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Star Trek - Typhon Pact 5: Heimsuchung
Star Trek - Typhon Pact 5: Heimsuchung
Star Trek - Typhon Pact 5: Heimsuchung
eBook529 Seiten11 Stunden

Star Trek - Typhon Pact 5: Heimsuchung

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Über dieses E-Book

Nachdem die letzte Borg-Invasion ganze Welten zerstört, dreiundsechzig Milliarden Personen das Leben gekostet und der Sternenflotte einen lähmenden Schlag versetzt hatte, haben sich sechs der Vereinigten Föderation der Planeten feindlich gesinnte Nationen zum Typhon-Pakt zusammengeschlossen: das Romulanische Sternenimperium, die Breen-Konföderation, die Tholianische Versammlung, die Gorn-Hegemonie, die Tzenkethi-Koalition und der Heilige Orden der Kinshaya.
Beinahe drei Jahre fochten die Föderation und die Klingonen als Verbündete innerhalb des Khitomer-Abkommens mit dem benachbarten Bündnis, dem Typhon Pakt, einen vorwiegend kalten Krieg aus. Doch als die Sternenflotte wieder aufgebaut wird, werden Splittergruppen innerhalb des Paktes nervös aus Sorge um ihre Unfähigkeit, einen Quanten-Slipstream-Antrieb zu entwickeln, der sich mit dem der Föderation messen kann. Werden Anführer wie Föderationspräsidentin Bacco und der romulanische Praetor Kamemor einen anhaltenden Frieden bewirken, oder wird sich der kalte Krieg zwischen den beiden Allianzen verschärfen, und eventuell zu einem ausgewachsenen heißen Krieg führen?
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum26. Feb. 2014
ISBN9783864253195
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Bewertung: 3.2499999607142853 von 5 Sternen
3/5

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  • Bewertung: 2 von 5 Sternen
    2/5
    About a third of the way in I decided to skip all the Sisko characters because what in the hell was that about anyways? So I read the Spock and Tzenkathi story lines, which were OK.
  • Bewertung: 3 von 5 Sternen
    3/5
    Spock and Sisko are involved in internal Romulan politics as the Romulan empire reforms and cements it's alliance with the typhoon pact. A good read....mostly sets the stage for future books.
  • Bewertung: 3 von 5 Sternen
    3/5
    Typhon Pact seems to have been a somewhat backward series. It was in this third book that I realized some of the things that happened in the first one. Don’t let the cover fool you, this chapter of the saga is based mostly on the Romulan/Vulcan Reunification movement and only slightly on Sisko’s return to service. While it has some very good quotes, true to the typical writing of the shows and there were times that it felt almost as if the words were spoken by the actual characters themselves, I’m not sure how certain changes to the DS9 part of the plotline are very true to the people that involve them. Some things felt as if they were jumbled in simply because the author was told that someone needed to be somewhere as part of the Trek Timeline in later books. I admit to having been somewhat left behind in that part of the series, but I simply can’t believe many of the characters would have made the life choices that were given to them within these pages.The Reunification storyline was powerful at times, though it is a shame you aren’t able to spend more of the book with some of the characters who are thrown in and then left out for long segments at a time. Events at the end seemed rushed as well and between that and the thrown in important characters that didn’t get enough page time, I was left with a feeling of incompletion with much of the end of that particular half of the novel.Overall I think fans of TNG will find this an interesting read, though they might want to catch up with the other books first. Though this one doesn’t imply it, the book might as well be part three of the famous episode Unification.
  • Bewertung: 2 von 5 Sternen
    2/5
    With this third book in, I'm ready to say it - the Typhon Pact series is just bad. The first one was fine on it's own and the second one was fine on it's own. This third one, though is an incredibly long-winded way of bringing about political change in the Romulan Empire and putting Sisko back on a starship. Really, I just summed up the book for you in that one last sentence. You might ask "what do Romulan politics and Sisko have in common"? Good question. The answer, unfortunately, is nothing. But then, what do these first three chapters in the Typhon Pact series have to do with one another? Also nothing. I'll finish the series, and I really, really hope that the fourth and final book in the series somehow ties them all together. Still, after such an outstanding crossover series like the Destiny series was, the Typhon Pact series so far just doesn't even compare.

Buchvorschau

Star Trek - Typhon Pact 5 - David R. George III

triumphierten.

I

FURCHT UND ZWEIFEL

– William Shakespeare, Macbeth, Akt II, Szene 3

APRIL 2382

1

Kasidy Yates sah eine Welle aus Feuer auf sich zurasen. Trümmerstücke der Außenhülle tanzten zwischen den Flammen, die sich mit unerbittlicher Macht an der Atmosphäre und dem Leib der geschundenen Raumstation gütlich taten. Immer weiter stieg die Flut, bis sie den gesamten Monitor ihrer Komm-Konsole ausfüllte, erst dann wechselte die Aufzeichnung zu einem Anblick der Explosionsfolgen. Kas sah die Station nun von außen, den roten Mars im Hintergrund, und das Feuer hatte wenig von ihrem Kern übrig gelassen. Die große Kuppel am Ende von Utopia Planitia, dunkel und scheinbar verlassen, hing nur noch gerade so am Rest der Station.

Kasidy war, als greife eine eiskalte Hand nach ihrem Herzen, um es zu zerdrücken. Den Nachrichten zufolge war es auf der Werft zu einem Industrieunfall gekommen. Die Sternenflotte blieb die Zahl der Opfer bislang schuldig, doch Kasidy ahnte, dass es welche gegeben hatte – sogar viele.

Sie hieb regelrecht nach den Tasten der Konsole, als sie sie deaktivierte, dann schob sie sich von der Wand. Die Rollen unter ihrem Sitz glitten nahezu geräuschlos über den Parkettboden. Kasidy stand auf und trat zum Fenster des kleinen Raumes. Er diente ihr als Büro, wurde aber zum Gästezimmer, wann immer Besucher über Nacht blieben. Gerahmte Fotografien von Verwandten, Freunden und besonderen Orten zierten die Wände, und das Sofa an der linken Wand ließ sich zu einem bequemen Bett umfunktionieren.

