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Die Göttin des Christentums: Maria Magdalena: Das Geheimnis der Gefährtin Jesu
Die Göttin des Christentums: Maria Magdalena: Das Geheimnis der Gefährtin Jesu
Die Göttin des Christentums: Maria Magdalena: Das Geheimnis der Gefährtin Jesu
eBook480 Seiten6 Stunden

Die Göttin des Christentums: Maria Magdalena: Das Geheimnis der Gefährtin Jesu

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Über dieses E-Book

In diesem Buch geht es um Maria Magdalena, die neben der Mutter Jesu am meisten genannte Frau des Neuen Testaments. Es führt den Beweis, dass die Frau aus Magdala, die „Apostelin der Apostel“ und Lichtjungfrau der Gnosis, weit mehr ist, als uns die Kirchen glauben machen wollen: Sie ist die als Frau inkarnierte Göttin, ebenbürtig mit dem als Mann inkarnierten Gott Jesus, seine ewige Dualseele. Sie war mit ihm verheiratet und wurde besonders deshalb von der Römisch-Katholischen Kirche gnadenlos verdrängt, ihre Anhänger bekämpft und ermordet. Damit erfüllte sich die alte Prophezeiung aus dem Buch Micha, das schon im Alten Testament die Geschichte der Frau Jesu ankündigte.
Im neuen Zeitalter des Wassermanns nun werden die weiblichen und männlichen Kräfte vereint sein, und Maria Magdalena offenbart sich als das Neue Jerusalem der Offenbarung des Johannes. Das ist ihre Geschichte!
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum6. Apr. 2013
ISBN9783848291922
Die Göttin des Christentums: Maria Magdalena: Das Geheimnis der Gefährtin Jesu
Autor

Klaus Mailahn

Klaus Mailahn wurde am 15.08.1961 in Konstanz am Bodensee geboren. Nach kaufmännischer Ausbildung ist er derzeit in Frühente. Er hat aus Interesse an der Religion mehrere Abhandlungen und Texte verfasst: - "Der Fuchs in Glaube in Mythos", Münster/Wf. 2006, - "Göttin, Fuchs und Ostern", Münster/Wf. 2007, - "Der russische Ödipus. Die seltsame Marienverehrung des Grigori Jefimowitsch Rasputin", München 2008, - "Der Fuchs als Tier der Gottheiten Alt-Perus", München 2009, - "Reineke Fuchs und die Göttin. Neue Erkenntnisse über ein heiliges Tier der Großen Mutter", München 2010, - "Dionysos, Gott der Frauen. Eine mythologische Spurensuche", München 2011. - "Die Göttin des Christentums: Maria Magdalena", Norderstedt 2013. - "Maria Magdalena und ihr Sohn Johannes Markus im Evangelium nach Johannes", München 2015. - "Maria Magdalena und Avalon", Norderstedt 2017. - "Der Sonnenwanderer". Roman, Norderstedt 2020.

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    Buchvorschau

    Die Göttin des Christentums - Klaus Mailahn

    Kapitel.

    1. Die Göttin und der Gott. Vom Matriarchat, seinem Ende und der Göttin in Israel

    1.1. Die matriarchale Religion und ihre Folgen

    Das neue Gottesbild, das ich in der Einleitung erwähnte, ähnelt auf den ersten Blick dem des ältesten Matriarchats – einer Gesellschaftsform, welche aufgrund mangelnder Gleichberechtigung, in diesem Fall gegenüber dem Mann, kein Vorbild sein kann. Wenn ich hier vom „Matriarchat spreche, dann in dem Bewusstsein, dass es ein einziges, großes Matriarchat natürlich nie gegeben hat, sondern nur zahllose matriarchal geprägte Stämme. Als sprachliche Vereinfachung benütze ich das Wort „Matriarchat daher in diesem Sinne verstanden.

    Das Fundament des Matriarchats war zweifelsohne die Religion der Göttin und ihrem Gott, wobei letzterer diese Bezeichnung allerdings kaum verdient hatte: Der archaische Mensch sah, dass die Kinder aus dem Bauch der Frau geboren wurden, und so galt sie als die Spenderin des Lebens. Entsprechend dazu existierte das Gottesbild der typischen Göttin, die als Fruchtbarkeitssymbol mit dickem Bauch und überbetonten Geschlechtsmerkmalen dargestellt wurde, und einem nahezu im wahrsten Sinne des Wortes ein Schattendasein fristenden Gott, dem das Reich des Todes und die Jahreszeit des Winters zugeordnet waren. Glaubt man der Matriarchatsforschung, so war die Überbetonung des Weiblichen so frappierend, dass die Große Göttin drei Aspekte – junge Lebensspenderin, reife Liebesgöttin und alte Todesgöttin – besaß, welcher ein Gott mit nur einem Aspekt gegenüberstand. Möglicherweise hat der Mythos vom sterbenden Gott tatsächlich Opferungen von Männern, die den Übergang in die Dunkelheit symbolisierten, Vorschub geleistet – ein manchen MatriarchatsforscherInnen übrigens sehr unangenehmes Thema – was schon schlimm genug wäre, aber wohl eher zu den Ausnahmen zählen dürfte. Viel wichtiger jedoch als das Opferthema ist der Stellenwert der Vaterschaft. Es ist die soziale Einrichtung des so genannten Avunkulats, das heißt die Übernahme der Vaterrolle durch einen Bruder der Mutter, die eine Schlüsselrolle spielt. Lediglich Zeugender durfte (weil musste) der Mann freilich sein, miterziehender und gleichberechtigter Vater jedoch nicht. Das Avunkulat ist eine Art Beweis für die bewusst durch die Frau verdrängte oder dem Mann verschwiegene Vaterschaft. Der Fruchtbarkeitswahn der damaligen Gesellschaft förderte bisweilen zudem Promiskuität und Polyandrie,¹ und so konnten die Männer nicht mit Gewissheit sagen, ob sie tatsächlich der Vater eines jeweiligen Neugeborenen waren. Die Väter hatten also keine Gelegenheit, wirklich Vater zu sein, konnten ihre Vaterschaft nicht leben, jedenfalls nicht mit den biologisch von ihnen gezeugten Kindern. Es wäre naiv zu glauben, dass ein über Jahrtausende unvollständiges oder nahezu fehlendes Vaterschaftsbewusstsein keine tiefen psychologischen Wunden geschlagen hätte. Der Grund für die Überbetonung der Vaterschaft im Patriarchat kann seine Ursache nur in jahrtausendelanger Unterbetonung im Matriarchat haben.

