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Emmi Mope und die geheimnisvolle Tür
Emmi Mope und die geheimnisvolle Tür
Emmi Mope und die geheimnisvolle Tür
eBook421 Seiten5 Stunden

Emmi Mope und die geheimnisvolle Tür

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Über dieses E-Book

Kaum aus den Ferien zurückgekehrt, wartet auf Emmi und ihre Freunde eine böse Überraschung: Marble und Charlene, ihre Widersacher aus ihrem Abenteuer im magischen Schneckenhaus, sind zurückgekehrt und haben ihren alten Freund Brutus Blacksabbath überfallen. Noch viel schlimmer ist, dass sie ihm den Schlüssel zu einer geheimnisvollen Tür gestohlen haben, die den Eingang zu einer verzauberten Welt darstellt.
Mutig machen sich die Freunde auf den Weg, um das Zauberreich von den Eindringlingen zu befreien. Zahlreiche Aufgaben und Gefahren warten auf sie, bei denen ihnen immer wieder ein magisches Orakel hilft.
Werden die Freunde die Eindringlinge stoppen können? Oder ist es für eine Rettung schon zu spät? Und was hat es mit der Königin und ihrem Zeichen auf sich?
Eine neue spannende Abenteuerreise durch eine Welt voller magischer Geschöpfe und geheimnisvoller Rätsel.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum20. Feb. 2015
ISBN9783738675689
Emmi Mope und die geheimnisvolle Tür
Autor

Martina Temming

Martina Temming wurde 1972 in Gelsenkirchen geboren. Die Leidenschaft für Bücher und Geschichten begleitet sie bereits seit frühester Kindheit. Beruflich schlug sie mit einem Wirtschaftsstudium und Tätigkeiten im Marketing einen völlig anderen Weg ein und widmete sich erst später dem Schreiben eigener Kinder- und Jugendbücher. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Essen.

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    Buchvorschau

    Emmi Mope und die geheimnisvolle Tür - Martina Temming

    Über die Autorin

    Martina Temming wurde 1972 in Gelsenkirchen geboren. Die Leidenschaft für Bücher und Geschichten begleitet sie bereits seit frühester Kindheit. Beruflich schlug sie mit einem Wirtschaftsstudium und Tätigkeiten im Marketing einen völlig anderen Weg ein und widmete sich erst später dem Schreiben eigener Kinder- und Jugendbücher. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Essen.

    Noch einmal für Klara

    Wie schön, dass Emmi

    deine Freundin geworden ist

    Inhaltsverzeichnis

    Wieder daheim

    Freund in Not

    Die Tür

    Tannen und Sand

    Unter Bären

    Die Verwandlung

    Aufbruch zu neuen Ufern

    Im Land der Farben

    Gestohlene Flügel

    Die Schlucht

    Das Land der Lucanier

    Das Zeichen der Königin

    Das Versteck der Rotknöpfe

    Die Straße durch den Berg

    Fliegende Fische

    Kampf unter Wasser

    Der Wegweiser

    Der Nachtwald

    Das Herz von Arcanum

    Neue Gefährten

    Die Geschichte der anderen

    Der Plan

    Schwingen aus Silber und Gold

    Im Inneren des Palastes

    Die Königin

    Der Aufstand

    Der Neuanfang

    Zu alten Freunden

    Zurück

    Wieder daheim

    WIT– Wit - wit… - Mist´, dachte Emmi. ,Schon wieder nur dreimal.´ Pa schaffte es viel öfter, einen Stein über das Wasser hüpfen zu lassen, manchmal sogar sechs oder sieben Sprünge hintereinander. Jetzt hatte sie fast drei Wochen geübt und brachte immer noch nur solche kläglichen Versuche zustande.

    Sie probierte es ein letztes Mal. Platsch! Oje, sofort abgesoffen. Okay, das war ein eindeutiges Zeichen. Emmi ließ die restlichen Steine, die sie gesammelt hatte, in den Sand fallen und wandte sich zum Gehen.

    Sie schlenderte zu dem steilen steinigen Pfad zurück, der vom Strand hinauf zum Café führte. Das Café thronte oben auf den Klippen wie eine mittelalterliche Festung. Von dort aus hatte man einen atemberaubenden Blick über das Meer und die Steilküste. Dort oben wartete ihr Pa auf Emmi – zusammen mit Agnes.

    Agnes war seit gut einem Jahr Pas neue Freundin. Emmi hatte sie inzwischen schon häufiger an den Wochenenden bei ihrem Pa oder bei Familienfeiern getroffen, aber in den diesjährigen Ferien hatten sie zum ersten Mal längere Zeit miteinander verbracht. Es hatte Emmi selbst überrascht, wie unkompliziert dies verlaufen war. Agnes war wirklich eine nette Person. Sie war witzig, lebhaft und hatte eine warme freundliche Stimme – sie war Synchronsprecherin und verlieh Figuren in Kinderfilmen oder –hörspielen ihre Stimme. Und sie unterhielt sich mit Emmi wie mit einem ganz normalen Menschen, nicht so übertrieben oder hölzern, wie es Erwachsene oft taten. Ein weiterer nicht ganz unwichtiger Pluspunkt war, dass sie phänomenale Pfannkuchen backen konnte. Was Emmi jedoch besonders schätzte: sie buhlte nicht mit durchschaubaren Tricks um ihre Gunst und mischte sich auch nicht in Erziehungsfragen ein, die nur Emmi und ihre Eltern etwas angingen.

