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Die Galaktische Allianz: Das Prequel: Wie Alles Begann, Band 1: Wettlauf in den Hyperraum
Die Galaktische Allianz: Das Prequel: Wie Alles Begann, Band 1: Wettlauf in den Hyperraum
Die Galaktische Allianz: Das Prequel: Wie Alles Begann, Band 1: Wettlauf in den Hyperraum
eBook472 Seiten5 Stunden

Die Galaktische Allianz: Das Prequel: Wie Alles Begann, Band 1: Wettlauf in den Hyperraum

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Über dieses E-Book

Im Jahr 2166 ist die Erde, auch Terra genannt, ein vollwertiges Mitglied der Galaktischen Allianz.
Im Jahr 2020 ist die Erde dagegen vollauf mit ihren eigenen Problemen beschäftigt.
Der Weg der Menschheit zu den Sternen beginnt mit einer überraschenden Entdeckung in der Fjell-Festung von Bergen, die eine Gruppe junger Wissenschaftler dazu veranlasst, auf Spurensuche zu gehen.
Ihre eigentliche Dynamik entfalten die Ereignisse jedoch erst, nachdem in Chongqing eine junge Forscherin aufsehenerregende Messungen veröffentlicht - und der Präsident der Russischen Föderation daraufhin einen Wettlauf in den Hyperraum ankündigt...

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum23. Mai 2015
ISBN9781311967503
Die Galaktische Allianz: Das Prequel: Wie Alles Begann, Band 1: Wettlauf in den Hyperraum
Autor

Arlo Tratlonovich

Arlo Tratlonovich is primarily a technology investment consultant. Moreover, he is one of the most notorious readers of "Perry Rhodan". Contact: arl.tratlo@yandex.com

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    Buchvorschau

    Die Galaktische Allianz - Arlo Tratlonovich

    Die Schatten kommender Ereignisse

    Prolog

    Im Jahr 2166 ist die Erde, auch Terra genannt, ein vollwertiges Mitglied der Galaktischen Allianz.

    Im Jahr 2020 ist die Erde dagegen vollauf mit ihren eigenen Problemen beschäftigt.

    Der Weg der Menschheit zu den Sternen beginnt mit einer überraschenden Entdeckung in der Fjell-Festung von Bergen, die eine Gruppe junger Wissenschaftler dazu veranlasst, auf Spurensuche zu gehen.

    Ihre eigentliche Dynamik entfalten die Ereignisse jedoch erst, nachdem in Chongqing eine junge Forscherin aufsehenerregende Messungen veröffentlicht – und der Präsident der Russischen Föderation daraufhin einen Wettlauf in den Hyperraum ankündigt...

    1. Flug in die Hölle

    17. August 1943, 08:07 Ortszeit Trondheim

    Flugplatz Værnes, Trondheim, Norwegen

    „Heil Hitler!, begrüßte Oberstleutnant von Reichwitz die Neuankömmlinge. „Und einen guten Morgen! Soll sich ja nicht grundsätzlich ausschließen, nach allem, was man so hört! Ein leichtes Grinsen legte sich über seine Mundwinkel.

    Hauptmann Hillebrand erwiderte den Gruß. „Ebenfalls einen guten Morgen, im Übrigen."

    Hillebrand war sich im Klaren darüber, dass der Oberstleutnant mit seiner Bemerkung das Maximum dessen ausgereizt hatte, was in diesen Zeiten an regimekritischen Äußerungen möglich war. Von Reichwitz nahm die Art und Weise seiner Replik offenbar erfreut zur Kenntnis.

    „Na, dann wollen wir doch mal sehen, was Ihr Wunderflugzeug so drauf hat. Sie sind einsatzklar und startbereit, wie ich verstanden habe?"

    Bei dem erwähnten Wunderflugzeug handelte es sich um eines der ersten Modelle des Typs Junkers Ju-188, das in Norwegen eingetroffen war. Aber es war weitaus mehr als das, so dass sich Hillebrand zu einem Einwand aufraffte.

    „Wir sind einsatzklar, Herr Oberstleutnant. Allerdings gehe ich davon aus, dass die Junkers-Leute vermutlich gern beim Start dabei sein würden. Das wäre allerdings erst heute Nachmittag möglich. Früher werden sie wohl kaum aus Bergen eintreffen."

    Von Reichwitz winkte ab. „Hier in Trondheim werden Entscheidungen nach militärischen Erfordernissen getroffen und richten sich nicht nach nach den kleinkrämerischen Sperenzchen einiger Flugzeughersteller. Abgesehen davon gibt es bei einem Start nicht viel zu sehen, außer, wenn die Maschine abschmiert. Nein, wenn Sie den Aufklärungsflug nach England wie besprochen durchführen wollen, so müssen Sie logischerweise am Morgen starten. Also jetzt!"

    Hillebrand und seine Besatzung waren bereits am Vortag auf dem Flugplatz Værnes in Trondheim eingetroffen. Sie hatten ebenfalls eine Zwischenlandung in Bergen eingelegt. Die Techniker und Spezialisten des Herstellers würden, wie sie erfahren hatten, erst am Abend in Bergen eingetroffen sein. Ihre Ju-52 war nun einmal nicht das schnellste Flugzeug. Entsprechend würden sie erst am frühen Nachmittag Trondheim erreichen.