    Es kommt sicher der Wahrheit am nächsten, wenn man von einer Verdrängung spricht, gerade wenn man bedenkt, wie lange – einige tausend Jahre wohl – das Zeitalter des Mutterrechts währte. Da die ganze Religiosität, der Kult der Göttin, auf dem Fruchtbarkeitsaspekt in Verbindung mit der Mutterrolle aufbaute, war, gesellschaftspolitisch betrachtet, das Verschweigen der Vaterschaft nichts Geringeres als die Garantie für die weibliche Machterhaltung. Viele Frauen erlaubten sich Polyandrie, hatten oft mehrere Männer. Jungfräulich zu sein, galt als eine Schande,² und die Religion der Göttin wurde im Namen der Lust oftmals derart missbraucht, dass sich jede Frau dem „Dienst an der Göttin", der sakralen Prostitution hinzugeben hatte, besonders in der Übergangszeit vom Matriarchat zum Patriarchat. Für letzteren Umstand waren allerdings häufig die Männer verantwortlich, welche die politische Macht an sich gerissen hatten, während religiöse Instanzen nahezu vollständig und gesellschaftliche Ordnung noch überwiegend weiblich geprägt waren. Die sakrale Prostitution ist eine mittelbare oder unmittelbare Folge der matriarchalen Gesellschaftsform; ob sie ursprünglich bereits von Frauen oder erst in der Zeit des Niedergangs von Männern eingeführt wurde, spielt eine untergeordnete Rolle. Jedenfalls zeigt sie, wie tief diese Gesellschaftsformen bereits in ihrer Grundhaltung moralisch anzusiedeln sind, beziehungsweise welche Folgen aus der weiblichen Dominanz hervorgingen. Das Erkennen der Vaterschaft wurde dadurch natürlich auch nicht gerade erleichtert, und es würde mich gar nicht wundern, wenn auch der Vielmännerei oftmals sogar diese entsprechende Absicht zu Grunde gelegen hätte. Wie sonst hätte das Matriarchat so lange andauern können? Selbst wenn der Mann es geahnt haben mochte, dass auch er an der Entstehung der Kinder beteiligt war, offensichtlich war es für ihn nicht, nur bei der Frau war es für Alle klar erkennbar, und auf diese Tatsache konnte sie aufbauen, ihre Religiosität und Suggestion dem Mann gegenüber darauf gründen. Gewiss war dies nicht in allen matriarchalen Gesellschaften so, sondern es gab mit Sicherheit auch feine Abstufungen von Clan zu Clan, wobei in manchen sogar die reine Unwissenheit, also kein Betrug, vorgekommen sein mochte.

    Es kam natürlich, wie es kommen musste. Zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten wurde das wohl gehütete Geheimnis um die Vaterschaft nach und nach offenbar, und in Clans, wo es sich tatsächlich um Betrug seitens der Frau handelte, mussten die Reaktionen umso heftiger ausfallen. Die Religion der Mütter begann unglaubwürdig zu werden, und die Konsequenz war eine Verstärkung der ohnehin schon vorhandenen Degeneration, nun aber vor allem unter dem Vorzeichen, dass die Religiosität an sich darunter litt: Nach und nach verkam sie zur bloßen Maske, zum Deckmantel für Machtpolitik und Lust. Immer mehr ergriff der Mann die Macht, an einem Ort früher, andernorts später, und im Zuge der zunehmenden Bevölkerung kam es zu Grenzverletzungen, Überfällen, Kriegen. Rasch entwickelte sich daher auch der matriarchale Widerstand, die Amazonen. Das Bild der Göttin veränderte sich: Mythologisch gesehen, mutierte sie von der Lebensspenderin nun mehr zur Erretterin: Demeter rettet ihre Tochter Kore aus der Unterwelt, Isis ihren Bruder-Geliebten Osiris, der jedoch dort verbleibt und von ihr als Horus wiedergeboren wird. Später entstanden dann die typischen männlichen Heldengestalten, die ohne weibliche Hilfe die Unterwelt überwanden, später besonders ausgeformt in den Odysseus- und Orpheusepen – nichts weiter als eine logische Fortentwicklung, ein Befreiungsakt des Mannes, der nun die Göttin nicht mehr nötig hatte, um aus der Unterwelt errettet zu werden, sondern selbst zum Lebensspender mutierte, was schließlich in der christlichen Erlösergestalt gipfelte.