Am Fenster angekommen, schob sie die weinfarbenen Vorhänge beiseite und sah nach draußen. Kaum öffnete sie es, wehte ihr ein warmer Luftzug entgegen und brachte die bittersüßen Düfte des Herbstes mit. In der Ferne, auf den steilen Hängen der Kendraprovinz, paradierten die Skelette entkleideter Bäume über das gelb werdende Gras, auf dem das Rot, Ocker und Gold gefallener Blätter ruhte. Erst vor drei Wochen war der Himmel plötzlich blass geworden, als stünde der Winter unmittelbar bevor. Doch seit einigen Tagen schien des Sommers Himmelblau auf Rückkehr aus zu sein, und die höheren Temperaturen brachten einen kleinen Aufschub, bis der Schnee das Land bald wieder bedecken würde.

Kasidy konzentrierte sich auf die Aussicht hinter dem Haus, zwang die Gedanken an Utopia Planitia beiseite. Rechts konnte sie den gewundenen Fluss Yolja auf seinem Weg gen Süden erkennen. Flache Täler und dichte Wälder lagen noch vor ihm, bis er das türkisfarbene Wasser des Ozeans Korvale erreichte. Links des Hauses stand ein Anbau, den Kasidy in den vergangenen sechs Monaten hatte errichten lassen, architektonische Frucht ihrer kreativen Energie. Die überdimensionierte Scheune beherbergte inzwischen die Rettungskapsel, die Nog vor einer ganzen Weile für planetenbasierte Notfälle modifiziert hatte. Nog war ein guter Freund. Als Kasidy noch schwanger und allein gewesen war, hatte ihn die Sorge geplagt, der hiesige Transporter könne ausfallen und Kasidy müsse die paar Kilometer bis zum Dorf Adarak zu Fuß zurücklegen. Sechs Jahre war das nun schon her. Damals war Ben noch nicht von seinem mysteriösen Ausflug ins bajoranische Wurmloch zurückgekehrt.

Ben.

Schon der Gedanke an ihn tat weh.

Nein, nicht nur weh. Über ein Jahr war ihr Ehemann nun schon fort, und noch immer weckte er in ihr eine komplexe Mischung von Emotionen. Kasidy entsann sich lebhaft seines letzten Besuchs – und wie sie ihm die Tür aufgehalten und ihn hinausgebeten hatte. Jener Abend hatte ihre Eheprobleme nicht gelöst, er war der Anfang ihrer Scheidung geworden. Emotional hatten sie sich allerdings schon Monate, wenn nicht Jahre vorher voneinander getrennt.

Nicht Jahre, korrigierte sie sich erneut. Während ihrer Schwangerschaft hatte sie auf Ben gewartet und der Vision vertraut, die sie kurz nach Ende des Dominion-Kriegs erhalten hatte. Ihr Gatte war ihr erschienen, hatte aus dem Wurmloch – Ben und die gläubigen Bajoraner nannten es den Himmlischen Tempel – heraus zu ihr gesprochen und gesagt, er werde eines Tages zu ihr zurückkehren.

So war es auch gekommen. Just als sie Rebecca zur Welt gebracht hatte, war Ben durch die Tür des Klosters Shikina getreten, als wäre er nur kurz auf einem Ausflug gewesen. Zu dritt – als Mutter, Vater, Kind – waren sie dann in ihr Haus vor Adarak gezogen, auf Bens Land. Ben hatte das Haus entworfen, Kasidy und Jake es während seiner Abwesenheit gebaut.

Und jahrelang war alles gut gewesen. Rebecca wuchs und gedieh prächtig. Obwohl sie für die Angehörigen der Ohalu-Sekte der Wegbereiter war – Vorbotin eines neuen Zeitalters der Erkenntnis für das bajoranische Volk –, respektierte man die Privatsphäre der Familie. Kasidy und Ben führten ein ruhiges Leben und zogen ihre Tochter groß.

Natürlich wollte die Sternenflotte Ben zurück. Man offerierte ihm einen Admiralsposten, doch anstatt ihn anzunehmen, zog sich Ben vollends aus dem aktiven Dienst zurück. Auch Kasidy ließ ihren Beruf ruhen. Aus der Ferne beaufsichtigte sie zwar nach wie vor die Arbeit ihres Frachters Xhosa, das Alltagsgeschäft übergab sie aber an ihren Ersten Maat Wayne Sheppard.

Jene Tage daheim in Kendra waren Tage einfacher, aber zutiefst befriedigender Freuden. Nun, da Bens Aufmerksamkeit nicht ständig den Pflichten der Befehlskette galt und Kasidy nicht wochenlang auf Frachtflügen war, fühlte sie sich ihrem Mann näher denn je. Und die Gefühle, die ihre Tochter in ihr weckte, waren noch unglaublicher. Nie hatte sie sich jemandem so verbunden gefühlt wie Rebecca.

Glockenklares Gelächter riss Kas so plötzlich aus ihren Gedanken, als seien sie das Stichwort dafür gewesen. Im ersten Moment interpretierte ihr Hirn es als Schrei fehl, und ein eiskalter Schauer zog über ihren Rücken. Schreie dieser Art hatten sie zwei Jahre zuvor bis in ihre Träume verfolgt. Damals war Rebecca von einem religiösen Fanatiker entführt worden. Bis zu ihrer Rettung war Kasidy des Nachts aus Albträumen aufgeschreckt, den eingebildeten Widerhall der Schreie ihrer Tochter im Ohr.

Diese Tochter kam nun um die Ecke des Hauses gerannt. Rebecca steckte in pinkfarbener Kleidung, und ihre dünnen kleinen Beine trugen sie zuversichtlich an den einstmals farbenfrohen Blumenbeeten entlang, die Mutter und Tochter im Frühjahr angelegt hatten. Hinter Rebecca folgte Jasmine Tey, die junge Malayin, die Kas und Ben nach der Entführung eingestellt hatten. Offiziell half Tey einige Tage die Woche im Haus mit, doch ihre Ausbildung im Bereich der Sicherheit gab Kas und Ben – inzwischen wohl nur Kas – ein zusätzliches gutes Gefühl. Tey beschützte ihre Tochter. Wann immer Rebecca zur Schule ging oder Kas sich anderen Dingen widmen musste, kam Tey zum Zug. An diesem Morgen hatte Kas sich ein paar Stunden um den Flug- und Frachtplan der Xhosa gekümmert. Da sie am Nachmittag noch nach Adarak wollte, blieb Tey bis zum Abend.

