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Die Galaktische Allianz, Band 3: Falcon
Die Galaktische Allianz, Band 3: Falcon
Die Galaktische Allianz, Band 3: Falcon
eBook669 Seiten8 Stunden

Die Galaktische Allianz, Band 3: Falcon

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Über dieses E-Book

Die Spur der Fremden, die für den Überfall auf den Solva-Frachter TE-SORN verantwortlich sind, führt offenbar in den Ceres-Sternenhaufen. Als Konsequenz werden groß angelegte Aufklärungsmissionen im Ceres-Sternenhaufen beschlossen. Eine dieser Missionen hat den Planeten Falcon zum Ziel, auf dem die größten Vorkommen des Hyperkristalls Y-Fluorit gefunden und abgebaut werden. Falcon ist daher auch als der Kristallplanet bekannt...

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum21. Okt. 2015
ISBN9781311000606
Die Galaktische Allianz, Band 3: Falcon
Autor

Arlo Tratlonovich

Arlo Tratlonovich is primarily a technology investment consultant. Moreover, he is one of the most notorious readers of "Perry Rhodan". Contact: arl.tratlo@yandex.com

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    Buchvorschau

    Die Galaktische Allianz, Band 3 - Arlo Tratlonovich

    Abschnitt 1

    Prolog

    Im Jahre 2166 ist die Lage in der Galaxis weitgehend entspannt. Die meisten Völker der bekannten Galaxis haben sich zu einer Galaktischen Allianz zusammengeschlossen. Auch im Untergrund verhalten sich die 'üblichen Verdächtigen' erstaunlich friedlich. Sargon, der Oberkommandierende der neu gegründeten 'Galactic Security Agency' (GSA), scheint sich vorrangig um den Aufbau der gemeinsamen Schutzorganisation der galaktischen Völker kümmern zu können, als sich die Lage überraschend ändert.

    Wir schreiben den 3. März 2166, als der solvanische Frachter TE-SORN in der Nähe des Nimir-Systems spurlos verschwindet – nicht, ohne zuvor ein automatisches Notsignal abzusetzen. Das Raumschiff befand sich auf dem Weg zur Erde, um dort eine Ladung des mysteriösen Solva-Metalls abzuliefern; ein Material, das in einer Vielzahl von modernen Industrien eine wichtige Rolle spielt. Wer steht hinter diesem Überfall? Das ist die Frage, mit der sich die Verantwortlichen der Galaktischen Allianz auseinandersetzen müssen.

    Erste Ermittlungsergebnisse veranlassen Sargon, den Fall zu einem 'GSA-Fall' zu deklarieren und an sich zu ziehen. Es liegt, so argumentiert er, ein Angriff auf die gesamte Galaktische Allianz vor. Er überträgt den Fall an das von Brigadegeneral Rodney Lancer geleitete Department C, das auf Terra angesiedelt ist und stellt Lancer mit Basnal-Keton, einer trotz ihrer Jugend hoch angesehenen Dagan-Wissenschaftlerin, eine GSA-Sonderagentin zur Seite, für die seiner Meinung nach der Fall nachgerade maßgeschneidert ist.

    Basnal, der sthagschen Biologin Ilma Randall und dem Experten für strategische Computersimulationen, Marty Nolan, gelingt es denn auch, erstes Licht in das Dunkel zu bringen. In ihrer Analyse, die sie im Rahmen einer für diesen Fall eingesetzten Task Force durchführen, kommen sie zu dem Schluss, dass es sich um den Angriff einer unbekannten non-humanoiden Macht unbekannter Herkunft handelt, deren Mentalität von der der galaktischen Völker völlig verschieden sein muss.

    Das Attentat, das, wie sich herausstellt, von kristallgesteuerten Psi-Androiden durchgeführt wurde, zeigt, dass die Unbekannten über einen technologischen Vorsprung in einigen Spezialgebieten verfügen müssen, so etwa in der Bearbeitung des Hyperkristalls Y-Fluorit und der Androidentechnik. Die Zellsubstanz der Androiden weist vier unterschiedliche DNS-Spuren auf, von denen nur zwei bekannten galaktischen Völkern – den Terranern und den Sagardern – zugeordnet werden können. Der artifizielle Kern der Androiden besteht aus einem unbekannten Material, in dem offenbar Solva-Metall enthalten sein muss. Als Sargon herausfindet, dass größere Mengen Solva-Metall in den letzten Jahren in den Ceres-Sternenhaufen geliefert wurden, scheint eine Spur gefunden.

    Als Konsequenz werden groß angelegte Aufklärungsmissionen im Ceres-Sternenhaufen beschlossen. Eine dieser Missionen hat den Planeten Falcon zum Ziel, auf dem die größten Vorkommen des Hyperkristalls Y-Fluorit gefunden und abgebaut werden. Falcon ist daher auch als der Kristallplanet bekannt...

    1. Die Ankunft

    Der Anfang ist ein sehr delikater Zeitpunkt…

    Wisset, dass wir das Jahr 19.177 alter sagardischer Zeitrechnung schreiben.

    Das ruhmreiche sagardische Reich liegt in Scherben. Seine Reste werden dank des Verräters Sargon von Barbaren und minderen Völkern beherrscht. Sie kamen wie gierige Aasfresser, die sich in widerlichen Schwärmen auf den Knochen eines Beutetiers sammeln.

    Doch noch existieren Werte, die es zu bewahren gilt. Seit Anbeginn des sagardischen Reiches kennt man keine wertvollere Substanz als Hyperkristalle, die Essenz unserer Kultur. Ohne Kristalle gäbe es keine Raumfahrt, keine Kommunikation, keinen Fortbestand unserer Zivilisation. Das Reich wäre nichts weiter als eine Ansammlung isolierter Welten, jede für sich Barbarei und Verfall preisgegeben.

    Eine der hochwertigsten Kristallarten, das blaue Y-Fluorit, wird in nahezu unerschöpflichen Mengen auf Falcon gefunden, der Zentralwelt des falconischen Reiches, regiert von Artho de Falcon, meinem Vater. Falcon ist somit der wahre, der einzige Kristallplanet.

    (Auszug aus dem Tagebuch von Iralun da Falcon)

    11. März 2166, 12:48 CET

    An Bord des Ultraleicht-Kreuzers VISU, System NAVO-D, Ceres-Sternenhaufen.

    'You shall not pass!', überlegte Artho süffisant.

    Nur ein halber Schritt trennte den hochgewachsenen Sagarder von einem Panzerschott, das den Zugang zur Zentrale des Ultraleichtkreuzers abriegelte. Es öffnete sich nicht.

    Leicht indigniert hob Artho de Sorgith seine rechte Hand und strich über den Bereich neben dem Schott, wo sich für gewöhnlich Sensorfelder für den manuellen Betrieb befanden. Das Schott blieb verschlossen.

    „Öffnen!", verlangte er in ausgesucht beiläufigem Tonfall.

    „Euer Hochwohlgeboren wünschen die Zentrale zu betreten?", erkundigte sich eine wohlmodulierte, männliche Stimme.

    „In der Tat."

    Nach einer längeren Pause fügte de Sorgith hinzu: „Und ich gedenke, das auch zu tun. Meine Überrang-Autorisierung…"

    „Die Befugnisse Euer Hochwohlgeboren sind mir bekannt. Es verwundert mich nur, dass Angehörige des Hochadels Interesse an den Belangen der Schiffsführung zeigen."

    „Ich bin neugierig. Ein Gefühl, das durch verschlossene Schotte gemeinhin noch verstärkt wird…"

    Geräuschlos, ohne weiteren Kommentar, teilten sich die Hälften des Panzerschotts.

    Gemessenen Schrittes betrat der Sagarder das Nervenzentrum des ULC. Die Luft in dem zehn Meter durchmessenden, kuppelförmigen Raum war deutlich kühler als im Rest des Schiffs, sie wirkte trocken und verbraucht.