    Von Reichwitz hatte mit seinen Anspielungen keineswegs unrecht, wie Hillebrand wusste. Sein 'Wunderflugzeug' war der Versuch der Dessauer, ein Modell zu entwickeln, das dem sagenhaften neuen Aufklärer der Firma Dornier zumindest das Wasser reichen konnte. Mit dem Do 217 P hatte Dornier seit Beginn des Jahres 1943 einen wahrhaft revolutionären neuen Höhenfernaufklärer in der Entwicklung, der eine Vielzahl vollkommen neuer Bauteile und Techniken verwendete. Hillebrand hatte die Unterlagen des Flugzeugs studiert. Die Vollsichtkanzel war als Druckkabine ausgebildet und bestand aus einer großen Anzahl Planglasscheiben. Die Do 217 P bot drei Mann Besatzung Platz. Zusätzlich zu den beiden 1750 PS-DB 603A-Triebwerken verfügte sie darüber hinaus über ein sogenanntes 'T-Aggregat' vom Typ DB 605 T, das zusätzliche Ladeluft für die beiden Triebwerke bereitstellte. Mit Hilfe des T-Aggregats war die Do 217 P in der Lage, in einer Höhe von 14.800 Metern zu operieren und so dem Zugriff der berüchtigten englischen Mosquitos zu entgehen. Sollte sich das Flugzeug im Fronteinsatz bewähren, überlegte Hillebrand, würde das RLM blitzartig Aufträge an Dornier für die Entwicklung entsprechender Höhenbomber vergeben. Damit wäre die nagelneue Ju-188 bereits wieder aus dem Rennen. Es war verständlich, dass Junkers diese Entwicklungen nicht zulassen würde, ohne eine passende Antwort zu geben.

    Die passende Antwort bestand, so hoffte man, in dem 'Wunderflugzeug', das er seit wenigen Tagen kommandierte. Nachdem die Ju-188 A mittlerweile in Serie gebaut werden konnte, da das für sie vorgesehene Triebwerk Ju 213 A ebenfalls seine Serienreife erreicht hatte, erinnerte man sich bei Junkers an das Versuchsmodell, das nun einer neuen Verwendung zugeführt werden konnte. Dabei handelte es sich ursprünglich um eine Ju-88, nämlich um die Ju-88 V-44, die einer konventionellen Ju-88 allerdings noch nie geähnelt hatte. Auch bei ihr war der Rumpfbug als vollsichtverglaste Druckkabine ausgebildet. Die ehemals eingebauten Jumo 11 J waren durch zwei 1750 PS starke Jumo 213 A ersetzt worden. Im Gegensatz zur Do 217 P beherbergte der Aufklärer eine vier Mann starke Besatzung. Auch auf ein T-Aggregat hatte man nicht verzichtet. Hillebrands Maschine beherbergte den Prototyp eines Jumo 213 T.

    Allein damit schien eine Waffengleichheit mit dem Konkurrenten bereits hergestellt. Bei Junkers wollte man aber noch mehr: Der 'Zaunkönig', wie ihn Hillebrand auf Anregung Leutnant Webers getauft hatte, verfügte über den Prototypen des sagenumwobenen Weilheim-Geräts. Es handelte sich dabei um das FuG 219 'Weilheim' des Herstellers Siemens, das es möglich machen würde, etwaige Gegner bereits in einer Distanz von 15 km zu orten. Für das Weilheim-Gerät war zudem eine rotierende Ringantenne mit spiralförmiger Abtastung installiert worden.

    Hillebrand würde als Pilot und Kommandant des Zaunkönigs agieren. Er wurde begleitet von seinem Co-Piloten und Beobachter, dem besagten Leutnant Weber. Als oberer Heckschütze fungierte der Obergefreite Heinisch. Der Obergefreite Fischer hatte eine Spezialausbildung am Weilheim-Gerät erhalten und würde als Funker eingesetzt werden.

    Von diesen Details konnte von Reichwitz nichts wissen. Offiziell lief der Zaunkönig unter der Bezeichnung Ju 188 D-1 als Höhenfernaufklärer. Tatsächlich waren im Rumpf drei Reihenbildkameras installiert worden, so dass der Zaunkönig auch dieser Aufgabe gewachsen sein würde. Aufgrund dieser offiziellen Ankündigung hatte von Reichwitz offenbar auch seine Entscheidung getroffen, den neuen Höhenfernaufklärer sofort in den Einsatz zu schicken. Die Engländer, von ihm grundsätzlich als 'Tommies' bezeichnet, machten ihm zu schaffen.

    „Sehen Sie, Hauptmann Hillebrand, sah sich der Oberstleutnant veranlasst, seinen Befehl zu begründen, „im Moment befinden wir uns in der Defensive. Mangels hinreichender Aufklärung! Wir wissen, dass sie ihre Basen in Nordost-Schottland haben, jedenfalls was ihre Operationen in Richtung Norwegen angeht. Kenntnisse über ihre aktuelle Massierung dort oben haben wir nicht. Genau daraus ließen sich aber geeignete Strategien ableiten! Ansonsten sitzen wir hier nur herum und warten, bis sich mal wieder einige Mosquitos hier blicken lassen. Das kann es aber nicht sein!

    Er winkte ab. „Zum Glück ist das hier nur ein Nebenkriegsschauplatz. Die wahre Musik wird woanders gespielt. Trotzdem benötige ich diese Informationen, um meinen Auftrag hier zu erfüllen. Er lachte. „Sehen Sie es einfach so: Wenn die Junkers-Leute hier eintreffen, müssen sie nur ein paar Stunden warten, um Auswertungen hinsichtlich Ihres ersten Ernstfluges machen zu können. Andernfalls würden sie hier ohnehin nur in der Kantine herumlungern. Wir helfen ihnen also bei ihrer Aufgabe.

    Er lachte erneut.