    All das machte sie Emmi sehr sympathisch. Gleichzeitig fühlte sie sich immer ein wenig schuldig, wenn sie mit ihr redete oder lachte, denn es schien ihr ihrer Mutter gegenüber unfair. Zum Glück hatte sie mit dieser bereits einmal darüber gesprochen. Vielmehr hatte ihre Mutter Emmi direkt danach gefragt, als sie von einem Besuch bei Pa wiedergekommen und ins Stocken geraten war, als sie erst ganz begeistert und dann plötzlich betont gelangweilt von einem gemeinsamen Ausflug erzählte.

    „Du musst dich nicht schlecht fühlen, wenn du sie gern hast, hatte ihre Mutter gesagt. „Uns beide bringt gar nichts auseinander, egal, wie viele andere Menschen du in deinem Leben außerdem magst. Eigentlich ist sogar das Gegenteil der Fall: Je mehr liebe Menschen du um dich hast, umso mehr freue ich mich darüber.

    „Wie findest du sie denn?", hatte Emmi ihre Mutter gefragt, woraufhin diese eine kurze Denkpause eingelegt hatte. Emmi hatte in der Zwischenzeit darüber nachgedacht, wie ihre Mutter und Agnes sich kennengelernt hatten.

    An Emmis letztem Geburtstag war es gewesen, als Pa und Agnes zum ersten Mal gemeinsam zu Besuch gekommen waren. Alle waren zunächst ein wenig verkrampft gewesen. Dann hatte Pa eine Sektflasche öffnen wollen – und dabei hatte er sich mit dem Korken selbst ein blaues Auge geschossen. Plötzlich war der Bann gebrochen. Agnes und ihre Mutter hatten sich ausgeschüttet vor Lachen und anschließend das dumme Gesicht von Emmis Vater unzählige Male nachgemacht. Von da an war die Unterhaltung locker und lustig gewesen, und zum Abschied hatten sowohl Emmis Vater als auch Agnes ihre Mutter herzlich umarmt und ein Treffen zu Pas Geburtstag vereinbart.

    Als Emmis Mutter nun zur Antwort ansetzte, lächelte sie – wenn auch ein klitzekleines bisschen schief. „Agnes ist wirklich eine nette Frau und ich mag sie. Und es ist völlig offensichtlich, dass dein Vater sehr…verliebt ist." Emmi war das kurze Stocken nicht entgangen.

    „Emmi, fuhr ihre Mutter fort, „mir geht es ähnlich wie dir. Bei aller Sympathie und obwohl ich auf keinen Fall mehr als Paar mit deinem Vater leben wollte…manchmal macht es mich trotzdem traurig und auch eifersüchtig, die beiden so glücklich zu sehen. Wir waren sehr lange zusammen und lange Zeit auch sehr glücklich miteinander. Das kann ich nicht so leicht abschütteln und das will ich auch gar nicht. Schließlich sind es ja wunderbare Erinnerungen.

    Sie lächelte Emmi verständnisvoll an. „Wie du siehst, ist es auch für Erwachsene nicht immer ganz einfach. Manches im Leben hat eben sowohl schöne als auch traurige Seiten. Aber du, Emmi, musst dir darüber überhaupt keine Sorgen machen. Dein Vater und ich und auch Agnes haben dich alle sehr lieb, ohne dass du dich für einen von uns entscheiden musst."

    Emmi war ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Danach fand sie es deutlich leichter, unbeschwert die Zeiten bei ihrem Pa und Agnes zu genießen und sich darüber zu freuen, dass ihre Eltern wieder Frieden miteinander geschlossen hatten. Dennoch – ein winziger Rest an Schuldgefühlen blieb bestehen. Aber vielleicht war auch das ganz normal so.

    Was auf jeden Fall nicht normal war, sondern ganz und gar wunderbar neu: dass ihr Dad sich in ihren Sommerferien ganze drei Wochen Urlaub genommen hatte, die sie miteinander verbrachten. Das hatte er, solange Emmi denken konnte, nicht gemacht, da ihn immer ein wichtiges Projekt oder ein vorzubereitendes Angebot oder sonst irgendetwas in seinem Job abgehalten hatte. Also war sie jahrelang mit ihrer Mutter allein in den Urlaub gefahren, und ihr Dad hatte sie – wenn überhaupt – an den Wochenenden besucht.

