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Der Straßenmörder: Kriminalroman
Der Straßenmörder: Kriminalroman
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eBook172 Seiten2 Stunden

Der Straßenmörder: Kriminalroman

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Über dieses E-Book

"Der Straßenmörder" spielt in Hamburg. Die Tatwaffe ist in dieser spannenden Geschichte weder Messer noch Pistole, sondern das Auto. Die beiden Kommissare Lerch und Christiansen tappen lange im Dunkeln, Gemeinsam kommen sie dem Straßenmörder zwar auf die Spur, es gelingt ihnen aber nicht, ihn zu fassen. Bis am Schluss eine unerwartete Wende eintrifft ...
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum24. Mai 2022
ISBN9783347471825
Der Straßenmörder: Kriminalroman
Autor

Daniel Himmelberger

Daniel Himmelberger & Saro Marretta Daniel Himmelberger wurde 1957 in Bern geboren. Arbeitet dort als Schriftsteller und Musiker. Präsident des Berner Schriftstellerinnen und Schriftsteller Vereins (BSV). Mitarbeit beim MAD-Theater als Musiker und Komponist. 1999 Meisterkurs beim amerikanischen Jazz-Pianisten Kenny Barron. Mehrere CD-Veröffentlichungen als Musiker (Pianist). Buchveröffentlichungen: "Der Straßenmörder", Kriminalroman, Erpf Verlag, Pendragon Verlag,2009 (2. Auflage), tredition Verlag, 2022 (3.Auflage) und Hörbuch, Sprecher Thomas Piper, 2011 (audio media verlag, München). "Kaspar - Café des Pyrénées", Künstlerroman, Autorinnen Verlag Bern, 1997 und tredition Verlag, 2022. "SpracheSprachGespräch", Gedichtband, Fischer Verlag. Zusammen mit Saro Marretta: "Der Tod kennt keine Grenzen", Kriminalroman, Pendragon Verlag, Tandem Verlag (2.Auflage), 2017 Digital Publishers (3. Auflage) und Hörbuch, Sprecher Thomas Wingrich (Saga Egmont). "Die letzte Reise nach Palermo", Kriminalroman, Pendragon, Tandem, 2017 Digital Publishers (3. Auflage). "Spurensuche", Kriminalroman, tredition Verlag, 2021. "Das Blut des heiligen Gennaro - 46 Kurzgeschichten", tredition Verlag, 2022. www.daniel-himmelberger.com Saro Marreta wurde in Sizilien geboren und lebt ebenfalls in Bern. Er schrieb den Bestseller "Das Spaghettibuch", Kurzkrimis und Romane. Weitere Veröffentlichungen: "Agli", "Pronto commissario?", "La commissaria", "Piccoli italiani in Svizzera". Zusammen mit Daniel Himmelberger "Der Tod kennt keine Grenzen", "Die letzte Reise nach Palermo", "Spurensuche" und zuletzt "Die Leiche im Schnee - 46 Kurzkrimis". www. saromarretta.com

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    Buchvorschau

    Der Straßenmörder - Daniel Himmelberger

    1

    Kommissar Lerch saß an seinem von Akten überhäuften Schreibtisch in der siebten Etage des Kriminalkommissariats und versuchte nachzudenken. Es waren nun bereits fünf Jahre vergangen, seitdem er vom 1. Polizeiassistenten zum Kommissar befördert worden war, und er erinnerte sich noch deutlich, wie sehr er sich damals über die Beförderung gefreut hatte. Heute war er sich da nicht mehr so sicher. Die meisten Verbrechen verschwanden ungelöst in den Akten, es waren weniger als ein Drittel der schweren Fälle, die er und seine Mitarbeiter in den letzten Jahren aufklären konnten. Ganz zu schweigen von den unzähligen Verbrechen, von denen die Polizei nie etwas erfahren würde, weil es dafür keine Zeugen und keine Indizien gab. Das trübe Hamburger Wetter trug das Seine dazu bei, dass Lerch an diesem Morgen besonders mürrisch gelaunt war, ein Hundewetter, das nun bereits seit über zwei Monaten beharrlich anhielt und sich offenbar den ganzen Sommer über nicht mehr verziehen wollte. Heute gingen seine beiden Kinder zum letzten Mal vor der großen Sommerpause zur Schule, am Nachmittag fuhren viele Familien bereits los in den warmen Süden, um dort wenigstens zwei oder drei sonnensichere Urlaubswochen zu verbringen. Dass Hamburg zu den feuchtesten Pflastern Europas gehörte, wusste schließlich jeder, dass es aber hier auch im Sommer nicht mehr trocknen wollte, ging selbst einem waschechten Hamburger wie Kommissar Lerch nicht in den Kopf.

