Grenze
Von Eckbert Schulze
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Dann tat sich plötzlich etwas hinter dem Zaun und das Interesse wurde sofort stärker.....
Eckbert Schulze
Eckbert Schulze geboren 1951, verheiratet, 2 erwachsene Söhne
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Familie Wedel
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Buchvorschau
Grenze - Eckbert Schulze
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Mit Großeltern in Blankenburg
Hinweisschilder im Großraum
Kreuz des Ostens
Ausflug nach Helmstedt
Pakete für die Zone
Kerzen im Fenster
Friedland
13. August 1961
Güterbahnhof Braunschweig
Börssum und andere Bahnhöfe
Mit Eltern in Walkenried
Der Tunnel Walkenried
Interzonenzüge und kleiner Grenzverkehr
Vaters besondere Fahrt
Braunkohlenbergbau hinter dem Elm
Aufenthalte im Landschulheim
DDR Fernsehen
Kontrolle der Grenze
Zonenrandförderung
Briefmarken und Münzen der DDR
Ferien an der Ostsee
Berlin
Zugverkehr an der Grenze
Begegnung am Brenner
Bayerisch – Eisenstein
Soldatensender
Grundausbildung
Weitere Ausbildung bei der Bundeswehr
Bedeutung der Grenze für Ausländer
Zugführer in der aktiven Truppe
Urlaub mit der Ehefrau im Harz
Eisenbahntransport entlang der Grenze
Jugendoffizier in Buxtehude
Flug über die Ostsee
Das PSV Bataillon
Kompaniechef in Stade
Fluchten über die Grenze
Postüberprüfung auf beiden Seiten
Ausbilder an der Pionierschule München
Kompaniechef in München
Sommerurlaub 1989
Besuch in Wernigerode
Schwerin und Brocken
Brocken – Torfhaus
Erste Berührung mit der NVA
Besuch in Pirna
Ergebnisse nach der Wende
Ein neuer Dienstposten
Material der NVA
Zwei Urlaube und neue Erkenntnisse
Ausstellung Militärmuseum Dresden
Was bleibt? Die Erinnerung!
Einleitung
Geboren wurde ich im Jahr 1951, als Deutschland schon geteilt und diese Teilung zementiert und international weitestgehend anerkannt war. Ich wurde in diese Grenzsituation hineingeboren, bin damit aufgewachsen und kannte nichts anderes, bis sie sich unerwartet änderte und die Wiedervereinigung erfolgte.
Kaum jemand hatte mit dieser Wiedervereinigung gerechnet, obwohl es Lippenbekenntnisse dafür zu Hauf gab. Man wusste genau, die Politiker mussten so reden, um ihre Wahlchancen bei den älteren Mitbürgern zu behalten. Also redete man an Tagen wie dem 17. Juni darüber, ein wiedervereinigtes Deutschland haben zu wollen, brachte zumindest an diesem Tag unsere Landsleute hinter der Grenze wieder ins Bewusstsein zurück. Man sprach darüber in den offiziellen Veranstaltungen. Jeder kannte dieses Ritual und freute sich über den gesetzlichen Feiertag.
In den achtziger Jahren gab es bereits viele, vor allem Jüngere, die gar nicht mehr die Bedeutung dieses Tages kannten. In dieser Hinsicht war ich ein ganz normaler Bundesbürger, wusste, um was es an diesem Tag ging, war aber völlig nach Westen orientiert, nach Osten kaum interessiert, außer nach Berlin im Osten.
Mit der familiären Problematik der Zone und der Grenze durch Deutschland war unsere Familie nicht konfrontiert, wir hatten keine Verwandten „drüben", über die man sich Sorgen oder Gedanken machen musste. Daher beschäftigte man sich nicht unbedingt mit diesem Thema, es gab keine Bezugspersonen. Damit lebte man gut in der Bundesrepublik Deutschland, unserer Heimat. Im Osten sprach man zwar ebenfalls deutsch und da gab es die Enklave Berlin, aber das war das Interessanteste am Osten. Den Osten mit deutschsprechenden Menschen gab es nun mal und das war es dann. Allein schon wegen des unseligen Systems, was dort herrschte, war man nicht daran interessiert, sich näher damit zu befassen und außerdem redeten die Menschen ganz anders. Immer weniger Menschen hatten ein Interesse, sich mit diesem Teil Deutschlands zu befassen, im Westen ging es uns gut. Ja, da war eine Grenze, aber bei immer mehr Menschen war diese Grenze als Teilung Deutschlands gar nicht mehr im Bewusstsein, viele, vor allem im Westen der Republik, kannten sie gar nicht, hatten noch nicht einmal davon etwas gehört.
