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Xenokles und die zänkischen Götter: Eine ikonographische Neubewertung der Kleinmeisterschale des Xenokles im Londoner British Museum
Xenokles und die zänkischen Götter: Eine ikonographische Neubewertung der Kleinmeisterschale des Xenokles im Londoner British Museum
Xenokles und die zänkischen Götter: Eine ikonographische Neubewertung der Kleinmeisterschale des Xenokles im Londoner British Museum
eBook97 Seiten53 Minuten

Xenokles und die zänkischen Götter: Eine ikonographische Neubewertung der Kleinmeisterschale des Xenokles im Londoner British Museum

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Über dieses E-Book

Diese Neubewertung der Kleinmeisterschale des Xenokles im Londoner British Museum wartet auf mit einer bisher nicht beachteten Geste des Protests - eine erhobene, offene Hand mit weit abgespreiztem Daumen. Auf der Schauseite der Schale ist Hades dargestellt, der nach dem Sieg der Kroniden über die Titanen die Zulosung der Unterwelt nicht akzeptieren kann: die Protestgeste kommt zum Einsatz. Die Dioskuren - symbolisiert durch Flügelpferde - bewegen ihn, den Streit mit Zeus brüderlich beizulegen. Auf der anderen Seite wehrt sich Demeter mit derselben Geste heftig gegen die Vermählung ihrer Tochter Persephone mit Hades. Der Ausgang des Streites ist bekannt: Persephone darf zwei Drittel des Jahres bei Demeter und ein Drittel bei Hades verbringen. Auf der Innenseite der Schale ist in spätarchaischer Manier eine geflügelte Göttin dargestellt, die an die streitlustige Eris aber auch an die siegreiche Nike erinnert, letztlich aber Zeus als obersten Hüter der Gerechtigkeit preist. Die unterschiedlichen Ritz- und Maltechniken der Bilder weisen darauf hin, dass in der Werkstatt des Xenokles mehrere Maler tätig waren.
Die Schale zeigt Xenokles Geschick als Schöpfer von Trinkgefäßen, deren Bemalung bei Symposien sicher gerne besprochen wurde. Durch seine detailreiche Malweise gelingt es ihm, komplexe Gefühle so klar darzustellen, dass seine Bilder auch heute noch zu uns sprechen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum31. Mai 2024
ISBN9783759726155
Xenokles und die zänkischen Götter: Eine ikonographische Neubewertung der Kleinmeisterschale des Xenokles im Londoner British Museum
Autor

Wolf-Peter Wolf

Wolf, Jahrgang 1960, hat als Naturwissenschaftler in der Forschung und der Pharmaindustrie gearbeitet. Die Beschäftigung mit Fotografie und später auch mit griechischer Mythologie bildeten während dieser Zeit für ihn einen wertvollen Gegenpol zu einer verbrauchsorientierten, von Rationalität beherrschten Welt.

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    Buchvorschau

    Xenokles und die zänkischen Götter - Wolf-Peter Wolf

    ἧ μάλ᾽ ἔπος τόδ᾽ ἀληθές, ὅ τ᾽ οὐ μόνον ὕδατος αἶσαν,

    ἀλλ᾽ ἔτι καὶ λέσχης οἶνος ἔχειν ἐθέλει

    Kallimachos¹

    Inhalt

    Prolog

    Die Kleinmeisterschale des Xenokles im Londoner British Museum

    Hades – Herrscher über das Reich der Toten

    Die Schauseite der Schale

    Die Rückseite der Schale

    Ein Ausflug in die Hochklassik

    Hades mit Weinstock und Kantharos

    Poseidon

    Die Flügelpferde und die Dioskuren

    Die Innenseite der Schale: Iris, Eris oder Nike?

    Exkurse

    Anmerkungen

    Abkürzungen

    Katalog

    Literaturverzeichnis

    Bildnachweis

    Zusammenfassung

    Summary

    Epilog

    Prolog

    Endlich ist der Boden gefegt und die Hände aller Gäste sind sauber, ebenso ihre Trinkschalen. Ein Sklave setzt geflochtene Kränze auf ihr Haupt, ein anderer bietet in einem Schälchen süß duftendes Parfüm an. Das Mischgefäß steht bereit, gefüllt mit Frohsinn und anderer Wein ist vorhanden, der nie zu versiegen verspricht - milder Wein in Krügen, der aromatisch duftet und in der Mitte verströmt der Weihrauch seinen heiligen Duft" (Athen. deipn. 11, 462).

