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Gedichte der deutschen Romantik
Gedichte der deutschen Romantik
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eBook381 Seiten3 Stunden

Gedichte der deutschen Romantik

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Über dieses E-Book

Gedichte der deutschen Romantik genießen einen besonderen Stellenwert: Sie gelten als die schönsten und populärsten Texte deutschsprachiger Lyrik. Ihr in meisterhafter Wortkunst verdichteter Ausdruck beschwingter Phantasie hat sie zu den glänzendsten Formen lyrischen Schaffens werden lassen. Nach wie vor strahlen sie einen außergewöhnlichen Reiz aus und bereiten jedem, der mit ihnen zum ersten oder wiederholten Mal in Berührung kommt, einen unverwechselbaren Lesegenuss. Von ihrer poetischen Faszination haben Gedichte der Romantik bis heute nichts verloren. Eine Leseausgabe, die sich der Vermittlung dieses facettenreichen lyrischen Oeuvres widmet, gibt daher einen unermesslichen literarischen Schatz preis. Für die vorliegende Ausgabe wurden ca. 250 repräsentative Gedichte gewählt, unter diesen alle bekanntesten und beliebtesten. Die Sammlung enthält neben den `Klassikern´ auch zahlreiche Neuentdeckungen und lädt sowohl Kenner und Liebhaber als auch Neugierige und Interessierte zum Studium oder zum `Schmökern´ ein.
SpracheDeutsch
Herausgebermarixverlag
Erscheinungsdatum21. Aug. 2013
ISBN9783843804073
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    Buchvorschau

    Gedichte der deutschen Romantik - marixverlag

    Mitarbeit.

    DIE AUTOREN UND IHRE GEDICHTE

    Geordnet nach Geburtsjahr des Autors

    JOHANN PETER HEBEL (1760–1826)

    Sonntagsfrühe (Hochdeutsch)

    JENS PETER BAGGESEN (1764–1826)

    An Lilia

    An Romantica

    DOROTHEA SCHLEGEL (1764–1839)

    Draußen so heller Sonnenschein

    Mein Lied, was kann es Neues euch verkünden

    AUGUST WILHELM SCHLEGEL (1767–1845)

    Die Sylbenmaaße

    Todten-Opfer

    Variationen

    ZACHARIAS WERNER (1768–1823)

    Zwei Sonette

    1. An mein Ideal

    2. An die Teutschen

    ERNST MORITZ ARNDT (1769–1860)

    Abendlied

    Klage um den kleinen Jakob

    FRIEDRICH HÖLDERLIN (1770–1843)

    Abendphantasie

    Der Zeitgeist

    Menschenbeifall

    Heidelberg

    Hälfte des Lebens

    An die Hofnung

    Blödigkeit

    Dankgedicht an die Lehrer

    Des Morgens

    Die Heimath

    Die Nacht

    Lebensalter

    Sonnenuntergang

    Stimme des Volks

    SOPHIE MEREAU (1770–1806)

    Abschied an Dornburg

    Durch Wälder und Felder, dem Tale entlang oh weh

    In Tränen geh ich nun allein

    FRIEDRICH SCHLEGEL (1772–1829)

    An die Deutschen

    Die Weltseele

    Diana, heil’ge, wo sind deine Brüste?

    Als die Sonne nun versunken

    Das Ideal

    Fantasie

    Anruf

    Bild des Lebens

    Das Gedicht der Liebe

    Der Dichter [Der schwarze Mantel will sich dichter falten]

    Der Dichter [Was wünschen und was streben alle Sinnen?–]

    Rückkehr zum Licht

    Spruch

    FRIEDRICH VON HARDENBERG (NOVALIS, 1772–1801)

    Fern in Osten wird es helle

    Weinen muss ich, immer weinen

    Ich sehe dich in tausend Bildern

    Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren

    Hymnen an die Nacht

    LUDWIG TIECK (1773–1853)