    „Es bleibt dabei!, erklärte er. „Sie starten in einer halben Stunde. Ziel ist die Region zwischen Aberdeen und Inverness. Denken Sie daran, ihre Reihenbildner anzuwerfen. Ich hätte gern gestochen scharfe Aufnahmen, die uns Rückschlüsse hinsichtlich des Massierungsstands der RAF erlauben. Außerdem interessiert es mich, wie Sie sich gegen die Mosquitos behaupten. Ich habe nämlich im Urin, dass die Junkers-Leute der Führung mehr von ihrer Sorte Wunderflugzeug aufdrücken wollen. Für den Fall möchte ich mir eine begründete Meinung gebildet haben.

    17. August 1943, 08:44 Ortszeit Trondheim

    An Bord der ZAUNKÖNIG, Nordatlantik

    „Ich werde auf eine Reiseflughöhe von 5.000 Metern gehen!, verkündete Hauptmann Hillebrand. Das sollte für den Anflug mehr als ausreichend sein.

    Der Aufklärer war vor 12 Minuten vom Flugplatz Værnes gestartet und befand sich mittlerweile über dem offenen Meer. Hillebrand hatte die Flugroute so gewählt, dass sie die meiste Zeit über dem Atlantik sein würden. Erst, wenn der Aufklärer die schottische Nordküste erreicht hatte, sah der Fall anders aus. Bis dahin waren allerdings noch einige Stunden zu überbrücken.

    „Sind wir sicher?, fragte Leutnant Weber zweifelnd. „Wir könnten doch auf eine deutliche größere Höhe gehen und dabei gleich das T-Aggregat ausprobieren. Eine bessere Gelegenheit finden wir wohl kaum.

    „Weber, Sie haben den Sinn dieses Fluges nicht verstanden!, entgegnete Hillebrand ruhig. „Das hier ist kein Testflug, wie ihn die Leute von Junkers gern gesehen hätten. Das hier ist ein militärischer Einsatz. Ich werde ihn demzufolge auch nach Gesichtspunkten der militärischen Notwendigkeit durchführen!

    „Und was ist, wenn uns eine Rotte Mosquitos auf dem Weg begegnet?", fragte Weber.

    „Sie vergessen das Weilheim-Gerät!, erinnerte ihn Hillebrand. „Das Sie übrigens jetzt aktivieren dürfen, Fischer!

    Es war eine weitere Besonderheit des Zaunkönigs, dass die gesamte FuG-Anlage ihren Strom aus dem T-Aggregat beziehen würde, das Hillebrand auf geringer Leistungsstufe laufen ließ. Für den Flug auf einer Höhe von 5.000 Metern reichten die beiden Normaltriebwerke hingegen vollkommen aus.

    „Das Weilheim-Gerät ermöglicht es uns, den Gegner viel früher zu orten, als er uns im Gegenzug orten kann!, erklärte Hillebrand. „Wenn also ein halbes Dutzend Mosquitos auf dem Schirm auftauchen sollte, setzen wir uns in eine größere Höhe ab, senden eine Funknachricht an Trondheim und befolgen weiterhin unseren Auftrag. Der Gegner wird uns nicht einmal bemerken.

    Er grinste. „Wenn dagegen 5 Dutzend Mosquitos unseren Weg kreuzen, gehen wir zwar ebenfalls auf eine größere Flughöhe und senden eine dringende Warnung an Trondheim. Gleichzeitig wenden wir jedoch um 180 Grad und verfolgen den Gegner. Das ist dann nämlich eine Invasion! Allerdings glaube ich nicht daran, dass der Gegner ausgerechnet heute eine Invasion im Sinn haben könnte!"

    Er hüstelte.

    „Was ich allerdings nicht machen werde, ist, bereits auf dem Hinflug die Möglichkeiten des Zaunkönigs auszureizen! Mit der Konsequenz, dass wir mit überlasteten Triebwerken vor Inverness auftauchen! Vor Schottland werden wir nämlich Ärger bekommen. Von Reichwitz war ziemlich eindeutig, was den Auftrag anging. Er will gestochen scharfe Bilder! Die bekommen wir aber nur in einer vergleichsweise geringen Flughöhe! Und natürlich unterhalb der Wolkendecke! Dann sind wir aber umgekehrt für den Feind gut erkennbar. Er braucht dazu noch nicht einmal ein Ortungsgerät. Es reichen gute Augen! Wir werden also noch viel Vergnügen haben – und zwar in dem Augenblick, in dem wir den Reihenbildner einschalten! Dann aber brauchen wir die volle Leistungsfähigkeit unserer Aggregate! Vorher nicht!"

    Er lachte. „Bis dahin wünsche ich den Herren einen erholsamen Flug. Heinisch, wenn Sie das hinkriegen, können Sie gerne ein Nickerchen machen. Ihre Künste sind erst vor Schottland gefragt!"

    17. August 1943, 11:48 Ortszeit Trondheim

    An Bord der ZAUNKÖNIG, Nordatlantik

    „Meine Herren, ich wünsche, wohl geruht zu haben!, meldete sich Hillebrand. „Ich muss Ihren Schönheitsschlaf leider unterbrechen. Wir nähern uns dem Zielgebiet! Fischer, was sagt Weilheim?

    „Keine Flugbewegungen, in unserer Richtung. Alles unverändert!", meldete der Funker.