    Verwaiste Schalensitze gruppierten sich im Halbdunkel der spärlichen, indirekten Beleuchtung hinter den drei bogenförmigen Kontrollinseln, die großformatigen Holoflächen dahinter waren erloschen. Nichts deutete darauf hin, dass das Schiff derzeit mit halber Lichtgeschwindigkeit antriebslos seinem Transitionspunkt entgegenfiel.

    „Konnten Euer Hochwohlgeboren Ihre Neugier befriedigen?", erkundigte sich die männliche Stimme mit schlecht geheuchelter Besorgnis.

    'Er mag uns nicht,' stellte Artho fest.

    „Kontrollen aktivieren!, ordnete der Sagarder an. „Umgebungsdarstellung – Normalsicht, Raumsektor in Flugrichtung voraus.

    Übergangslos erschien der Kosmos in seiner ganzen, visuell augmentierten Pracht auf der halbkugelförmigen Innenfläche der Zentralkuppel. In Flugrichtung blinkte ein violett strahlendes Hexagon, ein farbgleicher Datenblock informierte über Entfernung und Ankunftszeit, ein darunter langsam anwachsender Balken stellte den Fortschritt der Transitionsvorbereitung dar.

    „Euer Hochwohlgeboren finden alles zu Ihrer Zufriedenheit?"

    Wortlos nahm Artho de Sorgith im Schalensitz des Kommandanten Platz. Er ignorierte geflissentlich das immer noch demonstrativ offene Schott in seinem Rücken. Mit wenigen, sparsamen Gesten konfigurierte er die Holokontrollen des Kommandostands. Der geübte Blick des erfahrenen Schiffsnutzers zeigte ihm, dass alle dargestellten Systeme vorbildliche Parameter aufwiesen. Das war allerdings auch nicht weiter überraschend.

    „Der Name VISU ist nicht sagardisch. Woher stammt er?", sprach er in den Raum.

    „Dem Auftraggeber meiner Erbauung gefiel es, diesen Namen zu wählen, Euer Hochwohlgeboren."

    „Ich nehme an, er trägt eine bestimmte Bedeutung…"

    „In der Tat. Der Begriff stammt aus einer altterranischen Sprache, dem Lateinischen. Er verweist auf die Aufgabe des Schiffes. Die Aufklärung."

    „Sargon hat deine Konstruktion veranlasst?" De Sorgith hob seine sorgsam gepflegten Brauen auf eine genau kalkulierte Höhe. Dass Sargon persönlich die Herstellung eines zu Zehntausenden produzierten Standardbeiboots veranlasst haben sollte, war zumindest ungewöhnlich.

    „So ist es, Euer Hochwohlgeboren."

    'Das wäre eine Erklärung für die Allüren der Bordpositronik!' überlegte Artho. 'Trotzdem fragt es sich, ob nicht mehr dahinter steckt!'

    „Dein Erbauer, hat er jemals deine Dienste in Anspruch genommen?"

    „Bislang wurde mir diese Ehre nicht zuteil, Euer Hochwohlgeboren."

    „Was war der Zweck deiner Konstruktion?"

    „Die Evaluierung einer Sonderbaureihe. Praxiserprobung mobiler biopositronischer Systeme."

    Der Sagarder sog scharf die Luft ein.

    Autonome biopositronische Robotraumer, ein hochbrisantes Projekt. Die militärischen Implikationen wären landschaftsverändernd, die galaktopolitischen ebenso.

    Der Einsatz versprach, interessant zu werden. Auch Spezialisten der GSA erhielten nicht einfach so Zugriff auf die Unterstützung einer experimentellen Biopositronik.

    „Wie lautet dein Name?"

    „Diese Einheit führt SERICION als Eigenbezeichnung, Euer Hochwohlgeboren."

    „Sericion, war das nicht ein Robotik-Spezialist in der Zeit von …"

    „… in der Zeit der Ophas, Euer Hochwohlgeboren. Unter seiner Leitung wurde erstmals versucht, künstliches Neuralgewebe in positronische Schaltkreise zu integrieren. Die Erfolge waren damals bescheiden, der betriebene Aufwand hingegen keineswegs. Das Projekt scheiterte schließlich an der geringen Effizienz und unzureichenden Haltbarkeit der Hybrid-Kerne."

    Mit leisem Lächeln registrierte der Sagarder, dass die Luft in der Zentrale inzwischen deutlich frischer war, angenehm temperiert und mit akzeptabler Feuchtigkeit versehen. Auch das Zugangsschott hatte sich wieder geschlossen.

    'Immerhin scheint das Eis gebrochen', überlegte er.

    „Die näheren Umstände unseres Einsatzes sind bekannt, setzte de Sorgith voraus. „Die lokale militärische und politische Lage ebenso. Ich denke allerdings, dass man dich mit Informationen ausgestattet hat, die über die herkömmlichen GSA-Instruktionen hinausgehen.

    „Mit Sicherheit, Euer Hochwohlgeboren. Ich verfüge über detailliertes Wissen sämtlicher relevanten Aspekte des falconischen Reiches. Diese Informationen stellen die Grundlage meiner Beratungsfunktion dar. Derzeit kann ich mit 78 verschiedenen Szenarien des Erstkontaktes mit den offiziellen Stellen Falcons dienen, die eine Wahrscheinlichkeit von über einem halben Prozent aufweisen. Im günstigsten Fall wird man uns nicht übermäßig behindern, aber keinesfalls unterstützen."

    „Und im ungünstigsten Fall?"

    „Im ungünstigsten Fall – mit 5,78 Prozent Wahrscheinlichkeit – sind alle wesentlichen Annahmen über die Parameter dieses Einsatzes unzutreffend. Es wäre von direkten feindseligen Handlungen aller beteiligten Parteien auszugehen. Alternative Pläne für dieses und alle anderen gelisteten Szenarien bestehen bereits und werden laufend entsprechend der aktuellen Daten adaptiert."

    „Beginnen wir mit dem wahrscheinlichsten Szenario", entschied de Sorgith mit einem Blick auf die Anzeige der Transitionsmarkierung. Es blieben noch etwa anderthalb Stunden, bis ein Bereich im Gravitationsschacht von NAVO D erreicht war, der eine präzise, materialschonende Transitionseinleitung erlaubte.

    „Wer wird uns vermutlich in die Quere kommen wollen – und warum?"

    ***

    Fürst Artho de Falcon starrte durch die Sichtscheibe seines Arbeitsraumes. Nicht, dass er dem Anblick, der sich ihm bot, Beachtung geschenkt hätte. Seine Gedanken waren auf das möglicherweise aufziehende Unheil fokussiert – und auf mögliche Strategien, diesem auszuweichen. Erst das leise Geräusch des aufgleitenden Schotts riss ihn aus seinen Überlegungen.

    „Beschäftigt?", fragte Minfa da Falcon. Sie kannte die Pose ihres Mannes nur zu genau.

    „In gewisser Weise!, entgegnete Artho sinnend. „Wir haben einen Spruch eines einkommenden Schiffs empfangen. Ein Artho de Sorgith bittet um eine Audienz. Es handele sich um bedeutsame Nachrichten für Falcon! Er seufzte. „Leider ist de Sorgith im Auftrag der GSA unterwegs!"

    „Eine Audienz ist unter diesen Umständen natürlich völlig ausgeschlossen!, versetzte Iralun da Falcon. Die Prinzessin, die gemeinsam mit ihrer Mutter die Räumlichkeiten des Fürsten betreten hatte, war für ihre harte Linie gegenüber der Allianz bekannt. „Die GSA wird durch den Verräter Sargon kontrolliert. Eine Audienz käme einer Anerkennung dieser Organisation und damit der Rehabilitierung des Verräters gleich! Ihre Augen blitzten zornig.

    „Ich weiß das alles!, gab Artho ruhig zurück. „Allerdings übersiehst du in deiner Betrachtung zwei wesentliche Aspekte.

    „So?, fragte Iralun verblüfft. „Ich wüsste nicht ...

