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Wie man Mr. Perkin in den Wahnsinn treibt
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Wie man Mr. Perkin in den Wahnsinn treibt
eBook293 Seiten3 Stunden

Wie man Mr. Perkin in den Wahnsinn treibt

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Über dieses E-Book

Eine ausgebrannte Küche, vier ermordete Handwerker und ein Rauschgiftfeld in seinem Gewächshaus, für das sich nach einer Anzeige die Behörden interessieren. Ein betrunkener Schwiegervater und ein Polizeichef, der Geld braucht. Die Mutter seines angeblichen Sohnes verschwindet und Zement wird in der Stadt knapp. Das ist die Situation, die Perkin an den Rand des Wahnsinns treibt.
SpracheDeutsch
Herausgeber110th
Erscheinungsdatum15. Sept. 2014
ISBN9783958650732
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    Buchvorschau

    Wie man Mr. Perkin in den Wahnsinn treibt - Hef Buthe

    werden.

    Der Autor

    1946 geboren. Nach dem Abitur Ausbildung zum Journalisten. Von 1968-1975 als Kriegsreporter in Nicaragua, Yom Kippur und Vietnam.

    1976 Studium der Ökonomie. Zwischendrin immer wieder als Reporter in Borneo, Japan, Sibirien. Gleichzeitig Gründung der ersten Leiharbeiterfirma für Ingenieure in Hongkong. Nach 30 Jahren Asien lebt Hef mit seiner Frau im Sauerland und widmet sich seit 2004 dem Schreiben von Thrillern. Sechs davon sind bei Bastei-Lübbe erschienen. Nun geht er seiner Liebe nach und schreibt Thriller, die vornehmlich in Asien spielen.

    Kurzinhalt

    Eine ausgebrannte Küche, vier ermordete Handwerker und ein Rauschgiftfeld in seinem Gewächshaus, für das sich nach einer Anzeige die Behörden interessieren. Ein betrunkener Schwiegervater und ein Polizeichef, der Geld braucht. Die Mutter seines angeblichen Sohnes verschwindet und Zement wird in der Stadt knapp. Das ist die Situation, die Perkin an den Rand des Wahnsinns treibt.

    Die Hauptfiguren

    Mr. Perkin, Wirtschaftsanwalt in Singapur

    The-Maria Stösser, Verlobte von Perkin

    Peter Stösser, Journalist aus Köln, zukünftiger Schwiegervater

    Chee, Polizeichef Singapur

    Micky Bloomberg, Oberstabsärztin a.D.

    Tony Tan, Wirtschaftsminister Singapur

    Stanley Ho, Casino Tycoon Macau

    July, Tochter von Stanley Ho

    Singapur, Finanzviertel, Parlament, alter Hafen

    „Wie soll ich das verstehen?", fragte Perkin.

    „Wie ich es gesagt habe. Sie werden hängen. Und dagegen können Sie nichts mehr unternehmen. Da nützen Ihnen Ihre Milliarden nichts."

    Singapur, 06.08.1999

    Perkin sah von der Terrasse, die gleichzeitig den Eingang des Hauptgebäudes wie ein Wetterschutz auf Säulen überdachte, auf die Garagen hinunter. Louis wusch die Wagen, von denen Perkin fünf an der Zahl besaß. Den Rolls-Royce, einen 60er Phantom, den er noch von seinem Vater geerbt hatte. Einen 7er BMW, einen 911er Porsche Cabrio, einen Jaguar und einen Suzuki für die kleinen Besorgungen. Damit war er im Klub der Superreichen in der Stadt komplett untermotorisiert. Ein Ferrari oder ein ebenbürtiger Exot hätten mindestens noch dazugehört. Sein Privatvermögen war, nach dem Stand von heute Morgen, auf mehr als elf Milliarden gestiegen, die er sich durch Börsenspekulation nicht immer ganz legal angeeignet hatte. Doch was war an der Börse schon legal? In Singapur fragte kein Mensch danach. Alle versuchten es, wenige hatten Glück. Und wo kein Kläger war, gab es auch keinen Richter.