    „Laut meinen Berechnungen sollten wir in wenigen Minuten die Küste Nordschottlands erreichen, genauer gesagt, in der Nähe von Inverness. Ich werde jetzt auf eine Flughöhe von 2.000 Metern gehen. Dann sehen wir uns die Lage rund um Inverness an. Falls wir nicht sofort ein Dutzend Mosquitos am Hals haben, werden wir befehlsgemäß die Reihenbildkamera aktivieren und im langsamen Flug, also mit etwa 170 km/h, die Strecke in Richtung Aberdeen zurücklegen. Ich erwarte allerdings nicht, dass es so reibungslos vonstatten gehen wird. Also, alle Mann volle Konzentration. Fischer, wenn sich auf dem Weilheim-Gerät irgendetwas tut, will ich das wissen. Weber, Heinisch, falls Sie irgendeinen Sichtkontakt haben sollten, will ich das ebenfalls wissen. Er zuckte mit den Schultern. „Ansonsten wünsche ich uns allen Hals- und Beinbruch!

    Wie angekündigt, begann Hillebrand damit, die Flughöhe herabzusetzen und in die dichte Wolkendecke einzudringen. Tatsächlich hatten sich die Wolken im Laufe der letzten halben Stunde verdichtet und waren sichtbar trüber geworden. Hillebrand hegte den Verdacht, dass es im Nordosten Schottlands regnen mochte. Unter Umständen stand ihnen ein ausgewachsenes Gewitter ins Haus. Das wäre für schottische Verhältnisse keineswegs ungewöhnlich, würde jedoch ihre Aufgabe nicht unbedingt erleichtern. 'Auf das Wetter haben wir ohnehin keinen Einfluss!', überlegte Hillebrand. Er würde seine Aufgabe so oder so erledigen.

    Er sollte jedoch mit seiner Vermutung Recht behalten. 'Die sprichwörtliche Erbsensuppe!', dachte er, als der Zaunkönig einige hundert Meter in die Wolkendecke eingedrungen war. 'Na klar regnet es da unten! Und bald kommen auch noch Blitz und Donner hinzu!' In einer Höhe von etwas weniger als 2.000 Metern begann sich die Wolkendecke aufzulösen. Hillebrand ging, abweichend von seiner ursprünglichen Planung, noch etwas tiefer. Die Ju 188 flog jetzt in einer Höhe von 1.800 Metern. Hillebrand konnte die Küste bereits ausmachen.

    „Die Stadt da hinten – das muss Inverness sein!, kommentierte Weber. „Soll ich die Reihenbildkamera bei Erreichen der Küste aktivieren?

    „Tun Sie das!, empfahl Hillebrand. „Die Tommies wären gut beraten, wenn sie zwischen Küste und Stadt den einen oder anderen Flugplatz eingerichtet hätten. Fischer, was sagt Weilheim?

    „Nichts Neues!, erwiderte Fischer. „Falls doch, melde ich mich umgehend!

    Der Zaunkönig hatte die Küste erreicht. Während Weber den Reihenbildner einschaltete, setzte Hillebrand die Geschwindigkeit des Aufklärers herunter. '170 kmh!', überlegte er. 'Wir müssen eine Provokation für die da unten darstellen!'

    Er kümmerte sich selbst nicht mehr darum, visuell Einzelheiten in der Landschaft auszumachen, sondern konzentrierte sich darauf, die Ju 188 in die Richtung der Stadt Aberdeen zu steuern. Insgeheim wartete er auf die Alarmmeldungen der Besatzungsmitglieder, die verkünden würden, dass der Feind ihre Anwesenheit keineswegs mit Freude zur Kenntnis nahm. Tatsächlich verstrichen jedoch fünf, zehn, ja sogar fünfzehn Minuten, ohne dass eine solche Alarmmeldung erfolgte. Unbeirrt steuerte Hillebrand den Zaunkönig in Richtung der schottischen Ostküste. 'Pennen die alle?', fragte er sich ungläubig. 'Oder was ist los mit den Tommies?'

    Fischer unterbrach schließlich die trügerische Ruhe. „Feindortung!, meldete er. „Das müssen mindestens zwei Dutzend gegnerische Flugzeuge sein. Bei der Geschwindigkeit tippe ich auf Mosquitos! Schließen zügig auf!

    „Abstand?", erkundigte sich Hillebrand.

    „Zehn Kilometer, etwa. Abnehmend!", erwiderte Fischer.

    „Heinisch, machen Sie sich bereit!, befahl Hillebrand. „Und ich sehe zu, dass wir wieder etwas schneller werden!

    Die nachfolgenden Aufnahmen würden, zum Leidwesen von Oberstleutnant von Reichwitz, leider etwas weniger gestochen scharf sein.

    17. August 1943, 12:33 Ortszeit Trondheim

    An Bord der ZAUNKÖNIG, Nordatlantik

    Feindflugzeuge kommen nicht mehr näher!, meldete Fischer. „Wir halten sie auf Distanz! Sie fliegen mit knapp 300 km/h!"

    „Die machen wir jetzt auch!, erwiderte Hillebrand. „Wie ist die Distanz?

    „Sie sind mehr als einen Kilometer von uns entfernt, also außer Schussweite!", antwortete Fischer.

    „Dann bleiben wir bei Tempo Dreihundert, erklärte der Kapitän. „Wir wollen doch so gute Bilder wie nur irgend möglich abliefern!

    „Es wundert mich, dass wir kein Flak-Feuer abbekommen!, stellte Weber fest. „Das geht mir alles zu glatt hier!

    „Zu glatt?, erwiderte Hillebrand. „Vierundzwanzig Feindflugzeuge in einem Kilometer Entfernung sind für mich alles andere als glatt! Außerdem sind wir hier auf halber Strecke zwischen Inverness und Aberdeen. Hier gibt es nichts! Woher sollte das Flakfeuer kommen? Und in Inverness haben wir sie einfach überrascht! So schnell konnten sie nicht reagieren! Jetzt reagieren sie aber.

    Weber zuckte mit den Achseln. „Ist halt nur so ein Gefühl!"