    Soweit einige grundlegende Gedanken zum Matriarchat und dem, was daraus hervorging. Ich werde mich ab jetzt in diesem Abschnitt vor allem auf die Göttinnen beschränken, mit denen das Volk Israel in Berührung kam, sowie deren Vorläuferinnen, denn für das Hauptthema dieser Arbeit kommt es in erster Linie darauf an, ihre Bedeutung in Bezug auf die spätere Verehrung und Verdrängung Maria Magdalenas im Christentum und in der Gnosis zu verstehen. –

    1.2. Inanna

    Inanna ist die sumerische Vorläuferin der später in Israel bekämpften und verehrten Göttinnen Ištar, Aschirat, Astarte und Anath. Von daher ist sie für diese Arbeit von Relevanz.

    Die ersten Überlieferungen und Daten, die uns bekannt sind, stammen aus der Zeit um etwa 3000 v. Z. Sie offenbaren uns die Welt eines Volkes, in dem der Mann längst die politische Macht sprich das Königtum ergriffen hatte, die Frau allerdings im mächtigen Bereich der Religion immer noch eine wichtige Rolle spielte. Anhand des Rituals der Königsvergöttlichung, einer kultischen „Heiligen Hochzeit" des Königs, meist mit der Hohepriesterin oder einer Hierodule als Stellvertreterin der Göttin, lässt sich erkennen, dass

    a) die Göttin, hier Inanna, noch immer als höchste Gottheit angesehen wurde und noch alle drei Aspekte der Großen Mutter (Lebensspenderin, Liebesgöttin, Todesgöttin) vorhanden sind,

    b) sich die Vorstellung von einer dreigestaltigen Göttin mit einem Gott sich zu einem Glauben an ein ganzes Pantheon von Göttinnen und Göttern entwickelt hatte,

    c) die höhere Liebe sehr degeneriert war: Nicht aus Zuneigung vereinigte man sich im Kult miteinander, sondern nur aus bloßer Lust – und weil die gesellschaftliche Rolle es so verlangte.

    Die Nachfolgerin der Inanna, die babylonisch-assyrische Himmelskönigin Ištar, hat etwa tausend Jahre später schon einiges an Glanz verloren, ist auf nur noch zwei Aspekte reduziert: Liebes- und Todesgöttin. Ištar ist, wie schon ihre Vorgängerin Inanna und ihren zahlreichen Varianten unter den Namen Astarte, Aschirat und so weiter, eine höhere Liebe völlig fremd. Ihre Liebe besteht, ganz wie bei ihrem griechischen Pendant Aphrodite, lediglich in der erotischen Liebe, wie ein 3700 Jahre altes Gedicht beweist, in dem Inanna spricht:

    „Mein honigüßer Mann, mein honigsüßer Mann beglückt mich immer.

    Mein Herr, der honigsüßeste der Götter,

    Er ist der Bestgeliebte meines Schoßes.

    Seine Hand ist Honig, sein Fuß ist Honig,

    Er beglückt mich immer.

    Mein lechzender, atemberaubender Nabel-Liebkoser,

    Der sanften Schenkel Liebkoser.

    Er ist der Bestgeliebte meines Schoßes.

    Er ist im Wasser gebetteter Lattich.

    Er umfing meine Lenden mit seinen milden Händen,

    Der Schäfer Dumuzi füllte meinen Schoß mit Milch und Sahne,

    Er streichelte mein Schamhaar,

    Er bewässerte meinen Mutterleib,

    Er legte seine Hände auf meine heilige Vulva,

    Er besänftigte mein schwarzes Boot mit Sahne,

    Er erquickte mein enges Boot mit Milch,

    Er liebkoste mich auf dem Lager."³

    Wenn Heydecker diese Dichtung als „Zeugnisse erotischer Literatur höchsten Ranges" bezeichnet, so mag dies aufgrund der Schönheit der Sprache zwar berechtigt sein, entlarvt aber Inanna alias die mit ihr im Lauf der Zeit verschmolzene Ištar zugleich auch als polyandrische Göttin. Dies kommt vor allem in der gleich zwei Mal vorkommenden Zeile „Er ist der Bestgeliebte meines Schoßes" zum Ausdruck. Hier wird vor allem die Befriedigung der Triebe verherrlicht – eine Form von Liebe, die zwar auch ihre Berechtigung hat, aber, wie zu betonen ist, doch eindeutig unter der höheren Göttlichen Liebe, also der Nächstenliebe, wie sie uns Jesus und Maria Magdalena vorlebten, anzusiedeln ist. Die Heilige Hochzeit der archaischen Zeit hatte natürlich auch den Hintergrund, Fruchtbarkeit für die Ernten von der Göttin zu erbitten und die Fortpflanzung des Menschengeschlechts zu sichern. Trotzdem ist sie nicht vergleichbar mit dem höheren Ideal der Göttlichen Liebe, wie wir sie später bei Jesus und Maria Magdalena antreffen. Denn mit dem Erscheinen Jesu und der Entstehung der christlichen Religion wurde der alte Fruchtbarkeitsglaube überwunden, auch wenn sich natürlich in der christlichen Lehre, Liturgie und im Volksglauben noch viele Elemente der älteren Religion finden.

