Über diese Serie
Herr Balaban und seine kleine Tochter Selda kamen auf dem Bahnhof einer fremden Stadt an.
„Entschuldigen Sie bitte“, sprach Herr Balaban einen Mann an, „was halten Sie von der Ausländerfrage?“
„Oh“, sagte der Mann, „ich bin unseren ausländischen Mitbürgern sehr dankbar, dass sie uns die schweren Arbeiten abnehmen, die niemand sonst machen will.“
„Vielen Dank!“ sagte Herr Balaban, und wandte sich an einen anderen: „Verzeihen Sie, was halten denn Sie von der Ausländerfrage?“
Der Mann sagte: „Wissen Sie, ich finde, dass unsere ausländischen Mitbürger frische Farben in das Bild unserer Stadt bringen und unsere Kultur mit neuen Impulsen bereichern!“
„Danke schön“, sagte Herr Balaban und wandte sich an einen dritten Mann: „Was bitte, halten Sie von der Ausländerfrage?“
„Also wenn Sie mich fragen, mir wär’s lieber, wenn die alle zu Hause bleiben und uns in Ruhe lassen würden!“
„Oh“, strahlte Herr Balaban, „endlich ein ehrlicher Mensch. Würden Sie bitte einen Moment auf unsere Koffer aufpassen? Ich muss die Kleine da aufs Klo bringen!“
Herr Balaban stand in der Fußgängerzone vor der Auslage des Herrenmodegeschäfts
und redete mit der Schaufensterpuppe, die ihm gegenüberstand: „Guten Tag, haben Sie
nicht eine Arbeit für mich? Ich bin fleißig und geschickt, eigentlich bin ich gelernter
Schneider, aber ich kann Gabelstapler fahren und mit einem Presslufthammer
umgehen, mauern und zimmern, kaputte Radios und Nähmaschinen reparieren und
sonst auch fast alles!“
„Was machst du denn da?“ fragten ein paar Bekannte, die vorbeigingen.
„Ich übe, Absagen zu ertragen.“
Noch einmal 222 witzige Geschichten von Herrn Balaban und seiner Tochter Selda.
Titel in dieser Serie (2)
- Herr Balaban und seine Tochter Selda
1
"Wortwitz und -spiele, mitunter auch herrlich hintergründig bissige Sprüche" Wiener Kurier "Verbüffende Geschichten, Anekdoten und heitere Szenen über die Unwirklichkeit des Realen und die Realität des Unwirklischen. Jeder einzelne Text regt zum Nachdenken an. Seite für Seite stehen kindsköpfige Aha-Erlebnisse neben philosophischem Witz." Focus "Humorimport nicht aus deutschen Landen präsentiert der österreichische Autor Martin Auer in seiner Miniaturensammlung, zur rechten Zeit und sicher nicht ohne politischen Hintersinn. In 222 Texten erzählt er von dem Duo Vater und Tochter, Herrn Balaban und Selda, die sich als Zugezogene, als Nichteinheimische in vorwiegend alltäglichen Situationen bewegen. Sie kommentieren dabei scheinbar naiv das Gewöhnliche oder antworten mit wortwörtlich nehmendem Sprachwitz; oft handeln sie mit tolpatschig wirkender Begriffsstutzigkeit. Das Gewohnte wird so aus anderer Perspektive gezeigt, und das Normale verdreht sich zum Sonderbaren. Woher stammen diese Alltagsverrücker? Hierzu gibt Herr Balaban (und der Autor in einem kurzen Nachwort) bereitwillig Auskunft: Herr B. sei Nachfahre des Mullah Nasreddin Hodscha, und dieser stamme aus dem heute türkischen Akschehir. Ebenfalls ein reiselustiger Geselle, dieser Vorfahr, der durch den islamischen Raum wanderte und dort mit seinen Weisheiten Berühmtheit erlangte. Literarische Verwandte sind sicherlich auch die Herren Keuner oder Münchhausen sowie Schelme wie Eulenspiegel oder Schwejk. Deren Schwänke, Gleichnisse, Kalendergeschichten - wie immer man diese Kurzprosa bezeichnen möchte - werden von Martin Auer neu und nacherzählt. Die Palette der hier eingeführten Denkstückchen reicht von der chassidischen Rabbigeschichte bis zum simplen Kalauer, Mischformen selbstverständlich inklusive." Caroline Roeder, Frankfurter Allgemeine Zeitung "Die Balabans könnten mit Karl Valentin genauso verwandt sein wie mit dem Schwejk, und wer Skurriles mag, kann sich ihrer nicht erwehren." Nürnberger Nachrichten "Aus den Geschichten spricht eine große Wertschätzung alles Menschlichen und eine ungebrochene Toleranz angesichts der damit einhergehenden Schwächen ... Eine anekdotische Hausapotheke in bester Kästner-Manier" Eselsohr
- Manchmal hört es nie zu regnen auf. Neues von Herrn Balaban und seiner Tochter Selda
