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eBook678 Seiten8 Stunden

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Über dieses E-Book

Über 30 Jahre hat sich Hartmut Geerken als Autor, Komponist, Musiker und Herausgeber für die Kunst verdient gemacht. 63 Texte laden dazu ein, das vielschichtige Werk des Autors kennen zu lernen. Namen wie John Cage, Deleuze, Marilyn Monroe, Coltrane, Bloch, Hölderlin, Pound, Sun Ra, Lester Bowie u.v.a. sind Bestandteil dieses Werks.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum27. Feb. 2015
ISBN9783738688658
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    Buchvorschau

    forschungen etc - Hartmut Geerken

    2006)     

    palastich

    ich war zu halbnomaden auf die sommerweide eingeladen worden & folgte dieser einladung ihre behausungen sind aus groben steinen gemacht gehn tun sie hüpfenderweise weil das gelände ziemlich unzugänglich ist seit jahrhunderten jeeweils nur 1 zimmer haben die häuser eesel & hun können durch die nie geschlossenen türen aus & ein von weitem gleichen die gebäude ruinen an den wändenen sind draußen herangelehnt sandhaufen der cheff der großfamilie vorneem in dunkelem anzuge die goldige uhrkette im knopfloche des jackettes wies mir vom dorf aus den weeg die leute machen ruckartige bewegungen mit kopf & oberkörper um die katzen zu locken & scharf zu machen die katzen springen auf die bewegungen reagierend in für sie typischen sprüngen auf die rosa betten herauf steil geht es aus dem schluchtenartigen flußbette hinauf auf die hohe fläche große steinbrocken versperren den weeg & wollen hinweggehoben sein die leute legen beim lesen die beine übereinanderer sie lesen gewöhnlich ungewöhnlich laut wobei sie jedes wort vom andern isolieren lachen tun sie im gewöhnlichen dreiklang cedege auch mit ganz trockenen naturschwämmen locken sie wilde katzen unter den gegenständenen hervor & bringen sie zum springen beim zuschauen bewegen sie das mundfleisch & haben schrille töne der begeisterung in der kehle die landschaft ist ebener in der nähe des wintersitzes der leute nach dem essen gehen die männer ins haus der frauen durchs gestrüpp mit einer auffallenden lässigkeit im schritt & kehren selbstvergessen lächelnd & in sich gekehrt durch das gestrüpp dzurück die leute heben zum gruße langsaam die arme sie haben falten an kinn & bauch aber niemand stößt sich daran ich erreiche einen hoch gelegenen kahlen weiten talkessel der saraycik genannt wird die schrift der leute geht von unten nach heroben beim schreiben legen sie den kopf in die linke schlüsselbeinkuhle beim kämmen der langen schwarzen haare in die rechte von mai bis september wohnen die leute mit ihren bediensteten & schafhirten hier heroben in den vorbergen 4 kleine steinhütten stehen da auf halber höhe am hang heng beieinander & wie verloren in der baumlosen landschaft wenn sie fernsehen stellen sie den apparatus so ein daß möglichst viele schlenker & schlieren zuckend über die bilderröhre laufen die weiblichen leute sind wie die katzen sie sträuben das nackenhaar & zucken zusammen bei der geringsten bewegung ihres gegenüber deshalb sind hochzeiten kaum üblich werden die filzdecken mit denen sie sich bei der nacht warmhalten durch einen plötzlich & unerwartet eintretenden regenguß durchnäßt hängen sie sie am nächsten morgen einige stündchen in die sonne die herden wandern in tagesabschnitten über die ringsum ansteigenden kahlen braunroten berge die leute von saraycik haben große schwarze augen die sie noch mit schwarzer farbe herummalen die sie koch nennen abends blättert diese farbe ab & die gesichter bekommen ruinenartiges heraussehen & sie gehen in grünlichen pantoffeln aus pelzigem hindurch die häuser & von einem haus her zum andern hin kein europäer hat je das trümmerfeld der alten stadt gesehen hier heroben in der flachen ovalen länderschaft von saraycik niemand weiß bisher aus welcher zeit die siedlung stammt eine empfängnis tritt bei den leuten nur ein durch vergewaltigung da kommt dann die ganze sippe herbei steht um die zwei sich umeinander windenden körper drum herum & johlt das bin ich von haus heraus nicht gewohnt gewesen das trümmerfeld ist etwa 1500 meter lang & 1000 meter breit tonscherben liegen in einem weit größeren umkreis verstreut herum auf jeder wabbelbrust einer weiblichen person der leute stehen ein oder 2 dunkele haare steil & einsam in die luft hinein die weichen brüste werden seit generationen von unten herauf durch metallstreben unterstützt sagte man mir ich habe mir dies zeigen lassen & kann es daraufhin bestätigen mir fielen zuerst lange gerade verlaufende mauern in situ bis 50 centimeter behauene steine treppen torpfosten aus besonders großen steinen erhöhte trümmerfelderchen mit anhäufungen von mauern & behauenen steinen von mauern umgebene plätze oder hallen tonscherben auch henkel von gefäßen zum teil mit dekorationen die in nassem zustand eingegraben worden sein mußten auf die männlichen leute legen der tradition entsprechend vor dem schlafengehen ihre unterwäsche immer in griffweite dies geschieht offensichtlich aus sicherheitsgründen eine etwa 60 centimeter dicke zum teil 50 centimeter hoch erhalten gebliebene mauer verläuft in geraden linien am nördlichen & teilweise am westlichen & östlichen rand des trümmerfeldes ihre gesamtlänge beträgt schätzungsweise 1000 meter seit alters her unterscheiden die leute weißen & transparenten ausfluß aus ihren körperöffnungen die durchsichtigen sind auch wenn sie das aussehen von gelee haben ungefährlich sagen sie europäischen ärzten zufolge soll das seine richtigkeit haben die leute trinken nur die besten cognacsorten sie müssen sich die getränke oft von weit her besorgen nehmen aber jede mühe auf sich immer einen gewissen vorrat im zimmer zu haben äpfel essen die leute nur unvollständig auf überall liegen unverhältnismäßig große butzen herum die man zu rein gar nichts mehr verwenden kann ein kind der nachkriegszeit wie ich empfindet dies als verschwenderung dafür wird die milch der stuten bis auf den letzten tropfen aus den einfachen bechern heraus getrunken studentenmilch gilt überhaupt als etwas vom wertevollsten als die hirten ihre hütten bauthen stieszen sie auf gräber um mir solche gräber zu zeigen fingen die männer eines goldenen morgens mit pickeln & hauben hinter den hütten an zu graben der boden ist dort hartnäckig & steinich die arbeit war mühevoll aber wir hatten gutes glück in etwa 40 centimetern tiefe stießen wir auf eine steinerne grabplatte & wir legten ein 90 centimeter langes nicht sehr tiefes trapezförmiges grab frei hühner soll man bei den leuten nur mit großer vorsicht essen denn diese sind häufig vergiftet & man bekommt bauchschmerzen wie sie bei einer geburt kaum auftreten wie es in einem lokalen sprichwort heißt wenn eine frau bauchschmerzen hat ist ihr unterleib tabu die männlichen leute nehmen darauf auch im rahmen ihrer vergewaltigungen rücksicht sie scheinen eine art antenne für den zustand der frau zu haben die leute von saraycik haben an ihrem radio fast immer nur einen exotischen sender eingestellt um eine bestimmte