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Ja, mein Gebieter!
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eBook263 Seiten3 Stunden

Ja, mein Gebieter!

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Über dieses E-Book

Die temperamentvolle Mia ist Hotel-Testerin und soll vor einer Übernahme ein Hotel auf Mauritius auskundschaften. Kaum angekommen gerät sie ins Visier des attraktiven Ben, der ihr Gefühlsleben gehörig durcheinander bringt und ihr auf den Kopf zusagt: "Du bist devot."
Wenn sie seine Sub wird, verspricht er ihr Lust zu schenken, schöner und erfüllender als sie es sich jemals erträumt hat. Mia lässt sich darauf ein - und erlebt nicht nur die aufregendsten Nächte ihres Lebens, sondern sie verliert auch ihr Herz an ihren dominanten Verführer.
Was sie nicht ahnt: Ben ist ihr größter Konkurrent im Kampf um die Hotelübernahme ...
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum7. Juni 2015
ISBN9783864951701
Ja, mein Gebieter!

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    Buchvorschau

    Ja, mein Gebieter! - Annabel Rose

    Annabel Rose

    Ja, mein Gebieter!

    Erotischer Roman

    © 2015 Plaisir d’Amour Verlag

    Am Gassenkopf 8

    D-64686 Lautertal

    www.plaisirdamourbooks.com

    info@plaisirdamourbooks.com

    © Coverfoto: Romance Novel Covers

    © Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

    (www.art-for-your-book.weebly.com)

    ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-169-5

    ISBN eBook: 978-3-86495-170-1

    Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses eBook darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.

    Pretty Woman

    Wer mit dem Feuer spielt …

    … und es hat Zoom gemacht!

    Bye-bye, Dornröschen

    Erstens kommt es anders …

    Paradise reloaded

    Peitsche und Zuckerbrot

    Die Party

    … zweitens als man denkt

    Mein Gebieter

    Autorin

    Pretty Woman

    Wer war das bezaubernde Wesen mit dem kupferroten Haar, das wie eine göttliche Erscheinung in der Eingangshalle seines Hotels stand? Okay, das war nicht ganz richtig. Es war nicht sein Hotel. Noch nicht. Aber darum ging es nicht. Das Sonnenlicht, das von draußen in den Eingangsbereich fiel, umgab sie mit einer glitzernden Korona, sodass Ben die Augen zusammenkneifen musste, um sie besser betrachten zu können. Sie war attraktiv, ja. Aber Ben war attraktive Frauen gewohnt. Sogar attraktivere. Sie blieb länger dort stehen, als es für einen ankommenden Gast üblich war, und blinzelte so besitzergreifend in die Runde, als wollte sie sagen: „Das ist also mein Hotel." Was für eine Frechheit! Mit zielstrebigen Schritten steuerte sie, einen blauen Trolley hinter sich herziehend, die Rezeption an.

    Noch immer konnte er sich nicht erklären, was ihn an ihr so faszinierte. Die rote Mähne allein war es jedenfalls nicht. Auch nicht ihre helle Haut, auf der sich unzählige Sommersprossen an Armen und Beinen zeigten – und nicht nur dort. Selbst aus dieser Entfernung konnte er erkennen, dass Mutter Natur auch in ihrem Gesicht nicht mit Sommersprossen gegeizt hatte. Nur Gisele Bündchen und Lindsay Lohan hatten zusammen mehr als sie. Insbesondere auf der kleinen, geraden Nase. Und darunter befanden sich zarte, rosige Lippen, die nur darauf zu warten schienen, von ihm geöffnet und geküsst zu werden – oder seinen Schwanz zu umschließen. Ein Gedanke, der ein Kribbeln in seinen Lenden hervorrief. Sein Blick glitt über die sinnlichen Kurven, die sich genau an den richtigen Stellen befanden und sich beim Gehen gut unter der Kleidung abzeichneten. Ganz nach seinem Geschmack. Mit dünnen Frauen konnte er nichts anfangen. Er liebte es, wenn eine Frau wie eine Frau aussah – und sich auch so anfühlte.