    Aber jetzt war er ganz für sie da gewesen. Sie hatten Ausflüge in die Umgebung gemacht, im Wald gepicknickt, waren ins Kino gegangen und hatten eine Wanderung mit Zelt und Rucksack in der nahegelegenen Hochebene gemacht. Manchmal hatte Agnes sie begleitet, aber vieles, zum Beispiel die Wanderung, hatten Emmi und ihr Vater allein unternommen. Emmi konnte sich nicht erinnern, ihrem Vater je so nah gewesen zu sein. Sie redeten in dieser Zeit viel miteinander, und endlich hatte Emmi Gelegenheit, alles einmal aus ihrer Sicht zu schildern. Manches erschütterte ihren Vater sichtlich und es flossen – bei ihr und auch bei ihm – etliche Tränen. Dennoch war es unglaublich wohltuend, diese Dinge endlich einmal auszusprechen, um sie danach wirklich ruhen lassen zu können. Und dadurch entstand in dieser Zeit ein ganz neues und festes Band zwischen Emmi und ihrem Vater.

    Sie sprachen auch viel über die Zeit, die ihre Eltern zur Beendigung ihres Streits bewogen hatte. Seit dieser Zeit teilte Emmi ein ganz besonderes Geheimnis mit ihren Eltern – und mit ihren neuen Freunden. Vor etwa einem halben Jahr war Emmi fast drei Wochen verschwunden gewesen. Die offizielle Version war, dass sie sich in dem riesigen Waldgebiet in der Nähe ihres Heimatdorfs Little Aspen verirrt hatte. Am Ende ihres Irrwegs hatte sie vier andere Kinder entdeckt und befreit, die zu diesem Zeitpunkt bereits anderthalb Jahre verschollen gewesen waren. Die Kinder hatten in einem unterirdischen Bunker festgesessen, in den sie bei einer Wanderung abgestürzt waren und aus dem sie sich nicht hatten befreien können. In der Zeit ihrer „Gefangenschaft" hatten sie sich mit dort zurückgelassenen Konserven, Wasser, Decken, Streichhölzern und anderem Proviant notdürftig versorgen können. Ein weiteres Mädchen, welches mit den Vieren zusammen aufgebrochen war, blieb leider nach wie vor verschwunden. Sie war vor dem Absturz in den Bunker mit unbekanntem Ziel durchgebrannt.

    Wie gesagt, das war die offizielle Version. Die Wahrheit war, dass erst die verschollenen Kinder und dann Emmi in ein Zauberreich geraten waren, welches sich im Inneren eines verwunschenen Schneckenhauses befand. Unter Emmis Führung hatten sie gemeinsam nach vielen Abenteuern den Weg nach draußen gefunden und zuvor den dort grausam herrschenden König besiegt. Nur eines der Kinder – Charlene – war den falschen Versprechen dieses Zauberreichs von Macht und Reichtum erlegen. Sie hatte sich entschieden, mit dem ebenfalls dort lebenden verräterischen Salamander Marble gemeinsame Sache zur Übernahme der Herrschaft im Schneckenhausreich zu machen. Emmi und ihre Freunde mussten Charlene bei ihrer Flucht schweren Herzens zurücklassen, ja am Ende sogar gegen sie kämpfen.

    Die Kinder waren nach ihrer Rückkehr überzeugt gewesen, dass ihnen diese Geschichte niemand abnehmen würde oder sie sogar für verrückt erklärt werden würden. Deswegen hatten sie sich offiziell auf die erfundene Geschichte mit dem Bunker geeinigt. Außer ihren Eltern, die ihnen glücklicherweise nach vielen langen Gesprächen geglaubt hatten und nach außen hin selbst Stillschweigen bewahrten, hatten sie sich nur einem einzigen Menschen anvertraut, und zwar dem verschrobenen alten Mr. Brutus Blacksabbath. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass dieser als Junge ebenfalls in das verzauberte Reich geraten war und bislang – abgesehen von Emmi und ihren Freunden – als einziger von dort hatte flüchten können.

    Seit diesen Ereignissen waren nicht nur Emmi und die durch ihren tapferen Einsatz geretteten Kinder Barney, Eric, Paulus und Billie dickste Freunde, auch Mr. Blacksabbath zählte zu ihrem Bund fest dazu. Zahllose Stunden hatten sie über die gemeinsam erlebten Abenteuer gesprochen, und fast ebenso viele Stunden hatten sie zusammengequetscht auf dem Sofa von Mr. Blacksabbath gehockt und seinen Geschichten über magische Gegenstände gelauscht, über die der sonderbare Alte unglaubliche Kenntnisse besaß. Er hatte ihnen von verzauberten Spiegeln, magischen Waffen und allen möglichen Hexereien erzählt oder sie mit Geschichten über Tricks und Betrügereien belustigt. Das ganze Dorf wunderte sich über diese ungewöhnlichen Freundschaften. Emmi und die anderen Kinder waren vor deren Verschwinden alles andere als Freunde gewesen, so dass die ganze Schule über die neue Clique tratschte. Aber all das störte die fünf Kinder und den Alten herzlich wenig. Sie verband nun etwas, das jede Spöttelei oder Anfeindung abprallen ließ.