    Doch Perkin trieben ganz andere Sorgen um. Mit seinen fast vierzig Jahren hatte er als Anwalt mehr erlebt, als die meisten seiner Kollegen. Dafür hatte schon das Erbe seiner Eltern gesorgt, die ihn mit ihrem plötzlichen Tod vor fast unlösbare Aufgaben gestellt hatten. Zehn Millionen hatte das Finanzamt an Nachforderungen gestellt, und eine südchinesische Triade hatte ihm einen Schuldschein seines Vaters über einhundert Millionen Spielschulden präsentiert. (Töchter der Triaden)

    Mit Geschick, noch mehr Glück und durch den Verkauf seiner Seele war er allem bisher entronnen. So dachte er. Aber den Triaden entkam man nur durch den Tod. Um das zu wissen, war nicht einmal ein Gedanke nötig. Das war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Wann sein Tod vorzeitig eintrat, hatte weder er noch ein Arzt zu bestimmen und schon gar nicht das körperliche Alter. Den Termin bestimmten andere, wenn … ja wenn was?

    Seit er vor ein paar Stunden aus Jakarta zurückgekommen war, häuften sich seltsame Ereignisse. July hatte ihn gewarnt und gleichzeitig gebeten, mit Ihrem Vater Stanley Ho ein Gespräch zu führen, wie er aus dem gemeinsamen Vertrag mit ihm aussteigen konnte. Aber Perkin hatte abgelehnt. Für ihn als Jurist war der Vertrag durch Erpressung zustande gekommen und somit nichtig. Aber das war die Ansicht eines Juristen, der damit sicher vor jedem Singapurer Gericht recht bekommen hätte. Es war aber sicher nicht die Ansicht eines, nein des mächtigsten Mannes in Macau und Hongkong, der seine eigene Gerichtsbarkeit war. Vierzig Morde wurden ihm nachgesagt, aber bei keinem konnte jemals nachgewiesen werden, dass Stanley Ho seine Finger im Spiel gehabt hatte. So war es bei Vermutungen der Behörden geblieben, weil es einfach niemand anderen gegeben hatte, der Interesse am Tod dieser Männer gehabt haben konnte. Die Verfahren waren aber alle eingestellt worden, die Akten irgendwohin verschwunden. Dass die mit dem Fall betrauten Staatsanwälte nach und nach von der Bildfläche verschwunden waren, hatte nicht einmal mehr die Presse interessiert. Was in Perkin, wie bei einem erfahrenen Seemann, der das Aufziehen eines Sturms riechen konnte, eine dunkle Ahnung aufsteigen ließ, war das Datum 20. Dezember 1999.

    An diesem Tag würde Portugal seine Kolonie Macau an die Volksrepublik China zurückgeben, die ab 01.01.2000 offiziell in dem Stadtstaat die Macht übernahm. Stanley Ho hatte bis dahin in Macau uneingeschränkt über alle Spielcasinos, Fähr- und Flugverbindungen nach Hongkong und den gesamten Bausektor geherrscht. Nun musste einen Großteil seiner Macht im Wettbewerb mit amerikanischen Bietern um die Spiellizenzen preisgeben. Sein Kapital würde nicht reichen, um die Alleinherrschaft behalten zu können. Und genau da hätte Perkin vorbeugend eingreifen sollen, was er aber durch den Tod seiner Frau Siu, für Perkin war es immer noch ein Mord gewesen, und ihrer Hinterlassenschaft von drei Milliarden unterlassen hatte. Er hatte sich stattdessen um die Vermehrung seines eigenen Vermögens gekümmert. Dies schien ihm eine bessere Sicherheit für sein Leben zu bieten. Inzwischen war er Stanley finanziell mehr als ebenbürtig. Wenn Stanley Ho Geld brauchte, würde er es ihm leihen. Natürlich zu seinen Konditionen. Aber noch war es nicht soweit. Es herrschte die Ruhe vor dem Sturm, und die konnte selbst dem härtesten Profi Nerven kosten. Was wird dein Gegner tun? Was kann er tun? All dies waren Überlegungen, die sich im Nachhinein meistens als Verrücktmacherei herausstellten. Aber sie verliehen einem das Gefühl, wenigsten gut vorbereitet zu sein.

    Warte es ab. Es kommt meistens doch anders als gedacht. Vielleicht trifft Stanley Ho auch vorher der Schlag, bevor er wieder auf die Erfüllung des Vertrages pochen kann, beruhigte sich Perkin.