Rebecca lief voller Übermut, und ihr breites Lächeln enthüllte die Stelle, wo sie kürzlich zwei Schneidezähne verloren hatte. Für ein fünfeinhalbjähriges Menschenmädchen war Rebecca ein wenig klein, davon abgesehen aber vollkommen normal entwickelt, und in ihrem Gesicht spiegelten sich Züge beider Elternteile. Sie hatte die tiefdunkle Haut ihres Vaters und die weiche Haut der Mutter, Bens durchbohrenden Blick und Selbstsicherheit und Kas’ hohe Wangenknochen und schmale Nase. Sie lächelte mit den Lippen ihres Vaters und hatte das Lachen ihrer Mutter.

Als sie das Fenster passierte, winkte sie Kasidy zu, ohne aufzublicken oder anzuhalten. »Hi, Mommy«, quietschte sie fröhlich.

Kasidy hatte gar nicht bemerkt, dass Rebecca sie gesehen hatte. Situationen wie diese – wenn das Kind auf Details und Erfahrungen reagierte, die es nicht bewusst wahrgenommen haben konnte – waren früher leichter zu ignorieren gewesen. Sie traten schon seit Säuglingstagen gelegentlich auf. Nächtliches Geschrei, das abbrach, sobald Kasidy die Augen öffnete – als spürte Rebecca irgendwie, dass die Mutter kam, sich um Nahrung, eine frische Windel oder anderes zu kümmern, das Schuld an den Tränen war.

Tey eilte Rebecca hinterher, sah zum Fenster und winkte ebenfalls. »Hi, Ms. Yates.« Die eben erst dreißig gewordene, schlanke und herzliche Frau wirkte nicht sonderlich robust. Ihre Ausbildung und ihre Erfahrung als Gesetzeshüterin sprachen aber eine andere Sprache. Jasmine Tey verstand sich auf den Personenschutz, war Meisterin an diversen Waffen und beherrschte unterschiedlichste Kampftechniken – sogar klingonische. Im Grunde war sie eine beeindruckende Sicherheitstruppe im Körper einer einzigen Frau. Als Rebecca von dem Ohalu-Extremisten entführt worden war, hatte Tey gerade eine fünfjährige Anstellung als Leibwache der bajoranischen Premierministerin Asarem Wadeen gekündigt. Asarem schlug vor, Tey zur Rettung Rebeccas einzusetzen, und Tey erwies sich als Zünglein an der Waage.

Rebecca liebte »Tantchen Jasmine«, seit sie sie kannte. Und Tey schien die Zuneigung zu erwidern. An den Tagen, da sie zum Haus kam, waren sie und das Kind keine Minute getrennt, spielten, lasen oder tollten im Freien herum.

Tey holte Rebecca gerade ein. Kasidy sah sie die Kleine an der Hüfte packen, woraufhin Rebecca laut losprustete und beide zu Boden plumpsten. Die ungezügelte Freude ihrer Tochter zauberte auch Kasidy ein Lächeln aufs Gesicht.

Doch der Flugplan der Xhosa wartete. Kasidy wandte sich ab, und prompt verging das Lächeln – denn auf der Komm-Konsole prangte nach wie vor das Bild Utopia Planitias. Sie hatte die Konsole ausschalten wollen, offensichtlich aber nur das Standbild aktiviert. Schnell durchquerte sie das Büro und berührte die richtige Taste. Der Monitor zeigte sich gnädig und wurde schwarz.

Du bist närrisch, sagte sie sich. Unter normalen Umständen hätte sie schlicht um die Toten des Zwischenfalls getrauert. Doch der Schmerz, der auch nun wieder in ihr aufstieg, entstammte einer konkreteren Quelle als dem zufälligen Ableben ihr unbekannter Personen. Alle Wege führten zurück zu Ben. Vor etwa fünfzehn Jahren, nach der Zerstörung der U.S.S. Saratoga durch die Borg, hatte die Sternenflotte ihn, den einstigen Ersten Offizier der Saratoga, nach Utopia Planitia versetzt. Knapp drei Jahre hatte Ben dort verbracht, bevor er das Kommando über Deep Space 9 erhielt.

Kasidy sah auf den dunklen Monitor und hatte doch die geschundene Außenhülle der Werft vor Augen. Eigentlich durfte es sie nicht mehr kümmern, dass Ben dort vor mehr als einem Jahrzehnt Dienst geschoben hatte. Schließlich hatte er Bajor voriges Jahr den Rücken gekehrt, befehligte inzwischen die U.S.S. Robinson. Soweit sie wusste, patrouillierte das Schiff der Galaxy-Klasse im Sierra-Sektor an der romulanischen Grenze, weit weg vom Mars und Utopia Planitia.

Trotzdem: Das hätte er sein können. Die Nachrichten verrieten nicht, welches Schiff die Explosion der Werft aufgezeichnet hatte und prompt von den Trümmern getroffen worden war, von daher konnte es sich tatsächlich um die Robinson handeln. Doch das war irrationales, furchtgetriebenes Denken. Kasidy mühte sich, es zu ignorieren.

Sie griff hinter sich und zog den Sitz erneut vor die Konsole. Dann rief sie eine Nachricht auf, die seit zwei Monaten in ihrem Speicher lag. Sie hatte sie schon oft löschen wollen, sie aber mindestens genauso oft abgespielt und versucht, die Worte zu verstehen und zu akzeptieren, die sie immer wieder aufs Neue zerstörten.

Ben erschien auf dem Display, kurzes schwarzes Haar auf dem Kopf und das Kinn frisch rasiert. So oft sie sich die Aufzeichnung auch ansah, so oft staunte sie über seinen bartlosen Anblick. Er war seit über zehn Jahren Bartträger, seit sie ihn kannte, und war es auch noch an dem Abend gewesen, da er zum letzten Mal ihr Haus verlassen hatte.