    Der Arme und die Liebe

    Melankolie

    Waldeinsamkeit

    Antwort

    Mondscheinlied

    Die Phantasie

    An einen jüngeren Dichter

    An Novalis

    Einsamkeit

    Der Dichter

    Wunder der Liebe

    Glosse

    Auf der Reise

    Heimweh

    Erster Anblick von Rom

    WILHELM HEINRICH WACKENRODER (1773–1798)

    Das Meer

    Siehe wie ich trostlos weine

    Arion

    Süße Ahndungsschauer gleiten

    Wenn die Ankerstricke brechen

    CASIMIR ULRICH BOEHLENDORFF (1775–1825)

    Auf dem See

    Der Wechsel

    Einsamkeit

    Elegie

    Er sieht die Sonne schwinden

    FRIEDRICH WILHELM JOSEPH VON SCHELLING (1775–1854)

    Lied

    HEINRICH VON KLEIST (1777–1811)

    Germania an ihre Kinder

    FRIEDRICH BARON DE LA MOTTE FOUQUÉ (1777–1843)

    Frühlingsblüthe, Mayenwind

    Liebe Geige, bist zertrümmert

    Mutter geht durch ihre Kammern

    CLEMENS BRENTANO (1778–1842)

    Abschied

    Sprich aus der Ferne

    Abendständchen

    Hörst du wie die Brunnen rauschen

    Du Herrlicher! Den kaum die Zeit erkannt

    Ich träumte hinab in das dunkle Tal

    In dir ringelt die Träne

    Schwanenlied

    An den Engel in der Wüste

    Der Spinnerin Nachtlied

    Die Gottesmauer

    O Stunde, da der Schiffende bang lauert

    Ach alles geht vorbei

    Wie so leis die Blätter wehn

    Was reif in diesen Zeilen steht

    Auf dem Rhein

    Wie wird mir? Wer wollte wohl weinen

    Laß rauschen, Lieb, laß rauschen

    Lureley

    Wenn ich ein Vöglein wär

    Wiegenlied

    FRIEDRICH GOTTLOB WETZEL (1779–1819)

    Das Sonnett

    Philosophische Poesie

    KAROLINE VON GÜNDERRODE (1780–1806)

    Liebe

    Der Adept

    Der Kuß im Traume

    Die eine Klage

    Überall Liebe

    Zueignung

    ACHIM VON ARNIM (1781–1831)

    Wie die Stunden rennen

    Mir ist zu licht zum Schlafen

    Getrennte Liebe

    Ahndungen

    Dichterlohn

    Lehrgedicht an die Jugend

    Liebeszweifel

    Ritt im Mondenschein

    ADELBERT VON CHAMISSO (1781–1838)

    Tragische Geschichte

    Das Schloß Boncourt

    Der Invalid im Irrenhaus

    Die zwei Grenadiere

    Geh du nur hin!

    Lied

    Sehnsucht

    Was soll ich sagen?

    HELMINA VON CHÉZY (1783–1856)

    Ach, wie wär’s möglich dann

    Ich bin so reich in deinem Angedenken

    MAX VON SCHENKENDORF (1783–1817)

    Freiheit

    Der Dom zu Köln

    Weihnachtslied

    BETTINA VON ARNIM (1785–1859)

    Seelied

    Wer sich der Einsamkeit ergibt

    OTTO HEINRICH GRAF VON LOEBEN (1786–1825)

    An Novalis

    Loreley

    Sprache der Poesie

    Variazion

    Welt und Herz

    Wird die Plage nimmer enden

    WILHELM FREIHERR VON EICHENDORFF (1786–1849)

    Schwermuth und Entschluß

    Die zauberische Venus

    An meinen Bruder Josef

    Ein Zauberwald

    Wiedergenesung des Dichters

    JUSTINUS KERNER (1786–1862)

    Wanderlied

    Der Wanderer in der Sägmühle

    Der Zopf im Kopfe

    Abschied

    Alphorn

    Icarus

    Wo zu finden?

    LUDWIG UHLAND (1787–1862)

    An den Tod

    Das Schloß am Meere

    Schäfers Sonntagslied

    Der Traum

    Des Knaben Berglied

    Dem Künstler

    Die Sonette

    Der gute Kamerad

    Der Rezensent

    Der Wirtin Töchterlein

    Frühlingsglaube

    Vorwärts!