    Aber das allein konnte nicht erklären, warum sein Blick an ihr festklebte wie dickflüssiger Honig an einem Silberlöffel. Da war noch etwas. Eine Aura von natürlicher Unschuld und eine gehörige Portion Sex-Appeal umgab sie, genau die Kombination, der Ben nur schwer widerstehen konnte. Er hatte immer schon ein Faible für Frauen gehabt, an denen etwas zum Anfassen war. Seine Schulfreunde hatten ihn manchmal damit aufgezogen, dass er auf mollige Typen abfahren würde. Mollig? Er nannte das weiblich. Ganz davon zu schweigen, wie gut sich so ein opulenter Frauenkörper anfühlte. Für ihn waren die ausgeprägten Kurven der Inbegriff von Weiblichkeit. In seiner Vorstellung wanderten seine Hände über ihr zartes Fleisch, erkundeten seine Lippen jeden Zentimeter ihrer rosigen Haut, nahm er ihren Geschmack in sich auf.

    Jetzt beugte sie den Kopf über ihre Handtasche und kramte darin herum. Die roten Haare fielen wie ein schützender Vorhang vor ihr Gesicht. Er wünschte sich, er stünde neben ihr und könnte den Haarschleier lüften, um zu überprüfen, ob in ihren Augen wirklich das Feuer brannte, das ihre rote Lockenpracht versprach. Sommersprossen, rotes Haar – in der Liebe wunderbar, ging es ihm spontan durch den Kopf.

    Sie schien gefunden zu haben, wonach sie suchte, denn sie warf die Haare mit einer schwungvollen Bewegung zurück und überreichte dem Concierge etwas, das nach einem Reisepass aussah.

    Gerne hätte er der Rothaarigen das Gepäck ins Zimmer getragen, dabei in ihre Augen geblickt und ihren Duft wahrgenommen. Vielleicht auch ein bisschen mehr als das. Sie zum Beispiel wie zufällig mit dem Arm am Busen gestreift, um zu prüfen, wie sie darauf reagierte … Stattdessen musste er mit ansehen, wie sie Alphonse ein bezauberndes Lächeln schenkte, als er das Gepäck ergriff und ihr den Weg zeigte. Als Entschädigung durfte Ben wenigstens auf ihren Hintern starren. Und auf was für einen! Rund, drall und sexy! Wie dafür geschaffen, um ihn zu versohlen, bis er mit den Haaren der geheimnisvollen Schönheit um die Wette glühte, während sie vor ihm kniete.

    Zu dumm, dass er gleich als Animateur die Anweisungen für das Aqua-Aerobic geben musste. Aber die rothaarige Lady war gerade erst angereist und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn er ihr hier nicht wieder über den Weg laufen würde. Ben schaute ihr noch nach, bis sie mit Alphonse hinter der Wegbiegung verschwand. Er würde schon dafür sorgen, dass er ihr wieder über den Weg lief.

    Auf dem Weg zum Pool dachte er nach. Seit drei Wochen war er bereits inkognito im Blue Bay Paradise als Animateur und Tauchlehrer beschäftigt. Die Stimmung des Personals variierte untereinander von resigniert bis gereizt, auch wenn man das den Gästen gegenüber mit einstudierter Freundlichkeit überspielte. Das lag vermutlich an der unsicheren Situation, denn keiner der Angestellten wusste, wie es mit dem Fünf-Sterne-Edel-Resort weitergehen sollte. Der Eigentümer war nämlich genauso in die Jahre gekommen wie sein Luxushotel und hatte die Zügel in den letzten Jahren schleifen lassen. Und genau hier wollte Ben Abhilfe schaffen.

    Das Blue Bay Paradise hatte er schon lange im Visier gehabt, nicht zuletzt weil er und seine Schwester Li eine besondere Beziehung zu dieser Insel hatten. Einen besseren Zeitpunkt als diesen, um das Hotel zu kaufen, konnte es gar nicht geben. Aber Ben hatte sich vorgenommen, das Blue Bay Paradise einer genauen Inspektion zu unterziehen, bevor er es kaufte, um ihm nicht nur zu seinem ursprünglichen Glanz zurück zu verhelfen, sondern auch, um ein anderes Projekt zu verwirklichen, das er und Li schon seit Jahren verfolgten. Und den besten Eindruck konnte er sich verschaffen, wenn er einer von den Angestellten war – oder wenn das zumindest alle glaubten. Wenn er unter seinem richtigen Namen eingecheckt hätte, würde das nur den Preis für den Kauf in die Höhe treiben. Es brauchte niemand zu wissen, dass er Jonathan Benjamin von Hahlen und Sohn des Besitzers des gleichnamigen Hotelimperiums war. Hier kannten ihn alle nur als Ben Schlüter – unter dem Mädchennamen seiner Mutter. Und das war gut so. Eine Woche wollte er das Spiel noch spielen, dann würde er die Katze aus dem Sack lassen.