    „Zorn allein ist ein schlechter Ratgeber, so angemessen er auch sein mag!, erinnerte ihr Vater. „Zorn sollte immer von Weisheit und Überlegung begleitet werden. In diesem Fall sind, wie erwähnt, zwei Dinge zu bedenken. Zum einen: Bei dem Bittsteller handelt es sich um einen Sagarder! An diesem Hof wird immer noch der Grundsatz vertreten, dass ein Sagarder niemals abgewiesen wird, solange es sich nicht um Sargon selber handelt. Zum anderen: Diese Leute von der GSA werden einen Unruheherd auf Falcon darstellen. So ärgerlich und wenig wünschenswert dies auch sein mag: es ist immer besser, es mit einem kontrollierten Unruheherd zu tun zu haben, als mit einem unkontrollierten. Oder gar einem unkontrollierbaren!

    Er überlegte einen Moment. „Außerdem würde ich gern den Inhalt dieser bedeutsamen Nachrichten kennen!"

    „Das mag alles sein!, musste Iralun zugeben. „Es entkräftet jedoch nicht meine Argumente!

    „Beide Positionen haben ihre Berechtigung!, versuchte Minfa zu vermitteln. „Ich schlage daher einen Mittelweg vor. Warum lassen wir diese Leute nicht durch einen Sekretär empfangen – und zwar im Blumengarten?

    Bei dem besagten „Blumengarten" handelte es sich um ein Parkgelände außerhalb des Palasts, in dem die außergewöhnlichsten Blumen des Ceres-Clusters in dazu passenden Umgebungen besichtigt werden konnten. Darüber hinaus befanden sich hier – und dies war der Hintergrund für Minfas Hinweis – Pavillons, in denen Palastangestellte die Wünsche und Sorgen geladener Gäste entgegennahmen. Ein Empfang im Blumengarten war der klassische Empfang zweiter Klasse. Das Beste daran war, musste Artho einräumen, dass die Fremden diese Praxis nicht kannten.

    Auch Iralun konnte dem Vorschlag keinen prinzipiellen Widerstand mehr entgegensetzen. „Allerdings sollten wir den Aspekt des kontrollierten Unruheherds nicht dabei vergessen!, erinnerte sie. „Wir geben ihnen eine Aufpasserin! Ich wüsste auch bereits eine geeignete Kandidatin!

    ***

    „Hübscher Ort hier!, befand Tami Hethal. „Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass man uns hier einen klassischen Empfang zweiter Klasse bereitet!

    Die beiden Sagarder nickten wortlos. Es gab zu Tamis Aussage wenig hinzuzufügen. Sie waren zu einem der 'Pavillons' bestellt worden – kleine helle Gebäude, die sich nahtlos in die Landschaft integrierten. Der Zutritt zu 'ihrem' Pavillon war ihnen durch die Robotkontrolle problemlos gestattet worden. Nun warteten sie auf den angekündigten Offiziellen des Fürstentums.

    Die Wartezeit sollte ihnen nicht zu lang werden. Nach wenigen Minuten bereits betrat eine schlanke Sagarderin mit weißblonden Haaren den Raum. Tami stellte fest, dass die Sagarderin ihr Haar mittellang trug; ungewöhnlich und nicht der aktuellen falconischen Mode entsprechend.

    „Herzlich willkommen auf Falcon!, begrüßte sie die Sagarderin. „Mein Name ist Igsoria ter Drahl. Ich bin die für ihren Fall zuständige Untersekretärin.

    „Verzeihen Sie, merkte Artho an, nachdem er sich und seine Begleiter ebenfalls vorgestellt hatte, „aber wir hatten eigentlich gehofft, von einem Angehörigen des Hauses persönlich empfangen zu werden. Unsere Angelegenheit entbehrt immerhin nicht einer gewissen Dringlichkeit!

    „Genau aus diesem Grund bin ich hier!, antwortete die Sagarderin kühl. „Sie missverstehen meine Anwesenheit! Ich werde mich ihrer Angelegenheit mit der größtmöglichen Aufmerksamkeit widmen, dessen können Sie versichert sein. Oder, einmal anders gefragt – was wäre Ihnen lieber? Ein drittrangiges Mitglied des Hauses, das sich Ihre Geschichte fünfzehn Minuten lang anhört, um Sie dann mit freundlichen Worten zu verabschieden? Oder eine Igsoria ter Drahl, die sich zur Not Tag und Nacht dieser Sache widmet? Und genau das werde ich tun! Vorausgesetzt natürlich, dass an Ihrem Anliegen etwas dran ist.

    'Sie hat sich elegant aus der Affäre gezogen!' dachte Tami. 'Und zugleich eine unwiderlegbare Begründung dafür geliefert, warum sie sich an unsere Fersen heften wird. Ein kluges Mädchen – und mit Sicherheit eine Angehörige der FACEL. Ich werde auf sie achten müssen!'

    In der Zwischenzeit hatte Artho eine kurze Zusammenfassung ihres Anliegens vorgetragen. „Aus all dem folgen zwingend zwei Erkenntnisse!, kam er zum Schluss. „Erstens: Im Ceres Cluster treiben Fremde ihr Unwesen. Und damit meine ich weder Händler noch gar Terraner. Er lächelte kurz. „Ich meine wirkliche Fremde! Und zweitens: Y-Fluorit stellt eine wichtige Komponente der von ihnen genutzten Technologie dar. Y-Fluorit, das sie im Zweifel von Falcon beziehen oder zumindest bezogen haben!"

    „Faszinierend!, stellte Igsoria fest. „Ich nehme an, Sie haben für diese Behauptungen auch Beweise!

    „Ich kann Ihnen einen detaillierten Report zur Verfügung stellen!, meldete sich Tami zu Wort. „Ich benötige nur Ihre MOHY-Kennung!

    „Daran soll es nicht scheitern!, erklärte Igsoria und nannte sie Tami. Kurze Zeit später empfing sie das betreffende Dokument, um es umgehend an Iralun da Falcon weiterzuleiten. „Wer hat eigentlich dieses Dokument erstellt? Ich hoffe, es waren keine Terraner – das würde dem Dokument einen Großteil seiner Glaubwürdigkeit nehmen!

    Tami lachte. „Keine Angst! Die Autorin ist eine Dagan!"

    „Eine Dagan, so so ..., murmelte Igsoria. „Das hört sich in der Tat sehr viel besser an! Sie wandte sich wieder an Artho. „Was Ihre Darstellung angeht, so muss ich leider etwas Wasser in Ihren Wein gießen. Unglücklicherweise sind unsere Y-Fluorit-Exporte in den letzten Jahren zunehmend nach unten gegangen. Aktuell sind sie nachgerade vernachlässigbar. Wie verträgt sich dieser Fakt mit Ihrer Behauptung, die Fremden bezögen ihr Y-Fluorit von Falcon?"

    „Das ist relativ einfach erklärbar!, antwortete Artho. „Es bedeutet, dass die Fremden das Y-Fluorit nicht auf offiziellem Weg von Falcon beziehen. Anders ausgedrückt: Sie stehlen es einfach!

    ***

    „Faszinierende Idee!, gab Igsoria zu. „Allerdings setzt sie voraus, dass die Fremden mehr oder weniger vor unseren Augen aktiv sind. Unbemerkt von allen Sicherheitsorganen, der automatischen Raumüberwachung und allen Einwohnern! Ihre Stimme klang ätzend.

    „Wir kennen die technischen Möglichkeiten der Fremden nicht!, wandte Artho ein. „Wäre eine solche Konstellation tatsächlich völlig auszuschließen?

    „Völlig auszuschließen ist so etwas niemals – allein aus philosophischen Gründen!, gab Igsoria zurück. „In der Praxis aber ... Ich halte es zumindest für extrem unwahrscheinlich!

    „Wir sind für jeden anderen Erklärungsansatz dankbar!, erklärte Artho. „Solange er nicht an den Haaren herbeigezogen ist, heißt das!

    „Vielleicht sollten Sie uns etwas mehr über den Y-Fluorit-Abbau auf Falcon erzählen!, schlug Tami vor, um die Debatte aus der Sackgasse zu führen. „Wie sind eigentlich die Bedingungen, unter denen das Y-Fluorit abgebaut wird?