»Kasidy, hier ist Ben«, sagte er. Kasidy sah ein schwach beleuchtetes Zimmer hinter ihm, vermutlich seine Kabine auf der Robinson. Am linken Bildrand waren Streifen aus Sternenlicht zu sehen. Das Schiff reiste also auf Warp. »In ein paar Wochen ist mein Aufbruch schon ein ganzes Jahr her. Ich weiß, dass ich dir wehgetan habe – auf eine vielleicht unverzeihliche Weise.«

Vielleicht unverzeihlich, hallte die Formulierung in ihr wider, die ihr in den vergangenen zwei Monaten eine Hoffnung gewesen war. Vielleicht unverzeihlich. Wenn er Nachsicht für eine – wie auch immer geartete – Möglichkeit hielt, bedeutete das dann nicht, dass er ihre Freundschaft wollte? Warum sonst sollte er ihre Absolution erhoffen?

»Nein«, sagte sie laut und in die Aufzeichnung hinein. In den ersten drei Monaten hatte sie ihre Trennung als schlichten Streit empfunden – als großen Streit, keine Frage, aber als etwas, das sich mit der Zeit würde besprechen und aus der Welt schaffen lassen. Zu keinem Zeitpunkt war er ihr binnen jener zwölf Wochen wie das Ende ihrer Ehe vorgekommen. Selbst ein halbes Jahr später, als die Tiefe und Schwere ihrer Trennung schlicht nicht mehr ignorierbar war, hatte sie noch erwartet, Ben trete eines Tages einfach durch die Eingangstür ihres Hauses und nähme sie in die Arme.

»Ja, ich liebe dich, Kas«, redete der aufgezeichnete Ben in ihrer Gegenwart weiter. »Immer noch. Vermutlich werde ich dich nie nicht lieben. Und eben weil ich dich und unsere wunderschöne Rebecca liebe, musste ich gehen.«

Die Worte klangen verdächtig nach einer Ausrede. Ich liebe dich, deshalb musste ich gehen. Behaupteten das nicht verantwortungslose Eltern, die ihre Familien im Stich ließen? Ohne mich seid ihr besser dran. Neue Wut wallte in ihr auf.

»Du glaubst nicht an die bajoranischen Propheten, Kasidy«, fuhr Ben fort, »nicht so wie ich. Das weiß ich. Aber ich habe mit ihnen gesprochen, mit ihnen existiert, und sie haben mich während meines Kampfes um die Rettung des bajoranischen Volkes begleitet. Das bedaure ich nicht. Das kann ich nicht bedauern.

Allerdings bedaure ich, welche Folgen meine Beziehung zu den Propheten für uns hatte … für dich und Rebecca. Bevor wir heirateten, sagte ich dir, laut der Propheten stünde mir nichts als Kummer bevor, wenn ich mein Leben mit dir verbrächte. Du hast gesagt, das klänge wie eine Drohung. Aber es war keine.

Es war ein Geschenk.«

Noch ehe sie richtig merkte, was sie tat, ließ Kasidy die Faust auf die Komm-Konsole sausen. Bens Aufzeichnung hielt an, und ihr war, als müsse sie die Faust als Nächstes tief in den Monitor rammen. »Ein Geschenk«, zischte sie dem Abbild ihres Gatten entgegen, als könne er sie hören.

Kasidy verstand, warum er die Worte der Wurmlochwesen positiv interpretierte. Schließlich hatte sie seiner Erklärung schon oft gelauscht. Sie verstand es allerdings nicht aufgrund seiner Aussage, sondern aufgrund ihrer eigenen Lebenserfahrung. Ihrer wiederholten Erfahrung. Ben hatte sie schon früher verlassen, wann immer die Wurmlochwesen ihn darum baten. Ungeachtet seiner Familie.

Sie entsann sich des Schocks, als er nach dem Krieg von Bajor verschwand und später vor ihr erschien und verkündete, er könne nicht mit ihr heimreisen – irgendwann, das schwöre er, aber noch nicht. Er sei der Abgesandte der Propheten und müsse noch viel für sie tun. Damals hatte sie die Situation akzeptiert, denn alles war besser als sein Tod, und sie konnte ohnehin nichts unternehmen. Doch die acht Monate Schwangerschaft ohne ihn waren hart gewesen.

Sie entsann sich auch der Zeit, da Ben eigene Visionen aus dem Wurmloch erhalten hatte und Bajor von einem Föderationsbeitritt abgehalten hatte. Er hatte sogar medizinische Unterstützung verweigert, obwohl die Visionen lebensbedrohlich wurden. Besessen von dem Bestreben, den Plan der Wurmlochwesen vollends zu verstehen, bewies Ben eindrücklich, dass ihm das Wohl des bajoranischen Volkes wichtiger war als seine Anwesenheit in Kasidys und Jakes Leben. Ben verfolgte sein gefährliches Ziel unerbittlich, obwohl sein Tod eine klaffende Lücke hinterlassen würde. Erst als er das Bewusstsein verlor, hatte Jake intervenieren und sein Ableben im letzten Moment verhindern können.

Dennoch war Ben gewillt, auch Jakes Leben dem großen Ganzen zu opfern. Als sich eines der Wurmlochwesen gewaltsam Kira Nerys’ Körper ermächtigt hatte und ein Widersacher der Wesen in Jake eingefahren war, fochten beide Entitäten einen Kampf aus, der die Existenz beider Personen und der gesamten Raumstation DS9 gefährdete. Ben war damals in der Lage gewesen, den Konflikt zu beenden, gar zu vermeiden, unterließ dies aber, obwohl ein Sieg Jakes Tod hätte bedeuten können. Jake verzieh seinem Vater, nachdem Kai Winn den Kampf zu einem vorzeitigen Ende gezwungen hatte – einem Unentschieden, das vermutlich Jakes und Nerys’ Leben rettete. Auch Kasidy fand schließlich die Kraft, über das Ereignis hinwegzugehen.