    Als Todesgöttin fungierte Ištar meist als Kriegsgöttin, zu der sie in einer sehr kriegerischen Zeit herabsank. Trotzdem galt sie laut Heydecker immer noch als „Göttin der Göttinnen",⁴ wobei er allerdings übersieht, dass die ägyptische Isis mindestens genau so hoch, auf einer moralischen Ebene sogar noch höher einzustufen ist, wie die Brüder Rotter erkannt haben:⁵ Isis, die wie Ištar ihren Geliebten aus der Unterwelt errettet und vom Tode wieder auferweckt und neubelebt, tut dies aus edleren Motiven als die babylonische Göttin. Isis mit dem Horusknaben – das Urbild der Gottesmutter mit dem kleinen Jesus im Arm – steht für Mütterlichkeit und die treue Geliebte, Ištar mehr für die Liebhaberin und Gewaltgöttin. Neben Aschirat, Astarte und Anath – allesamt Varianten Ištars – sind dies die wichtigsten Göttinnen, von denen das Volk Israel beeinflusst war. Aus ihrer Anschauung und Verehrung entstammt, wie wir noch sehen werden, das zwiespältige Bild Maria Magdalenas, wie es uns das ja größtenteils aus dem Judentum entsprossene Christentum überlieferte.

    1.3. Elohim, Jahwe und die Göttinnen in Israel

    1.3.1. Elohim und Eloah

    „Viele Gelehrte, die sich aufgemacht haben, die Göttin in den Schriften zu finden, brachten die wahre hebräische Göttin durcheinander mit den Göttinnen, welche die Bibel verdammt. Dies schreibt die Webautorin „SpiritBride und spielt damit darauf an, dass Chokmah, Sophia und Ruach in Wahrheit als hebräische Göttin anzusehen seien, wofür sie eine fundierte Arbeit als Beweis liefert. Wie wir noch sehen werden, ist diese Unterscheidung auch hinsichtlich Maria Magdalena von großer Wichtigkeit. Eine hebräische Göttin finden wir SpiritBride zufolge aber nicht nur in „Frau Weisheit" und der Ruachmutter, sondern bereits viel früher: Gleich im ersten Satz der Genesis ist sie versteckt, und zwar im Namen Elohim:

    In Genesis 1,1 erschafft Gott (’elohiym) Himmel und Erde. Genesis 1,26 spricht Gott (’elohiym): „Lasset uns Menschen machen, nach unserem Ebenbilde. Siehe hierzu auch Gen 3,22 und 11,17, wo Gott ebenfalls von „uns spricht. In Gen 1,27 wird klipp und klar ausgesagt, dass der Mensch als Mann und Frau das Abbild Gottes sind. Das Wort ’elohiym meint Gott im Plural und wird in diesem Sinn benutzt. Hebräische Schriftgelehrte stellten fest, dass bei der Formierung des Wortes „Elohiym ein starker Regelverstoß gegeben ist, welcher darin besteht, dass die weibliche Wurzel „Eoahh, die Göttin bedeutet, verwendet und mit der männlichen Nachsilbe „iym kombiniert wurde. Deshalb meint das Wort „Elohiym keineswegs nur männliche Götter im Plural, sondern Götter mit männlichen und weiblichen Merkmalen. Das Wort Eloah hingegen bedeutet im Prinzip nichts anderes als Göttin. Genauer gesagt, ist es ist eine Zusammensetzung von El und oah. El ist das alte männliche hebräische Singular für Gott und zugleich der Name des alten Gottes El, den wir auch bei El Shaddai finden. Die weibliche Form davon ist Eloah. Die Endung oah ist im Hebräischen eine Nachsilbe, die ein Wort weiblich macht, und deshalb ist die korrekte Übersetzung von Eloah „Göttin".

    Die Bibel reflektiert hier also, dass die erste Schöpfung, ebenso wie die fortlaufende Schöpfung, zu zweit von Eloh (Gott) und Eloah (Göttin, auch auf Chokmah und Ruach bezogen) bewerkstelligt wird. Eloh und Eloah gemeinsam bilden die Elohim, siehe hierzu auch Gen 1,1-3; 1,26-27; Prov 3,19-20; 8,22-31; Hiob 38,4-40,30; JSir 1,1-10; 24,1-6; Wsh 7,22; 8,1-17; 8,21-9,4; 9,9-11.

    Auch in anderen Bibelteilen, so im Deuteronomium, wird von Gott im Plural gesprochen: „Nun, dies sind die Gebote, die Gesetze, die Urteile, die der Herr (Jehovah) unser Gott (’elohiym) uns befahl, euch zu lehren, damit ihr sie in dem Land befolgen möget, in das ihr gehen werdet, um es zu besitzen." So heißt es beispielsweise in Dtn 6,1 und sinngemäß auch in den nachfolgenden Sätzen.

    Daneben gibt es eine Reihe von Bibelstellen, in denen Gott als Göttin angedeutet wird: Num 16,22; Dtn 32,15+17; Hiob 3,4; 5,17; 9,13; 10,2; 11,5-7; 12,6; 38,7); Esra 4,24-6,18 (27 Stellen); Neh 9,17; Ps 82; Prov 1,20-33; 2,2-4; 3,13-19; 4,7-9; 8,1-36; 9,1-5. In Prov 30,5 ist zu lesen: „Jedes Wort der Göttin (Elowahh, Eloahh) ist rein. Sie ist ein Schild, unter den wir uns stellen und ihr vertrauen."