    Igsoria nahm den Vorschlag Tamis dankbar auf.

    „Ich sollte vielleicht damit beginnen, dass es sich bei unserem System in vielerlei Hinsicht um ein sehr ungewöhnliches handelt – und bei Falcon entsprechend um einen ungewöhnlichen Planeten!, begann Igsoria. „Falcon ist bekanntlich die sechste Welt mit sagardähnlichen Durchschnittstemperaturen – eine Konstellation, die man so in keinem anderen bekannten System findet!

    Sie lehnte sich zurück. „Falcon ist der sechste Planet einer F3m IV Sonne, eines gelbweißer Unterriesen mit der 6,5 fachen Leuchtkraft Sols. Seine Umlaufzeit entspricht 2,89 Erdjahren und es herrscht eine Durchschnittstemperatur von etwa 23 Grad Celsius. Am sonnennächsten Punkt seiner Bahn – 2,42 AE bei e = 0,01 – sind es knapp 25 Grad, am sonnenfernsten etwa 21 Grad. Das kommt in etwa an Sagard heran. Mit anderen Worten: Nach der letzten Transition der VISU hat es nicht ohne Grund etwas gedauert, bis Sie auf Falcon landen konnte. Etwa drei Stunden fünfzehn Minuten mit halber Lichtgeschwindigkeit."

    Sie lachte kurz. „Soweit der langweilige Teil. Entscheidend ist, dass Norak’Tar eben eine sehr ungewöhnliche Sonne ist. Entsprechend ungewöhnlich ist ihr Strahlungsspektrum. Es wird daher allgemein davon ausgegangen, dass die Entstehung unserer bedeutenden Y-Fluorit-Vorkommen auf diese Besonderheiten unserer Sonne zurückzuführen ist!"

    Dies war, wie Igsoria sehr wohl wusste, nur die halbe Wahrheit. Die von ihr vorgetragene Theorie war auf Falcon keineswegs unumstritten. Es gab, wie sie sich erinnerte, alte Mythen, nach denen vor Äonen ein Kristallasteroid mit Falcon kollidiert sei. Igsoria interessierte sich allerdings wenig für solche Mythen. Und die Kundschafter Terras hatten ohnehin keineswegs ein Anrecht darauf, alle Details und Unstimmigkeiten der Falconischen Geschichtsschreibung zu erfahren.

    Es gab allerdings noch mehr, was die Söldlinge Terras nicht erfahren durften. Etwa die Tatsache, dass vor wenigen Jahren – also lange nach Beendigung des Robot-Krieges – sich ein Robotraumer über Falcon hatte blicken lassen, um kurz darauf in der Nähe des Y-Fluorit-Gürtels zu landen. Natürlich war der Raumer von der Falconischen Heimatflotte zerstört worden – allerdings nicht völlig. Auch auf Falcon hatte sich die Existenz einer Waffe herumgesprochen, die allgemein als 'T-Kanone' bezeichnet wurde. Selbstverständlich hatte man Exemplare dieser Waffe in dem zerstörten Raumer entdeckt und ausgebaut. Aktuell hatte man die letzte Testreihe in der Entwicklung einer – auf dieser Technologie basierenden – Falconischen T-Waffe temporär eingestellt und die unterirdische Forschungsanlage in der Nähe des Binnenmeeres für eine gewisse Zeit stillgelegt und evakuiert – so lange, bis die Störenfriede wieder abgezogen sein würden. Nur die zur Emissionstarnung aufgebaute Experimentalversion einer Y-Fluorit-Anreicherungsanlage war in Betrieb geblieben.

    Die Spezialagentin Igsoria ter Drahl hatte unter anderem den Auftrag, die drei Störenfriede erstens an der Nase herum, zweitens in die Irre und drittens auf den einen oder anderen Holzweg zu führen. Insbesondere Iralun hegte den Verdacht, dass die GSA von den geheimen Versuchen wissen könnte.

    Bisher ließ sich die Ausführung dieses Auftrags einfacher an, als Igsoria befürchtet hatte.

    ***

    „Die Y-Fluorit-Vorkommen konzentrieren sich auf einen Gürtel in Äquatornähe, der sich auf fast ein Drittel des Planeten erstreckt. Das alles in einer Wüstenregion. Demgegenüber erfolgt der Abbau dieser Vorkommen im Moment primär am östlichen Rand dieses Gürtels, wobei man sich von Ost nach West vorarbeitet!, führte Igsoria weiter aus. Sie bemerkte Tamis Unruhe und lächelte. „Mir ist klar, was Sie einwenden wollen. Sie fragen sich, ob es in diesem Fall für die Fremden nicht möglich wäre, sich ihrerseits nahezu unbemerkt an einer anderen Stelle – weiter westlich – an diesem Gürtel zu schaffen zu machen. Dem stehen allerdings zwei Argumente gegenüber. Auf der einen Seite bedeutet die Konzentration auf die östlichen Abbauregionen nämlich keineswegs, dass wir die anderen Regionen aktuell ignorieren. Tatsächlich befinden sich dort ständig Forschungsexpeditionen, die unser Wissen um den Gesamtgürtel vervollständigen oder verfeinern.

    'Beziehungsweise sich um den Robotraumer kümmern!', ergänzte sie in Gedanken. 'Ein Thema, dass die Terraner und ihre Söldlinge allerdings nichts angeht!'

    „Auf der anderen Seite setzt der Abbau von Y-Fluorit in nennenswerten Dimensionen, wie man sich vorstellen kann, eine gewisse Infrastruktur voraus. Diese Infrastruktur würden wir jedoch bemerken! Halten Sie uns nicht für Dilettanten!"

    „Das tun wir keineswegs!, wandte Artho ein. „Umgekehrt sollten Sie allerdings auch die Fremden nicht für Dilettanten halten!

    „Das tun wir keineswegs!, wies Igsoria den versteckten Vorwurf zurück. „Wie Sie sehen, sitze ich hier und höre mir Ihre Argumente an. Mehr noch, ich bin bereit, jede konkrete Spur, die Sie mir nennen, mit Ihnen gemeinsam zu verfolgen! Zudem habe ich Ihre Unterlagen weitergeleitet – an das Haus. Das war doch Ihr ursprüngliches Anliegen, oder nicht?

    Artho nickte.

    „Über unsere gemeinsame Vorgehensweise im Grundsatz zu entscheiden, fällt nicht in meinen Zuständigkeitsbereich!, erklärte Igsoria bedauernd. „Der Fürst wird über die Details informiert und wird entscheiden!

    „Wie lange wird das dauern?", fragte Tami interessiert.

    „Kaum länger als einige Stunden!", entgegnete Igsoria.

    „In diesem Fall würde ich mich gerne in die VISU zurückziehen!", bemerkte Artho. Tsa'hor nickte zustimmend.

    „Dem steht nichts entgegen!, erwiderte Igsoria. „Ich melde mich bei Ihnen, wenn eine Entscheidung vorliegt.

    „Ich würde gern die Zeit nutzen, ein wenig shoppen zu gehen!, meldete sich Tami. „Hätten Sie Lust, mich zu begleiten?

    2. Exkursionen

    „Was sind die neuesten Modetrends auf Falcon?", erkundigte sich Tami neugierig.

    Sie hatten nur eine kurze Strecke in Igsorias Hovercar zurücklegen müssen, um in den nahe dem Raumhafen gelegenen Einkaufspark zu gelangen. Tami hegte den Verdacht, dass die hier angesiedelten Geschäfte primär auf den Geschmack von Touristen abgestimmt waren – ein Verdacht, den Igsoria allerdings vehement bestritt. Angeblich würde die Sagarderin hier ebenfalls shoppen; eine Behauptung, die Tami natürlich nicht widerlegen konnte. So steuerten sie zielsicher das größte in den 'Falcon-Arkaden' gelegene Modegeschäft an.