    In Gedanken war Emmi genau bei ihren Freunden, als sie nun an diesem sonnigen und windigen Tag den steilen Pfad zum Klippencafé emporstieg. Es war ihr letzter Ferientag bei ihrem Vater und das stimmte sie traurig. Andererseits freute sie sich unglaublich darauf, die zweite Hälfte der Ferien zu Hause mit ihrer Mutter und damit auch mit ihren Freunden zu verbringen. So wunderbar die unbeschwerten und intensiven Tage mit ihrem Dad gewesen waren, sie vermisste die Gespräche und gemeinsamen Stunden schmerzlich.

    Am meisten vermisste Emmi das Zusammensein mit einer speziellen Person. Sie war heilfroh, dass sie diesen Gedanken während ihres Aufstiegs nur mit sich selbst teilte, denn so lief sie nur leicht rosa statt puterrot an, als ihre Tagträume zu Eric wanderten. Schon während des Abenteuers im Schneckenhaus hatte er durch seine aufrichtige und freundliche Art ihre besondere Sympathie gewonnen. Seither hatte sich dieser Eindruck noch verstärkt, und Emmi schätzte es mehr und mehr, mit ihm zu reden, zu lachen oder – was mit den wenigsten Menschen möglich war – auch einfach nur angenehm schweigend zusammenzusitzen.

    Emmi hatte endlich den Aufstieg bewältigt und steuerte den Tisch im Klippencafé an, an dem ihr Vater und Agnes auf sie warteten. Erschöpft ließ sich Emmi in einen Stuhl fallen, und ihr Vater strich ihr das wirre Haar aus der Stirn.

    „Und, fragte er neugierig, „wie oft hat es geklappt? Den ganzen Urlaub hatten sie gemeinsam das „Steine hüpfen" am Meer geübt. Emmi verzog das Gesicht.

    „Frag´ nicht", antwortete sie gespielt verzweifelt.

    Agnes schaltete sich ein. „Dann schlage ich vor, ihr beide tretet heute Abend noch zu einer Abschiedspartie Tischtennis an. Da sehen Emmis Chancen schon deutlich besser aus! Ich spendiere dem Sieger ein Dutzend Pfannkuchen, und der Verlierer bekommt nur die schäbigen Reste." Das hellte Emmis – ohnehin gar nicht wirklich trübe – Stimmung auf. Sie tranken rasch ihre Gläser aus und machten sich auf den Weg nach Hause.

    Es wurde noch ein wunderbarer Abend. Wie zu erwarten, verpasste Emmi ihrem Vater eine beschämende Niederlage, teilte jedoch trotzdem großzügig den Berg Pfannkuchen mit ihm. Danach saßen sie noch lange gemeinsam am Tisch, lachten, erzählten und ließen die schönen Ferientage Revue passieren. Erst gegen Mitternacht beschlossen sie, die Runde aufzulösen. Emmi machte sich für die Nacht zurecht und schlüpfte anschließend schläfrig unter ihre Decke.

    Es klopfte an der Tür und ihr Vater steckte noch einmal seinen Kopf durch den Spalt. Emmi hielt ihm ihre Hand hin und bedeutete ihm damit, zu ihr zu kommen. Er setzte sich auf die Bettkante und ergriff ihre Hand.

    „Das waren ganz supertolle Ferien, Pa!", sagte Emmi und erwiderte seinen Händedruck.

    „Ja, antwortete ihr Vater, „es waren die wunderbarsten Ferien seit langem. Ein Schatten stahl sich auf sein Gesicht. „Ich wünschte, ich hätte schon viel früher…"

    Aber Emmi unterbrach ihn energisch. „Pa, das ist doch jetzt nicht mehr wichtig. So ist es doch auch schön, nicht perfekt, das nicht gerade, aber was ist eigentlich schon perfekt?"

    „Du bist ein so kluges Mädchen", sagte ihr Vater leise.

    „Von dir kann ich noch eine Menge lernen. Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn du im letzten Winter nicht…" Er verstummte, als er Emmis entschiedenen Blick auffing, der ihm bedeutete, nicht solch düsteren Gedanken nachzuhängen.

    Stattdessen nahm ihr Vater Emmi fest in die Arme und flüsterte ihr ins Ohr. „Nun schlaf schön, meine große Kleine! Und noch einmal ,Danke´ für die tollen Ferien, vor allem auch dafür, dass du Agnes gegenüber so offen bist."

    „Bitte sehr, antwortete Emmi lächelnd. „Auch wenn du dich gar nicht zu bedanken brauchst. Mir hat es total gut hier gefallen bei…euch.

    Die letzten Worte waren ihr fast ein bisschen herausgerutscht. Aber als sie noch einmal darüber nachdachte und sich zudem das jüngste Gespräch mit ihrer Mutter vor Augen führte, merkte sie, dass sie es tatsächlich so meinte.