    Das Schwert

    Des Sängers Fluch

    Schlußsonett

    Schwäbische Kunde

    Unstern

    Die neue Muse

    Kreislauf

    JOSEPH FREIHERR VON EICHENDORFF (1788–1857)

    Die Zauberin im Walde

    An A…

    Abendständchen

    Minelied

    An Maria

    Das zerbrochene Ringlein

    Abschied

    Frische Fahrt

    Zwielicht

    Zeichen

    Die blaue Blume

    Die zwei Gesellen

    Der verspätete Wandrer

    Der Abend

    Der wandernde Musikant

    Denkst du des Schloßes noch auf stiller Höh?

    Morgenständchen

    Die Nacht

    Lockung

    Schöne Fremde

    Sehnsucht

    Der wandernde Student

    Die Nachtblume

    Zauberblick

    Auf meines Kindes Tod

    Frühlingsnacht

    Mondnacht

    Neue Liebe

    Trennung

    Ein Eiland, das die Zeiten nicht versanden

    Wünschelruthe

    Verloren

    Nachtzauber

    THEODOR KÖRNER (1791–1813)

    Aufruf

    Abschied vom Leben

    Vor Rauchs Büste der Königin Louise

    GUSTAV SCHWAB (1792–1850)

    Böse Stunden

    Der Feiertag

    Der Gefangene

    Der Reiter und der Bodensee

    Heuernte

    Nachruf

    Rückblick

    WILHELM MÜLLER (1794–1827)

    Wanderschaft

    Wohin?

    Ungeduld

    Brüderschaft

    Der Liebe Zeit

    Nachtwandlerin Liebe

    Der Liebe Morgenröthe

    Gefrorene Thränen

    Erstarrung

    Der Lindenbaum

    Die Post

    Letzte Hoffnung

    Freiheit im Wein

    Guter Wein, gut Latein

    Das Irrlicht

    Der Leiermann

    Morgenlied

    Der Wassermann

    HEINRICH HEINE (1797–1856)

    Ich wollte meine Lieder

    Die Grenadiere

    Belsatzar

    Die Botschaf

    Vergiftet sind meine Lieder

    Die Linde blühte, die Nachtigall sang

    Ein Jüngling liebt ein Mädchen

    Ich weiß nicht, was soll es bedeuten

    An deine schneeweiße Schulter

    Der Mond ist aufgegangen

    Die Jahre kommen und gehen

    Wer zum erstenmale liebt

    Wanderlied

    Die Ilse

    Abenddämmerung

    Nachtgedanken

    An A. W. v. Schlegel

    Das Fräulein stand am Meere

    Die Heimführung

    Wenn ich in deine Augen seh’

    LUISE HENSEL (1798–1876)

    Nachtgebet

    WILHELM HAUFF (1802–1827)

    Amor der Räuber

    Stille Liebe

    Sehnsucht

    Treue Liebe

    Reiters Morgenlied

    Trost

    Schlägerlied

    Der Kranke

    Hans Huttens Ende

    An Emilie

    DIE GEDICHTE DER DEUTSCHEN ROMANTIK

    JOHANN PETER HEBEL

    Sonntagsfrühe

    Hochdeutsch

    Der Samstag hub zum Sonntag an:

    „Jetzt ruhn sie alle, Nachbarsmann!

    Sie sind vom Schaffen her und hin

    Gar weidlich müd an Seel und Sinn;

    Mir selbst will’s bald nicht besser gehn,

    Kann kaum noch auf den Beinen stehn."

    Er spricht’s, und von der Mitternacht

    Wird er nun auch ins Bett gebracht.

    Der Sonntag spricht: „Jetzt ist’s an mir!"

    Gar heimlich schließt er seine Tür.

    Schlaftrunken noch und gar gemach

    Schwankt er den Sternlein hintennach.

    Doch jetzt reibt er die Augen aus

    Und kommt der Sonn an Tür und Haus;

    Sie schläft im stillen Kämmerlein.

