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Theatralisches
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eBook61 Seiten34 Minuten

Theatralisches

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Über dieses E-Book

Theatralisches von Julian Schutting bietet drei Nachdichtungen antiker Texte für heutige Theater- und Literaturliebhaber: Dido und Aeneas, Kaiserin Irene konversiert mit Sohn Konstantin und Platons Gastmahl als (Neu-)Inszenierung des ewigen Schauspiels elementarer menschlicher Gefühle. Die Antike aus Schuttings Perspektive betrachtet eröffnet dem Leser durch Ironie und Scharfsinn Nachdenkenswertes über Liebe, Niedertracht und logisches Denken.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum6. Feb. 2013
ISBN9783701361915
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    Buchvorschau

    Theatralisches - Julian Schutting

    Abendgastmahl

    Dido und Aeneas

    1. Gesang

    Selbst inmitten brüllender Stürme

    und unser Schiff überrollender Wogen

    ist wie ein keinerlei Schwankungen

    preisgegebenes Segel Euer Bild, o Königin,

    mir vorangeschwebt: hat mir und den Meinen

    untrügerisch wie der Abendstern den Weg zu Euch

    gewiesen – genug sei es, hat es mir bedeutet,

    der Irrfahrten auf eines Odysseus Spuren,

    der da auf Abenteuerreisen

    die Heimkehr ins Ehebett meidet!

    Das Heilige Land meiner Liebe sollt, Königin,

    Ihr sein – aus diesem Heiligen Land

    kann nach der Landnahme in Eurer Gestalt

    keine Macht der Welt und Überwelt

    mich vertreiben, und geböte Gott Jupiter höchstpersönlich,

    ich hätt Euch, mein Heiligtum,

    unberührt zu verlassen und Latium zu gründen!

    Ja, mit diesen Worten sei hingetreten

    vor die Königin Dido, und sie wird nicht widerstehen

    den Flammenwerfern meines Liebesfeuers,

    wenn mich doch jetzt schon,

    im Kampf gegen die uns widrigen Meeresfluten,

    Liebesfeuer durchflutet!

    und sobald mein Feuer sie mitbrennen gemacht hat,

    wird die derzeit noch auf den nullten Blick

    geliebte, weil mir noch Unbekannte,

    zum ersten Mal meiner ansichtig geworden

    wie ihrer ich, sich fragen wie mich ich,

    ob das nicht ein Wiedererkennen wäre,

    und hätten wir unsere erste Erblickung

    vorweggenommen in einem verschollenen Traum.

    und so hat sie schon jetzt, wo wir noch

    ums Überleben kämpfen, im inneren Ohr,

    was ich Gestrandeter dann erst sage: Laß uns,

    du von jeher Geliebte, unterm Sternenzelt

    nächst hoch aufgeschichtet wärmendem Feuer

    unser Liebeslager errichten, laßt es

    wie einen Altar der Liebesgöttin schmücken,

    oder wollt Ihr für unsere erste Liebesnacht

    vor Unwettern mit mir in eine Felsgrotte

    flüchten, auf daß aus dem Dunkel der Nacht

    von scheinbar über uns hinwegzuckenden Blitzen

    geholt würden unsere Sternbildern

    abgelauschten Liebespositionen?

    2. Gesang

    Wer, Späher, sind die Schiffbrüchigen,

    die sich meinem Karthago nähern?

    Königin, ich weiß es nicht – nehmt mein Fernglas!

    Dem Segel des ersten Schiffes sehe ich

    mein Bildnis eingezeichnet. und zu dem sehe ich

    aufschauen einen zweifellos vom Kampf um Troja

    gestählten Helden, auf welcher Seite er auch

    gekämpft haben mag. Anmut wohnt in seinem

    muskulösen Körper, und wenn sich mir das nicht

    als unvernünftig verböte, vermöchte ich

    zu schwören: ich sehe ihn nicht zum ersten Mal!

    Aber, o Königin – ein Verwahrloster erschiene

    Euch anziehend schön, einer in Fetzen?

    Gleich nach der Landung sei ihm

    ein wohlduftendes Schaumbad bereitet!

    Und in von Badeschaum verhüllter Nacktheit

    sei er von Euch willkommen geheißen?

    3. Gesang

    Schwesterherz Dido! ein jeder, der Augen zu sehen

    hat, sieht dir an, wie sehr du nach einem brennst:

    mit dem Helden, dem du erglüht bist,

    im fare l’amore zusammenzufinden – und dann?

    kaum daß wir Karthager mit ihm und den Seinen

    nach griechischem Brauch für ein

    opulentes Symposion den Abendmahltisch

    umliegen, du so nahe an ihn herangerückt,

    als wolltest du ihm im Schoße liegen,

    ermunterst du ihn, von Hektors Schicksal

    zu erzählen, auf daß von uns und den Gästen

    in diesen Nächten noch lange

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