sängerin zu hören von der unfaßbarkeit dieser stimme & von der unfaßbarkeit dieser leute geht eine große kraft aus die grabplatte auf die wir stießen war grob behauen es handelte sich um ein doppelgrab wie die innenwänder der häuser waren auch die seitenwänder des grabes mit bilderen vom hasen dekoriert 2 schädel lagen am breiten teil des trapezförmigen grundrisses etwa 50 centimeter voneinander entfernt einander gegenüber zwischen den schädeln stand eine tonschale mit 4 kleinen höckern am oberen rand & einem größten durchmesser von cirka 20 centimetern die größe des grabes wie auch die anordnung der stark zerfetzten knochen deuteten auf ein hockergrab aus der bronzezeit hin die hausgeräte kaufen die leute von durchreisenden zigeunern es gibt zum beispiel waschmaschinen die in den häusern der leute nirgends angeschlossen werden können weil die nötigen anschlüsse fehlen auch halsmaschinen können praktisch nicht eingesetzt werden papeterietücher jedoch sind gang & gäbe länger als 2 wochen hat es ein hindurchreisender nie unter den leuten herausgehalten er wurde stets übergewältigt von der unzulänglichkeit der heraussagen der leute & der verharmlosung gefährlicher situationen die gebäude der leute sind oft umlagert von wilden hunden ein völlig andersartiges grab wurde während meiner anwesenheit hart außerhalb der umfassungsmauer der trümmerstadt aufgedeckt ein von lässig behauenen steinen umfaßtes cirka 50 mal 50 centimeter großes grab ohne deckplatte in dem sich eine große tönende urne fand in der ein schädel & nur wenich knochenreste lagen bei früheren vergrabungen sagten die leute seien einmal 2 alte gläserne flaschen zum hervorschein gekommen ich vermute es handelte sich dabei um tränenkrügchen die tatsache daß noch nie edelmetalle gleich welcher sorte gefunden wurden hat die leute von saraycik davon abgehalten intensiv weiterzugraben nach westlicher systematik in regelmäßigen abständen bei tag & bei nacht rufen bestimmte männer der leute veraltete nachrichten über megafone aus für jeden bezirk wurde ein mann dafür bestimmt da die ausrufezeichen für alle bezirke übereinstimmen kommt es zu diesen bestimmten zeiten zu einem gröhlenden gewirr von megafonstimmen in der luft über den trümmern hier mischen sich dann auch die wilden hunde mit ihrem gebell ein vom frühen morgen an gehen auch männer durch die trümmerstadt mit den resten von steinlöwen von toren & rufen mit oft überschnappenden stimmen ihre sorgen hinaus länger als 2 tage verschläft eine frau der leute nie mit einem mann darnach fühlt sie nämlich einen anscheinend hormonbedingten widerwillen daß sie den mann mit allen möglichen ausflüchten verläßt dieser bleibt dann gewöhnlich eine zeitlang in seiner verzweiflung zurück die männlichen leute haben eine ungeheure fähigkeit zu warten wahrscheinlich haben sie dies auf ihren jagdzügen im laufe der vergangenen jahrtausende gelernt sie sitzen oft stundenlang mit über die schulter gezogener wolldecke in den betten vor einer brennenden kerze die kerze scheint bei den leuten von saraycik überhaupt symbolgehalt zu haben möglicherweise liegen indische einflüsse vor die fantasie der leute ist ungeheuerlich lebendich überall werden schätze vermutet seltsamerweise hörte ich in den häusern der leute manchmal musik von zappa jedoch konnte ich niemandenen je finden der aufmerksam hineingehört hätte die wetterlage ist meist günstig in der landschaft das gemüt der leute heiter ich bin den ornamenten ihrer gesichte nachgegangen & kam zu dem ergebnis daß sie der seldschukischen periode zuzurechnen sind & zwar der gaziantepper abart nach jedem satz den sie sagen atmen sie ganz tief mit geöffnetem mund aus & öffnen ihr zahnfleisch soweit es der lippenmuskel erlaubt also keine nasalatmer im kantischen sinne wenn die leute in trauter runde beisammensitzen in der trauer stürzt plötzlich & unvermutet einer hinaus & erwürgt einen schakal mit bloßen händen es gibt sagen sagen sie wonach in saraycik goldiger reichtum vergraben sein soll so soll zum beispiel ein hirte den heute natürlich nicht mehr auffindbaren deckel eines herausgehöhlten steines abgehoben & in der vertiefung viel gold gefunden haben die meisten der leute haben neben ihrem organischen herzen noch 2 weitere eins das links liegt wie das organische aus silber besteht & ziseliert ist wahrscheinlich sind diese herzen südpakistanischen ursprungs der sindh käme in frage das andere besteht aus schokolade & ist in rotes silberpapier eingepackt es befindet sich rechts am körper unter den leuten gibt es welche die hervorragend violine spielen können keiner muß sich an die herausreden einer frau halten er kann sie vergewaltigen & daraus entsteht dann ein neuer saraycikbürger ich habe dies in mehreren fällen selbst miterlebt vor langer zeit soll einer von saraycik einen esel mit satteltaschen voller weizen buĝday genannt oder hirse bulgur genannt ins dorf geschickt haben zur bezahlung irgendwelcher schulden oder abgaben der esel sei aber mit seiner last wieder zurückgeschickt worden weil dieser buĝday oder bulgur nicht zum essen sondern hart wie stein gewesen sei es seien lauter goldkörner gewesen auch in der ernährung gibt es besonderheiten die leute kochen weichen reis so lange bis er hart geworden ist er wird dann nicht mehr gekaut sondern als ganzes verschluckt die leute sagen dies sei für die verdauung besonders förderlich was medizinisch jedoch nicht bewiesen ist weiches oder flüssiges als ganzes zu schlucken ist eine andere sache sagen die ärzte eßbaren nicht vergifteten hühnern stecken sie bevor sie sie ins feuer tun eine citrone in den after wahrscheinlich soll dadurch dem vitaminmangel abgeholfen werden der in diesen hohen lagen über dem meere zwangsläufig auftritt die religion der leute ist eine nicht klar definierbare vermischform von allem vor allem verurteilen sie die nicht erklärbareren zaubereien des christentums in der liebe scheinen sie mehr dem hinduismus zugeneigt endgültiges sollte weiterführender forschung vorbehalten beleiben viele sagen sind im herumlauf & die leute glauben mit der hartnäckigkeit von kindern daran heranlaß zum fabulieren mag der name des weidelandes gewesen sein saraycik bedeutet wörtlich übersetzt etwa der platz vom palast ich bin nicht der meinung daß es sich unter den leuten nicht leben ließe doch sollte erst einmal dafür gesorgt werden daß die zufahrtsweege so weit in ordnung gehalten werden daß eine risikofreie anfahrt möglich ist kurven sollten begraadigt werden größere felsbrocken muß man zertrümmern etwa 1500 meter von saraycik enthfernt liegt der hineingang zu einer tropfensteinenhöhle eine poternere soll von der hauptquelle in saraycik bis zu dieser höhle heraußerhalb des thalkesseles führen auch hier werden immer wieder reiche schätze vermutet das einzige was ich feststellen konnte war wiederum ein ausgedeentes scherbenfeld vor der höhle die höhle selbst beginnt mit einer vorhalle von der aus mehrere gänge nach verschiedenen seiten in den berg hineinführen niemand von den männern von den leuten hat diese gänge bisherich bis zum ende verfolgen können & die frauen schweigen sich