    Mia hatte geduscht und sich in T-Shirt und bequemen Shorts mit einem Longdrink auf der Terrasse entspannt. Sie hatte die Räumlichkeiten inspiziert und ihre schmutzigen Kleider in die Hausreinigung gegeben, da sie direkt von ihrem letzten Einsatz nach Mauritius weitergereist war. In der letzten halben Stunde hatte sie ihre ersten Eindrücke über das Luxusresort in den Laptop gehämmert und las sich ihre Bestandsaufnahme noch einmal durch.

    Das Urteil fiel nicht überragend aus, war aber auch nicht vernichtend. Der kleine Bungalow entpuppte sich von innen als sehr geräumig und war landestypisch mit dunklen Holzmöbeln eingerichtet. Vor zwanzig Jahren mochte das edel und luxuriös gewesen sein, aber heute wirkten die ausgeblichenen Polster nicht mehr zeitgemäß, sondern altmodisch und zweitklassig. Den größten Pluspunkt konnte bisher die Terrasse für sich verzeichnen. Sie ließ sich sowohl von dem kleinen Wohnzimmer als auch vom Schlafraum aus betreten. Von dort hatte man einen wunderbaren Blick in einen Miniatur-Privatgarten, der nahtlos in den hoteleigenen Strand überging. Mit den exotischen Pflanzen und der überschwänglichen Blütenpracht von Bougainvillea und Hibiskus, die sich an der Fassade hochrankten, waren diese wenigen Quadratmeter eine wahre Augenweide und ließen den früheren paradiesischen Charme des Hotels erahnen, dem es seinen Namen zu verdanken hatte.

    In der Branche war es kein Geheimnis mehr, dass der jetzige Besitzer das Resort verkaufen und sich aus dem Hotelbusiness zurückziehen wollte. Natürlich gab es bereits mehrere Interessenten, darunter der große Reiseveranstalter, für den Mia arbeitete, sowie die Von-Hahlen-Kette. Raymond Byrne, Mias Boss, hatte sie hergeschickt, um das Hotel unter die Lupe zu nehmen, bevor er sein Angebot abgab. Mia konnte nur hoffen, dass Raymond das Hotel bald kaufte, damit hier ein frischer Wind wehte. Das Hotel lebte offenbar nur noch von seinem guten Ruf, doch wenn sich nicht schnell etwas änderte, wäre es damit bald vorbei. Raymond hatte ihr versprochen, sie könnte mit einem neuen Job in der Spitze des Hotels rechnen, wenn sie ihre Arbeit gut machte. Quasi als rechte Hand des Geschäftsführers. Mia träumte bereits davon, das Hotel irgendwann einmal selbst zu führen.

    Es klopfte. Mia klappte den Laptop zu und öffnete. Vor der Tür stand eine Angestellte, die ihre gereinigten Kleider in der Hand hielt. Es gab also doch noch Dinge, die in diesem Hotel funktionierten. Mia gab dem Mädchen ein Trinkgeld und räumte die Kleider in den Schrank. Ihr grünes Lieblingskleid ließ sie gleich draußen, denn es war an der Zeit, sich für das Abendessen umzuziehen.

    Nachdem Shorts und T-Shirt auf dem Stuhl gelandet waren, streifte Mia sich das Kleid über. Es war eins der wenigen Kleider, das sie auch ohne BH tragen konnte, denn das rückenfreie Oberteil hatte eingearbeitete Körbchen. Der weiche Stoff schmiegte sich so geschickt um Taille und Hüften, dass er ihre üppigen Kurven an den richtigen Stellen perfekt in Szene setzte. Zudem unterstrich das Kleid den Farbton ihrer Augen und ließ ihr Haar leuchten und glänzen wie frisch poliertes Kupfer. Richtig sexy sah sie darin aus.

