Kalaton: Die Abenteuer von Tom Tauki und drei kurze Gespenstergeschichten
Von Michael Ulmer
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Über dieses E-Book
Drei weitere, kurze Geschichten erzählen von anderen, eher übernatürlichen Begegnungen. Lesen auf eigene Gefahr!
Michael Ulmer
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Buchvorschau
Kalaton - Michael Ulmer
Inhaltsverzeichnis
Kalaton
Das Gespenst
Der Mann auf dem Balkon
Die verrückte Geschichte vom Buh
Kalaton
Das Auto hielt so abrupt, dass Tom aus dem Schlaf gerissen wurde. Er blinzelte und sah durch den Birkenwald den See glitzern. Es war heiss im Auto. Das T-Shirt klebte an seiner Brust und seine Hose an seinen Beinen. Er hasste dieses Gefühl.
„Aus dem Auto mit dir, Sohnemann!", sagte der Vater freudig und öffnete die Autotüre mit Schwung. Tom wollte mit demselben Schwung zur Türöffnung hinausspringen, vergass aber, den Gürtel zu lösen. So schwang er zur Seite und schlug sich den Kopf am Türrahmen an.
„Nicht so stürmisch!", lachte der Vater und die Mutter fragte, ob es weh tue. Er schüttelte den Kopf und dachte missmutig:
‚Ein schöner Anfang ist das!‘
Jeder nahm ein Gepäckstück und stapfte zur Blockhütte, die nicht weit entfernt auf einer Lichtung stand. Auf der kleinen Veranda stellten sie ihre Sachen ab. Noch bevor der Vater daran dachte, mit dem Schlüssel raus zu rücken, lief er zum Steg, der nicht weit fort lag und auf den Kalatonsee hinausragte. Mutter rannte dem Vater hinterher – wild gestikulierend die Schönheit des Ortes rühmend und da und dort einer Blume die Ehre erweisend.
Detektiv Tauki sah sich nach verdächtigen Sachen um. Die Feuerstelle schien ganz in Ordnung, wie auch der Birkenwald um die Lichtung. Das Haus selbst war ein länglicher Blockbau, dessen Giebel sich parallel zum See erstreckte. Hier sollte er nun seine Ferien verbringen.
Inmitten von Mücken, stellte Detektiv Tauki fest.
„He Tom, wo bleibst du?", rief der Vater.
„Komm, es ist schön!", rief die Mutter.
‚Immer diese Eltern, die dich nie in Ruhe lassen können!‘, dachte Detektiv Tauki. In Wirklichkeit war er nämlich Tom. Detektiv, das wollte Tom werden. Dass er Detektiv spielte, hütete er aber allerstrengstens. Der Name Tauki kam auch nicht von ungefähr! Er erinnerte stark an den Namen Tsaukki; den Detektiven aus seiner Lieblings TV Sendung.
Tom trottete zum Steg und trampelte nach vorne. Wäre er in diesem Moment ins Wasser gefallen, wäre es ihm egal gewesen!
„Was für ein wunderschöner See!", staunte der Vater.
„Was für klares Wasser er hat und wie warm es ist!", staunte die Mutter.
‚Was für unheimliche Wasserpflanzen es da hat!‘, dachte Tom.
Je länger er sich umsah, desto mehr graute ihm vor diesem See. Es fielen ihm Szenen vom Gruselfilm ein, den er vor zwei Tagen gesehen hatte. Im Land der Killermoskitos
hatte er geheissen. Und als die Protagonisten vor den Killermoskitos in den See geflohen waren, wo sie gedacht hatten, sie seien in Sicherheit, kam ein noch schlimmeres Seemonster angeschwommen!
Tauki sah es schon zwischen den Seerosenblättern lauern und sprang zurück an Land und zur Hütte. Der Vater deutete das als Ungeduld und spazierte, gütig und mit einem so-war-ich-auch-mal
Lächeln ebenfalls zur Hütte zurück; dicht gefolgt von der Mutter, die noch immer da und dort auf eine Blume oder ein schönes Kraut hinwies.
Es verging natürlich einige Zeit, bis der Vater endlich den Schlüssel in einer Hosentasche gefunden und die Türe geöffnet hatte. Tom trappte, nun wirklich ungeduldig geworden, von einem Bein aufs andere. Die Mutter berührte ihn am Arm und sagte ihm, ebenfalls freundlich und gütig lächelnd, er solle nicht so nervös sein. Das nervte ihn gewaltig, was seine ohnehin üble Laune nicht gerade verbesserte.
So schlüpfte er als erster ins Haus – noch bevor der Vater die Türe richtig geöffnet hatte. Diesmal sahen sich die Eltern nur an. Sie konnten ihren Sohn ja so gut verstehen!
Das Haus war einfach, aber praktisch eingerichtet, fand Tauki. Es hatte auf der einen Seite eine Sauna und eine Küche, die durch eine Ess-Wohn-Schlafstube auf der anderen Seite des Hauses mit dem Vorraum verbunden waren. Nachdem er auch unterm Bettsofa nach verdächtigen Sachen gesucht, aber – enttäuschender und langweiliger Weise – nichts gefunden hatte, musste er mit dem Vater die restlichen Gepäckstücke aus dem Auto holen. Und das waren relativ viele. Die Mutter verteilte in dieser Zeit ihre Sachen im ganzen Haus – natürlich schön geordnet und gut versorgt.
„Uff, gehen wir baden!", sagte der Vater.
„Ja, ich habe auch heiss!", sagte die Mutter.
‚In diesen Monstersee wollen sie baden gehen? Die sind verrückt!‘, dachte Tom.
„Los, Sohnemann, ins Wasser mit dir!", rief der Vater.
„Heissa, los, komm!", rief die Mutter.
‚Ihr könnt mich Mal!‘, dachte Tom, stieg aber schön brav in seine Badehose und watschelte dem Vater hinterher, der ganz kribbelig vor Vorfreude aufs Baden, wie ein junger Hund, zum See hüpfte.
Platsch, der Vater war im Wasser. Plitsch, die Mutter auch. Tom blieb auf dem Steg zurück und sah sich um. Am Rande des Sees standen Bäume. Kleine knorrige Birken wechselten hohe, majestätische Föhren ab und manchmal schimmerte eine fleckige Felsplatte übers Wasser. Hier auf dem Steg fühlte Tom sich noch sicher.
Mutter und Vater waren schon weit raus geschwommen und riefen ihn:
„Das Wasser ist warm!"
„Komm, worauf wartest du noch?!"
Tom berührte mit den Zehen das Wasser,