    Die Israeliten selbst sehen sich bis heute als das Ebenbild von Elohim - eine Analogie, die somit nicht nur lediglich anthropomorphisch, sondern sogar theomorphisch ist! Der belegte Sachverhalt zu Elohim reflektiert nicht nur eine Vorstellung eines von einem Himmlischen Hof umringten Gott, sondern die Auffassung von einer Gottheit, in der sämtliche Charakteristika von männlichen und weiblichen Göttern im kanaanitischen Pantheon enthalten sind, und diese übertreffen Jahwe, ja beinhalten ihn sogar.

    1.3.2. Die Ursprünge Jahwes

    Wie wir alle wissen, gab es vor allem zwei besonders radikale Reaktionen auf die Religion der Mütter. Die eine wurde begründet von Pharao Amenophis IV. (Echnaton), und verlief nach seinem Tod zum Glück wieder im Sande (das heißt in dem Sinne, dass der Gott Aton nie an die Bedeutung heranreichte, die dem Jahwe der Bibel zuteil wurde). Die andere Reaktion ist natürlich die jahwistische Religion der Israeliten. Heydecker betont, dass es vor allem die monotheistischen Glaubensvorstellungen waren, welche die Frau systematisch abwerteten, wofür er jede Menge Beispiele liefert.

    Nach Gerda Weiler ist Jahwe eine Verschmelzung aus den zwei Göttern El Shaddai (Hadad) und El. Wie uns Priesterschriften belegen, ist El Shaddai eine Vermischung aus dem „Gott des Berges" Shaddai und dem Vatergott El, der uns in Ugarit begegnet.⁸ SpiritBride zufolge ist Shaddai in Wahrheit aber kein Gott,⁹ sondern vielmehr eine Göttin, wofür die Bedeutung des Begriffs shaddai spricht: El Shaddai oder einfach nur Shaddai ist offiziell der Titel für Gott, bedeutet aber „Frauenbrust; shaddai allein heißt „Brüste, „brüstig oder „viele Brüste. Obwohl El Shaddai in Wahrheit als „Gott mit Brüsten - dies ist die wörtliche Übersetzung - übersetzt werden müsste, finden wir in Bibel und Lexika die falsche Übersetzung „allmächtiger Gott vor! Der Parallelismus der in Jakobs Segensspruch benutzten Sprache in Gen 49,25 legt nahe, dass dies die richtige Übersetzung ist. „El Shaddai, die euch segnet […] mit dem Segen von Brüsten und Schoß. Es ist hier folglich die Göttin von Israel, deren Segen hier erfleht wird! Eine weitere spannende Stelle zu El Shaddai enthüllt uns Exodus 6,3: „Abraham, Isaak und Jakob erschien ich als El Shaddai, doch ich gab ihnen meinen Namen Jahwe nicht bekannt. Weil es schriftlich belegt ist, dass sich die Patriarchen ihrerzeit des Wortes Jahwe bewusst waren, bezieht sich Elohim augenscheinlich in der Hauptsache auf weibliche Manifestationen von Eloah und El Shaddai. Diese Moses gegebene Offenbarung ist für unser Verständnis des israelitischen Gottesbegriffs von größter Wichtigkeit. Die Gottheit, welche die Hebräer kannten, war die Göttin Eloah, oder El Shaddai. Eloah kommt im AT 57 Mal vor, davon etwa zu zwei Drittel im Buch Hiob. Shaddai beziehungsweise El Shaddai finden wir im Tanach (dem AT) 48 Mal, und 31 Stellen davon wiederum im Buch Hiob. Die Tatsache, dass Hiob zur Zeit der Patriarchen lebte, kombiniert mit Jahwes Verkündigung an Moses über die hebräischen Patriarchen, welche die Gottheit als El Shaddai anerkannten, gestattet uns die Schlussfolgerung, dass die göttinnenhaften Attribute von Elohim zu patriarchaler Zeit noch klarer verstanden wurden. Obwohl die Namen Elohim und Jahwe in der Schrift viel häufiger vorkommen als Eloah oder El Shaddai, müssen wir die Tragweite festhalten, dass die frühesten Hebräer ein beträchtliches Verständnis von der Beziehung zum Göttlich-Weiblichen hatten!

    Für uns ist es besonders interessant, dass der ehemalige Mondgott El einst der Geliebte der Sonnengöttin Aschirat war. Laut einer 1956 entdeckten Tontafel aus Ugarit wurden Shaddai, der Gewittergott Hadad und Baal, der Geliebte der Anath, synkretistisch miteinander verschmolzen.¹⁰ Bezüglich Jahwe direkt belegen neuere Forschungen Ya-h-wa als Ortsnamen, wie er in diversen Pharaonenlisten vorkommt.¹¹ Der Ort lässt sich nicht näher lokalisieren, allerdings gehört er nach den besagten Listen der Pharaonen zu einem Beduinenbezirk in Syrien oder Libanon, deren Schutzherren die Pharaonen seinerzeit waren. Die Jahwe-Verehrung kennt zwei Kultformen, die sich gegenseitig ausschließen: Zum einen seine Anbetung in dessen Heiligtum in Jerusalem, zum andern diejenige, die ihn als Führer durch die Wüste und Nomadengott versteht. Beide Traditionen lehnen sich gegenseitig ab, selbst was Einzelheiten, wie die Sesshaftigkeit, oder auch den kultischen Weingenuss, angeht.¹²