    Am nächsten Tag stand Emmi bereits früh auf. Gestern Abend war es einfach zu gemütlich gewesen, als dass Emmi ans Kofferpacken auch nur gedacht hätte. So erledigte sie dies noch vor dem Zähneputzen, nahm dann ein kleines Frühstück mit ihrem Dad und Agnes ein, und um zehn Uhr saß sie auf dem Rücksitz von Pas Auto und winkte Agnes zum Abschied durch die Heckscheibe zu.

    Ihr Vater wählte für den Rückweg nicht die Autobahn, sondern die Landstraße, auf der sie gemütlich dahinzockelten. Er begründete dies mit der schönen Landschaft und den zwei oder drei Sehenswürdigkeiten am Rande dieser Route. Emmi vermutete allerdings, dass er dadurch den Zeitpunkt ihres Abschieds noch ein wenig hinauszögern wollte.

    Nach etwa zwei Stunden hatten sie dann aber doch ihr Ziel erreicht, und Emmi flog ihrer Mutter in die Arme, die ihr lachend und winkend aus der Haustür entgegengelaufen kam. Auch ihren Ex-Mann begrüßte sie herzlich und lud ihn ein, zum Begrüßungsessen zu bleiben, welches sie für Emmi vorbereitet hatte: ein riesiges Blech Pizza Margherita und zum Nachtisch einen saftigen Schokoladenkuchen. Während des Essens unterhielten sie sich lebhaft darüber, was Emmi und ihr Vater alles in den letzten drei Wochen unternommen hatten, und Emmi war aufs Neue glücklich und dankbar für die entspannte Stimmung, die zwischen ihren Eltern herrschte.

    Und dann war es Zeit für den Abschied. Emmi drückte ihren Vater fest an sich, der wiederum seine Arme um sie schlang und ihr einen Kuss aufs Haar gab. „Ich vermisse dich jetzt schon", sagte er mit einem schrägen Lächeln.

    „Aber nun genieße erst einmal deine restlichen Ferien. Wir sehen uns ja schon bald wieder." Er wandte sich abrupt zum Auto, um den Abschied nicht in die Länge zu ziehen.

    „Ich ruf´ dich an, wenn ich wieder zu Hause angekommen bin!", rief er ihr über die Schulter zu. Dann stieg er ins Auto und fuhr winkend und hupend aus der Einfahrt. Emmi und ihre Mutter gingen anschließend Arm in Arm ums Haus und setzten sich auf die Terrasse.

    „Und, fragte Emmi, „was gibt es hier Neues?

    „Nicht viel, erwiderte ihre Mutter. „Ich habe viel gearbeitet und jede Menge im Haus und im Garten geackert. Na ja, sie lächelte Emmi mit einem Augenzwinkern an, „und seit vorgestern steht das Telefon nicht mehr still. Deine Freunde sind nach und nach ebenfalls aus den Ferien zurückgekehrt und haben sich noch vor dem Auspacken nach dir erkundigt."

    Emmi sah so erwartungsvoll und begeistert aus, dass ihre Mutter lachend kapitulierte. „Na los, schwing dich schon ans Telefon, wir können ja heute Abend noch in Ruhe weiterreden."

    „Danke, Mum", jubelte Emmi und spurtete zum Telefon, um ihre Freunde über ihre Rückkehr zu informieren.

    Zu diesem Zeitpunkt konnte niemand ahnen, dass noch die unglaublichsten Dinge geschehen würden, bis sie die Verabredung mit ihrer Mum zur Weiterführung ihres Gesprächs würde einlösen können.

    Freund in Not

    Emmi hielt den Telefonhörer in der Hand und überlegte stirnrunzelnd, wen sie zuerst anrufen sollte. Am meisten freute sie sich darauf, Erics Stimme zu hören. Gleichzeitig war es ihr auch ein wenig peinlich, dies so deutlich zur Schau zu tragen, indem sie in zuerst anrief. Billie würde am Telefon wie üblich lossprudeln – über sie würde Emmi auf jeden Fall in kürzester Zeit die meisten Informationen bekommen. Paulus würde wahrscheinlich wie immer ein wenig umständlich und gemessen die Ereignisse der letzten Wochen abarbeiten, sachlich und in zeitlich korrekter Reihenfolge. Emmi schätzte ihn sehr, auch gerade für seine Klugheit, aber für ein fröhliches Gespräch über den aktuellen Klatsch und Tratsch war er wohl nicht der Richtige. Und den üblicherweise recht wortkargen und immer ein wenig auf „cool" machenden Barney schob Emmi gedanklich ebenfalls in der Reihe nach hinten.

    Gerade hatte Emmi sich dazu durchgerungen, ihrem Bauchgefühl zu folgen und Erics Nummer zu wählen, als sie vor Schreck fast den Hörer fallenließ. Denn in diesem Moment schellte das Telefon laut und durchdringend. Mit etwas zittrigen Fingern nahm sie das Gespräch an und meldete sich.

    „Emmi!, hörte sie Erics vertraute Stimme erleichtert ausrufen. „Ein Glück, dass du ans Telefon gehst. Wir haben es vorhin schon einmal versucht, aber da hat niemand abgenommen. Auch wenn es vielleicht etwas sehr spontan ist: Kannst du sofort rüberkommen? Die anderen sind auch schon da. Wir müssen dringend etwas besprechen.

