Gewalt in der familialen Pflege: Prävention, Früherkennung, Intervention - Ein Manual für die ambulante Pflege
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Über dieses E-Book
Das vorliegende Manual vermittelt Hintergründe zum Thema Gewalt und ein Assessment zur Gewaltprävention in der Praxis. ContentPLUS beinhaltet u. a. Checklisten und ein Ablaufschema.
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Buchvorschau
Gewalt in der familialen Pflege - Marion Bonillo
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn Sie zu diesem Manual gegriffen haben, haben Sie möglicherweise bereits selbst Erfahrungen mit Gewalt in familialen Pflegesituationen gemacht. Aus den vielen Gesprächen, die wir in den letzten Monaten mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ambulanten Pflege und anderen im Versorgungsnetzwerk Tätigen geführt haben, wissen wir, dass solche Situationen im Arbeitsalltag nicht selten und für den Einzelnen belastend sind.
Dieses Manual und die darin enthaltenen Assessment-Instrumente sollen dabei helfen, die Gefahr von Gewalt in der informellen häuslichen Pflege frühzeitig zu erkennen, sich im Team darüber auszutauschen und gemeinsam Handlungsstrategien zu erarbeiten.
Das Assessment wurde im Rahmen des Projekts »Potenziale und Risiken in der familialen Pflege« (PURFAM) unter der Leitung von Claudia Schacke (Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin) und Susanne Zank (Universität zu Köln) entwickelt. Die beiden Psychologinnen arbeiten bereits seit mehr als zehn Jahren an dem Thema der Angehörigenbelastung in der Pflege von Menschen mit Demenz, unter anderem in dem Projekt LEANDER (Längsschnittstudie zur Belastung pflegender Angehöriger von demenziell Erkrankten). Sowohl das dreistufige Projekt LEANDER als auch das Projekt PURFAM wurden ermöglicht durch die Finanzierung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Besonderer Dank gilt dabei Petra Weritz-Hanf und Margret Schulz vom Referat »Gesundheit im Alter, Hilfen bei Demenz, Conterganstiftung für behinderte Menschen«, die die Durchführung der Projekte kontinuierlich betreut und unterstützt haben.
Bedanken möchten wir uns auch bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern¹ der Fortbildungen, die im Rahmen von PURFAM durchgeführt wurden. Mit ihrer engagierten Beteiligung und konstruktiven Kritik haben sie wesentlich dazu beigetragen, dieses Handbuch so praxisnah zu machen, wie es Ihnen jetzt vorliegt. Den Fachleuten aus Forschung und Praxis, die in Experteninterviews und einer internationalen Tagung ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit uns teilten, sei an dieser Stelle ebenfalls herzlich gedankt.
Folgende Zusatzmaterialien erhalten Sie online im Buchshop des Verlags unter ContentPLUS. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der vorderen Umschlaginnenseite.
PURFAM-Ablaufschema für Pflegesituationen mit Gewaltverdacht (►Abb. 6.1)
Übersichtsschema PURFAM-Assessment (►Abb. 7.1)
Kurzinformation zum PURFAM-Assessment (►Anhang)
BIZA-D-PV/ PURFAM (►Anhang)
BIZA-D-PV/ PURFAM: Auswertungsblatt für den Pflegedienst (►Anhang)
PURFAM-Checkliste: Pflegekraft (►Anhang)
PURFAM-Checkliste: Team (►Anhang)
Filmausschnitt aus »Darüber spricht man nicht. Schattenseiten häuslicher Pflege«
1 Im Folgenden wird die weibliche und männliche Form in der Regel abwechselnd verwendet. Grundsätzlich sind immer Männer und Frauen gleichermaßen gemeint.
Abkürzungsverzeichnis
Einleitung
Die familiale Pflege alter Menschen ist aufgrund der demografischen Entwicklung mit steigender Lebenserwartung insbesondere hochaltriger Menschen von hoher gesellschaftlicher Bedeutung. Pflege durch Familienangehörige stellt die Hauptsäule in der häuslichen Pflege dar. Die anhaltend hohe Bereitschaft, Pflegeaufgaben zu übernehmen, ist ein großes gesellschaftliches Potenzial und ist aus psychologischer, sozialer, ethischer und ökonomischer Perspektive außerordentlich bedeutsam. Die meisten Pflegebedürftigen werden im häuslichen Rahmen gut versorgt. Dennoch birgt die familiale Pflege auch Risiken sowohl für die pflegenden Angehörigen als auch für die Pflegebedürftigen. Die Betreuung chronisch kranker alter Menschen kann bei den pflegenden Angehörigen zu erheblichen negativen psychischen, sozialen, materiellen und gesundheitlichen Konsequenzen führen. Das Risiko für die Pflegebedürftigen besteht in Misshandlung und Vernachlässigung durch die pflegenden Angehörigen (vgl. Thoma et al. 2004). Die Ursachen hierfür sind vielschichtig und komplex. Genaue Zahlen zur Häufigkeit von Misshandlung und Vernachlässigung gibt es nicht, es wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet. Das liegt zum einen daran, dass es sich meist um isolierte, schwer zugängliche Pflegesituationen handelt. Zum anderen unterbleiben häufig Anzeigen aus Schamgefühl, komplizierten Abhängigkeitsverhältnissen, Hilflosigkeit usw. Auch fehlt bei den Beteiligten oft die Sensibilität dafür, wann Gewalt beginnt (vgl. Görgen 2010). Nationale und internationale Studien (u. a. Biggs et al. 2009; Görgen 2010; Zank et al. 2006) haben den Versuch unternommen, hier genauere Einblicke zu erhalten. Unter anderem hat sich gezeigt, dass ambulante Pflegedienste oft als einzige Außenstehende von Konflikten zwischen Pflegenden und Pflegebedürftigen erfahren, sei es durch die Beteiligung an der Pflege, sei es durch die Beratungsgespräche nach § 37 (3) SGB XI (Pflegeversicherungsgesetz). Um Gewaltprävention leisten zu können, benötigen Pflegedienste allerdings zum einen ein Altenhilfesystem, dessen Akteure bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und damit einen reibungslosen Handlungsablauf zu gewährleisten. Zum anderen brauchen sie verbindliche Leitlinien zur Gewaltprävention in der Pflege alter Menschen, wie sie in der Bundesrepublik bisher nicht existieren.