    In Jerusalem war zuerst El der höchste Gott, als Geliebter der Aschirat; als aber die Stadt durch David erobert wurde, nahm Jahwe den Platz Els ein und wurde dabei eins mit seinem Vorgänger: „Die David-Leute haben in Jerusalem El anerkannt, ihn […] im weltanschaulichen System Jahwe übergeordnet…",¹³ was anhand kultischer Einzelheiten nachvollziehbar ist: Der orgiastische Tanz, den David in 2. Sam 6,14 tanzt, wobei er sich entblößt, gehörte zu einem matriarchalen Kult¹⁴ in einer bereits recht degenerierten Form. Davids Sohn Salomo verdrehte an seinem Hof die ursprüngliche Polyandrie zur Polygamie: Sein Harem mit 700 Frauen und 300 Nebenfrauen ist teilweise entlehnt von der Königsvergöttlichung in Sumer-Babylon – einem Kult, in dem sich der König als irdischer Stellvertreter von Dumuzi-Tammuz mit der Hohepriesterin, welche Inanna-Ištar repräsentierte, in der Heiligen Hochzeit sexuell vereinigte. Zudem erweist sich Salomo, wie uns die Bibel selbst belegt (1. Kö 11,5; 2. Kö 23,13) als Verehrer der Göttin Astarte. Das Laubhüttenfest stimmt überein mit dem matriarchalen Neujahrsfest, in dem durch die Thronbesteigung des Königs die Wiedererweckung der Natur gefeiert wurde; das jüdische Neujahrsfest war analog zum matriarchalen Herbstfest und fand wie dieses zu Beginn der Regenzeit statt, wenn die verdorrte Natur auflebte und mit der Saat begonnen wurde.

    1.3.3. Astarte

    Zunächst alle relevanten Bibelstellen dieser Göttin, die für sich selbst sprechen sollen:

    1) Er [Salomo] verehrte Astarte, die Göttin der Sidonier, und Milkom, den Götzen der Ammoniter. (1. Kö 11,5).

    2) Denn er hat mich verlassen und Astarte, die Göttin der Sidonier, Kemosch, den Gott der Moabiter, und Milkom, den Gott der Ammoniter, angebetet. Er ist von meinen Wegen abgewichen und hat nicht wie sein Vater David das getan, was mir gefällt; er hat meine Gebote und Satzungen übertreten. (1. Kö 11,33).

    3) Desgleichen entweihte der König [Josia] die Kulthöhen östlich von Jerusalem, südlich vom Berg des Verderbens, die Salomo, der König von Israel, für Astarte, die Göttin der Sidonier, für Kemosch, den Götzen der Moabiter, und für Milkom, den Gräuel der Ammoniter, erbaut hatte… (2. Kö 23,13).

    4) Als sie den Herrn verließen und dem Baal und den Astarten dienten,… (Ri 2,13).

    5) Die Israeliten taten wieder, was dem Herrn missfiel. Sie dienten den Baalen und Astarten, den Göttern Arams, den Göttern Sidons, den Göttern Moabs, den Göttern der Ammoniter und den Göttern der Philister. Sie verließen den Herrn und dienten ihm nicht mehr. (Ri 10,6).

    6) Da sagte Samuel zum ganzen Haus Israel: „Wenn ihr von ganzem Herzen zum Herrn zurückkehren wollt, dann schafft die fremden Götter mitsamt den Astarten aus eurer Mitte fort!"… Da entfernten die Israeliten die Baale und Astarten und dienten nur noch dem Herrn. (1. Sam 7,3-4).

    7) Da schrieen sie zum Herrn und sagten: „Wir haben gesündigt; denn wir haben den Herrn verlassen und den Baalen und Astarten gedient. Befrei uns jetzt aus der Gewalt unserer Feinde; wir wollen wieder dir dienen." (1. Sam 12,10).

    8) Die Rüstung Sauls legten sie im Astartetempel nieder; seinen Leichnam aber hefteten sie an die Mauer von Bet-Schean. (1. Sam 31,10).

    Implizit findet sich Astarte auch im Deuteronomium, desemantisiert, aber doch etymologisch transparent, nämlich in Dtn 7,13; 28,4, wo Jahwe „den Wurf deiner Rinder und den Zuwachs deines Kleinviehs" segnet und in Dtn 28,18.51 verflucht.¹⁵ Die im 9./8. Jahrhundert v. Z. entstandene Tinteninschrift von Tell DeirAlla meint mit „asterot so’n die Rolle Astartes als „Herrin der Tiere, beziehungsweise die „Ernährerin von Ziegen, die durch ein Mutterschaf symbolisiert und durch das Opfer von Mutterschafen verehrt wird.¹⁶ Laut Braulik hat das Deuteronomium die Namen „astaeraet und „saegaer, die früher für Göttliche Spenderinnen der Fruchtbarkeit standen, entgöttlicht, indem sie sie zu Bezeichnungen ihrer ursprünglichen Gaben gemacht hat, ja zu Auswirkungen des Segens, den Jahwe(!) spendet.¹⁷ Ergänzend dazu verweist noch der Ortsname „Aschtaroth, in acht Bibelstellen erwähnt, auf die Astarte-Verehrung in Israel. „Aschtaroth rührt genau genommen her von „Aschtoreth, der Bezeichnung, die die Chronisten des AT nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil (538 v. Z.) für Astarte bevorzugten, da durch die lautliche Anpassung an das hebräische „boschteth (= „Schändlichkeit) ihre Verachtung für die Hurengöttin besser zum Ausdruck kam.¹⁸

