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Jüdisches Leben in Tirol und Vorarlberg von 1700 bis 1805: Jüdisches Leben im historischen Tirol
Jüdisches Leben in Tirol und Vorarlberg von 1700 bis 1805: Jüdisches Leben im historischen Tirol
Jüdisches Leben in Tirol und Vorarlberg von 1700 bis 1805: Jüdisches Leben im historischen Tirol
eBook211 Seiten2 Stunden

Jüdisches Leben in Tirol und Vorarlberg von 1700 bis 1805: Jüdisches Leben im historischen Tirol

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Über dieses E-Book

"Jüdisches Leben in Tirol und Vorarlberg von 1700 bis 1805" ist ein Auszug aus dem dreiteiligen Sammelwerk "Jüdisches Leben im historischen Tirol". Die Geschichte des jüdischen Lebens im historischen Tirol, welches das heutige Trentino, Süd-, Nord- und Osttirol sowie über ein Jahrhundert lang auch Vorarlberg umfasste, ist über 700 Jahre alt.

Die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Tirol, das im 18. Jahrhundert auch das Trentino und die meiste Zeit auch Vorarlberg umfasste, ist vor 1800 die Geschichte einer zahlenmäßig kleinen Gruppe, die nie mehr als 400 Personen umfasste. Geographisch konzentrierte sich diese auf Hohenems, Innsbruck und Bozen. Das jüdische Leben in Alttirol unterschied sich von jenem in den großen Städten und wurde von Entwicklungen wie den josephineschen Toleranzedikten seit Anfang der 1780er Jahre beeinflusst.
Es wird deutlich, dass es meist eine dominierende Persönlichkeit gab, die versuchte, die Lebensbedingungen ihrer Glaubensbrüder und -schwestern zu verbessern. Im 18. Jahrhundert hatten diese Funktionen zuerst Jonathan Uffenheimer, danach bis 1790 seine Söhne Maier in Hohenems und Gabriel in Innsbruck inne. In den Jahren bis 1814 erfolgte dann ein personeller Umbruch, der erst mit dem Ende der bayerischen Zeit vor allem in Innsbruck eine neue jüdische Führungselite hervorbrachte.
SpracheDeutsch
HerausgeberHaymon Verlag
Erscheinungsdatum10. Sept. 2014
ISBN9783709973417
Jüdisches Leben in Tirol und Vorarlberg von 1700 bis 1805: Jüdisches Leben im historischen Tirol

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    Buchvorschau

    Jüdisches Leben in Tirol und Vorarlberg von 1700 bis 1805 - Thomas Albrich

    Thomas Albrich

    JÜDISCHES LEBEN IN TIROL UND VORARLBERG VON 1700 BIS 1805

    HAYMONverlag

    Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler KULTURinstitut.

    Die Arbeit am Projekt wurde gefördert von der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg.

    © 2013

    HAYMON verlag

    Innsbruck-Wien

    www.haymonverlag.at

    Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

    Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

    ISBN 978-3-7099-7341-7

    Covergestaltung: hoeretzeder grafische gestaltung, Scheffau/Tirol

    Buchgestaltung und Satz: Karin Berner nach Entwürfen von Stefan Rasberger.

    Dieser Text wurde dem dreibändigen Werk Jüdisches Leben im historischen Tirol, erschienen 2013 im Haymon Verlag, entnommen. Das Gesamtwerk Jüdisches Leben im historischen Tirol erhalten Sie in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.haymonverlag.at.