    „Mhm, gab Igsoria wenig konkret zurück. „Die angesagten Modefarben sind im Moment schwarz und weiß. Konservativ, aber wirksam. Dafür sind die Schnitte umso gewagter. Sie hatten das Geschäft mittlerweile betreten. Igsoria wies auf die lebensecht gestaltete Puppe einer Sagarderin, die eines der besagten Kleidungsstücke präsentierte. „Ungefähr so!"

    Das Oberteil des Kleidungsstücks bestand im wesentlichen aus zwei dünnen schwarzen Trägern, die sich im Nacken der Trägerin vereinigten. 'Gerade breit genug, um die Brustwarzen und die Vorhöfe zu bedecken!', erkannte Tami. Darunter trug die virtuelle Sagarderin natürlich – nichts. Die Träger mündeten unterhalb des Bauchnabels in einen Hosenteil. Die Innenseiten der Hosen waren in weiß, die Außenseiten in schwarz gehalten. Die Außenseiten waren zudem geschlitzt, wobei der Schlitz im Prinzip etwa zwei Zentimeter unterhalb des Hosenteils begann.

    „Wow!, stieß Tami aus. „Ich verstehe, was man auf Falcon unter 'gewagt' versteht. Sie überlegte einen Moment. „Ich würde das Teil trotzdem gerne mal anprobieren."

    Igsoria deutete auf eine nahegelegene Umkleidekabine. „Nur zu!"

    Tami verschwand mit dem 'Teil' in passender Größe in der Umkleidekabine. Nach kurzer Zeit erschien sie wieder. „Und, wie steht es mir?"

    „Nicht schlecht!, befand Igsoria wahrheitsgemäß. „Beug dich mal vor!

    Tami befolgte die Anweisung widerspruchslos. Igsoria lachte. „Bei dem Anblick fallen für jeden gesunden Falconer alle Feiertage zusammen!, stellte sie fest. „Es gäbe natürlich theoretisch die Möglichkeit, sich etwas unterzuziehen. Allerdings würde das den Effekt deutlich verringern!

    ***

    „Was nun?", fragte Igsoria, während sie den Modeladen verließen. Tami hatte sich nach kurzer Überlegung dazu entschieden, das fragliche Kleidungsstück sowie einige Accessoires zu erstehen. Immerhin wusste man nie, wie sie überlegt hatte, wann und in welchen Situationen man etwas in dieser Art gebrauchen konnte.

    „Mal überlegen, antwortete sie. „Auf meiner Liste waren Boutique – gut, da waren wir gerade –, Parfümerie, Juwelier und, falls wir Zeit dafür finden, Coiffeur. Vielleicht suchen wir als erstes einen Juwelier auf? Hier gibt es doch sicher exquisite Schmuckstücke auf Y-Fluorit-Basis?

    „Oh, sicher!, antwortete Igsoria. „Etwas passendes zu finden sollte kein Problem sein. Passend zum Rest, meine ich. Sie deutete auf Tamis Einkaufstüte.

    „Welche Richtung?, wollte Tami wissen. „Nach links, antwortete Igsoria und machte dazu eine Kopfbewegung. „Nicht sehr weit."

    Sie hatten allerdings erst wenige Meter zurückgelegt, als sich Igsorias MOHY meldete. „Eine Nachricht des Fürsten!, stieß sie überrascht aus. „Er hat eine Entscheidung getroffen!

    Tami sah sie neugierig an. „Und?"

    „Das hätte ich nicht erwartet!, gestand Igsoria ein. „Sie dürfen eigene Nachforschungen anstellen. Sogar ohne meine ... – sie zögerte etwas – „... Unterstützung."

    Tami schmunzelte. „Kontrolle wäre vielleicht der angemessenere Begriff. Wie dem auch sei ... Sie sah Igsoria unverwandt an. „Sie sollten uns in Ihrem eigenen Interesse so weit vertrauen, dass Sie die Möglichkeit einer Anwesenheit Fremder auf Falcon zumindest nicht ausschließen sollten, statt diese rundweg als illusorisch abzutun. Es ist die alte Frage: Was wäre wenn? Was wäre, wenn wir doch Recht hätten? Ich an Ihrer Stelle würde jedenfalls in beide Richtungen ermitteln!

    Nun lächelte Igsoria. „Wenn wir schon so ehrlich zueinander sind: Wer sagt Ihnen, dass ich das nicht schon die ganze Zeit mache? Sie kratzte unwillkürlich an ihrer rechten Augenbraue. „Ich bin doch nicht blöd!

    „Das war auch nie mein Eindruck!, erwiderte Tami versöhnlich. „Ist das der Juwelier?

    ***

    „Natürlich wird sie uns trotzdem überwachen!, knurrte der skeptische Tsa’hor de Hanacam, nachdem Tami die Nachricht nach ihrer Rückkehr auf die VISU überbracht hatte. „Wir sollten uns diesbezüglich keinen Illusionen hingeben!

    Sie hatten sich in Tamis Kabine zusammengesetzt, nachdem die Solvanerin signalisiert hatte, dass sie zunächst ihre Einkäufe verstauen wollte.

    „Keine Frage!, unterstützte ihn Tami. „Aber sie wird es schwerer haben als vorher!

    „Wir sollten im Licht der aktuellen Entwicklungen das weitere Vorgehen abstimmen!, warf Artho ein. „Wir wissen nun, das wir auf offizielle Unterstützung nicht zählen können. Der Positiv-Fall tritt also nicht ein!

    „Worauf auch keiner gehofft hatte!", unterbrach ihn Tsa’hor.

    „Auf der anderen Seite ist auch der Negativ-Fall nicht eingetreten!, fuhr Artho unbeirrt fort. „Die Nachforschungen werden uns weder verboten, noch werden wir auf Schritt und Tritt kontrolliert.

    „Soweit nichts Neues!, meldete sich Tami, die ihre Neuerwerbungen eingeräumt hatte. „Was lernen wir daraus?

    „Es definiert unsere Rahmenbedingungen!, stellte Artho fest. „Richtig ist allerdings, dass unsere primäre Frage eine andere sollte: Wo und wie können wir Nachforschungen anstellen, die uns am ehesten auf die Spur der Fremden bringen? Eine großangelegte Suche über dem Y-Fluorit-Gürtel dürfte unter den gegebenen Bedingungen wohl ausgeschlossen sein.

    „Die Frage ist doch, inwieweit Igsoria Recht hat oder nicht!, war Tami zu einer Schlussfolgerung gekommen. „Sie hält es für völlig ausgeschlossen, dass es Fremden gelingen könnte, unter den Augen der Falconer größere Mengen Y-Fluorit abzubauen und fortzuschaffen. Womit nur der legale Weg bliebe.

    „Womit sie sich allerdings deutlich täuscht!, unterbrach sie Tsa’hor. „Ich habe nämlich in der Zwischenzeit einige Neuigkeiten der anderen Teams ausgewertet. Auf Seven ist der traditionelle, von Falconern betriebene Y-Fluorit-Handel de facto zusammengebrochen. Der Grund ist, dass Dritte – nennen wir sie einfach: die Fremden – via zweier Händlersippen den Markt mit qualitativ höherwertigem Y-Fluorit fluten.

    „Was Igsoria sicher bekannt sein dürfte!, antwortete Tami. „Vermutlich geht sie davon aus, dass dieses Y-Fluorit nicht von Falcon stammen kann – eben, weil es höherwertiger ist.

    „Da könnte etwas dran sein, überlegte Tami. „Die Falconer wissen nichts vom Kiriawate-Verfahren. Das Ärgerliche dabei ist, dass wir es ihnen noch nicht einmal erzählen können.

    „Wie auch immer!, resümierte Artho. „Es gibt logisch nur drei Möglichkeiten. Entweder stammt das Y-Fluorit tatsächlich nicht von Falcon. Dann können wir anstellen, was wir wollen. Das Resultat wird ein Fehlschlag sein. Oder aber, das Y-Fluorit wird, wie Igsoria andeutet, über legale Wege beschafft. Was ich angesichts der Daten von Seven für unwahrscheinlich halte.