    Er klopft und pocht ans Fensterlein

    Und ruft ihr zu: „‘s ist an der Zeit!"

    Die Sonne sagt: „Bin auch bereit."

    Und leise auf den Zehen geht

    Und heiter auf den Bergen steht

    Der Sonntag. Und das Tal entlang

    Schläft alles noch; mit stillem Gang

    Tritt er ins Dorf hinein und spricht

    Zum Hahne: „Du, verrat mich nicht!"

    Wenn alles endlich ist erwacht,

    Geschlafen hat die ganze Nacht,

    So steht er da im Sonnenschein,

    Guckt zu den Fenstern uns herein

    Mit seinen Augen, mild und gut,

    Und mit dem Sträußchen auf dem Hut.

    Drum meint er’s treu, und was ich sag,

    Es freut ihn, wenn man schlafen mag

    Und meint, es sei noch dunkle Nacht,

    Wann längst die Sonn am Himmel lacht.

    Drum kam er auch so leis heran

    Und sieht so lieblich jetzt uns an.

    Wie glitzert rings auf Gras und Laub

    Vom Morgentau der Silberstaub!

    Wie weht so frische Maienluft

    Voll Kirschenblüt und Schlehenduft!

    Und’s Bienlein sammelt ohne Frist;

    Es weiß nicht, daß es Sonntag ist.

    Wie prangt nicht in dem Gartenland

    Der Kirschenbaum im Maigewand!

    Und blaue Veilchen, Tulipan’

    Und Sternenblümchen nebendran

    Und Hyazinthen, daß man traun

    Meint, in das Paradies zu schaun!

    Und’s ist so still und heimt uns so,

    Man ist so ruhig und so froh.

    Man hört im Dorf kein Hüst und Hott;

    Nur Guten Tag! und Dank Euch Gott!

    Und Gott sei Lob! ein schöner Tag!

    Ist alles, was man hören mag.

    Und’s Vöglein sagt:„Ei freilich ja!

    Potztausend, ja, er ist schon da!

    Er dringt mit seinem Himmelsstrahl

    Durch Blüt und Laub in Berg und Tal!"

    Und’s Distelfinkchen vornean

    Hat’s Sonntagsröckchen angetan.

    Wie? Läuten sie nicht da schon ein?

    Der Pfarrer muß heut eilig sein.

    Geh, brich ein paar Aurikeln ab;

    Doch wisch mir ja den Staub nicht ab;

    Und prangst Du, Gundel, in dem Staat,

    Halt ich ein Sträußchen dir parat!

    JENS PETER BAGGESEN

    An Lilia

    Was ich Göttliches fand

    In hellen begeisterten Stunden –

    Was schön ich gedacht, und empfunden,

    Mit sorgsamer Hand

    Erlas ich; und pflanzt’ es, mit heiligem Streben

    Nach himmlischen Blumen, in’s endliche Leben.

    Und es hub sich empor,

    Wie Blümchen umher auf der Heiden,

    Von tönenden Freuden und Leiden

    Ein lieblicher Flor.

    Da trat aus der Fern’ ein geharnischter Riese

    Mit blutigem Fuß auf die singende Wiese.

    Und der Rohe zertrat

    (Ich fühle mit zuckenden Schmerzen

    Der Lieder Ermordung im Herzen)

    Die keimende Saat.

    Ach! alle die Blumen im holden Entstehen,

    Ich sah sie für immer, so wähnt’ ich, vergehen.

    Eine Lilie stand

    Dicht neben mir, ohne zu beben –

    Wie starrte mein innerstes Leben,

    Als diese verschwand!

    Es welkte der Flor, es verstummten die Lieder –

    Ich sank in der Mitte der Sterbenden nieder.

    Doch es schwebte herab

    Vom Himmel ein goldener Knabe,

    Und nahte mit silbernem Stabe

    Dem blumigen Grab;

    Und blickte mit Seufzen, und blickte mit Weinen

    Auf alle die Stengel der sterbenden Kleinen.