Die Grenze im Osten war etwas Endgültiges, hier war die Trennung zwischen Ost und West. Kein Mensch rechnete damit, dass sich dieses ändern würde, zu eindeutig und unverrückbar schien das alles zu sein. Irgendwie waren die Gedanken, hier sollte sich etwas ändern und wieder ein Heimatland werden, im tiefsten vorhanden, aber zu perfekt schien das System der Mauer zu sein, die alles umgab. Je mehr man nach Westen in der Republik kam, desto unwesentlicher wurde das Problem der Grenze nach Osten. Nur diejenigen, die in ihrer Nähe wohnten, mussten sich öfters mit ihr auseinandersetzen, aber auch das wurde im Laufe der Jahre weniger.
Dann tat sich plötzlich etwas hinter dem Zaun und das Interesse wurde sofort stärker. Sollte da wirklich die Chance bestehen, dass sich etwas zum Positiven änderte, die Spannung stieg. Womit niemand gerechnet hatte, geschah: die Grenze fiel. Aber fiel damit die Grenze, die wir so lange in unseren Köpfen und Herzen verinnerlicht hatten, die eigentlich integraler Bestand unseres Denkens war? Offiziell waren wir wieder ein Volk, aber war das nicht nur auf Hochglanzpapier gedruckt? Waren wir es nicht nur dem Namen nach?
Es bedurfte zweier Naturkatastrophen und über 20 Jahre bis die Grenze im Herzen und im Kleinhirn langsam verschwindet. Dieser Prozess wird vermutlich noch länger anhalten und hoffentlich erfolgreich enden. Warum diese Grenze noch immer irgendwie in unseren Köpfen und Herzen ist und wie die Vorbehalte dazu entstanden, möchte ich anhand von Beispielen erzählen.
Mit Großeltern in Blankenburg
Eine meiner frühesten Erinnerungen an die Grenze war die Fahrt mit meinen Großeltern nach Magdeburg und von dort nach Blankenburg im Jahr 1956. Beide Male sollten Verwandte besucht werden.
Eigentlich war es keine große Entfernung zu beiden Städten, heute macht man das mit dem Auto unter einer Stunde, aber damals war das ganz anders. Man konnte nicht direkt nach Blankenburg fahren, musste den Umweg über Magdeburg nehmen. Nur auf diesem Weg konnte man die Grenze überwinden, das war eine der wenigen Reiszugverbindungen für die sogenannten Interzonenzüge, die alten Verbindungen gab es nicht mehr. Zur Entlastung meiner Eltern nahmen mich meine Großeltern mit, denn ich war noch nicht in der Schule und meine Eltern arbeiteten beide. Ganz aufgeregt über solch eine Reise ging ich an der Hand meiner Großmutter neben Opa zum alten Bahnhof, von wo der Interzonenzug abfahren sollte, noch nie war ich vorher mit solch einem großen Zug gefahren. Bevor wir dorthin gingen, war ich mehrfach von meinen Großeltern geimpft worden, auf alle Fälle meine Klappe zu halten, wenn wir an die Grenze kämen, die Grenzpolizei und der Zoll kämen und uns etwas fragten. Alles das würde der Großvater erledigen und nur der.
Bald hatten wir Helmstedt erreicht, der Zug stand hier länger, alles war still, die Kontrollen begannen. Niemand durfte aus dem Abteil hinausgehen und ich wurde immer neugieriger, was denn nun geschehen würde.
Dann wurde die Abteiltür geöffnet, zwei Männer der Pass – und Zollkontrolle traten herein. Gerade wollten sie wieder hinausgehen, weil sie alles kontrolliert hatten, als ich herausplatzte: „Opa, die haben da oben den Koffer vergessen, wo Oma was hineingetan hat."
Genau in dem Koffer waren die Kleidungsstücke, die wunschgemäß der Verwandtschaft in Blankenburg mitgebracht wurden, die man jedoch nicht mitbringen durfte. Beide Uniformierte hielten inne, sahen fragend meinen Großvater an. Der blieb völlig ruhig und sagte gelassen: "Gerne, wenn die Herren den Koffer meiner Frau ansehen möchten, kein Problem, ich helfe