darüber hinaus die weiblichen leute wissen im allgemeinen genau was sie wollen als ich im beisein mehrererer männlicherer vertreterer der leute ein tonband auflegte von africabrass erstarrten beim anhören ihre hälse ob aber dieses erstarren ursäglich mit dem hinhören zusammenhängt kann ich nicht leicht sagen deshalb habe ich auch weitere versuche zum beispiel mit ladyday unterlassen wenn einer der leute als zerstört gilt braucht ihm von heraußen kein mitleid entgegenengebracht zu werden denn in der zergestörtheit fühlt sich der mann der leute als auch die frau wohl & sich selberich & lebt tief was die hauptsage iss störungen durch den nachbarn sind bei den leuten so gut wie unbekannt jeder kann ohne viel voranmeldigkeit jederzeit so laut oder leise reden wie er will es ist keiner da der sich beklagen würde über zuviel der stille die leute haben bettdecken aus den gewebten kehlfedern von nepalesischen vögelen eine gattung die vom heraussterben bedroht ist von alters her bestehen handelsweege zwischen nepal & saraycik diese hauchdünnen decken geben so warm daß man auch im strengen winter daherin hineingewickelt nackt sein kann ich habe männliche vertreter der leute gesprochen die jahraus jahrein anzüge aus diesen kehlfederstoffen in dunkelen farben trugen keiner hat jee gefroren es sind stoffe die nicht mit geld bezaalt werden können sondern mit etwas wohinter ich während meines aufenthaltes bei den leuten nicht gekommen bin den kindern der leute läuft meistens die nase manchmal kommt auch blut mit herunter krümel hängen meist um ihren mund herum aber die augen sind rein & klar & dunkel ich habe dieses oft erfahren auf dem weeg zu der höhle wurde ich von den leuten auf grafitti an verschiedenen in der erde verhankerten felsbrocken aufmerksam gemacht die zeichnungen sollen aus der zeit stammen in der saraycik noch bewohnt war ich halte sie aber für neueren datums leider habe ich versäumt verabreibungen davon zu machen verinnere mich aber genau an pferde & reiter & sonnen um den dezember herum stellen sich die leute heizöfen in die räume hinein die leutungen zu diesen heizöfen sind nicht issolieret so daß die leute den winter überwiegend mit der behebung von kurzschlüssen sich befassen müssen auch bringen die blanken stromführenden drääte gefahren vor allem für die kinder mit sich ich habe oft kinder darüber hinüberstolpern sehen jedoch ist nie etwas dabei passiert ob das ursächlich mit den drääten zusammenhängt oder mit den kindern weiß ich nicht die leute leben entweder im traume oder im rausch & es gibt nichts für sie was außerhalb lääge früher haben die leute von saraycik getanzt wie die lumpen am stekken heute hängen sie ihre traditionellen tanzkleider voller perlen & knöpfe an die weiß getünchten wände ihrer aufenthaltsräume hinauf das schaut ausgesprochen dekorativ heraus überhaupt ist das dekorative das wichtigste ihrer lebensprinzipien in den empfangsräumen ihrer gebäude stehen zum beispiel funktionslos & lediglich zur dekoration elektrifizierte massageapparate mit breiten leinenbändern die eigentlich um lummere ärsche & schenkel zu legen sind ich habe nie beobachten können ob & wie die leute diese kostspieligen maschinen für ihre persönlichen bedürfnisse etwa auch der selbstbefriedigung einsetzen ich habe die leute mehrfach auf vietnam & afghanistan herangesprochen doch schienen sie gar nicht zu wissen woherum es sich handelete denn sie zeigten nicht die geringste reaktion solche nichtreaktionen zeichnen die leute besonders aus jedoch bin ich vor allem wegen des warmen schwarzbrotes stolz auf die leute von saraycik diese dünnen fladen mit einheimischem käse belegt schmecken besser als alles was außerhalb dieser landschaft angeboten wird der käse wird in ziegenfellen über 1 jahr lang in kühlen höhlen gelagert bevor er verzehrt werden kann man darf den leuten nie zeigen daß man antheil nimmt an ihren problemen es soll vorgekommen sein daß die frauen der leute männliche durchreisende mit grünem tee zu verführen versucht haben ich halte dies aber für ein der üblichen übertreibungen von reisenden die frauen der leute verschlafen sich allerdings mit allen durchreisenden wie sie kommen & gehen es soll sogar eine art verpflichtung aus ihrem höflichkeitskodex sein die einheimischen frauen nehmen diese kohabitationen aber nicht ernst im gegenteil sie lachen daherüber wenn sie darvon im kleinen trauten kreise erzäälen & die schwanzlängen gegeneinander ausspielen daß es in dieser landschaft nicht einen einzigen funktionstüchtigen kugelschreiber gibt wirft ein ganz besonderes licht auf den kulturbegriff der leute der völlig anders als der unsere zu sein scheint & nicht mit begriffen unseres vorstellungsbereiches zu umschreiben ist die gestik der frauen ist relativ langsam sie überlegen sich jeden winkel in jeder bewegung bevor sie sie ausführen ihr gang ist schlurfend manchmal ziehen die frauen mitten in einer kohabitation mit einem fremden dessen schwanz aus sich heraus & gehen ohne weitere erklärung in die frauengemächer hinüber dort hat kein mann jee zutritt gehabt sowie die frauen der leute den männern der leute von kleinen fremden männern mit großen geschlechtsteilen erzählen stürzen die an & für sich völlig normal gebauten männer der leute schreiend auf die felder um die trümmerstadt herum um den hafer zu holen für das kommende jahr wahrscheinlich ist dieser automatismus in den natürlichen hormonalen anlagen der männer der leute verankert denn wer würde sonst den hafer ernten die frauen sehen sich dazu außerstande südindische schärfe ist den leuten unbekannt wahrscheinlich haben sie deshalb einen so außergewöhnlich tiefen schlund um sich in der gesellschaft der leute wohlzufühlen muß man sich vergessen auch woher man kam es ist bekannt & bereits in der älteren literatur belegt zum beispiel bei ipschirohlu & abraham asc daß die leute warme fußsohlen lieben die elektrischen heizöfen stehen deshalb immer in richtung auf die fußsohlen hin viele ethnologen werten diesen herumstand als eine degenerationserscheinung in der völkerkunde ich bin gegenteiliger herauffassung erst die warmen fußsohlen verbunden mit dem lauten hinausschreien der sorgen macht die leute glücklich & glück ist eine der hauptstützen die leute sind bei den durchreisenden fremden besonders dafür bekannt geworden daß sie im laufe von wenigen tagen kerzen mit großem durchmesser bis auf den grund hinunterbrennen ließen wahrscheinlich haben die frauen dort mehr erlebt als sich jeder mann in unseren landschaften erträumen kann wissenschaftliche aufnahmen von den leuten kann man nicht machen sowie die leute die kamera auf sich gerichtet sehen äußern sie sich nur noch in faxen liebeserklärungen können die männer der leute nur in form von ejakulaten von sich geben die worte sind zweitrangig beziehungsweise zu wenig zuverlässig & deshalb zweitrangig dies mag auch daher herrühren daß es in saraycik kaum papier gibt alles papier das dort herauftaucht ist durchreisenden entwendet worden am morgen belegen die leute mit der größtmöglichen körperfläche die schlafunterlagen das hängt mit dem wärmehaushalt zusammen

