mir draußen selber nichts besorgen darf. Ist zwar blöd, aber die wird immer sauer und dann werde ich auch sauer! Naja, soll die halt denken, dass sie recht hat - abends gibt es dann ja immer. Da kann ich mich wirklich drauf verlassen und das finde ich gut so!
Angeblich bin ich ja auch noch ein Baustellenhund, jedenfalls redete die neulich so mit einer anderen. Die stand da mit ihrem brennenden Stöckchen in der Gegend rum und hat einfach behauptet, dass sie mit mir andauernd neue Baustellen hätte. Die kann einem ja richtig leid tun, wie schwer sie es mit mir hat - angeblich! In Wirklichkeit denkt die sich doch immer nur neue Sachen aus, die ich machen soll oder nicht mehr machen darf. Könnt ihr Euch vorstellen, wie lästig das sein kann?
Ich finde ja, dass ich schon richtig viel und toll gelernt habe. Bei meinen letzten Leuten wurde ich festgebunden, wenn die sich zum Essen hingesetzt hatten - naja, waren ja auch nur neun Tage und die hatten echt nur Angst um ihre Frikadellen. Heute darf ich mit der kleinen Luna neben Frauchen liegen, wenn die am essen ist. Das klappt schon richtig toll, findet die auch! Und, wenn wir draußen spazieren gehen, bin schon gar nicht mehr so hinter alten Kaugummis, Brötchentüten und anderem Müll hinterher - meistens jedenfalls. Die hat mir einfach mal gezeigt, dass sie immer viel tollere Sachen zum Essen dabei hat, als auf der Straße rumliegen. Die krieg ich aber nur, wenn ich die anderen Sachen liegen lassen. Und ich krieg das auch immer öfters hin, glaube ich jedenfalls.
Ein Hammer war allerdings, als die damit ankam, dass ich zu klein für mein Gewicht sei und ab sofort nur noch Diät zu essen bekommen würde. Angeblich hätte die Tierärztin gemeckert, aber das hätte Frauchen auch ruhig mal aushalten können. Und wer zahlt wieder die Rechnung? Und das mit Diät essen ist auch Käse, denn ich kriege immer noch das Gleiche - es ist einfach nur weniger als vorher. Als wenn ich das nicht merken würde, ich bin doch nicht blöd! Und dann noch dieses Sportprogramm, das die sich für mich ausgedacht haben. Ich hasse dieses Fahrradfahren. Immer so langsam und schnurstracks geradeaus, das finde ich total langweilig. Die sagt ja immer, das sei gut für meinen Rücken, und angeblich hätte Frau Doktor das auch gesagt. Alles Quatsch, denn in Wirklichkeit geht es meinem Rücken saugut und er tut beim Toben und Kloppen schon lange nicht mehr so weh. Das ist schon eine ganze Weile so und hat mit dieser blöden Diät und dem Radfahren gar nichts zu tun - bestimmt nichts, da bin ich mir total sicher!
Ehrlich, mir geht das so richtig saugut. Vor allem, seit das Wetter wieder schöner geworden ist und wir viele Neulinge auf der Hundewiese treffen. Ich finde ja, dass diese Wiese mir gehört und, dass ich das einigen Jungs auch klipp und klar sagen sollte. Natürlich hat die da wieder was gegen und nervt ohne Ende. Angeblich hätte die damit wieder eine neue Baustelle und bla bla bla! Nix darf man hier in diesem Land und vor allem bei der nicht. Da haben andere Hunde bei anderen Leuten es tausendmal besser, aber ich darf ja nichts sagen! Das ist vielleicht auch besser so, bevor hier jemand denkt, dass es mir schlecht geht.
Ich bin ein portugiesischer Podengo mit Mistköter drin. Ich lebte in einem anderen Land auf der Straße und ich lernte, für mich selber zu sorgen. Ich wurde vor ca. einem Jahr eingefangen, sollte getötet werden und wurde gerade noch rechtzeitig gerettet. Ich wurde aufgepäppelt und nach einer Weile in dieses Land verfrachtet. Ich war bei Menschen, die mich eigentlich gar nicht wollten. Danach nochmal das Gleiche, bis ich dann hier angekommen bin. Ich wurde nie gefragt und man wollte immer nur mein Bestes. Alles, was ich an Regeln auf der Straße gelernt hatte, war über Nacht wertlos für mich geworden. Und die Regeln meiner neuen Welt waren mir unbekannt und ich konnte sie nicht verstehen. Ich war unsicher, hatte Angst - und ich klammerte mich an jeden Strohhalm!