    Zwei schlanke Arme legten sich um Perkins Taille.

    „Guten Morgen. Du bist früh wach. Es geht doch nichts über das eigene Bett. Wie bekommen wir unser Frühstück? Die Handwerker reißen alles raus. Das dauert ja mindestens eine Woche, bis wir die Küche wieder nutzen können."

    Perkin drehte sich in The-Marias Armen um, brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen.

    „Das ist alles schon geklärt. Es wird im Gästehaus gekocht und hier her gebracht. Aber hast du schon deinen Vater gesehen?"

    „Peter? Nein." Beide sprachen von derselben Person. Aber The-Maria war nicht zu bewegen ihren Vater, Peter Stösser, als Vater durchgehen zu lassen. Sie blieb bei seinem Vornamen Peter, so als spräche sie über einen Fremden.

    „Hast du schon in seinem Zimmer nachgesehen?"

    „Nein. Was geht mich sein Zimmer an?"

    „Na schön, dann frage ich die Wache", gab Perkin auf und wechselte das Thema.

    „Wie geht es deinen Prellungen? Das Auge und deine Stirn sehen schon besser aus."

    The-Maria versuchte ein strahlendes Lächeln und öffnete den Bademantel.

    „Die beiden Philippinas sind als Krankenschwestern Klasse. Gut, dass du die mitgenommen hast." Sie zeigte ihren nackten Körper, der nach dem Autounfall in Jakarta im Brustbereich von Blutergüssen übersät gewesen war.

    „Sie sind fast alle weg. Die Wunde hier oben blutet nicht mehr. Sie strich das Haar aus der Stirn und legte die Platzwunde frei. „Noch ein paar Tage, dann bin ich wie neu. Perkin nahm sie fest in die Arme. „Ja, du wirst wieder wie neu. Sag im Gästehaus Bescheid, was du zum Frühstück möchtest. Ich hätte gerne die beiden Philippinas dabei."

    The-Maria legte den Kopf fragend zur Seite. „Was soll das denn? Die gehören doch nicht zur Familie."

    Perkin legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen. „Psssst! Doch. Jeder, den ich bezahle, gehört zur Familie. Sonst habe ich bald wieder Verräter in unserem Haus. Das ist bei Perkins schon immer üblich gewesen, das Personal so gut wie möglich einzubinden."

    The-Maria zuckte mit den Schultern. „Na schön, wenn das so üblich ist. Ich komme nur aus den Slums von Saigon. Mit einer Nutte als Mutter und einem Vater, der sich fast drei Jahrzehnte nicht um mich gekümmert hat. Woher soll ich wissen, was bei den Reichen üblich ist?"

    „Bitte, The-Maria! Perkin versuchte, eine Eskalation zu vermeiden. „Du gehörst mit unserer Heirat zu den angesehensten Frauen in Singapur. Du bist wer. Also verhalte dich auch so. Gutes Personal ist hier schwer zu finden und sehr teuer.

    Sie kniff trotzig die Lippen zusammen, schlang den Bademantel um sich. „Na schön. Ich werde mich daran gewöhnen, dass Chinesen Machos sind. Aber wenn meine Stiftung für die Kinder steht, hältst du dich da raus. Abgemacht?" Sie hielt ihre Hand hin.

    Perkin lachte lauthals und schlug ein. „In Ordnung. Wo muss ich unterschreiben, damit ich dir mein Geld überweisen kann?"

    The-Maria war dabei, ihm eine runterzuhauen. Aber sie hielt sich zurück und besann sich auf ihre Erfahrungen. Erfahrungen, die sie als Kriegsprodukt in ihren jetzt knapp dreißig Jahren gemacht hatte. Sie gehörte nirgendwo hin. Vietnam hatte nie von ihr Notiz genommen, da sie an Bord einer amerikanischen Militärmaschine als Neugeborene außer Landes gebracht worden war. In Thailand, wo die Maschine mit kaputten Hubschraubermotoren und einem Haufen verletzter Soldaten gelandet war, hätte man sie als wenige Wochen altes Baby kurzerhand irgendwo bei irgendwem abgeladen. Sie hätte nie erfahren, woher sie gekommen war. Micky, eine schwarze Sanitäterin, die es als Farbige im Krieg selbst nicht leicht gehabt hatte, hatte sich ihrer angenommen. So war sie zur amerikanischen Staatsbürgerschaft durch das Mitleid einer Frau geworden, die sich nur durch ihren Willen und ihre absolute Robustheit gegen den Willen der weißen Vorgesetzten bis zur Ober-Stabsärztin im Rang eines Majors hochgebissen hatte.

