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Isolation bis in den Tod
Isolation bis in den Tod
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eBook250 Seiten3 Stunden

Isolation bis in den Tod

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Über dieses E-Book

Wien, Salzburg und Estland sind die Stationen eines wahnsinnigen Genies.

Der Blick in seine Seele lässt uns erzittern.

Seine Opfer finden nicht zufällig den Tod, denn ER ist der Meinung, in jedem Fall mit aller Berechtigung zu handeln...
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum14. Juli 2015
ISBN9783739273587
Isolation bis in den Tod
Autor

Susan Mary Kuldkepp

Susan Mary Kuldkepp wurde 1957 in Blackburn/GB geboren. Aufgewachsen ist sie in Wien. Krimis lesen, einschlägige Filme sehen war schon immer eine ihrer Leidenschaften. Sich mit der menschlichen Psyche befassen, gehört nunmehr zu ihrem Beruf.

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    Buchvorschau

    Isolation bis in den Tod - Susan Mary Kuldkepp

    Vorwort

    Liebe Leserin, lieber Leser,

    ab Seite → finden Sie die Kurzcharakteristik und einen Auszug der Biografie jener Personen, die in diesem Krimi eine wesentliche Rolle spielen.

    Ob bzw. zu welchem Zeitpunkt Sie dies lesen, bleibt Ihnen überlassen.

    Das Wissen, das Sie dadurch erhalten wird jedoch relevant dafür sein, wie Sie die einzelnen Personen wahrnehmen.

    Ich möchte Sie ganz bewusst mit ins Geschehen nehmen. Sie sollen mitten drin sein und darüber hinaus den gesamten Überblick haben – nämlich auch den Blick hinter die Kulissen. Denn dann wissen sie nicht nur, WAS geschieht, sondern Sie spüren auch WARUM das eine oder andere so und nicht anders sein kann.

    Sie erhalten Gelegenheit mehr zu „sehen" und den persönlichen Hintergrund eines jeden so zu kennen um dadurch die Fähigkeit des intuitiven Verstehens und einem Wissen – mehr als sich die einzelnen Akteure selbst bewusst sind – zu bekommen.

    So wie im wirklichen Leben sind unsere Erziehung sowie die Summe und der Inhalt unserer Lebenserfahrungen maßgeblich dafür verantwortlich, wie wir agieren, denken und fühlen – und in der nachfolgenden Handlung sind dies wesentliche Faktoren.

    Viel Spaß!

    Die Autorin

    Sie traute sich nicht ihren Schritt zu verlangsamen oder gar stehen zu bleiben. Die Panik die sie in sich spürte, konnte sie durch den raschen Schritt einigermaßen kontrollieren. Alles was sie im Moment wahrnahm, war klar und für sie eindeutig einordbar. Häuser, Straßen, Geschäfte und der Beginn eines Arbeitstages. Diese Sinne funktionierten. „Also – sagte sie sich – „bin ich keine aus dem Irrenhaus Entflohene. Ich sehe, ich höre und ich verstehe, waren die Gedanken, die sie sich immer wieder leise vorsagte. „Aber ich WEISS NICHTS", kam die andere Stimme in ihr laut in den Vordergrund ihrer Gedanken, die auch dafür verantwortlich war, dass sich Angst – nahezu Panik – in ihr breit machte.

    Vor zirka einer Stunde öffnete sie auf einer Parkbank ihre Augen. Muss wohl geschlafen haben, stand orientierungslos auf, fühlte sich benommen und ihre Knie gaben für einen Moment nach. Sie musste sich nochmals hinsetzen.

    Der erste Gedanke, an den sie sich bewusst erinnerte war „Wo bin ich. Diesem Gedanken folgten Fragen wie „Was ist geschehen? und „Wo gehöre ich hin? Wohin will ich jetzt gehen? und die alles entscheidende Frage „Wer bin ich?.

    Keine dieser Fragen konnte sie beantworten. Sie fühlte sich verloren, hilflos, ängstlich.