    Emmi war völlig verdattert. Es passte überhaupt nicht zu Eric, so mit der Tür ins Haus zu fallen. Natürlich hatte sie vorgehabt, ihre Freunde heute noch zu sehen, aber das hier klang eher schon wie ein Notfall.

    „Ist etwas passiert?", fragte sie Eric alarmiert.

    „Ja, antwortete Eric. „Aber das lässt sich schlecht am Telefon besprechen. Kannst du kommen?

    Eric hörte sich ziemlich beunruhigt an, und er neigte sonst wirklich nicht zu Panikmacherei. Daher war für Emmi klar, dass sie seiner Bitte sofort nachkommen würde.

    „Ich sage kurz meiner Mutter Bescheid, antwortete sie daher. „Dann mache ich mich auf den Weg. In zehn Minuten bin ich da.

    „Gut, erwiderte Eric. „Beeil´ dich. Dann legten beide ohne ein weiteres Wort auf.

    Emmi ging zurück auf die Terrasse zu ihrer Mutter.

    „Mum?, fragte sie möglichst leichthin, um sie nicht zu beunruhigen. „Hast du etwas dagegen, wenn ich zu Eric hinübergehe? Die anderen sind zufällig auch gerade dort und haben offenbar viel zu erzählen.

    Ihre Mutter nickte ihr lächelnd zu. „Geh´ ruhig, aber komm nicht allzu spät zurück. Ich würde gern noch mit dir Pläne schmieden und überlegen, was wir beide in unseren drei Ferienwochen unternehmen könnten."

    Sie stand auf, um sich aus dem Wohnzimmer ein Buch zu holen. Im Vorbeigehen wandte sie sich noch einmal an Emmi. „Falls ihr übrigens zu Mr. Blacksabbath wollt, der scheint verreist zu sein. Jedenfalls tut sich an seinem Haus seit Tagen nichts, und alle Vorhänge sind geschlossen."

    Emmi stutzte. Vielleicht hatte Erics Sorge ja etwas damit zu tun. Vielleicht war ihrem alten Freund etwas zugestoßen? Jetzt breitete sich die Sorge, die sie bislang halbwegs erfolgreich unterdrückt hatte, schnell in ihrem Magen aus. Am besten, sie erfuhr so rasch wie möglich, was tatsächlich passiert war. Sie schnappte sich ihre Jacke und ihren Schlüssel und sah auf die Uhr: kurz nach drei.

    „Ich bin gegen sieben Uhr wieder zu Hause", rief sie ihrer Mutter zu und lief aus dem Haus. Sie holte ihr Rad aus der Garage und radelte im Eiltempo zu Erics Haus. Als sie dort vom Sattel stieg, sah sie ihre Freunde erwartungsvoll aus Erics Fenster starren, und Sekunden später riss Eric bereits die Haustür auf.

    „Emmi, begrüßte er sie, trotz seiner erkennbaren Anspannung hocherfreut darüber, sie zu sehen. „Komm´ schnell rein, dann bringen wir dich auf den neuesten Stand. Es ist echt unfassbar.

    Damit ging er zurück ins Haus, und sie folgte ihm. Seine Eltern schienen nicht da zu sein, und so entfiel glücklicherweise der höfliche Smalltalk im Hausflur, für den sie im Moment kaum genug Nerven gehabt hätte.

    In Erics Zimmer angekommen, ging es ihr ähnlich wie soeben Eric bei ihrem Anblick. Obwohl sie inzwischen ziemlich besorgt darüber war, was sie gleich zu hören bekommen würde, fühlte sie für einen Moment einfach nur riesige Freude, ihre Freunde wiederzusehen, und sie strahlte einen nach dem anderen an: den schlaksigen blonden Eric, die kleine zierliche Billie, den kräftigen sportlichen Barney, den etwas rundlichen und schon so erwachsen wirkenden Paulus…und in der Ecke erblickte sie einen Jungen, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Emmi hob überrascht die Augenbrauen.

    Er war hochgeschossen und mager, hatte struppiges dunkelblondes Haar und erstaunt dreinschauende blaue Augen. Es machte den Eindruck, als sei er in letzter Zeit stark gewachsen, denn seine Bewegungen wirkten ein wenig ungelenk. Als er zur Begrüßung schüchtern die Hand hob, stieß er fast Erics Lampe vom Schreibtisch. Er machte erschrocken einen Schritt zur Seite und latschte dabei Paulus voll auf die Zehen, woraufhin dieser vor Schmerz japste. Der Junge sprang wieder zurück, schüttelte entschuldigend den Kopf und ließ die Schultern hängen.

    Nichtsdestotrotz oder gerade wegen seiner Tollpatschigkeit fand Emmi ihn sympathisch. Sie lächelte ihn freundlich an, und er lächelte etwas verlegen zurück, so als wäre ihm die Freundlichkeit so vieler Kinder gleichzeitig irgendwie unheimlich. ,Wenn es das ist, was ihn wundert´, dachte Emmi, ,kann ich ihn sehr gut verstehen´.