Nein, Ben hatte sich ihr gegenüber noch nie zum Abgesandten der Propheten erklären müssen. Dafür hatten ihr seine Taten jahrelang zu deutlich gezeigt, wo seine Prioritäten lagen.

Doch nicht nur die Anwesenheit der Wurmlochwesen bestimmte Bens Leben, auch ihre Abwesenheit beeinflusste ihn. Vor acht Jahren, als Jadzia gestorben und das Wurmloch kollabiert war, war Ben von den Wesen abgeschnitten worden. Er hatte Jake genommen und war zur Erde zurückgereist. Er hatte Deep Space 9 hinter sich gelassen, seine Pflichten gegenüber der Sternenflotte, seine Freunde – und Kasidy. Damals war Kas nicht auf der Station gewesen, sondern auf Frachtreise mit der Xhosa. Dass er weggezogen war, erfuhr sie erst nach ihrer Rückkehr. Ben hatte ihr eine Nachricht hinterlassen – sie lag vermutlich noch immer irgendwo auf einem isolinearen Chip gespeichert –, sich entschuldigt und sein Tun zu rechtfertigen versucht, aber er hatte sie auch beschworen, ihn nicht zu kontaktieren, bis – falls – er ins bajoranische System zurückkehrte. So abrupt und so unpersönlich endete damals die ernste romantische Beziehung, die sie mit dem Mann geführt hatte, den sie liebte. Sie hatte nichts dagegen unternehmen können.

»Ich bin eine Närrin«, sagte sie, als spräche sie zu ihm. Wie konnte es sie nur überraschen, dass er nicht in ihr Haus auf Bajor zurückkehrte, wo er seine Familie doch so eindeutig dem »Willen der Propheten« unterordnete?

»Ich hätte damit rechnen müssen.«

Kasidy ließ sich gegen die Rückenlehne ihres Stuhls sinken, einen tiefen Seufzer auf den Lippen. Wie so oft waren ihre Gedanken und Empfindungen ein wirrer Strudel. Sie war wütend – auf Ben und auf sich selbst. Zugleich erfüllte sie eine tiefe Trauer, und ihr Verstand suchte krampfhaft nach einem Weg, den Schaden auszugleichen, der ihrer Familie widerfahren war.

Doch so oft sie auch auf Bens erstarrtes Antlitz auf dem Komm-Bildschirm blickte, so sehr musste sie sich einer weiteren Empfindung ergeben. Einer, vor der sie absolut machtlos war. Der Liebe. Sie kannte Ben seit über zehn Jahren, war fast so lange seine Partnerin gewesen und wusste noch sehr genau, warum sie es geworden war. Nie zuvor war sie einem Mann mit solcher Willensstärke begegnet, jemandem mit derart sicherem Gespür für richtig und falsch, jemand so Entschlossenem. Ben hatte den schrecklichen Verlust Jennifers, seiner ersten Frau, überwunden, um sich Kasidy zu öffnen, mit ihr zu lachen, sie mit seinen Kochkünsten zu erfreuen, ihr seine Leidenschaft für Baseball zu vermitteln und ihrer beider Leben auf eine Weise zu verschmelzen, die größtmögliches Glück verhieß. Sie hatten sehr viel Zeit miteinander verbracht, insbesondere nach seiner Rückkehr aus dem Wurmloch, und der Großteil davon war gute, erfüllte Zeit gewesen.

Der Großteil, dachte sie nun, aber nicht alles. Äußerlichkeiten waren in ihre Ehe eingedrungen, hatten Ben aus dem Haus gezerrt und in erschreckende, mitunter sogar riskante Situationen gezwungen. Rückblickend begriff Kas, dass jede Einzelne dieser Situationen ein kleines Stück von ihm verändert hatte. Die Einwohner des kleinen Dorfes Sidau waren während eines brutalen Massakers gestorben. Die Aszendenten und die wahnsinnige Iliana Ghemor hatten Deep Space 9 und die Bajoraner angegriffen. Endalla war zum Schauplatz einer fürchterlichen, den lokalen Raum bedrohenden Gefahr geworden.

Danach waren die Katastrophen noch näher an Bens Haustür gerückt. Audj und Calan, enge Freunde von Kas und ihm, waren bei einem Hausbrand ums Leben gekommen, drei Jahre war das inzwischen her. Elias Vaughn hatte bei der Borginvasion schwere Hirnverletzungen erlitten und lag seitdem im Koma. Bens Vater war gestorben.

Und Rebecca war entführt worden. Kasidy konnte nicht sämtliche ihrer Eheprobleme auf jene Zeit zurückführen, doch als seine Tochter in Lebensgefahr geraten war, hatte sich Ben stärker denn je isoliert – was wiederum dazu führte, dass Kasidy sich ihm fern fühlte. Als er dann zur Sternenflotte gegangen war, um beim Kampf gegen die Borg zu helfen – ein Entschluss, den sie nachvollziehen konnte, aber nicht mochte –, hatte sie gehofft, nach seiner Rückkehr ganz neu zu beginnen. Klar hatte sie sich um sein Wohlergehen gesorgt, während er fort gewesen war, doch nie – kein einziges Mal – hatte sie geglaubt, er komme nicht wieder.

Kasidy beugte sich wieder vor und aktivierte die Aufzeichnung neu. Bens Lippen bewegten sich, und er sagte die Worte, die sie schon so oft gehört hatte, dass sie sie vermutlich auswendig konnte. Dennoch wollte sie sie noch einmal hören. Sie musste es.

»Die Propheten existieren anders als wir, erfahren Zeit anders«, sagte er. »So erging es auch mir, als ich bei ihnen im Himmlischen Tempel war, Kas. Ich kenne es aus erster Hand. Die Propheten leben nicht linear, aber sie leben vor allem auch dauernd. Deshalb gelingen ihnen all diese Prophezeiungen, deshalb kennen sie die Zukunft: Sie leben in dem, was wir Zukunft nennen – und in der Vergangenheit und der Gegenwart. Sie sind sich zu jeder Zeit sämtlicher Momente ihrer Existenzspanne bewusst. Sie sehen sogar mögliche Momente in zahllosen möglichen Zeitlinien.«

Einmal mehr kam das Kasidy äußerst phantastisch vor. Sie konnte sich eine Existenz, wie Ben sie da beschrieb, kaum vorstellen. Trotzdem glaubte sie ihm.