    Der Zaunkönig raste mit 300 km/h in einer Höhe von 1.800 Metern über das schottische Hochland. Die Reihenbildkamera war unermüdlich bei ihrer Arbeit. Hillebrand rechnete damit, dass sie in knapp fünfzehn Minuten die Großstadt Aberdeen erreichen würden. Hier mochte es anders aussehen. Insgeheim hatte er Verständnis für Webers Bauchgefühl.

    „Feindflugzeuge von vorn!, rief Fischer. „Sind zwar noch fünfzehn Kilometer entfernt, nähern sich aber schnell. Eine weitere Zwölfer-Staffel! Die kommen aus Aberdeen!

    „So Freunde, dann war's das für heute!, stellte Hillebrand fest, der wusste, dass das Heil des Zaunkönigs nur in schleuniger Flucht bestehen konnte. „Genug der Aufnahmen! Weber, deaktivieren Sie die Reihenbildkameras! Wir machen uns vom Acker! Habe die Ehre!

    17. August 1943, 12:51 Ortszeit Trondheim

    An Bord der ZAUNKÖNIG, Nordatlantik

    Hillebrand hatte den Zaunkönig hochgezogen und in die Wolkendecke gesteuert, die sich in der Zwischenzeit verdunkelt hatte. 'Ich hatte es doch geahnt!', dachte er. 'Wir werden ein hübsches Gewitter erleben!'

    Die beiden Staffeln aus Inverness hatten die Verfolgung aufgenommen. Die Staffel aus Aberdeen hatte hingegen abgedreht, wie Fischer gemeldet hatte. 'Gut für uns!', dachte Hillebrand. 'Zwei Staffeln Mosquitos reichen mir als Gegner vollkommen aus!'

    Über der schottischen Ostküste gingen nun bereits dichte Regenschauer nieder, die von vereinzelten Blitzen untermalt wurden. Hillebrand lenkte die Ju 188 weiter nach oben. 'Hoffentlich kriegen wir keinen der Blitze ab!', überlegte er. 'Gab es da nicht diese Sache mit dem Faradayschen Käfig?'

    Endlich hatten sie die Wolkendecke durchstoßen. „Hier sieht die Welt schon freundlicher aus!, stellte Hillebrand fest. „Was machen die Tommies?

    „Vier von ihnen haben abgedreht!, verkündete Fischer. „Der Flug durch die Gewitterwolke scheint ihnen nicht bekommen zu haben. Die übrigen zwanzig sind uns nach wie vor auf den Fersen. Leider!

    „Habe Sichtkontakt!, rief Heinisch. „Ich kann die ersten Mosquitos ausmachen! Leider noch außer Schussweite!

    „Zum Glück noch außer Schussweite!, korrigierte ihn Weber. „Wenn wir schießen können, können die es nämlich auch! Und die sind in der Überzahl!

    „Genau jetzt ist es an der Zeit, zu sehen, was der Zaunkönig auf der Pfanne hat!, erklärte Hillebrand. „Ich gehe mit dem T-Aggregat auf volle Leistung. Wir gehen auf 14.000 Meter Höhe und drehen den Tommies eine lange Nase!

    17. August 1943, 13:07 Ortszeit Trondheim

    An Bord der ZAUNKÖNIG, Nordatlantik

    Das T-Aggregat gab wummernde Geräusche von sich. In der Zelle der Ju 188 war es so unerträglich laut geworden, dass sich die Männer selbst mit den aus Kopfhörern und Kehlkopfmikrophonen bestehenden BzB-Sprechsätzen nur noch schreiend verständigen konnten. „Was machen die Tommies, Fischer?", rief Hillebrand, als sie eine Höhe von 10.000 Metern erreicht hatten.

    „Da habe ich eine gute und eine schlechte Nachricht!, rief Fischer. „Die gute zuerst: Sechzehn von ihnen haben aufgegeben und befinden sich auf dem Rückflug nach Inverness! Und jetzt die schlechte Nachricht: Die übrigen vier sind nach wie vor auf Kurs und halten Verfolgung!

    „Scheiße!", antwortete Hillebrand. Er hatte von diesen Maschinen gehört. Sie hatten bereits im Jahre 1940 der Ju 86 P die Hölle heiß gemacht und letztlich dafür gesorgt, dass dieser Höhenaufklärer über England nicht mehr eingesetzt werden konnte. Dafür hatte er sich im Einsatz über Russland bewährt. Die Russen verfügten nicht über Maschinen, die in diese Höhen vorstoßen konnten.

    „Aber wir sind ja auch noch nicht am Ende unseres Lateins!, meldete sich Weber. „Wir gehen noch weitere 4.000 Meter höher. Und dann ist Schluss mit lustig für die Mosquitos!

    „Richtig!, rief Hillebrand. „Das wär doch gelacht! Wozu fliegen wir denn schließlich ein Wunderflugzeug?

    17. August 1943, 13:17 Ortszeit Trondheim

    An Bord der ZAUNKÖNIG, Nordatlantik

    „Was machen die Tommies?", wollte Hillebrand wissen. Sie hatten die Flughöhe von 14.000 Metern nun erreicht. Die Antwort Fischers riss ihn jedoch aus allen Träumen.

    „Bleiben an uns dran!, erwiderte Fischer. „Ich weiß, das ist blöd. Aber ich kann es auch nicht ändern!