    „Das wird ja von Jahr zu Jahr schlimmer!", stöhnte er frustriert und dachte ernsthaft einen Augenblick daran auszuwandern. Solche schwachen Momente hatte er allerdings nur, wenn er nicht mehr über seine Akten- und Problemberge hinaussah und den ganzen Bürokram am liebsten hingeschmissen hätte.

    Der Gedanke an seine Familie brachte ihn rasch wieder zur Besinnung, denn er liebte seine Frau Ruth und die beiden Kinder David und Sarah über alles. Für sie würde er alles tun, und dank ihnen fand er immer wieder die nötige Kraft, im Beruf weiterzumachen, auch wenn es sicher einfachere Jobs gab als den seinen.

    „Was soll’s!", sagte sich der Kommissar zum hundertsten Mal in seiner nicht unbedingt ersprießlichen Polizeilaufbahn. Die Hoffnung auf eine friedfertige Welt hatte er ohnehin schon lange aufgegeben, spätestens, seit die Polizei ihr Hauptaugenmerk darauf lenkte, unzufriedene Demonstranten und Randalierer zu verfolgen und in Schach zu halten, anstatt ihre ganze Kraft und ihr ganzes Geschick für die Aufklärung wirklicher Verbrechen einzusetzen.

    Am meisten gab dem Kommissar die beängstigende Zunahme aggressiver Polizeieinsätze zu denken. Es kam in letzter Zeit öfters vor, dass vor allem jüngere Polizisten in ihrem Pflichteifer übertrieben und unbescholtene Bürger aus den wirrsten Verdachtsmomenten heraus festnahmen und wie Verbrecher behandelten. Solche Vorkommnisse schadeten dem Ansehen der Polizei beträchtlich, die als Freund und Helfer dem Bürger nahestehen und ihn nicht verunsichern und beunruhigen sollte.

    Vor allem bei den jungen Leuten gab es viele, die nichts mehr mit der Polizei im Sinn hatten, weil sie bei Demonstrationen oder Kontrollen schlechte Erfahrungen gemacht hatten.

    Das wog bei der Aufklärung wirklicher Verbrechen besonders schwer. Er wusste, dass er auf die Hilfe vieler Menschen verzichten musste. Entweder war es ihnen egal, was geschah, oder es fehlte ihnen an der notwendigen Sympathie, um die Polizei anzurufen und dieser ihre Beobachtungen mitzuteilen.

    – Ferien, dachte der Kommissar, schöne warme Ferien! Die hatte er jetzt dringend nötig, und es war ja bereits im Frühling so geplant gewesen, dass sie heute wie viele andere Familien in die Ferien fahren wollten.

    Dann war vorletzte Woche unerwartet etwas Schlimmes passiert: Einer seiner älteren Kollegen, Kommissar Christiansen, hatte einen Herzinfarkt erlitten und musste notfallmäßig ins Krankenhaus eingeliefert werden. Er hatte es überlebt, aber niemand wusste, wann und ob Christiansen jemals wieder einsatzfähig sein würde.

    Für Lerch bedeutete das ein jähes Ende seiner Urlaubsträume. Es war für alle in der Abteilung selbstverständlich, dass er einspringen musste. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich neben seinen Akten nun auch noch diejenigen von Christiansen in die Höhe.

    Christiansen war ein guter Mann gewesen. Dank ihm konnten etliche schwierige Fälle erfolgreich abgeschlossen werden. Deshalb war er auch mit Aufträgen überschüttet worden, und all das sollte nun Kommissar Lerch weiterverfolgen. – Und wer würde ihm dabei helfen? Bei der Mordkommission gab es nur noch wenige tüchtige Leute. Die meisten arbeiteten für die Statistik, und oft war es ihnen mehr als recht, wenn sie einen Fall ad acta legen konnten, ohne ihn aufgeklärt zu haben. Viele Verbrechen blieben ohnehin unaufgeklärt, und jeder Fall, der vollständig und lückenlos aufgedeckt werden konnte, gehörte zu den Glücksfällen in der Polizeiarbeit. Um einen solchen Glückstreffer zu landen, benötigte man eine gewaltige Portion Energie, Geduld, Gespür und vor allem Glück.