    Und es rührte sich leis’

    In jedem bethräneten Stengel –

    Da schlug um sie alle der Engel

    Den segnenden Kreis;

    Und blickte mit Lächeln voll himmlischer Güte

    Auf jede nun wieder sich hebende Blüthe.

    Und es regte sich tief

    Im Busen der Kleinen so wonnig,

    So selig, so süß, und so sonnig,

    Die Seele, die schlief;

    Und hold in der Kelch’ und der Stengelchen Beben

    Erwachte der Duftenden tönendes Leben.

    Mit dem Lilienstab

    Berührte sie leise der Engel –

    Da lösten vom zitternden Stengel

    Die Blumen sich ab;

    Und flogen hinauf in ätherische Lüfte,

    Darbringend dem holden Erlöser die Düfte.

    Wer den Riesen gekannt,

    Der jegliche Blüthe zerstöret,

    Dem jetzo die Heide gehöret,

    Dem ist er genannt.

    Das goldene Kind mit dem silbernen Stengel,

    Du, himmlische Lilia, du warst der Engel!

    An Romantica

    Sonett

    Es flossen Blitz’ aus jedem Edelsteine;

    Mondstrahlen träufelten aus allem Golde;

    Es weinte Liebesfunken jede Holde;

    Rings dampften alle Berge Glut vom Weine;

    Die Fluten alle loderten – nicht eine

    Der Flammen, die da stehn in Lichtes Solde,

    Vom Glanz der Sterne, bis zum Schein der Dolde,

    Blieb übrig – jede Blüthe ward die deine.

    Geathmet all’ in einem einz’gen Kusse,

    Sich selbst in neuer Strahlung zu gebähren,

    Verschlang sie dein jungfräulich keusches Dunkel.

    So that dein Schoos, durchbohrt vom Himmel, Buße;

    Und die Empfängniß selig zu bewähren,

    Gebahrst du den schwarzleuchtenden Karfunkel.

    DOROTHEA SCHLEGEL

    »Draußen so heller Sonnenschein,

    Alter Mann, laß mich hinaus!

    Ich kann jetzt nicht geduldig sein,

    Lernen und bleiben zu Haus.

    Mit lustigem Trompetenklang

    Ziehet die Reuterschar dort,

    Mir ist im Zimmer hier so bang,

    Alter Mann, laß mich doch fort!«

    Er bleibt ungerührt,

    Er hört mich nicht:

    »Erlaubt wird, was dir gebührt,

    Tust du erst deine Pflicht!«

    Pflicht ist des Alten streng Gebot;

    Ach, armes Kind! du kennst sie nicht,

    Du fühlst nur ungerechte Not,

    Und Tränen netzen dein Gesicht.

    Wenn es dann längst vorüber ist,

    Wonach du trugst Verlangen,

    Dann gönnt man dir zu spät die Frist,

    Wenn Klang und Schein vergangen!

    Was du gewähnt,

    Wonach dich gesehnt,

    Das findest du nicht:

    Doch bleibt betränt

    Noch lang dein Gesicht.

    [1802]

    Mein Lied, was kann es Neues euch verkünden?

    Und welche Weisheit, Freunde, fordert ihr?

    Der Hohen meine Jugend zu verbünden,

    Dies, wie ihr wißt, gelang noch niemals mir.

    Noch Neu, noch Alt wußt’ ich je zu ergründen;

    Das Schicksal gönn’ im Alter Weisheit mir.

    Wir irren alle, denn wir müssen irren,

    Gelassen mag die Zeit den Knäul entwirren.

    Der Waldstrom braust im tiefen Felsengrund,

    Gar schroffe Klippen führen drüber hin,

    Die furchtbar hängen über’m finstern Schlund;

    Wer strauchelt, dem ist sichrer Tod Gewinn!

    Ein Müder wankt an Geist und Gliedern wund

    Daher, schaut bang hinab, kalt graust der Sinn:

    Am Felsen spielt ein Kind, sorglos bemühet

    Ein Blümchen pflückend, das am Abgrund blühet.

    Oft mühten sinnreich Dichter sich und Weise,

    Das Leben mit dem Leben zu vergleichen.