    abb. 1: blick vom unteren teil der stadt in richtung ausgang des oberen ovalen thalkessels im vordergrund sieht man die überreste einer langen mauer

    abb. 2: blick in die entgegengesetzte richtung vom selben standpunkte aus wie abb. 1 im vordergrund rechts fortsetzung der dort erwähnten langen mauer

    abb. 3: behauner stein vermutlich der untere theil einer vollplastik ich vermute die beiden wülste waren pratzen eines tieres größe etwa 70 mal 60 centimeter durchschnittliche höhe 20 centimeter

    abb. 4: rest eines bauornaments größe cirka 20 mal 20 mal 15 centimeter

    abb. 5: der kleine ornamentierte stein von abb. 4 steht auf senkrecht in die erde versenkten rechteckig zugehauenen steinblöcken die eng nebeneinander gestellt sind & hier im schatten schlecht zu erkennen eine abgerundete ecke bilden möglicherweise handelte es sich um einen brunnen

    abb. 6: im vordergrund ein mauerrest in der bildmitte ein weiteres bauornamentbruchstück möglicherweise verlief hier in alter zeit die löwentorstraße

    abb. 7: behauner stein im format 80 mal 80 mal 80 centimeter in seiner mitte ist ein cirka 30 centimeter tiefes loch dieser stein soll vor jahren mit einem steinernen deckel verschlossen gewesen sein ein hirte habe ihn abgehoben & in der vertiefung viel gold gefunden im hintergrund rechts primitiv aufgeschichtete steine für die vogeljagd im hintergrund der autor in schlechter ausleuchtung

    abb. 8 rest einer torfassung in situ etwa 150 centimeter hoch

    abb. 9: eine andere torfassung im hintergrund die primitiven steinhäuser in denen ich gelebt habe

    abb. 10: die torfassung von abb. 8 im trümmerfeld

    abb. 11: 2 aufrecht stehende steine

    abb. 12: grab ausgehoben knapp außerhalb der stadtmauer keine steinfassung keine deckplatte keine bodenplatte der schädel liegt in der tonurne zusammen mit wenigen knochenresten die auf dem bild nicht zu sehen sind die urne die bereits stark zerstört war & deren größter durchmesser cirka 55 centimeter beträgt ist aus rotgebranntem ton hergestellt sie hat am oberen rand herum 2 wulstgriffe zum leichteren herumtragen der leichenteile

    nachbemerkung

    sollte sich aufgrund dieser beschreibenden ausführungen manch sachverständiger entschließen nach saraycik zu fahren sind einige bemerkungen herangebracht die leute sind sehr gastfreundlich wenn man als freund kommt & die sprache spricht sie sind dagegen fremden gegenüber die plötzlich & unangemeldet in ihrem weideland auftauchen & der sprache nicht mächtig sind mißtrauisch vor allem die männer der leute ohne daß man einen angehörigen der leute als begleiter auf die reise nach saraycik mitnimmt wird das unternehmen risikoreich die überheraus scharfen schäferhunde entdecken selbst auf kilometer einen wolf

    paramykologie

    kreisende schreibbewegungen zu einer interkulturellen begriffsbestimmung

    pilze eß ich nie.