    Doch das Glück ließ oft auf sich warten, oder man bekam es gar nie zu Gesicht. Deshalb schoben die meisten Kriminalbeamten eine ruhige Kugel und verbrachten ihre Arbeitszeit mit Vorliebe am Schreibtisch oder beim Kaffeeautomaten.

    Mit Christiansen hatte Kommissar Lerch den einzigen Kollegen verloren, mit dem er zuverlässig zusammenarbeiten konnte. Christiansen besaß ein Gedächtnis wie ein Computer und konnte sich an fast alle wesentlichen Daten erinnern. Das war für Lerch von unschätzbarem Wert gewesen, zumal er selbst eine fast unschlagbare Kombinationsfähigkeit aufwies, dank der er bereits mehrmals eine wichtige Spur gefunden hatte. Doch ohne Christiansen schien ihm ein erfolgreiches Weiterarbeiten beinahe unmöglich. Wo sollte er die nötigen Fakten und Hinweise hernehmen? Die Daten aus dem Computer konnte er von vornherein vergessen, weil die Fachidioten, die ihn pflegten, keine Polizisten waren, sondern zu einem Software-Laden gehörten. Die speisten nur das ein, was die Kommissare ihnen schriftlich reinreichten, und das brauchten sie dann weiß Gott nicht wieder auf den Bildschirm zu holen, wenn sie es bereits in ihren Akten hatten.

    Missmutig schaute Kommissar Lerch zum Fenster hinaus. Er mochte an diesem Morgen gar nicht mit der monotonen Schreibarbeit beginnen und griff deshalb gedankenverloren nach der Zeitung.

    2

    Holms saß in seinem Wagen, einem alten, mächtigen Ford-Mustang, und beobachtete die Straße. Sein Gesicht war angespannt, hastig rauchte er eine Zigarette nach der anderen, die Lichter des Wagens hatte er ausgeschaltet, damit niemand auf ihn aufmerksam wurde.

    Jetzt drückte Holms die letzte Zigarette in dem Aschenbecher aus und kontrollierte anschließend, ob alle Fenster und Türen fest verschlossen waren. Dann nahm er vom Rücksitz zwei Lederhandschuhe und streifte sie sorgfältig über die Hände. Übers Gesicht zog er eine Strumpfmaske, die nur noch seine blauen Augen und die spitze Nase freiließ.

    Holms war sicher, dass ihn so niemand erkennen konnte. Das einzige Risiko, das er einging, war der Moment, in dem er hier im Dunkeln wartete und sich vermummte. Deshalb schaute er sich noch einmal gründlich um, ob ihn jemand beobachtete. Er sah niemanden, alles war still, an der Straße entlang standen die geparkten Autos, nichts regte sich.

    Holms wusste, dass es nicht mehr lange dauern konnte. Seine kalten Augen beobachteten angespannt die Kreuzung, die vollkommen im Dunkeln lag, weil eine der Straßenlampen in der Nähe defekt war.

    Auf einmal sah Holms die Silhouette eines alten Mannes bei der Kreuzung auftauchen. Blitzschnell startete er den Wagen und fuhr die Straße hinab.

    Der Weg bis zur Kreuzung war nicht weit, höchstens 80 Meter. Holms benötigte dafür bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 45 km/h nicht länger als 6,4 Sekunden.

    Er wusste, dass der alte Mann, der soeben in die Straße einbog, mindestens doppelt so lange brauchte, um sie zu überqueren.

    Holms hatte vorher alles bis ins Detail geplant und berechnet. Er war überzeugt, dass es funktionieren würde, sogar dann, wenn er nicht ganz so schnell reagieren sollte. Er hatte diese Situation hundertfach durchgespielt. Der einzige Risikofaktor schien beim Wagen zu liegen. Der alte Ford war bisher zwar immer zuverlässig gewesen, doch bald würde er ihn gegen ein neueres Modell eintauschen müssen, das noch keine Mängel aufwies.

    Trotz der Sicherheit und der Gewissheit, dass alles perfekt laufen würde, drückte Holms kräftiger aufs Gaspedal, als er sich vorgenommen hatte.

