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Schamlos: Die 10 größten Lügen der Politik
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Schamlos: Die 10 größten Lügen der Politik
eBook260 Seiten3 Stunden

Schamlos: Die 10 größten Lügen der Politik

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Über dieses E-Book

Seit Jahren und Jahrzehnten bedient sich die Politik der immer gleichen Erzählungen, die aber oftmals falsch sind. Politiker und Parteien nutzen stupide und erfundene Narrative, um ihre eigenen politischen Wahrheiten in Stein zu meißeln. Dabei werden diese in der Öffentlichkeit immer weniger hinterfragt und schaffen somit ein völlig verzerrtes Bild der Realität und der öffentlichen Meinung. Die Politikerin Laura Sachslehner, die in ihrer Arbeit selbst immer wieder mit diesen irreführenden Narrativen konfrontiert ist, verrät die zehn größten Lügen der Politik, wonach Wohlstand beispielsweise unsozial sei oder wir alle Menschen, die in unser Land kommen, integrieren könnten, wenn wir uns nur genug anstrengten. Besonders gefährlich erscheint ihr das deshalb, weil auf Basis dieser Lügen letzten Endes auch politische Maßnahmen diskutiert und getroffen werden. Das Volk werde dabei oft schamlos angelogen. Laura Sachslehner plädiert in ihrem neuen Buch für mehr Wahrheit und Verantwortungsbewusstsein in der politischen Auseinandersetzung – egal, ob es Fragen der Gerechtigkeit, die Ausgestaltung des Sozialsystems oder die Debatte rund um unkontrollierte Migration und die Integration von Zugewanderten betrifft.
SpracheDeutsch
HerausgeberSeifert Verlag
Erscheinungsdatum7. Mai 2024
ISBN9783904123907
Schamlos: Die 10 größten Lügen der Politik

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    Buchvorschau

    Schamlos - Laura Sachslehner

    SCHAMLOS

    DIE 10 GRÖSSTEN LÜGEN DER POLITIK

    LAURA SACHSLEHNER

    SEIFERT VERLAG

    unveränderte eBook-Ausgabe

    © 2024 Seifert Verlag

    1. Auflage (Hardcover): 2024

    ISBN: 978-3-904123-90-7

    ISBN Print: 978-3-904123-85-3

    Umschlagfoto: Garima Smesnik

    Sie haben Fragen, Anregungen oder Korrekturen? Wir freuen uns, von Ihnen zu hören! Schreiben Sie uns einfach unter office@seifertverlag.at

    www.seifertverlag.at

    facebook.com/seifert.verlag

    INHALT

    Einleitung

    1. Linke machen ­Politik für arme Menschen

    Arbeit besiegt Armut

    Der große Mythos von der Umverteilung

    Auf die Plätze, fertig, heizen

    Die Zwei-Klassen-Gesellschaft

    2. Wohlstand ist asozial

    Der rote Traum vom Antikapitalismus

    Anti-Wachstums-Ideologie als Lifestyle

    Schulden sichern keinen Wohlstand

    Das Ziel ist die schwarze Null

    3. Der Rückschritt bringt uns bessere Zeiten

    Die falsche Transformation

    Das unehrliche Spiel der Grünen

    Ein Versprechen für den Fortschritt

    4. Europa weiß es besser

    Die unendliche Geschichte europäischer Moral

    Falsche Verantwortung in der Migration

    Der Drang zur Überregulierung

    Europas moralische Lieferkette

    Wohnraum als Spielball linker Ideologie

    Eingriff in Familienpläne

    Europa muss vom hohen Ross herunter

    5. Europa ist der Mittelpunkt der Demokratie

    Gebrochene Versprechen

    Der undemokratische EuGH

    Der Kampf muss sich lohnen

    6. Wir werden alle integrieren können, wenn wir nur wollen

    Kein Schmelztiegel mit Islamisten

    Das Asyl-Märchen

    Die Folgen unseres Versagens

    7. Illegale Migration ­rettet unseren Arbeitsmarkt

    Das Schicksal der Demografie

    Familiengründung als Gretchenfrage

    Frauenpolitik ist Arbeitsmarktpolitik

    Zu wenig, um zu bestehen

    8. Unser Rechtssystem sorgt immer für Gerechtigkeit

    Kavaliersdelikt Menschenhandel

    Drogendelikte als Volkssport

    Präventivhaft für straffällige Asylbewerber

    Fußfesseln für Frauenschläger

    Recht und Ordnung sind kein Selbstzweck

    9. Gleichheit schafft Zusammenhalt

    Einheitsbrei statt Talente

    Die einzig wahre Kultur

    Wir müssen streiten

    10. Demokratie muss man für einzelne Interessen opfern

    Eine Minderheit, die steuert

    Das Modell Schweiz

    Der laute Wille

    Fazit: Wir sind die Mehrheit

    Endnoten

    EINLEITUNG

    „Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, dass das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes."