    Mia gefiel sich. Sie mochte es, sich so zu kleiden, dass sie eine gute Figur machte. Kleider wie dieses gaben ihr ein bisschen das Gefühl, so etwas wie ein Star zu sein und von den Männern mit Begehren betrachtet zu werden. Und wenn sie bemerkte, dass ein Mann sie tatsächlich mit Interesse betrachtete, stellte sie sich unweigerlich vor, wie es wäre, wenn sie nackt neben ihm herginge oder er sie so seinen Freunden präsentierte. Sie hatte eben eine bizarre Fantasie. Das war schon immer so gewesen. So lange sie denken konnte, bemühte sie sich, diese Dinge zu verdrängen und sich zu kontrollieren. Dennoch erlag sie immer wieder der Versuchung, sich ihren Fantasien hinzugeben – ohne sie jemals in die Tat umgesetzt zu haben. Wenn es ernst wurde, zog sie sich jedes Mal zurück.

    Mia öffnete eine Schmuckschatulle. Ehrfürchtig nahm sie ein Armband mit grünen Strass-Steinchen heraus. Sie wirkten wie Smaragde, obwohl sie nur aus farbigem, geschliffenem Glas waren. Das Armband hatte ihrer Mutter gehört und Vater hatte es ihr zu ihrem achtzehnten Geburtstag geschenkt. Dieses Armband war der eigentliche Grund, warum sie das Kleid gekauft hatte. Die mit grünen Glitzersteinen besetzte Taillenpasse harmonierte perfekt mit dem Armband, das sie allerdings nur selten trug, weil die Schließe etwas ausgeleiert war und bei einer falschen Bewegung ab und zu von allein aufging. Sorgsam rastete sie den Verschluss ein, schüttelte das Handgelenk und überprüfte ihn. Alles bestens.

    Sollte sie ihre Lippen noch schminken? Besser nicht. Auch ohne Make-up würde sie mit ihren roten Haaren und dem extravaganten Kleid zwischen den anderen Gästen auffallen wie ein exotischer Papagei inmitten einer Schar von Gänsen. Alle würden sie anstarren. Schon der Gedanke daran verursachte ein Prickeln auf der Haut. Jetzt nur nicht auf dumme Gedanken kommen! Mia atmete tief durch und zwang sich zur Vernunft. Das Blue Bay Paradise war ein Luxus-Resort. Wahrscheinlich gab es hier Hunderte von Frauen, die attraktiver waren als sie. Warum also sollten die Leute ausgerechnet sie anstarren? Es gab keinen Grund, nervös zu sein, redete sie sich ein. Ein letzter tiefer Atemzug, dann grapschte sie nach der Chipkarte, die als Schlüssel diente, und machte sich auf den Weg zum Hotelrestaurant.

    Wer mit dem Feuer spielt …

    Das Restaurant des Hotelkomplexes lag am anderen Ende der Anlage und war eine Art überdachter Pavillon, der auf Stelzen ins Wasser hineingebaut war und von vielen kleinen Lichtern erhellt wurde. Das Meer wirkte dunkel, geheimnisvoll und ließ das nach allen Seiten offene Restaurant wie einen Diamanten in einem schwarzen Samtkissen funkeln. Ein Kellner, der Mia nach der Nummer des Bungalows fragte, brachte sie zu den Klängen swingender Hintergrundmusik über den Steg an ihren Platz.

    Während des Essens versuchte sie, sich Aussehen und Geschmack der Speisen einzuprägen, um ihr Urteil später dem angefangenen Bericht hinzuzufügen. Sie genoss die Musik und beobachtete das eine oder andere Pärchen, das die Wartezeit zwischen den einzelnen Gängen für einen Tanz nutzte.

    Die Szenerie war an Romantik nicht zu überbieten. Alles war perfekt. Nun … beinahe zumindest. Nur ein klitzekleines i-Tüpfelchen, ein winziges Etwas, fehlte. Nein! Nicht etwas. Jemand! Ein gut aussehender, charmanter Tänzer, der sie aufforderte und in dessen Armen sie dahinschweben würde wie eine Feder im Wind.