    Inhalt

    Vom jüdischen Leben im historischen Tirol 1300–1805

    Jüdisches Leben in Tirol und Vorarlberg von 1700 bis 1805

    Die Rechtsverhältnisse der Juden in der Zeit von Kaiser Karl VI. und Maria Theresia

    Jüdinnen und Juden in Tirol am Anfang des 18. Jahrhunderts

    Jüdinnen und Juden in Hohenems und Sulz im 18. Jahrhundert

    Die fünf Brüder Uffenheimer aus Innsbruck und Hohenems

    Der Synagogenbau in Hohenems

    Die Pflege der Ritualmordlegenden in Tirol im 18. und frühen 19. Jahrhundert

    Joseph II. und der Beginn der Toleranz: Erste Schritte auf dem Weg zur Emanzipation

    Jüdinnen und Juden in Innsbruck in der ersten Hälfte der 1780er Jahre

    Jüdisches Leben in Tirol und Vorarlberg in der zweiten Hälfte der 1780er Jahre

    Die Regierung von Kaiser Franz II.: Der Anfang einer neuen Zeit?

    Jüdinnen und Juden in Bozen zwischen 1780 und 1800

    Innsbrucks Jüdinnen und Juden am Anfang des 19. Jahrhunderts

    Anmerkungen

    Abkürzungsverzeichnis

    Literaturverzeichnis

    Vom jüdischen Leben im historischen Tirol 1300–1805

    Thomas Albrich

    Seit über 700 Jahren leben Jüdinnen und Juden in Alttirol, das historisch das heutige Trentino, Südtirol, Nord- und Osttirol umfasste und seit den 1780er Jahren bis zum Ende des Ersten Weltkriegs sowie zwischen 1938 und 1945 auch Vorarlberg inkludierte. Die vor 1803 noch unabhängigen Bistümer Brixen und Trient werden im vorliegenden ersten Band natürlich mitbehandelt. Geografisch umfasst der in den drei Bänden behandelte Raum daher (fast) immer den Raum der heutigen österreichischen Bundes länder Tirol und Vorarlberg sowie die italienische Region Trentino-Südtirol. Der erste Band behandelt die Anfänge einer jüdischen Existenz in Tirol von ca. 1300 bis 1805, als ganz Tirol und Vorarlberg zum Königreich Bayern kamen.

    Die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Tirol und Vorarlberg war von den Anfängen bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts gekennzeichnet durch Ansiedlungsbeschränkungen, Verbote und Vertreibungen. Jüdische Gemeinden konnten sich bis ins 17. Jahrhundert nicht etablieren, es gab nur Ansiedlungen einzelner tolerierter jüdischer Familien in Bozen, Trient und Innsbruck. Während sich in Tirol an dieser Grundsituation bis zum Abschluss der staatsbürgerlichen Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung durch die Staatsgrundgesetze von 1867 nichts änderte, gewährte Graf Kaspar von Hohenems im Jahre 1617 die Ansiedlung einer jüdischen Gemeinde in Hohenems, die mit einer kurzen Unterbrechung – der Vertreibung ins benachbarte Sulz im 18. Jahrhundert – bis zur Zerstörung 1940 dort existierte.

    Während die Zeit des 19. und 20. Jahrhunderts mittlerweile aufgrund unserer Forschungen und Publikationen der vergangenen Jahre zumindest biografisch gut aufgearbeitet wurde1, fehlt für die Jahrhunderte zwischen 1300 und 1800 noch eine ausführliche Darstellung für Tirol.2 Diese Lücke wird im vorliegenden Band weitgehend geschlossen.

