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Die philosophische Therese
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eBook141 Seiten2 Stunden

Die philosophische Therese

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Über dieses E-Book

Die philosophische Therese ist ein 1748 erschienener französischer Roman und gilt als eines der bedeutendsten libertinen Werke des 18. Jahrhunderts. Als Verfasser wird Jean-Baptiste de Boyer vermutet.

Die Geschichte der Therese ist die der Abkehr von der Autorität der christlichen Kirche, hin zur Position der radikalen atheistischen Aufklärung. In der Handlung des Romans wechseln sexuelle Aktivitäten der Hauptfiguren mit Diskussionen über philosophische Fragen ab, die sie zu höherer Erkenntnis führen. Der Text spiegelt damit – bei aller Vereinfachung – eine zentrale aufklärerische These wider: In der Natur gibt es nichts moralisch Böses, und eine vernünftige Sittlichkeit beruht nicht auf der Verleugnung der natürlichen Regungen, sondern dem Versuch, sie zu verstehen. (aus wikipedia.de)
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum2. März 2015
ISBN9783734767463
Die philosophische Therese
Autor

Jean-Baptiste Boyer

Jean-Baptiste de Boyer, Marquis d’Argens (* 27. Juni 1703, Aix-en-Provence; † 12. Januar 1771, Château de la Garde bei Toulon) war ein französischer Schriftsteller und Philosoph, dessen Werk im 18. Jahrhundert in zahlreichen europäischen Ländern große Beachtung fand.

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    Buchvorschau

    Die philosophische Therese - Jean-Baptiste Boyer

    Inhaltsverzeichnis

    Die philosophische Therese

    Die Geschichte der philosophischen Therese

    Die Geschichte der Frau Bois-Laurier

    Fortsetzung der Geschichte der philosophischen Therese

    Impressum

    Die philosophische Therese

    Erstmals erschienen im Jahr 1748 unter dem Titel:

    „Thérèse philosophe,

     ou mémoires pour servir à l’histoire du Père Dirrag et de Mademoiselle Éradice"

    Überarbeitung der Übersetzung von Heinrich Conrad

    Umschlaggestaltung, Überarbeitung:

    Daniel Neuner

    1. Auflage 2015

    Die Geschichte der philosophischen Therese

    Wie, Herr Graf, Sie wünschen allen Ernstes, dass ich meine Geschichte schreibe? Sie wünschen, dass ich die mystischen Vorgänge schildere, die sich zwischen Fräulein Eradice und dem hochwürdigen Vater Dirrag abspielten? Dass ich Ihnen von den Abenteuern der Frau C. mit dem Abbé T. erzähle? Sie verlangen von einem Mädchen, das niemals etwas geschrieben hat, eine ausführliche Beschreibung, wozu eine systematische Anordnung des Stoffes nötig ist? Sie wünschen ein Gemälde, worauf die Vorgänge, von denen ich Ihnen erzählt habe oder die wir selber mit erlebt haben, mit dem ganzen Zauber der Wollust dargestellt sind? Und Sie wünschen zugleich, dass die metaphysischen Betrachtungen mit ihrer vollen Kraft wiedergegeben werden? Wahrhaftig, mein lieber Graf, dies scheint mir über meine Kräfte zu gehen. Übrigens war Eradice meine Freundin, und Pater Dirrag war mein Beichtvater; ich schulde der Frau C. und dem Abbé T. Gefühle der Dankbarkeit. Soll ich das Vertrauen von Leuten täuschen, gegen die ich die größten Verpflichtungen habe? Denn die Handlungen der einen und die weisen Betrachtungen der anderen haben mir allmählich die Augen geöffnet und mich über die Vorurteile der Jugend aufgeklärt. Aber, sagen Sie, das Beispiel und die Belehrung haben Sie glücklich gemacht – warum wollen Sie nicht versuchen, durch Beispiel und Belehrung auch zum Glücke Ihrer Mitmenschen beizutragen? Welche Furcht hält Sie ab, Wahrheiten niederzuschreiben, die nur dem Nutzen der menschlichen Gesellschaft dienen können?

    Nun, mein lieber Wohltäter, so widerstehe ich denn nicht länger: Ich werde schreiben; denkende Menschen werden die Mängel meines Stiles um meiner Aufrichtigkeit willen mir verzeihen, und aus Dummköpfen mache ich mir nicht viel. Nein, Ihre zärtliche Therese wird Ihnen niemals einen Wunsch abschlagen; Sie werden von ihrer zartesten Kindheit an in alle Falten ihres Herzens sehen; ihre ganze Seele wird sich vor Ihnen entfalten in der genauen Beschreibung der kleinen Abenteuer, die sie sozusagen ohne ihr Zutun Schritt für Schritt zum Gipfelpunkt der Wollust geführt haben.