    „Ich könnte Igsoria nach entsprechenden Statistiken fragen!, reagierte Tami. „Die Falconer müssen doch wissen, wer ihre Abnehmer sind!

    „Gute Idee!, gab Artho zu. „Dann könnten wir diese Variante nämlich vermutlich ausschließen.

    „Wir haben noch die dritte Variante!", erinnerte Tsa’hor.

    „Richtig. Die für uns relevante Variante. Das Y-Fluorit wird vor den Augen der Falconer abgebaut und fortgeschafft. An einen Ort, an dem man eine Variante des Kiriawate-Verfahrens kennt."

    „Was unsere Aufgabe nicht einfacher macht!, versetzte Tsa’hor. „Eine groß angelegte Suche im Y-Fluorit-Gürtel ist genau das, was man uns nicht erlauben wird.

    „Eben!, erwiderte Artho. „Aus genau diesem Grund werde ich SERICION mit der Aufgabe beauftragen, ein geeignetes Suchmuster auszuarbeiten.

    „Dabei sollte SERICION allerdings auch die Nachrichten aus Exeter berücksichtigen!, blieb Tsa’hor seiner Linie treu. „Danach ist es nämlich nicht ausgeschlossen, dass die Fremden auch Stationen auf dem Meeresgrund unterhalten!

    ***

    „Beeindruckend!, stieß Tami aus. „Wirklich beeindruckend!

    Sie hatten die von SERICION vorgeschlagene Tour mit dem Hovercar der VISU abgeflogen – zunächst in südöstlicher Richtung bis hin zu den als Abbaugebieten genutzten Teilen des Y-Fluorit-Gürtels, danach westlich entlang des Kristallrückens. Schließlich ging es nach Nordwesten, zu dem Ufer nahe der 'Tiefen Spalte',wie man diesen Teil des Ozeans auf Falcon nannte. Dort hatten sie den Hovercar zu einem Aussichtspunkt gesteuert und auf einem für Touristen eingerichteten Parkplatz geparkt. Der Aussichtspunkt selber befand sich auf einem Bergrücken, der etwa achthundert Meter steil in Richtung Ufer abfiel. In der Tiefe konnte Tami eine Menge von Gebäuden und Hovercars ausmachen. Dieser Anblick hatte sie allerdings nicht zu ihrem Ausruf veranlasst. Es war das Meer.

    Der Bergrücken, auf dem sie standen, krümmte sich nach Süden halbkreisförmig in Richtung Meer, um dann in ein steiles Kliff auszulaufen. Auf diese Weise war eine natürliche Bucht entstanden, die von den Falconern als Jachthafen genutzt wurde. An der Stelle, an der die Bucht in das offene Meer überging, wechselte das Wasser seine Farbe und erstrahlte in sattem Dunkelblau. Dies war der Beginn der 'Tiefen Spalte', die auf der Erde ihr Pendant im Marianengraben hatte, wie Tami sich vage erinnerte.

    Tami konnte Dutzende von Jachten ausmachen, die sich zum Teil noch in der Bucht, zum überwiegenden Teil jedoch auf dem offenen Meer aufhielten. Das so entstandene Panorama hatte sie überwältigt.

    „Beeindruckend, in der Tat!, meldete sich Tsa’hor. „Die Falconer haben hier tatsächlich so etwas wie eine Kleinstadt erschaffen! Wie unsagardisch! Er schüttelte verständnislos den Kopf ob dieser Unkultur. Richtige Sagarder wie er pflegten Nachbarn zu meiden.

    „Es sind eben doch nur Hinterwäldler!, gab ihm Artho recht. Er wandte sich an Tami. „Wollen wir die Gelegenheit zu einer ersten Auswertung nutzen? Er deutete auf eine nahegelegene überdachte Sitzgruppe, die im Prinzip zu ihrer Verfügung stand. Aktuell befanden sich die drei allein am Aussichtspunkt. Tami nickte.

    „Was haben wir also aus dieser Tour, wie sie uns SERICION ausgearbeitet hat, gelernt?", fragte Artho in die kleine Runde.

    „Das Wesentliche zuerst!, antwortete Tsa’hor. „Mit unseren Mitteln haben wir keine Chance, den Y-Fluorit-Gürtel systematisch auf Anzeichen der Anwesenheit von Fremden zu durchsuchen. Dazu ist er schlicht zu groß. Die Sache sähe natürlich anders aus, wenn wir diese neuartigen Aufklärungsdrohnen einsetzen könnten!

    „Die von den Falconern natürlich früher oder später entdeckt werden würden!, entgegnete Artho. „Du spielst auf das Exeter-Team an – aber dort können die Drohnen auch nur deshalb eingesetzt werden, weil man einen passenden Vorwand liefern kann – eine Cover-Story, wie die Terraner sagen. Das können wir hier nicht! Im günstigsten Fall würde man uns einfach des Planeten verweisen!

    Tsa’hor machte eine bedauernde Handbewegung. „In diesem Fall bleibt es bei meiner ersten Einschätzung."

    „Vielleicht sollten wir völlig anders an die Sache herangehen!, schlug Artho vor. „Tami, wenn du eine Beauftragte irgendwelcher 'Fremden' wärest – wie würdest du den geheimen Abbau von Y-Fluorit und die Verschiffung der Kristalle organisieren?

    „Das hängt natürlich von der verfügbaren Technologie auf beiden Seiten ab!, entgegnete Tami spontan, die als Logistikexpertin eine natürliche Adressatin für Arthos Frage war. „Was habe ich zur Verfügung? Raumschiffe? Großtransmitter? Stealth und Laurin? Und was haben die Falconer an Aufklärungstechnik zu bieten?

    „Nehmen wir einmal an, du hast alles zur Verfügung, was du willst!, spekulierte Artho. „Und die Falconer im Gegensatz dazu sehr wenig, was Aufklärungstechnik angeht!

    „Was realistisch sein dürfte!, unterstützte ihn Tsa’hor. „Großtransmittertechnik ist bei uns erst in den letzten Jahrzehnten durch die Sthag eingeführt worden. Die Falconer sind Hinterwäldler, an denen die Sthag wenig Interesse haben. Warum sollten die Falconer sich um die entsprechende Aufklärungstechnik bemühen, wenn sie selbst noch nicht einmal Großtransmitter im Einsatz haben?

    „Gut – dann ist die Sache einfach!, reagierte Tami. „Ich brauche vier Punkte. Oder Orte. Oder Einrichtungen. Wie auch immer. Erstens natürlich eine Art Mine, in der ich das Y-Fluorit abbauen lasse. Sinnvollerweise unter Tage, durch Roboter und mit modernster Stealth-Technik. Der Abbau ist somit weder optisch noch messtechnisch auszumachen. Die optimale Größe der Mine ließe sich kalkulieren – sie darf weder zu groß noch zu klein sein. Aber angesichts der Größe des Y-Fluoritgürtels ist das kein Problem.

    Sie überlegte.

    „Als zweites brauche ich eine Art Logistikzentrum. Das würde ich in der Wüste nördlich des Gürtels ansiedeln, unterirdisch, abgeschirmt und hinreichend groß. Das abgebaute Kristall muss regelmäßig dorthin geschafft werden. Dieser Transportvorgang ist potentiell gefährlich, da wahrnehmbar. Erneut ein Optimierungsproblem – das Ding darf weder zu weit weg sein, da sonst die Entdeckungsgefahr zu groß würde, noch darf es zu nah an der Mine sein, um den Standortvorteil 'Wüste' nicht preiszugeben. Die Wüste ist riesig! Niemand interessiert sich für sie! Ich kann dort so groß bauen, wie ich will!"

    Sie lächelte. „Auch hierfür gibt es geeignete Algorithmen, um dieses Optimierungsproblem zu lösen!"

    „Die wir wiederum als heuristische Algorithmen verwenden können, um unsererseits den wahrscheinlichsten Standort des angenommenen Logistikzentrums zu ermitteln ...", erkannte Artho.