Erste Bemühungen zur Entwicklung eines Standards zur Gewaltprävention in der Pflege alter Menschen hat das europäische Projekt MILCEA (Monitoring in Long-Term Care Pilot Project on Elder Abuse) unternommen. Auf deutscher Ebene hat das Projekt SiliA (Sicher leben im Alter) in Kooperation mit Pflegediensten in Nordrhein-Westfalen eine Präventionsmaßnahme ausgearbeitet. In der Längsschnittstudie zur Belastung pflegender Angehöriger von demenziell Erkrankten (LEANDER), die das Belastungsparadigma zugrunde legt, wurde der Fragebogen BIZA-D (Berliner Inventar zur Angehörigenbelastung bei Demenz) entwickelt, der das subjektive Belastungsempfinden pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz ermittelt.
PURFAM »Potenziale und Risiken in der familialen Pflege alter Menschen« hat sich als Nachfolgeprojekt von LEANDER zum Ziel gesetzt, das Praxishandeln von Pflegekräften in der ambulanten Pflege durch Gewaltprävention, Früherkennung und Ressourcenstärkung zu optimieren. In Anlehnung an das Prozedere bei Kindeswohlgefährdung wurde u. a. ein Handlungsablauf bei Gewaltverdacht in der familialen Pflege entwickelt, dessen Kernstück ein Assessmentverfahren bildet. Die Anwendung der Präventionsmaßnahme wurde in zielgruppenspezifischen Fortbildungen 2011/2012 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ambulanter Pflegedienste vermittelt. Insgesamt konnten bundesweit 455 Mitarbeitende aus 170 ambulanten Pflegediensten geschult werden.
Dieses Manual führt in die Umsetzung der PURFAM-Präventionsmaßnahme ein. Im ersten Teil werden die theoretischen Hintergründe zum Thema Gewalt in der familialen Pflege alter Menschen aufgezeigt. Im zweiten Teil wird dann systematisch in den Handlungsablauf und das PURFAM-Assessment sowie seine praktische Anwendung eingeführt. Der Interventionsbereich legt dem Belastungsparadigma folgend dabei den Schwerpunkt auf die Entlastung der Pflegesituation mit besonderem Fokus auf die Ressourcenstärkung pflegender Angehöriger. Das Manual eignet sich sowohl für Fort- und Weiterbildungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Pflege, und hier im Speziellen der ambulanten Pflege, als auch für den Forschungs- und Lehrbereich.
I Theoretischer und empirischer Hintergrund
Der erste Teil dieses Buches führt in die Gesamtthematik ein. Hierzu werden zentrale theoretische und empirische Hintergründe erläutert, welche die Grundlage für die Entwicklung des PURFAM-Präventionskonzepts darstellen.
1 Zur Situation der familialen Pflege
1.1 Statistische Angaben und gesellschaftliche Relevanz
Nach den Angaben der Pflegestatistik waren im Dezember 2009 in Deutschland 2,34 Millionen Menschen pflegebedürftig (vgl. Statistisches Bundesamt 2011a, S. 6). Dabei wird Pflegebedürftigkeit im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI) definiert, sodass Personen erfasst werden, denen nach den Paragrafen 14 und 15 SGB XI eine Pflegestufe von I bis III zugeordnet wurde.
§ 14 SGB XI Begriff der Pflegebedürftigkeit
»Pflegebedürftig im Sinne des SGB XI sind Personen, die wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung für die gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des täglichen Lebens auf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs Monate, in erheblichem oder höherem Maße (§ 15 SGB XI) der Hilfe bedürfen« (SGB XI – Soziale Pflegeversicherung 2008, S. 13).
Von diesen 2,34 Millionen pflegebedürftigen Menschen wurden 69 % (1,62 Millionen) zu Hause versorgt. Ausschließlich Pflegegeld erhielten 1.066.000 Pflegebedürftige, welche in der Regel alleine durch Angehörige oder weitere nahe Bezugspersonen betreut wurden, d. h. dass eine sogenannte Angehörigenpflege bzw. familiale Pflege im weiteren Sinne vorlag. Bei 555.000 pflegebedürftigen Personen erfolgte die Pflege entweder teilweise oder vollständig durch ambulante Pflegedienste (vgl. Statistisches Bundesamt 2011a, S. 6). Die hohe Quote der häuslichen Versorgung deckt sich mit dem Leitziel der Pflegeversicherung, die die ambulante Pflege priorisiert.
§ 3 SGB XI Vorrang der häuslichen Pflege
»Die Pflegeversicherung soll mit ihren Leistungen vorrangig die häusliche Pflege und die Pflegebereitschaft der Angehörigen