    Salvador Dalí

    Jeder von uns kennt sicher dieses Gefühl. Wenn man eigentlich schon lange weiß, dass etwas nicht der Wahrheit entspricht, man sich das aber nicht eingestehen möchte. Wenn man zwar insgeheim weiß, dass etwas eine Lüge ist, aber man den Gedanken daran lieber noch etwas länger wegschiebt. Vielleicht, weil die Illusion, in der man sich gerade befindet, doch schöner ist. Vielleicht, weil die Wahrheit zu viel verändern würde. Vielleicht, weil es einem auch zu anstrengend erscheint, sich mit der Realität auseinanderzusetzen und es anders bequemer ist. Ich bin mir sicher, jeder von uns kennt das aus seinem Alltag.

    So kann es einem in vielen Situationen im Leben gehen. Im Job, in Freundschaften, in Beziehungen, in der Familie. Überall da, wo Menschen miteinander agieren, gibt es auch das Spiel zwischen Wahrheit und Lüge. Das gehört wohl zum Leben dazu. Nicht jede Lüge ist schlecht. Nicht jede Lüge passiert in böser Absicht. Manchmal ist der Gedanke dahinter vielleicht sogar ein lobenswerter. Um etwas schöner darzustellen, als es ist. Um einen geliebten Menschen nicht zu verletzen. Oder vielleicht, um sich selbst bei irgendetwas mehr Ruhe zu verschaffen. Das ist alles in vielerlei Hinsicht legitim.

    Und genauso wie uns diese kleineren und größeren Lügen an vielen Stellen im Alltag begegnen, treffen wir sie auch in der Politik an. Dabei spreche ich nicht von dem plumpen Vorwurf, den Parteien einander manchmal machen, man würde jeweils absichtlich den Wähler anlügen. Es ist in meinen Augen viel komplizierter als dieser simple Schlagabtausch, der mittlerweile fester Bestandteil des politischen Tagesgeschäfts – vor allem in Wahlkämpfen – ist.

    Um das besser differenzieren zu können, muss man sich zuerst die Frage stellen, worum es denn ganz grundsätzlich in der politischen Arbeit geht. Meiner Meinung nach geht es darum, das Beste für unsere Gesellschaft rauszuholen. Die beste Idee mit dem besten Endergebnis umzusetzen. Dass das auch getragen ist von unterschiedlichen Weltanschauungen, ist klar. Das gehört ebenfalls zur politischen Auseinandersetzung.

    Doch unabhängig von Ideologie und Gesinnung gibt es einige Narrative, an denen sich die Politik seit Jahrzehnten festklammert. Erzählungen und festgefahrene Wahrheiten, an denen sich dann die Berichterstattung, die öffentliche Meinung und der politische Diskurs orientieren. Dazu zählen zum Beispiel Vorstellungen, wer oder was gut oder böse ist. Welche politische Einstellung sozial ist. Und welche es nicht ist. Dazu gehören zum Beispiel Erzählungen darüber, wer in unserer Welt als menschlich zu gelten hat. Welche Art der Politik als warmherzig und großzügig gilt. Und auch was wiederum die herzlosen und berechnenden Akteure in der Politik ausmacht. Wer die Helden sind und wer die Schurken. Auf dem Fundament dieser falschen Narrative wird dann Tagespolitik betrieben. Einzelne Parteien und Politiker profilieren sich auf Basis dieser Narrative.