2
Herr Balaban und seine kleine Tochter Selda kamen auf dem Bahnhof einer fremden Stadt an. „Entschuldigen Sie bitte“, sprach Herr Balaban einen Mann an, „was halten Sie von der Ausländerfrage?“ „Oh“, sagte der Mann, „ich bin unseren ausländischen Mitbürgern sehr dankbar, dass sie uns die schweren Arbeiten abnehmen, die niemand sonst machen will.“ „Vielen Dank!“ sagte Herr Balaban, und wandte sich an einen anderen: „Verzeihen Sie, was halten denn Sie von der Ausländerfrage?“ Der Mann sagte: „Wissen Sie, ich finde, dass unsere ausländischen Mitbürger frische Farben in das Bild unserer Stadt bringen und unsere Kultur mit neuen Impulsen bereichern!“ „Danke schön“, sagte Herr Balaban und wandte sich an einen dritten Mann: „Was bitte, halten Sie von der Ausländerfrage?“ „Also wenn Sie mich fragen, mir wär’s lieber, wenn die alle zu Hause bleiben und uns in Ruhe lassen würden!“ „Oh“, strahlte Herr Balaban, „endlich ein ehrlicher Mensch. Würden Sie bitte einen Moment auf unsere Koffer aufpassen? Ich muss die Kleine da aufs Klo bringen!“ Herr Balaban stand in der Fußgängerzone vor der Auslage des Herrenmodegeschäfts und redete mit der Schaufensterpuppe, die ihm gegenüberstand: „Guten Tag, haben Sie nicht eine Arbeit für mich? Ich bin fleißig und geschickt, eigentlich bin ich gelernter Schneider, aber ich kann Gabelstapler fahren und mit einem Presslufthammer umgehen, mauern und zimmern, kaputte Radios und Nähmaschinen reparieren und sonst auch fast alles!“ „Was machst du denn da?“ fragten ein paar Bekannte, die vorbeigingen. „Ich übe, Absagen zu ertragen.“ Noch einmal 222 witzige Geschichten von Herrn Balaban und seiner Tochter Selda.
Martin Auer
Scroll down for English bio Martin Auer wurde 1951 in Wien geboren. Er hat die Universität besucht und dort ein Jahr lang das Studium von Germanistik und Geschichte und dann ein weiteres Jahr das Dolmetsch-Studium geschwänzt. Stattdessen hat er Theater gespielt. War sieben Jahre lang Schauspieler, Dramaturg und Musiker am „Theater im Künstlerhaus“. Hat dann eine Band gegründet. Ist als Liedermacher aufgetreten. Hat Gitarreunterricht gegeben. Die Weltrevolution vorbereitet (gratis). Als Texter für Werbung und Public Relations Übertriebenes, Unwahres und Einseitiges verbreitet (für Geld). Für Zeitungen gearbeitet. Sich zum Zauberkünstler ausgebildet. Ist bei Betriebsfesten und Kindergeburtstagen aufgetreten. Hat irgendwann einmal auch ein Kinderbuch geschrieben. Das 1986 veröffentlicht wurde. Seither betrachtet er sich als Schriftsteller und hat aus diesem Grund noch über vierzig weitere Bücher geschrieben, davon ca. zwei Drittel für Kinder. Auch einige Preise eingeheimst, z.B. den Kinderbuchpreis des Kultusministers von Nordrhein-Westfalen 1990, den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 1994, 1998 und 2000, den Förderpreis des österreichischen Bundesministeriums für Verkehr (das damals auch für Wissenschaft und Kunst zuständig war) 1996 und den Jugendbuchpreis der Stadt Wien 1997 und 2002. Er wurde nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 1997, und für den internationalen Hans-Christian Andersen-Preis 1997. 2005 wurde ihm für Verdienste um die Republik Österreich der Berufstitel Professor verliehen, was er ehrend, aber auch irgendwie lustig findet. Martin Auer ist Vater einer erwachsenen Tochter, Großvater von zwei etwas jüngeren Enkeln und Vater einer kleinen Tochter. Er lebt in Wien und hat keine Katzen. Martin Auer (pronounce as in “happy hour”)was born in 1951 in Vienna, Austria. He attended university but never really studied anything there. He was an actor, a musician, a singer-songwriter, a teacher, a journalist, a stage magician, a copy-writer for public relations agencies. His first book was published in 1986, and since then he has been a free lance writer. By now he has published over 40 books, among them childrens books which have won various awards and have been translated into several different languages.
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