    „Gleich werde ich mich wieder erinnern", beruhigte sie sich und begann langsam ihre Beine zu bewegen. Spürte wie ihr Kreislauf wieder zu funktionieren begann.

    Ausschließlich der Wille die Panik nicht hochkommen zu lassen trieb sie an, weiter zu gehen. Nach dieser Stunde – dem Wahnsinn sehr nahe – musste sie sich eingestehen, dass etwas geschehen war das ihr im Moment die Erinnerung nahm. Sie konzentrierte sich nun auf andere Dinge, sah an sich herunter. Ihre Kleidung war unauffällig und doch keineswegs billig oder gar ungepflegt; schwarze Jeans, weiße Bluse, schwarze Lederjacke und schwarz-weiße Sportschuhe.

    Der Blick in den Spiegel eines Optikergeschäftes zeigte ihr eine etwa 40jährige gepflegte Frau mit langen schwarzen Haaren und einer Sonnenbrille. Sie nahm die Brille ab um das Spiegelbild genauer betrachten zu können.

    „Das bin ich?" konnte sie nur ungläubig stammeln. Sie erkannte nicht einmal ihr eigenes Gesicht. Obwohl Augen, Mund und Nase waren ihr vertraut – die Gesamterscheinung jedoch nicht.

    So etwas geschieht doch nur anderen. Man liest davon und kann es eigentlich gar nicht nachvollziehen. Unfälle, traumatische Ereignisse oder Krankheiten sind die Verursacher solcher Eskalation des Erinnerungsvermögens.

    Dass sie in dieser Form denken konnte, ließ sie vermuten, dass sie keine schwachsinnige Irre war.

    Die Straßenschilder die sie las, gaben Aufschluss darüber, dass sie sich in Wien befand. Einem Teil von Wien, den sie nicht kannte. Oder konnte sie auch auf dieses Wissen nicht mehr zugreifen? War sie vielleicht hier zu Hause und hatte auch das vergessen? Schwindel kam hoch und wie um sich an sich selbst festzuhalten, steckte sie ihre Hände, die sich zu Fäusten geballt hatten, in die Jackentaschen. In der rechten Tasche spürte sie Leder, in der linken eine Schachtel. Sie zog beides heraus. Eine schwarze Ledergeldbörse und eine Schachtel Zigaretten waren ihr Fund. Ein erleichterter Seufzer ließ auch gleichzeitig eine kurze Entspannung ihres Körpers spüren. Etwas mehr als € 900,- befanden sich in der Börse. Der Geldsumme schenkte sie keine Beachtung. Sie hatte gehofft etwas zu finden, das ihr zu ihrer Person Aufklärung verschaffte. Deshalb war die Enttäuschung groß. Sofort stellten sich wieder Angst und Hilflosigkeit ein. „Ruhig bleiben", mahnte sie sich selbst. Außer dem Geld war nichts zu finden, das ihr auch nur im Ansatz Orientierung verschafft hätte.

    Nun kam das Bedürfnis nach Menschen hoch und Durst meldete sich. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und spürte, wie ausgetrocknet ihr Mund war.

    Sie betrat eine Kaffee-Konditorei, bestellte einen Café-Latte und ein großes Glas Wasser und sagte der Kellnerin, dass sie sich in den Garten setzen würde.

    Die Kellnerin antwortete freundlich und gab ihr zu verstehen, dass sie die Bestellung gleich bringen würde. Ob sie gerne einen Kuchen oder ein Stück Torte dazu hätte. Sie verneinte. Als sie sich niedersetzte spürte sie die körperliche Müdigkeit und... den Rucksack nahm sie erst jetzt bewusst wahr. Streifte ihn umständlich über die Schultern und stellte ihn neben sich auf den leeren Stuhl. Sie betrachtete ihn ängstlich, so als ob sie wüsste, dass sich in ihm eine Bombe befinden würde, die jeden Moment explodieren könnte. Sie griff nach ihm um gleich wieder ihre Hand zurückzuziehen, öffnete ihn nicht, stierte ihn unentwegt an, hatte Angst. Angst vor der nächsten Enttäuschung? Angst wovor?