    Herrje! Was gingen ihr für kitschige Gedanken im Kopf herum? Wenn sie jemand zum Tanzen aufforderte, dann vermutlich der Mittvierziger mit den angegrauten Schläfen am gegenüberliegenden Ende des Restaurants, den sie die ganze Zeit zu ignorieren versuchte. Leider vergeblich. Immer wieder erwischte sie ihn dabei, wie er in ihre Richtung schaute und sie gewinnend anlächelte. Mias Unbehagen wuchs. Sie rutschte auf dem Stuhl hin und her und versuchte, sich nicht von ihren Gedanken überwältigen zu lassen. Sobald sie das Dessert verspeist hätte, würde sie gehen.

    Sie ignorierte die hartnäckigen Anbandelungsversuche und konzentrierte sich wieder auf die Tänzer und die Musik. Es war schon eine Ewigkeit her, dass sie von einem Mann zum Tanz aufgefordert worden war, genau genommen seit sie ein Teenager war und die Tanzschule besucht hatte. Wahrscheinlich konnte sie keinen einzigen Schritt mehr und würde ihrem Tanzpartner auf die Füße treten. Dabei sah es bei den anderen Paaren so leicht aus, so wunderschön. Aber auch wenn sie die Tanzschritte vergessen hatte, an das Gefühl dabei konnte sie sich noch sehr gut erinnern. Es war, als ob man …

    Im Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr. Mist! Sie hatte nicht aufgepasst. Die graue Eminenz von schräg gegenüber steuerte mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen auf sie zu. Bei der Aussicht auf ein Gespräch oder gar einen Tanz mit einem Mann, der gut und gerne ihr Vater hätte sein können, klumpte sich ihr Magen zusammen, als hätte sie einen Stein verschluckt. Nichts wie weg hier. Hektisch warf sie die Serviette auf den Tisch, rückte den Stuhl zurück und grapschte nach dem Zimmerschlüssel. Verflucht! Musste das blöde Ding herunterfallen? Je ungeduldiger sie danach angelte, umso schneller rückte der Kandidat näher. Mia sandte ein Stoßgebet zum Himmel: Lieber Gott, hilf mir! Rette mich! Bitte!

    „Sie wirken so verloren. Haben Sie Lust zu tanzen?"

    Die Stimme gehörte zu dem angegrauten Gentleman. Sie starrte ihn an wie ein Kaninchen, über dem der Bussard seine Kreise zog, und fluchte innerlich. Aus der Nähe betrachtet war er recht attraktiv. Zumindest wenn man auf ältere Semester stand: sportliche Figur, leicht angegraute Schläfen in dem ansonsten dunklen, vollen Haar, kleine Lachfältchen um die Augen und eine angenehm sonore Stimme. Wenn da nur nicht dieses arrogante Lächeln wäre, das ihr das Gefühl gab, er hielte sie für ein leichtes Mädchen. Fieberhaft suchte sie nach einer plausiblen Ausrede, als eine autoritäre Stimme an ihrem anderen Ohr ein Kitzeln in ihren Bauch sandte: „Tut mir leid, dieser Tanz ist schon vergeben."

    Mia zuckte zusammen. Es war sogar mehr als ein Kitzeln. Als wäre sie ein Instrument und jemand hätte eine Saite in ihr zum Klingen gebracht. Sie schaute nach rechts und schluckte trocken. Gott hatte sie anscheinend erhört. Und wie er sie erhört hatte! Wow! Vor ihr stand ein … Engel! Ein Engel mit zwei meeresblauen, fast schon türkisfarbenen Augen und einem unwiderstehlichen Lächeln, das sie verzauberte. Schwarze, wie das Gefieder eines Raben glänzende Haare verliehen ihm, zusammen mit der sonnengebräunten Haut, der leicht gekrümmten Hakennase und dem Dreitagebart, eine bedrohliche Aura. Nein, das war kein Engel. Das war ein Pirat, dachte sie unwillkürlich und wäre nicht verwundert gewesen, wenn er einen Ohrring getragen oder einen Goldzahn entblößt hätte. Aber davon war nichts in seinem Gesicht zu sehen. Nur sein Lächeln und diese unglaublich blauen Augen. Das Funkeln darin erinnerte sie an die Farbe des Meeres in Zakynthos, wenn die Sonnenstrahlen die Wellen wie Sterne am Himmel glitzern ließen. Sie war so fasziniert, dass sie den Blick nicht von ihnen abwenden konnte – als hielte er sie mit seinen Augen gefangen.