    Törichte Menschen! Ihr glaubt es in eurer Macht zu haben, die Leidenschaften zu ersticken, die die Natur euch eingepflanzt hat! Nein, sie sind Gottes Werk! Ihr wollt diese Leidenschaften zerstören, sie in gewisse enge Grenzen bannen. Wahnsinnige! Ihr gebt euch also für neue Schöpfer aus, die mächtiger sein wollen als der alte? Werdet ihr denn niemals sehen, dass alles so ist, wie es sein muss, und dass alles gut ist? Dass alles von Gott ist und nicht von euch, und dass einen Gedanken zu schaffen ebenso schwierig ist wie die Erschaffung eines Armes oder eines Auges?

    Mein Lebenslauf ist ein unbestreitbarer Beweis dieser Wahrheiten. Seit meiner zartesten Kindheit hat man mir stets Liebe zur Tugend und Abscheu vor dem Laster gepredigt. Man sagte zu mir: Du wirst nur in dem Maße glücklich sein, wie du die christlichen und moralischen Tugenden übst. Alles was sich davon entfernt, ist Laster; das Laster zieht dir Verachtung zu und die Verachtung erzeugt als natürliche Folgen Scham und Gewissensbisse. Von der Trefflichkeit dieser Lehren überzeugt, habe ich bis zum Alter von fünfundzwanzig Jahren mich ehrlich bemüht, nach diesen Grundsätzen zu leben. Sie werden sehen, wie weit mir dieses gelungen ist.

    Ich bin in der Provinz Vencerop geboren. Mein Vater war ein guter Bürgersmann, ein Kaufmann in dem hübschen Städtchen * * *, wo alles Lust und Freude atmet; die Galanterie scheint das einzige zu sein, wofür die dortige Gesellschaft Interesse hat. Man liebt, sobald man zu denken beginnt und man denkt nur zu dem Zweck, sich die Wonnen der Liebe leichter zu verschaffen. Meine Mutter verband mit der Lebhaftigkeit der Frauen ihrer Heimatprovinz, die der Provinz Vencerop benachbart ist, das glückliche Temperament einer sinnlichen Venceropalin. Meine Eltern lebten sparsam von ihren bescheidenen Renten und von dem Ertrage ihres kleinen Geschäftes. Durch ihre Arbeit änderte sich nichts an dem Stande ihres Vermögens; denn mein Vater bezahlte eine junge Witwe, die in der Nähe unseres Hauses einen Laden hielt, meine Mutter aber wurde von ihrem Liebhaber bezahlt, einem sehr reichen Edelmann, der die Güte hatte, meinen Vater mit seiner Freundschaft zu beehren. Alles ging in bewunderungswürdiger Ordnung vor sich: Man wusste auf beiden Seiten, woran man war, und niemals hat eine Ehe den Eindruck größerer Einigkeit gemacht.

    Nachdem zehn Jahre in so löblicher Eintracht verflossen waren, wurde meine Mutter schwanger; sie brachte mich zur Welt. Meine Geburt verursachte ihr ein Leiden, das vielleicht schrecklicher für sie war, als sogar der Tod gewesen wäre: Durch eine heftige Bewegung beim Kreißen entstand ein Riss, der sie in die traurige Notwendigkeit versetzte, für immer auf jene Freuden zu verzichten, denen ich mein Dasein verdanke.

    Alles änderte sich jetzt in meinem Elternhause. Meine Mutter wurde fromm. Die eifrigen Besuche des Herrn Marquis, der seinen Abschied erhielt, hörten auf, und dafür kam der Pater Guardian der Kapuziner. Das Zärtlichkeitsbedürfnis meiner Mutter wechselte nun den Gegenstand: Sie gab aus Notwendigkeit von nun an Gott, was sie bis dahin aus Neigung und Temperament dem Marquis gegeben hatte.

    Mein Vater starb, als ich noch in der Wiege lag. Meine Mutter zog aus irgendwelchen mir unbekannten Gründen nach der berühmten Hafenstadt Volnot. Die galanteste Frau war zur keuschesten, vielleicht auch tugendhaftesten geworden, die jemals gelebt.

    Ich war kaum sieben Jahre alt, als meine zärtliche Mutter in ihrer unaufhörlichen Sorge um meine Gesundheit und um meine Erziehung bemerkte, dass ich zusehends abmagerte. Ein geschickter Arzt wurde gerufen und wegen meiner Krankheit befragt. Ich hatte einen unstillbaren Hunger, aber kein Fieber und keine Schmerzen; trotzdem schwand meine Lebhaftigkeit dahin, und meine Beine vermochten mich kaum noch zu tragen. Meine Mutter fürchtete für mein Leben; sie ließ mich keinen Augenblick von ihrer Seite, und ich musste in ihrem Bett schlafen. Wie groß war ihre Überraschung, als sie eines Nachts bemerkte, dass ich im Schlaf die Hand auf jenem Körperteil hatte, der uns von den Männern unterscheidet, und dass ich durch ein sanftes Reiben mir Genüsse verschaffte, die unter Mädchen von fünfzehn Jahren gang und gäbe sind, die aber einem Mädchen von sieben Jahren nicht bekannt zu sein pflegen. Meine Mutter wollte kaum ihren Augen trauen, leise hob sie Decke und Bettlaken hoch; sie holte die Lampe, die in dem Zimmer brannte, und wartete als kluge und erfahrene Frau die weitere Entwicklung ab. Es kam, wie es kommen musste: Ich bewegte mich hin und her, ich zitterte, und der Genuss erweckte mich.