    Die Kellnerin hatte das eigenartige Schauspiel beobachtet. In ihrem Beruf kamen ihr aber immer wieder eigenartige Menschen unter. Sie konnte sich nicht um jeden und alles kümmern. Hauptsache es wird bezahlt und deshalb bat sie gleich kassieren zu dürfen, da sie von ihrer Kollegin abgelöst werden würde.

    Weder das Verhalten der Kellnerin noch das der anderen Gäste ließ darauf schließen, dass ihre Erscheinung oder ihr Benehmen sonderlich oder gar auffällig war. Diese Erkenntnis ließ sie für einen Moment erleichtert aufatmen.

    So als würde sie jemand anderen beobachten, sah sie ihren Händen zu, wie sie Zucker in ihren Kaffee schüttete und danach den Milchschaum zu löffeln begann. Bevor sie noch an dem Kaffee trank, nahm sie einen Schluck Wasser und spürte, wie angenehm die kühle Flüssigkeit war, wie gut sie ihrem Körper tat. Sie griff zu der Zigarettenschachtel in der sich auch ein Feuerzeug befand und zündete sich wie selbstverständlich eine Zigarette an. Sie registrierte offensichtliche Gewohnheiten und etwas, das sie wie ein Außenstehender beobachtete um sich selbst kennen zu lernen. Nannte man das nicht Schizophrenie? Gab es einen gesunden Teil in ihr, der sie noch strukturiert denken und handeln ließ und gleichzeitig einen kranken, der sie in dieses Dilemma gebracht hatte?

    Sie lehnte sich zurück, ignorierte und unterbrach dieses Selbststudium, gab ihrer Neugier, den Rucksack nun doch zu inspizieren nicht nach und stellte sich stumm einem inneren Dialog. „Was macht man in solch einer Situation? Na, logischerweise um Hilfe bitten. Zur Polizei gehen oder einen Arzt aufsuchen!"

    Nun bekam aber auch ihre Angst eine Stimme, die „alles nur nicht das!" vehement und laut aufschrie. Etwas in ihr wusste, dass sie sich niemanden anvertrauen durfte. Nicht, solange sie nicht zumindest ein wenig von sich wusste. Man würde sie in die Psychiatrie einliefern und einsperren – so ihre Mutmaßung. Einsamkeit, Traurigkeit und Verzweiflung ließen sie wie ein Häuferl Elend in den Sessel versinken. Gerne hätte sie geweint. Aber nun lernte sie auch den starken Teil in ihr kennen, der ihr vorschlug sich ein Zimmer zu suchen und das was an Verstand noch da war zu sammeln und sich weitere Schritte in Ruhe zu überlegen. Dort konnte sie sich auch dem Inhalt des Rucksackes widmen.

    Ja, das waren ihre nächsten Schritte! Sie sprach sich selbst Mut zu, zündete sich jedoch noch eine Zigarette an, so als ob sie dem Ganzen noch ein wenig Zeit lassen würde um während der Verzögerung vor dem weiteren Tun Kraft zu sammeln.

    Seltsam, dass der Platz im Garten einer Konditorei so sehr für Wohlgefühl sorgen konnte. Sofern man hier überhaupt von Wohlgefühl reden konnte. Aber für eine kurze angemessene Zeit war das jetzt IHR Platz. Ein Gefühl das sie seit Erwachen auf der Parkbank vermisste. Zu wissen wo sie hin gehörte. Sobald sie diesen Platz verließ, musste sie sich einen neuen suchen. Sie war keine Streunerin, soviel war sicher. Nicht abgefuckt und heruntergekommen und mit viel zu viel Geld in der Tasche um sich als Obdachlose zu betrachten.

