"Wem Gott rechte Gunst erweisen, den läßt er mal nach Glowe reisen.": Botschaften der Fremdenbücher vom Kap Arkona und dem "Gasthaus zur Schaabe" in Glowe auf Rügen
Von Werner Westphal
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Über dieses E-Book
Prominente Persönlichkeiten des deutschen Geisteslebens haben sich mit ihrem Eintrag in das Fremdenbuch des Logierhauses des Wirtes Schilling ein zusätzliches Denkmal gesetzt.
Der aufmerksame Leser wird überrascht sein, welche interessanten Zeitbezüge sich aus diesen Texten von der Mitte des 19. Jahrhunderts erschließen lassen.
Eine Auswahl von „Abschiedstexten“ aus den Jahren 1911-1942 aus dem Fremdenbuch des „Gasthauses zur Schaabe“ lässt den Leser die Gefühle und Hoffnungen nachempfinden, die die Gäste vor ihrer Abreise aus Glowe überkamen.
Dabei entwickelten sie eine bemerkenswerte Kreativität. So entstanden aus der Stimmung heraus kleine Gedichte und Reimsprüche oder Zeichnungen und Karikaturen.
Die kommentierte Auswahl dokumentiert für den heutigen Leser in beeindruckender Weise, wie eng verbunden sich viele Gäste mit dem Badeort an der Arkonabucht fühlten.
So ist dieses Büchlein auch für den heutigen Besucher von Glowe und der Insel Rügen als Erinnerung bestens geeignet.
Werner Westphal
Der Autor, Dr. phil. habil. Werner Westphal, wurde in Saßnitz auf Rügen (1950) geboren. Von 1970-1974 Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität Greifswald. Promotion (1978) und Habilitation (1988) mit Arbeiten zur Textlinguistik. Von 1996-2016 Professur an der Universität Szczecin (Polen). Hauptsächliche Arbeitsgebiete sind Aspekte der Text- und Diskurslinguistik, zu denen zahlreiche Publikationen entstanden. Weitere Informationen unter www.werner-westphal.com.
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Buchvorschau
"Wem Gott rechte Gunst erweisen, den läßt er mal nach Glowe reisen." - Werner Westphal
37.
1 Sehnsucht nach Rügen
Über die nördlichste Insel Deutschlands gab es schon zum Ende des 19. Jahr-hunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine recht umfangreiche Reiselite-ratur (Rellstab, Kosegarten, Grümbke, Arnim usw.). Sie entstand unmittelbar aus dem Bedürfnis, dieses ‘geheimnisumwitterte‘ Eiland einem interessierten Publikum nahe zu bringen sowie eine neu entstehende Branche, den Tourismus, zu fördern.
1832 gab der Verleger Karl Baedecker seinen ersten Reiseführer heraus. Er selbst besuchte das Kap Arkona, die Nordspitze Rügens, am 9. August 1864. Rügen wird vor allem von prominenten deutschen Romantikern entdeckt. Der Greifswalder Maler Caspar David Friedrich (1774-1840) machte die Insel mit seinen Zeichnungen der Wissower Klinken weithin bekannt. Auch der Königs-stuhl mit seiner weiten Sicht auf das Meer und die weiße Küste von Rügen brachten viele Besucher zum Schwärmen. Das Spiel der Farben, die reine Luft, die Wälder der Stubnitz, machten die Halbinsel Jasmund zu einem Geheimtipp für Reisende. Der Königsstuhl, die Stubbenkammer, der sagenumwobene Herthasee und das schon erwähnte Kap Arkona waren für nicht wenige Reise-lustige der damaligen Zeit mit einem Schleier des Mystischen umgeben. Das inspirierte zu Gedankenspielen und Assoziationen.
So wird das Eiland ein Ziel der geistigen Elite Deutschlands, unter ihnen Wilhelm von Humboldt, Friedrich Schleiermacher⁴ oder Henriette Herz.⁵ Schleiermacher verbrachte mit seiner Freundin Henriette Herz im Sommer 1804 „unvergessliche Tage" auf Jasmund.⁶ Beide unternahmen ausgedehnte Erkundungsfahrten. Die enge Verbundenheit des Berliner Gelehrten mit Rügen, das zu damaliger Zeit (1648-1815) zu Schweden gehörte, resultierte u.a. aus der Freundschaft mit der Familie von Willich. Sagard und Jasmund verdanken Pfarrer Ehrenfried v. Willich den Bau einer Badeanstalt, in der das Wasser der Brunnenaue zu Heilzwecken benutzt wurde. Schleiermacher war dort einer der prominentesten Badegäste. Am 18. Mai 1809 heiratete Schleiermacher die inzwischen verwitwete Frau des verstorbenen Bruders des Pastors in Sagard. Die Aufenthalte auf der Ostseeinsel (genannt werden immer wieder die Orte Bobbin, Götemitz und Sagard, Saßnitz bzw. Klein-Jasmund) waren für ihn eine Quelle der Inspiration und boten ideale Möglichkeiten zum geistigen Austausch mit Freunden.
Saßnitz feierte im August 1924 „jenen Tag, an dem hundert Jahre zuvor die ersten Fremden als Badegäste nach Saßnitz kamen", so der Chronist Max Koch.⁷ Als einer der Entdecker von Saßnitz als Badeort wird Schleiermacher gepriesen, der im Sommer 1824 seine Frau und seine Kinder zur Erholung dorthin geschickt hatte. Der Ortschronist stellt dazu fest: „Die Mitglieder der Schleiermachschen Familie waren wie es scheint, die ersten richtigen Badegäste von Saßnitz."⁸ Die Beispielwirkung von Schleiermacher, der persönliche Beziehungen zu zahlreichen Repräsentanten der damaligen geistigen Elite Preußens und anderer deutscher Länder unterhielt, war insbesondere für die Halbinseln Jasmund und Wittow werbewirksam.
Die mit ihrem Berliner Salon weithin bekannte Henriette Herz und enge Freundin des Theologen berichtet in einem Brief an ihre Freunde auf Rügen, dass sie durch ihre Schwärmerei über Klein-Jasmund und Sagard sogar den Philosophen Gottfried Fichte überredet habe, demnächst der Insel einen Besuch abzustatten. Sie selbst sehnte sich stets nach Rügen. „Denn wenn ich an Rügen gedenke, so ist mir‘s, als dächte ich an meine wahre Heimat - ich glaube, daß ich mich auf den Boden legen und ihn küssen würde, wenn ich die liebe Insel wieder einst betrete", schreibt sie am 20. Februar 1805 an ihre Freunde in Sagard.⁹ Auch mit dem großen Sohn der Insel, Ernst Moritz Arndt, stand Schleiermacher ab 1815 in einer familiären Beziehung. In diesem Jahr heiratete eine Halbschwester von Schleiermacher, Nanny Schleiermacher, den inzwischen international bekannten deutschen Patrioten und Gelehrten.¹⁰ Ein weit über Rügen hinaus bekannter Bewohner der Halbinsel Wittow war in diesen Jahren der Pfarrer von Altenkirchen, Gotthard Ludwig Theobul Kosegarten (1758-1818),¹¹ der u.a. mit Goethe einen Briefwechsel