    Er hielt ihr auffordernd die Hand hin. Mia brachte keinen Ton über die Lippen. Wie hypnotisiert ergriff sie die dargebotene Hand und erhob sich.

    „Sie entschuldigen uns", sagte die Piratenstimme zu dem Grauhaarigen – und sein Tonfall machte klar, dass dies keine Frage, sondern eine Feststellung war.

    Sie brachte nur ein gestammeltes „Entschuldigung!" zustande und ließ sich anstandslos von ihm aufs Parkett führen. Als sich die Arme ihres Tanzpartners um sie schlossen, wurde sie sich urplötzlich bewusst, dass sie auf der Tanzfläche wie auf einem Präsentierteller stand. Was um Himmels willen machte sie hier? War sie noch ganz bei Trost? Alle starrten sie an. Ihre Gedanken setzten bereits ein Karussell von aufreizenden Bildern in Gang, das ein nur zu bekanntes Kribbeln durch jede ihrer Adern schießen ließ. Schnell! Sie musste hier weg, bevor sie die Kontrolle verlor.

    „Tut mir leid, das geht nicht", stammelte sie.

    „Was geht nicht?"

    „Tanzen. Ich kann nicht tanzen." Sie versuchte, sich aus seinen Armen zu befreien.

    „Natürlich können Sie das", antwortete er unbeeindruckt und hielt sie umso fester.

    Und tatsächlich! Beim nächsten Takt drückte er sein Becken an ihres und zwang sie, den ersten Schritt rückwärts zu machen. Wie von selbst folgte der nächste und nächste … und eh sie es begreifen konnte, tanzte sie. Sie tanzte! Unglaublich – aber wahr. Und es fühlte sich viel besser als in ihrer Erinnerung an. Mit jedem Takt zog er sie noch ein Stück näher an sich heran. Als wollte er ihren Körper erspüren, ihn in Besitz nehmen, um ihn so zu führen, wie er es für richtig hielt. Merkwürdigerweise fühlte sie sich durch seine Nähe nicht bedrängt, sondern auf ungewöhnliche Weise beschützt und befreit. Ein Gefühl von Leichtigkeit durchströmte sie, das aus dem Kitzel ein leises Prickeln werden ließ und ihr Gedankenkarussell in Schwung brachte. In ihrer Fantasie befahl er ihr, sich auszuziehen, zwang sie aufs Parkett und nahm sie vor allen Leuten. Es fühlte sich so gut an, dass sie ein leises Stöhnen nicht unterdrücken konnte.

    „Was ist?, fragte er „Trete ich Ihnen auf die Füße?

    „Nein, gar nicht. Aber wenn Sie mich noch fester drücken und mir auch noch das letzte bisschen Atem rauben, log sie, „falle ich gleich in Ohnmacht. Es dreht sich schon alles.

    Ihrer Worte zum Trotz drückt er sie noch fester an sich, ließ sie die Härte seiner Muskeln spüren, die sich an ihren weichen Rundungen wunderbar fest und unnachgiebig anfühlten. Die Hitze seines Körpers, seiner Arme umfingen sie wie ein Kokon aus männlichem Duft und Wärme, der das zarte Kribbeln in ihrem Bauch auf ein bedrohliches Maß anschwellen ließ. Und dass er sich jetzt zu ihr herunterbeugte und sein Atem ihren Hals streifte, machte es auch nicht besser. Lag es an seiner überbordenden Männlichkeit oder an den schnellen Tanzschritten, dass ihr der Atem stockte?

    „Ich möchte dir noch ganz andere Dinge als deinen Atem rauben, hauchte er ihr ins Ohr. „Aber noch viel lieber möchte ich dich küssen. Und zwar heute noch.

    Ein Schauer lief ihr über den Rücken, ihr Unterleib zog sich zusammen und das Prickeln breitete sich überall in ihr aus, als hätte man ihr eine Portion Ahoi-Brause injiziert, die jetzt durch ihre Adern sprudelte. Mia tanzte weiter, ihre Füße machten die richtigen Schritte, aber in ihrem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander.

    Träumte sie etwa? Dass ihr Tanzpartner ohne zu fragen zum du übergegangen war, erschien ihr merkwürdigerweise nicht weiter verwunderlich. Dabei kannte sie noch nicht einmal seinen Namen.

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