    Ein Hotelzimmer in Wien zu finden war sicherlich kein Problem. Es ohne Ausweis aber auch buchen und beziehen zu können war sicherlich schon um ein Vielfaches schwieriger. Diese vor ihr stehende Herausforderung ließ sie wieder resignieren und sie spürte wie kraftlos sie war. Körperlich müde und mental überfordert. Deshalb bestellte sie ein belegtes Brot und einen Apfelsaft mit Leitungswasser gespritzt. Sie brauchte noch etwas Zeit um überlegt handeln zu können. Noch immer dieselbe Kellnerin, die doch eigentlich abgelöst werden hätte sollen, fragte sie nach einer Trafik, weil sie sich Zigaretten besorgen wolle. Zwei Häuser weiter sei eine, ließ diese sie wissen.

    Sie möge ihre Bestellung bitte bringen. Sie würde gleich wieder da sein, wolle nur schnell in die Trafik gehen.

    In der Trafik angekommen, bestellte sie jene Zigaretten, die sie in der Manteltasche vorgefunden hatte.

    „Das ist wahrscheinlich „meine Sorte, überlegte sie für sich, ohne es tatsächlich zu wissen und beeilte sich, schnell wieder zu dem beinahe heimeligen Platz im Kaffeehaus zu kommen.

    Die Zeit die sie sich dann ihrem Sandwich widmete war so etwas wie Erholung. Ihr Kopf war nun leer. Keine Fragen spukten herum und kein Teil in ihr suchte weiter nach Antworten. Sie beobachtete die anderen Gäste. Es waren nicht viele. Die Kellnerin lehnte untätig an der Theke und rauchte eine Zigarette. Das Bild das sich ihr bot war ein alltägliches und friedliches. Die Sonne strahlte bereits und die Welt schien in Ordnung. Nur ihre Welt nicht ! Wieder war sie da, die Erkenntnis sich in einer schicksalhaften Situation zu befinden, aus der sie sich nur selbst befreien konnte – musste. „Also dann auf", sprach sie sich selbst Mut zu. Bezahlte und verließ mit bestimmtem Schritt, so als ob sie wisse wohin sie gehen müsse, die Konditorei.

    Nach wenigen Minuten, einige Gässchen – wie sie für Wien typisch sind – weiter, stand sie vor einem Hotel, das mit einer großen Leuchtreklame um Gäste warb „Nächtigung mit Frühstück NUR € 72,-! Zimmer frei".

    Kurz entschlossen betrat sie das Foyer. Ging an die Rezeption und bat eines der Zimmer sehen zu dürfen, das noch frei wäre. Man begleitete sie in den ersten Stock und zeigte ihr ein ca. 20m² großes sehr gediegen eingerichtetes Zimmer.

    „Für € 72,- fast ein Geschenk, folgerte sie im Stillen. „Woher habe ich dieses Wissen?, stellte sie sich auch nahezu im gleichen Atemzug die Frage ohne eine Antwort darauf zu bekommen.

    Sie würde dieses Zimmer gerne für drei Nächte nehmen. Aber ihr Gebäck wäre noch bei Bekannten und ihren Ausweis hätte sie auch in diesem Gebäck. Ob das ein Problem wäre, hörte sie ihre resolute bestimmte Stimme. Kein bisschen von dem was sie an Seelennöten hinter sich hatte war ihr anzumerken oder selbst von einem aufmerksamen Beobachter auch nur zu vermuten.

    Der Rezeptionist schaute sie mit offenem Blick an. Er konnte sich auf seine Menschenkenntnis verlassen. In diesem Beruf wurde sein Blick geschult und er wagte zu behaupten, dass ihm ein Augenkontakt genügte um zu wissen ob er es mit GUT oder mit BÖSE zu tun hatte.

    „Kein Problem, gnä` Frau. In diesem Fall müsste ich Sie jedoch bitten, die Rechnung im Vorhinein zu begleichen."