    1.3.4. Aschirat

    Im Jahwe-Tempel von Jerusalem, der über 370 Jahre den Verehrern des patriarchalen Vatergottes als Heiligtum diente, stand 236 Jahre lang eine Kultstatue der Göttin Aschirat.¹⁹ Bereits dieses Indiz deutet auf Zusammenhänge hin, die im AT nur als Kampf der Religionen aufscheinen, damit aber zugleich die Bedeutung des Kultes dieser Göttin dokumentieren.

    Zunächst die relevanten Stellen:

    1) Auch seine Großmutter Maacha enthob er ihrer Stellung als Herrin, weil sie der Aschirat ein Schandbild errichtet hatte. Er ließ ihr Schandbild umhauen und im Kidrontal verbrennen (1. Kö 15,3).

    2) Doch schick jetzt Boten aus, und versammle mir ganz Israel auf dem Karmel, auch die vierhundertfünfzig Propheten des Baal und die vierhundert Propheten der Aschirat, die vom Tisch Isebels essen. (1. Kö 18,19).

    3) Hierauf befahl der König dem Hohenpriester Hilkija, den Priestern des zweiten Ranges und den Wächtern an den Schwellen, alle Gegenstände aus dem Tempel des Herrn hinauszuschaffen, die für den Baal, die Aschirat und das ganze Heer des Himmels angefertigt worden waren. Er ließ sie außerhalb Jerusalems bei den Terrassen des Kidrontals verbrennen und die Asche nach Bet-El bringen. (2. Kö 23,4).

    4) Ferner riss er die Gemächer der Hierodulen am Tempel nieder, in denen die Frauen Schleier für die Aschirat webten. (2. Kö 23,7).

    5) König Asa enthob auch seine Großmutter Maacha ihrer Stellung als Herrin, weil sie der Aschirat ein Schandbild errichtet hatte. Er ließ das Schandbild umhauen, es zertrümmern und im Kidrontal verbrennen. (2. Chr 15,16).

    6) Was hat Efraim noch mit den Götzen zu tun? Ich, ja, ich erhöre ihn, ich schaue nach ihm. Ich bin wie der grünende Wacholder, an mir findest du reiche Frucht. Nach der Lesung Wellhausens: „Ich bin seine Aschirat und seine Anath". (Hos 14,9).

    Fünf der sechs Bibelstellen sprechen von der Bekämpfung der Göttin und ihres Kultes, die sechste – in dieser Übersetzung Wellhausens sehr umstrittene – kann nicht mehr als einen Kult der Aschirat und Anath andeuten.

    In einer Gebäudeanlage bei Kuntillet-Ajrud, die 850-750 v. Z. als religiöses Zentrum genutzt wurde, fand sich ein bemalter Krug, auf dem zwei Stiergötter mit deutlich hervorgehobenen Geschlechtsmerkmalen zu erkennen sind, ähnlich ägyptischen Bes-Göttern (Fruchtbarkeitsspender). Im Hintergrund sitzt eine musizierende Frau, im Vordergrund eine Kuh und ein Kalb. Über dem Kopf des Gottes im Vordergrund befindet sich die Inschrift: „Ich segne euch durch Jahwe von Samaria und durch seine Aschirat."²⁰ Laut William Dever ist die Darstellung der Frau als Göttin oder Priesterin aufzufassen, da Abbildungen dieser Art, wie sie mit freizügigen Brüsten, halbnackt, typischer Haartracht und thronender Haltung häufig auf Amuletten zu finden sind, durch deren Gebrauch, besonders in Verbindung mit der Lyra, zuverlässig nahegelegt sei, dass solche Darstellungen die Große Göttin repräsentieren.²¹ Hinzu kommt bestätigend, dass laut Silvia Schroer ALLE Tiere (das heißt als Ganzes genommen) auf der anderen Seite des Kruges Symbole der Göttin Aschirat seien.²² Weiler: Aschirat als Lebensbaum zeige auch deutlich, dass zwischen Aschirat- und Ascherenkult (Ascheren: Baumstämme als Phallussymbole, in denen die Göttin verkörpert ist) kein Unterschied bestehe. Wenn die Göttin im Phallussymbol verkörpert ist, sagt das auch einiges über den Zeitgeist, beziehungsweise die immer mehr aufkommende Tendenz: Aufgrund Jahrtausende alter kultischer Tradition mochte die Göttin noch als Lebensspenderin gelten, doch durch die in der Aschere mitrepräsentierte männliche Symbolik steckt auch die Aussage, dass ein Teil der lebensspendenden Kraft auf das Männliche übergegangen war, und dass diese nun sogar künstlerischen Ausdruck fand. Nach Weilers Auslegung ist in der Kuh und dem Kalb das matriarchale Paar Mutter-Sohn beziehungsweise Aschirat-Jahwe zu erkennen, wie es aus dem Ugarit-Mythos bekannt ist. Dort sind es Aschirat und El und sowie Anath und Baal, die als Kuh und Stier auf der Weide in liebender Begegnung zusammenkommen.²³