»Ich glaube, besser kann ich es nicht beschreiben. Ich habe es selbst erlebt, Kasidy, und auch wenn ich mich nicht an Details erinnere – an die Zukunft, die meiner Gegenwart und meiner Vergangenheit absolut gleichwertig war –, weiß ich noch gut, wie überwältigend die Erfahrung war. Ich entsinne mich ihrer Natur … ihrer Echtheit.

Als die Propheten mir sagten, ich würde nur Kummer erfahren, wenn ich mein Leben mit dir verbrächte, drohten sie mir nicht. Sie sagten mir bloß, was sie gesehen hatten … was sie in diesem Moment sahen. Sie sahen uns heiraten, und sie sahen mein Leben voller Kummer. Aber sie sahen auch eine Existenz, in der ich mein Leben nicht mit dir teilte und nicht nur Kummer erfuhr.«

Ihre Sicht verschwamm. Tränen stiegen ihr in die Augen, denn sie wusste, was nun kam.

»Kas, ich könnte für dich und unsere Liebe unfassbar viel ertragen. Aber hier geht es nicht um mich und meine Wünsche. Hier geht es um deine Rettung. Um Rebeccas. Bliebe ich bei euch, erführe ich nichts als Kummer, und irgendwann griffe dieser Kummer auf euch über. Euch würde Schlimmes widerfahren, dir und Rebecca. Denn das wäre mein größter Kummer.«

Ben zählte einige der Schicksalsschläge auf, die sich ereignet hatten, bevor er gegangen war. Kasidys Wangen wurden feucht. Sie glaubte nicht an die bajoranischen Prophezeiungen und die Göttlichkeit der Wesen, die im Wurmloch lebten, doch trotz allem, was geschehen war, glaubte sie ihrem Mann. Sie glaubte ihm, dass er sie noch immer liebte.

»Der Kummer kam näher und näher, wurde immer schwerer«, erklärte er ihr. »Ich konnte nicht zulassen, dass du und Rebecca in Gefahr gerieten. Es war schon schlimm genug, dass wir sie einmal fast verloren hätten.

All das habe ich dir nie gesagt, weil ich weiß, dass du nicht an die Propheten glaubst und ihre Vorhersagen nicht als Wahrheit akzeptierst. Doch genau das sind sie: Wahrheiten. Sie werden wahr, falls ich ihren Rat nicht befolge.

Ich liebe dich, Kasidy. Und trotz allem, was ich dir angetan habe, liebst du mich vermutlich auch noch. Das ist okay, schätze ich – auf die Weise, in der ich auch Jennifer noch liebe. Mit der Zeit habe ich aber gelernt, Jen weit genug ziehen zu lassen, um mich in dich zu verlieben. Und ich glaube, es ist okay, wenn auch du mich ziehen lässt. Ich will, dass du wieder lieben kannst, wenn du so weit bist.

Ich schicke dir diese Nachricht, weil ich glaube, dass sie dir helfen wird – heute und, wie ich hoffe, auch morgen. Ich hoffe, du zeigst sie auch Rebecca, wenn sie alt genug ist, all dies zu erfahren.«

Kasidys Hand schwebte über der Konsole, bereit, die Aufnahme abzubrechen. Sie wollte nicht hören, was als Nächstes kam, wusste aber, dass sie es hören musste, einmal mehr. Wenn sie je weiterziehen wollte, musste sie alles hören.

»Kurz bevor ich diese Aufnahme gestartet habe, ist ein Antrag zur Auflösung unserer Ehe ans Gericht in Adarak gegangen. Das war vielleicht das Schwerste, das ich je tun musste. Aber es ist das Beste für dich.

Ich liebe dich. Und es tut mir leid.«

Auf dem Monitor berührte Ben eine Taste. Die Nachricht endete, und das Sternenflottenemblem erschien. Einige Minuten lang ließ Kasidy ihren Tränen freien Lauf. Sie liebte Ben und hasste ihn gleichermaßen. Er glaubte der Warnung – oder Drohung – der Wurmlochwesen, aber hatte er irgendwie versucht, sie zu verifizieren? Hatte er die Wesen ersucht, ihre Vorhersage zu ändern? Hatte er wirklich alles in seiner Macht Stehende unternommen, um seine Familie intakt zu halten?

Kasidy deaktivierte die Komm-Konsole. Nicht zum ersten Mal überlegte sie, in was für einem Dilemma Ben steckte: Blieb er bei Frau und Kind, riskierte er ihren Tod. Blieb er nicht, musste er ohne sie sein. Was würde sie, Kasidy Yates, tun, stünde sie an seiner Stelle?

Und was mache ich jetzt? Vor zwei Monaten, als die Nachricht eingetroffen war, hatte sie das Gericht in Adarak kontaktiert. Dort lag tatsächlich ein Antrag zur Auflösung ihrer Ehe vor. Sie musste ihn nur unterzeichnen.

»Vielleicht wird es Zeit dafür«, murmelte sie – und erwog zum allerersten Mal, der Bitte ihres Mannes zu entsprechen. Monatelang hatte sie gehofft, Ben käme zurück zu ihr, und als er nicht kam, verwandte sie zahllose Stunden auf die Frage, wie sie ihn dazu überreden konnte. »Vielleicht muss ich einfach nur loslassen.«

Kasidy nickte langsam. Die Idee war wie ein Kleid, das sie nun anprobierte. Das Ende ihrer Ehe? War sie stark genug, die Liebe ihres Lebens zu verlieren? Sie wusste es nicht. Und wie sie es auch drehte und wendete, hatte Bens Flucht doch mindestens eine Folge, die sie nie akzeptieren würde.