    (nurmi, langläufer, lt.

    achternbusch, dichter)

    1

    vorab ein paar worte zur charakterisierung einer fundamentalen form der daseinsermöglichung. zweifellos wird es noch vieler verbesserungen hinsichtlich der möglichkeit bedürfen, sich relevante informationen über die formen der auseinandersetzung mit verschiedenen aspekten privaten & sozialen daseins zu sichern, bevor die hier zu berichtenden ansätze zur (wieder-)erfassung von daseinstechniken auf paramykologischer grundlage einen anspruch auf einen ausgedehnteren bereich von gültigkeit erheben dürfen. dennoch spricht manches dafür, daß der mensch (als individuum) von den hier im paramykologischen bereich diskutierten quantitativen formen einer schöpferischen daseinsermöglichung weit besser ‚definiert’ werden kann als z.b. von formalen qualitäten des verhaltens aus (wie z.b. anregbarkeit, aktivitätsniveau u. dgl.) oder durch eine rein lineare informationsübermittlung, so imposant & ehrfurchterheischend diese qualitäten – in verbindung mit einer inhaltlichen analyse – auch sein mögen.

    2

    paramykologie – was ist das? (zu lesen als enzyklopädisches stichwort) eine disziplin, die sich mit außersinnlichen wahrnehmungen & physikalisch und psychisch bisher nur teilweise erklärbaren wirkungen auf den menschen unter einwirkung von mykohalluzinogenen befaßt. diese wunderbaren & unheimlichen wirkungen spielten im volksheilpraktischen & religiösen bereich früherer kulturen eine bedeutende rolle (vor allem in mittel- und südamerika, nordeuropa, asien), heute sind solche praktiken nur noch rudimentär nachweisbar (mittelamerika¹, afghanistan ², indonesien³). mykokulte fanden nachweisbar in vielen ethnoliteraturen ihren niederschlag (in den veden & in indogermanischen märchenarchetypen). für die psychotropen eigenschaften sind vor allem psilocin, psilocybin, ibotensäure, muscimol, muscazon & muscasophin anzuführen, die sich in den am häufigsten verwendeten pilzen amanita muscaria, panaeolus sphinctrinus & verschiedenen anderen psilocybearten finden. ⁴

    abbildung aus der prager presse ca 1920

    3

    die ganze welt riecht nach meinem usurpator, pfui, schäm er sich, schmeichler!, dieser changierende mediokritätenbovist, dieser hartgesottene, mit ausgefeimten ahnungen gespeicherte dünster, quasi ein kunstspion, eine memoirenfabrik, ein luder-parasit auf kosten meines abendlandes!

    oskar pastior der erfinder des mediokritäten-bovist

    4

    der mensch im selbstversuch als objekt der wissenschaft. – der wissenschaft? – unter den wissenschaften, die sich mit dem menschen befassen, stehen die geisteswissenschaften zu den mehr biologisch orientierten disziplinen im gegensatz, dank einer geisteshaltung, die nicht einfach durch die methodische verschiedenheit der fragestellung & des vorgehens erklärt werden kann. die stellung des menschen innerhalb der gesamtheit der lebewesen wird von vornherein in einer fundamental anderen perspektive gesehen. die biologisch orientierten wissenschaften – so auch zu einem großen teil die experimentelle paramykologie – untersuchen vorgänge & erscheinungen des menschlichen lebens unter dem blickpunkt einer zunehmenden komplexität aller lebenserscheinungen (hier u.a. durch mykohalluzinogene). die geisteswissenschaften neigen dazu, den wert vergleichender untersuchungen für ein besseres verständnis des menschlichen zu leugnen, & gehen gelegentlich bis zu der behauptung, die mykologie sei überhaupt außerstande, mit experimentellen & quantitativen methoden zuverlässige untersuchungen über menschliches verhalten anzustellen, da paraphänomene allesamt noch nicht stubenrein seien⁶. dieser grundsätzliche unterschied in der einstellung zu den problemen zieht deutliche grenzen zwischen den wissenschaftlern, die vor allem den ‚inhalt’ & die ergebnisse menschlicher tätigkeit zum gegenstand ihrer forschungen machen, & denen, die gerade die vorgänge auch experimentell über halluzinogene katalysatoren untersuchen wollen, die am zustandekommen des inhalts & der ergebnisse beteiligt sind. der gegensatz macht einen fruchtbaren dialog schwierig, wenn nicht gar unmöglich. das ist um so mehr zu bedauern, als innerhalb der geisteswissenschaften – auf der philosophischen ebene – durchaus anerkannt wird, daß das ‚spezifisch menschliche’ in einer ‚inkarnierten’ freiheit & einem ‚inkarnierten’ geist residiert. die konsequenzen dieses ‚tatbestandes’ für eine methodologie positiver forschung sind jedoch bisher in vielen bereichen im dunkeln geblieben. dabei muß doch – gerade im sinne einer evolutionstheorie des lebens – der tatsache rechnung getragen werden, daß die phänomene ‚mensch’ & ‚pilz’ im bereich eines prozesses auftreten & sich in einem prozeß entwickeln, der seinerseits eine ‚geschichte’ hat & uns in mehr oder weniger komplexen formen an verschiedenen stellen auf der stufenleiter der zivilisation (der sogenannten!) begegnet.