    Wer waren die Jüdinnen und Juden, die vor 1805 in Alttirol lebten? Im Mittelalter treten Juden erstmals um 1300 in den Tiroler Quellen auf: Isaak von Lienz ist zu dieser Zeit der wichtigste Geldgeber im Ostalpenraum. Zusammen mit den anderen damals im Tiroler Raum ansässigen Juden dürfte er aus der Friauler Gegend zugezogen sein. Die Nachrichten über diese erste Phase jüdischen Lebens in Alttirol enden jedoch schon um 1330. In der Folge ließen sich bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts einige aus dem Norden zugewanderte Juden in Tirol nieder, darunter der in Innsbruck wohnhafte Salomon, der bis 1347 belegt ist. Ob es auch in Tirol anlässlich der großen Pestepidemie des Jahres 1348 zu Verfolgungen kam, wie dies für viele Städte des römisch-deutschen Reiches belegt ist, lässt sich den spärlichen regionalen Quellen nicht entnehmen. Eine dritte, im ausgehenden 14. Jahrhundert einsetzende Phase jüdischer Präsenz in Tirol ist durch eine markante Vermehrung der Siedlungsorte gekennzeichnet. Jüdische Bewohner finden sich nunmehr in Lienz, Innsbruck, Hall, Mils, Brixen, Glurns, Meran, Bozen, Kaltern sowie in Trient und in einigen anderen Gemeinden des Trienter Hochstifts. Noch in diesem Jahrhundert fand aber die jüdische Ansiedlung an den meisten dieser Orte schon wieder ein Ende. Ritualmordprozesse führten zur Vernichtung der Judengemeinden in Lienz und in Trient, und der Trienter Prozess des Jahres 1475 dürfte den Tiroler Landesfürsten zur Ausweisung aller Tiroler Juden veranlasst haben. Auch nach der Rückkehr bzw. dem Zuzug neuer jüdischer Familien nach Tirol lebten bis 1867 keine Jüdinnen und Juden mehr in Trient.

    Kurz nach 1500 tauchen vereinzelt wieder jüdische Familien in Bozen und wenig später auch in Innsbruck auf. Wichtig sind im Laufe des Jahrhunderts vor allem die Bassevi im südlichen Landesteil oder die May, die bis nach 1700 Hofjuden und Hoffaktoren in Innsbruck waren. Im 16. und 17. Jahrhundert lebten immer einige wenige jüdische Familien in Tirol, die aber keine Gemeinde bilden konnten. Einschneidend für die antijüdische und später antisemitische Zukunft vor allem in Nordtirol waren die Aktivitäten und Veröffentlichungen von Hippolyt Guarinoni, der seit etwa 1620 den bislang sehr lokalen Kult um Andreas von Rinn im Inntal und auch landesweit bewarb. Hundert Jahre später wurde auch die Legende um Ursula Pöck in Lienz neu belebt und 1744 der Tod des Franz Thomas Locherer in Montiggel bei Eppan zu einer neuen Ritualmordlegende gemacht.

    Anders die Lage in Vorarlberg, wo die jüdische Gemeinde in Hohenems immer größer wurde. Um 1750 lebten die Uffenheimer in Innsbruck und Hohenems als Hoffaktoren und Großhändler und waren auch auf den Märkten in Bozen anzutreffen. Ab den 1780er Jahren treffen wir neben den Uffenheimern auf die Familien Weil, Dannhauser und Bernheimer in Innsbruck sowie die Familien Hendle und Gerson in Bozen.

    In der bayerischen Zeit zwischen 1806 und 1814 begegnen wir einer relativ geschlossenen jüdischen Gemeinde in Innsbruck, die durch die Ereignisse des Jahres 1809 schwer geschädigt wurde. Wir wissen, wer danach in Innsbruck lebte und blieb, wer wegzog und wer zuzog. Im restlichen Land gab es nur noch die Nachkommen des Markus Gerson in Bozen, aber noch immer keine Juden in Meran oder im Trentino.