    Bei den alten Griechen wurde nahezu jedes Fest von einem Symposion begleitet. Die Anlässe waren vielfältig: ein Sieg im Wettkämpf, eine kultische Feier, Hochzeiten, aber auch Treffen mit Freunden. Im Mittelpunkt dieser feierlichen Zusammenkünfte, an denen nur Männer teilnehmen durften, stand der Weingenuss. Der Respekt vor dem Wein und seiner Wirkung war so groß, dass man seinen Genuss mit sorgfältig eingehaltenen religiösen Riten begleitete (Hetjens, 2020).

    Ein eigens gewählter Symposiarch bestimmte das Mischungsverhältnis von Wein und Wasser, die Art der Trinkgefäße und sogar die Gesprächsthemen. Die gefüllten Becher und Schalen wurden im Kreis herumgereicht und mussten oft in einem Zug geleert werden - gelöste Stimmung und weinselige Heiterkeit, aber auch Streit waren vorhersehbar. Wie wichtig ein guter Symposiarch war, lässt sich bei Athenaios erahnen:

    „Drei Schalen nur mische ich für die Gemäßigten - eine für die Gesundheit, die sie zuerst leeren, die zweite für Liebe und Vergnügen, die dritte für den Schlaf. Wenn diese ausgetrunken ist, gehen weise Gäste nach Hause. Die vierte Schale ist nicht mehr die unsere, sondern gehört der Gewalt; die fünfte dem Aufruhr, die sechste der Trunkenheit..." (Athen. deipn. 2, 36).

    Die Malereien auf den verwendeten Misch- und Trinkgefäßen waren sicherlich ein beliebtes Gesprächsthema bei den Symposien. Gut möglich also, dass der Maler Xenokles bei dem einen oder anderen Symposion aufgefordert wurde, seine neuesten Kreationen vorzustellen.

    Die Kleinmeisterschale des Xenokles im Londoner British Museum

    Xenokles lebte in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. im spätarchaischen Athen. Er bemalte häufig sogenannte Kleinmeisterschalen, eine Gattung schwarzfiguriger Schalen. Die Bezeichnung Kleinmeisterschale spielt auf die kleinformatige Bemalung dieser Trinkgefäße an. Die Schalen haben eine abgesetzte, breite Lippe, die mit einzelnen Figuren oder kleinen Gruppen bemalt werden konnte. Sie werden deshalb auch Randschalen genannt. Xenokles war ein fleißiger Maler, dessen Schalen auch bei den Etruskern sehr beliebt waren. Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, ob der Töpfer Xenokles mit dem Xenokles-Maler identisch ist (2). Beazley (1932) beschreibt seinen Malstil als „nicht kraftlos, aber schnell und rau, und die Figuren haben ein kurioses, altmodisches Aussehen" (3).

    Oft sind seine Schalen nur mit Palmetten, einigen Tieren, Satyrn oder Chimären verziert. Als sein bekanntestes Werk muss daher die im Londoner British Museum ausgestellte Schale gelten, die im etruskischen Vulci gefunden und zwischen 550 und 525 v. Chr. entstanden ist (Kat. 1). Die Schale hat einen Durchmesser von 22 cm und trägt auf der Außenseite zwei 10-15 x 3,5 cm große Bilder, unter denen sich Xenokles mit einem

    „Xenokles hat es gemacht als Hersteller zu erkennen gibt. Auf der Schauseite (siehe Exkurs „Schwarzfigurige Vasenmalerei) sind Zeus, Poseidon und vermutlich Hades umgeben von geflügelten Pferden zu sehen. Die Rückseite soll Dionysos mit Weinstock und Kantharos, Ariadne mit Blumen, Hermes und eine Göttin zeigen. Die Innenseite der Schale ist mit einer laufenden geflügelten Frau, vielleicht Nike verziert. Bis heute wird kontrovers diskutiert, wer und was im Einzelnen auf der Schale dargestellt ist. Hier soll eine Neuinterpretation der Malereien versucht werden, die sich zunächst auf die spätarchaische Darstellungsweise des Hades konzentriert.

    Hades – Herrscher über das Reich der Toten

    Mit Hades bezeichneten die Griechen den Herrscher über die Unterwelt aber auch die Unterwelt selbst. Ais, Aides und Aidoneus (Ἄϊς, Ἀΐδης, Ἀϊδονεύς) sind die für Homer bezeugten Schreibweisen seines Namens. Hades mit aspiriertem Alpha (Ἅιδης) ist nur in Attika gebräuchlich. Etymologisch lässt sich der Name auf „*a-wid zurückführen, was mit „nicht zu sehen, „unsichtbar, aber auch mit „unsichtbar machend übersetzt werden kann. In Griechenland rankten sich nur wenige Mythen um ihn und im Kult spielte Hades eine untergeordnete Rolle (Paus.

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