Drunten am Fluss
Von Günter Steinke
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Über dieses E-Book
Günter Steinke
Günter Steinke ist seit seiner Kindheit oft und gern in der Natur unterwegs. Er arbeitete 35 Jahre hauptamtlich beim Naturschutz und Umweltschutz und veröffentlichte mehrere Bücher und Bildbände. Seine naturkundlichen Kenntnisse konnte er auch als Autor und Fachberater in einigen Tierfilmen des Fernsehfunks anwenden.
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Buchvorschau
Drunten am Fluss - Günter Steinke
besiegten
Drunten am Fluss
Drunten am Fluss, dort wo sich Wiesen, Wolken, Wind und Wasser begegnen, lebte einst eine kleine Hexe mit Namen Hanni Huckepack. Sie war kaum größer als ein Wassereimer hoch war, aber trotzdem war mit ihr nicht gut Kirschen essen. Jedermann, der vom Steckbyer Elbhang hinunter in die Flussaue wollte, wurde von ihr geneckt und das geschah ziemlich bösartig. Denn zur damaligen Zeit führte noch keine Brücke über den Auengraben und selbst bei normalem Wasserstand war es schwierig, die Furt zu passieren.
Genau an dieser Stelle also, wo heute das Wehr steht, hauste heimlich im höhlenreichen Wurzelstock einer knorrigen Weide die kleine Hexe. Natürlich wollte auch sie gern trockenen Fußes über das Wasser kommen, musste für dieses Vorhaben aber immer nach einem geeigneten Träger Ausschau halten. In ihrer Unverschämtheit sprang sie den Leuten, die das Ufer wechselten, einfach huckepack auf den Rücken und klammerte sich so fest an sie, dass selbst der stärkste Holzfäller in der Umgebung sie nicht abzuschütteln vermochte.
Wer das Pech hatte, für diese garstige Alte das Lasttier spielen zu müssen, spürte noch wochenlang hinterher seine geschundenen Knochen. Aber wie sollte man Hanni Huckepack diese Flausen austreiben? Niemand im Dorf und in den umliegenden Ortschaften wusste einen Rat.
Eines Tages sollte ein braves Mädchen seinem Vater, der in den Auenwiesen das Heu wendete, einen Krug Milch und frischgebackenes Brot bringen. Kaum hatte es aber die ersten Schritte in den Graben gesetzt, da sprang mit einem kreischenden „Huiiii!" die kleine Hexe von der dicken Weide herab. Sie landete mitten hinein in die Kiepe des erschrockenen Mädchens. Der Aufprall war so heftig, dass die beiden Trageriemen rissen und der große Korb mitsamt dem Essen und der Alten ins kalte Wasser fiel.
„Hilf mir! Ach so hilf mir doch!", flehte daraufhin Hanni Huckepack das erstaunte Menschenkind an. Denn im Wasser hatte die Hexe keine Zauberkraft mehr und schwimmen konnte sie schon gar nicht.
Das wohlerzogene Mädchen half natürlich, so gut es eben ging. Denn die Hexe war zwar klein von Wuchs, aber trotzdem fast so schwer wie ein voller Getreidesack. Als sie endlich pudelnass am Ufer hockte, verspürte sie zum ersten Mal im Leben so etwas wie Dankbarkeit in ihrem harten Herzen.
Während die Retterin mit einem Tuch mitleidsvoll das runzlige Gesicht der Alten abtrocknete, kullerten der Hexe sogar ein paar Tränen aus den Augen. Mithilfe ihres Zauberstabes füllte sie wieder die Tragekiepe mit Milch und Brot, legte sogar noch ein Stück Butter und einen leckeren Schinken obendrauf.
Das Mädchen bedankte sich artig und hüpfte freudestrahlend zu seinem Vater. Beim gemeinsamen Mahl erzählte es ihm die ganze Geschichte und als es lachend das noch feuchte Tuch schwenkte, da fielen plötzlich einige glitzernde Diamanten ins Gras.
„Das sind gewiss die Tränen der kleinen Hexe gewesen", meinte nachdenklich der Vater. Er fasste seine Tochter an den Händen und dann tanzten beide übermütig auf der Wiese herum. Welch eine Freude, denn nun hatten viele ihrer alltäglichen Sorgen ein Ende!
Ob Hanni Huckepack nach jenem aufregenden Erlebnis die Elbaue verlassen hat, ist nicht bekannt. Oder ob sie aus Reue womöglich in das nahe gelegene Zerbster Kloster gegangen ist? Wohl kaum zu glauben! Doch fest steht jedenfalls, dass seitdem niemand mehr von der kleinen Hexe belästigt wurde.
Die geheimnisvolle Fährfrau
Früher war es eine harte Arbeit, Personen und Waren über die Elbe zu setzen. Deshalb waren die Fährleute, die diese Tätigkeit ausübten, recht kräftige Burschen, deren Handflächen mitunter so groß wie Schaufeln waren.
Umso erstaunlicher ist es, dass einst bei der Stadt Wittenberg eine anmutige, junge Frau diesen Dienst versah. Obwohl niemand wußte, woher sie eigentlich kam und wohin sie jeden Abend wieder verschwand, war sie doch bei den Leuten in der Umgebung sehr beliebt. Zum einen lag das an ihrem offenherzigen und fröhlichen Wesen, zum anderen an ihrem geschickten Umgang mit dem schweren Ruder. Und es war stets