    Am glücklichsten geschah’s im Bild der Reise!

    Ein Tor eröffnet Armen sich, wie Reichen;

    Früh ausgewandert auf gewohntem Gleise

    Sieht er die Dämmrung kaum dem Licht entweichen,

    So treibt der Wahn, ihm dürf’s allein gelingen,

    Rastlos in nie erreichte Fern’ zu dringen.

    Es türmen Felsen sich in seinen Wegen,

    Des Mittags Strahlen glühn auf seinem Haupt,

    In Wüsten Sands muß sich der Fuß bewegen,

    Ein Ungewitter naht, der Sturmwind schnaubt,

    Wo kommt ein sichres Dach dem Blick entgegen?

    Es seufzt nach Ruh’, wem stolzer Mut geraubt;

    In später Nacht, doch tausendfält’ger Not

    Kömmt er ans Ziel – und dieses ist – der Tod!

    Der Jüngling tritt, von Ahndung fortgezogen,

    Zur Schwelle hin, die in das Leben führt.

    An seiner Schulter tönt der goldne Bogen

    Der Göttin, so die Welt ihm hold verziert,

    Der Phantasie, die ihn auf kühnen Wogen

    Sanft fortreißt, ihn mit bunten Bildern rührt.

    Wenn er dann so nach schönen Träumen hascht,

    Wird unbewußt vom Glück er überrascht.

    Gebt acht, gebt acht, Gelegenheit ist flüchtig,

    Nicht leicht ihr Stirnenhaar im Flug zu fassen.

    Obgleich zu nützen sie ein jeder tüchtig,

    Dem’s klug gelang, sie nicht entfliehn zu lassen,

    So ist dem Würdigen sie nie so wichtig,

    Daß er von ihr sich mag bestimmen lassen.

    Doch was hilft Mut, was mächtiges Bestreben

    Dem Schiff, das tollen Stürmen preisgegeben?

    So mancher hat gefunden, was zu suchen

    Er gleichwohl nicht verstand, was zu gewinnen

    Vergebens er, und mühvoll wird versuchen;

    Mißlingen droht dem treulichsten Beginnen.

    Wie viele hört man dann ihr Los verfluchen

    Und klagen: »Glück! o mußtest du zerrinnen?«

    Was traut ihr müßig auf des Glückes Gunst?

    Natur sei Vorbild, Leben eine Kunst!

    Wer hebt des Künstlers Mut in Kampf und Leiden

    Als ferne Ahndung hoher heil’ger Liebe?

    Was lehrt ihn schellenlaute Torheit meiden

    Als eignes Glück der süßen zarten Liebe?

    Wo ist ein Port für Hohn und böses Neiden,

    Als in den Armen frommer, treuer Liebe?

    Und wird des Helden Stirn in Myrtenkränzen

    Der Nachwelt schöner nicht, als Lorbeer glänzen?

    [1802]

    AUGUST WILHELM SCHLEGEL

    Die Sylbenmaaße
    1. Der Hexameter

    Gleichwie sich dem, der die See durchschifft, auf offener

    Meerhöh

    Rings Horizont ausdehnt, und der Ausblick nirgend

    umschränkt ist,

    Daß der umwölbende Himmel die Schaar zahlloser

    Gestirne,

    Bei still athmender Luft, abspiegelt in blaulicher Tiefe:

    So auch trägt das Gemüth der Hexameter; ruhig

    umfassend

    Nimmt er des Epos Olymp, das gewaltige Bild, in den

    Schooß auf

    Rhythmischer Fluth, urväterlich so den Geschlechten der

    Rhythmen,

    Wie vom Okeanos quellend, dem weit hinströmenden

    Herrscher,

    Alle Gewässer auf Erden entrieseln oder entbrausen.

    Wie oft Seefahrt kaum vorrückt, mühvolleres Rudern

    Fortarbeitet das Schiff, dann plötzlich der Wog’

    Abgründe

    Sturm aufwühlt, und den Kiel in den Wallungen schaukelnd

    dahinreißt.