    All diese Erzählungen sind unterfüttert mit einer Art von allgemeingültigen Wahrheiten, die einfach stillschweigend hingenommen und weitergetragen werden. Und das, obwohl sie bei genauerer und ehrlicher Betrachtung nicht der Realität entsprechen. Dabei muss man berücksichtigen, dass die Wahrheit nicht unbedingt eine politische Kategorie ist. Zwar erhebt natürlich jeder, der Politik macht, für sich den Anspruch, die Wahrheit zu vermitteln, und zu Recht ist der Wahrheitsanspruch auch etwas, was die Gesellschaft als Gradmesser für jeden, der politisch tätig ist, erachtet. Doch so wirklich hinterfragt wird das dann nicht. Sonst müssten wir doch schon lange wissen, dass viele Zuschreibungen, mit denen einzelne Parteien spielen, nicht der Wahrheit entsprechen. Wir müssten uns eingestehen, dass manche Institutionen und auch manche Regelwerke, die für uns sakrosankt sind, längst eines kritischeren Blickes und Umgangs bedürfen. Und wir müssten einsehen, dass nicht alles, was in unserem Land und in unserem politischen System nach außen glänzt, dies auch wirklich nach innen tut.

    Dabei muss man natürlich zwischen solchen unterscheiden, die sich dieser Narrative bedienen, und jenen, die sie entscheidend prägen. Nicht jeder, der beispielsweise das Märchen, ein restriktiver Zugang beim Thema Migration sei unmenschlich, nachplappert, tut dies mit einem Hintergedanken. Nicht jeder, der davon spricht, die Autos aus dem täglichen Leben zu verbannen, möchte damit eine marxistische Revolution anführen. Und nicht jeder, der behauptet, die Marktwirtschaft sei eines der größten politischen Probleme unserer Zeit, verfolgt dabei eine eigene politische Agenda. Manche sehr wohl, aber viele nicht.

    Viele wollen einfach an diese Dinge glauben. Ich vermute mal, weil es ihnen Lösungen und Perspektiven auf sehr komplexe Fragen der Zeit liefert. Einfache Antworten auf Fragen, auf die es oft nicht die eine Antwort gibt. Es ist gerade seitens der Politik leichter, so zu argumentieren – vor allem, wenn man dafür auch noch medialen Applaus bekommt. Für schöne, angepasste und einfach klingende Botschaften gibt es immer mehr Applaus. Die unschönen Wahrheiten auszusprechen, die Dinge zu hinterfragen, die für viele als unantastbar gelten, ist eine viel größere Herausforderung. Diese kann gerade in der politischen Auseinandersetzung zu einem Verhängnis werden. Das weiß jeder, der sich politisch engagiert. So ist es nicht verwunderlich, dass viele einen anderen Ausweg aus diesem Dilemma wählen.

    Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass nicht nur die Politik selbst weiß, dass vieles davon schlicht längst überholte oder einfach nur stumpfsinnige Geschichten sind. Das wissen auch die Medien und viele Meinungsmacher. Wieso es trotzdem dann seit vielen Jahren so funktioniert? Weil es in diesen Fragen oft um Moral geht. Und um den Wunsch, klarmachen zu können, dass die einen – die Guten – den anderen überlegen sind. Sich selbst, seine Sicht auf die Welt und den eigenen Anspruch als das moralisch Gute und das moralisch Erhabene zu verfestigen, kann für viele eine starke Motivation sein. Auch wenn das vielleicht ein nachvollziehbarer Wunsch ist, so ist es doch auch ziemlich schamlos. Es ist schamlos, für die eigene Agenda Erzählungen etablieren zu wollen, die keiner Realität entsprechen. Und es ist schamlos, dass dann anhand dieser Erzählungen tatsächlich politische Maßnahmen diskutiert werden.

    Genau das passiert aber jeden Tag aufs Neue. Nicht nur in Österreich, diese Dynamiken gibt es natürlich auch in anderen Ländern Europas und der Welt. Werfen wir einen Blick zurück in die Geschichte, dann sehen wir, dass solche falschen „Wahrheiten bereits in der Vergangenheit in totalitären Staaten wie dem Dritten Reich oder auch der Sowjetunion gleichsam zur „Staatsdoktrin verfestigt wurden, z. B. die „rassentheoretisch begründete Aussage der NS-Ideologen: „Juden sind böse Untermenschen und wirken zersetzend auf unseren Volkskörper. Diese „falsche Wahrheit" wurde damals zum Instrument der Unterdrückung, Verfolgung und Ausbeutung.

    Auch im Kolonialismus spielten falsche Wahrheiten eine unheilvolle Rolle. Mit dem Argument, das seien ja nur „Heiden", ließ sich das Abschlachten indigener Bevölkerungen, deren Land und Bodenschätze man wollte, von den Kolonial­mächten bequem rechtfertigen. Man hatte ja die Wahrheit für sich gepachtet.