    Hillebrand stieß einen abscheulichen Fluch aus. „Das ist neu! Mosquitos, die auf einer Höhe von 14.000 Metern operieren, hatten wir bisher noch nicht. Fischer, setzen Sie einen dringenden Funkspruch an Trondheim ab! Geben Sie unsere Position und unsere taktische Lage durch und informieren Sie Oberstleutnant von Reichwitz, dass die Engländer neuerdings ebenfalls über Wunderflugzeuge verfügen. Das wird ihn nämlich brennend interessieren! Geben Sie die Details durch: Mosquitos, die uns auf einer Flughöhe von 14.000 Metern verfolgen!"

    'Wir sind Narren!', dachte er. 'Wie können wir nur auf die Idee kommen, dass die Gegenseite nicht an technischen Verbesserungen arbeitet! Gerade die Engländer sind bekanntlich Könner auf ihrem Gebiet!'

    „Jetzt gibt’s nur eins!, wandte er sich an Weber. „Wir müssen sie abhängen! Ich fahre das T-Aggregat auf Überlast! Mal sehen, ob die Tommies auch die 520 km/h erreichen können! Ah, und aktivieren Sie wieder den Reihenbildner! Vielleicht gelingen uns wenigstens einige gestochen scharfe Aufnahmen der neuartigen Mosquitos!

    17. August 1943, 13:24 Ortszeit Trondheim

    An Bord der ZAUNKÖNIG, Nordatlantik

    „Was machen die Tommies?", fragte Hillebrand erneut. Sein Wortschatz schien sich in der Zwischenzeit auf diese Standardfrage zu beschränken, wie Weber insgeheim überlegte.

    „Fallen leicht zurück!, erwiderte Fischer, der parallel immer noch an seinem abzugebenden Funkspruch arbeitete, während er zugleich die Anzeige des Weilheim-Geräts verfolgte. „Ich schätze, sie machen knapp 500 km/h. Aber sie lassen nicht locker!

    „Heinisch?", erkundigte sich Hillebrand beim Bordschützen.

    „Nichts in Sichtweite, oder Schussweite. Unter den gegebenen Bedingungen können wir froh darüber sein."

    „Wohl wahr!, erwiderte Hillebrand. „Wir können nur hoffen, dass das T-Aggregat durchhält!

    Das T-Aggregat hatte seinen Geräuschpegel noch einmal verstärkt. Zu dem Wummern war nun ein rhythmisch kreischendes Geräusch gekommen.

    „Im Prinzip könnten wir auch die Flughöhe verringern!, schlug Weber vor. „Diese Geräusche, die das T-Aggregat da von sich gibt, gefallen mir nämlich ganz und gar nicht! Und nachdem wir die Mosquitos durch die Höhe allein sowieso nicht abhängen können ...

    „Ich warte lieber ab, bis sich der Abstand zu den Mosquitos etwas vergrößert hat!, gab Hillebrand zurück. Er musste erneut schreien, um sich in dem entstandenen Lärm verständlich zu machen. „Solange das T-Aggregat funktioniert, haben wir nämlich gute Chancen, aus der Sache heil rauszukommen! Wenn uns die Mosquitos dagegen in Stücke schießen, ist Schicht im Schacht!

    „Geht schon in Ordnung!, erwiderte Weber, „ich wollte nur drauf hingewiesen haben!

    „Fischer, was macht der Funkspruch?", wandte sich Hillebrand an den Funker.

    „Bin gleich soweit!, erwiderte Fischer, der von seiner doppelten Aufgabe etwas überfordert schien. „Abstand zu den Mosquitos vergrößert sich übrigens zunehmend!

    „Na, wenigstens etwas!", gab Hillebrand zurück.

    Während sich der Funker an das Absetzen des Funkspruchs machte, warf Hillebrand einen Blick auf die Triebwerke des Zaunkönigs. „Was zum Teufel...", entfuhr es ihm.

    Hillebrand erkannte, dass kleine bläuliche Entladungen über das linke Triebwerk der Jumo 213 A züngelten. „Weber, werfen Sie mal einen Blick auf das rechte Triebwerk!, rief er. „Sehen Sie da was?

    Weber wandte den Kopf nach rechts. „Ach du Scheiße!, stieß er aus. „Das Triebwerk explodiert!

    „Explosionen sehen anders aus!, wehrte Hillebrand ab. „Aber was ist da los? Sieht nach elektrischen Entladungen aus!

    „Hat uns ein Blitz getroffen?", fragte Weber.

    „Hier? In 14.000 Metern Höhe? Durch das Gewitter sind wir doch schon längst durch!"

    „Ich mein ja nur!, wehrte sich Weber. „Irgendwas muss es ja sein!

    Das war der Moment, in dem Fischer seinen Funkspruch absetzte und die Welt in einem bläulichen Blitz unterzugehen schien.

    17. August 1943, 13:31 Ortszeit Trondheim

    An Bord der ZAUNKÖNIG, Nordatlantik

    Hillebrand hatte die Augen geschlossen. Als er sie wieder öffnete, machte er eine Reihe von Feststellungen:

    Die wichtigste davon war: Er lebte noch! Nein, sie lebten noch! Der Zaunkönig zog weiterhin seine Bahn und befand sich nicht auf einem Sturzflug in Richtung des Meeres. Das war keineswegs selbstverständlich. Hillebrand hatte jedenfalls nicht damit gerechnet.

    Die nächste Feststellung betraf seine körperliche Verfassung: Hillebrand hatte bohrende Kopfschmerzen. Dem Stöhnen seiner Besatzungsmitglieder zufolge war er nicht der Einzige mit diesem Problem. Dennoch zwang sich Hillebrand zur Fortsetzung seiner Bestandsaufnahme, auch wenn er dafür eigentlich einen klaren Kopf benötigt hätte.