    Wolltest du nicht July und deinen Sohn besuchen? Der wurde vorletzte Nacht geboren. Das hat Louis gesagt, dein schwarzer Fahrer aus Louisiana, der gerade da unten deine Autoausstellung putzt.

    Perkin atmete tief durch. „Tut mir leid. Das wollte ich nicht sagen. Du kannst sofort eine Milliarde haben. Wenn wir verheiratet sind, gehört dir alles. Aber …"

    The-Maria nickte. „Aber. Immer aber. Dein und mein Leben besteht nur aus lauter aber. Wo gibt es Frühstück? Im Gästehaus? Und was gehört hier zum guten Ton? Das Personal mit einzubinden? Gut, dann gehe ich ins Gästehaus zum Frühstücken. Oder gibt es dazu auch ein aber?"

    Perkin hob hilflos die Arme. Was sollte er auch sagen?

    „Übrigens, unterbrach The-Maria ihren Abgang, „es gibt da noch eine Ärztin, die ich gerne bei mir hätte. Hast du etwas gegen eine Schwarze?

    „Warum sollte ich? Perkin deutete auf Louis im Hof, der immer noch daran glaubte, als Barpianist nach Las Vegas berufen zu werden. „Würde ich sonst Louis beschäftigen?

    „Dann ist ja gut. Ich werde Micky sofort anrufen, ob sie kommen kann. Und wenn, dann kenne ich jemand, der den Mund nicht mehr zukriegt."

    „Und wer ist das?", rief Perkin hinterher.

    „Peter …", kam es zurück, bevor sie die Terrassentür schloss, um die Klimaanlage nicht unnötig zu belasten.

    „Peter, grollte Perkin. „Wo steckt der Kerl? Mit dem habe ich wegen Jakarta noch ein Huhn zu rupfen. Bringt seine Tochter und mich in Lebensgefahr. Es kostet einen Mann das Leben, der fälschlich für ihn im Gefängnis gelandet ist. Jetzt tut er so, als sei nichts gewesen.

    „Louis!, rief Perkin ganz gegen seine Gewohnheit, sich mit dem Personal nicht über die Distanz zu unterhalten. „Weißt du, wann Mr. Stösser aus dem Haus ist und wo die Apothekerin steckt?

    Louis unterbrach seine Arbeit und grinste freundlich. „Guten Morgen, Mr. Perkin. Sie sind aber schon früh wach. Wird ein heißer Tag heute. Louis war der Einzige, außer der Apothekerin, die auch nicht direkt zum Personal zählte, der ihn nicht einfach mit „Sir, sondern mit seinem Namen ansprach.

    „Nein, Mr. Perkin. Ich weiß nicht, wann Mr. Stösser aus dem Haus ist. Das müsste aber die Pforte wissen. Und die Apothekerin? Louis schob den Strohhut in den Nacken und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. „Ich vermute, dass die ein schlechtes Gewissen hat, weil sie in ihrer Schusseligkeit die Küche abgefackelt hat. Die Frau wird langsam gemeingefährlich. Die kann man doch nicht mit ihren über achtzig Jahren mehr mit all ihren Giftkräutern, Schlangen und was die noch alles zusammenbraut allein wirtschaften lassen. Das ist meine Meinung, Mr. Perkin, setzte er abschließend hinzu und wartete auf eine Antwort.

    Perkin nickte. „Danke Louis. Ich nehme in einer Stunde den BMW. Ich will Miss July in der Klinik besuchen."

    Wohl war Perkin bei dem Gedanken nicht. Er hatte auch keine Ahnung, was man einer Frau mitbrachte, die vor ein paar Stunden ein Problemkind zur Welt gebracht hatte. Ein Kind, das schon, bevor es das Licht der Welt erblickt hatte, für Probleme gesorgt hatte.