    In der ersten Aufregung schalt meine Mutter mich tüchtig aus; sie fragte mich, wo ich die Gräuel gelernt hätte, die sie soeben beobachtet hätte. Ich antwortete ihr weinend, ich wüsste nicht, was ich ihr zu Leide getan hätte, und ich wüsste nicht, was sie mit den von ihr gebrauchten Ausdrücken »unanständige Berührung«, »Schamlosigkeit« und »Todsünde« sagen wollte. Die Naivität meiner Antworten überzeugte sie von meiner Unschuld. Ich schlief wieder ein. Von neuem begann ich mich zu kitzeln, von neuem schalt meine Mutter mich aus. Nachdem sie mich mehrere Nächte aufmerksam beobachtet hatte, bezweifelte sie nicht mehr, dass die Stärke meiner Sinnlichkeit mich trieb, im Schlafe zu tun, woran so viele arme Nonnen im Wachen Trost finden. Meine Mutter beschloss, mir die Hände eng zusammenzubinden, so dass es mir unmöglich war, meine nächtlichen Unterhaltungen noch weiterhin fortzusetzen.

    Bald hatte ich meine Gesundheit und frühere Kraft wiedererlangt. Ich legte die übliche Gewohnheit ab, aber meine Sinnlichkeit wurde immer größer. Im Alter von neun oder zehn Jahren verspürte ich eine seltsame Unruhe, fühlte ich Begierden, deren Ziel ich nicht kannte. Mit anderen kleinen Mädchen und Knaben meines Alters war ich oft auf einem Dachboden beisammen. Dort trieben wir unsere kleinen Spiele. Einer von uns wurde zum Schulmeister erwählt; das geringste Vergehen wurde mit dem Stock bestraft. Die Knaben ließen ihre Höschen herunter, die Mädchen hoben Röckchen und Hemdchen hoch. Wir betrachteten uns gegenseitig aufmerksam; fünf oder sechs kleine Popochen wurden eins nach dem andern bewundert, gestreichelt und gepeitscht. Die Gnigni der Knaben, wie wir es nannten, waren ein Spielzeug für uns; hundertmal streichelten wir sie mit den Fingern, nahmen sie in die Hand, machten Püppchen daraus und küssten das kleine Instrument, von dessen Gebrauch und Wert wir gar keine Ahnung hatten. Dann kamen unsere Popochen dran. Auch sie wurden geküsst. Nur um den Mittelpunkt aller Freuden kümmerte niemand sich. Woher kam diese Vernachlässigung? Ich weiß es nicht. Aber so waren unsere Spiele; die einfache Natur leitete sie, ich schildere sie der Wahrheit gemäß.

    Nachdem ich mich zwei Jahre lang diesen unschuldigen Ausschweifungen hingegeben hatte, brachte meine Mutter mich in ein Kloster; ich war damals ungefähr elf Jahre alt. Die erste Sorge der Oberin war, mich auf meine erste Beichte vorzubereiten. Ich trat ohne Furcht vor dieses Gericht, denn ich hatte keine Gewissensbisse. Dem alten Guardian der Kapuziner, der das Gewissen meiner Mutter beriet und auch mir die Beichte abhörte, sagte ich alle die dummen kleinen Sünden eines Mädchens meines Alters. Nachdem ich alle Fehler eingestanden hatte, deren ich schuldig zu sein glaubte, sagte der gute Vater zu mir: Du wirst eines Tages eine Heilige sein, wenn du wie bisher die von deiner Mutter dir eingeflößten Grundsätze der Tugend befolgst. Vor allen Dingen höre niemals auf den Teufel des Fleisches! Ich bin der Beichtvater deiner Mutter; was sie mir von deiner Neigung zur Unkeuschheit, dem gemeinsten aller Laster, erzählte, hatte mich ernstlich beunruhigt. Ich freue mich herzlich, dass sie sich geirrt hat. Die Krankheit, an der du vor vier Jahren littest, hatte sie auf diesen Gedanken gebracht; ohne ihre treue Sorge, mein liebes Kind, wärest du verloren gewesen an Leib und Seele. Ja, ich bin jetzt gewiss, dass deine Bewegungen, die sie beobachtete, unfreiwillig waren, und ich bin überzeugt, dass der Schluss, den sie daraus auf dein Seelenheil zog, irrig war.

    Was mein Beichtiger mir sagte, beunruhigte mich, und ich fragte ihn, was ich denn nur getan hätte, dass meine Mutter einen so schlechten Begriff von mir bekommen hätte? Er sagte mir ohne Umstände in den deutlichsten Worten, was vorgefallen war und welche Maßregeln meine Mutter ergriffen hatte, um mir einen Fehler abzugewöhnen, dessen Folgen ich,

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