    „Ja, natürlich. Sehr nett von ihnen. Danke!"

    Das Schicksal meinte es ja doch noch gut mit ihr. Das ging leichter als sie es sich gedacht hatte. Ihre Befürchtungen wurden nicht bestätigt.

    Sie bezahlte, nahm den Zimmerschlüssel, nickte dem Hotelangestellten lächelnd zu und machte sich auf den Weg zu ihrem Zimmer.

    Als die Türe zu ihrem Zimmer hinter ihr ins Schloss fiel, fiel auch von ihr die Kraft, die sie so selbstbewusst auftreten ließ und die ihr auch ohne Ausweis zu diesem Zimmer verhalf. Sie lehnte sich an die Tür. Tränen rannen nun über ihr Gesicht. Die Knie gaben nach und sie saß kraftlos und weinend an die Zimmertüre gelehnt am Boden.

    Umständlich, ihrer sportlichen Figur so gar nicht entsprechend, erhob sie sich. Ging zum Spiegel, der sie in ihrer gesamten Größe zeigte.

    Betrachtete das Spiegelbild. Ging näher um das Gesicht besser studieren zu können. „Du bist eine hübsche Frau. ICH bin eine hübsche Frau". Wie ein Kind, das noch nicht lange sprechen konnte stammelte sie diese simplen Sätze leise und eindringlich.

    „Warum sprichst du nicht mit mir?" fragte sie ihr Spiegelbild und ließ sich gleich wieder auf den Boden gleiten um in den nächsten Weinkrampf zu fallen.

    Wie ein Baby robbte sie auf allen Vieren zum Bett. Zog sich hoch, streckte sich, atmete tief durch und begann nun wieder, dem kindlich verzweifelten Anfall trotzend, sich darauf zu besinnen, dass sie eine erwachsene Frau war. Putzte ihre Nase, trocknete ihre Augen und versuchte sich zu sammeln.

    Drei Tage hatte sie sich zugestanden. In dieser Zeit musste es eine Lösung geben. „Vielleicht werde ich morgen munter und alles ist wieder da. All mein Wissen und mein Gedächtnis. Ich

    mache hier jetzt nur Urlaub. Wovon und von wem auch immer. Egal, ich werde es herausfinden. Es wird gut weitergehen".

    So redete sie sich selbst Mut zu, während sie ins Bad ging, Wasser in die Wanne ließ und sich auszog. Den Rucksack hatte sie nicht vergessen. Doch sie ließ sich ganz bewusst Zeit damit, ihn zu durchsuchen. „Alles was er zu bieten hat, hat er auch noch in einer Stunde zu bieten. Dann fühle ich mich zumindest körperlich wohler und bin gerüstet für allfällige Enttäuschungen".

    Sie war eine starke Frau. Gewohnt mit schwierigen Situationen fertig zu werden und nie zu kapitulieren. Sich

    selbst ihrer Stärke nicht bewusst, haderte sie mit der Unfähigkeit JETZT zu wissen, was als nächstes zu tun wäre. Aber sie gestand sich selbst etwas Auszeit in Form eines ausgiebigen Bades und sprach sich selbst laut Mut zu. Hier in diesem Zimmer konnte sie Selbstgespräche führen, ohne gehört zu werden. Hier konnte sie sich für kurze Zeit gehen lassen um gleich wieder Kraft und Hoffnung zu schöpfen. „Drei Tage sind eine lange Zeit. Lange genug um Licht in meine dunkle Geschichte zu bringen". So und ähnlich suggerierte sie sich selbst, dass sich alles bald zum Guten wenden würde.

    Das Bad mit viel Schaum und so heiß wie sie es nur ertragen konnte, genoss sie. Ihre körperliche Ermüdung steigerte sich zur Erschöpfung. Mit all ihrer Kraft stieg sie bereits nach einer halben Stunde aus der Wanne, trocknete sich ab und ließ sich nackt auf das noch mit der Tagesdecke gemachte Bett fallen.