    Sie dachte an die Zeit zurück, als auch einige ihrer heutigen Freunde sie mit dem Spitznamen ,Mopey-Dopey´ geärgert hatten, als Verspottung ihres Nachnamens Mope – Trauerkloß. Auf ihren fragenden Blick hin löste Eric nun das Rätsel auf. „Das ist Samuel, und er ist Mr. Blacksabbaths Enkelsohn."

    Emmi fiel die Kinnlade herunter. „Mr. Blacksabbath hat einen Enkel?? Dann muss er ja auch…Aber er hat nie…", stotterte sie völlig perplex.

    „Eins nach dem anderen, meldete sich Barney zu Wort. „Jetzt setz´ dich erst einmal. Und übrigens: Schön, dass du wieder da bist!

    Alle nickten zustimmend, und selbst Samuel schien glücklich, obwohl Emmi sich nicht vorstellen konnte, warum er sich über ihre Anwesenheit freute.

    „Auch wenn es ein wenig unhöflich ist, gar nicht nach deinen Ferien zu fragen, vielleicht erzähle ich dir jetzt direkt, was passiert ist?", schlug Eric vor.

    „Unbedingt!, pflichtete Emmi ihm bei. „Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich schon ganz gespannt bin, aber ehrlich gesagt bin ich eher besorgt.

    „Ja, stimmte Eric düster zu. „Das ist wohl auch das richtige Gefühl in dieser Situation. Er holte tief Luft und begann zu erzählen. „Mr. Blacksabbath ist im Krankenhaus. Er ist…nun ja, er hatte so eine Art Unfall. Seit vier Tagen ist er dort in Behandlung, und passiert ist es noch einmal zwei Tage früher. Wir haben es aber erst heute von Samuel erfahren." Eric nickte ihm dankbar zu.

    „Um Himmels Willen, rief Emmi aus. „Was ist denn geschehen?

    Nochmals atmete Eric tief durch, aber dieses Mal war es Barney, der die Geschichte weitererzählte. „Charlene und Marble sind aus dem Schneckenhaus aufgetaucht und haben ihn niedergeschlagen, als er sie von dem abhalten wollte, was sie dann leider doch geschafft haben."

    Emmi schwirrte der Kopf. Charlene und der widerliche Salamander Marble? Das gab´s doch gar nicht. „Wo sind die beiden jetzt?", fragte sie atemlos.

    Aber Eric schüttelte den Kopf. „So richtig wissen wir es auch noch nicht, denn wir haben noch nicht mit Mr. Blacksabbath selbst sprechen können. Momentan steht so viel fest: Er wurde von den beiden überrascht und überwältigt und lag dann hilflos in seinem Haus, bis ihn Samuel fand. Er hat dafür gesorgt, dass Mr. Blacksabbath ins Krankenhaus kommt. Dort hat er dann nach uns gefragt und alle Schwestern terrorisiert, damit sie mit uns Kontakt aufnehmen. Die haben es dann über Samuels Eltern probiert, aber die…, er blickte Samuel unsicher an, „nun, jedenfalls haben sie nichts unternommen und auch Samuel davon abgehalten. Heute konnte Samuel dann wieder ins Krankenhaus kommen, und er hat sofort die Telefonbücher gewälzt. Mich hat er als Ersten erreicht, ich habe alle zusammengetrommelt – ja, und jetzt sind wir hier.

    Alle sahen nun Samuel an. Der räusperte sich, etwas verunsichert durch die ihm geltende gespannte Erwartungshaltung. Trotzdem wollte er offensichtlich seinen Teil zur Aufklärung der Sache beitragen. „Ja, also, mein Großvater und ich haben schon immer ein sehr gutes Verhältnis gehabt. Leider gilt das nicht für ihn und seine Tochter und seinen Schwiegersohn – also meine Eltern. Sie haben seit Jahren keinen richtigen Kontakt mehr und wollen mir am liebsten auch verbieten, ihn zu sehen. Sie meinen, er macht mich verrückt mit seinen ganzen seltsamen Ideen von Magie und Zauberei. Selbst können sie damit gar nichts anfangen. Ich glaube, sie haben Angst davor, denn schließlich…" Er verstummte und suchte kurz nach den richtigen Worten.

    „Meine Großmutter, sprach er dann weiter, „genauer die Mutter meiner Mutter war von derselben Art wie mein Großvater. Beide haben das Mystische, die Zauberei und das Magische geliebt. Kaum ein Mensch wollte damals etwas mit den beiden zu tun haben, aber es hat sie nicht gestört, sie hatten ja sich. Meine Mutter hat allerdings sehr darunter gelitten, von den anderen Kindern gehänselt und verspottet zu werden. Tja, meine Großmutter wurde dann schon in jungen Jahren sehr krank. Sie weigerte sich, in ein Krankenhaus zu gehen. Vermutlich hätte es sie sowieso nicht gerettet, aber meine Mutter ist davon überzeugt, dass sie es geschafft hätte, hätte sie sich nur in die Obhut der „wirklichen Welt gegeben. Nachdem Großmutter gestorben war, ging für meinen Großvater die Welt unter, und er zog sich völlig in sich zurück. Meine Mutter kam zu einer Tante und wuchs am Ende ganz bei ihr auf. Für sie ist die Magie Schuld an der ganzen Familienmisere, und sie sagte sich von ihrem Vater los. Irgendwie hat sie auch ihrer Mutter nie „verziehen, dass sie einfach gestorben ist.