    5

    tonbandprotokoll meines letzten selbstversuchs mit vier paar panaeolus sphinctrinus am 25. märz 1982: dumpfe ohren nach nicht mehr als zwei minuten/ich halte mich in der sonne auf/die ohren sind verschlossen & sehr offen zugleich/ich will nichts/in mir ist es/dies versuche ich nicht einmal zu halten/ich werde nie mehr nahrung brauchen/meine schuhe treten im brot/ein gefrorener schnee knistert unter jedem schritt/hinter den letzten verkohlten bäumen haben die berge schnee/ein weißes tier wälzt sich in lila blüten/grasfressersympton/die nackenmuskeln bekommen einen neuen härtegrad/das gehen auf den weißen steinplatten verselbständigt sich/das knarren vom brot kommt von woanders her/ich setze mich hin aber mein arsch gehört mir nicht mehr/der körper bewegt sich im rhythmus des herzens/die wörter dieses satzes widerstreben mir/die muskeln in der nähe der ohren ziehen sich zusammen/die speicheldrüsen werden aktiv/das zusammenziehen der unteren backenmuskulatur/aber es ist alles sehr leicht/- ich sitze & der gedanke ans aufstehen ist meine einzige sorge/im stehen fällt es mir schwer das gleichgewicht zu halten/nachdem ich mich in der sonne gestreckt habe ein leichter magendruck/ließe ich jetzt einen furz würde es mich wegtragen/so leicht/ich stehe so da den arsch eines fettsteißschafs die brust eines preußen der bauch noch kein buddhabauch den kopf im nacken/johnny weißmüller im dschungel/ die verlängerung meines nasenrückens ist die direkte gerade zur sonne/die wirbelsäule sollte ich entspannen/- mein körper bildet interplanetarische winkel/ich lehne mich an aber das ist kalt/das gehen ist ein puls der fetzt & mich fliegts/- mich wunderts daß ich spreche/das ist schön daß das möglich ist/an der sprache halte ich mich/die sprache ist ein gerüst an dem ich mich fortbewege/sonst bin ich nichts/das hirn trägt mich als ganzes weg/dieses gefühl ist allumfassend so sehr ich dieses wort hasse/aber ich sags bevor es zu spät ist/meine existenz ist von allen seiten her gepolstert/so ist das bild richtig/immer noch erhöhter puls aber ich bin mir nicht sicher ob die sonne ihn antreibt oder das herz/beim gehen habe ich schwere schenkel/die sonne kann durch mich/über meinen rücken verteilt treten strahlen aus/ein sender/ein wurzelstock glänzt mir zu & durch mich hindurch/dieser pilz hat mich in meinem leben überrascht/beim sprechen werden die wörter real/eine wirklichkeit entsteht unter meiner sprache/ich kann alles materialisieren sowie ich es nenne/nur ich fülle die zeit aus/ich nehme die zeit in meine hand & weiß noch nicht was ich damit mache/verschiedenste zeiten kann ich gegeneinander abwägen/in händen & hirnen/es ist alles anders aber das ist gleichgültig/die zeit werfe ich mit meinen händen in mein hirn/die zeit ist fast weiß/sie ist warm aber in ihrer form nicht veränderbar/glatte flächen die glänzen/es handelt sich um kleinere gegenstände vielleicht sind es minuten oder fünfminutenabschnitte/auf jeden fall ist die zeit völlig geruchlos/ich übergebe die zeit ihrem ursprung dazu habe ich jetzt die fähigkeit & die muskelkraft/mit einem male merke ich daß ich von gegenständen umstellt bin/von gegenständen der welt aus der ich kam/ das alles hat geleeartige beschaffenheit/materialisierung von nichtmateriellem bei gleichzeitiger auflösung des normalerweise greifbaren/aus mir herausfahrende wortpfeile/knochen wie brei/feuchtigkeit an der man sich stößt/blumen die so schnell verschwinden wie sie auftauchen/wenn ich mich an einen anderen ort begebe so ist das nicht eine frage der bewegung/das grüne gras

    6

    wenn die empirische forschung einen bestimmten grad erreicht hat & tatsachen in gehöriger dichte beieinanderstehen, tritt wohl an jede disziplin der geisteswissenschaften die methodische forderung nach dem erfassen der struktur heran. was sich für die wissenschaftliche bewältigung mit oder ohne ‚strukturforschung’ längst von selbst versteht, muß für das begreifen einer neu zu überdenkenden psychologischen anthropologie grundsätzlich & überall nutzbar gemacht werden. das erfassen einer struktur & deren entstehung wurde bisher in der westlichen welt unter dem dualistischen gesichtspunkt diskutiert: struktur kann nicht von selbst entstehen, sondern ist als anfangsbedingung von außen vorgegeben⁸. jedes erfassen einer struktur besteht in vorläufiger ordnung in der hoffnung auf nachherige unordnung & das auch nur, weil ordnung a priori vorläufig ist, weshalb ich wenig davon halte. für mich als wissenschaftler mit westöstlicher daseinsstruktur kann ich fast sagen: wenn mir etwas zu ordentlich gerät, habe ich nicht aufgepaßt. ich pflege die dinge sich selbst organisieren zu lassen, mein wissenschaftliches ziel ist die dissipative struktur⁹. bei dissipativen strukturen liegt der witz gerade darin, daß sie sich ihre spielregeln selbst setzen, also echter selbstorganisation fähig sind. aber das ist für westliches denken ein so großer sprung nach einer rosaroten welt hin, daß vorderhand nur wenige imstande sind, ihn zu vollziehen. „wichtig dabei ist, daß das system über genügend freiheitsgrade verfügt. je mehr freiheit, desto mehr ordnung – ein prinzip, das die naturrechtler noch nicht entdeckt haben & so auch kaum werden entdecken wollen!"¹⁰ aus solchen ansätzen entwickelt sich das bild einer wirklichkeit, die auf vielen ebenen interaktiver prozesse beschrieben werden kann, nicht aber nur auf einer einzigen. leben ist nicht mehr mit physik allein definierbar, der geist-körper-dualismus, der das abendland geprägt hat, ist durchbrochen. ganzheitlichen wissens, das neben dem rational-analytischen wissen auch intuition, magie, mystik & para einschließt, bedarf es, um den letzten endes sinnlosen überbau, der leben genannt wird, zu be-greifen. die paramykologie ist & war baustein eines solchen ganzheitlichen wissens.

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    aber andererseits, ob in verbindung mit dem fremden oder nicht, warum sollte die ursache all dieser regungen nicht auch einen einfluß auf das pflanzliche leben haben? warum sollte es nicht beispielsweise mit doppelter intensität den eigenartigen todes- & verwesungsgestank eines solch übelriechenden gewächses wie des ‚stinkhornpilzes’ herausziehen? porius nahm in diesem augenblick etwas wahr, was dem fiebrigen, stinkenden, widerlichen & doch krankhaft sexuellen geruch dieses unheimlichen kryptogamen gewächses glich, & gerade erreichte ihn der geruch, genau so wie jener es getan hätte, in launischen, unterbrochenen luftzügen... später versuchte er zu analysieren, was es denn war, das er erlebte, als er sich erstmals diesem mann gegenübersetzte; aber in dieser analyse kam er nie über die assoziation dieses eiskalten schauers mit dem geheimnisvollen phänomen, das in den meisten menschlichen stämmen als ‚tod’ bekannt ist, hinaus. er entschied allmählich, daß der seltsame pilzgeruch, den er vor einigen minuten bemerkt hatte, von der erstaunlichen gestalt vor ihm ausging¹¹.