    Der Geräuschpegel hatte drastisch abgenommen. Auch damit hatte Hillebrand nicht gerechnet. Er sah auch keine nachvollziehbaren Ursachen für dieses Phänomen. Aber er würde sich darüber nicht beklagen.

    Ein Blick aus der Vollsichtkanzel belehrte ihn, dass die züngelnden bläulichen Entladungen auf dem linken Triebwerk verschwunden waren. Ohne Weber zu fragen, ging er davon aus, dass dies auf der rechten Seite ebenso der Fall war.

    Jetzt galt es, die wichtigsten Dinge zuerst zu erledigen.

    „Weber!, wandte er sich an seinen Beobachter, „haben Sie Ihre Kopfschmerztabletten am Mann?

    Weber gab ein Stöhnen von sich, dass offenbar eine Bestätigung darstellen sollte.

    „Gut, dann schmeißen Sie jetzt eine Runde Togal für alle! Am besten nimmt jeder gleich zwei Stück. Und Ihre Wasserflasche dürfen Sie auch dazu spendieren!"

    Mühsam kramte Weber seine Tabletten aus der Brusttasche, warf sich zwei davon in den Mund und reichte die Tablettenschachtel an Hillebrand weiter. Nachdem er die Tabletten mit einem Schluck Wasser heruntergespült hatte, gab er die Flasche ebenfalls Hillebrand. Danach war Fischer an der Reihe.

    „Ich weiß nicht genau, was das war, aber wir scheinen es überlebt zu haben!, konstatierte er. „Jetzt heißt es, an die wichtigen Dinge zu denken. Fischer, was machen die Tommies?

    Der Funker verschluckte sich fast an seinen Tabletten. Er begann zu husten. Ein weiterer Schluck aus der Wasserflasche löste schließlich seine Probleme. Er gab Tabletten und Flasche an Heinisch weiter, bevor er antwortete:

    „Ehrlich gesagt – keine Ahnung! Das Weilheim-Gerät ist nämlich hinüber! Genauer gesagt, ist die komplette FuG-Anlage durchgeschmort."

    „Dann müssen wir uns eben auf Heinischs Augen verlassen!, stellte Hillebrand fest. „Heinisch, was machen die Tommies?

    „Keine Tommies weit und breit in Sicht!, erklärte Heinisch. „Das will aber nichts sagen. Meine Augen sind schließlich kein Weilheim-Gerät. Aber eins erkennen meine Augen doch. Die Ringantenne ist komplett durchgeschmolzen!

    „Dann wissen wir ja, wo sich dieser Blitz ausgetobt hat!, stellte Hillebrand fest. „Jedenfalls hat mir die Sache gereicht. Wir folgen jetzt Webers Vorschlag und gehen auf eine niedrigere Höhe. Am besten unterhalb der Wolkendecke.

    Er begann damit, den Sinkflug einzuleiten.

    „Öhm, meldete sich Weber, der in der Zwischenzeit einen Blick aus der Kanzel geworfen hatte. „Von welcher Wolkendecke reden Sie gerade?

    Hillebrand sparte sich den bissigen Kommentar, der ihm auf der Zunge lag, und folgte Webers Beispiel. Er traute seinen Augen nicht: Wo sich vor dem Blitz noch eine dichte Wolkendecke befunden hatte, war nun kein einziges Wölkchen in Sicht.

    Hillebrand stieß einen Fluch aus und setzte den Sinkflug fort.

    17. August 1943, 13:47 Ortszeit Trondheim

    An Bord der ZAUNKÖNIG, Nordatlantik

    „Leck mich fett!, rief Weber. „Was zum Teufel... Er deutete auf die Vollsichtkanzel.

    Hillebrand war gleichermaßen schockiert, auch wenn er sich nicht der drastischen Wortwahl Webers anschloss.

    „Wenn ich es nicht besser wüsste, erklärte er, „würde ich sagen, dass es sich um die norwegische Küste handelt. Aber das kann nicht sein!

    „Um die Trondheimer Gegend handelt es sich jedenfalls nicht!, erklärte Weber mit Kennermiene. „Die sieht nämlich anders aus. Wenn man mich fragen würde, befinden wir uns ein ganzes Stück südlicher!

    „Es fragt Sie aber keiner!, gab Hillebrand bissig zurück. „Nun gut, ich schalte jetzt das T-Aggregat ab. Das Weilheim-Gerät braucht bekanntlich keinen Strom mehr. Und dann zockeln wir gemütlich in einer Höhe von 2.000 Metern mit den beiden Normaltriebwerken in Richtung Küste. Wenn das wirklich Norwegen sein sollte, bekommen wir bald Besuch von unseren eigenen Leuten. Und von denen möchte ich nicht versehentlich unter Feuer genommen werden, nur weil unsere FuG-Anlage ausgefallen ist.

    „Und falls es nicht Norwegen ist?", fragte Weber.

    „Dann werden wir definitiv unter Feuer genommen werden. Aber für diesen Fall möchte ich das T-Aggregat als Leistungsreserve in der Hinterhand behalten!"

    17. August 1943, 13:58 Ortszeit Trondheim

    An Bord der ZAUNKÖNIG, Nordatlantik

    Sie waren da! Eine Staffel deutscher Jagdflugzeuge vom Typ Focke-Wulf Fw 190 hatte sich dem Zaunkönig schnell genähert. Hillebrand hatte Blut und Wasser geschwitzt und darauf hoffen müssen, dass die Piloten erst nachdenken würden, bevor sie den Abzug betätigten.

    Er hatte Glück. Zwar schienen die Piloten äußerst misstrauisch zu sein, waren aber offenbar durch die Hoheitszeichen und das unverkennbar deutsche Baumuster der Ju 188 davon abgehalten worden, das Feuer zu eröffnen. Nun eskortierten sie die Ju 188 in Richtung Küste.