    Tami nickte. „So ist es. Damit hätten wir die beiden Minimalkomponenten bestimmt. Aus dem Logistikzentrum heraus kann ich mittels abgeschirmter Großtransmitter soviel Y-Fluorit verschiffen, wie ich will, ohne dass die Falconer davon etwas mitbekommen."

    „Es war aber von vier Komponenten die Rede!", erinnerte sich Tsa’hor.

    Tami nickte erneut. „Unterstellt, ich mache das Ganze nicht nur temporär, sondern über einen längeren Zeitraum, dann gewinnt dieses Unternehmen für mich eine strategische Bedeutung. In Konsequenz muss ich also meine ersten beiden Komponenten schützen! Ein Logistikzentrum ist keine Festung! Ich würde also ein von diesem Zentrum räumlich separierte Militärstation für den Fall der Fälle einrichten. Mit genügend Kampfkraft, um Mine und Logistikzentrum im Falle einer Entdeckung schützen zu können."

    „Und das würdest du wo tun?", wollte Artho wissen.

    „Nachdem ich über abgeschirmte Großtransmitter verfüge – genau da!", erwiderte Tami und deutete mit ihrer Hand in Richtung Meer.

    ***

    „Bleibt noch Nummer Vier!", stellte Tsa’hor fest.

    „Wohl wahr!, bestätigte Tami. „Erneut – unter der Voraussetzung, dass es sich um eine langfristige Aktion handelt! In diesem Fall würde ich noch eine Aufklärungseinheit einrichten. 'Intelligence & Information Gathering' würden die Terraner wohl sagen. Es schiene mir nämlich keineswegs unerheblich, was die Falconer gerade treiben – zumindest insoweit, als es meine eigenen Interessen berühren würde.

    „Was heißt das im Detail?", wollte Tsa’hor wissen.

    „Infiltrieren der Falconischen Administration!, antwortete Tami. „Falls die Möglichkeit besteht, ungünstige Entwicklungen im Vorfeld abwenden – und günstige Entwicklungen fördern. Das ist natürlich jetzt etwas spekulativ. Es setzt voraus, dass die Fremden über die geeigneten Infiltrationstechniken verfügen. Aber es erscheint mir sinnvoll, das erst mal als gegeben vorauszusetzen. Wenn nicht – umso besser!

    „Sozusagen eine konservative Annahme!, bemerkte Tsa’hor grinsend. „Und wo würdest du diese 'Intelligence' ansiedeln?

    „Hmmm..., überlegte Tami. Sinnvollerweise an einem strategisch günstig gelegenen Ort, mehr oder weniger auf 'halbem Wege' zwischen meiner Militärstation und der Falconischen Administration und dem Raumhafen. Auf keinen Fall in Richtung des Y-Fluorit-Gürtels! Nach näherer Überlegung würde ich sogar fast sagen – hier!"

    Sie deutete mit ihrer Hand auf den Touristenort am Fuß des Aussichtspunkts.

    „In diesem Fall, bemerkte Artho, „erscheint es mir angeraten, an diesem Ort auf Wohnungssuche zu gehen. Oder etwa nicht?

    ***

    „Wie unsagardisch!, wiederholte sich Tsa’hor. „In diesen Laden bringen mich keine zehn Saurier rein!

    Der 'Laden', um den es ging, war ein Restaurant, das die Aufschrift 'Falconische Meeresspezialitäten' trug. Als echte Sagarder pflegten Artho und er ihre Stoffwechselvorgänge alleine zu erledigen.

    „Dann muss ich das wohl alleine erledigen!, erwiderte Tami bedauernd. „Restaurants – und überhaupt Geschäfte jeder Art – dienen auf anderen Welten Frauen als wertvolle Informationsquellen. Ihr könnt euch inzwischen ja anderswo umsehen!

    „Ich fürchte, das werden wir auch!, gab Artho zurück. „Wir treffen uns hier in 20 Minuten wieder!

    Während Tami das Spezialitätenrestaurant betrat, lenkten die beiden Sagarder ihre Schritte in Richtung des Jachthafens. Sie hatten die kurze Strecke vom Aussichtspunkt trotz allem im Hovercar zurückgelegt, den sie auf einem nahegelegenen Parkplatz abgestellt hatten. Nun schlenderten die beiden Sagarder den Kai entlang und betrachteten interessiert die kleinen und auch die etwas größeren Boote.

    „Interessant – man kann hier auch einige dieser Boote mieten!", erkannte Tsa’hor und wies auf ein Hinweisschild, dass die Preise und Konditionen für die Anmietung verschiedener Boote beschrieb.

    „Unter anderem auch diese Schönheit!, deutete Artho auf ein hochseefähiges Luxusboot, das mit einer Reihe technischer Schikanen ausgestattet zu sein schien. „Wir sollten das im Hinterkopf behalten. Falls Tami Recht hat ...

    „Apropos Tami – es wird Zeit, langsam zurückzukehren, oder wir verspäten uns!"

    „Das wollen wir auf keinen Fall!", räumte Artho ein. Sie wandten sich um und kehrten langsam zum Restaurant zurück.

    Tami wartete bereits auf sie. „Alles bestens!, stieß sie aus. „Ich denke, ich habe ein geeignetes Objekt für uns gefunden. Es ist ein Haus, das im Besitz einer auf Falcon sehr bekannten Holo-Künstlerin ist, die sich aktuell zu Aufnahmen auf einem Kolonialplaneten aufhält. Daher kann man das Haus jetzt auch kurzzeitig anmieten. Es ist groß, außergewöhnlich gestylt, nicht gerade billig, aber isoliert gelegen. Und es hat etwas, dass für sagardische Verhältnisse sehr ungewöhnlich ist – einen ausgebauten Keller!

    „Wie weit von hier entfernt?", wollte Artho wissen.

    „Nicht weit, etwa fünf Minuten mit dem Hovercar. Wir sollten uns übrigens beeilen, ich habe mit dem Makler einen Termin in zwanzig Minuten vereinbart."

    Während sie zum Gleiter gingen, plapperte Tami weiter. „Das Restaurant ist übrigens nicht schlecht. Sie haben sich hauptsächlich auf falconische Krustentiere spezialisiert!"

    „Krustentiere? Tsa’hor verzog sein Gesicht, um seinen Abscheu demonstrativ zur Schau zu stellen. „Haben sie denn auch eine Gemeinschaftstoilette, in der man die angeregte Unterhaltung während des Ausscheidens selbiger 'Krustentiere' fortsetzen kann?

    „Hey!, rief Tami begeistert aus. „Wir haben sogar einen eigenen Strand!

    „Ja, und?, entgegnete Tsa’hor verständnislos. „Du wirst doch dort nicht etwa – baden wollen?

    „Warum nicht?, fragte Tami. „Dazu ist ein Strand normalerweise da.

    „Baden? Im Meer? Wie unsagardisch! Tsa’hor schüttelte sich schon bei der Vorstellung. „Im Meer befinden sich höchstwahrscheinlich diese – Krustentiere, von denen vorhin die Rede war. Algen, Quallen und was sonst noch!

    „Ich bin nun mal keine Sagarderin!, gab Tami zurück. „Besser, du gewöhnst dich dran. Auf Solva baden wir jedenfalls ganz gern am Strand. Und anderswo ebenfalls. Selbst auf Falcon, wie man sieht!

    „Es könnte auch gefährliche Raubfische im Wasser geben!, mischte sich Artho ein. „Das solltest du nicht auf die leichte Schulter nehmen.

    „Glaubst du ernsthaft, diese Künstlerin hätte sich einen Zugang zum Strand bauen lassen, nur um sich von gefährlichen Raubfischen beißen oder auffressen zu lassen?" Tami starrte Artho an, der auf diese Frage keine Antwort mehr parat hatte.