    Sie fiel in einen traumlosen Schlaf. Erst nach Stunden wachte sie auf weil sie fror. Sie zog sich den Bademantel an, der vom Hotel zur Verfügung gestellt wurde, nahm sich einen kalten Kaffee aus der Zimmerbar, ging auf den Balkon und zündete sich eine Zigarette an.

    All ihre Erinnerung war da. Aber nur jene ab dem Moment als sie auf der Parkbank munter wurde. Was die Zeit davor und ihre eigene Person betraf hatte sich nichts geändert. Als eine erwachsene Frau müsste sie in einen riesengroßen „Lebenssack" schauen können und doch erblickte sie nicht mehr als ihren Körper. Dieser Körper, der Hülle für jahrzehntelange Lebenserfahrung war und nichts preisgab. Das wahre und nicht ersichtliche ICH war gehüllt in Leere und Finsternis. Düstere Lautlosigkeit wo jeder andere die unterschiedlichsten Melodien seiner Lebenskapelle zu hören bekam. Sie bekam zu spüren, dass unerwünschte Stille Schmerzen in all ihren Facetten verursachte.

    Das Hotel lag in einer ruhigen Seitengasse und der Blick vom Balkon ließ ihre Lebensgeister auch nicht wieder lebendig werden. Nur wenige Menschen waren hier unterwegs. Die wenigen

    Autos fuhren in gemäßigtem Tempo die Gasse entlang. Auch der Haupteingang des Hotels war auf der anderen Seite des Gebäudekomplexes. Eigentlich eine wunderbar ruhige Lage des Zimmers. Nur sie hätte sich gewünscht etwas mehr Treiben und Leben zu sehen um ihre schweren Gedanken wieder in eine positive Richtung lenken zu können.

    Sie ging wieder ins Zimmer und drehte den Radio an. Die Stimme des Nachrichtensprechers informierte sie darüber, dass es gerade 15 Uhr geworden war.

    „Ich beginne mit banalen Dingen und besorge mir in der noch verbleibenden kurzen Zeit etwas Gewand". Sie nahm die Börse aus der Lederjacke und zählt penibel jeden Euro. Sie fand mehr Geld als sie nach der schnellen Kontrolle nach Hinweisen über sich zu haben glaubte. Nach bereits beglichener Hotelrechnung, der Konsumation in der

    Kaffee-Konditorei und dem Erwerb einer Stange Zigaretten blieben ihr 850.-- Euro, 800.-- US-Dollar, 800.-- Ch-Franken!!! Dollar und Franken waren in einem nicht gleich sichtbaren Fach der Börse. Dieser Fund weckte nun all ihre etwas entschlummerten Lebensgeister. Vielleicht fand sie noch ein Fach, das noch mehr Schätze enthielt, nämlich Informationen. Der für sie im Moment größte Schatz den zu finden sie hoffte! Sie nahm den Flaschenöffner aus der Zimmerbar und riss mit dessen Spitze die Geldbörse in kleinste Teile. Nichts konnte mehr verborgen bleiben. Aber es kam nicht mehr ans Tageslicht als die doch recht ansehnliche Geldsumme.

    „Schade! Aber zumindest brauche ich mir für die nächsten Tage keine Gedanken über meine finanzielle Situation zu machen", kam es doch mehr resignierend als fröhlich über ihre Lippen.

    Sie schlüpfte in ihre Sachen und verließ – dem sympathischen Mann hinter der Rezeption zuwinkend – in schnellem Schritt das Hotel.

    So als ob sie schon immer gewusst hätte, wo sich hier die nächste Einkaufsstraße befand stand sie Minuten später inmitten eines Einkaufsparadieses für zahlungskräftige Einkaufswütige.

    Schnell hatte sie alles gefunden, was sie für die nächsten Tage benötigte. Eine Frau mit dem Blick für das Besondere, das nicht mal das Teuerste sein musste. Geschickt hatte sie Kombinationen

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