    So kann ernst bald ruhn, bald flüchtiger wieder enteilen,

    Bald, o wie kühn in dem Schwung! der Hexameter, immer

    sich selbst gleich,

    Ob er zum Kampf des heroischen Lieds unermüdlich sich

    gürtet,

    Oder, der Weisheit voll, Lehrsprüche den Hörenden

    einprägt,

    Oder geselliger Hirten Idyllien lieblich umflüstert.

    Heil dir, Pfleger Homers! ehrwürdiger Mund der Orakel!

    Dein will ferner gedenken ich noch, und andern

    Gesanges.

    2. Die Elegie

    Als der Hexameter einst in unendlichen Räumen des Epos

    Ernst hinwandelnd, umsonst innigen Liebesverein

    Suchte, da schuf aus eignem Geblüt ihm ein weibliches

    Abbild

    Pentametrea, und ward selber, Apoll, Paranymph

    Ihres unsterblichen Bundes. Ihr sanft anschmiegend

    Umarmen

    Brachte dem Heldengemahl, spielender Genienschaar

    Ähnlich, so manch anmuthiges Kind, elegeische Lieder.

    Er sah lächelnd darin sein Maeonidengeschlecht.

    So, freiwillig beschränkt, nachläßigen Gangs, in der

    Rhythmen

    Wellenverschlingungen, voll lieblicher Disharmonie,

    Welche, sich halb auflösend, von neuem das Ohr dann

    fesselnd,

    Sinnigen Zwist ausgleicht, bildeten dich, Elegie,

    Viel der Hellenischen Männer und mancher in Latium,

    jedes

    Liebebewegten Gemüths linde Bewältigerin.

    3. Der Jambe

    Wie rasche Pfeile sandte mich Archilochos

    Vermischt mit fremden Versen, doch im reinsten Maaß,

    Im Rhythmenwechsel meldend seines Muthes Sturm.

    Hoch trat und fest auf, dein Kothurngang, Aeschylos;

    Großart’gen Nachdruck schafften Doppellängen mir,

    Samt angeschwellten Wörterpomps Erhöhungen.

    Fröhlicheren Festtanz lehrte drauf Aristophanes,

    Labyrinthischeren: die verlarvte Schaar anführend ihm,

    Hingaukl’ ich zierlich in der beflügelten Füßchen Eil.

    4. Der Choliambe oder Skazon

    Der Choliambe scheint ein Vers für Kunstrichter,

    Die immerfort mit sprechen, ob’s gleich schlecht fort will,

    Und eins nur wissen sollten, daß sie nichts wissen:

    Wo die Kritik hinkt, muß ja auch der Vers lahm seyn.

    Wer sein Gemüth labt am Gesang der Nachteulen,

    Und wenn die Nachtigall beginnt, das Ohr zustopft,

    Dem sollte man’s mit scharfer Dissonanz abhaun.

    Todten-Opfer
    I. Sinnesänderung

    Was plötzlich abgebrochen,

    War dennoch ausgesprochen

    Dem ordnenden Gefühl:

    Ein Lied war mir die Jugend,

    Der Fall der Heldentugend

    Ein göttlich Trauerspiel.

    Doch bald ist mir zerronnen

    Der Muth, so dies begonnen,

    Die G’nügsamkeit in Dunst.

    Gefesselt vom Verhängniß

    Im irdischen Gefängniß:

    Was hilft mir weise Kunst?

    Die Rose, kaum entfaltet,

    Doch süßer mir gestaltet

    Als aller Schmuck der Welt,

    Die hat ein Wurm gestochen,

    Die hat der Tod gebrochen,

    Die hat der Sturm gefällt.

    Nun schau’ ich zu den Sternen,

    Zu jenen ew’gen Fernen,

    Wie tief aus öder Kluft;

    Und, ihre blauen Augen

    Dem Himmel zu entsaugen,

    Küss’ ich die leere Luft.

    O, werde mein Orakel,

    Du, die du ohne Makel

    Der falschen Welt entflohst!

    Sieh mich in meiner Demuth

    Und hauch’ in meine

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