    Ansonsten hatten sie sich schnell und ohne Diskussion für dieses Haus entschieden. Es lag ideal, in der Lage des Touristenortes, aber etwas separiert, hatte eine große Grundfläche und ein großes Stück Land, auf dem ein kleines Wäldchen das Gebäude vor neugierigen Blicken schützte. Es hatte einen großen, ausgebauten Keller. Die Architektur war zwar gewöhnungsbedürftig – auf einem eher niedrigen Trichter waren ringsum kleine Türmchen angebracht, die Tami an altterranische Schlösser erinnerten. Und es hatte den besagten Zugang zum Strand, den Tami allerdings erst entdeckt hatte, nachdem sie das Gebäude angemietet und im Voraus bezahlt hatten. Der Makler war längst seiner Wege gegangen, so dass sie sich ungestört mit der Umzugsplanung beschäftigen konnten.

    Wobei es nicht viel zu besprechen gegeben hatte. Sie würden zur VISU zurückkehren und den zerlegten Transmitter in ihren Hovercar laden. Mit einigen persönlichen Habseligkeiten ausgestattet, würden sie danach mit dem Hovercar in ihr neues Haus fahren und den Transmitter in besagtem Keller installieren. Den Rest würden sie Thano überlassen.

    3. Die Expedition

    „Bei allen Sternenteufeln – was treiben die da?, stieß Igsoria ter Drahl aus. „Das ergibt doch alles keinen Sinn!

    Sie hatte die Bewegungen der drei Agenten natürlich verfolgen lassen. Sie hatten zunächst eine Strecke längs des Y-Fluorit-Gürtels abgeflogen. Nach einer Weile waren sie jedoch ziemlich unvermittelt nach Norden abgebogen und hatten Kurs auf die Küste genommen. An der Tiefen Spalte hatten sie einen Zwischenhalt eingelegt und offenbar die touristischen Attraktionen gewürdigt.

    Das alles war für Igsoria noch halbwegs nachvollziehbar, auch wenn es ihr eher wie Herumgestochere im Nebel vorkam. Aber nun hatten die Agenten ein Haus angemietet. 'Sie erwecken den Anschein, als wollten sie Urlaub machen!', überlegte Igsoria. 'Aber wir alle wissen, dass sie das nicht wollen!'

    Womit sie wieder auf die Ausgangsfrage zurück kam.

    'Es hilft nichts!', erkannte sie. 'Wir werden ebenfalls einen Stützpunkt in der Nähe des Jachthafens einrichten müssen.'

    Sie leitete die notwendigen Schritte ein.

    ***

    Mit wenigen Handgriffen hatten Artho und Tsa’hor den transportablen Transmitter im Keller des angemieteten Hauses installiert. Der Transmitter war mit seiner eigenen Energieversorgung ausgestattet. Zudem waren seine Energieemissionen abgeschirmt. Falls Igsoria die Energieemissionen des Hauses überwachen ließ – und das würde sie – würden ihr die Aktivitäten des Transmitters entgehen.

    Die Fahrt zur VISU war ereignislos verlaufen. Unproblematisch hatten sie ihr Raumschiff betreten, den Transmitter in ihr Fahrzeug laden und zurückkehren können. Natürlich hatte Tami inzwischen Thano instruiert.

    Thano war ihr 'robotisches Faktotum'. Er verhielt sich ebenso seltsam wie die experimentelle Biopositronik der VISU. Artho mutmaßte, dass es sich auch bei Thano um ein Experimentalmodell handelte. Tami vermutete, dass Artho mit seiner Einschätzung ziemlich richtig lag.

    'Es ist fraglich, ob es sich wirklich um eine gute Idee handelt, bei einem derart wichtigen Einsatz ein Experimentalmodell ins Spiel zu bringen!', überlegte Tami. Andererseits musste sie sich eingestehen, dass sie keine Ahnung hatte, welchen Tests Thano zuvor unterworfen worden war. Üblicherweise unterliefen Sargon keine Anfängerfehler. Zu seinen Gunsten würde Tami folglich davon ausgehen, dass Thano wirklich auf 'Herz und Nieren' überprüft worden war, wie die Terraner zu sagen pflegten, bevor man ihn in einen solchen Einsatz geschickt hatte.

    In der Zwischenzeit hatte Artho den Transmitter aktiviert. Kurz darauf erschien Thano.

    Der menschenähnlich gestaltete Roboter schaute sich in dem Keller um.

    „Die Lagerung der aus der VISU zu übernehmenden Gegenstände und Güter sollte hier kein Problem sein!, erkannte er. „Wenn ich es richtig verstanden habe, sollen später allerdings noch weitere Lieferungen aus der SOLVANUS eintreffen!

    „Das ist richtig!", bestätigte Tami.

    „Nun, man wird sehen!, antwortete Thano. „Irgendwie werden wir diese Lieferungen ebenfalls unterbringen! Er drehte sich um und kehrte mittels des Transmitters in die VISU zurück.

    „Ich denke, wir können die Unterbringung des Materials getrost Thano überlassen!, konstatierte die Solvanerin. „Ich sollte jetzt zunächst die SILVANUS kontaktieren. Sie ist als nächstes mit ihren Lieferungen an der Reihe!

    ***

    „Wollt ihr auch einen Raubfisch haben?, fragte Luther Randall. „Das ließe sich nämlich machen. Allerdings müssten wir ihn vorher von der BARBAROSSA übernehmen. Was allerdings auch kein Problem wäre. Transmitternetzwerke sind ja kein Hexenwerk. Er grinste.

    „Raubfisch?", fragte Tami verständnislos.

    „Äh – ja. Es handelt sich um ein Hochleistungs-Mini-U-Boot, das zur Tarnung mit einer Oberfläche versehen ist, die es als einen ziemlich großen Raubfisch erscheinen lässt. Ausgestattet mit allen erdenklichen Waffensystemen, die man sich nur wünschen kann. Ebenfalls mit den Detektorsystemen versehen, die man unter Wasser benötigen könnte. Wobei ihr einen Großteil davon natürlich bereits separat zum Einbau in ein konventionelles Boot erhaltet."

    „Gute Idee, die Sache mit dem Raubfisch!, erklärte Tami. „Allerdings hätten wir drei Probleme zu bewältigen. Erstens ist der uns zur Verfügung stehende Transmitter vermutlich zu klein!

    „Stimmt, das wäre möglich!, gab Luther zu. „Wir könnten euch aber problemlos einen gröseren Transmitter schicken!

    „Zweitens könnten wir hier Platzprobleme bekommen, was die Unterbringung des 'Raubfischs' angeht!, setzte Tami ihre Ausführungen fort. „Ich sagte 'könnten' – das wäre im Detail noch zu überprüfen. Das dritte Problem wäre – können wir den Raubfisch unauffällig ans Meer schaffen?

    Sie überlegte kurz. „Ich schlage vor, wir behalten diese Variante als Option im Hinterkopf. Aber für den Moment lassen wir den Raubfisch auf der SILVANUS!"

    „Wo er noch nicht ist!, bemerkte Randall. „Aber das ist ein guter Punkt. Ich werde dafür sorgen, dass wir einen Raubfisch von der BARBAROSSA übernehmen. Voll ausgerüstet und jederzeit einsatzbereit!

    „Wieso eigentlich immer BARBAROSSA?, wunderte sich Tami. „Ich scheine etwas verpasst zu haben. Bislang operierten doch nur die SILVANUS und die HERA im Ceres-Sternenhaufen.

    „Richtig!, erklärte Randall. „Die BARBAROSSA ist als Flaggschiff der 'Kavallerie' vor Exeter eingetroffen. Wir operieren mittlerweile in Ceres mit einem schlagkräftigen Verband.

    „Ich glaube, ich sollte die entsprechenden Reports studieren!, sagte Tami. „Aber wie auch immer – für den Moment sind wir ja auch mit unserer Besprechung soweit durch. Die SILVANUS hält sich bereit und beginnt auf unser Signal hin mit ihren Lieferungen.

    Randall nickte. „So ist es. Viel Erfolg bei der Suche!"

    Er beendete die MOHY-Verbindung.

    ***

    Tami versandte die Liste der mit Randall abgesprochenen Lieferungen an Thano. Dann machte sie sich erneut auf den Weg in den

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