Seit vierzehn Monaten hielt Kasidy die Wahrheit vor ihrer Tochter geheim. Rebecca hatte gewusst, dass ihr Vater ein Raumschiff kommandierte, um die Föderation vor den Borg zu beschützen, und Kas erklärte ihr sein Fehlen nach wie vor auf diese Weise. Die Sternenflotte, so sagte sie, brauche Ben noch immer auf der Brücke – was nicht gelogen war. Eines Tages würde er zu ihnen zurückkehren – das war gelogen. Oder? Oft saßen sie und Rebecca beisammen und betrachteten Holovids der Familie, und Ben erschien in jedem Einzelnen. Kasidy wollte nicht, dass Rebecca ihren Vater vergaß und glaubte, er sorge sich nicht länger um sie.

Sie schaltete die Komm-Konsole wieder ein. Ja, sie würde Ben die Scheidung gewähren, die er angeleiert hatte, aber dafür würde er ihr etwas geben müssen – für Rebecca. Ben zufolge ging es in der Vorhersage der Wurmlochwesen um sein Leben mit Kasidy; von seiner Tochter hatten die Wesen nicht gesprochen. Falls Ben nicht länger Kasidys Gatte sein wollte, konnte er das haben. Aber sie würde ihm nicht gestatten, nicht mehr Rebeccas Vater zu sein.

Kasidy gab einige Befehle ein. Sie wollte eine gemeinsame Freundin um Hilfe bitten, die vielleicht zu Ben durchdrang und ihn an seine Elternpflichten erinnerte. An seine Beziehung zu Rebecca. Und sie wollte sichergehen, dass Ben nicht bei Utopia Planitia gewesen war. Sie glaubte, sie kannte jemanden, der beides konnte.

Das Logo des bajoranischen Komm-Netzes erschien auf dem Monitor. »Releketh-Provinz«, sagte Kasidy. »Kloster Vanadwan. Ich möchte Vedek Kira Nerys sprechen.«

2

Captain Benjamin Sisko sah von seinem persönlichen Padd auf, als das Türsignal seines Quartiers ertönte. Er saß auf dem Sofa zwischen den zwei Außenfenstern und überlegte kurz, sich einfach ruhig zu verhalten. Zwar trug er noch seine Uniform, doch der Tag war lang gewesen, das Licht in der Kabine bereits gedimmt. Die Lektüre hatte ihm ein Gefühl des Alleinseins vermittelt, wie es ein Mann in einer Rettungskapsel empfinden mochte, einziger Überlebender einer gewaltigen Schiffskatastrophe. Jemand, der lebte und doch allem Leben fern war.

Der Captain der U.S.S. Robinson konnte sich aber nicht isolieren, nicht verstecken. Seit über einem Jahr versuchte Sisko dies nun schon, hielt Distanz zu seiner Besatzung – aus diversen Gründen. Die Umstände zwangen ihn, Frau und Kind zurückzulassen, und er empfand keinerlei Drang, neue Freundschaften zu schließen. Er kommunizierte ja nicht einmal mit denen, die er außerhalb des Schiffes zu seinen Freunden zählte. Es lag eine Bitterkeit in seinem Alltag, die ihm die grundlegendsten Interaktionen mit anderen verleidete. Auch hatte er niemanden in Gefahr bringen wollen, indem er zu viel Nähe zuließ, obwohl er dies inzwischen als Unfug erkannt hatte – die Propheten warnten ihn vor einem Leben mit Kasidy. Von anderen hatten sie nicht gesprochen.

Vermutlich, so ahnte er allmählich, hatte seine soziale Distanziertheit auch etwas mit Entsagung zu tun, mit Selbstbestrafung. Zu seiner Überraschung erwiesen sich seine Sitzungen bei Counselor Althouse als äußerst produktiv, nicht nur für Sisko, sondern auch für die Besatzung, deren Kommandant in den vergangenen Monaten zunehmend offener und zugänglicher geworden war. Dieser Wandel wirkte Wunder auf die Atmosphäre an Bord.

Mehr wollte Anxo ja auch gar nicht, dachte er. Anxo Rogeiro, Erster Offizier des Schiffes, war zeitgleich mit ihm auf die Robinson gekommen. Sie ersetzten zwei Offiziere, die die Borg getötet hatten. Rogeiro hatte sich schnell eingelebt, während Sisko bewusst auf Distanz zur Besatzung gegangen war. Nach sieben oder acht Monaten hatte der XO ihn damit konfrontiert und ihn nachdrücklich aufgefordert, die undurchdringliche Wand einzureißen, die zwischen ihm und seinen Untergebenen stand. Daraus erwuchs die Bitte, Sisko möge mit einem der Schiffscounselor sprechen – Rogeiro hatte sogar gedroht, dies formell zu beantragen. Sisko gab daraufhin nach; hauptsächlich, weil er sich nicht vor dem Flottenkommando erklären wollte.

Und Anxo hat vollkommen richtig gehandelt, fand er inzwischen. Counselor Althouse hatte ihm geholfen, sich seinen Taten zu stellen und zu verstehen, wie der von ihm eingeschlagene Weg zu seiner Isolation geführt hatte. Sisko konnte nichts für Frau und Kind tun, ohne diejenigen in Gefahr zu bringen, die er am meisten liebte. An seiner Isolation konnte er allerdings arbeiten.

Das Türsignal ertönte erneut, und Sisko schob seine Grübeleien beiseite. »Herein«, rief er. Draußen vor den Fenstern zogen die Sterne der romulanischen Grenze vorbei, an der die Robinson Patrouille flog.

Die Tür glitt auf, und der Mann erschien, an den Sisko gerade gedacht hatte. Commander Rogeiro – beigefarbene Hose und violettes Langarmshirt, zivile Kluft – trat in die Kabine seines Captains. Er war etwas größer als Sisko, ein dunkler Typ mit vollem Haar und dunklen Augen. Der späten Stunde angemessen, prangte ein deutlicher Bartschatten auf seinem Kinn.

»Mister Rogeiro«, sagte Sisko. »Sie sind noch munter? Die bordinterne Zeitrechnung spricht von Nacht.« Genauer gesagt, war sogar schon die Gamma-Schicht angebrochen, Mitternacht vorbei.