    Der alte Mann hatte gerade die Straßenmitte erreicht, als Holms ihn mit über 70 km/h erfasste und überrollte. Ein Blick in den Rückspiegel genügte Holms, um sich zu vergewissern, dass der Mann tot war.

    So oder so wusste Holms, dass er nicht anhalten durfte. Ruhig bog er bei der nächsten Kreuzung ab und fuhr in die andere Richtung davon.

    Erst jetzt streifte sich Holms während der Fahrt Maske und Handschuhe ab. Dann schaute er auf die Digitaluhr am linken Handgelenk. Es war genau 23: 47 Uhr. Um Mitternacht würde er bereits zu Hause sein und schlafen gehen.

    3

    In der Hamburger Morgenpost stand wie gewöhnlich nichts Besonderes.

    Ein weiterer Chemieunfall, einige Tote bei einem Putschversuch in Südamerika, ein groß aufgemachter Bericht über den deutschen Flieger, der in Moskau auf dem Roten Platz gelandet war und deshalb von den Medien wie ein Nationalheld gefeiert wurde, und eine lange Liste von Verbrechen und Unfällen, die sich gestern oder vorgestern in Hamburg ereignet hatten.

    Beim Wetterbericht zuckte Kommissar Lerch zusammen: „Neues Azorentief löst Zwischenhoch über Norddeutschland ab", las er und fragte sich wieder einmal, ob er nicht doch auswandern sollte, zumal die graue Soße, die er auf der anderen Seite der Fensterscheibe sah, in der Zeitung auch noch als Zwischenhoch bezeichnet wurde.

    Plötzlich fiel ihm auf der drittletzten Seite der Zeitung ein unscheinbarer Artikel mit folgendem Inhalt auf:

    Betagter Fußgänger tödlich verletzt

    pid. Ein 67-jähriger Fußgänger ist im Stadtteil St. Pauli den schweren Verletzungen erlegen, die er bei einer Kollision mit einem Personenwagen erlitten hatte. Der Unfall ereignete sich am Freitagabend zwischen 23: 30 und 23: 50 Uhr an der Kreuzung Balduinstraße-Friedrichstraße. Der alte Mann bog von der Balduinstraße in die Friedrichstraße ein, als er von einem Auto erfasst und dabei tödlich verletzt wurde. Der Autofahrer beging Fahrerflucht. Die Polizei bittet Zeugen, die den Unfall gesehen haben, sich mit ihr in Verbindung zu setzen.

    Telefon: 0049/681141113

    Das war doch die Nummer von Christiansen, dachte Kommissar Lerch. Eine Nummer, die er von seinen täglichen Gesprächen mit ihm auswendig wusste, im Gegensatz zu all den vielen Notrufnummern bei der Polizei, die er noch heute – nach über 20-jährigem Dienst – im Verzeichnis nachschlagen musste.

    Es war typisch für den überdimensionierten Polizeiapparat, dass keiner merkte, dass Christiansen bereits seit über zwei Wochen fehlte. Das konnte nur geschehen, weil ein Schwachkopf von einem Beamten diese Mitteilung veröffentlicht hatte, ohne vorher bei der Abteilung nachzufragen.

    Und es war erschreckend, wie anonym und gleichgültig der Polizeiapparat funktionierte und dabei immer dümmere Fehler unterliefen. Die Arbeitsteilung hatte ihre Tücken, und wenn dann keiner mehr mit dem anderen zusammenarbeiten wollte, musste es früher oder später zu größeren Pannen kommen. Dass Kommissar Lerch erst durch die Zeitung von diesem Fall erfahren musste, empörte ihn schon ein wenig.

    Zumindest hätten die von der Spurensicherung nachfragen müssen und nicht automatisch damit rechnen dürfen, dass Christiansen den Fall übernehmen würde. Aber es gab halt immer solche Idioten, die blind ihre Arbeit ausführten und nicht bemerkten, dass der wichtigste Mann fehlte.

    „So ’n Mist …", seufzte Kommissar Lerch deprimiert und sein Gesicht verdüsterte sich sichtbar bei dem Gedanken, dass es ihm genauso ergehen könnte wie Christiansen.

    – Bei mir würde es wohl auch keiner merken, dachte er bitter und überlegte, wer jetzt wohl

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