Heute nach einem Jahr bin ich hier angekommen. Ich habe in dieser Zeit mehr gelernt, als manch ein Mensch sich vorstellen kann. Ich bin der tollste Mistköter der Welt - und ich bin es gerne!
Das Leben ist mupflich
Das Leben ist mupflich, sagt klein Luna, und verschwindet wieder unter der Bettdecke. Nur noch ihre kleine schwarze Lakritznase schaut hervor und der Rest des Hundes schnurchelt sich wieder zufrieden ins Traumland. Jetzt stehe ich mit dem Milow alleine auf dem Flur und unsere morgendliche Geschäftsreise zu dritt kann ich wohl vergessen. Es regnet, und zwar im Mengen, und wenn es in Mengen regnet, funktioniert Luna nicht mehr. Alleine das prasselnde Geräusch auf unseren schrägen Dachfenstern reicht für sie aus: Eine entsetztes Gesicht, ein verzweifelter Blick und *schwupps* ist sie wieder die Treppe hoch und im Schlafzimmer verschwunden.
Also ziehe ich mit dem Halunken alleine los! Allerdings nur kurz, mal eben den Garten und den Zaun kontrollieren, die morgendlichen Botschaften seiner Kollegen überschreiben und dann ebenfalls wieder rauf in die warme und trockene Bude. Schnell in die Küche und gucken, ob auf dem Boden noch Krümel von gestern abzuwischen sind - und dann ins Wohnzimmer und rauf aufs Sofa. Luna, die inzwischen wieder aufgetaucht ist, schnüffelt ihm am Hintern, überlegt ganz kurz ob sie auch mal müsste und lässt sich mit einem *Plumps* neben ihn fallen. Als ich in die Küche gehe, hebt der Milow kurz den Kopf und überlegt, ob sich das aufstehen für ihn lohnen könnte. Die vertrauten Geräusche lassen ihn aber ahnen, dass ich mit meinem Frühstück bald wieder auftauchen würde, und er bleibt neben Luna liegen. Wenig später sitze ich mit meinen Stullen zwischen den beiden auf dem Sofa und wir drei lassen es uns schmecken. Warum extra aufstehen, wenn man sein Fraule durch und durch kennt und sowieso immer alles so kommt wie es kommt. Ich bringe mein Tellerchen brav in die Küche, Milow passt genau auf, ob auf dem Weg noch was herunterfällt, und kurze Zeit später nickern die beiden wieder ein! Warum in Hektik verfallen, wenn es keinen konkreten Anlass dazu gibt, und warum grundlos herumlaufen, wenn man auch dösen kann.
Manchmal beneide ich die beiden, vor allem wenn ich selber mal wieder nicht weiß wo mir der Kopf steht und vor lauter Aktivismus gar nicht schaffe. Wie viel angenehmer wäre es da gewesen, einfach auf dem Sofa sitzen zu bleiben, die Beine hochzulegen und erst aufzustehen, wenn es wirklich Sinn gemacht hätte. Kluge Hunde habe ich hier, einfach nur schlau und ich sollte mir ein Beispiel dran nehmen. Eine Geschichte könnte ich darüber schreiben, kommt mir so in den Kopf, und schon wieder springe ich auf. Das Leben ist mupflich, grunzte Klein Luna, und der Halunke fügte hinzu, ich solle nicht solch eine Hektik machen! Beide verschwinden im Schlafzimmer, wollen dort in Ruhe weiter dösen und ich klappe mal wieder das Laptop auf! Ein leises Schnarchen lässt mich aufhören und wie ich aufstehe, dringt ein leises Fiemen an meine Ohren. Luna liegt im Bett auf dem Rücken, träumt einen kleinen Traum und rennt mir ihren Beinen den Wolken hinterher - der Milow schnarcht mit den Holzfällern um die Wette.
Das Leben ist mupflich, fällt mir wieder ein, und ich brauche nicht lange zu