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    „es zieht aber der großkönig, wie zu erwarten, mit lebensmitteln wohlausgerüstet & mit vieh, & auch wasser wird zugleich mitgenommen vom choaspes, der bei susa fließt, von dem allein der könig trinkt & von keinem andern flusse. mit dem abgekochten wasser dieses choaspes folgen ihm gar viele vierrädrige, mit maultieren bespannte wagen, die es in silbernen gefäßen führen, wohin er auch jedesmal zieht."¹² – dies wasser, von dem herodot berichtet, diente offensichtlich nicht zum durststillen, denn, warum sollte es nur vom könig allein genossen werden? warum wurde es in silbernen gefäßen aufbewahrt & transportiert? das wasser des choaspes diente, wie wir heute wissen, zur bereitung von haoma.

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    haoma – jahrhundertelang ein mißverständnis der angehenden & der etablierten wissenschaft & ein ethnobotanisches rätsel. james darmesteter gibt in seiner avesta-übersetzung ende des letzten jahrhunderts sogar eine abbildung der haoma-, pflanze’ (in natürlicher größe!). zahlreiche botaniker, ethnologen, philologen, historiker, religionswissenschaftler, linguisten (wilson, von roth, balfour, müller, nyberg, carey, piddington, voigt, windischmann, drury, haug, hooker, grassmann, hillebrandt, khory, henry, havell, mikherjee, lindner, um nur einige wenige zu nennen) brachten haoma & soma mit ebenso zahlreichen pflanzen in verbindung. wasson hat dann schließlich die gesamte literatur aufgearbeitet & so etwas wie einen schlußstrich unter die diskussion der wissenschaftler gesetzt¹³. – „mr. r. g. wasson advances a revolutionary hypothesis on the nature of soma, the implications of which are so widespread that ethnologists cannot leave the task of communicating it to indian specialists only... mr. wasson’s work establishes, in our opinion convincingly, that among all the candidatures put forward for representing soma, amanita muscaria is by far the most plausible." (claude lévi-strauss, l’homme). – ausschlaggebend für die letztendliche identifizierung von haoma & soma war die erwähnung des zeremoniellen urintrinkens im rigveda. die hauptsächlich halluzinogen wirksame konstituente der amanita muscaria ist muscimol, das den körper unverarbeitet passiert, ein in der biologie ungewöhnliches phänomen.

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    abgesehen von prähistorischen pilzkulten, lassen sich paramykologische praktiken zuerst im vedischen indien & im pharaonischen ägypten nachweisen. die pharaonischen ägypter hatten immer die gewißheit, a l l e s für ihre toten tun zu können. in tat & wahrheit sind sie davon ausgegangen, alles entscheidende nach dem tod entscheiden zu können, & nur davon allein können wir heute bei unseren betrachtungen legitim ausgehen. bei der fortsetzung des dieseits über den tod hinaus ging es um die beschaffung & erhaltung von wohnraum, inventar & lebensunterhalt für den toten, der im grab wohnend vorgestellt wurde. es ging dabei nicht allein um die bereitstellung von arbeitskräften & material, die überdies in der regel noch vom grabherrn selbst bei lebzeiten vorgenommen wurde, sondern die fortsetzung des lebens im jenseits schloß eine fülle von ritualen ein, von der weihung der grabanlage bis zu den handlungen, die den toten zum genuß des mahles aufweckten. diese riten wurden von den nachfahren, familienangehörigen oder eigens bestellten totenpriestern zelebriert, & es gibt keinen zweifel, daß sie ex opere operato, also zuverlässig wirkend gedacht waren. in unserem zusammenhang spielt der weckruf, der den toten zum essen aufruft, eine besondere rolle¹⁴. bei der mumifizierung des leichnams wurden, bevor der körper für die grablegung verschlossen wurde, in der oberen brustkorbgegend frische unpräparierte pilze deponiert. von diesem sachverhalt haben wir durch die literatur kenntnis¹⁵. die pilze selbst sind zu staub zerfallen. durch sporenanalysen konnten vertreter der spezies amanita (caesarea?), stropharia, collybia & hygrophorus (möglicherweise aus den südlichen wäldern ins pharaonenreich gebracht) annähernd identifiziert werden¹⁶. die altägyptische literatur nennt die pilze ohne unterscheidung der verschiedenen arten wörtlich übersetzt ‚fleisch des rufs des weißen flügelpaars’ ¹⁷. dieses ‚fleisch des rufs’ diente beim ritual des aufweckens von toten zum essen als mediumale durchgangsstation für den weckruf. die pilze waren sozusagen relais & übersetzten die sprache der lebenden in die sprache der toten. sie hatten vermittlerfunktion zwischen den welten, zwischen der welt, die wir real zu nennen gewohnt sind & der welt, die wir jenseitig nennen & die von toten & göttern bewohnt wird. in allen kulturen, in denen pilze zu ritualen verwendet worden sind, hatten sie solche oder ähnliche vermittelnde funktion. wer lange genug mit pilzen in engem kontakt gelebt hat, wird diese fähigkeit des ‚fleischs der götter’ (so genannt von den azteken) nicht bezweifeln können.

    annaleninschriften I 1999a-1999h/IV 667

    die übersetzung der zeilen a-c lautet „die bereitstellung für den aufenthalt nach der reise (von einem leben in das andere) verlangt am ende (der mumifizierung) vor dem verschließen (des zur mumifizierung geöffneten körpers) das frische fleisch des rufs des weißen flügelpaares (d. h. pilze) hinter den obersten rippen."

    fresko in der kapelle von plaincourault spätes 13. jh.

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    in der kapelle von plaincourault gibt es ein fresko aus dem späten 13. jahrhundert mit der szene der versuchung im paradies. der baum der erkenntnis, um den sich die schlange windet, ist kein baum im herkömmlichen sinne, sondern ohne zweifel eine darstellung von amanita muscaria. aus knolle & stiel des hauptpilzes kommen, wie ableger, noch sechs weitere kleinere exemplare des pilzes herausgewachsen. ¹⁸

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    angehörige der ‚avantgarde’ experimentell-statistischer grundlagenforschung in der paramykologie werden eine verbindung von ‚objektivität’ & voreingenommenheit innerhalb der kontinentaleuropäischen psychomykologie nicht verwunderlich finden; wird hier doch zumeist auf die an sich notwendige ‚rigorose’ nachprüfung wissenschaftlicher thesen verzichtet. wenn man aber aus der herkömmlichen anerkennung solcher prüfprinzipien & aus der eigenen orientierung an wissenschaftsvorbildern angloamerikanischer provenienz ableitet, unvoreingenommenheit & wertfreiheit des eigenen standpunktes seien gesichert, so ist an die geistesgeschichtlichen wurzeln des behaviorismus zu erinnern, die hofstätter¹⁹ in den einflüssen des puritanismus auf neuengland & seine universitäten erblickt. weiterhin ist auf die in der gleichen tradition verwurzelten impliziten wertvorstellungen in der persönlichkeitspsychologie des faktorenanalytikers cattell²⁰ zu verweisen. ²¹