    „Ich erkenne das jetzt wieder!, rief Weber. „Wir sind vor der Küste von Bergen. Sie wollen wahrscheinlich, dass wir den Zaunkönig auf der Insel Herdla landen. Da hinten erkennt man auch die Festungen, zumindest die Fjell festning.

    „Dann wollen wir ihnen diesen Gefallen doch tun!", entgegnete Hillebrand und folgte den ersten beiden Fockes in Richtung der Insel. Auch er erkannte jetzt den Luftwaffenstützpunkt Herdlevalen wieder. Schließlich war der Zaunkönig erst am Vortag dort auf seinem Weg nach Trondheim zwischengelandet. Jetzt, kaum einen Tag später, leitete er erneut den Landeanflug ein.

    Sanft setzte der Zaunkönig auf. Hillebrand rangierte den Aufklärer auf eine Parkposition. Die Besatzung machte sich zum Ausstieg bereit. Hillebrand erkannte einige kleine Fahrzeuge, die sich ihrer Position näherten. „Wir bekommen einen großen Bahnhof, Männer!, erklärte er. „Wir sollten zusehen, dass wir hier rauskommen!

    Die Besatzung hatte sich vorschriftsmäßig aufgestellt, als die Fahrzeuge auch schon vor der Ju 188 anhielten. Hillebrand erkannte sofort, um wen es sich handelte. Es war niemand anderes als Oberst Stein, der aktuelle Stützpunktkommandant. Nach einer kurzen formellen Begrüßung kam Stein sofort zur Sache.

    „Menschenkind, Männer, was habt ihr da angestellt?, wollte er wissen. „Vor einer halben Stunde haben wir einen Funkspruch aufgefangen. Angeblich abgesandt aus einer Position in der Nähe von Aberdeen. Und nun steht ihr vor mir. Wie macht man das?

    „Das würden wir auch gern wissen!, erwiderte Hillebrand. „Wir haben nämlich selbst keine Ahnung! Er gab Stein einen kurzen Abriss der Ereignisse.

    „Ein Blitz also, so so. Oberst Stein schien nicht überzeugt. „Das wird auf jeden Fall zu einer Untersuchung führen. Maschinen, die einfach mal eben 500 Kilometer Entfernung in kürzester Zeit zurücklegen, könnten wir nämlich dringend gebrauchen!

    „Sie könnten uns einen Gefallen tun und Oberstleutnant von Reichwitz Bescheid geben!, erinnerte sich Hillebrand an seinen Auftrag. „Ich nehme übrigens an, dass in der Zwischenzeit die Junkers-Spezialisten in Trondheim eingetroffen sind. Ich denke, die sollten schnellstens zurückkehren. Sie können uns vielleicht am ehesten erklären, was da eigentlich vorgefallen ist.

    „Mach ich, Hillebrand, mach ich!, erwiderte Stein jovial. „Die werden sich freuen! Aber egal! Sie sollten sich jedenfalls erst mal ein paar Stunden aufs Ohr hauen! Die Untersuchung wird sicherlich kein Zuckerschlecken werden!

    2. Kameradschaftsabend

    14. September 1943, 19:45 Ortszeit Bergen

    Festung Fjell, Fjell, Norwegen

    „Was ist mit Bully los?, ließ sich die dröhnende Stimme Krauses vernehmen. „Der Kerl schläft wie ein Murmeltier.

    'Der junge Scheer macht sich ja schon wieder Notizen!', registrierte Leutnant Müller. 'Der Bursche ist einfach unglaublich.'

    Hauptfeldwebel Krause schien ähnliche Gedanken zu hegen. „Scheer!, rief er. „Tun Sie mal was für die Allgemeinheit! Bringen sie dem Mann am Klavier noch ein Bier! Und bei der Gelegenheit können Sie für uns auch gleich die nächste Runde bestellen!

    Scheer warf Krause einen überraschten Blick zu, beeilte sich dann aber, die Anweisung des Hauptfeldwebels zu befolgen.

    „Diese Jugend heutzutage!, stellte Krause resigniert fest. „Und uns haben sie gleich die richtigen Prachtexemplare geschickt! Der Scheer hat einfach zu viele Romane von diesem Dominik gelesen! Das macht die Jungs ganz verrückt im Kopf! Und sehen Sie sich mal den Klimperer da drüben an! Er deutete auf den 'Mann am Klavier', der ebenfalls in Scheers Alter sein musste. Müller schätzte ihn auf etwa sechzehn.

    „So ein dünner Hering!, fuhr der Hauptfeld fort. „Aus dem kann doch nichts werden! Und dieser sogenannte Waffenspezialist da drüben, an dem sich der Scheer festgebissen hat wie eine Klette. Der ist doch auch in dem Alter! Spezialist, ha! Der ist doch der Schrägste von diesen Vögeln!

    Er schüttelte den Kopf. „Wenn das die Zukunft Deutschlands sein soll, na, dann gute Nacht Marie!"

    „Wenigstens sind wir nicht mehr in Tallinn stationiert!, warf Müller ein. „Wenn man sich die Entwicklungen an der Ostfront so ansieht, haben wir noch mal Glück gehabt!

    „Das kann man wohl sagen!, erwiderte Krause zustimmend. „Da hat unsere Versetzung wenigstens ein Gutes gehabt: Hier sind wir ziemlich weit weg vom Schuss! Die Musik spielt woanders.

    Der 'Klimperer' schien das als Stichwort aufzufassen, zumal ihm Scheer inzwischen auch das bestellte Bier gebracht hatte. „Bringen

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