    Er senkte den Kopf und sprach kaum hörbar weiter. „Tja, und wenn ich nun meinen Großvater sehen will, muss ich es immer heimlich tun, und das funktioniert leider nur ganz selten. Daher sind wir uns dort auch noch nie über den Weg gelaufen."

    Emmi blickte ihn betroffen an. Sie konnte sehr gut nachvollziehen, wie es sich anfühlte, in der eigenen Familie hin- und hergerissen zu sein zwischen den Menschen, die man selbst liebt, die sich untereinander aber bekriegten.

    Samuel straffte nun die Schultern und sprach die folgenden Worte voller Nachdruck aus. „Ich selbst bin übrigens fest davon überzeugt, dass all die Menschen, die nichts gelten lassen als Fakten und Zahlen viel mehr schuld daran sind, dass es schlecht um die Welt steht. Aber davon will meine Mutter leider nichts hören." Er hielt kurz inne und musste sich sichtlich bemühen, den Faden der Geschichte wieder aufzunehmen.

    „Also, an diesem Tag jedenfalls", sprach er dann weiter, „an dem diese Geschichte hier ihren Anfang nahm, waren meine Eltern unterwegs und dachten, ich wäre bei einem Freund. Ich bin aber zu meinem Großvater gegangen, doch auf mein Klopfen und Klingeln rührte sich nichts. Dann kam jemand aus eurem Dorf vorbei und sagte mir, dass sich dort bereits seit zwei Tagen kein Mucks getan hätte, und das machte mich dann doch stutzig. Ich lief noch einmal ums Haus und fand zum Glück die Kellertür offen vor. So kam ich ins Haus und sah mit Schrecken, dass er mitten in der Wohnstube auf dem Boden lag – in einem schrecklichen Zustand. Sein Bein stand komisch ab, er war ganz grau und schwach und konnte kaum sprechen. Am Kopf und am Hals hatte er ziemlich üble Wunden. Auch das Haus war in einem furchtbaren Zustand.

    Alles war zerwühlt und einiges zerbrochen. Ob etwas oder was genau fehlte, konnte ich auf den ersten Blick nicht erkennen. Ich rief sofort einen Krankenwagen und fuhr mit ihm ins Krankenhaus…und obwohl er kaum bei Sinnen war, hatte mein Großvater immerhin noch so viel Kraft, um mir einen weiteren Anruf bei der Polizei zu verbieten. Er kann sehr überzeugend sein, das wisst ihr vielleicht auch, deshalb habe ich nichts weiter unternommen." Er zuckte die Schultern und hob entschuldigend die Hände.

    „Vom Krankenhaus aus rief ich meine Eltern an, in der Hoffnung, dies würde sie dazu bringen, sich um ihn zu kümmern. Er schnaubte unwillig. „Falsch gedacht! Sie kamen zwar schnell, drückten der Schwester dann aber nur Geld in die Hand, damit sie ihm das Nötigste kaufen konnten, packten mich ein und fuhren nach Hause. Es kamen mehrere Anrufe aus dem Krankenhaus bei uns an, aber sie wimmelten alle ab. Heute habe ich es dann endlich geschafft, unbemerkt hinauszuschlüpfen und meinen Großvater zu besuchen. Er hat mich sofort gebeten, unverzüglich mit einem von euch Kontakt aufzunehmen und euch zu erzählen, dass es etwas mit Charlene und Marble zu tun hat. Tja, und als ich dann Erics Nummer herausbekommen hatte und es ihm erzählte, hatte es tatsächlich die Wirkung, die mein Großvater sich erhofft hatte. Eric hat mich eingeladen, hierher zu kommen, damit ich nicht so lange im Krankenhaus herumhängen muss, während mein Großvater behandelt wird. Dann hat er euch sofort alle zusammengetrommelt….

    „…und mit dir, Emmi, vollendete Billie nun den Satz, „sind wir endlich komplett, um nun selbst ins Krankenhaus zu fahren!

    Emmi hatte zwar noch tausend Fragen, aber die konnten ihre Freunde und Samuel wohl auch nicht beantworten. Daher schwangen sie sich alle unverzüglich auf ihre Räder und fuhren zum Krankenhaus und zu ihrem verletzten Freund.

    Im Krankenhaus vermieden sie es, den Schwestern oder Ärzten ins Gesicht zu schauen, obwohl sie ja streng genommen gar nichts Verdächtiges oder Verbotenes taten.

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