    Vor fünf Monaten hatte July ihn damit konfrontiert, dass sie ein Kind von ihm erwarte und ihm gleich eine Vaterschaftsanalyse vorgelegt. Perkin war das wie ein Überfall vorgekommen. Da es nicht unmöglich war, Vater des Kindes zu sein, hatte er die Vaterschaft schriftlich unter einem Vorbehalt anerkannt: Er hatte dem Kind sofort den Namen Michael gegeben. Außerdem musste das Kind in Singapur zur Welt gebracht werden. Somit war es Singapurer, was jeden Zugriff von chinesischer Seite verhindern würde. Weiterhin galten zur Vaterschaftsbestimmung nur inländische Gesetze, die eine pränatale Bestimmung verboten und solch eine erst ab Vollendung des zweiten Lebensjahrs des Kindes zuließen. Und nun war das Kind auf der Welt und würde vierundzwanzig Monate nur den Namen Michael tragen. Außer July stieg aus dem gemeinsamen Vertrag aus und gab ihm den Familiennamen Stanley, Vater: unbekannt. Damit würde Michael auch von der Erbfolge der Perkins ausgeschlossen. Oder sie gab den Namen Perkin als Erzeuger an. Dann war der Ärger vorprogrammiert. Er würde nichts dagegen unternehmen können, bevor die Zweijahresfrist abgelaufen war.

    Würde July so lange mit dem Kind in Singapur bleiben? Dann konnte er die Ehe mit The-Maria vergessen. Dieses Wildpferd würde sich das nicht bieten lassen.

    Diese Überlegungen ließen Perkin zögern, den überglücklichen Vater zu spielen und himmelhoch jauchzend die Mutter in die Arme zu nehmen, die für ihre Nymphomanie bekannt war. Als Managerin der Liegenschaften ihres Vaters hatte sie nie einen Hehl daraus gemacht, dass Führungspositionen nur durch ihr Bett vergeben wurden.

    Aber July hatte sich die letzten Monate ohne zu murren an den Vertrag gehalten und auch keinerlei Einwände erhoben, als er The-Maria ins Haus gebracht hatte. Sie hatte sich unauffällig wie ein Gast gegeben. Doch sie war die Tochter dieses Stanley Ho, dem noch amtierenden Spielbank-Tycoons von Macau.

    War sie jetzt mehr Mutter und die abtrünnige Tochter eines Triadenfürsten? Oder lauerte sie hier im Haus darauf, als „Schläfer" von ihrem Vater aktiviert zu werden?

    Eine seltsame und unter Umständen gefährliche Konstellation, die keinem Mann in Perkins Situation gefallen konnte.

    Mal den Teufel nicht an die Wand, rief sich Perkin zur Ruhe. Sie hat ein Kind in die Welt gesetzt, dessen Erzeuger strittig ist. Du kannst es adoptieren, wenn du eine rechtsgültige Ehe mit The-Maria eingegangen bist. Oder sie gibt das Kind nicht her, dann musst du …

    Ab hier fiel Perkin auch keine Lösung mehr ein, als es abzuwarten, was und wie July entschied. Dieser Vertrag, der auch noch von ihm stammte, konnte ein Boomerang werden. Da half auch die Ausrede nichts, dass er nur Wirtschaftsanwalt und kein Familienrichter war. Singapur brauchte dringend Nachwuchs aus den eigenen Reihen. Und der wurde langsam knapp. Im Zweifelsfall würde die Justiz auf der Seite der Mutter sein, daran hatte er nicht gedacht.