»Nicht nur ich«, erwiderte Rogeiro. Auf der anderen Seite des niedrigen Couchtisches blieb er stehen. Hinter ihm schloss sich zischend die Tür. Rogeiro deutete auf das Padd in Siskos Hand. »Pflicht oder Vergnügen?«

Sisko hielt es höher, präsentierte dem XO aber nicht die Vorderseite. »Weder noch«, antwortete er und deaktivierte das Gerät. Das Bild von ihm und seiner Tochter verschwand sofort. In den letzten Monaten hatte sich das berufliche Verhältnis zwischen Sisko und Rogeiro merklich verbessert, war sogar zum Mutterboden knospender Freundschaft geworden. Über Siskos Heimat und Verluste hatten sie bislang aber nicht gesprochen – obwohl Rogeiro es oft versuchte.

»Was kann ich für Sie tun, Commander?« Sisko beugte sich vor und legte das Padd auf den Tisch. Das dürfte genügen, weitere Fragen zu verhindern.

»Ich konnte nicht schlafen«, sagte Rogeiro, »und da dachte ich, ich powere mich aus.« Er sprach mit leichtem Akzent, der ihn als Portugiesen auswies.

»Nämlich wie?«, fragte Sisko und ahnte es bereits.

»Hätten Sie Lust, mein Sparringspartner zu sein?« Rogeiro deutete hinter sich, meinte offenbar die Richtung, in der die Bordturnhalle lag.

Sisko lächelte. »Sie wollen ihrem Captain also ins Gesicht schlagen, ohne vors Militärgericht zu kommen.« Seit etwa einem Monat ging er auf Rogeiros Einladungen ein, gelegentlich ein wenig mit ihm zu boxen. Anfangs hatte er vermutet, sein Erster Offizier nutze dies als Vorwand, seinen Frust an Sisko auszulassen. Doch wie ein kurzer Blick in Rogeiros Akte verriet, übte dieser den Sport schon seit seinen Tagen an der Sternenflottenakademie aus.

»Auch«, antwortete Rogeiro und erwiderte Siskos Lächeln. »Aber das nur als Bonus.«

»Darauf wette ich«, sagte Sisko. Er lehnte sich auf dem Sofa zurück. »Allerdings bin ich schon müde. Ich wäre kein herausfordernder Gegner.«

»Umso besser«, fand Rogeiro. »Wenn Sie sich nicht verteidigen und mich nicht treffen können, werde ich wirklich müde. Jeder Schlag ein Treffer, wissen Sie?«

Sisko schnaubte. »Ha!« Je mehr er Rogeiro kannte, desto mehr schätzte er seinen Sinn für Humor. »Ihre Überredungskünste haben Optimierungsbedarf, Commander.«

»Na dann«, sagte der XO mit einem Schulterzucken und setzte sich in einen der beiden bequemen Sessel. »Wie wär’s alternativ mit einer guten Unterhaltung und einem Schlummertrunk?«

»Das klingt schon bedeutend besser.« Sisko stand auf und trat zum Replikator. »Was kann ich Ihnen bringen?«

»Ich hatte eher ans Black gedacht.«

Sisko blieb stehen und drehte sich um. Er wollte ablehnen und im Quartier bleiben, anstatt Rogeiro runter in die Tavern on the Black zu begleiten. Die Schiffslounge lag vorne auf Deck 11 der Robinson und war der beliebteste Treffpunkt an Bord. Obwohl er längst nicht mehr der Eremit aus seinen ersten Tagen war, empfand Sisko Unbehagen bei der Vorstellung, sich in geselliger Runde mit seinen Untergebenen zu treffen. Doch Rogeiro ließ nicht locker – genau wie Counselor Althouse. Selbst Sisko trieb sich immer öfter an. »In Ordnung«, sagte er schließlich.

»Fantástico«, sagte Rogeiro, was wohl ein portugiesischer Ausdruck der Begeisterung war. Er stand auf, und gemeinsam gingen sie zur Tür. »Wie ich höre, hat Lejuris wieder etwas ganz Fantastisches gezaubert. Mit siluvianischem Schaum …«

»Brücke an Captain Sisko«, erklang plötzlich Ensign Radickeys Stimme über das Komm-System.

Sisko und Rogeiro blieben sofort stehen. Radickey hielt gerade die primäre Komm-Station des Schiffes besetzt. »Sprechen Sie, Ensign«, sagte der Captain.

»Sir, uns erreicht eine Nachricht vom Sternenflottenkommando. Sie hat oberste Priorität.«

Rogeiro sah zu Sisko. Seine amüsierte Miene von eben war einer der Sorge gewichen. »Stellen Sie sie in mein Quartier durch, Ensign«, sagte Sisko. Er war bereits unterwegs zum Schreibtisch in der hinteren Zimmerecke und bedeutete Rogeiro, ihm zu folgen.

»Aye, Sir«, sagte Radickey.

»Sisko Ende.« Er nahm Platz und sah das Emblem des Flottenoberkommandos auf dem Display seines Computerinterfaces. Rogeiro blieb neben Sisko stehen, sah ihm über die Schulter. Sisko berührte eine Taste, und die Nachricht begann. An die Stelle des Logos trat ein vertrautes Gesicht, dessen schmale Form und scharfen Züge von blonden Haarsträhnen umrahmt wurden. Seit Sisko den Admiral zuletzt gesehen hatte, hatten sich offensichtlich Silberfäden in ihr Haar geschlichen.

»Captain Sisko, hier spricht Admiral Nechayev«, sagte sie. »Heute Morgen detonierten zwei Sprengsätze auf Utopia Planitia. Es kam zu einunddreißig Toten und knapp hundert Verletzten.«

Sisko sah zu seinem Ersten Offizier, dessen Züge sich verhärteten. Für einen Moment fühlte sich Sisko verantwortlich für das Geschehen, als hätte seine inzwischen anderthalb Jahrzehnte zurückliegende Dienstperiode auf Utopia Planitia unmittelbar zu dem Anschlag geführt. Die Propheten existierten schließlich auf nichtlineare Weise. Doch das war eine unlogische

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