    Mit der Rückkehr Tirols und Vorarlbergs zu Österreich im Sommer 1814 begann eine neue Zeit. Im Vormärz bestimmten neue Männer wie Martin Steiner und David Friedmann das jüdische Leben in Nordtirol, und die Familie Schwarz und die Brüder Biedermann etablierten sich in Südtirol. Mit der rechtlichen Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung durch die Staatsgrundgesetze 1867 bot sich nun auch die Möglichkeit der freien Zuwanderung und Niederlassung in Tirol und Vorarlberg. Während die jüdische Bevölkerung Vorarlbergs zwischen 1857 und 1910, hauptsächlich durch Abwanderung in die Schweiz, aber auch in weiter entfernte Länder, von 515 auf 126 abnahm, erfolgte im gleichen Zeitraum in der ganzen Region Tirol durch Zuwanderung vor allem aus den östlichen Teilen der Monarchie, meist über einen Zwischenstopp in Wien, eine Zunahme von 33 auf 1750! Handelte es sich in Hohenems um eine in drei Jahrhunderten gewachsene Gemeinde, so war Tirol eine neue, junge Gemeinde. Diese Konstellation hatte zur Folge, dass die gesamte zugewanderte jüdische Bevölkerung Tirols nördlich und südlich des Brenners im Jahre 1938 theoretisch noch am Leben war und Opfer der NS-Verfolgung wurde. Immerhin starb Bertha Dannhauser, das älteste Mitglied der Innsbrucker jüdischen Gemeinde, erst im Alter von knapp 100 Jahren im Februar 1940. Sie gehörte noch zur „Urgemeinde" der 33 im Jahre 1857 gezählten Jüdinnen und Juden Tirols. Die Zeit nach der Shoa war für die wenigen Überlebenden der NS-Lager und die Rückkehrer aus der Emigration viele Jahre lang schwer. Erst in den letzten zehn Jahren kann von einer Normalisierung die Rede sein.

    Zum Abschluss möchte ich meinen beiden Mitautoren Klaus Brandstätter und Heinz Noflatscher danken, die äußerst kompetent gearbeitet haben, auch wenn das ganze Unternehmen etwas länger gedauert hat, als ursprünglich geplant war. Ein besonderer Dank gilt Niko Hofinger, der die Bebilderung der drei Bände souverän durchführte. Weiters möchte ich Roland Sila und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum danken, die uns wie immer vor allem die umfangreichen Bildrecherchen sehr erleichtert haben. Zum Abschluss ein Dank an Verlagsleiter Markus Hatzer vom Haymon Verlag für die Geduld mit dem Projekt, Georg Hasibeder und Anna Stock für die kompetente Betreuung. Nicht zuletzt sei Esther Fritsch, der Präsidentin der IKG Innsbruck für Tirol und Vorarlberg, für ihre jahrelange Unterstützung gedankt, ebenso dem Österreichischen Nationalfonds sowie den zahlreichen teils großzügigen Geldgebern der öffentlichen Hand in Tirol, Südtirol, dem Trentino und in Vorarlberg, die das vorliegende dreibändige Buchprojekt erst möglich gemacht haben.

    Innsbruck, im Oktober 2012

    Jüdisches Leben in Tirol und Vorarlberg von 1700 bis 1805

    Thomas Albrich

    Die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Tirol, das im 18. Jahrhundert auch das Trentino und die meiste Zeit auch Vorarlberg umfasste, ist vor 1800 die Geschichte einer zahlenmäßig kleinen Gruppe, die nie mehr als 400 Personen umfasste. Geografisch konzentrierten sich diese auf Hohenems, Innsbruck und Bozen. Betrachtet man die historische Entwicklung des jüdischen Lebens in Alttirol, so unterschied es sich zum einen von jenem in den großen Städten – vor allem in Wien –, zum anderen beeinflussten natürlich Entwicklungen wie die josephineschen Toleranzedikte seit Anfang der 1780er Jahre auch die jüdische Existenz in Tirol. Es wird zudem deutlich, dass es meist eine dominierende Persönlichkeit gab, die versuchte, die Lebensbedingungen ihrer Glaubensbrüder und -schwestern zu verbessern. Im 18. Jahrhundert hatten diese Funktion zuerst Jonathan Uffenheimer, danach bis 1790 seine Söhne Maier in Hohenems und Gabriel in Innsbruck inne. In den Jahren bis 1814 erfolgte dann ein personeller Umbruch, der erst mit dem Ende der bayerischen Zeit vor allem in Innsbruck eine neue jüdische Führungselite hervorbrachte.