    Redaktion Singapur Post

    Der Chefredakteur hieß Smith und war genauso farblos wie sein Name, oder wie ein vom Verkehr abgeriebener Zebrasteifen. Er war gebürtiger Chinese, aber nicht Willens zu erklären, woher er seinen Familiennamen hatte. Das musste er auch nicht mehr, nachdem man ihn zum Chef ernannt hatte. Seither hatte er ein eigenes Büro, eine Assistentin und zwanzig Redakteure unter sich. Ob er eine Familie hatte, wusste nur die Verlagsleitung. Jedenfalls standen auf seinem Schreibtisch keinerlei Fotos, die darauf schließen ließen. Über Mittag verschwand er in einer Garküche mit angeschlossenem Wettbüro und setzte auf alles, was auf Beinen in Rennen unterwegs war. Pferde, Hunde, Kakerlaken. Nach einer Stunde war er pünktlich zurück und registrierte aus seinem Glaskasten missmutig jede Verspätung seiner Untergebenen. Der Betroffene hatte beim Briefing Probleme zu erwarten, seinen Artikel für die morgige Ausgabe angenommen zu bekommen. Nachdem das eine Woche gedauert hatte, bis das alle begriffen, gab es keine Verspätungen mehr, was er schmunzelnd mit: „Na geht doch!" kommentiert hatte.

    Und so saß Mr. Smith in seinem Glaskastenbüro und war mit dem Ergebnis seiner Erziehungsmaßnahme zufrieden. Wenn da nicht jemand wäre, der gerade auf ihn und seinen Kasten zusteuerte. Der Mann war über eins neunzig groß, wog so viel wie zwei Asiaten, hatte eine sonnenverbrannte Haut und kurze weiße Haare, die nach unten durch einen zottigen Bart fortgesetzt wurden.

    Der Mann klopfte nicht erst an, sondern riss gleich die Tür auf. „Sag mal Smith. Er legte seine Pranken auf den Schreibtisch, „Was soll der Scheiß? Warum ist mein Arbeitsplatz belegt?

    Mr. Smith zog die Augenbrauen hoch und lehnte sich zurück. „Ach, Mr. Stösser bequemt sich auch mal wieder nach acht, oder sind es neun, Wochen der Abwesenheit, vorbei zu schauen. Nett von Ihnen. Dann kann ich Ihnen ja persönlich mitteilen, dass Sie gefeuert sind. Solche Journalisten kann ich hier nicht gebrauchen, die glauben, ihre eigene Tour fahren zu müssen."

    Mr. Smith zog eine Schublade auf, legte eine Mappe auf den Tisch, die unübersehbar Stössers Namen trug. Er schlug sie betont umständlich auf, blätterte darin, zog ein Blatt hervor und schob es ihm über den Tisch.

    „Was soll das denn? Ihr spinnt wohl komplett", echauffierte sich Stösser.

    „Viertausendeinhundertzwanzig Dollar für Privatgespräche von meinem Diensttelefon? Das ist Betrug. Die müssen andere während meiner Abwesenheit geführt haben. Dass lasse ich mir nicht bieten."

    Mr. Smith zuckte mit den Schultern. „Da du nicht da warst, wird es dir schwerfallen, das zu beweisen. Und da du hier kein Einkommen mehr im Verlag hast, können wir es dir auch nicht vom Gehalt abziehen. Also, wie willst du das zurückzahlen? Sonst geht es an die Rechtsabteilung. Was dir dann als Gast in Singapur passiert, dürfte dir klar sein. Eine Ausweisung ist das Mindeste, nachdem du ein paar Monate gesessen hast."

    Stösser trommelte mit den Fingern auf dem Schreibtisch und nannte sich einen Idioten.

    Gegen diese Scheiß Chinesen ist einfach nicht anzukommen. Die kennen keinerlei Ethik im Berufsleben. Sie drehen und wenden es, wie es ihnen passt, und wenn es ihnen nicht passt, wenden sie die Gesetze gegen dich an, die ihnen selbst nicht passen, stellte Stösser zum hundertsten Mal frustriert fest.

    „Ich arbeite an einer Story, die beweist, dass die indonesische Armee ihren eigenen Staat betrügt, indem sie Rohstoffe ohne Genehmigung von Jakarta an die Chinesen verkauft. Das Geld verschwindet spurlos in den Taschen der Generäle", versuchte Stösser die Situation auf der Basis von Journalist zu Journalist zu klären.

    Doch Mr. Smith schüttelte den Kopf. „Stösser, das ist ein alter Hut, mit dem wir keinen Leser mehr locken können. Außerdem mag unser Wirtschaftsministerium solche Meldungen nicht. Die könnten die Börse beunruhigen." Er legte die Hände flach übereinander und beugte sich vor.

    „Ich weiß, dass du finanziell schwach auf der Brust bist

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