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    da sich kulturphänomenale vorgänge, verbunden mit parapsychologischen, oft (auffallend oft!) in der küche abspielen, sozusagen in den grauzonen zwischen alltag & fantasia, hier ein paar worte zur südslavischen kochkunst, in der sich diese grauzone wenigstens im kontinentaleuropäischen bereich am meisten aufgehellt hat. ein großteil meines lebendigen wissens auf diesem gebiet verdanke ich meiner verehrten ljuba t. daničić. essen schwangere frauen viel pilze, so werden ihre kinder von heiterer lebensauffassung, leichtblütig & sanglustig, sie lernen das gehen & das sprechen sehr früh, früher als andere kinder, werden gute tänzer & finden immer glück & freude auf ihrem lebensweg. dieser glaube ist bei allen südslavischen pilzessern verbreitet. die südslavische kochzauberin scheint in ihren seelischen reizzentren fast mehr auf die mutterschaft als auf den mann eingestellt. nur bei der slavonierin, die keine kinder gebären will, ist das erotische sehnen & träumen des weibes mit ergreifender unentrinnbarkeit²². daß die pilze in der südslavischen zauberküche nicht fehlen dürfen, ist selbstverständlich. pilzgerichte sind seit urzeiten bei den slaven beliebt gewesen & da hat es die zauberin nicht schwer, auch einige giftige – wenn es not tut – mitzuservieren. bei den alten germanen dagegen war der widerwille gegen pilze sehr stark, & manche kulturhistoriker (wermann, zauder, selmrot) neigen zu der ansicht, daß sich die germanen in ganz frühen zeiten an die schwämme überhaupt nicht heranwagten, & erst an den grenzen durch die slaven das pilzschmausen kennen lernten. bei den slaven dagegen galt seit uralten zeiten das pilzessen als schönheitsfördernd, blutreinigend, stärkend & glückbringend. während sich die deutschen versucht fühlten, vor allem an böse geister & finstere mächte zu denken, wenn sie pilze sahen, ist für den slaven der pilz fast immer ein freude- & glücksspender. er gab ihm zärtliche namen, wie zec (hase), krówka (kuhchen), pećurka (bäckerei), ludica (tollchen), ljubavna gljivica (verliebtes pilzchen) usw., während der deutsche mißachtend täubling, krötenstuhl, narrenschwamm, gurgelmagen, totentrompete, ehegürtel, speiteufel, rotzer, kuhfotze, judenpilz sagt. der slave dachte nur an die kostbaren zauberkräfte, wenn er beobachtete, welch verheerendes wirken schwammgebilde entfalten konnten, wenn er sah, wie bäume, die von pilzwucherungen befallen waren, siech & morsch, oder wie der menschen mühevolle werke durch den hausschwamm rücksichtslos zerstört wurden. vom schauer des geheimnisvollen umwittert erschien dem südslavischen zauberweibe das geschlecht der pilze, aber sie verehrte es, selbst in seinen bösesten – den giftigen – exemplaren. es diente ihr zum wahrsagen: der liebe, der ehefreuden, der getreidepreise & der bösen winterzeit. auch frauenkrankheiten bannte man mit schwämmen, während ein pilzgericht immer auflodernd wirkt, wenn es liebende verspeisen. darum singt die leidenschaftliche polin:

    oj rydzu, rydzu oj rydzu mój,

    jaki to słodky ten korzen twój,

    smarzyła bym cię w olejy

    zeby’s się nie skurczył zlodziejy.²³

    des deutschen mißachtung der pilze ersieht man auch aus der spruchweisheit. er ist ihm bloß das symbol alles dessen, was keine dauer, keine zukunft & keinen wert hat, was locker & haltlos gebaut ist. nicht so dem slaven. der schätzt die zauberkräfte des pilzes & verzeiht ihm deshalb seine anderen weniger guten eigenschaften. wenn einer viel tolle & lockere witze macht, sagt er lachend: nori, kak da se najel norih gliv (er tollt, als ob er giftpilze gegessen hätte). von einer gut gediehenen arbeit sagt er lobend: raste kŏ gljiva iza kiše (sie wächst, wie ein pilz nach dem regen). der russe sagt: der pilz, der da auf dem ural wächst, nennt sich der großvater der berge. oder: wenn der pilz auf dem maulwurfhaufen wächst, schreit er hurrah! auch diese wortgepräge zeigen eine heitere auffassung des schnell aufstrebenden & hohlen stolzes schöner pilze. der deutsche dagegen gebraucht das wort ‚schwamm’ immer nur als herabsetzende bezeichnung. bekannt ist das deutsche volkswort: wer mit schwamm umgeht, riecht nicht nach weihrauch. frauen, die gern pilze essen, sagt man nach, sie seien männertoll & solchen männern, sie seien hurenkerle.²⁴

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    es geht also schon immer um die neuschaffung von lebendigem wissen in ununterbrochener zwiesprache mit der umwelt. der mensch ist nicht nur durch seine stammesgeschichte (genetisch & kulturell) geprägt, sondern auch durch die art, wie er mit seiner umwelt in beziehung steht. ein pygmäe hat ein grundsätzlich anderes verhältnis zu seiner umwelt (zu pilzen!) als ein mitteleuropäischer standesbeamter. es handelt sich dabei nicht ausschließlich um die übertragung von information & kalkül, sondern um die kreative schaffung von beziehungen & neuen systemen. dieses schöpferische element im kontakt mit der umwelt geht der abendländisch geprägten existenz dank der erziehung in elternhaus, schule, kaserne & universität ab. – „von dem augenblicke an, wo er das licht der welt erblickt, sucht ein mensch aus ihrem wirrwarr, in welchem auch er mit allem andern bunt durcheinander herumgewürfelt wird, sich herauszufinden & sich zu gewinnen. doch wehrt sich wiederum alles, was mit dem kinde in berührung kommt, gegen dessen eingriffe & behauptet sein eigenes bestehen. mithin ist, weil jegliches auf sich hält, & zugleich mit anderem in stete kollision gerät, der kampf der selbstbehauptung unvermeidlich."²⁵ – das lebendige wissen,

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