    Umso gefährlicher sind auch heutige Narrative, die von politischen Gruppierungen als die einzig richtige Wahrheit dargestellt werden. Auch heute sind diese moralisch erhabenen Erzählungen, mit denen man versucht, ganze Generationen zu prägen, kein Phänomen, das sich auf unsere Landesgrenzen beschränkt. Linke Narrative, die versuchen, jedem, der nicht links ist, ein schlechtes Gewissen einzureden, erleben wir genauso in Deutschland, in Italien, in Großbritannien und in vielen anderen Ländern der Welt. Erzählungen vom Guten und vom Bösen, vom Klassenkampf und von den bösen Mächtigen – sie funktionieren immer wieder und überall. Sie funktionieren, weil sie Geschichten erzählen, die gut klingen und einen Feind zeichnen, gegen den man sich wenden kann. Auf den man wütend sein kann, wenn etwas falsch läuft, und auf den man hinhauen kann, wenn einem sonst nichts mehr einfällt. Dieser Narrative bedient sich natürlich nicht nur der linke Rand, sondern auch der rechtsextreme. In diesem perfiden Spiel falscher Narrative treffen sich genau die Ränder, die sich eigentlich bekämpfen wollen, und versuchen oft, die öffentliche Meinung für sich zu instrumentalisieren.

    In beiden Fällen ist die Wahrheit oft weit entfernt von diesen Erzählungen. Doch das Problem der Wahrheit ist, dass sie häufig wesentlich komplizierter und unbefriedigender ist als so manche dieser Erzählungen. Also halten sich Politiker, Meinungsmacher und viele andere lieber an falschen Erzählungen fest – denn es macht ihnen das politische Leben und die eigene Kommunikation einfacher. Und das ist in einer Welt, wie wir sie heute erleben, natürlich besonders verlockend. Die Konsequenzen daraus treffen uns alle und sind gefährlich.

    Mich frustriert das. Es frustriert mich nicht nur in meiner eigenen politischen Arbeit, sondern vor allem auch als Mensch, der den Anspruch an das Leben erhebt, sich mit tatsächlichen Realitäten zu beschäftigen und nicht in einer künstlich geschaffenen Blase herumzuschweben. Immer wieder hören wir doch, wie gefährlich es ist, dass sich Menschen durch soziale Medien und Algorithmen nur noch in ihren eigenen Echokammern bewegen. Und dann reproduzieren wir diese Blasen selbst immer wieder. Das kann nicht das Ziel sein. Und das kann nicht der Anspruch eines jeden in der eigenen politischen Arbeit sein. Also versuche ich mich in diesem Buch der Wahrheit zu nähern. Was die Wahrheit in diesem Fall ist? Wie Thomas von Aquin formulierte, liegt die Wahrheit im Grunde in der Übereinstimmung von Verstand und Sache.⁠ ¹ Umso entscheidender, dass wir uns nicht von lautstarken Meinungen leiten lassen, sondern uns die Fakten dahinter anschauen. Hier geht es nicht um eine konstruierte Wahrheit, die meiner Weltanschauung entspricht. Sondern um eine Wahrheit, die auf Daten, Ereignissen und tatsächlich erlebten Gegebenheiten basiert. Und ich weiß, wie so oft, wird das nicht jedem gefallen.

    „Die Wahrheit ist hässlich, sagte einst schon Friedrich Nietzsche. Das mag wohl besonders für den öffentlichen Diskurs und die politische Auseinandersetzung stimmen. Das Eingeständnis, dass viele der Erzählungen, die wir uns in den letzten Jahrzehnten ungefiltert um die Ohren gehauen haben, nicht der Realität entsprechen, ist sicherlich für manche schmerzhaft. Für manche würde es auch mit dem Verlust von Einfluss, Macht und Meinungshoheit einhergehen. Wir wissen nur zu gut, was dann folgt. Die Empörung. Der Aufschrei Einzelner, die aber in der Öffentlichkeit ganz laut sein können. Einzelne linke Meinungseliten, die ihre Angst vor dem Verlust ihrer Meinungshoheit mit brachialer Gewalt in der öffentlichen Diskussion dadurch zum Ausdruck bringen, dass sie jeden, der ihre konstruierten Wahrheiten auch nur im Entferntesten angreifen möchte, sofort als „reaktionär und konservativ abstempeln. Da wird es dann schnell sehr laut, untergriffig und rabiat. Oft ist dann beinahe jedes Mittel recht, um jeden etwaigen Widerstand gegen diese Blase, so schnell es geht, niederzuschmettern.