    Die Rechtsverhältnisse der Juden in der Zeit von Kaiser Karl VI. und Maria Theresia

    Auf dem Gebiet des heutigen Österreich bestanden um das Jahr 1700 nur in Hohenems und Sulz in Vorarlberg sowie im Burgenland jüdische Gemeinden. In Innsbruck lebte nur eine Handvoll Juden. In Wien konnten sich einige Hofjuden niederlassen, die Gründung einer Gemeinde blieb trotz wachsender Zahl von Juden bis 1848 untersagt. Einer der ersten Hofjuden, die sich nach der Vertreibung von 1670/71 wieder in Wien niederlassen durften, war der wahrscheinlich aus Heidelberg stammende Samuel Oppenheimer, der seinem Kaiser vor allem die Türkenkriege nach der Belagerung Wiens 1689 bis zum Frieden von Karlowitz finanzierte.

    Nachdem im Juli 1700 Oppenheimers Haus in Wien geplündert wurde, erließ Kaiser Leopold I. ein Schutzpatent für die in Wien ansässigen und in Ober- und Niederösterreich Handel treibenden Juden.1 Auf Oppenheimer folgte als Hofjude dessen Neffe Samson Wertheimer aus Worms. Seine finanziellen Leistungen für Österreich erlangten vor allem während des Spanischen Erbfolgekriegs (1701–1714) besondere Bedeutung.

    Die wenigen reichen Wiener Juden wurden immer wieder zu großen Abgaben gezwungen. So mussten sie 1704 eine Zwangssteuer von 205.000 Gulden leisten, und 1706 zu den Kosten der Kaiserkrönung Josephs I. in Frankfurt 200.000 Gulden beitragen.

    Auch die Krönung Karls VI., des Vaters von Maria Theresia, im Jahre 1711 verschlang 148.000 Gulden aus jüdischen Kassen. Karl VI. war den Juden nicht freundlich gesonnen, begünstigte jedoch seine Hofjuden, wenn er sich Vorteile versprach. Allerdings betrieb er gegen den Willen der Hofkammer eine sehr restriktive Judenpolitik. 1716 wurde beispielsweise befohlen, alle verheirateten Dienstboten zu entlassen. Ein Jahr später mussten die Juden für den Krieg gegen das Osmanische Reich 1,2 Millionen Gulden und 1727 für weitere Militärausgaben 600.000 Gulden aufbringen. Seine drei Judenordnungen zielten darauf ab, die Zahl der Juden in Wien zu begrenzen. Die Juden mussten von den Christen abgesondert leben, eine Zwangsumsiedlung erwies sich aber als nicht durchsetzbar. Im Jahr 1732 bemühten sich die Wiener Juden vergeblich um die Erlaubnis, eine Synagoge in der Vorstadt bauen zu dürfen. Das religiöse Leben blieb daher weiterhin auf die private und familiäre Ebene beschränkt.

    Kaiserin Maria Theresia übernahm diese antijüdische Einstellung von ihrem Vater, wie sich sehr bald auch in Innsbruck herausstellen sollte: 1748 verlangte die Kaiserin die Abschaffung der Juden aus Innsbruck, was aber nicht geschah. Für die Juden in Vorderösterreich war die Verwaltungszentrale bis 1752 ebenfalls in Innsbruck, danach erst in Freiburg im Breisgau. Daher kam es vermutlich allein wegen dieser administrativen Funktion zu vielen Reisen von Juden nach Innsbruck und daraus folgend zu persönlichen und geschäftlichen Kontakten. Für die Innsbrucker Juden ergaben sich umgekehrt Anknüpfungen an die südwestdeutschen Landjudengemeinden.

    Nachdem Maria Theresia im Oktober 1752 eine Zählung der in Wien anwesenden Juden durchführen ließ, wurde im September 1753 eine Judenordnung erlassen, die in 33 Artikeln die Bestimmungen der letzten Jahrzehnte zusammenfasste. Die Unzulänglichkeit der Judengesetzgebung führte schließlich 1764 zu einer neuerlichen Reform. Die Juden sollten fortan verstärkt in den Dienst der Volkswirtschaft gestellt

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