    In der Grabkammer von Chirbet el-Qom, in der Nähe von Hebron, befindet sich folgende Inschrift aus der Zeit von 750-700 v. Z.:²⁴ „Gesegnet sei Urijahu durch Jahwe. Von seinen Feinden hat er ihn durch seine Aschirat errettet.", später verändert zu: „Gesegnet sei Urijahu durch Jahwe und seine Aschirat. Von seinen Feinden hat er ihn errettet", wodurch das Erlöserprinzip vom Weiblichen auf das Männliche übertragen wurde.²⁵

    Im Jahr 1990 wurde in Tell Miqne/Ekron, in einem Bau aus dem 7. Jahrhundert v. Z., ein mutmaßlicher Kultraum für Aschirat gefunden. Nach bisheriger Lesung der Texte könnten diese Texte für die Geschichte des Aschirat-Kults im kanaanäisch-palästinensischen Raum besondere Bedeutung gewinnen, da sie besonders nachdrücklich aufzeigen, dass bisherige Schlussfolgerungen über die Verehrung der Aschirat in diesem Gebiet auf bisher zu wenig archäologischem und epigraphischem Material fußten.

    Aus philologischer Sicht seien laut Manfried Dietrich und Oswald Loretz vor allem vier Dinge festzustellen:²⁶

    1. Nur aus der Fortsetzung der altsyrisch-kanaanäischen Tradition wird die israelitische Kenntnis der Aschirat verständlich, die nach ugaritischen und akkadischen Texten unter dem Namen Aschiratu die Stellung der Gattin Els und Göttermutter einnimmt und als diese verehrt wird.

    2. Ebenfalls im Lichte der altsyrisch-kanaanäischen Tradition sei die Formel „Jahwe und seine Aschirat" in den drei Inschriften zu sehen, was folglich voraussetzt, dass sie als Göttin neben Jahwe fungiert.

    3. Aufgrund der altsyrisch-kanaanäischen Tradition ist prinzipiell zu erwarten, dass Aschirat sowohl figürlich als auch symbolisch (Baum und Anderes) dargestellt wird, wobei das Symbolische keineswegs im Sinne einer Entpersönlichung zu verstehen sei. Selbst wenn bei Kuntillet-Ajrud nicht Aschirat selbst, sondern eines ihrer Symbole dargestellt sein sollte, wäre dies kein Argument dagegen, dass die Göttin als Paredra Jahwes vorgestellt wird(!)

    4. Die Ablehnung der Aschirat seitens der Deuteronomisten, die in der Bibel so scharf ausgedrückt ist, könnte sich auch auf Kunst und Kult sowohl in Darstellung als auch Weitergabe ausgewirkt haben.

    Saul M. Olyan gelangt laut Dietrich und Loretz zu dem Ergebnis, „dass Aschirat sowohl im offiziellen Kult als auch in der Volksfrömmigkeit einen legitimen Platz hatte",²⁷ und dass durch die Inschriften von Chirbet-el-Qom und Kuntillet Ajrud gleichfalls die Popularität dieser Göttin und ihres Kultsymbols bezeugt sei. Sie sei die Frau Els geblieben und nicht mit Baal verbunden worden(!). Die Verknüpfung der Aschirat mit Baal sei in der deuteronomistischen Geschichtsdarstellung mehr eine Polemik, denn ein Reflex tatsächlicher Geschichte anzusehen.²⁸

    Schlussendlich weisen noch einige in der Bibel verzeichnete Orts- und Stammesnamen auf die Aschirat-Verehrung im Raum Israel hin. Orte: Ascher (31 Stellen), Aschers (6), Aschur (2). Stämme: Ascheriter (Num 26,44).

    1.3.5. Anath

    Betreffend diese Göttin gibt es nur vier Bibelstellen, dafür aber noch andere relevante Aspekte:

    1. Mo 32,18b sei laut Gerda Weiler eventuell so zu übersetzen: „Den Klang der Anath höre ich". Das Kalb könne gedeutet werden als Jahwe-Stier, der auf Anath verweist, oder als Anath repräsentierende Kuh, die Jahwe mitmeint.²⁹

    Zur zweiten Bibelstelle (Hos 14,9) siehe auch unter Aschirat.

    Hos 14,9, nach Wellhausens Lesung „Ich bin euch Anat, ich bin euch Aschirat!" ist nach Weiler,³⁰ sollte die Übersetzung so richtig sein, ein Hinweis auf die Rivalität von Anath und Jahwe. Zur Zeit der Pharaonen (8. Jahrhundert v. Z.) wanderte diese Göttin über Palästina nach Ägypten aus, wo sie regelrecht zu einer Staatsgöttin wurde. Die Lieblingstochter von Ramses II. trug den Namen „Tochter der Anath." Danach jedoch verschwindet plötzlich die Erinnerung an sie aus Ägypten bis zum 5. Jahrhundert. Dann taucht sie als Göttin einer jüdischen Emigrantengemeinde aus Jerusalem auf der Nilinsel Elephantine, nahe des heutigen Assuan, wo sie in Steuerlisten als Anath-Jahu (Jahu = ägyptisch für

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