    Doch wir merken, dass das immer weniger funktioniert. Menschen verzehren sich nach Wahrheiten. Und das vor allem in einer Zeit wie jetzt, wo wir alle langsam merken, dass viele dieser Märchen noch absurder scheinen, als es in der Vergangenheit ohnehin schon der Fall war. Gerade die Ereignisse der letzten Monate zeigen uns, dass viele Erzählungen linker Parteien auf anschauliche Art und Weise nun von selbst wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen – aber dazu später mehr. Dass manche dennoch nach wie vor so stur daran festhalten, ist in meinen Augen auch einer der Gründe, warum sich viele Menschen in ihre eigene Welt zurückziehen und wir sie nicht mehr erreichen. Nicht umsonst sinkt das Vertrauen in das Establishment, in Parteien und auch in Medien.

    Ich weiß genau, was sich nun einige, die das hier lesen werden, denken. Dass doch ich als Politikerin auch meine spezifische Wahrheit zu vermitteln versuche. Die Wahrheit, die meinen Wertvorstellungen und meinen Ansichten entspricht. Und natürlich, als Politikerin habe ich selbstverständlich Themen und Anliegen, die mir wichtig sind. Auch ich habe ein Weltbild, das sich in meiner politischen Meinung spiegelt. Aber das ist hier nicht der Punkt.

    Am Ende stellt sich nämlich nur eine Frage: Wollen wir in einer Welt leben, die durch die Wahrheiten einiger weniger bestimmt wird, oder wollen wir eine Welt, in der Fakten und der Sinn für Realität, für die alltägliche Lebenswirklichkeit der Menschen im Vordergrund stehen?

    Meine Entscheidung steht da schon lange fest. Ich halte es für absurd, dass wir in einer Zeit leben, in der es offenbar immer wieder notwendig ist, lautstark darauf aufmerksam zu machen. Ich halte es für absolut verheerend, dass wir in einer Zeit leben, in der nicht die Fakten im Vordergrund stehen, sondern nur diejenigen, die am lautesten schreien.

    Um dem endlich etwas entgegenzusetzen, versuche auch ich möglichst laut zu sein. Möglichst laut in diesem Buch und möglichst laut in meiner politischen Arbeit. Um der lauten und schreienden Minderheit, die sich lediglich vor ihrem eigenen Machtverlust fürchtet, etwas entgegenzusetzen. Denn während eine leise, oft schweigende Mehrheit, die diese Lügen Stück für Stück durchschaut, sich immer weiter zurückzieht, zeichnet sich die laute Minderheit vor allem durch eines aus: Schamlosigkeit. Schamlosigkeit, die oftmals einhergeht mit der arroganten Pose eines selbstgefälligen Besserwissertums, die einen nicht selten sprachlos zurücklässt. Oft scheint es so, dass nur diejenigen, die möglichst schamlos und dreist agieren, mit ihren Wahrheiten am Ende übrig bleiben. Das will und kann ich nicht hinnehmen.

    1

    LINKE MACHEN ­POLITIK FÜR ARME MENSCHEN

    „Grüne Ideen gedeihen nicht in den Quartieren

    der Arbeiter. Sie gedeihen in den Luxusvillen

    der ­Schickeria."

    Franz-Josef Strauß

    Während der Arbeit an diesem Buch bin ich in vielen Gesprächen immer wieder gefragt worden, warum denn linke Parteien nach wie vor so an ihren Erzählungen festhalten – obwohl wir gerade in jüngster Vergangenheit in vielen Bereichen sehen, dass diese Darstellungen keinem Realitätscheck standhalten. Meiner Meinung nach ist das ganz schnell auf den Punkt gebracht: Sie können nicht akzeptieren, dass viele Menschen nicht links denken und somit auch nicht links wählen. Sie wollen nicht akzeptieren, dass es in den letzten Jahren in Österreich keine Mehrheiten links der Mitte bei Wahlen gegeben hat. Und somit können sie auch nicht akzeptieren, dass ihr Weltbild lediglich das einer kleinen elitären Gruppe ist, sich aber nicht in der Breite der Bevölkerung wiederfindet. Und da sie das nicht akzeptieren können, greifen sie eben nun zu anderen Mitteln: Sie schaffen sich einfach ihre eigene Realität. Diese Realität aufrechtzuerhalten, funktioniert dann in der eigenen Echokammer und in der eigenen kleinen Blase – solange man sich

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